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Uncertain Heart

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi ihr Lieben :)
Ich hoffe, ihr lest noch mit. Aber keine Angst, ich hab euch nicht vergessen :D Lang hat's ja gedauert, aber endlich hab ich es geschafft, das neue Kapitel zu beenden.
Danach werden nur noch zwei weitere Kapitel folgen - es ist also Showdown ;)
Viel Spaß beim Lesen!
Eure Khaleesi
The Pierces - Three Wishes Komplett anzeigen

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Scherben

Die erste Nacht in Hayatos Haus war die Hölle. Ich tat kein Auge zu. Zum Glück schien Hope der Tapetenwechsel nicht all zu viel auszumachen. Schade eigentlich. Insgeheim hatte ich ja darauf gehofft, dass sie etwas unausstehlicher sein würde, so dass Hayato schnell die Lust am Vater sein verlieren und sich besinnen würde, dass er doch eigentlich gar kein Kind wollte.

Als ich am Morgen völlig übermüdet die Augen aufschlug, schlief sie noch seelenruhig.

Ich hätte mich ruhig noch mal umdrehen können, doch ich wollte die Gelegenheit nutzen. Hayato war sicher schon aus dem Haus und ich alleine hier – meine Chance ein bisschen rumzuschnüffeln.

Daher verzichtete ich aufs Duschen und sprang direkt so wie ich war, in kurzen Shorts und Top, aus dem Bett. Leise schloss ich die Tür hinter mir, um Hope nicht aufzuwecken. Barfuß ging ich die kalte Marmortreppe hinunter. Sein Büro befand sich im Erdgeschoss. Es erschien mir am Schlausten dort anzufangen. Wenn es irgendetwas gab, was Hayato unter Verschluss halten wollte, dann hatte es sicher mit seiner Arbeit zu tun. Wie gesagt: jeder hatte Leichen im Keller und ich hoffte, seine so schnell wie möglich zu finden.

Ich steuerte geradewegs auf die Tür seines Büros zu, zuckte jedoch heftig zusammen, als ich an der Küche vorbei ging und jemand mich ansprach.

„Guten Morgen.“

Shit! Was zum Teufel machte er hier?

Ich wirbelte herum und raufte mir die Haare, weil ich kurz nicht so recht wusste, wohin mit mir. Dann machte ich auf dem Absatz kehrt und ging, anstatt in sein Büro, in die Küche, wo Hayato stand und sich gerade einen Kaffee gönnte.

„Morgen“, sagte ich mürrisch und streckte mich ausgiebig, damit er keinen Verdacht schöpfte.

„Wo wolltest du denn eben hin?“, fragte er jedoch direkt und sah mich zweifelnd an. Ich hielt die Luft an. Schöpfte er etwa Verdacht?

Dann grinste er leicht. „Hast du etwa vergessen, wo die Küche ist?“

Erleichtert atmete ich auf, bevor ich demonstrativ die Augen verdrehte. „Ich war schließlich eine Weile nicht hier. Da kann man schon mal …“ Mein Blick blieb an seinen Augen hängen, die mich von oben bis unten, in meinem knappen Schlafoutfit, zu mustern schienen.

„Hey!“, fuhr ich ihn an und schnipste mit dem Finger vor seinem Gesicht rum. „Könntest du das vielleicht lassen?“

Sein Blick fand meinen wieder und er grinste noch breiter. „Sorry.“

Ich biss die Zähne zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. Wahrscheinlich erfreute ihn dieser Anblick zu sehr – ich in seinem Haus und dann auch noch halb nackt. Gerade wollte ich ihm die Meinung geigen, doch dann wandte er mir den Rücken zu.

„Kaffee?“, fragte er und griff wie selbstverständlich nach einem zweiten Kaffeebecher.

Ich beschloss, es auf sich beruhen zu lassen und setzte mich stattdessen ihm gegenüber an die Theke. Sicherlich würde ich noch genug Gelegenheiten bekommen, ihn anzuschnauzen. Mal im Ernst … Hayato und ich unter einem Dach? Das konnte nur schief gehen.

Er reichte mir die heiße Tasse und ich trank ein paar Schlucke. Direkt fühlte ich mich etwas weniger müde.

„Musst du heute nicht arbeiten?“, fragte ich ihn, um herauszufinden, wann ich die nächste Gelegenheit bekommen würde in sein Büro zu gehen.

Auch er nahm einen großen Schluck aus seiner Tasse, während er die Tageszeitung online auf seinem Tablet studierte.

„Nein, ich habe mir frei genommen.“

Ich schluckte schwer. „Nur heute … oder?“

„Die ganze Woche.“

Meine Schultern sackten nach unten. Ich hatte es befürchtet. Aber gut, immerhin blieb mir noch die Nacht. Da würde er ja wohl hoffentlich schlafen, was mir eine Chance verschaffte.

„Warum?“, fragte ich dennoch verblüfft. „Wirst du dort nicht mehr gebraucht als hier?“

„Momentan nicht. Meine Familie ist wichtiger“, antwortete er, ohne von seinem Tablet aufzusehen.

Statt einer Antwort schnaubte ich nur verächtlich. Diese Woche würde wohl die Längste meines Lebens werden. Etwas geknickt ließ ich den Kopf hängen und fuhr mit dem Finger den glatten Rand meines Kaffeebechers entlang.

Plötzlich legte Hayato mir ein Stück Papier vor die Nase.

„Hier. Nur, falls du immer noch Zweifel hast.“

Verwundert nahm ich es in die Hand. „Was ist das?“

Hayato stützte sich mit beiden Armen an der Theke ab und beugte sich etwas in meine Richtung. „Ein schriftliches Statement von mir, dass ich die Anzeige gegen deinen Freund zurückziehe. Eine Kopie davon liegt bereits der Polizei vor.“

Ich las die wenigen Zeilen, die Tai vor einer Verhandlung bewahrten und war erleichtert, dass Hayato tatsächlich sein Wort gehalten hatte.

„Tai Yagami hat nichts mehr zu befürchten. Jetzt ist es nur noch an dir, den Teil unserer Abmachung zu erfüllen.“

Stirnrunzelnd hob ich den Kopf und sah ihn an. „Was meinst du? Hope und ich sind hier. Wir sind bei dir eingezogen. Das war der Deal.“

Hayatos Mundwinkel wanderte leicht nach oben und der Anflug eines Lächelns schlich sich auf seine Lippen, was beinahe sogar aufrichtig wirkte.

„Das stimmt. Ihr seid hier. Aber ich habe euch nicht nur hier einziehen lassen, damit ihr in einem großen, schönen Haus wohnt. Ich möchte, dass wir uns hier näherkommen. Ich möchte Hopes Vater sein. Ich möchte, dass wir eine Familie sind, Mimi.“

Hätte ich nicht schon meinen ersten Kaffee getrunken, wäre ich prompt vom Stuhl gekippt. Beinahe hätte es mir die Sprache verschlagen. Doch dieses Mädchen war ich nicht mehr. Ich wusste, was ich wollte – und was ich nicht wollte.

„Ein neues zu Hause macht noch lange keine neue Familie aus uns, Hayato. Und wenn ich ehrlich bin, möchte ich in deinem Haus noch nicht mal tot über dem Geländer hängen. Ich möchte überhaupt nicht hier sein. So sehr du dich auch anstrengst, du kannst nicht ungeschehen machen, was passiert ist.“

Ich sah, wie Hayato seine Kiefer aufeinanderpresste und sein Körper sich anspannte. Endlich. Endlich nahm er mich ernst. Ich glaube, dies war das erste Mal, dass er mich als ebenbürtig betrachtete. Dass er nicht mehr nur das kleine Schulmädchen in mir sah, dass nach seiner Pfeife tanzte. Ich war gewachsen – gewachsen an den Aufgaben, die mir das Leben auferlegt hatte und endlich konnte ich Hayato als die Frau gegenübertreten, die ich immer gern sein wollte. Unsere Blicke hefteten sich aneinander, doch diesmal war ich nicht gewillt den Kürzeren zu ziehen.

Schließlich stieß Hayato einen leisen Seufzer aus. Seine Schultern erschlafften. „Wahrscheinlich hast du recht.“

Verdutzt blinzelte ich. „Was?“

Okay, das war nicht unbedingt die Reaktion, mit der ich gerechnet hatte.

„Wahrscheinlich kann ich wirklich nicht ungeschehen machen, was passiert ist. Ich schätze mal, niemand kann das.“

Er wandte sich ab, stellte seine leere Kaffeetasse in das Spülbecken und verließ ohne ein weiteres Wort die Küche.

Ich hingegen blieb wie festgenagelt sitzen.

Was. War. Das?
 

Die nächsten Tage verliefen relativ unspektakulär. Um genau zu sein – sie zogen sich wie Kaugummi. Hayatos Urlaubswoche wollte einfach nicht vorbei gehen und was noch viel schlimmer war … es gab einfach keine Gelegenheit für mich, mich in sein Büro zu schleichen. Am Tag war er ständig präsent. Wo Hope und ich waren, dort hielt auch er sich auf. Und abends saß er oft bis spät in die Nacht hinein in seinem Büro und arbeitete. Meistens schlief er sogar dort auf dem Sofa ein, anstatt in sein Schlafzimmer zu gehen. Und sobald er duschen ging und sich was Frisches anzog, kam seine Haushaltshilfe, um zu putzen und die Einkäufe zu bringen. Wenn das so weiterging, würde ich nächstes Jahr noch gegen meinen Willen bei ihm wohnen. Doch was noch mehr in meinem Kopf war als die Tatsache, dass ich immer noch nichts gegen Hayato in der Hand hatte, war Tai.

Seit Hope und ich gegangen waren, hatte er sich nicht mehr bei mir gemeldet. Und auch auf keine meiner Anrufe reagiert.

Mit einem Seufzen legte ich mein Handy zur Seite, nachdem ich es das zehnte Mal an diesem Tag gecheckt hatte. Ich stützte mein Gesicht in meine Hände und lehnte mich auf meinem Stuhl nach vorne. Hayato spielte mit Hope im Garten. Ich beobachtete, wie er sie auf seinen Armen wie ein Flugzeug durch die Luft flog und wie Hope dabei lachte. Dieser Anblick machte mich noch trauriger. Hayato hatte sich Tais Vaterrolle durch eine Intrige erschlichen, hatte seinen Platz eingenommen … und zu meinem Bedauern stellte er sich dabei besser an als erwartet. Irgendwie hatte er es geschafft, einen Draht zu Hope zu finden. Er gab sich tatsächlich Mühe mit ihr, obwohl er trotz seines Urlaubs so viel arbeitete. Wer hätte gedacht, dass jemand wie Hayato sogar recht kinderlieb sein konnte?

Hope lachte, als Hayato sie in die Luft warf und wieder auffing. Und je länger ich den beiden dabei zusah, umso mehr Fragezeichen erschienen in meinem Kopf. Warum tat er das alles? Warum jetzt? Wenn er so gerne ein Vater sein wollte, wieso war er dann nicht von Anfang an für uns da gewesen? Woher rührte nur dieser Sinneswandel?

Ich schüttelte den Kopf. Es brachte rein gar nichts darüber nachzudenken. Wenn ich endlich etwas gegen Hayato in der Hand hatte, hatte diese Farce ohnehin ein Ende.

Etwas mürrisch erhob ich mich von meinem Stuhl.

„Ich bereite dann mal das Abendessen vor“, rief ich Hayato zu. Dieser nickte kurz in meine Richtung, ehe er sich wieder Hope widmete. Ich ging in die Küche, von wo aus ich die beiden, dank der riesigen Fensterfront gut beobachten konnte.

Lustlos holte ich einige Lebensmittel aus dem Kühlschrank. Meine Laune war am absoluten Tiefpunkt angekommen. Ich konnte Tai keinen Vorwurf machen, dass er sich nicht zurückmeldete. Nicht nach meinem Abgang. Doch je länger ich Zeit in diesem Haus verbrachte und mit Hayato zusammenlebte, umso weiter entfernten Tai und ich uns unweigerlich voneinander.

Ich hätte ihm so gerne alles erklärt. Dass ich das alles nur für uns tat und vor allem für ihn, damit seine Zukunft gesichert war. Doch ich kannte Tai. Er würde von mir verlangen, dass ich sofort meine Koffer packte. Und somit wäre der Deal mit Hayato hinfällig.

Ich holte mir ein Schneidbrett und ein Messer und begann, frisches Gemüse abzuwaschen und aufzuschneiden. Inzwischen kannte ich mich ziemlich gut in Hayatos Küche aus, da ich jeden Abend für uns kochte. Tatsächlich lief das Zusammenleben mit ihm besser als erwartet. Das hieß, wir redeten nur das Nötigste miteinander und er ließ mich größtenteils in Ruhe. Wir lebten nebeneinanderher, wie ein altes Ehepaar, das sich nichts mehr zu sagen hatte. Nach außen hin führten wir sicher das perfekte Leben – jung, wohlhabend, wir lebten mit unserer Tochter in einem großen Haus und es fehlte uns an nichts. Doch jeder, der hinter diese Fassade sah, dem wurde sofort bewusst, dass das alles nur Theater war. Wir waren keine junge, glückliche Familie, sondern vielmehr eine Zweckgemeinschaft.

Gerade, als ich die Tomaten schneiden wollte, klingelte es an der Tür. Und dann noch mal. Und noch mal.

Ich hob den Kopf und warf einen Blick hinaus in den Garten, wo Hayato ganz vertieft in ein Spiel mit Hope war. Ich wusch meine Hände und trocknete sie an einem Handtuch ab, ehe ich hinaus in den Flur ging.

Ein weiteres Mal klingelte es an der Tür, danach ein energisches Klopfen. Ich warf einen Blick auf die Überwachungskamera und erstarrte.

Ich öffnete die Tür. „Tai, was machst du denn hier?“

Tai stützte sich am Türrahmen ab und hielt den Kopf gesenkt. Als er den Blick hob, blickten mich zwei leere, verklärte Augen an. Der Geruch von Bier stieg mir in die Nase.

„Da bist du ja“, sagte er ein wenig lallend und drückte mich zur Seite. „Lass mich vorbei!“

Total schockiert über diesen Zustand, in dem er hier auftauchte, verschlug es mir die Sprache. Doch als ich Tai durchs Haus stolpern und Hayatos Namen rufen hörte, löste ich mich aus meiner Schockstarre und folgte ihm schnellen Schrittes.

„Wo bist du, du Feigling?“, rief er und wankte dabei.

„Tai, was soll das?“, fragte ich ihn mit gedämpfter Stimmung, in der Hoffnung, dass Hayato ihn noch nicht bemerkt hatte.

Tai drehte sich um und stolperte auf mich zu. „Mimi, pack deine Sachen. Wir gehen!“, sagte er, stieß dabei gegen eine Kommode und riss fast eine antike Vase mit sich, wäre ich nicht nach vorne geschnellt, um sie in allerletzter Sekunde noch aufzufangen. Ich stellte die Vase zurück an ihren Platz, als Tai mich auch schon am Handgelenk packte.

„Wo ist Hope? Hol sie und dann gehen wir.“ Ein bitterer Geruch von Alkohol schlug mir entgegen. Er wollte mich mit sich ziehen.

„Tai, hör auf! Lass mich los! Wir können jetzt nicht mit dir gehen“, wehrte ich mich, woraufhin Tai mich tatsächlich losließ und mich fragend ansah.

„Wieso nicht? Erpresst er dich, damit du bei ihm bleibst?“

Ich zuckte kaum merklich zusammen. Nagel auf den Kopf getroffen. Selbst im betrunkenen Zustand war Tai der klügste Mensch, den ich kannte. Ich antwortete ihm nicht.

„Du bist betrunken“, sagte ich stattdessen. „Du solltest wirklich nicht hier sein.“

„Jaah, schon klar“, murrte Tai lediglich in einem Ton, der mir verriet, dass er mich überhaupt nicht ernst nahm.

Sein Blick schweifte durch die Wohnung, blieb kurz an der Küche hängen und glitt dann weiter zu der großen Fensterfront, die hinaus in den Garten führte.

Oh nein.

Er sah, wie Hayato mit Hope im Gras saß und spielte, wie sie lachte, und seine Hände ballten sich zu Fäusten.

„Halt, nein! Tu das nicht …“, rief ich und wollte ihn aufhalten, doch er schüttelte mich ab und stapfte geradewegs hinaus in den Garten. Ich rannte ihm hinterher und versuchte, das Schlimmste zu verhindern. Aber es war zu spät.

„Hey, Arschloch“, rief Tai und weckte somit Hayatos Aufmerksamkeit. Dessen Blick verfinsterte sich.

„Was macht der denn hier?“, sagte er wütend in meine Richtung. „Hast du ihn reingelassen?“

„Ich …“, wollte ich zur Erklärung ansetzen, doch Tai verlor keine Zeit. Er blieb vor Hayato stehen, packte ihm am Kragen und zerrte ihn auf die Füße.

„Hatten wir das nicht schon?“, fragte Hayato gelangweilt. Er war zwar wütend, aber wenigstens behielt er die Beherrschung – ganz im Gegensatz zu Tai.

„Diesmal sollte ich dir so eine verpassen, dass du nicht mehr aufstehen und meine Freundin erpressen kannst.“

„Willst du dir ernsthaft noch mehr Ärger einhandeln? Mit solchen Anschuldigungen wäre ich vorsichtig. Niemand erpresst hier irgendwen. Mimi ist aus freien Stücken hier.“

„Bullshit!“

Hope, die von dem plötzlichen Stimmungswechsel ziemlich verwirrt schien, blickte aufgeregt zwischen den beiden hin und her.

„Tai, bitte“, versuchte ich als Stimme der Vernunft auf ihn einzuwirken. „Lass ihn los. Du machst alles nur noch schlimmer.“

Tai stieß Hayato von sich, so dass dieser einige Schritte rückwärts stolperte. Dann wirbelte er herum.

„ICH? Ich mache alles nur noch schlimmer?“, schrie er nun mich an, was mich zurückschrecken ließ. „DU bist doch abgehauen, ohne etwas zu erklären. DU hast uns aufgegeben.“

Ich begann zu zittern. Tränen schossen mir in die Augen. So hatte ich ihn noch nie erlebt. So völlig außer sich, so … unendlich verzweifelt.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein … nein, das stimmt so nicht, ich habe uns nie …“, doch mir versagte die Stimme. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Was hatte ich uns nur angetan? War es wirklich richtig, wie ich gehandelt hatte? Das erste Mal kamen mir ernsthafte Zweifel.

Tais Blick, der finster und voller Schuld auf mir ruhte, drohte mich zu brechen. Ich hätte ihm von Anfang an die Wahrheit sagen sollen, ihn in meinen Plan einweihen. Vielleicht hätte ich ihn irgendwie überzeugen können, dass das der einzige Weg war. Doch jetzt war es zu spät. Jetzt stand er hier vor mir – völlig außer sich. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und festigte meinen Stand, um nicht einzuknicken.

„Tai, ich kann … ich kann dir das erklären. Es ist …“, setzte ich an, doch Tai hob beide Hände in die Höhe.

„Weißt du was? Vergiss es. Gib dir keine Mühe.“

Er drehte sich um und hob Hope auf seinen Arm, die immer noch völlig perplex unten im Gras saß und zu uns aufsah.

„Hey, was soll das werden?“, blaffte Hayato von hinten und wollte Tai am Arm festhalten, doch dieser entzog sich und taumelte auf mich zu.

„Was ist? Kommst du jetzt mit oder nicht?“ Die Frage kam ihm lallend über die Lippen und dass er in diesem Zustand Hope mitnehmen wollte, machte es nur noch schlimmer.

Hope starrte ihren Papa fassungslos an, als würde sie ihn nicht wiedererkennen.

„Tai, ich sagte doch, wir können nicht mitkommen“, versuchte ich nochmals zu erklären, aber Tai schnaubte nur verächtlich, während Hope bereits ihre Mundwinkel nach unten verzog und anfing zu wimmern. Auch sie spürte, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.

„Ich denke, du solltest dich erstmal ausschlafen und morgen reden wir dann über alles. Bitte gib mir Hope zurück.“ Ich machte einen Schritt auf Tai zu, streckte die Arme nach meiner Tochter aus. Tai wich zurück und funkelte mich nur wütend an.

„Schwachsinn“, sagte er nur. Er presste Hope noch fester an sich, die nun anfing bitterlich zu weinen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Was war nur los mit ihm? Ich erkannte ihn nicht wieder.

Ich ging weiter auf ihn zu, hob beschwichtigend die Hände. Im Moment hatte ich wirklich keine Ahnung, wer hier vor mir stand. Wie verzweifelt musste Tai sein, dass er so aus der Haut fuhr?

„Bitte, Tai. Ich verspreche es dir. Wir reden morgen.“ Ich versuchte meine Stimme unter Kontrolle zu halten, damit er das Zittern in ihr nicht bemerkte. In Wahrheit war ich den Tränen nahe. Das schlechte Gewissen nagte an mir und mir war nur all zu sehr bewusst, dass ich es war, die ihn bis hierhin getrieben hatte.

Tai lachte kurz auf, als würde er kein einziges Wort glauben, was ich sagte. Kein Wunder. Ich selbst würde mir kein einziges Wort mehr glauben.

Trotzdem versuchte ich es weiter. Streckte weiter meine Arme nach Hope aus, die immer weiter schrie und versuchte, sich aus seinen Armen zu winden.

„Ich kann dir alles erklären, Tai. Aber nicht heute. Nicht jetzt und hier. Es ist alles nicht so wie du denkst. Ich …“

„Du LÜGST!“, giftete er mich an und ich zuckte zusammen. Ich sah, wie sein Puls raste. Wie sein Blick immer feindseliger wurde. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte man meinen können, sein ganzer Hass richtete sich nicht mehr nur gegen Hayato, sondern auch gegen mich. Er fühlte sich von mir verraten.

Tai taumelte einige Schritte zurück, stolperte dabei fast über seine eigenen Füße. Ich schnellte nach vorne, warf dabei Hayato, der immer noch hinter Tai stand, einen kurzen Blick zu und dieser verstand. Er fing Tai auf, hielt ihn an den Schultern fest, während ich ihm Hope aus den Armen nahm.

Kaum bei mir, drückte sie sich an mich und vergrub ihr Gesicht in meiner Halsbeuge.

„Lass mich los“, schrie Tai und befreite sich mehr schlecht als recht aus Hayatos Griff. Er stürzte nach vorn und fiel beinahe noch der Länge nach hin. Er ruderte mit den Armen und fing sich in letzter Sekunde wieder. Stinksauer drehte er sich zu uns um. Seine Augen funkelten uns beide an, während meine sich mit Tränen füllten.

Ich sah, wie Tais Kiefer malmten und sich seine Hände zu Fäusten ballten.

„Scheiß drauf“, presste er kaum hörbar, unter zusammengebissenen Zähnen hervor und wandte sich von uns ab. Schnell drückte ich Hayato Hope in die Hand und hechtete Tai hinterher, um ihm am Arm festzuhalten. Er wirbelte zu mir herum.

„Was?“, fuhr er mich an, woraufhin ich ihn sofort wieder losließ und einen Schritt zurückwich.

„I-ich … Es … Es tut mir so leid, Tai“, stammelte ich. Konnte er denn nicht sehen, dass ich es aufrichtig meinte? Ich habe nie gewollt, dass es so weit kam. Alles, was ich wollte, war ihn zu beschützen und unsere Familie zu retten.

„Lass es mich bitte erklären.“

„Ich will es nicht hören, Mimi. Nicht mehr“, sagte er plötzlich viel zu klar. Als würde er es ernst meinen. Seine Miene versteinerte sich und er sah von oben auf mich herab, dann zu Hayato.

„Ihr habt euch verdient.“ Ein letzter Blick, dann ging er. Einfach so, ohne sich umzudrehen. Es fühlte sich an, als wäre es das letzte Mal gewesen, dass wir uns sehen sollten.
 

Seit Tais Auftreten waren inzwischen mehrere Stunden vergangen. Für mich war es, als hätte er eben noch vor mir gestanden, so präsent war der Schmerz, der sich seitdem in meiner Brust ausgebreitet hatte. Ich fragte mich, wer heute wem das Herz gebrochen hatte. Ich ihm, weil ich nicht mit ihm gegangen war oder er mir, weil er uns offensichtlich endgültig aufgegeben hatte. Wie auch immer. Die Tatsache, dass ich an allem Schuld war, ließ mich nicht schlafen. Hope hatte ich beruhigen und ins Bett bringen können.

Danach rief ich sofort Yamato an, der versprach Tai zu Hause einen Besuch abzustatten. Nur, um zu sehen, ob alles in Ordnung war.

Ich selbst lag mittlerweile seit einer gefühlten Ewigkeit wach und starrte an die dunkle Decke in einem mir fremden Zimmer.

Ich sollte überhaupt nicht hier sein. Jetzt, in diesem Augenblick sollte ich bei Tai sein. In seinen Armen liegen. Seinen Duft einatmen. Ihm mit den Händen durch die braunen, zerstreuten Haare fahren. Mich von ihm küssen lassen …

Mein Herz verkrampfte sich. Ich krallte mich in mein Schlafshirt und unterdrückte ein Schluchzen.

Mit meinem Schweigen hatte ich alles zerstört. Es wäre ein Wunder, wenn er mir je wieder vertrauen würde.

Außerdem befand ich mich schon viel zu lange in diesem Haus und bis jetzt hatte ich nicht das Geringste gegen Hayato in der Hand.

Mit dem Handrücken wischte ich mir die aufkommenden Tränen aus den Augen, schmiss die Decke zur Seite und sprang auf. Es reichte. Das heute war lediglich die Spitze des Eisberges und wenn ich nicht endlich etwas unternahm, würde ich Tai vermutlich verlieren – für immer.

Kurzentschlossen schlich ich barfuß die Stufen des Anwesens hinunter. Es war dunkel und nichts wirkte so, als wäre Hayato noch wach. Doch als ich mich auf leisen Sohlen seinem Büro näherte, hörte ich Stimmen. Eine davon gehörte Hayato. Die andere gehörte einem Mann. Er klang ziemlich energisch. Irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor. Ich konnte sehen, dass die Tür zu seinem Büro einen Spalt breit offenstand. Licht drang aus dem Raum. Ich runzelte die Stirn und trat näher an die Tür heran. Woher kannte ich diese Stimme nur?

„Nein, das kannst du vergessen. Das mache ich nicht, Vater.“

Ich zuckte zurück. Vater?

Bevor ich es mir anders überlegen konnte, trat ich leise noch näher, so dass ich durch den Spalt in der Tür sehen konnte.

Ein Schauer durchfuhr mich. Da stand Hayato, die Hände in den Hosentaschen. Er hatte seinem Vater den Rücken zugewandt. Bei dem Anblick dieses Mannes wurde mir schlagartig übel und mein Puls beschleunigte sich. Dieser Mann war nicht nur Hayatos Vater – mein Vater arbeitete für ihn und er war es auch, der meinen Vater damals so unter Druck gesetzt hatte.

„Hör endlich auf, dich wie ein kleines Kind zu verhalten, Hayato“, fuhr sein Vater ihn an und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. In der anderen Hand hielt er ein Whiskey Glas, was er in einem Zug leerte. Hayato würdigte ihn keines Blickes. Offenbar hatten die beiden einen Streit.

„Ich habe es dir schon mal gesagt und ich sage es dir noch mal“, redete der Mann weiter auf Hayato ein und wurde dabei noch lauter. „Schmeiß diese kleine Schlampe und ihre Göre endlich raus. Und vielleicht – ganz vielleicht – gebe ich dir dann noch eine Chance, dich zu beweisen.“

Hayato wirbelte herum. Wut funkelte in seinen Augen auf. „Sie ist keine Schlampe! Und diese Göre, von der du da sprichst, ist meine Tochter.“

Hayatos Vater verzog die Mundwinkel und warf seinem Sohn einen abschätzigen Blick zu. „Du bist erbärmlich“, sagte er kopfschüttelnd, stellte sein Glas auf den Tisch und stand von dem Sofa auf, auf dem er saß. „Solche Frauen wollen doch nur dein Geld. Sieh dir deine Mutter an. Auf und davon, die kommt nicht wieder. Aber ihren Anteil vom Vermögen hat sie natürlich bereitwillig mitgenommen.“

Die Verbitterung in seiner eiskalten Stimme war nicht zu überhören. Hayato biss sich auf die Lippe und senkte den Blick.

„Nur, weil Mutter abgehauen ist, hättest du mich noch lange nicht aus der Firma schmeißen müssen. Ich habe hart gearbeitet, um so weit zu kommen.“

Meine Augen weiteten sich. Hayatos Mutter war abgehauen und er war aus der Firma seines Vaters geflogen? Davon wusste ich nichts …

Herr Kido schnaubte. „Ich habe dich nicht aus der Firma geschmissen, weil deine Mutter abgehauen ist. Ich habe dich rausgeschmissen, weil du nicht mein leiblicher Sohn bist.“

Mir stockte der Atem. Schweiß prickelte in meinem Nacken. Nicht sein Sohn? Was zur Hölle ging hier vor?

„Deine Mutter war so dreist, mich noch vor unserer Hochzeit zu betrügen und mir dann ein Kind unterzujubeln. Und wenn ich sehe, wie du den gleichen Fehler machst wie ich, enttäuscht mich das zutiefst“, setzte sein Vater seine Ausführungen fort, ohne jegliche Rücksicht auf die Gefühle seines Sohnes. „Diese Mimi ist jung. Zu jung. Sie würde alles sagen und tun, um dich an sie zu binden. Wer garantiert dir denn, dass dieses Kind überhaupt von dir ist?“

Bitte? Da hatte er wohl etwas gewaltig missverstanden. Das Letzte, was ich wollte, war Hayato in irgendeiner Weise an mich zu binden.

Ich konnte sehen, wie Hayato verkrampfte. Er sah seinen Vater immer noch nicht in die Augen. So hatte ich ihn noch nie zuvor gesehen, so … hilflos?

„Ich kenne Mimi“, sagte er schließlich voller Überzeugung und hob endlich seinen Kopf. „Ich weiß, dass ich der Einzige war. Sie ist mir nicht fremdgegangen. Hope IST meine Tochter!“

Mein Herz setzte für eine Sekunde aus und ein komisches Gefühl machte sich in meiner Brust breit. Würde ich nicht hier stehen, und es mit eigenen Augen sehen, hätte ich es nicht geglaubt. Hayato … verteidigte mich vor seinem Vater? Nach allem, was passiert war … nachdem sie beide mich und meine Familie erpresst hatten? Stets traten sie als unbesiegbare Einheit auf. Als ein Team, welches immer bekam, was es wollte. Sie nun hier zu sehen – entzweit – war eine Vorstellung, die ich bis jetzt nicht einmal zu träumen wagte.

Hayatos Vater schüttelte nur bedauernd den Kopf. Mit Daumen und Zeigefinger rieb er sich die Schläfen.

„Wie kann man nur so naiv sein? Es war wohl doch die richtige Entscheidung gewesen, dir den Posten in der Firma zu entziehen. Du bist einfach noch nicht reif genug, und wirst es nie sein. Weißt du, warum ich all die Jahre über so erfolgreich war? Weil ich Opfer gebracht habe. Ich bin weiß Gott über so einige Leichen gegangen und habe Menschen hinter mir gelassen, um mein Ziel zu erreichen. Weil wirklich nichts von echtem Wert erreicht werden kann, ohne dass man Opfer bringt. Und wahre Größe wird nur denjenigen zuteil, die bereit sind alles dafür zu tun – um jeden Preis.“

Das Blut wollte mir in den Adern gefrieren. Hayatos Vater schien noch skrupelloser zu sein als er. Doch wen wunderte es? Das erste Mal sah ich Hayato selbst in einem ganz anderen Licht. Wenn er der Teufel war – wer war dann sein Vater? Es war kein Wunder, dass Hayato so kalt und gefühllos geworden war. Er lernte schließlich vom Besten.

Herr Kido wandte sich ab, während Hayato einfach nur dastand und irgendwie … gebrochen wirkte. Dann drehte er sich ein letztes Mal zu ihm um und sprach die alles entscheidenden Worte. Worte, die niemals ein Vater zu seinem Kind sagen sollte.

„Mach mit dem Mädchen, was du willst. Ich gebe dich auf. Ab heute … bist du nicht mehr mein Sohn. Im Grunde … warst du es ja nie.“

Etwas funkelte in Hayatos Augen auf und für einen kurzen Moment dachte ich, seine Mauer würde bröckeln. Ich hielt den Atem an. Er wirkte, als würde gleich die ganze angestaute Wut explosionsartig aus ihm herausbrechen. Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen presste er die Lippen aufeinander, straffte die Schultern und schenkte seinem Vater einen letzten, verachtenden Blick. Keine Spur irgendeiner Gefühlsregung. Abgeklärt wie immer. Als hätte er kein Herz.

„Dann ist ja alles gesagt“, antwortete er und klang dabei so unglaublich gleichgültig, dass es ihm jeder sofort abgekauft hätte.

Ich hörte, wie Herr Kido leise knurrte. Sicher hatte er mit einer anderen Reaktion gerechnet.

„Ach, und ehe ich es vergesse …“, trat er dann noch mal gehörig nach. „Du hast vier Wochen, um deine Sachen zu packen und hier auszuziehen. Dieses Haus gehört der Firma, also mir, falls du es vergessen hast. Und ich will dich hier nicht mehr haben.“

Ich sprang zur Seite, ehe die Tür aufging und versteckte mich in der Küche. Ich sah Herrn Kido hinterher, wie er das Haus verließ und die Tür krachend ins Schloss fiel.

Meine Beine fühlten sich schwer wie Blei an und mein Kopf brummte unangenehm. Gestresst atmete ich aus und griff mir an die Stirn. Das war zu viel auf einmal. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit.

Was auch immer das eben war, es klang ziemlich eindeutig. Hayatos Vater hatte seinen Sohn verstoßen. Offenbar war er gar nicht sein Sohn. Seine Mutter war weg. Und er hatte seinen Job verloren. Er war ein uneheliches Kind und sein Vater ließ keinen Zweifel daran, dass Hayato nun niemals das Familienerbe antreten und die Firma übernehmen würde. Es war alles … eine große Lüge. Hayatos Leben wie es bisher war, war eine einzige Lüge.

Schließlich fiel der Groschen und vor lauter Aufregung sog ich scharf die Luft ein. Das war es. Endlich.

Endlich hatte ich etwas gegen ihn in der Hand. Er hatte gelogen. Hayato hatte verschwiegen, dass er sozusagen arbeitslos war – sogar aus seinem Haus ausziehen musste. Er stand quasi vor dem Nichts. Von alledem wusste das Jugendamt nichts und Hayato würde den Teufel tun und seine sichere Stellung aufgeben. Bis jetzt war er uns gegenüber im Vorteil und endlich verstand ich, was er getan hatte.

Er hatte geblufft.

Doch wenn ich eins gelernt hatte, dann dass jeder sein eigenes kleines Geheimnis hatte. Und seins war soeben aufgeflogen.

Beflügelt von dieser neuen Erkenntnis wollte ich zurück in mein Schlafzimmer gehen, doch ein lautes Klirren zog meine Aufmerksamkeit erneut in Richtung des Büros. Die Tür stand immer noch offen. Ich ging zurück und warf einen Blick ins Zimmer.

Eine bräunliche Flüssigkeit umringt von Glasscherben sammelte sich auf dem Boden. Offenbar war die Whiskeyflasche runtergefallen.

Hayato kniete davor und versuchte die Scherben aufzusammeln, während seine feine Anzughose sich mit Alkohol vollsog.

Als er nach einer Glasscherbe griff, schnitt er sich in die Hand. Er zuckte nicht einmal zurück, sondern hielt lediglich inne und betrachtete das dicke Blut, welches aus dem Schnitt trat, zu Boden fiel und sich Tropfen für Tropfen mit dem Whiskey mischte.

Ich stand vor der nun halbgeöffneten Tür und beobachtete ihn. Dieses triumphierende Gefühl, welches ich eben noch empfunden hatte, verschwand. An dessen Stelle trat ein anderes. Ein völlig unbekanntes Gefühl, das ich gegenüber Hayato bisher noch nie verspürt hatte – Mitleid.

Hayato ließ die restlichen Scherben am Boden liegen und richtete sich auf. Er griff nach dem Whiskeyglas seines Vaters, was immer noch auf dem Tisch stand und betrachtete es mit leerem Blick. Mal wieder verriet sein Gesicht nichts darüber, wie er sich fühlte, geschweige denn was in ihm vorging. Doch diesmal mischte sich eine Art Schwärze in seine Augen, die ich zuvor noch nie bei ihm gesehen hatte.

Er drehte das Glas in seiner Hand, bis sich schließlich sein Gesichtsausdruck veränderte. Die blanke Wut spiegelte sich darin wider.

„Verdammt!“, schrie er, holte aus und warf das Glas mit einem lauten Knall gegen die Wand hinter sich.

Ich erschrak so heftig, dass ich mir beide Hände auf den Mund presste, um einen Aufschrei zu unterdrücken.

Das Glas zerbrach in hundert kleine Stücke, wie das Herz, von dem ich nicht ein mal wusste, dass er es besaß. Sie fielen zu Boden, während Hayato die Fäuste geballt und schwer atmend davorstand. Dann sank er vor dem Scherbenhaufen auf die Knie. Seine Schultern bebten und seine Hände krallten sich an dem kalten Boden, der ihm nun auch keinen Halt mehr gab. Lautlos weinte er. Und ich … ich stand wie versteinert vor seiner Tür, tausend Fragen im Kopf und einem Herz, das wie wild gegen meine Brust schlug und voller Mitleid für diesen Mann war, der eindeutig gebrochen war. Gebrochen durch seine eigene Familie. Wie gut ich dieses Gefühl doch kannte …

Wen er in diesem Moment wohl mehr hasste? Seinen Vater oder sich selbst? Die Verzweiflung, die mit jedem weiteren Zittern seine Seele verließ, war zum Greifen nah. Und das erste Mal, seit ich Hayato kannte, stellte ich mir die Frage, wer er eigentlich war …
 

„Unter den Anzügen und Kostümen, hinter verschlossenen Türen, werden wir alle von denselben Wünschen beherrscht.

Und diese Wünsche können roh sein und finster und zutiefst beschämend.

Je länger man hinsieht umso deutlicher wird: wir sind nie diejenigen, die wir behaupten zu sein. Hinter der Fassade steckt immer ein Geheimnis.

Vielleicht sind wir eigentlich … jemand anderes.“

Gypsi



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Kleines-Engelschen
2019-08-07T20:54:32+00:00 07.08.2019 22:54
ein tolles kapitel. ich bin positiv überrascht das hayato doch nicht ganz so ein blödmann ist ^^

greetz
Antwort von:  Khaleesi26
20.09.2019 16:23
haha :D ja, manchmal können einen auch die miesesten Typen noch überraschen!
Liebe Grüße
Khaleesi
Von:  Hallostern2014
2019-08-07T17:31:40+00:00 07.08.2019 19:31
Huhu 😍❤😋😘


Ich freue mich, dass du es geschafft hast ein Kapitel zu schreiben. Kann es aber auch verstehen wenn es mal wieder so lange dauert. 😁
Nun komme ich auch endlich dazu, was zu schreiben. Wie ich dir schon gesagt habe kamen mit beim Lesen schon die Tränen.


Das Kapitel ist die wieder so gelingen, dass man dachte man steht daneben.

Man kann zwar geht verstehen warum Hayato so ein Arsch ist bei so einen Vater, ich habe zwar ein Krümel Mirleid mit ihn, dennoch kann ich ihn nicht leiden. Was er alles getan hat, kann er nie gut machen und gerechtfertigen.

Ich hoffe das Mimi auf ihn keine Rücksicht nimmt und es durch zieht. Das wäre ihre Chance. Sie muss sie nutzen wenn die die Beziehung zur Tai retten will. Wenn sie ihre Richtige Familie zurück haben will.

Das mit Tai und Mimi tat mir so sehr weh. Man hat gemerkt wie beide darunter leiden. Und man sieht was da raus kommt wenn man alles alleine machen will. Ich kann beide zwar verstehen dennoch bin ich mehr auf Tais Seite. Er hat so sehr um Mimi gekämpft wollte nicht aufgeben und mit Sicherheit hätten beide selbst dafür eine Lösung gefunden. Dennoch war es von Tai ein Fehler besoffen zu Mimi zu gehen/fahren. Wer weiß wie er in seinen Zustand dahin gekommen ist. Und wenn alles noch vor Hope. Sie ist zwar klein bekommt aber immer mehr mit als man will. Und den Papa so zu sehen war bestimmt nicht leicht, auch weil sie es nicht verstehen kann. Ich hoffe nur das er wirklich Heil nach Hause kommt und keinen scheiß baut. Irgendwie macht mir der Satz ,, Es fühlte sich an, als wäre es das letzte Mal gewesen, dass wir uns sehen sollten. " bisschen Angst.

Also nur noch 2 Kapitel, ob es da wirklich gut aus geht 🙈. Ich hoffe es ja so sehr. Ich freue mich schon aufs neue Kapitel.

Ich wünsche euch 3 eine schöne rest Woche und ganz liebe Grüße ❤😍😘🌷


Antwort von:  Khaleesi26
23.09.2019 09:58
Hallo Liebes :*
Bevor ich das neue Kapitel hochlade, wollte ich dir unbedingt noch antworten. Man kommt echt gefühlt zu nichts mit Baby 😅

Danke, für dein Kompliment & ich freue mich, dass dir das Kapitel so gut gefallen hat!

Ohje Hayato hat es wohl echt versaut, was 😅 kann man ja auch verstehen, dass er als Charakter bei dir unten durch ist. Nur irgendwie muss ja für Hope eine Lösung her und das am Besten ohne Rosenkrieg. Es haben echt alle schon genug gelitten 🙈

Hmm, dass Dir der letzte Satz Angst macht, ist verständlich. Gerade hat sich ja auch alles so sehr zugespitzt, dass man schwer beurteilen kann, wie es für Mimi und Tai endet... gerade haben sich alle nicht mit Ruhm bekleckert. Mal sehen, ob sie das noch mal geradebiegen können... :/

Genau 😅 die Geschichte neigt sich dem Ende 😭 aber auch wenn jetzt nur noch so wenige Kapitel kommen... es passiert noch einiges.

Habt einen schönen Start in die Woche!
Liebe Grüße 😊
Von:  Desiree92
2019-08-07T16:01:58+00:00 07.08.2019 18:01
Auch hier freue ich mich über das neue Kapitel, was sehr toll geworden ist.

Nach diesem Kapitel kann man Hayato ein bisschen besser einschätzen. Kein Wunder das er teilweise ein echtes Arsch ist. Bei so einem Vater wundert mich das nicht. Glaube er hat noch eine ganz andere Seite in sich ... mal schauen ob wir diese zu Gesicht bekommen.

Das zwischen Mimi und Tai ist so schade ... kann die Reaktionen beider Seiten so gut verstehen 😓

Bin echt gespannt was noch so auf uns zukommt und freue mich sehr auf die neuen Kapitel.

Liebe Grüße ☺️
Antwort von:  Khaleesi26
20.09.2019 16:44
Huhu :) Schön, dass dir das Kapitel gefallen hat!

:D wen wundert das jetzt noch... wer mit so einem Vater aufwachsen muss, der kann im Prinzip nur selbst ein A*loch werden. Aber vielleicht meint er es ja auch wirklich ernst und will sich Hope zuliebe ändern ;)

Ob es für Mimi und Tai noch ein Happy End geben wird, bleibt abzuwarten. Momentan haben sie beide Mist gebaut... Mimi wohl etwas mehr als Tai *:D

Ich wünsch dir schon mal viel Spaß beim Weiterlesen. Das neue Kapitel wird jetzt irgendwann am Wochenende kommen, wenn ich es schaffe.

Liebe Grüße
Khaleesi
Von:  Linchen-86
2019-08-07T11:31:24+00:00 07.08.2019 13:31
Hallo meine Liebe:)

Wie lustig das auch ich es mal wieder geschafft habe ein Kapitel hochzuladen. Die Zeit ist eben viel knapper geworden :(

Ein sehr interessantes Kapitel.
Hayato scheint es auf seine Art ernst zu meinen. Ich denke nachdem seine Mutter gegangen ist, hat er wohl erkannt um was es im Leben wirklich geht.

Hope ist ein Baby. Es ist absolut natürlich dass sie sich freut und Spaß hat. Sie ist zu klein um zu verstehen was los ist. Es heißt nicht das sie Tai nicht vermisst.
Hayato versucht gerade nur etwas aufzubauen, was Tai schon lange hat.

Als Tai auftaucht dachte ich alles ist vorbei. Warum macht er das? Er ist so verzweifelt und so traurig und ja es ist Mimis Schuld. Sie hätte ehrlich sein und ihren Plan zugeben sollen. Warum meinen Leuten immer ihre Dämonen immer alleine bekämpfen zu müssen? Es ist soviel einfacher gemeinsam zu kämpfen. Mimi hätte ihren Plan trotzdem durchgeführt, aber Tai hätte mehr Verständnis aufbringen können.
Ich weiß ehrlich gesgat nicht ob die das nochmal hinbekommen.

Hayato wurde nun auf sämtliche Weise enterbt. Er hat nichts mehr. Kein Geld, keine Wohnung.
Es beeindruckt mich etwas, dass er trotzdem zu Mimi und Hope hält.
Mimi hat Mitleid, aber ich hoffe das sie sich davon nicht blenden lässt. Er hält sie schließlich gegen ihren Willen fest und erpresst sie.
Hope ist die für die alle eine Lösung finden müssen.

Wenn nur noch zwei Kapitel kommen. Bin ich sehr gespannt wie es letztendlich ausgeht. Zumal du auch für deine nicht Happy Ends bekannt bist.

Vielleicht finden sie ja noch eine Einigung wie alle miteinander auskommen um füe Hope das beste zu wollen.
Ich möchte auf jeden Fall das Tai glücklich wird. Er verdient es wirklich. Er ist und bleibt ein Guter. Hoffentlich gibt er Mimi am Ende nochmal eine Chance.

Ich bin gespannt wie es weiter geht.

Liebe Grüße :):*
Antwort von:  Khaleesi26
20.09.2019 16:40
Hallo Liebes :)

wow, komme ich endlich mal zum Antworten :D aber da sagst du was, die Zeit ist wirklich knapp geworden.

Ja, ich denke, das hast du ganz richtig erkannt. Sein eigenes Familiendrama hat ihm so gesehen etwas die Augen geöffnet.

Das hast du sehr schön gesagt und ja, Mimi hätte einfach ehrlich sein und Tai in ihre Pläne einweihen müssen. Sie waren zusammen immer so stark und im Alleingang ist es ja noch nie gut gegangen. Jetzt ist alles so schwierig... und Tai ist durchgedreht :< Ist also ziemlich nach hinten losgegangen...

Eben, nur weil ihm selbst Schlechtes wiederfahren ist, heißt das ja noch lange nicht, dass er sein Wesen von Grund auf geändert hat - merkt man ja daran, dass er Mimi erpresst hat. Aber trotzdem möchte er gerne für Hope da sein... viel mehr außer sie hat er ja jetzt auch nicht mehr...

Jaah, ich bin relativ fleißig am Tippen, aber so richtig kann ich mich einfach noch nicht von der Geschichte trennen... auch, wenn es sein muss. :'D Alles muss mal ein Ende haben. Und ob es ein Happy End geben wird... das bleibt abzuwarten :D

Oooh ja, da hast du recht. Tai hätte definitiv verdient glücklich zu werden <3 Wenn nicht er, wer dann?!

Danke für dein Kommi, Liebes und bis bald :-*

Liebe Grüße <3


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