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Hiraeth

von

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Kapitel 1 - Marise

Alles begann mit ihr …

„Hey!“

Marise schreckte auf. Verdammt, schon wieder …

„Schlafen kannst du, sobald du in deinem Quartier bist!“, brüllte ihr Trainer und, schnell wie er war, holte zu einem Tritt gegen ihren Unterkiefer aus. Marise war jedoch noch immer wie erstarrt und so traf der harte Tritt sein Ziel. Sie wurde einen guten Meter in den Staub der kleinen Arena geschleudert und blieb regungslos liegen.

„Stoppt das Training!“

Diese Instruktion schien jedoch nicht nötig zu sein. Marise sah mit flimmernder Sicht, dass alle anderen Schüler und Trainer sofort aufgehört hatten und besorgt zu ihr schauten. Einige Strähnen, die sich während des Trainings aus dem Zopf gelöst hatten, fielen über ihr Gesicht, als ihr Trainer – Kyle war sein Name – sich neben sie kniete und sie ihren Kopf in eine Richtung neigte. Er trug wie alle anderen auch schwarze Trainingskleidung, Stiefel und Handschuhe waren zusätzlich mit Vorrichtungen aus Metall verstärkt. Eben diese Metallschiene hatte sie noch wenige Sekunden zuvor in ihrem ungeschützten Gesicht getroffen, dessen untere Hälfte sie nun nicht mehr spüren konnte. Sie versuchte, ihren Kiefer zu bewegen und, als sie diesen einfach nicht spürte, aus Verzweiflung zu schreien. Doch Kyle nahm ihr Gesicht vorsichtig in beide Hände und schaute sie eindringlich an.

„Marise. Bleib‘ ruhig. Ich werde dich in die Krankenstation bringen.“

Mit diesen Worten hob er sie vom Boden, darauf bedacht, ihren Kopf stabil gegen seinen Oberarm zu lehnen. Während er aus dem Raum ging gab er den kurzen Befehl, das Training fortzusetzen. Zögerlich nahmen sowohl Trainer als auch Studenten Position ein, ihren Blick noch immer auf Kyle und Marise gerichtet.

„Wie konnte das passieren?“, fragte Kyle auf dem Weg zur Krankenstation, mehr sich selbst als Marise. Sie musste an die Sekunden vor dem Tritt denken. Ihr Nahkampftraining gegen Kyle war ohne besondere Vorkommnisse oder Überraschungen gestartet. Sie konnte einige Schläge und Tritte blocken, konnte selbst ein paar Treffer austeilen. Doch plötzlich war sie erstarrt. Sie hört eine Stimme, in ihrem Kopf.

Alles begann mit ihr …

Es war nicht das erste Mal, dass es passierte. Nein. Seit Jahren wiederholte es sich. Mal trat es innerhalb einer Woche mehrmals auf, mal war sie über Monate verschont. Doch es wurde stärker. Als dieser Effekt zum ersten Mal aufgetreten ist, konnte sie nur undeutliches Murmeln verstehen. Jetzt hörte sie die Stimme so deutlich, als würde sie selbst sprechen. Es war jedoch das erste Mal, dass sie die Stimme hörte, während sie in der Öffentlichkeit war. Kyle musste ihren Schock für Unachtsamkeit gehalten haben. Doch sie hatte sich kaum auf ihre Umgebung konzentrieren können.

Langsam nahm der Schock ab und anstelle der Taubheit stellte sich ein starker Schmerz ein. Ein gutes Zeichen …

„Marise, bleib‘ bei mir, okay?“

Kyle schaute auf sie hinab. In seinen grauen Augen spiegelte sich nichts außer Sorge und Schuld. Erst da bemerkte sie, dass sie am ganzen Körper unkontrolliert zitterte.

Da sie nicht antworten konnte, versuchte sie, ihn eindringlich anzuschauen, doch ihr Blick verschwamm als Tränen des Schmerzes ihre Wangen herunterliefen. Fang‘ jetzt nicht an zu heulen, Marise. Die Verletzung ist peinlich genug. Sie schloss die Augen und versuchte sich auf Kyles Herzschlag zu konzentrieren, den sie durch die schwach gepanzerte Kleidung spüren konnte. Ihr Trainer ging so schnell es ihm möglich war zur Krankenstation, dennoch dauerte es gute zehn Minuten, bis sich die automatischen Türen zu dieser öffneten.

„Kyle! Was ist passiert?“

Marise öffnete die Augen und sah, wie Ewa, die diensthabende Ärztin, von ihrem Stuhl hinter dem Schreibtisch aufsprang und sämtliche Diagramme und Statistiken, die sich in Form von Hologrammen vor ihr befanden, mit einer Handbewegung verschwinden ließ.

„Fehlfunktion der GSS. Marises Kiefer hat einen direkten Tritt abgekommen.“

Kopfschüttelnd deutete Ewa auf ein freies Bett, welches kaum mehr als eine dünne Matratze war. Behutsam legte Kyle sie auf diese und strich ihr die langen Strähnen aus dem Gesicht, dann trat er beiseite.

Eine Apparatur fuhr aus der Wand neben ihr. Sie bestand aus einem langen Schlauch, an dem ein flaches Panel befestigt war. Dieses Panel fuhr über Marises gesamten Körper und fertigte einen Scan ihres Körpers an, der sich langsam vor Ewa und Kyle aufbaute. Neben der obligatorischen Identifikation und dem Ganzkörperhologramm erschienen auch mehrere Diagramme, die sämtliche Organfunktionen und Gehirnaktivitäten aufzeichneten. Marise versuche erst gar nicht, etwas auf diesen Bildern zu erkennen. Das überließ sie Ewa und ihrer KI.

Die Ärztin zoomte näher an Marises Gesicht heran und begutachtete ihren Kiefer von allen Seiten. Sie presste ihre dünnen Lippen aneinander, während sie die Knochen im Hologramm verschob und nach kleinsten Rissen suchte.

„Ich werde CAI eine Diagnose anfertigen lassen – ich schätze, der Kiefer ist geprellt. Gebt mir einen Moment.“

Damit ging Ewa zurück zu ihrem Schreibtisch und startete die Diagnosefunktion von CAI – der Clinical Artificial Intelligence – einer künstlichen Intelligenz, die aus dem Hologramm von Marises Knochen eine Diagnose und Behandlung erschließen konnte. Während die Ärztin auf die Ergebnisse wartete, setzte sich Kyle neben ihr. Marise fühlte urplötzlich eine tiefe Erschöpfung und legte ihren Kopf auf die Matratze.

„Es tut mir so leid, Marise. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich dachte, dass du nur einen Moment unachtsam warst. Deine Schilde hätten sich automatisch hochfahren sollen. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte.“

Ihr Trainer fuhr sich durch die Haare. Er hatte Recht. Während der Trainingsstunden waren sie mit spezieller Kleidung ausgestattet, die Verletzungen des ungeschützten Kopfes verhindern sollte. Fehlfunktionen waren noch nie aufgetreten.

Da Marise ihrem Trainer nicht antworten konnte, schaute sie ihm in die Augen und legte ihre Hand auf seinen Oberarm. Sie kannte ihren Trainer nun seit fast drei Jahren, seitdem sie Mitglied der Militärakademie geworden ist. Eigentlich hatte sie studieren wollen – eine Möglichkeit, die jedem Bewohner Yadirs unabhängig sozialem oder finanziellem Hintergrund offenstand. Dass sie nun tagtäglich versuchte, Kyle oder anderen Mitschülern ins Gesicht zu treten, hatte sich durch einen Zufall ergeben.

Ewa stand von ihrem Schreibtisch auf und unterbrach Marise in ihren Gedanken, während sie Kyles warmen Oberarm unter ihrer Handfläche spürte. Peinlich berührt ob dieser intimen Geste, zog sie ihre Hand zurück und legte sie auf ihren Bauch, während sie versuchte, sich wieder aufzusetzen.

„Die gute Nachricht ist: Dein Kiefer ist nicht gebrochen, Marise. Du hast sehr viel Glück gehabt. Heute Abend sollte dein Kiefer vollständig verheilt sein. Allerdings werde ich dich erstmal vom Training krankschreiben müssen. Außerdem werde ich dich gleich hier behandeln müssen … Bereit?“

Auf ein Nicken Marises hin nahm CAI einen weiteren Scan vor, das Ziel war ihre rechte Gesichtshälfte. Die Abbildung breitete sich erneut vor Ewa aus und mit routinierten Bewegungen tippte sie mit behandschuhten Fingern auf dieser herum. Sofort kamen viele kleine Schläuche aus dem Bettgestell gefahren, mit jeweils einer winzigen Nadel an jedem Ende. Diese stachen nun in Marises Haut rund um ihren Kiefer und gaben dabei eine klare Flüssigkeit, eine Mischung aus Antibiotika und anderer entzündungshemmender Medikamente, frei. Der Schock der plötzlichen Taubheit in ihrem Kiefer ließ Marise ihre Hand erneut um Kyles Oberarm krallen, der keinerlei Gefühlregung zeigte. Sie machte sich eine geistige Notiz ihm dafür zu danken, weitere Demütigungen konnte sie kaum noch ertragen. Kyle kannte sie. Arroganz würde sie eines Tages zu Fall bringen, auch wenn es derzeit ihre größte Stärke war.

„Alles in Ordnung. Marise, du solltest in der Lage sein, in dein Quartier zu gehen. Schone dich bitte, heute Abend kannst du gerne versuchen zu sprechen und zu essen. Kyle, dich bräuchte ich hier für den Report.“

Marise setzte sich auf und ließ ihre Beine von der Matratze baumeln. Da sie weder Schmerzen noch Benommenheit fühlte, setze sie ihre Beine auf den Boden. Sie berührte ihr Kinn, welches sich anfühlte, als sei es um das Dreifache angeschwollen. Fuck, sie würde dieses Mal ihrer Niederlage eine ganze Weile mit sich tragen. Da es ihr unmöglich war sich zu bedanken, tippte sie Ewa auf die Schulter und, als diese sich umdrehte, nickte sie der älteren Frau zu und lächelte, soweit es ihr möglich war. Sowohl die Ärztin als auch Kyle schauten die junge Frau an. Marises Lächeln war selten, das oft gleichgültige Gesicht schien kaum empfänglich für jegliche Regung außer Spott und Sarkasmus. So unerwartet das kleine Lächeln auf Marises Lippen erschienen war, so schnell verschwand es wieder hinter einem desinteressierten Ausdruck, einzig der immer harte Blick ihrer Augen blieb.

Um nicht noch länger untätig neben Kyle und Ewa zu stehen, ging sie aus dem Krankenzimmer in Richtung ihres Zimmers. Auf dem Weg befreite sie ihre übrigen Haare aus den Überresten ihres Zopfes und ließ sie über ihre rechte Gesichtshälfte fallen. Auch wenn es kaum etwas bringen würde. Mittlerweile dürfte die gesamte Akademie von ihrem Trainingsunfall gehört haben.

Wie unerfreulich.

Somit ging sie ohne Umwege zu ihrem Zimmer, es brauchte keine weiteren Augenzeugen ihrer Niederlage. Noch nie hatte sie sich während eines Trainings verletzt und selbst, wenn sie sich blaue Flecken zuzog, fügte sie ihren Trainern oder anderen Schülern ebenso viele Blessuren zu. Und nun ist sie ohne Gegenwehr zu Boden gegangen. Und sogar Schwäche gegenüber Kyle gezeigt.

Verdammt!

Plötzlich stand vor ihr eine junge Frau, deutlich eingeschüchtert durch die Akademie und die Mengen an Schülern um sie herum. Wie süß, dachte Marise, während sie von oben herab auf die junge Frau schaute. Sie sah verängstigt aus, ihre Augen weit aufgerissen, ihr Blick auf das angeschwollene Kinn gerichtet. Ein schwaches, aber unmissverständlich herzloses Lächeln umspielte Marises Lippen, als sie ihre Haare über ihre Schulter warf, ihr Kinn präsentierend, und demonstrativ langsam an dem Mädchen vorbeiging. Sie starrte Marise ununterbrochen an.

Besser, sie weiß früh genug, was auf sie zukommt.

Vor ihrer Zimmertür wurde Marises Auge als Identifikation gescannt, danach trat sie ein. Da sie sich in ihrem letzten Jahr der Ausbildung befand, konnte sie sich glücklich schätzen, ein Zimmer mit einer großen Glasfront zu besitzen. Sie blickte auf den Garten, in dem sich mehrere Schüler jeder Altersklasse befanden. Da sie nicht wusste, was sie an diesem Nachmittag mit sich anfangen sollte, legte sie sich auf das kleine Sofa, das sie vor einiger Zeit vor die Fensterfront geschoben hatte und beobachtete das Treiben unter ihr. Junge Schüler und Schülerinnen standen in kleinen Grüppchen zusammen und unterhielten sich aufgeregt, während die wenigen älteren Schüler, die gerade keinen Unterricht hatten, für ihre Prüfungen lernten oder trainierten. Ein normaler Tag an der Tyralad Akademie, der Schule für die Ausbildung junger Studenten auf Yadir in verschiedenen Bereichen, sei es Kampf, Technologie, Medizin. Gerade trat einer der älteren Studenten seinem Sparringpartner mit unfassbarer Geschwindigkeit in den Nacken, dieser ging in die Knie. Jeder um die beiden Kämpfer schien den Atem anzuhalten, doch der überlegene streckte seinen Arm aus, um seinem Gegenüber aufzuhelfen. Dieser nahm lächelnd an, rieb sich den Nacken und beförderte seinen Gegner mit einer blitzschnellen Bewegung in den Staub.

Marise drehte sich auf ihren Rücken. Sie sollte dort unten sein. Sie sollte trainieren. Sie sollte verdammt noch einmal siegen. Sie legte einen Arm über ihre Augen und ließ ihre Gedanken driften. Die Medikamente, die durch ihren Körper flossen und ihren Kiefer wieder zusammenflickten, ließen sie müde ihre Augen schließen. Erschöpft fiel sie schließlich in einen traumlosen Schlaf.

 

„Marise?“

Es klopfte an ihrer Tür. Sie schreckte aus ihrem Schlaf auf, der Schock ließ sie fast automatisch auf ihren Füßen stehen. Jahrelanges Training …

Es klopfte erneut.

Kyle.

Marise öffnete die Tür und sah ihren Trainer im Türrahmen stehen. Er schaute auf ihr Kinn.

„Wie geht’s dir?“

Marise bewegte ihren Kiefer ein paar Mal hin und her. Sie spürte ein leichtes Knacken, jedoch keinen Schmerz.

„So schnell bringt mich niemand zu Fall“, sagte sie, erschrak sich jedoch beim Klang ihrer eigenen Stimme. Kratzig, müde, schwach … erbärmlich. Als sie sich streckte, um ihre Gelenke nach ihrem Schlaf auf dem Sofa wieder zu lockern, bemerkte sie, dass sie noch immer ihre durchgeschwitzte Trainingskleidung trug. Als sie an sich herunterschaute, sah sie auch zum ersten Mal einige Blutflecken auf dem grauen Shirt.

„Sorry, diese schei-“, setzte sie an, brach ihren Satz aber ab. Vor ihr stand ihr Trainer, eine Respektsperson. Jemand, zu dem sie aufsah. Einer der wenigen Personen dieser Akademie, den sie ernst nahm. Sie sollte ein wenig Respekt zeigen, zumindest in der Wahl ihrer Worte. Auch wenn eine moderate Wortwahl nicht zu ihren ausgewiesenen Stärken zählte.

„Die Medikamente haben mich außer Gefecht gesetzt. Ich bin noch nicht zum Duschen gekommen.“

Kyle lächelte und lehnte sich an den Rahmen. Er durchschaute die Bemühungen, ihre misslaunige Wortwahl zu unterdrücken.        

„Entschuldigung angenommen. Marise, ich weiß, dass du weiterkämpfen willst, aber vergiss deine Gesundheit nicht. Und versuch‘ nicht, dieses Missgeschick als Niederlage zu betiteln. Du bist meine beste Schülerin, du solltest deinen Kiefer schonen und gestärkt wiederkommen. Morgen kannst du gerne deinen Stolz zurückfordern. Für heute, schon‘ dich.“

Marise rollte ihre Augen. Ja, er kannte sie, ja, er verstand sie und ja, es machte sie unfassbar wütend. Doch Kyle war nicht nur ihr Trainer, der diese Worte nur nutze, um sie zu motivieren. Er war ihr einziger Vertrauter, seitdem sie an die Akademie gekommen war. Er meinte jedes seiner Worte.

„Du weißt, dass ich nicht nur hier bin, um dein genervtes Gesicht zu sehen – vielleicht ein wenig – aber wir müssen diesen ganzen Bürokratiekram durchgehen“, sagte Kyle lächelnd, hielt sein elektronisches Datapad hoch. Nun konnte Marise ihren Unmut nicht mehr zurückhalten und seufzte laut. Dennoch drehte sie sich um und ließ Kyle in ihr Zimmer.

„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne duschen, bevor wir diesen Mist durchgehen“, bemerkte Marise, während sie über ihre Schulter schaute. Sie wartete jedoch nicht auf die Antwort von Kyle, sondern machte sich sofort auf den Weg zu dem privaten Badezimmer ihres Zimmers. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie ihr Trainer grinste und sich auf ihr Sofa setze, um in den Garten zu schauen. Die Sonne war schon untergegangen, dennoch war der Garten hellerleuchtet. Mehr und mehr Schüler trafen sich hier, nun, da die Unterrichtsstunden vorbei waren.

„Einen schönen Ausblick hast du hier“, bemerkte Kyle mit einem leicht spöttischen Unterton.

„Ja, ja.“

Damit schloss sie die Tür hinter sich, zog sich aus und schmiss ihre schmutzige Kleidung auf den kleinen Klamottenberg neben ihrer Dusche. Dann stieg sie unter die warme Dusche, ließ das Wasser über ihr Gesicht und Haare laufen. Langsam wärmte sich ihre Haut, ihre Muskeln, ihre Gelenke wieder auf. Sie fühlte sich besser. Mutig.

Sie wickelte sich nach einer langen Dusche in ein Handtuch, kämmte grob ihre nassen Haare und ohne einen zweiten Gedanken zu verschwenden, trat sie aus dem Badezimmer. Kyle saß noch immer auf ihrem Sofa, schaute in den Garten. Doch er rang mit seinen Händen. Als er hörte, dass Marise aus dem Badezimmer kam, stoppte er abrupt die nervösen Gesten, schaute er auf und sah ihre schlanke Silhouette in der Spiegelung der Fensterfront. Auch Marise beobachtete ihn. Sah ihn lächeln. Und als sie auf ihn zukam, stand er auf und legte sein Datapad auf das Sofa. Als sie neben ihm stand und wie er in den Garten schaute, waren sich beide bewusst, was passieren würde. Marise ließ ihr Handtuch fallen, fast im gleichen Moment umfasste Kyle ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie leidenschaftlich. Dieser Tag war nicht wie geplant verlaufen, ein paar gebrochene Regeln als Abschluss waren ihr nun auch herzlich egal. Sie würde die Strafe erhalten, irgendwann, wenn die Ereignisse dieses Abends öffentlich werden sollten. Jetzt wollte sie einfach nur ihre Niederlage vergessen. Ihren Stolz zurückerobern.

Sie drückte Kyle gegen die Glasfront, wohlwissend, dass jeder Schüler, der im Garten nach oben schauen würde, sie sehen könnte. Auch ihm musste es bewusst sein, doch er unternahm nichts, sie zurückzudrängen. Im Gegenteil, er umfasste ihre Hüfte mit beiden Händen und hob sie ohne jede Anstrengung hoch. Wie im Reflex umschlossen ihre Beine seinen Oberkörper, während er ihren Rücken stütze. Ihre noch nassen Haare tropften auf den Boden, an ihrem Rücken und Oberkörper herunter. Sie konnte Kyles harte Muskeln unter ihrer Haut spüren. Doch dieses Mal war es kein Trainingskampf, der sie zusammenbrachte, es war etwas anderes, etwas tiefer liegendes.

Und als Marise ihre Hand durch Kyles Haar fahren ließ, nahm sie einen Lichtblitz durch ihre geschlossenen Augen wahr.

Alles begann mit ihr.

Während sie seinen Hals küsste öffnete sie ihre Augen. Gerade rechtzeitig genug, um zu sehen, wie die große Fensterfront in Kyles Rücken zerbrach und eine gewaltige Druckwelle auf sie zurolle.



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