Zum Inhalt der Seite

Bayrische Hitze

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

III. Heißes Gericht (Ohne Adult)

III. Heißes Gericht (Ohne Adult)
 

~Henning~

Mir schwirrt der Kopf. Unzählige Gedanken fliegen darin wild durcheinander, versuchen meine Aufmerksamkeit zu erlangen, doch ich kann sie nicht greifen, geschweige denn, mich auch nur auf einen von ihnen länger als eine Millisekunde lang konzentrieren.

Passiert das hier gerade wirklich, oder träume ich?

Das frage ich mich schon seit ich nach dem Gespräch mit Niclas in der Küche vor Heiko stand.

Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Die Stimmung zwischen uns war, wider meines Erwartens, richtig gut. Ich hätte mit allem gerechnet. Damit, dass Heiko mit dem Küchenmesser auf mich losgehen, oder mir sauer seine Kündigung um die Ohren hauen würde. Aber nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil. Heiko lächelte mich an. 'Nic hatte Recht!', jubelte ich, doch dann ruinierte meine Mutter alles. Und das bloß, weil ich einen kleinen Fehler in die Buchhaltung reingehauen hatte. Selbstsabotage. Ich hätte mir in den Hintern treten können!

Ich befürchte schon, das Gespräch mit Heiko müsste bis morgen warten, aber zu meiner totalen Überraschung war er noch da. Stand in der Küche und wartete auf mich.

Was danach folgte, ist für mich immer noch nicht ganz greifbar. Der Kuss, die wilde Fummelei, der Blow Job …
 

"Henning? Kommst du?"

"Was?" Ich schrecke aus meinen Gedanken und schaue rüber zu Heiko. Der steht grinsend vor meiner Schlafzimmertür. Bloß in Unterwäsche und zum Anbeten heiß.

"Wir wollten doch Duschen. Du erinnerst dich?"

"Ähm ... ja! Natürlich." 'Duschen ... Mit Heiko.' Ein nervöses Kribbeln durchfährt mich.

Eigentlich schwachsinnig. Eine gemeinsame Dusche ist nichts mit dem, was wir noch vor wenigen Minuten drüben in der Küche miteinander getan haben. Dennoch werde ich diese Nervosität nicht los.

Vielleicht, weil ich immer noch Angst habe, dass hier könnte nicht real sein. Eventuell bin ich im Büro vor den Umsatzzahlen eingeschlafen. Könnte doch sein ...

"Henning?"

"Hm?"

Heiko runzelt die Stirn und fängt an zu lachen. "Also echt! Pennst du etwa schon?" Er kommt auf mich zu und nimmt meine Hand. Wie vorhin, nachdem wir ... "Du kannst jetzt aber noch nicht schlafen. Wir haben noch einiges vor heute Nacht." Heiko zwinkert mir vielsagend zu.

"Ich weiß", antworte ich ihm mit belegter Stimme. Seine Worte vorhin auf der Treppe waren eindeutig. Und auch die in der Küche. '... heute Nacht, morgen früh, in der Mittagspause, heimlich während der Arbeit, Abends nach Feierabend, an unseren gemeinsamen freien Wochenenden, die du ab jetzt hoffentlich immer auf den selben Tag legen wirst, an den Feiertagen und an sonst jeder sich bietenden Möglichkeit.' Das hörte sich doch echt nach ... nach etwas Festem an, oder?

Oh Mann! Ich wage es gar nicht, länger darüber nachzudenken! Das wäre zu schön ...

"Henning?"

"Ja?" Wir stehen im Badezimmer.

"Ausziehen."

"Hm?"

Heiko seufzt und sieht plötzlich besorgt aus. "Ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst zunehmend verstreuter."

"Nein! Alles bestens", erwidere ich hastig. "Es ist nur ... I-Ich bin ..." 'Herr Gott nochmal! Hör auf zu stottern du Idiot!'

"Okay. Verstehe", schmunzelt Heiko. "Anscheinend muss ich immer noch Überzeugungsarbeit leisten, hm?" Ich antworte nicht. Dass ich mich in seiner Gegenwart so bescheuert anstelle, ist mir unendlich peinlich.
 

Heikos Blick wandert runter und bleibt an meinem Schritt hängen. Ich folge ihm und bemerke, dass er schon längst seine Shorts ausgezogen hat. Wann ist denn das passiert?

Kommentarlos zieht er mir meine Unterhose über die Beine, bis sie an meinen Fußknöcheln zusammengesunken liegen bleibt. "Schaffst du den Rest allein?", fragt er mich anschließend mit einem frechen Unterton.

"Glaube ja."

"Gut." Heiko lächelt und betritt meine großzügige Dusche.

Entrückt beobachte ich ihn dabei, wie er die Brause anstellt und mit der Hand die Temperatur testet. Sie scheint akzeptabel zu sein, denn er stellt sich kurz danach unter den Strahl. "Kommst du endlich?" Er hält mir seine Hand hin.

Anstatt sie zu ergreifen, betrete ich die Dusche, stelle ich mich dicht vor ihn und lege meine Hände auf seine Taille. Heiko lächelt mich an und schlingt die Arme um meinen Nacken.

"Wieder wach?" Heikos Augen funkeln vergnügt. Ich nicke, ziehe ihn enger an mich und habe endlich das Gefühl, wieder ganz bei mir zu sein.
 

Erst jetzt wird mir richtig bewusst, dass ich Heiko wirklich in meinen Armen halte. Seine Wärme spüre, seinen festen Körper, die weiche Haut … 'So unglaublich schön fühlt sich kein Traum an.' Ich spreche da aus Erfahrung.

Mein Herz schlägt schneller und ein warmes Prickeln erfüllt meinen Körper. "Ich liebe dich. Schon so lange", flüstere ich. Gerade so laut, dass man es über das Rauschen des Wassers hinweg hören kann.

"Wie lange denn schon?", möchte er wissen und küsst mich sanft auf den Mundwinkel.

"Seit Ewigkeiten." Und noch viel länger ...

"Das ist aber lang", gluckst er. "Fast so lang, wie ich dich schon liebe. Mindestens."

"Ah ja?", grinse ich.

"Hmhm."

"Und wieso weiß ich erst jetzt davon?"

"Das Gleiche könnte ich dich auch fragen."

"Touché." Ich lächle dünn. "Ich hatte Angst vor deiner Reaktion."

"Ging mir auch so. ... Chef", erwidert Heiko.

Bei dem Wort Chef schüttle ich lachend den Kopf. Doch dann werde ich wieder ernster. 'Chef ... Das werde ich vielleicht nicht mehr lange sein, wenn meine Eltern hiervon erfahren.' "Das Hotel ..."

"Was ist damit?" Heiko mustert mich interessiert.

"Ich will es nicht verlieren", antworte ich und versuche den dicken Klos in meinem Hals runter zu schlucken. "Meine Eltern ... Sie wissen nicht, dass ..." Weiter komme ich nicht. Der Klos gewinnt.
 

~Heiko~

Hennings Blick wirkt verloren. Verloren und voller Angst.

Ich muss nicht lange herumrätseln, was er mit 'verlieren' und 'sie wissen nicht' meint. "Sie wissen nicht, dass du schwul bist." Er nickt schwach. "Wolltest du deshalb nie was mit mir unternehmen und bist mir aus dem Weg gegangen?"

"Auch." Langsam ergibt alles ein klares Bild. Eins, das ich nur zu gut kenne.
 

Ich hatte selbst an meinem Outing zu knabbern. Meine Eltern reagierten zwar nicht begeistert, hielten aber zu mir. Was man vom Großteil meiner restlichen Familie nicht sagen konnte.

Es ist schwer für mich gewesen. Teilweise immer noch, weshalb ich meine Sexualität auch weitgehend unter Verschluss halte. Geht ja auch so gut wie niemanden was an.

Aus diesem Grund kann ich mir auch relativ gut vorstellen, wie es Henning gehen muss. Ein Outing könnte für ihn bedeuten, alles zu verlieren. Seine Familie, seine Arbeit, sein Zuhause.

Ich mag gar nicht wissen, wie schlecht er sich all die Zeit über gefühlt haben muss. Mir ging es ja allein schon vor lauter Liebeskummer zeitweise total dreckig, aber bei Henning hängt da noch viel mehr dran. Er muss sich total verlassen gefühlt haben. Er tut mir so leid ... Zeit, ihn auf andere Gedanken zu bringen. Wenigstens für heute Nacht.
 

Ich umarme ihn fest und kraule durch das nasse Haar an seinem Hinterkopf. "Lass uns morgen darüber reden, wenn du willst", flüstere ich.

"Okay."

"Heute Nacht gibt es nur uns."

Zärtlich schmuse ich mit dem Mund an Hennings Ohr entlang. Am Ohrläppchen halte ich inne, nehme es zwischen meine Lippen und sauge sachte dran. Henning seufzt und legt den Kopf schief, genießt einfach nur. Sehr gut. Genau das, was ich beabsichtigt habe.

Langsam streichle ich mit den Händen auf Hennings Körper umher. Nach einer Weile nehme ich Duschgel dazu und verteile es auf seiner Haut. Der Duft von süßen Früchten erfüllt die Kabine.

"Darf ich auch?"

"Logisch", grinse ich und reiche ihm die Flasche.
 

Hennings Lippen suchen meine. Blind taste ich nach dem Wasserhahn und stelle ihn aus. So lässt es sich besser einschäumen. Ganz zu schweigen vom Atmen. Beim Küssen Wasser in die Lunge zu bekommen heizt die Stimmung nicht gerade weiter an.

Überrascht fahre ich zusammen, denn Henning hat plötzlich meinen Hintern umfasst und packt ihn fest. "Zu fest?"

"Nein", keuche ich ihm gegen die längst angeschwollenen Lippen. "Mehr davon!" Henning lacht.

Ich dagegen lasse ihn spüren, wie heiß mich seine Knetkünste machen, und reibe meinen Schritt gegen seinen, wo ich wiederum auch so einiges spüren kann.
 

***
 

~Heiko~

"Ich glaube, so sauber war ich noch nie", grinse ich und steige, so wie Gott mich schuf, in Hennings Bett.

Dieser steht an dessen Fußende und rubbelt sich noch fix die Haare trocken. "Muss mir das jetzt zu denken geben?"

"Muss es nicht. Damit wollte ich nur andeuten, wie überaus gründlich du an manchen Stellen warst." Sehr, sehr gründlich ...

"Ist das eine Beschwerde? Wenn ich mich recht erinnere, wolltest du das doch."

Ich grinse Henning süffisant an. "Das einzige, worüber ich mich beschweren könnte, wäre, dass du so schnell damit aufgehört hast." Ich war schon wieder so kurz davor gewesen! Mein Hintern bettelt immer noch nach Hennings Finger.

"Wer sagt denn, dass ich nicht gleich damit weiter machen will?", säuselt mein süßer Henning, wirft das Handtuch von sich und läuft um das Bett herum.

"Dann komm endlich her", wispere ich und greife mit meiner freien Hand nach seiner Hüfte. Endlich liegt er neben mir.
 

Ich rücke dichter an ihn. Unsere Lippen finden sich blind und tanzen wild miteinander, während ich mein linkes Bein zwischen seine schiebe. Henning gibt ein tiefes Brummen von sich, schlingt seine Arme um meinem Rücken und rollt sich stürmisch auf mich.

Ich winde mich leicht unter ihm, bis ich mit beiden Beinen seinen Hintern in die Zange nehmen kann. "Hab ich dich endlich da, wo ich dich haben wollte", kichere ich und klaube mir einen weiteren Kuss.

"So so", sagt Henning. "Hinterhältiges Aas."

"Daran wirst du dich gewöhnen müssen."

"Nichts lieber als das." Henning gibt ein hinreißendes Lachen von sich, das mein Herz für ein paar Takte aus den Rhythmus geraten lässt.
 

~Henning~

Heikos Augen strahlen mich glücklich an.

Sanft fahre ich mit dem Daumen an Heikos Kinn entlang. Er steckt es mir einladend entgegen, wobei mein Daumen an seinem Hals entlang rutscht. Ich kann feine Bartstoppel fühlen. Wie es sich wohl anfühlt, sie mit der Zunge zu berühren? Probieren wir es doch einfach aus.

Heiko lacht leise, steckt seinen Kopf noch höher und vergräbt die Finger in meinen Haaren. Ich kann das Duschgel schmecken und auch riechen. Aber auch noch etwas anderes. Etwas herb-männliches. Mein Puls jagt höher.

Vorsichtig kratze ich mit den Zähnen über die Haut. Heiko keucht und biegt sich mir entgegen. Seine Finger zupfen an meinen Haaren und seine Beine, die halb auf meinem Hintern liegen, pressen sich fester an mich.

Ich bin so verdammt spitz, dass ich mich kaum noch zügeln kann. Ich muss all meine Willenskraft zusammenfegen, um wenigstens eine Hand von Heiko loszubekommen, um unter das Kissen greifen zu können. 'Wo hab ich es nur ...? Da!' Gleitgel hätten wir schon mal. Fehlen nur noch die "Kondome."

"Was?" Heiko knabbert an meinem linken Ohrläppchen.

"Die Kondome. Ich hab sie nicht hier."

"Und?", seufzt mein spitzer Spitzenkoch und taucht mit der Zunge in mein Ohr.

Erschrocken keuche ich auf und schüttle die freche Zunge ab. "Die liegen im Badezimmer. Einer von uns muss aufstehen und sie holen", erkläre ich unser Dilemma.

"Oh." Ich werde schräg grinsend gemustert. "Wer bunkert denn Gummis im Bad?"

"Ich", blaffe ich, sauer auf mich selbst. "Bin gleich wieder da", verspreche ich und klettere von Heiko runter.

'Soviel zum Thema sofort zustoßen.' Aber wer konnte schon ahnen, dass DAS heute passiert?
 

~Heiko~

Eigentlich hätte ich Henning, als Junior Chef eines Restaurants, mehr organisatorisches Talent zugetraut. "Gummis im Bad", kichere ich und räkle mich ein wenig auf der weichen Bettdecke. Gemütlich. Daran könnte ich mich echt gewöhnen.

Andererseits könnte dies auch bedeuten, Henning hatte schon länger keinen Herrenbesuch. Oder aber, dass er nur auswärts Männer trifft. 'Wäre auch nur logisch ...'

"Fuck!" Ich will nicht über sowas nachdenken! Es ist schwachsinnig und vor allem total bescheuert, sich darüber Gedanken zu machen. Schließlich war er Single und hatte jedes Recht dazu, sich mit anderen ...

"Hab sie!" Henning kommt zurück und klettert eilig wieder zu mir ins Bett. "Sind aber letzten Monat abgelaufen", meint er nachdenklich und begutachtet die Packung. "Meinst du, das ist schlimm?" Fragend sieht er mich an.

Ich mustere die Packung. Noch ungeöffnet. 'Ungeöffnet und das Mindesthaltbarkeitsdatum ist abgelaufen.' Ich hasse es, es zuzugeben, aber das beruhigt mich. "Wann hast du die denn gekauft?", mag ich von Henning wissen und klaube mir die Packung. Extra feucht in allen Regenbogenfarben. Sehr nett.

"Weiß nicht mehr." Er zuckt mit den Schultern. "Hab länger keine gebraucht." Mein Herz schlägt schneller.

"Wie lange?", hake ich auch schon nach, ohne darüber nachzudenken. Wieder ein Schulterzucken und ein beschämter Blick nach unten. "Also schon seit Ewigkeiten?" Er nickt schwach. "Hm. Abgelaufene Kondome sollte man nicht mehr benutzen." Klare Sache. Die Dinger können trocken sein und reißen. Selbst die extra feuchten.

Henning wirft die Packung seufzend über Bord. "Und jetzt?"

"Durchsuche ich meinen Geldbeutel", beantworte ich seine Frage und quäle mich aus dem Bett. "Normal habe ich immer eins dabei."

"Okay ..." Henning sieht mich merkwürdig an.

"Was denn?" Eigentlich muss ich gar nicht fragen. Wetten, er denk über das Gleiche nach, wie ich eben?

"Nichts", beteuert er, was ich ihm allerdings nicht abkaufe.

"Okay ...", ahme ich ihn nach, bevor nun auch ich zurück ins Badezimmer gehe, wo noch meine Hose liegt.
 

~Henning~

Wieso hat Heiko immer Kondome dabei? Bedeutet das, er hat Sex mit anderen Kerlen?

Okay, okay. Daran ist nichts Verwerfliches. Schließlich ist er Single. Trotzdem ... Es zerrt an meinen Nerven. Ich mag es mir gar nicht vorstellen!

"Tada!" Heiko ist wieder da. "Und es ist noch haltbar", lacht er, setzt sich auf das Bett und übergibt es mir.

"Wie praktisch", brumme ich. "Immer einsatzbereit." Für den Satz sollte ich mich gleich selbst Ohrfeigen. Besonders, weil Heiko nun den Kopf schräg legt und mich stirnrunzelnd anschaut.

"Das musste ich", sagt er. "Es hätte ja jederzeit passieren können."

"Was hätte passieren können?" Mein Bauch fühlt sich komisch an. Ich will die Antwort eigentlich gar nicht wissen!

"Na das hier", grinst Heiko und wirft sich der Länge nach auf mich.

Mit einem leisem "Uff" fange ich ihn auf.

Immer noch grinsend bleibt er auf mir liegen. "Sag jetzt nicht, du dachtest, ich würde wild durch die Gegend vögeln", kichert er.

"Nein! Also ... Ich ... ich fand es nur ... irgendwie ... komisch." Innerlich schimpfe ich mich einen Idioten. Was quassle ich denn da schon wieder?

"Genauso komisch wie Kondome im Badezimmer zu lagern?"

"Äh ..."

Heiko biegt sich vor lachen. "Wie kann es nur sein, dass wir beide ständig das Selbe zu denken und zu fühlen scheinen, und trotzdem jetzt erst zusammenfinden?"

"Äh ..." Zu einer geistreicheren Antwort bin ich anscheinend nicht fähig.
 

Heiko schmunzelt immer noch, als er wieder von mir runter rollt und sich mir seitlich zugewandt hinlegt. Seine Hand berührt hauchzart meine Brust, streichelt sie langsam. "Das letzte Mal, dass ich mit einem anderen Mann Sex hatte, war Fasching vor zwei Jahren", gesteht er mir plötzlich. "Ich war sternhagelvoll, unglücklich verliebt in dich und auf einmal stand ich mit heruntergelassener Hose in der Toilette des Gemeindezentrums." Mir klappt fast die Kinnlade runter.

"Im Gemeindezentrum?! Kenne ich ihn?"

"Weiß nicht." Heiko zuckt mit den Schultern. "Und ich habe auch nicht die geringste Ahnung wer er war. Erstens sah ich ihn die meiste Zeit über nur von Hinten und zweitens hatte er ein Hundekostüm an."

"Ein Hundekos... Bitte?"

"Ja", lacht Heiko. "Aber keine Sorge. Ich war ein Gorilla."

Jetzt klappt mir doch der Kiefer nach unten. Sich das vorzustellen ... Ein Hund und ein Gorilla auf der Toilette des Gemeindezentrums ... Ich breche in lautes Gelächter aus.
 

Nach unserer Lachattacke, drehe ich mich zu Heiko, der noch leise kichert. "Unglücklich verliebt ...", überlege ich laut und fahre mit den Finger durch Heikos Haar. Es ist immer noch leicht feucht. "Hätte ich das nur gewusst."

"Dann wärst du im Hundekostüm auf der Party erschienen?"*

"Zum Beispiel", lache ich. "Nein. Mal im Ernst." Ich ziehe Heiko dichter an mich. "Hätte ich das eher gewusst, hätte ich dir schon viel eher beim Kartoffel schälen geholfen."

"Das hätte mich sehr gefreut", säuselt Heiko. "Dann hätte ich öfter früher Feierabend machen können." Mein gegenüber grinst sich einen ab.

"Ich geb dir gleich Feierabend!" Attacke!
 

~Heiko~

Henning wälzt sich auf mich.

Lachend zapple ich unter ihm halbherzig herum. 'Wehre' mich, gegen diesen fiesen Angriff.

"Gnade!", giggle ich. "Bitte Henning!"

"Was bekomme ich dafür?", möchte er von mir wissen, ungeachtet meiner Versuche, meine Hände aus seinem Griff zu befreien.

"Mich", antworte ich knapp und hebe meine Hüfte an. "Nur mich. … Oder reicht dir das noch nicht?"

Hennings Blick wird für wenige Sekunden lang gläsern. "Mehr wollte ich nie", wispert er und küsst mich stürmisch. Endlich machen wir dort weiter, wo wir vorhin unterbrechen mussten.
 

***
 

~Heiko~

Ich seufze glücklich.

Mein Puls hat sich wieder gefangen. Das Rauschen in meinen Ohren und das wundervolle Gefühl des dahingleitens sind abgeklungen. Zurück bleibt nur das zufriedene und glückliche flauschige Gefühl, in den Armen des Mannes zu liegen, den man liebt.

Ich seufze ein weiteres mal.

Hennings Arm hat sich um meine Brust gelegt. Seine Atmung, die ich ganz genau an meinem Rücken ausmachen kann, ist ebenfalls ruhig und gleichmäßig. Schlafen tut er jedoch noch nicht. Das beweist mir sein Daumen, der mir stetig über den Handrücken streichelt. Noch immer halten sich unsere Hände umschlossen.
 

"Henning?" Obwohl ich leise spreche, kommt mir meine Stimme viel zu laut vor. Als würde sie uns aus unserem zuckersüßen Zustand herauskatapultieren wollen. Schaffen tun sie dies nicht.

"Hm?" Bei Hennings müdem Brummen gleitet mir ein Grinsen über die Lippen.

"Ich glaube, ich kann noch nicht einschlafen." Auch wenn mein Körper daliegt wie erschlagen, mein Kopf ist hellwach. Ausmachen tut mir das nichts. Im Gegenteil. Ich finde es schön und will das Zusammensein genießen, alles in mich aufsaugen.

"Geht mir auch so", nuschelt mein bayrischer Spatz.

So bequem es auch ist, so angekuschelt an Henning dazuliegen, ich lasse seine Hand los und drehe mich zu ihm um.

Nur die kleine Nachttischlampe hinter Henning sorgt für Licht. Trotzdem sehe ich genug von meinem Spatz.

Er lächelt, hat die Augen jedoch geschlossen. Ich küsse seine Nasenspitze, was ihm sofort mehr Leben einhaucht. "Hey", grummelt er müde und öffnet die Augen. Na ja. Mehr oder weniger. Seine Pupillen kann man nur erahnen.

"Ich liebe dich." Ich kann es nicht oft genug sagen.

Die Sonne geht auf. Direkt auf Hennings Gesicht. "Ich liebe dich auch", strahlt er mir entgegen und zeigt mir endlich seine wunderschönen blauen Augen.
 

Das vorhin noch stürmische Meeresblau ist wieder dem des Blau eines ruhigen Sommertages gewichen. Dennoch kann ich immer noch kleine Reste des Sturms ausmachen. Mein armes Herz beginnt schon wieder aufgeregt zu schlagen.

"Ich will noch nicht schlafen", gestehe ich ihm. "Kann ich dich was fragen?"

"Klar."

Es gibt etwas, das frage ich mich schon seit vorhin. "Warum heute?" Wissbegierig schaue ich Henning an. "Warum hast du dich ausgerechnet heute getraut, mich zu küssen?" Henning blickt fragend drein. "Das soll jetzt keine Beschwerde sein!", wiegle ich sofort ab. "Ich meine, sowas ähnliches könntest du mich ja auch fragen, es ist nur, nach all der Zeit ... Wieso hattest du heute den Mut dazu?"

Hennings Augenbrauen ziehen sich nach oben. Dann fängt er an, und schmunzelt leise. "Weil mir endlich jemand die Augen geöffnet hat", erwidert er.

"Wer?" Er mit jemandem darüber gesprochen?
 

~Henning~

Heiko wirkt skeptisch. Aber auch neugierig. Ich setze zu einer Antwort an, halte aber inne, bevor ich auch nur einen Ton von mir gebe, und überlege. Nicht allzu lange. Trotzdem scheint Heiko gleich vor Neugier platzen zu wollen.

"Willst du die ganze Geschichte hören?"

"Ja. Würde ich gern", meint er.

"Gut", nicke ich, ziehe Heiko an mich und suche nach der Bettdecke, um sie über uns zu ziehen.
 

Es sprudelt nur so aus mir heraus. Ich erzähle ihm alles von Anfang an. Wie ich mich bei unserer ersten Begegnung gefühlt habe. Die Angst davor, meinen Eltern zu sagen, dass mich Frauen kein Stück interessieren und ich niemals einen Nachfolger für unser Hotel zeugen werde. Selbst von meiner Exfreundin erzähle ich ihm. Und zu guter Letzt auch von Niclas und seinem Partner. Dass ich so verdammt neidisch auf das war, was sie haben. Und dass Niclas es war, der mir endlich die Augen geöffnet, und mir gezeigt hat, dass ich vielleicht doch nicht ganz alleine dastehe, mit meinen Gefühlen gegenüber Heiko.

"Nicht vielleicht", sagt jener, der mir bis jetzt kommentarlos und schweigsam zugehört hat.

"Na das wusste ich bis heute Nachmittag ja noch nicht sicher."

"Aber jetzt weißt du es."

"Hmhm", mache ich glücklich und erwidere Heikos Kuss. Leider ist er viel zu kurz, aber vom Dauerknutschen sind unsere Lippen sowieso schon arg überbeansprucht.

"Falls es dich beruhigt, von mir aus braucht das zwischen uns niemand erfahren." Heiko lächelt mich aufmunternd an.

Dieser Satz hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack bei mir. Nic und Meilo kommen mir in den Sinn. Sie verstecken sich nicht ... 'Und ich will mich auch nicht verstecken!' Leichter gesagt, als getan. Allerdings steht nicht nur für mich etwas auf dem Spiel, wenn ich meinen Eltern reinen Wein einschenke. "Du könntest deine Arbeit verlieren", überlege ich laut.

"Das wäre schade", meint Heiko. "Aber das würde ich schon überleben. Bei dir wäre das anders." Sein ernster Blick bringt mich zum seufzen.

"Das ist mir zu viel Nachdenken für diese Uhrzeit." Müde verberge ich mein Gesicht in Heikos Halsbeuge. Seine Hand schiebt sich in mein Haar. Das fühlt sich so schön an ...

"Du hast sicher schon zu genüge darüber nachgedacht, hm?"

Ich nicke. "Aber da war die Ausgangssituation noch ganz anders."

"Inwiefern?", möchte mein heißgeliebter Koch wissen. Seine Stimme verrät, dass er am Grinsen ist.

"Da hatte ich dich noch nicht."

"Oh du hattest mich schon!", lacht er und legt mein Gesicht wieder frei. "Du hattest mich schon immer. Nur wusstest du das noch nicht." Scheiß auf die überbeanspruchten Lippen! Dieser Mann muss einfach geküsst werden!

Stundenlang ...
 

***
 

~Heiko~

"Guten Morgen Sonnenschein." Ich glaube, mein breites Lächeln reicht gerade vom einen bis zum anderen Ohr, als ich auf Henning nieder blicke und seine Brust kraule, während dieser langsam aus dem Reich der Träume gleitet.

"Morgen? Wie spät isses?" Wie herrlich er aussieht! Total zerknautscht und seine Augen sind noch gar nicht richtig offen.

"Kurz nach sechs. Wir haben noch Zeit." Mehr oder weniger.

"Mmmmmm..." Henning wirft sich den Arm über die Augen.

"Sag bloß, du gehörst zu der Sorte Morgenmuffel", lache ich und lege mich halb auf ihn drauf. Beherzt ziehe ich ihm den Arm weg.

"Mmmmm...", macht er erneut.

"Soll das ja bedeuten?" Er nickt, was mich wieder zum Lachen bringt.

Zufrieden und glücklich kuschle ich mich an ihn. Ein paar Minuten Dösen ist noch drinnen. Zwar fange ich heute erst um zehn mit arbeiten an, das Frühstück erledigt heute unsere Küchenperle Gertrud, aber Henning muss schon um halb acht an die Front.

Pure Folter, wenn man bedenkt, dass wir kaum mehr als zwei Stunden geschlafen haben. Doch trotz des Umstands, ich fühle mich großartig!
 

Glücklich, und eine Melodie summend, fahre ich mit dem Zeigefinger die Schatten nach, die der Vorhang auf Hennings Brust zaubert. Ein paar mal erwische ich dabei seine Brustwarzen. Es dauert nicht lange, da richtet sich eine von ihnen erwartungsvoll auf. Henning seufzt. Und mir läuft schon wieder das Wasser im Munde zusammen. Zwischen meinen Schenkeln wird noch jemand munter.

"Oh Mann", kichere ich. "Wegen dir mutiere ich wieder zu einem Teenager." Ich vergrabe meine Nase in Hennings weicher Haut.

Hilft es, wenn ich meinem Mund unterstelle, selbstständig zu handeln, und ich nichts dafür kann, dass er sich um die aufgerichtete Brustwarze legt, oder stempelt ihr mich jetzt als vollkommen notgeilen Typen hin, der nur eins im Sinn hat?

'Sex, Sex, Sex, Sex ... Sex mit Henning!' Mein Hintern protestiert dagegen. Aber der muss ja heute morgen nicht mitspielen. Außerdem ist die Zeit ebenfalls gegen uns.

"Heiko?"

"Hm?" Meine Zähne schnappen nach der leckeren Knospe. Henning zuckt keuchend zusammen und scheint vergessen zu haben, was er mich fragen wollte.

Seine Hände greifen dafür nach meinem Kopf und pressen ihn fester gegen seine Haut. Nun hält mich absolut nichts mehr!
 

Ich rutsche der Länge nach auf Henning und setze mich auf. Die Bettdecke rutscht dabei halb von uns. Macht nichts. Das Ding hätte sowieso bloß gestört.

Hennings Hände haben sich auf meine Oberschenkel gelegt, streicheln sie sachte. Wieder schimmern seine Augen dunkel. Verflucht, davon werde ich noch süchtig! Das sage ich euch.

"Heiko ..." Hennings Blick fesselt mich abermals. Er will mich. Das kann ich sehen und auch spüren. "Komm wieder her." Er winkt mit seinem Zeigefinger. Wie soll ich da widerstehen?
 

***
 

~Henning~

"Kann ich mir von dir eine Unterhose leihen?!"

"Klar!", rufe ich Heiko aus dem Bad zu.

Hektisch drücke ich die Zahnpasta auf die Zahnbürste. Wir haben die Zeit total vergessen! "Ach Scheiße!" Die Hälfte der Zahnpasta landet im Waschbecken. Egal. Die paar Kleckse auf der Büste reichen.

"Henning?"

"Ha?" Ich weiß, mit vollem Mund spricht mach nicht, doch für Höflichkeitsformen ist jetzt wirklich keine Zeit.

Heiko kommt ins Bad. "Hab dir schnell ein Sandwich gemacht. Viel hattest du zwar nicht im Kühlschrank, aber ich konnte improvisieren." Er hält mir einen Teller vor die Nase. "Mit Liebe gemacht." Es ist ein dick belegtes Brot mit Käse, Wurst, Tomaten und noch etwas grünem. Hatte ich noch Salat?

"Oh Famm! Gange. Fu bift ein Fatz!"

Heikos Augenbrauen ziehen sich zusammen. "War das eben ein Danke?"

"Fowa in de Ad", gibt mein Mund blubbernd und schäumend von sich. Ich verdrehe die Augen und spucke aus. Genug Zähne geputzt. "Danke." Lächelnd nehme ich ihm den Teller ab. "Das muss ich aber unterwegs essen."

"Ich weiß. Es ist viertel vor."

"Scheiße!" Ich nehme das Brot, drücke Heiko den leeren Teller wieder in die Hand und dann einen Kuss auf die Wange.

Eilig verlasse ich das Badezimmer, während ich herzhaft ins Brot beiße. Gott ist das gut! Ich schwöre, ich kann die Liebe darin förmlich schmecken.
 

Drüben im Hotel angekommen, schlucke ich gerade den letzten Bissen meines Sandwiches runter, da saust auch schon mein Vater an mir vorbei. "Morgen", grüße ich ihn.

Er bleibt stehen. "Morgen Henning. Da bist du ja."

"Entschuldige. Ich war gestern noch lange im Büro und ..."

"Ach schon gut. Halb so wild." Zu meinem Erstaunen winkt mein Vater ab. Normalerweise kann er Unpünktlichkeit überhaupt nicht leiden. "Sag mal, arbeitet Heiko heute nicht später?"

"Äh ... Glaube ja. Wieso?" Ich werde nervös und ich kann es nicht verhindern, dass mein Gesicht heiß wird. 'Er weiß es!' Panik steigt in mir auf.

"Weil sein Auto auf dem Parkplatz steht", schildert mein Vater und deutet mit dem Daumen Richtung Parkplatz. "Schon seit mindestens sechs Uhr." Oh nein! "Und als ich vorn aufschließen wollte, war die Tür schon offen."

Mir wird flau im Magen. Ich habe gestern Abend vergessen, abzuschließen! "Ist was geklaut worden?"

Mein Vater schüttelt den Kopf. "Nein. Ich habe gleich überall nachgesehen und von den Gästen kam auch noch keine Beschwerde. Deshalb dachte ich, Heiko sei schon da, aber keine Spur von ihm. Hast du ihn gesehen?" Mein Paniklevel steigt ins Unermessliche. Was sage ich denn jetzt?!
 

"Ähm ..." Ich war noch nie gut darin zu lügen. Schon als kleiner Junge konnte ich mich nur selten herausreden, wenn ich etwas angestellt hatte. Es liegt einfach nicht in meiner Natur.

Einmal habe ich ein zwei Mark Stück aus Mamas Portmonee geklaut, um mir Süßigkeiten zu kaufen. Heimlich habe ich die Einkäufe in meinem Kleiderschrank deponiert, aber meine Mutter hat natürlich mitbekommen und mich zur Rede gestellt, woher die dicke Tüte voll Zuckerzeug kommt. Ich gestand ihr sofort alles.

Eine Woche Süßigkeitenverbot und Taschengeldentzug waren meine Strafe gewesen. "Geld stehlen ist etwas ganz schlimmes! Dafür kann man ins Gefängnis kommen. Das nächste Mal, wenn du dir was kaufen möchtest, fragst du mich einfach, ja?" Verheult nickte ich meiner Mutter zu. Damit war meine Diebeskarriere vorüber. Ebenso die Fähigkeit, meine Eltern anzulügen, was nicht bedeutet, dass ich sie nicht einfach anschweigen kann.

Also zucke ich bloß mit den Schultern und setze eine ratlose Miene auf. "Soll ich ihn suchen?"

"Ja, das wäre nett. Hab noch im Service zu tun. Wenn du ihn siehst, regle das mit der offenen Eingangstür. Sowas geht absolut nicht in Ordnung."

"Mach ich", antworte ich und warte, bis mein Vater hinaus Richtung Rezeption verschwunden ist. Dann nehme ich die Beine in die Hand und spurte zurück ins Haus.
 

'Ich packe das nicht! Ich kann das mit Heiko und mir unmöglich lange geheim halten!' Das wird mir soeben bewusst. Und ehrlich gesagt, will ich das auch gar nicht.

Ich bin so unglaublich glücklich, dass wir endlich zusammengefunden haben. Ich möchte das nicht verstecken, jedes Mal aufs neue nach anderen Ausreden suchen, wenn wir Gefahr laufen, aufzufliegen. Das würde nicht lange gut gehen und wenn meine Eltern eins nicht leiden können, dann, dass ich unehrlich zu ihnen bin. Ob sie das mit Heiko und mir gut oder schlecht aufnehmen werden, das bleibt erstmal dahingestellt.

Es ist wohl ein Zeichen gewesen, dass ich gleich nach der ersten Begegnung mit meinem Paps so sehr in Erklärungsnot gekommen bin.

'Ich muss es ihnen bald sagen.' Wenn ich nur daran denke, bekomme ich Bauchschmerzen. Aber bevor ich dies in Angriff nehmen kann, sollte ich das noch mit Heiko besprechen. 'Eins nach dem anderen.' Jetzt brauchen wir erstmal eine Erklärung für Heikos Auto und die offene Tür.

'Ich hätte gleich sagen sollen, dass ich der Idiot war, der das Abschließen vergessen hat.' Die Standpauke hätte ich schon überlebt. Und sie wäre eine gute Vorbereitung auf mein Outing gewesen ...
 

~Heiko~

Genüsslich beiße ich in meinen Toast. Nebenbei studiere ich die Zeitschrift, die ich auf Hennings Wohnzimmertisch gefunden habe. Wusste gar nicht, dass er auf Schnorcheln steht.

Als ich die Bilder darin anschaue, gerate ins Schwärmen. Mit Henning auf irgendeiner Südseeinsel, ganz allein im warmen, kristallklaren Meer schwimmen ... Nackt, nur mit Taucherbrille, Schnorchel und Schwimmflossen würde er verführerisch durchs Wasser gleiten ...

Ich reiße mich von den imaginären Bildern in meinem Kopf los. In meiner Hose fängt gleich jemand an zu randalieren, wenn ich nicht aufpasse.

Ich blättere weiter. Eine Doppelseite mit einem bunten Korallenriff und unzähligen Fischen in den unterschiedlichsten Farbvariationen. Wunderschön. Ob Henning und ich vielleicht mal an so einem Ort gemeinsam Urlaub machen?
 

"Heiko?!" Verwundert schaue ich auf. Habe ich mir das eingebildet, oder hat Henning gerade nach mir gerufen? "Heiko!" Schritte im Flur.

"In der Küche", rufe ich ihm zu und lege den Toast zurück auf meinen Teller. Schon kommt er um die Ecke. Mein Herz hüpft aufgeregt, als ich ihn sehe.

"Na?", begrüße ich ihn grinsend und stehe auf. "Vermisst du mich schon?" Das ich ihn vermisst habe, steht außer Frage. Am liebsten würde ich in ihn hineinkriechen.

Zwei Schritte, und ich stehe vor meinem Spatz. Ich lege meine Arme um seine Taille und mopse mir einen Kuss, doch irgendwie sieht Henning abgelenkt aus. Und auch nervös. "Alles in Ordnung?"

"Nein", antwortet er und beißt sich auf die Lippe. "Mein Vater sucht dich."

Ich stutze. "Warum?" Habe ich mich beim Dienstplan vertan? "Muss ich eher in die Küche?"

"Nein, nein", beruhigt Henning mich sofort. "Dein Auto. Papa hat es stehen sehen und glaubt, du wärst schon da."

"Oh." So ein Ärger! "Sagen wir einfach, es ist nicht angesprungen und ich musste bei dir übernachten."

Henning verzieht das Gesicht. "Geht nicht. Ich habe ihm gesagt, dass ich dich nicht gesehen habe."

"Hm. Blöd." Dann muss uns was anderes einfallen.

"Da ist aber noch was", unterbricht Henning meine Überlegungen. Er sieht schuldbewusst zur Seite. Dabei sieht er aus, wie ein kleiner Junge, der was ausgefressen hat. "Ich habe gestern vergessen, die Vordertür abzuschließen."

"Oh verdammt. Ist was geklaut worden?" Dann wären wir Schuld daran!

"Nein." Was für ein Glück! "Aber Papa denkt jetzt, du wärst der Übeltäter, der aufgeschlossen hat. Weil ja dein Auto draußen steht."

"Was?"

Ich muss wohl ziemlich bescheuert gucken, denn Hennings schuldgeplagter Gesichtsausdruck wird noch eine Spur schuldbewusster. "Ich soll dir deshalb sagen, dass sowas nicht in Ordnung geht, aber ich werde ihm sagen, dass ich vergessen habe, abzuschließen!" Wie süß er doch ist.

"Schon gut. Das musst du nicht. Irgendwie bin ich ja daran schuld, dass du die Tür vergessen hast." Die Finger meiner linken Hand stehlen sich zwischen die Knöpfe von Hennings Hemd. Wie gern würde ich ihm das Ding vom Körper reißen ...
 

Henning lehnt sich seufzend meinen Berührung entgegen und umarmt mich nun ebenfalls. "Ich muss wieder rüber", haucht er in meinen Nacken. Gänsehaut sage ich nur.

"Und was sagst du deinem Vater wo ich abgeblieben bin?"

"Dass du noch nackt in meinem Bett liegst ..."

Ich halte inne und suche Hennings Blick. "Was?"

"Ich muss es ihnen sagen", erklärt er mir.

"Wirklich?"

Er bejaht. "Ich muss. Das heißt, falls es dir recht ist."

"Ja. Klar ist es das!" Ich stehe voll hinter ihm.

"Dann ... dann werde ich ihnen sagen, dass wir .... dass wir beide ein ... e-ein ..."

"Ein Paar sind?", helfe ich nach. Sein unsicheres Gestotter bringt mich zum Grinsen. Er ist einfach zu süß dabei.

Henning nickt, mustert mich allerdings unsicher. Ich schenke mir eine Antwort. Zumindest eine verbale. Und ich glaube, der Kuss, den ich ihm gerade gebe, ist ihm Antwort genug.
 

***
 

~Henning~

'"Sag ihm, ich habe im Aufenthaltsraum geschlafen weil mein Auto nicht angesprungen ist."

"Und wenn er dich darin schon gesucht hat?"

"Dann sag, ich war nach dem Aufstehen joggen und habe wohl vergessen, abzuschließen, als ich los bin"', meinte Heiko.

Ich muss gestehen, sehr plausibel. Solche guten Lügen wollen mir nie einfallen.

Nachdem das geklärt war, knauserte ich mir noch ein paar Minuten mit Heiko zusammen, ehe ich wieder nach unten gehen musste. Ist ja auch nur recht und billig, wenn ich noch etwas Zeit mit meinem Partner verbringen möchte, oder?
 

'Wir sind ein Paar.' Mein Herz schreit vor Glück. Mir kommt es vor, als würde ich über den Dingen schweben. Meine Mundwinkel wollen gar nicht mehr runter.

Kann sein, dass das leicht dämlich aussieht. Besonders, weil ich im Moment vorn an der Rezeption die Buchungen für nächste Woche nochmal durchgehe, aber egal. Mir könnte jetzt nur eine Sache die hervorragende Laune verhageln. Doch daran mag ich erstmal nicht denken. Erst, wenn es soweit ist.
 

Fertig mit den Buchungen, sehe ich Niclas und seinen Partner draußen auf der Terrasse sitzen. Ob ich zu ihnen rüber gehen soll? Sähe vielleicht komisch aus ...

Ach scheiß der Hund drauf! Ich gehe einfach hin. Meine gute Laune will raus und wenn ich vor einem mit meinen Glück prahlen kann, dann vor Nic.
 

"Guten Morgen. Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?", frage ich die beiden.

Die zwei schauen auf. Niclas antwortet. "Morgen. Ja, alles bestens." Er grinst leicht. Sieht man es mir so sehr an?

Ach soll der Hund nochmal drauf scheißen! "Sehr fein", freue ich mich.

"Und bei dir? Alles gut gelaufen?" Niclas sieht mich mit so einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an, den ich nicht deuten kann. Vielleicht ist er nur gespannt darauf, ob sein Verkupplungsversuch gefruchtet hat. Wie gut er letzten Endes funktioniert hat, muss er aber nicht wissen.

"Ist es", antworte ich, während Bilder der letzten Nacht vor mir auftauchen. "Wir haben uns ... ähm ausgesprochen." Mehr sage ich jetzt besser nicht.

"Nur ausgesprochen?" Niclas lässt nicht locker.

"Nicht nur", gebe ich zu. Das ist aber auch alles.

"Das heißt ihr beiden seit zusammen?" Ah! Nicht so laut Nic!

Ich schaue mich um, aber es ist niemand in Hörweite. "Ja. Aber das weiß noch keiner," flüstere ich.

Niclas nickt wissend. "Okay. Dann viel Glück." Das können wir gebrauchen.

"Danke."

"Das schafft ihr schon." Niclas Partner Meilo lächelt mich aufmunternd an, was bedeutet, Niclas hat ihm von Heiko und mir erzählt.

Ich bedanke mich noch einmal, lasse die beiden dann wieder allein.

'Das schafft ihr schon.' Ich hoffe es. Ich hoffe es wirklich ...
 

******
 

*mir kam gerade der Gedanke, Henning ins damalige Hundekostüm zu stecken. Die beiden wären aus allen Wolken gefallen xDDDD

Aber neee. Henning würde sich niemals von einem fremden Gorilla auf einer öffentlichen Toilette durchnehmen lassen ;D

Dafür weiß ich jedoch, als was sich die zwei nächstes Fasching verkleiden werden. *fggg*



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück