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Uncertain Heart

von

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Outing

Sora taumelte zurück und sah mich mit offenen Augen an, während sie sich die Wange hielt. Doch ich schenkte ihr keine weitere Beachtung. Ich ließ sie einfach stehen und ging. Ohne sie noch eines Blickes zu würdigen.

Ich trat aus der Gasse hinter dem Club hervor und befand mich sofort wieder im Getümmel der Leute.

Kurz blieb ich stehen, um Luft zu holen. Ich betrachtete meine zitternde Handfläche und spürte, wie sie schmerzte. Eine Träne tropfte auf die Innenseite meiner Hand, dann noch eine. Mein Körper begann zu beben, doch ich konnte den Blick einfach nicht von meiner Hand abwenden. Wieso nur? Wieso war das alles nur passiert? Warum holte mich die Vergangenheit nur immer wieder ein?

Das Zittern wollte einfach nicht aufhören und ich fühlte mich so verloren, wie schon lange nicht mehr.

Plötzlich legte sich eine Hand in meine und hielt sie fest, brachte sie zum Stillstand. Überrascht sah ich auf und blickte in Hayatos Gesicht.

Ich wollte nicht, dass ausgerechnet er mich so sah, doch ich ließ es zu, denn ich spürte, wie fest er meine Hand drückte und das war gerade das Einzige, was mich davon abhielt, komplett auszuflippen.

Ich legte meine freie Hand auf meine Augen, um meine Tränen zu verbergen. Hayato drückte meine Hand noch fester und zog mich unvermittelt an sich. Ich drückte meine Stirn gegen seine Brust und fing an zu schluchzen.

„Es ist okay, Mimi“, sagte er leise und strich mir mit der freien Hand über den Kopf, so wie er es früher manchmal getan hatte. Plötzlich fühlte sich diese Berührung nicht mehr beängstigend an, sondern befreiend. Auf eine merkwürdige Art und Weise tat es sogar gut, sich von jemanden trösten zu lassen, der mit all dem nichts zu tun hatte. Der nicht wusste, was geschehen war oder was ich getan hatte. Der nichts mit meinen Gefühlen zu Tai oder zu Sora zu tun hatte und der einfach nur da war – warum auch immer. Ich wusste nicht, warum er das tat, doch ich war nicht im Stande mir Gedanken darüber zu machen. Er war einfach nur da und hielt mich fest, und das war gerade alles was ich brauchte.

Hayato strich mir immer wieder beruhigend über den Kopf, sagte jedoch nichts. Erst als ich mich etwas beruhigt hatte, löste ich mich wieder von ihm und er ließ meine Hand los.

„Es geht schon wieder“, meinte ich und wischte mir mit dem Handrücken über die feuchten Augenpartien.

Er trat einen Schritt zurück, um wieder den nötigen Abstand zwischen uns zu schaffen.

„Was hast du jetzt vor?“, fragte er und vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Möchtest du nach Hause?“

Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter zum Eingang des Clubs. Dann schüttelte ich den Kopf.

„Nein, ich muss da noch was klären.“

Er nickte und ich wandte mich ab, drehte mich jedoch noch ein Mal um, traute mich kaum ihn anzusehen, als ich die Worte aussprach.

„Danke, Hayato.“

Er antwortete nichts, lediglich ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen, was mir verriet, dass es okay war. Vermutlich würde ich mich morgen dafür hassen, dass ich ihn einen kleinen Teil meiner zerbrochenen Seele hatte sehen lassen. Doch für den Moment zählte das nicht. Ich musste dringend noch was erledigen, bevor ich endgültig von hier verschwand.

Ich drängte mich an den Leuten zurück in den Club und steuerte geradewegs auf die Tanzfläche zu. Meine Augen suchten nach ihm, doch ich konnte ihn nirgends entdecken. Erst, als ich einen Blick nach oben warf, sah ich ihn. Er gestikulierte wild mit seinen Händen in der Luft herum. Mein Blick verfinsterte sich und ich sammelte all den verbliebenen Mut, den ich noch besaß, um die Stufen zum VIP-Bereich hochzusteigen.

„Ich weiß überhaupt nicht, was es da zu erklären gibt“, hörte ich Tai schreien. Offenbar hatte er mit irgendjemanden Streit angefangen. Wunderbar. Denn ich hatte ihm auch einiges zu sagen und konnte die vorhandene Wut direkt in Energie umwandeln. Ich stapfte auf ihn zu und drängte mich zwischen ihn und seinen Gesprächspartner, von dem ich keinerlei Notiz nahm.

Perplex sah er mich an, als ich mich vor ihm aufbaute und ihn böse anfunkelte.

„Mimi, es passt gerade gar nicht“, wollte er mich direkt abwimmeln, bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte.

„Oh, doch. Ich finde, es passt gerade sehr gut. Ich hatte nämlich gerade eine sehr interessante Unterhaltung. Willst du wissen mit wem?“

„Später“, erwiderte Tai knapp und wollte mich beiseiteschieben. Doch ich ließ mich nicht einfach so abservieren und blieb hartnäckig.

„Du hörst mir jetzt verdammt noch mal zu!“, forderte ich ein.

Tai stöhnte laut auf. „Ich sagte doch, wir reden später.“

„Tai, vielleicht solltest du lieber erst einmal mit Mimi gehen und dich beruhigen“, drang Karis Stimme von hinten an mein Ohr. Ich drehte mich um und blickte ihr überrascht entgegen.

Kari war es, mit der Tai gerade eine Diskussion hatte? Das hatte ich gar nicht mitbekommen.

Erst jetzt nahm ich auch die anderen wahr, die sich etwas weiter hinten befanden und das Geschehen gespannt beobachteten. Sorge lag in ihren Blicken. Was war hier los?

Ich ließ mich unsanft von Tai zur Seite schieben, bevor er einen drohenden Schritt auf seine Schwester zumachte. Sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er sehr wütend war.

„Oh nein, ich werde mich nicht beruhigen! Wie kannst du dich von ihm so behandeln lassen?“, fuhr er sie an.

„Ich … lass es mich doch endlich erklären“, flehte Kari.

„Was gibt’s da zu erklären?“ Tai wurde immer rasender. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er hatte damit zu kämpfen sich selbst im Zaum zu halten. So hatte ich ihn noch nie erlebt …

Unruhig ging mein Blick zwischen den beiden hin und her, während ich versuchte zu begreifen, was geschehen war.

„Für mich ist die Sache klar“, wütete Tai weiter und zeigte anklagend mit dem Finger auf Takeru, der hinter Kari auf dem Sofa saß und sich ein blutgedrängtes weißes Tuch gegen die Nase drückte. Yamato saß neben ihm und hatte ihm beruhigend einen Arm um die Schulter gelegt.

„Hör einfach auf, dich da einzumischen“, fuhr Yamato ihn an. Er warf Tai einen bösen Blick zu. „Lass die beiden das verdammt noch mal unter sich klären. Das Ganze geht dich nichts an.“

„Was?“, schrie Tai zurück. „Es geht mich nichts an? Wenn dein Bruder meine Schwester betrügt, geht mich das sehr wohl was an.“

Entsetzt sah ich ihn an. Darum ging es hier also?

„Ich sagte dir doch schon: er hat mich nicht betrogen!“, redete Kari weiter auf ihren Bruder ein, der nun verächtlich eine Augenbraue nach oben zog.

„Ich habe keine Ahnung, wie man so was sonst nennt, wenn er heimlich auf dem Klo mit einer anderen rumknutscht. Du verdammter, kleiner …“ Tai machte einen Satz nach vorne und wollte anscheinend erneut auf Takeru losgehen, der bereits instinktiv zurückwich. Doch Kari war schneller und stellte sich zwischen die beiden, um Tai zurückzudrängen.

„Was ist nur mit dir los?“, empörte sich Tai. Die pure Verständnislosigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Hilflos stand ich da, beobachtete das Geschehen vor mir und wusste nicht, was ich tun sollte. Kari hatte ihm anscheinend noch nicht die Wahrheit gesagt. Und offensichtlich war die ganze Sache früher aufgeflogen, als sie geplant hatte. Und endete mit Tais Faust in Takerus Gesicht.

Kari seufzte schwer und warf mir einen kurzen hilfesuchenden Blick zu.

„Tai …“, versuchte ich es zaghaft und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Wollen wir nicht …?“

Doch weiter kam ich nicht, denn Tai schüttelte meine Hand ab. „Ich will jetzt verdammt noch mal wissen, was hier los ist, Kari. Warum nimmst du ihn in Schutz?“

Kari hielt für einen Moment seinem Blick stand. Ich konnte sehen, wie sehr sie mit sich selbst kämpfte. Doch letztendlich wandte sie sich schweren Herzens ab und drehte sich zu Takeru um.

Sie ging auf ihn zu, blieb vor ihm stehen und zog sich den Verlobungsring vom Finger. Sie hielt ihm den Ring entgegen, doch Takeru schüttelte nur den Kopf.

„Du musst das nicht tun …“

„Doch, ich muss“, entgegnete Kari, legte ihm den Ring in die offene Hand und ging zurück zu Tai, der die Welt nicht mehr verstand. Ungläubig sah er zwischen Kari und Takeru hin und her.

„Du fragst, warum ich ihn in Schutz nehme?“, sagte Kari geknickt. „Weil er dasselbe für mich getan hat.“

Tai runzelte die Stirn. „Was?“

„Wir sind kein Paar, Tai. Und wir sind auch nicht verlobt. Das war alles nur Theater.“

Tai trat einen Schritt zurück. „Theater? Was … was meinst du damit?“ Plötzlich veränderte sich sein vorerst wütender Gesichtsausdruck und wich stattdessen der Angst. Vermutlich ahnte er bereits …

„Wir sind kein Paar, weil ich auf Mädchen stehe, Tai.“
 

„Du … was …?“ In Tais Gesicht spiegelten sich mit einem Mal so viele unterschiedliche Emotionen wieder, dass es beinahe schien, als würde er den Verstand verlieren. Er versuchte zu begreifen, was seine Schwester ihm eben offenbart hatte. Selbst mir war das Herz in die Hose gerutscht. Takeru und Yamato saßen mit offenen Mündern da und starrten Kari an, die plötzlich am ganzen Leib zitterte. Wahrscheinlich wäre mir auch der Mund aufgeklappt, wenn ich es nicht schon lang vor ihnen gewusst hätte. Ich hätte nicht gedacht, dass sie es wirklich durchziehen würde – hier und jetzt. Und anscheinend hatte Takeru genauso wenig damit gerechnet, denn er sprang urplötzlich auf und legte Kari eine Hand auf die Schulter.

„Kari, was machst du denn da?“, flüsterte er ihr zu.

„Das, was ich schon längst hätte tun sollen“, brachte Kari gerade noch hervor, bevor ihre Lippen zu beben begannen. „Ja, Tai. Es stimmt.“

Tai sah sie mit großen Augen an. Es hatte ihm wortwörtlich die Sprache verschlagen.

„Es stimmt. Takeru und ich sind kein Paar. Das war alles nur gespielt, um zu vertuschen, dass ich mich in ein Mädchen verliebt habe. Ich sag ja, er hat mich nicht betrogen. Und hättest du einfach mit mir darüber gesprochen, anstatt wie ein wilder um dich zu schlagen, hätte ich es dir in Ruhe erklären können. Aber so … Du hast alles nur noch viel schlimmer gemacht, Tai.“

Tränen stiegen ihr in die Augen und rollten ungehemmt über ihre Wange. „Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden.“ Schniefend lief sie an uns allen vorbei und ließ ihren Bruder stehen. Geschockt sah ich ihr hinterher. Takeru wollte ihr nachlaufen, doch Yamato hielt ihn am Arm fest. „Lass sie lieber.“

Gequält blickte Takeru in die Richtung, in die Kari verschwunden war, während Tai sich immer noch in einer Art Schockstarre befand.

Seufzend stieß ich endlich die Luft aus meinen Lungen. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich sie vor lauter Anspannung die ganze Zeit angehalten hatte.

„Tut mir leid, dass du es so erfahren musstest“, sagte ich leise an Tai gewandt. Dieser starrte immer noch Takeru an. Was musste wohl gerade in ihm vorgehen?

„Du wusstest es?“ Sein Kopf drehte sich langsam zu mir. „Du wusstest das alles, Mimi?“

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also nickte ich lediglich. Auch mir tat es leid, dass er es so erfahren musste.

Plötzlich machte Tai einen Schritt auf mich zu und packte mich an den Armen. „Du wusstest es und hältst es nicht für nötig, mir das zu erzählen?“ Wut schwang erneut in seiner Stimme mit. Ich funkelte ihn böse an. Dass er jetzt auf mich losging, war mehr als unfair. Doch noch ehe ich etwas sagen konnte, war Yamato zwischen uns gegangen und schob Tai von mir weg.

„Lass sie in Ruhe, hörst du?“, fauchte er ihn an und stellte sich schützend vor mich.

„Was soll das? Tu nicht so, als müsstest du sie vor mir beschützen.“

„Du hast dich nicht unter Kontrolle, Tai.“

„Ach und du spielst dich jetzt als Ritter auf, der alles voll im Griff hat? Ich wusste gar nicht, dass ihr beiden euch wieder so nah steht?“

„Oh, bitte“, zischte Matt. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass dieser eine Kuss so an deinem Ego kratzt. Schließlich warst du doch mit meiner Freundin im Bett.“

Oh Gott. Die Situation hatte sich hochgeschaukelt und schien nun vollends aus dem Ruder zu laufen. Die beiden warfen sich giftige Blicke zu. Sie wirkten wie zwei Raubkatzen beim Revierkampf und ich befürchtete fast, dass sie jeden Moment die Beherrschung verlieren könnten.

„Schluss damit!“, schrie ich und ging zwischen die beiden, bevor noch Schlimmeres geschah. „Es geht hier nicht um uns! Ihr benehmt euch wie kleine Kinder und keiner von euch denkt dabei auch nur eine Sekunde an Kari.“

Ich wandte mich ab und wollte gehen.

„Halt mal, wo willst du hin?“, rief Tai mir hinterher, doch ich hatte die Nase voll. Ich ließ sie stehen, ohne ihm eine Antwort zu geben. Wie konnte man sich nur so aufführen?

Stattdessen lief ich aus dem Club raus und suchte nach Kari. Das war ja ein schöner Geburtstag. Sie musste fix und fertig sein, die Arme. Für einen Moment konnte ich sogar meinen Ärger über Sora und Tai vergessen, während ich alles nach ihr absuchte. Doch sie war nicht mehr da. Ich beschloss nach Hause zu gehen und dort nach ihr zu sehen. Wahrscheinlich hatte sie genauso wenig Lust mehr auf diesen Abend wie ich.

Zu Hause angekommen, wollte ich jedoch nicht mehr bei ihr klingeln. Ich wusste nicht, ob ihre Eltern und Hope schon schliefen und wollte sie lieber nicht wecken. Also schrieb ich ihr eine SMS.
 

Wenn du mich brauchst, du weißt, wo du mich findest.

– Mimi
 

Seufzend steckte ich das Handy wieder ein und ging in meine Wohnung. Dieser Abend war die reinste Katastrophe und verlief überhaupt nicht so, wie ich es mir ausgemalt hatte. Alles ging einfach nur noch furchtbar schief. Und warum das alles? Weil niemand von uns wirklich aus seiner Haut konnte?

Missmutig zog ich mich aus und warf mein schönes Kleid achtlos zu Boden.

Irgendwo waren wir alle Gefangene unseres eigenen Selbst. Kari konnte nicht ändern wer sie war. Sora konnte nicht aufhören Tai zu lieben. Matt und Tai konnten nicht über ihren Schatten springen und sich gegenseitig verzeihen. Ich konnte nicht vertrauen, so sehr ich es auch wollte. Und Hayato … selbst er würde sich niemals ändern, egal, wie sehr er versuchte dies andere glauben zu lassen.

Frustriert ließ ich mich auf mein Bett fallen und stöhnte in mein Kissen hinein. Wenn wir es schaffen würden, alle nur ein klein wenig mehr aufeinander zuzugehen und ehrlicher zu uns selbst zu sein, wäre vielleicht vieles anders. Vielleicht nicht so kompliziert. Aber das war leichter gesagt als getan. Wir alle konnten nicht ändern, wer wir waren oder wie wir waren. Und noch weniger konnten wir über unseren eigenen Schatten springen …
 

Nachdem ich mit diesen quälenden Gedanken eingeschlafen war, wachte ich am nächsten Morgen leicht verkatert auf. Mein Kopf dröhnte. Es war, als würde etwas in meinem Kopf Sturm klingeln. Was für ein furchtbares Geräusch.

Ich drehte mich auf den Rücken und schlug die Hände über den Kopf zusammen, damit es aufhörte. Doch es hörte nicht auf. Es klingelte einfach immer weiter.

Gott, ich würde nie wieder so viel trinken.

„Mimi? Verdammt, jetzt mach schon auf!“

Was? Hörte ich jetzt schon Stimmen?

Stirnrunzelnd setzte ich mich auf, bis ich realisierte, dass dieses Klingeln nicht aus meinem Kopf kam.

„Mimi!“

Ich grummelte in mich hinein. Was um alles in der Welt wollte er so früh bei mir? Es war ja quasi noch mitten in der Nacht.

Wiederwillig schmiss ich die Decke zur Seite und quälte mich aus dem Bett. Er würde ja doch nicht aufhören. Ich schlurfte zur Tür, damit dieses elende Klingeln endlich ein Ende hatte. Dass ich dabei nur in Unterwäsche war, war mir herzlich egal.

„Jaah doch!“, schrie ich ihn an, als ich die Tür aufriss.

Tai drückte mir Hope in die Arme und stürmte an mir vorbei in meine Wohnung.

„Hey, sag mal geht’s noch?“, blaffte ich ihn an, während Hope sich quiekend an meinen Hals klammerte. Da sie die Nacht bei den Yagamis verbracht und von dem ganzen Drama zum Glück nichts mitbekommen hatte, war sie ausgeschlafen und strahlte mich an.

„Hallo, mein kleiner Schatz“, begrüßte ich sie liebevoll und gab ihr einen Kuss. Die Kopfschmerzen waren wie weggeblasen.

„Ist sie hier?“, fragte Tai, während er meine Wohnung durchsuchte.

„Ist wer hier?“, entgegnete ich genervt und schloss die Tür hinter mir. Aufgebracht blieb er vor mir stehen.

„Kari. Ob Kari hier ist?“

„Wieso sollte sie hier sein?“ Verständnislos sah ich ihn an.

„Keine Ahnung“, meinte er gestresst und fuhr sich durchs Haar. Er sah aus, als hätte er kein Auge zugetan. „Du bist gestern kurz nach ihr gegangen, also dachte ich, sie wäre vielleicht bei dir.“

„Nein, ist sie nicht.“ So langsam bekam ich Panik. Was war hier los?

„Ich dachte, sie wäre nach Hause gegangen.“ Ich setzte Hope auf ihre Spieldecke ab und wandte mich Tai zu, der inzwischen ziemlich verzweifelt wirkte.

„Ja, das war sie wohl auch. Aber nur, um ein paar Sachen zu packen. Sie hat uns einen Zettel hinterlassen, dass sie bei einer Freundin übernachtet.“

Ich zuckte leicht mit den Schultern. „Und warum regst du dich dann so auf? Dann ist doch alles in Ordnung.“

„Sie ist nie bei dieser Freundin angekommen, Mimi“, sagte Tai. „Ich wollte sie vorhin dort abholen, um noch mal mit ihr zu reden. Aber ihre Freundin sagte, sie hätte nicht bei ihr übernachtet.“

Oh … mein Bauchgefühl sagte mir, dass das kein gutes Zeichen war. Jetzt konnte ich verstehen, warum Tai sich so aufregte.

„Hast du Takeru gefragt? Vielleicht ist sie bei ihm“, schlussfolgerte ich, doch Tai schüttelte energisch den Kopf.

„Nein, dort habe ich es gleich im Anschluss versucht. Aber T.K. hat bei Matt geschlafen und dort ist sie auch nicht. Du warst die Einzige, die mir noch in den Sinn kam.“

Frustriert ließ er sich auf mein Sofa nieder und stützte den Kopf in die Hände.

„Wo kann sie nur sein, Mimi?“ Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit und auch mir wurde langsam flau und das lag nicht am Kater.

„Wissen deine Eltern schon, dass sie verschwunden ist?“, hakte ich vorsichtig nach.

„Nein. Die sind heute Morgen für ein paar Tage zu meiner Großmutter gefahren. Gott, Mimi … ich schwöre, wenn ihr was passiert ist … ich mache mir solche Vorwürfe. Ich hätte sie nicht einfach allein gehen lassen sollen.“

Tai vergrub seine Finger in seinem Haar. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Und es machte mir Sorgen. Große Sorgen.

„Daran darfst du nicht mal denken, hörst du?“, sagte ich jedoch und setzte mich neben ihm. Ich griff nach seiner Hand und zog sie zu mir auf meinen Schoß, um sie ganz fest zu drücken.

„Wir finden sie, das verspreche ich dir. Und ich bin mir sicher, dass es ihr gut geht.“ Eindringlich sah ich ihn an, doch glaubte ich selbst meinen Worten? Kari war gestern sichtlich aufgebracht gewesen, als sie den Club verlassen hatte. Auch in mir machte sich der Gedanke breit, dass ihr vielleicht etwas zugestoßen sein könnte. Doch das wollte ich Tai nicht merken lassen. Er brauchte mich jetzt.

„Wir finden sie?“, fragte er zaghaft nach.

Ich nickte. „Natürlich. Kari ist nicht nur deine Schwester, sondern auch meine Freundin. Ich werde dir helfen, sie zu suchen.“

Entschlossen stand ich auf und schnappte mir Hope.

„Aber … du musst dich um Hope kümmern. Du hast …“

„Ich habe vor allem eine sehr nette Nachbarin“, unterbrach ich ihn. „Ich werde Frau Hanada erklären, dass es ein Notfall ist. Sie wird es verstehen.“

Hope hatte zum Glück einen guten Tag und lachte vergnügt vor sich hin. „Ich bin bald wieder da, mein Schatz“, versprach ich ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Hope klatschte in die Hände, und sah abwechselnd zwischen Tai und mir hin und her, als würde sie uns anfeuern wollen.

„Keine Sorge, wir finden deine Tante Kari“, lächelte ich zuversichtlich.

„Mimi?“

Tai stand vor mir. Ich sah zu ihm auf. Seine Augen waren ganz weich. Jegliche Wut, die gestern Abend noch in ihnen mitschwang, war verschwunden.

„Danke.“

Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass wir immer noch füreinander da waren, wenn es hart auf hart kam – ganz gleich, was vorher geschehen war. Wir waren immer noch miteinander verbunden. Seine Schmerzen waren auch meine. Und in Tais Augen konnte ich lesen, dass er das ganz genau wusste.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,
wie ihr euch sicher schon denken könnt, wird es im nächsten Kapitel hauptsächlich um Kari und T.K. gehen. Und da ist mir beim Schreiben aufgefallen, dass Takeru in dieser Geschichte viel zu wenig Raum bekommt. Obwohl er doch eigentlich so einen wichtigen Part hat. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, im nächsten Kapitel einen kleinen Rückblick zu ihm und Kari zu machen, damit ihre Beziehung den Raum bekommt, den sie verdient. Ich hoffe, ihr seid gespannt darauf :)
Bis bald <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hallostern2014
2018-09-25T18:21:27+00:00 25.09.2018 20:21
Huhu 😘❤

Ohman mich nervt dieser Typ. Tut auf Lieb und Nett und wer weiß was er wirklich vor hat. Er sieht es doch alles nur als Chance, dass Mimi gerade zebrechlich ist.

Und Mimi? Ich kann sie verstehen, dass sie sich in seinen Armen zum trösten lässt. Und natürlich wird sie es später bereuen.

Und dann Platz sie auch noch in einen Streit zwischen Tai und Kari ein. Dennoch muss ich Matt recht geben. Es ist eine Sachen zwischen T.K und Kari. Aber ich glaube auch für Tai ist es jetzt ein großer Schock. Die Wahrheit zu wissen. Ich glaube auch, dass er enttäuscht ist. Weil seine Schwester in nicht so vertraut. Und es ihn vorher sagte. Und dann weiß es noch Mimi vor ihn. Da sind natürlich alle Gefühle hoch gekommen. Der Streit mit Mimi. Die zerstörte Freundschat zu Matt. Dann erwischt er T.K mit einer anderen und den sagt seine Schwester, dass sie auf das gleiche Geschlecht steht. Er hätte dennoch Mimi nicht so angehen sollen. Wobei ich glaube, dass er ihr nie was angetan hätte.

Das Kari nun verschwunden ist. Belastet ihn natürlich noch mehr. Ich hoffe beide finden Kari. Und ich finde das du es schön rüber gebracht hast. Trotz allem halten Mimi und Tai da zusammen. Der Streit ist erstmal ganz weit hinten. Da es was viel Wichtigeres gibt. Und da muss man sich gegen Seitig halt geben und anderen beistehen..

Und wenn die beiden sie finde. Wird sie es wohl Tai alles in Ruhe erklären.

Ich freue mich schon aufs nächste Kapitel und bin sehr gespannt darauf. Was da uns noch alles erwartet. Vorallem ob es bei T.k wirklich so ist. Und natürlich wie es Kari geht.

Wünsche dir einen schönen restlichen Dienstag Abend. Ganz liebe Grüße ❤😘😍🌷

Antwort von:  Khaleesi26
30.09.2018 11:40
Hi Liebes :)

haha :D ich kann verstehen, dass du kein Vertrauen in Hayato hast. Er hat sich ja in der Vergangenheit auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Aber warten wir's mal ab...
Au ja... ob das so klug von ihr war?! Aber in diesem Moment hat sie wohl einfach ein bisschen Trost gebraucht. Von jemanden, der nicht in diese ganze Sache involviert ist.

Richtig :/ Damit hat Tai nicht gerechnet und dass Mimi dann auch noch eingeweiht war ... das enttäuscht ihn sicher. Auch, dass Kari sich ihm nicht anvertraut hat. Naja und dann noch dieses ganze drum herum... wie du schon sagst. Alles etwas viel auf ein mal. Da können die Emotionen schon mal überkochen.

Das stimmt :) Trotz der vielen Streitereien und den Problemen, die sie in letzter Zeit hatten, ziehen sie hier an einem Strang und wollen gemeinsam nach Kari suchen.

Ich freue mich tatsächlich auch auf die nächsten beiden Kapitel, denn es wird einiges passieren :)

Danke für dein Kommi, Liebes :) ich hoffe, bei euch ist auch so schönes Wetter wie hier ^^
Genießt den Sonntag!
Liebe Grüße
Von:  Kaguya
2018-09-23T18:30:34+00:00 23.09.2018 20:30
Hey Meine Liebe 😊

Auch dieses Kapitel war richtig richtig gut!
So viel Aufregung und ich würde jetzt so gerne weiter lesen.
Gerade weil es im Nächsten Kapitel um Kari & Takeru gehen wird.
Ich Frage mich ja schon seit längerem ob T.K. nicht doch Gefühle für sie geht und die Freundin vielleicht nur Fake ist?
Hoffentlich geht es Kari gut und die beiden finden Sie bald.
Ich finde es im Übrigen sehr schön und beruhigend das Tai & Mimi trotz dem ganzen Chaos so gut miteinander können.

Ich bin schon mega gespannt aufs nächste Kapitel 😍

Liebe Grüße

Kaguya
Antwort von:  Khaleesi26
24.09.2018 09:26
Hallo noch mal :)

Hach danke :) Aber ich denke, all zu lang musst du dich nicht mehr gedulden. Je nachdem wie ich mit dem Schreiben voran komme, wollte ich vielleicht sogar öfter was hochladen als bisher. Wollte die Geschichte ja auch dieses Jahr noch beenden.

Ich denke, da haben sicher viele drauf gewartet. Also im nächsten Kapitel wird der Fokus definitiv auf die beiden gelegt, weil ich eben auch gedacht habe, die beiden haben das verdient :)
Aber ob die Freundin nur Fake ist... na gut, ich verrate mal nicht zu viel. Aber so ein "Fake" wie T.K. es für Kari war, so ist es definitiv nicht.
Hach ja, das ist Liebe oder :) Die beiden halten eben doch noch zueinander, wenns drauf ankommt. Also schon wie eine richtige Familie :)

Okay, dann werd ich dich hoffentlich nicht zu lange auf die Folter spannen :D

Bis bald <3


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