Zum Inhalt der Seite

Die Karte des Rumtreibers

von
Koautor:  Mo_Inkheart

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eulenpost

Es war an einem herrlichen Sommertag Mitte Juli 1971 in einem kleinen Ort nördlich von London.

Ein kleiner elfjähriger Junge mit strubbeligen schwarzen Haaren, haselnussbraunen Augen und Brille saß schon den ganzen Vormittag aufgeregt im Wohnzimmer am Fenster. James Potter beobachtete den Himmel. Plötzlich sprang er aufgeregt vom Sofa auf und rannte in die Küche zu seinen Eltern. „Sie kommt! Sie kommt!“ rief er. Sein Vater saß am Küchentisch und blätterte durch die Zeitung, während seine Mutter das Mittagessen vorbereitete. Noch ehe seine Eltern etwas erwidern konnten, flitzte er hinaus in den Garten. Wieder starrte er in den Himmel und von dort kam jetzt eine große Eule direkt auf ihn zugeflogen. Sie trug einen großen Umschlag im Schnabel und ließ diesen direkt in James Hände fallen. Völlig aus dem Häuschen rannte der Junge wieder in die Küche. „Er ist da!“ jubelte er und wedelte mit dem Umschlag, auf dem mit smaragdgrüner Tinte sein Name und seine Adresse geschrieben waren. Endlich war es soweit, er durfte nach Hogwarts.
 

Eine andere Eule lieferte währenddessen einen weiteren Umschlag am Grimmauld Place Nr. 12 in London ab. Der Brief war an einen elfjährigen Jungen namens Sirius Black adressiert. Die Eule flog durch ein Fenster im ersten Stock und landete im Salon auf einer Sessellehne. Zwei schwarzhaarige Jungen saßen auf dem Boden und spielten Koboldstein. Der Jüngere der beiden sprang auf und schnappte sich den Brief. „Dein Brief ist da, Sirius!“ sagte er leicht grinsend. „Gib ihn her, Regu!“ forderte Sirius. Doch sein Bruder dachte gar nicht daran und rannte aus der Tür in den Flur. „Hol ihn dir doch!“ rief er. Sirius rannte ihm nach. „Das ist mein Brief! Gib ihn her!“. Die beiden jagten die Treppe hinunter und rannten dabei ihren alten Hauselfen fast um. Es gelang Sirius nicht Regulus zu fassen. Sein jüngerer Bruder war geschickt und er entwischte ihm immer, wenn er dachte, dass er ihn jetzt hatte. Die Verfolgungsjagd wurde jäh durch ihren Vater beendet, der aus seinem Arbeitszimmer kam, um der Quelle des Lärms auf den Grund zu gehen. „Darf ich erfahren, warum ihr durch das ganze Haus rennt, wie eine Horde wildgewordener Hippogreife?“ Er musterte seine Söhne mit hochgezogenen Augenbrauen und strenger Miene. „Regu hat meinen Brief aus Hogwarts und will ihn nicht mehr hergeben!“ sagte Sirius verärgert. „Ich will ja auch nicht, dass du da hingehst! Dann bin ich hier nämlich ganz allein!“ antwortete Regulus schmollend. Orion Black musste unwillkürlich schmunzeln. „Es ist doch nur ein Jahr, Regulus, dann siehst du ihn wieder jeden Tag! Jetzt gib ihm schon den Brief!“ sagte er, woraufhin er Sirius etwas widerwillig den Brief überreichte.
 

Zur gleichen Zeit saß Remus Lupin, ein kränklich aussehender, braunhaariger Junge, an einem kleinen Bach nahe seines Elternhauses und ließ Steine übers Wasser hüpfen. Plötzlich hörte er seine Mutter nach ihm rufen. „Ich komme!“ rief er zurück, stand auf und lief zum Haus, wo sie lächelnd auf ihn wartete. Hope Lupin hatte einen großen Umschlag in der Hand. „Dein Brief aus Hogwarts ist da, Liebling!“ sagte sie und überreichte ihn ihrem Sohn. Remus nahm den Brief etwas zögerlich entgegen. Seit Albus Dumbledore, der Schulleiter von Hogwarts, ihn vor einigen Monaten persönlich aufgesucht hatte um ihm einen Platz an der Schule für Hexerei und Zauberei anzubieten, wusste er, dass der Brief kommen würde. Zwar freute sich Remus sehr darüber, aber er war sich auch nicht sicher ob er wirklich dorthin gehen sollte. Remus war anders als die anderen Kinder in seinem Alter. Einmal im Monat verwandelte er sich in einen Werwolf. Jeder andere Schulleiter hätte ihn gar nicht erst zur Schule gehen lassen, da jemand wie er in der Zaubererwelt geächtet war. Dabei konnte Remus gar nichts dafür. Er war noch sehr klein gewesen, als er gebissen wurde. Bis Albus Dumbledore unerwartet bei den Lupins aufgetaucht war, hatte er auch keine Hoffnung gehabt, dass er jemals nach Hogwarts gehen durfte. Doch jetzt würde sich sein Traum erfüllen.

In der kleinen Stadt Cokeworth in Mittelengland rannte ein rothaariges Mädchen mit auffallend grünen Augen aufgeregt hinunter zum Fluss. Lily Evans hoffte, ihren besten Freund dort anzutreffen. Kurz darauf entdeckte sie ihn an ihrem üblichen Treffpunkt. Severus Snape war ein magerer Junge mit schulterlangen, schwarzen Haaren. Seine Kleidung wirkte abgetragen und passte nicht wirklich zusammen. Lily setzte sich neben ihn ins Gras. „Gerade eben war jemand von Hogwarts da, wie du gesagt hast!“

Völlig außer Atem wedelte sie mit einem großen braunen Umschlag. „Meine Eltern freuen sich wahnsinnig für mich, aber sie wollten zunächst nicht wirklich glauben, dass ich eine Hexe bin.“

„Wie hat es deine Schwester aufgenommen?“ Eine Eule hatte ihm seinen Brief schon am Vortag gebracht.

Lily’s Blick wurde traurig. „Tunia ist verärgert. Sie hat mich als Missgeburt bezeichnet und ist in ihr Zimmer gerannt.

„Sie ist eifersüchtig.“ sagte Severus schulternzuckend. Er konnte Lily’s Schwester Petunia nicht leiden und er war froh, dass sie nicht auch eine Hexe war.

Lily las ihren Brief wieder und wieder. „Das ist noch so unwirklich…“ sagte sie leise.

„Warte ab bis du die Winkelgasse siehst!“ sagte Severus begeistert.

Die zwei konnten es kaum erwarten und sehnten den 01. September herbei, den Tag, an dem sie zum ersten Mal in den Hogwarts-Express steigen würden.

Jahr 1 - Der Hogwarts-Express

Am Bahnhof Kings Cross herrschte an diesem Mittwoch, den 01. Septembers reges Treiben. Niemand schien jedoch die komischen Leute zu bemerken die das Gleis 9 ¾ als Ziel hatten.
 

Ein Junge mit schwarzen Haaren stand ziemlich lässig neben seinem Gepäckwagen und wartete darauf, dass seine Eltern und Cousinen endlich nachkamen. Er fand es auch furchtbar witzig die Muggel zu beobachten, die absolut nichts von den vielen Leuten bemerkten, welche direkt auf die Mauer zwischen Gleis 9 und 10 zuliefen.

Seine Cousine Bellatrix trat neben ihn. Sie hatte langes, gelocktes, schwarzes Haar und man konnte ihr ansehen, dass sie recht angriffslustig war.

„Du bist ganz schön ungeduldig, Sirius! Kannst es wohl nicht erwarten nach Hogwarts zu kommen, oder?“ fragte Bellatrix grinsend. „Du weißt was dich erwartet, solltest du in ein anderes Haus als Slytherin kommen?“ Jetzt wurde ihr Blick etwas böse. „Die Ehre der Familie Black steht auf dem Spiel! Also enttäusche uns ja nicht, verstanden?“

Sirius wischte sie seine schwarzen Haare aus den Augen. „Die Ehre der Familie...!“ er lachte leicht höhnisch. „Vielleicht hab ich aber keine Lust dazu, Bella! Wenn alle so sind wie du, dann verzichte ich auf Slytherin!“

„Du kleiner.....!“ Sie zückte ihren Zauberstab, doch ihre Schwester Andromeda ging dazwischen. „Bella...nicht hier!“, sagte sie nur warnend, woraufhin Bellatrix ihren Zauberstab wieder in die Tasche ihres schwarzen Umhangs beförderte. „Pass bloß auf, ich behalte dich im Auge!“ zischte sie Sirius an und ging weiter. Plötzlich wurde Sirius von den Füßen gerissen, als ein anderer Gepäckwagen seinen rammte und er dadurch das Gleichgewicht verlor. Sein Gepäck lag verteilt auf dem Bahnsteig. Leise fluchend rappelte er sich auf, als eine Stimme an sein Ohr drang.

„Tut mir leid! Hab die Kontrolle verloren!“ Es klang allerdings gar nicht danach, als ob demjenigen es leidtun würde und sein Blick suchte den Übeltäter. Es war ein Junge in seinem Alter mit schwarzen, strubbeligen Haaren und einer Brille.

„Kannst du nicht aufpassen?“ fauchte er ihn feindselig an.

„Selbst schuld! Du musst ja auch mitten im Weg stehen.“ antwortete der Junge und ging einfach weiter. Sirius musste sich schwer zusammenreißen ihn nicht zu verprügeln.

„Sag mal spinnst du? Mehr fällt dir nicht ein?“ rief er ihm nach. Er war jetzt richtig wütend auf den arroganten Jungen. „Bleib gefälligst stehen!“ rief er ihm nach.

Noch bevor er dem fremden Jungen jedoch nachsetzen konnte wurde er von seiner Cousine Andromeda am Arm gepackt und aufgehalten. „Hey, jetzt mal ganz langsam! Ist ja nicht wirklich was passiert! Reg dich ab, Sirius!“ Sie hielt ihren zappelnden Cousin fest. Ihrer Meinung nach hatten sie eh schon zu viel Aufsehen erregt. Einige Muggel sahen neugierig zu ihnen rüber.

Wütend sammelte Sirius sein Gepäck wieder ein und gemeinsam Andromeda trat er durch die magische Absperrung zum Gleis 9 ¾. Sie verstauten ihr Gepäck und verabschiedeten sich von ihren Familien. Regulus war ganz niedergeschlagen, dass er jetzt als einziger zurückbleiben musste.

Da Andromeda zur Vertrauensschülerin ernannt worden war, machte sie sich auf den Weg ins vorderste Abteil zu den anderen Vertrauensschülern. Sirius hatte keine Lust mit Bellatrix und Narzissa im selben Abteil zu sitzen, daher suchte er sich ein leeres und setzte sich dort ans Fenster. Der Zug setzte sich in Bewegung und rollte aus dem Bahnhof. Plötzlich öffnete jemand schwungvoll die Abteiltür. Es war der Junge vom Bahnsteig.

„Entschuldigung, ist hier…“ fragte dieser, stutze jedoch als er Sirius wiedererkannte.

Die beiden Jungen musterten sich einen Moment. Sirius war nicht gerade begeistert ihn wiederzusehen, war aber letztlich damit einverstanden, dass der Junge sich setzte. Beide sprachen kein weiteres Wort miteinander und sahen nur stur aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft.

Einige Minuten später wurde die Abteiltür erneut geöffnet. Diesmal kam ein Mädchen mit langen, schwarzen Haaren und strahlend blauen Augen herein, gefolgt von einem rundlichen Jungen mit wässrigen Augen und einem rattenähnlichen Gesicht. Beide schienen in seinem Alter zu sein. Das Mädchen hatte etwas Faszinierendes an sich. Das Blau ihrer Augen war fast unnatürlich. Der plumpe Junge wirkte schüchtern und versteckte sich regelrecht hinter ihr.

„Dürfen wir uns noch dazusetzen?“ fragte sie lächelnd.

Sirius setzte sich aufrecht hin, um Platz zu machen. „Klar!“ erwiderte er ihr Lächeln, froh darüber, dass sich noch jemand zu ihm und dem schwarzhaarigen Jungen ins Abteil setzte. Die ganze Zeit mit ihm allein hätte er nicht überlebt.

Der meldete sich jetzt ebenfalls zu Wort. „Kein Problem. Ist genug Platz für alle!“ Für Sirius klang es, als hätte er die Großzügigkeit nur so gepachtet.

„Also…nur, wenn…wenn es euch nicht stört…“, fiepte der andere Junge leise. „Ihr stört überhaupt nicht!“ antwortete Sirius, während sich das Mädchen gleich neben ihn setzte und der kleine Junge ihr gegenüber. "Ich bin Sirius Black, freut mich euch kennenzulernen

„Ich heiße Rachel Ridge und das ist Peter Pettigrew“, stellte sie sich und den Jungen vor. „Und wer bist du?“ fragte sie den anderen Jungen.

„Ich heiße James Potter!“ stellte dieser sich an Peter und Rachel gewandt vor. Sirius war nicht entgangen, dass James bei der Erwähnung seines Namens die Stirn gerunzelt hatte. Aber auch ihm war der Name Potter nicht unbekannt.

„Sag mal, ist das normal, dass deine Augen so blau sind, Rachel?“ fragte James neugierig. Ihm war offensichtlich ebenfalls dieses unnatürliche Blau aufgefallen.

„Oh, das kommt daher, dass meine Mum von einer Veela abstammt…“ erklärte sie vergnügt.

Peter machte darauf ein fragendes Gesicht. „Was ist denn eine Veela?“ wollte er wissen.

Sirius verdrehte die Augen und schnaubte leicht. „Kommst du aus einer Muggelfamilie, Peter?“

„Nein!“ quiekte er leicht empört. „Meine Familie ist reinblütig!“

„Dann solltest du aber wissen was eine Veela ist!“ Sirius grinste ihn spöttisch an, erklärte ihm aber dann doch worum es sich handelte. „….die können aber auch echt hässlich werden!“

Bei seiner Bemerkung wurde Rachels Blick eine Spur kühler und die Augen nahmen ein noch intensiveres Blau an. „Pass auf, dass ich nicht hässlich zu dir werde!“

Sirius grinste sie nur an und stichelte weiter. „Wenn du von einer Veela abstammst, dann bist du aber nicht reinblütig, oder?“

„Ist das Voraussetzung hier sitzen zu dürfen?“ fauchte sie jetzt zurück und funkelte ihn regelrecht an.

„Tja Black, nicht jeder ist so reinblütig wie du!“ feixte James und sah ihn herausfordernd an.

Sirius erwiderte James' Blick und nahm die Herausforderung an. „Immerhin kann unsere Familie stolz darauf sein, was man von deiner nicht behaupten kann, Potter!“ höhnte er zurück.

„Der perfekte Kandidat für Slytherin also!“ sagte James feindselig.

„Und wenn schon! Was heißt das schon? Was ist so schlimm an Slytherin? Immer noch besser als Gryffindor!“ fauchte er ebenso feindselig.

„Ach ja? Eher würde ich sterben, als nach Slytherin zu gehen. Bei dem ganzen schwarzmagischen Gesindel wie dir wird einem ja schlecht!“

Sirius sprang von seinem Sitz auf. „Hör auf meine Familie zu beleidigen, Potter! Du ist doch nur neidisch, dass deine Familie nicht so angesehen ist wie meine!“

„Ihr beide seid doch sowas von bescheuert!“ ging Rachel jetzt dazwischen. Sie war aufgestanden und funkelte Sirius immer noch an. „Hört auf damit, so zu reden! Es ist doch egal ob jemand reinblütig ist oder nicht! In Hogwarts macht das keinen Unterschied! Und wir werden ja bald erfahren wer in welches Haus kommt!“

Mürrisch setzte Sirius sich wieder hin. Er sagte kein Wort mehr und starrte wieder aus dem Fenster. Auch James schwieg und sah demonstrativ in die andere Richtung. Beide hofften nur, dass sie nicht im selben Haus landen würden.
 

Zur gleichen Zeit in einem anderen Abteil.

Der Zug fuhr schon eine ganze Weile und Remus war noch immer auf der Suche nach einem freien Platz. Ein paar ältere Schüler bahnten sich etwas rücksichtslos einen Weg durch den Gang und schubsten die jüngeren Schüler beiseite.

„Hey du kleiner Wicht! Geh uns aus dem Weg!" herrschte ihn ein großer blonder Junge mit kalten grauen Augen an.

„Entschuldigung!" Unsicher trat Remus aus dem Weg. Die großen Gestalten machten ihm schon ein wenig Angst. Er schaute sich um. Überall waren Menschen und er wusste nicht wo er hin sollte, da alle Abteile bereits voll waren. Die Situation war ihm nicht geheuer, da er noch nie mit einer solchen Menschenmenge zu tun gehabt hatte. Der nahende Vollmond war dabei nicht gerade hilfreich. Er hatte sich schließlich bisher immer nur in seinem Elternhaus verwandelt. Am liebsten wäre er gleich wieder ausgestiegen. Remus musste mit dieser Situation jetzt aber allein klar kommen.

„Hey, hier ist noch ein Platz frei!“ Ein Stück entfernt schaute ein rothaariges Mädchen mit auffallend grünen Augen aus dem Abteil und winkte Remus lächelnd zu sich. Offenbar hatte sie erkannt, dass er völlig überfordert war. Etwas erleichtert ging er auf sie zu.

„Danke!“ murmelte er, während er das Abteil betrat. Seine Retterin setzte sich neben einen Jungen mit schulterlangen, schwarzen Haaren. Er nahm einen der gegenüber liegenden Plätze ein, neben einem weiteren Mädchen mit langen braunen Haaren. Sie hatte einen Pony, der ihr lässig ins Gesicht fiel. Schüchtern musterte er die drei.

„Die sahen ziemlich unfreundlich aus, da dachte ich, ich helfe dir! Außerdem haben wir noch Platz!“

Das rothaarige Mädchen stellte sich als Lily Evans vor. Der Junge hieß Severus Snape und das andere Mädchen war Rose Benett.

Severus schaute kurz von seinem Buch auf in welchem er gerade las und musterte ihn. Remus war sich bewusst, dass er einen ziemlich kränklichen Eindruck machte, und schluckte leicht.

„Ich... ich heiße Remus Lupin“, stellte er sich mit kaum vernehmbarer Stimme vor und mied dabei ihre Blicke. „Tut…tut mir leid. Ich hatte bisher nicht sonderlich viel mit anderen zu tun.“

„Sev und ich auch nicht, also denk dir nichts!" sagte Lily lächelnd und reichte ihm Schokolade. „Wir waren zu Hause auch Außenseiter."

Verstohlen nahm er ein Stück Schokolade. „Dankeschön!“ Er lächelte leicht. Lily war wirklich nett.

„Ab sofort sind wir Außenseiter unter uns!“ sagte Rose lachend. „Daher brauchen wir uns jetzt keine Gedanken mehr darüber zu machen, was andere über uns denken.“

Remus erfuhr im weiteren Gesprächsverlauf, dass Lily aus einer Muggelfamilie stammte und die erste Hexe in der Familie war. Severus verlor nicht viele Worte über seine Herkunft und Rose kam aus einer Zaubererfamilie. Mit der Zeit taute auch Remus etwas auf und erzählte von seinem zu Hause. Sein größtes Geheimnis behielt aber nach wie vor für sich.
 

Gegen Abend fuhr der Hogwarts-Express planmäßig im Bahnhof von Hogsmeade ein.

Jahr 1 - Der sprechende Hut

Aufgeregt schwatzend stiegen die Schüler aus dem Zug. Eine riesenhafte Figur, viel größer als ein normaler Mensch, winkte die teils aufgeregten, teils schüchternen Erstklässler zu sich. Die älteren Schüler gingen an ihnen vorbei und stiegen in pferdelose Kutschen ein. Nachdem sich der riesige Mann, als Hagrid vorgestellt hatte, folgten ihm die Schüler zum See, wo sie in Dreiergruppen in die Boote stiegen, die sie über das Wasser zum Schloss brachten. Der Anblick den das beleuchtete Schloss vom Wasser aus bot war atemberaubend. Am Schlossportal wurden die Erstklässler von Professor McGonagall in Empfang genommen. Sirius hatte den Eindruck, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen war, als sie eine kurze Ansprache hielt. Sie erklärte ihnen was jetzt als nächstes geschehen und wie die Einteilungszeremonie ablaufen würde, anschließend ging sie voran und führte sie in die Große Halle. Die verzauberte Decke mit den schwebenden Kerzen ließ alle staunen. Vor dem Lehrertisch kam der kleine Trupp zum stehen und Professor Dumbledore erhob sich zu seiner Willkommensrede.

„Willkommen zu einem neuen Schuljahr in Hogwarts. Bevor wir mit dem herrlichen Festmahl beginnen, nehmen wir zunächst die Einteilung der Neulinge in die Häuser vor!“ sagte er mit ausgebreiteten Armen, während Professor McGonagall einen Stuhl und den Sprechenden Hut hereintrug.

Sogleich begann dieser mit einem Lied über die verschiedenen Häuser und deren Eigenschaften.

Als der Hut fertig war entrollte Professor McGonagall eine große Schriftrolle und begann die Namen vorzulesen, damit derjenige Schüler vortreten konnte um sich den Hut aufsetzen zu lassen.
 

Die erste Schülerin mit langen blonden Haaren, Rebecca Adams, wurde nach Ravenclaw geschickt. Gleich darauf folgte ein Junge mit Nachnamen Avery und der Sprechende Hut schickte ihn nach Slytherin. Sirius wusste, dass die Averys ebenso reinblütig und schwarzmagisch waren wie seine eigene. Er blickte kurz zum Tisch der Slytherins zu seinen drei Cousinen.

„Benett, Rose!“ Aufgerufene trat etwas zögerlich vor und setzte sich auf den Stuhl.

Es dauerte nicht lange bis der Hut HUFFLEPUFF rief und Rose setzte sich unter Beifall zu ihren neuen Hausgenossen.

Professor McGonagall sah erneut auf ihre Liste. „Black, Sirius!“

Sirius atmete einmal tief ein und aus und schritt dann nach vorne. Er war ein Black und es stand eigentlich außer Frage in welches Haus er kommen würde, oder nicht? Mit einem komischen Gefühl in der Magengegend setzte er sich auf den Stuhl und Professor McGonagall ließ den Hut auf seinen Kopf sinken

//Schon wieder ein Black!// stellte der Hut leise fest. //Ich weiß schon, wo ich dich hinstecke...//

//Ja, das ist mir auch klar......// dachte Sirius, //Also schrei es schon raus…// Tief in seinem Inneren wollte er eigentlich gar nicht nach Slytherin. Käme er aber in ein anderes Haus, wäre das fast schon Verrat. Zumindest würden das einige Familienmitglieder so sehen.

//Du hast alle Eigenschaften, für die deine Familie bekannt ist, oh ja... Dennoch…// piepste der Hut in sein Ohr.

//Was denn jetzt?...// Irgendwie bekam er jetzt leichte Panik. Was, wenn der Hut ihn nicht nach Slytherin schickte, wie alle in seiner Familie es erwarteten?

//...Ich sehe auch Mut und Tapferkeit und einen tiefen Sinn für Freundschaft... Dann wird es wohl eher… GRYFFINDOR!// schrie der Hut jetzt das letzte Wort raus, sodass die ganze Halle es hören konnte.

Sirius rutschte das Herz in die Hose, während er völlig überrascht blinzelte. Ein Blick zu seinen Cousinen – ganz besonders Bellatrix - sagte ihm, dass das noch ein Nachspiel haben würde. Langsam und wie in Trance ging er auf den Gryffindor-Tisch zu und setzte sich mit dem Rücken zu seinen Cousinen, um ihre Gesichter nicht sehen zu müssen. Warum musste es das rot-goldene Haus sein? Vor allem was würden seine Eltern dazu sagen?
 

Lily war wirklich froh, Sev an ihrer Seite zu haben, da sie jetzt sehr aufgeregt war. Gespannt verfolgte sie die Einteilung und wartete darauf, dass sie selbst aufgerufen wurde. Unwillkürlich fasste sie seine Hand, die er leicht drückte. Er sah sie aufmunternd an und sie nickte leicht.

Und dann war es soweit. „Evans, Lily!“

Mit klopfendem Herzen ging sie langsam auf den Hut zu, während sie versuchte nicht allzu nervös auszusehen. Kaum saß sie auf dem Stuhl, setzte ihr Professor McGonagall auch schon den Hut auf den Kopf. //Ah, so etwas hat man nicht alle Tage. Du bist sehr klug und wissbegierig, allerdings sehe ich auch Mut. Wo stecke ich dich also hin? Vielleicht Ravenclaw?....// piepste der Hut.

Lily hielt fast schon den Atem an, so aufgeregt war sie. Wo würde sie der Hut hinstecken?

//Ein großes Herz hast du auch…..hmm…schwierig….aber ich denke du gehörst nach.... GRYFFINDOR!// rief der Hut schließlich. Der Tisch der Gryffindors brach in Jubel aus. Lily lief zu ihnen und setzte sich. Severus sah ihr traurig nach. Er wusste, dass sie nicht im selben Haus sein würden, obwohl er es so gehofft hatte.
 

Auch Remus wurde immer nervöser, während er die Einteilung verfolgte und er knetete seine Hände. Noch immer war ihm das alles nicht geheuer und er wünschte sich seine Eltern herbei. Er schreckte regelrecht zusammen, als die streng aussehende Lehrerin seinen Namen rief.

„Lupin, Remus!“

Er schluckte leicht und trat leicht zitternd hervor. Hilfesuchend sah er zu Professor Dumbledore, der ihm ein aufmunterndes Nicken schenkte und ihn mild anlächelte, bevor er sich mit dem Rücken zu ihm auf den Stuhl setzte. Von hier oben sah alles noch viel größer und furchteinflößender aus. Er erblickte Lily am Gryffindor-Tisch, die ihn gespannt beobachtete. Auch von ihr bekam er ein aufmunterndes Lächeln. Dann zuckte er zusammen, als eine Stimme in sein Ohr sprach. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Professor McGonagall ihm den Hut aufgesetzt hatte.

//Oh, wen haben wir denn da?? Du bist ja ganz außergewöhnlich! Du bist mutig und klug, ja......hm......//

Remus zitterte immer noch leicht. // Ich bin doch nicht mutig...// dachte er nur und rutschte dabei fast vom Stuhl. Er fühlte sich regelrecht fehl am Platz und schloss die Augen.

//Oh doch, in dir steckt sehr viel Mut! Du hast ihn nur noch nicht entdeckt! Ganz klar...GRYFFINDOR!!!//

Überrascht nahm er den Hut ab und lief zum Tisch der Gryffindors, wo Lily ihn strahlend empfing. Sie freute sich sichtlich, dass sie zusammen in einem Haus waren. Er selbst wusste allerdings noch nicht, was er davon halten sollte.

Noch während er sich setzte, wurde ein fies aussehender Junge namens Mulciber nach Slytherin geschickt. Darauf folge Peter Pettigrew, der überraschenderweise ebenfalls nach Gryffindor kam.
 

James wollte unbedingt nach Gryffindor und er musterte die bisher zugewiesenen Erstklässler genau. Irgendwie war es ein komischer Haufen. Die Stimme von Professor McGonagall riss ihn allerdings aus seinen Gedanken.

„James Potter! Würden sie wohl aufhören zu träumen und endlich zu mir kommen?“ rief Professor McGonagall und einige Schüler fingen an zu kichern. James errötete leicht, bevor der die Stufen hinaufstieg. Die Lehrerin strafte ihn dafür mit einem strengen Blick. Etwas kleinlaut setzte er sich auf den Stuhl, doch kaum hatte der Hut seinen Kopf berührt, rief er auch schon:

//Eindeutig..... GRYFFINDOR!!//

Erleichterung machte sich in ihm breit. Bei den Gryffindors angekommen setzte er sich neben Remus.
 

„Ridge, Rachel!“

Die Aufgerufene hüpfte regelrecht auf den Stuhl. Bei ihr brauchte der Hut allerdings einige Minuten, bis er endlich sein Ergebnis verkündete. Beinahe wäre sie zu einem der seltenen Hutklemmer geworden, bei denen der Sprechende Hut länger als fünf Minuten für eine Entscheidung brauchte.

//GRYFFINDOR!//

Genauso, wie sie auf den Stuhl gehüpft war, sprang sie jetzt strahlend die Stufen hinunter und setzte sich neben Lily. Die beiden Mädchen verstanden sich auf Anhieb, allerdings war Lily enttäuscht, als der Sprechende Hut ihren besten Freund nach Slytherin schickte. Severus wurde von den anderen Slytherins freundlich begrüßt, als er sich zu ihnen setzte.
 

„Dieser kleine Bastard!“ murmelte Bella wütend vor sich hin. „Wie kann er es wagen?!“ Sie war immer noch geschockt, dass Sirius nach Gryffindor gekommen war. Sie musste sich regelrecht zwingen, nicht gleich zum Gryffindor-Tisch zu rennen und Sirius hinaus zu schleifen um ihn eigenhändig umzubringen. Ihre Fingerknöchel waren weiß, so fest hielt sie ihr Besteck, während sie Sirius‘ Rücken fixierte.

"Beruhig dich doch bitte, Bella! Sirius kann nichts dafür! Wir hatten in der Familie schon einige die nicht in Slytherin waren!" redete Andromeda sanft auf sie ein.

Sie erwiderte nichts darauf und presste nur die Lippen zusammen.
 

Nach dem Festessen wurden die Erstklässler von den Vertrauensschülern, für Gryffindor waren das Fabian West und Cassidy Garner, zu den Gemeinschaftsräumen begleitet.

Lily hatte immer noch das Gefühl durch eine Traumwelt zu wandeln. Treppen die sich bewegten und Gemälde die lebendig waren. Sie kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Aber auch die Kinder aus den magischen Familien staunten nicht schlecht. Plötzlich schrie Peter Pettigrew vor Schreck auf, als er bis zu den Knien in einer Stufe eingesunken war.

„Oh ja, hätte ich beinahe vergessen!“ sagte der Vertrauensschüler Fabian West grinsend. „Trickstufen! Mit der Zeit wisst ihr wo welche sind und überspringt sie automatisch.“

Sirius und Remus halfen Peter aus seiner misslichen Lage heraus.

Kurz darauf kamen sie vor dem Portrait der Fetten Dame an. Fabian teilte ihnen das Passwort, welches Hippogreif lautete, mit.

„Merkt euch das Passwort und sagt es keinem der anderen Häuser, verstanden? Und jetzt rein mit euch!“ Das Portrait schwang zur Seite und offenbarte einen Durchgang in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Drinnen war alles in Rot und Gold verziert. Das Hausbanner mit dem Löwen prangte an der Wand. Im Kamin brannte ein Feuer. Links und rechts führte je eine Wendeltreppe nach Oben. Fabian und Cassidy sammelte ihre Erstklässler um sich und teilten ihnen dann noch die Schlafsaalnummern mit. Lily und Rachel teilten sich ihren zusammen mit Alice Lightwood, Pamela Nox und Zara Ophard.

„Potter, Black, Lupin und Pettigrew ihr seid in Schlafsaal Nummer 3.“, las Fabian von seinem Pergament ab. „Gut, euer Gepäck sollte schon oben sein.“

Die vier sahen sich alle prüfend an. Sirius und James hatten immer noch kein Wort miteinander gesprochen. Keiner von beiden wollte den Anfang machen. Remus schien ganz ok zu sein und Peter war allen Anschein nach ein Tollpatsch.

Gemeinsam gingen sie die Treppe zum Schlafsaal hinauf und betraten diesen. In der Mitte des runden Raumes stand ein kleiner Ofen, ihre Koffer waren bereits da und standen vor den Betten. Es waren Himmelbetten mit roten Baldachinen.

„Sieht gemütlich aus!“ sagte Peter fröhlich und setzte sich auf sein Bett.

Auch Remus musste zugeben, dass man sich hier durchaus wohlfühlen konnte. Das war also für die nächsten sieben Jahre sein zu Hause und er musste es mit drei anderen Jungs teilen. Diese Tatsache bereitete ihm große Sorgen. Was wenn sie hinter sein Geheimnis kamen? Auch er setzte sich auf sein ihm zugewiesenes Bett, welches zwischen dem von Peter und James stand. James freute sich immer noch wie ein Schneekönig, dass er ein Gryffindor war und auch Peter und Remus schienen mit der Wahl des Sprechenden Huts zufrieden zu sein. Nur Sirius saß ziemlich niedergeschlagen auf seinem Bett.

„So enttäuscht, Black?“ stichelte James in seine Richtung. Auch Remus und Peter entging nicht, dass Sirius sich nicht freute.

„Ihr habt ja keine Ahnung was das bedeutet!“ antwortete der Schwarzhaarige zornig und sprang vom Bett auf.

„Ach nein?“ James grinste frech „Dann erklär es uns doch, wenn wir so dumm sind.“

„Alle haben erwartet, dass ich der Tradition gemäß nach Slytherin komme. Meine Eltern bringen mich um, wenn sie hören, dass ich nach Gryffindor geschickt wurde, wenn es vorher nicht meine Cousine macht.“ Sirius wandte den drei den Rücken zu. „Sie werden mich verstoßen, weil ich eine Schande für die Familie bin….“ fügte er leise hinzu.

James, Remus und Peter sahen sich einen Moment an und James wurde klar, dass er zu weit gegangen war. Zwar wusste er, dass die Blacks zu den schwarzmagischen Familien zählten, aber dass sie so extrem drauf waren war ihm neu.

„Übertreibst du da nicht etwas?“ fragte er in einem freundlicheren Ton. „Vielleicht wird es gar nicht so schlimm wie du dir das jetzt ausmalst.“ Für ihn war es einfach unverständlich, dass jemand sein Kind verstoßen würde, nur weil es nicht im grün-silbernen Haus war.

„Ihr werdet schon sehen, dass ich nicht übertreibe.“ Sirius hatte jetzt Tränen in den Augen und wischte sich diese mit dem Ärmel seines Umhangs weg. Er hatte einfach nur unglaublich große Angst und hoffte aus diesem Albtraum aufzuwachen.

„Es ist schon spät und wir sollten alle ins Bett gehen.“ sagte Remus dann mit einem Blick auf seine Uhr. „Vielleicht hat James Recht damit und es wird nicht so schlimm, Sirius.“

Daran glaubte Sirius natürlich nicht. Sie hatten ja keine Ahnung wie schräg seine Eltern drauf waren in Bezug auf die Ehre der Familie. Niedergeschlagen schloss er sich den anderen an und schlüpfte in seinen Schlafanzug. Während sich die anderen drei noch ein wenig unterhielten verkroch sich Sirius unter seiner Bettdecke. Schlaf würde er aber in dieser Nacht keinen finden, das wusste er.

Jahr 1 - Der Beginn einer besonderen Freundschaft

Am nächsten Morgen beim Frühstück verteilte ihre Hauslehrerin, Professor McGonagall, die Stundenpläne. Die vier Jungs saßen zusammen und hatten sich auch schon angefreundet. Nur zwischen James und Sirius war die Stimmung noch ziemlich kühl. James war der Meinung, dass Sirius übertrieben reagierte. Dieser stocherte nur lustlos in seinem Rührei herum.

„In der ersten Stunde haben wir Zauberkunst, anschließend Verwandlung und dann Zaubertränke.“ las Remus vom Stundenplan ab.

„Heute Nachmittag haben wir sogar schon die ersten Flugstunden.“ Peters Begeisterung hielt sich in Grenzen.

„Heute schon?“ James war ganz aufgeregt und sah sich seinen Stundenplan jetzt das erste Mal an. „Klasse!“ ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Ich hasse fliegen….“ seufzte Peter. „Jedes Mal wenn ich es versucht habe bin ich vom Besen gefallen.“

James und Remus lachten und auch Sirius konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

„Du musst dich schon ziemlich doof anstellen, wenn du dich nicht mal auf einem Besen halten kannst, Peter.“ James erzählte stolz wie er mit seinem Vater geübt hatte und wie gut er schon fliegen konnte. In den nächsten Jahren wollte er unbedingt versuchen in die Hausmannschaft zu kommen.

„Vielleicht lernst du es ja hier und es gelingt dir dich länger als ein paar Sekunden auf dem Besen zu halten. Wir stoppen die Zeit.“ Obwohl James sich über ihn lustig machte und ihn ärgerte nahm der kleine Peter ihm das nicht übel. Er war froh, dass sich überhaupt jemand mit ihm abgab.

Gemeinsam machten sie sich kurz darauf auf den Weg zu ihrer ersten Unterrichtsstunde. Sirius wurde am Eingangsportal zur Großen Halle von einer seiner Cousinen abgefangen. Es war Andromeda. Sie zog ihren Cousin ein Stück von den anderen weg. Andromeda schien besorgt zu sein und sie schien ihm ein paar ernste Worte zu sagen. James, Remus und Peter warteten auf ihren Kameraden.

„Wer war das?“ fragte James neugierig, dem nicht entgangen war, dass sie eine Slytherin war.

„Eine meiner Cousinen.“ antwortete Sirius. „Sie hat mich vor ihrer Schwester gewarnt, der ich wohl besser nicht über den Weg laufe, sonst überlebe ich meinen ersten Schultag nicht.“ fügte er trocken hinzu.

James sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Klingt nach einer echt netten Familie, die du da hast.“

„Vielleicht wäre es besser wir hätten in den ersten Stunden Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste, aber dann hättest du wahrscheinlich auch keine Chance gegen sie.“

Remus und Peter waren ebenso ratlos wie James. Letzterem kamen langsam Zweifel. Die Situation war scheinbar doch nicht so harmlos wie gedacht.
 

Ihre ersten Unterrichtsstunden begannen alle auf dieselbe Weise. Die Lehrer gaben ihnen einen Überblick darüber was sie nach diesem ersten Schuljahr alles beherrschen würden und alle ermahnten sie dazu fleißig zu sein, da man schnell den Anschluss verlieren konnte. Am Ende jedes Jahres wurde mit den Jahresabschlussprüfungen das Wissen der Schüler geprüft. Wer zu schlecht war, musste das Jahr eventuell sogar wiederholen. Nach dem Mittagessen ging es für die Erstklässler nach draußen aufs Gelände. Ihre Fluglehrerin und gleichzeitig Schiedsrichter bei den Quidditchspielen war Miranda Winters. Sie hatte in ihrer Jugend selbst aktiv Quidditch gespielt und gab nun den Flugunterricht in Hogwarts. Bei den Flugübungen hatten alle Spaß und auch Sirius vergas die drohende Gefahr durch seine Cousine. James hatte nicht übertrieben, er konnte bereits sehr gut fliegen. Sogar Madam Winters sprach ein Lob aus, ermahnte ihn aber sich zurückzuhalten. Erstklässler kamen nicht in die Hausmannschaften der Schule, wenn er aber fleißig weitertrainieren würde hätte er gute Chancen später ausgewählt zu werden. Auch Sirius hatte keine Probleme mit dem Fliegen. Remus konnte sich auch gut auf dem Besen halten, hatte aber lieber festen Boden unter den Füßen. Und Peter? Der hatte auch nicht übertrieben. Er war ein absolut hoffnungsloser Fall. Selbst Madam Winters musste das fast schon zugeben.

„Du hast dich eben ganze fünfzehn Sekunden in der Luft gehalten, gratuliere!“ James klopfte ihm auf die Schulter. Peter war soeben mit einem dumpfen Knall auf dem Rasen gelandet.

„Immerhin zwei Sekunden mehr als eben!“ fügte Sirius hinzu. Remus und James halfen Peter auf, der sich den schmerzenden Hintern rieb. „Ich hab’s euch doch gesagt….“

Ihr Stundenplan hatte für diesen Tag keine weiteren Fächer vorgesehen. Die vier wollten sich jetzt um ihre Hausaufgaben kümmern.
 

Auf dem Rückweg zum Schloss wurden sie allerdings von ein paar Siebtklässlern abgefangen – angeführt von Sirius‘ Cousine Bellatrix Black.

„Da bist du ja du kleiner Verräter!“ sie grinste ihren Cousin an, ihre Augen blitzen jedoch vor Zorn.

James, Sirius, Remus und Peter blieben abrupt stehen. Sie grinste sie finster an als sie näher kam. Ihre Freunde blieben in der Nähe stehen.

„Lass mich in Ruhe, Bella!“ fauchte Sirius seine Cousine wütend an.

„Ich hab dir doch noch gar nichts getan, oder siehst du das anders, Sirius? Dachtest du, du kannst dich noch lange vor mir verstecken?“ sie lächelte ihn böse an. „Wie kannst du es nur wagen unsere Familie so zu blamieren? Aber wolltest du das nicht? Hast du nicht am Bahnhof schon so etwas angedeutet?“ fauchte sie jetzt wütend zurück.

„Es war die Entscheidung des Sprechenden Huts und nicht seine!“ mischte sich jetzt Remus ein.

„Schhhh!“ Bella zückte ihren Zauberstab und zielte damit auf Sirius‘ Freunde, sprach aber keinen Zauber aus.

„Du bist ein Schandfleck! Du bist der Erbe des Hauses Black und entehrst unsere Familie!“ Bellatrix‘ Zorn wuchs noch weiter an. Sie richtete ihren Zauberstab jetzt auf Sirius und sprach einen stummen Zauber der ihn zu Boden gehen ließ.

„Aufhören!“ rief James fassungslos. Er wollte Sirius helfen, aber die anderen Slytherins mischten sich jetzt auch ein und drängten ihn, Remus und Peter ein Stück von Bellatrix und Sirius weg, was sie daran hinderte sich einzumischen. Was hätten sie auch groß ausrichten können? Immerhin hatten sie es hier mit Siebtklässlern zu tun.

„Haltet euch lieber raus, sonst tut ihr euch noch weh.“ sagte einer der Slytherins amüsiert zu James.

Warum war auch ausgerechnet jetzt kein Lehrer auf dem Gelände unterwegs?

James suchte nach einer Lösung und griff sich einen im Gras liegenden Stein und warf diesen auf Bellatrix. Wütend drehte sie sich zu ihm um. „Du hast jetzt nicht wirklich einen Stein nach mir geworfen, oder?“

James schluckte. Das war wohl doch nicht so klug gewesen. Jetzt ließ sie zwar von Sirius ab, hatte aber ihn im Visier.

„Das wirst du gleich sowas von bereuen!“ drohte sie ihm und richtete ihren Zauberstab jetzt auf James, Remus und Peter. Bevor sie jedoch einen Zauber wirken konnte, stürzte sich Sirius von hinten auf Bellatrix und brachte diese zu Fall. Sie landete im Gras und ihr Zauberstab fiel ihr aus der Hand. In dem kurzen Moment in dem seine Cousine abgelenkt war, war er wieder auf die Füße gekommen. Bellatrix‘ Freunde benötigten einen Moment um zu begreifen was eben geschehen war.

„Weg hier!“ rief er seinen Freunden zu. James, Remus und Peter ließen sich das nicht zweimal sagen. Sie schafften es den perplexen Slytherins zu entwischen und gemeinsam mit Sirius rannten sie einen kleinen Weg zum Schloss hinauf. Bellatrix war ihnen aber fluchend auf den Fersen.

Die vier Gryffindors liefen durch einen Durchgang ins Schloss und landeten in einer Sackgasse. Es war ja immerhin ihr erster Tag in Hogwarts, daher kannten sie sich im Schloss noch nicht aus. „Zurück! Schnell!“ rief Remus.

„Zu spät!“ wimmerte Peter als er sich umdrehte. Bellatrix, gefolgt von ihren Freunden, hatte sie eingeholt. Sie kicherte und spielte mit einer ihrer dunklen Haarlocken, während sie auf die vier zuging. „War wohl nichts, hm?“ Diese frechen Erstklässler würden jetzt eine Lektion erteilt bekommen, die sie so schnell nicht vergessen würden.

James, Sirius, Remus und Peter rechneten schon mit dem Schlimmsten, als die Stimme des Schulleiters ertönte.

„Ich denke, dass ist genug Aufregung für den ersten Schultag, Bellatrix!“ Albus Dumbledore kam direkt auf sie zu. Bellatrix und ihre Freunde zuckten leicht zusammen und wichen zurück.

„Ich hatte gar nichts Böses im Sinn, Professor.“ sagte sie mit ihrer Kleinmädchenstimme und tat ziemlich unschuldig. „Eigentlich wollte ich mich nur mit meinem Cousin über seinen gestrigen Fehltritt unterhalten.“ Sie kam nicht umhin Sirius einen bösen Blick zuzuwerfen.

Der Schulleiter ließ sich aber nicht in die Irre führen. Er kannte Bellatrix Black gut genug.

„Ich kann mich an keinerlei Fehltritt erinnern den er gestern begangen haben sollte. Falls Sie die Entscheidung des Sprechenden Huts meinen, dann kann ich Ihnen versichern, dass dieser sich bisher noch nie geirrt hat und auch noch keine Familie an dessen Entscheidung zu Grunde ging.“

„Das ist Ihre Meinung, Professor Dumbledore!“ konterte Bellatrix angriffslustig. Sie hatte keine Angst vor dem Schulleiter.

„Sollte mir eine ähnliche Situation wie diese hier zu Ohren kommen, wird das weitreichende Konsequenzen für Sie haben, Bellatrix, das versichere ich Ihnen. Einen schönen Tag noch!“

Bellatrix wollte dem noch etwas erwidern, wurde von ihren Freunden aber davon abgehalten. Zähneknirschend musste sie diesmal nachgeben, ihr Blick versicherte den vier Jungs allerdings, dass der Tag kommen würde, an dem sie sich dafür revanchieren würde. Die Slytherins sahen dann zu, dass sie weg kamen.

„Das war knapp!“ sagte James erleichtert und lehnte sich mit dem Rücken an der Wand an.

„Vielen Dank, Professor!“ sagte Remus höflich.

„Das war wohl Rettung in letzter Sekunde.“ Dumbledore lächelte die vier an. „Tatsächlich war ich auf der Suche nach Mr Black.“ Sein Blick war auf Sirius gerichtet, der ihn fragend ansah. „Ihr Vater hat mir einen sehr interessanten Brief geschrieben. Zweifellos hat er von Bellatrix über ihre Einsortierung erfahren. Er besteht darauf, dass Sie mit sofortiger Wirkung dem Haus Slytherin zugeteilt werden.“

„Sirius ist aber ein Gryffindor! Er gehört zu uns!“ protestierte James lautstark.

„Sir, Sie haben doch eben selbst gesagt, dass sich der Sprechende Hut noch nie geirrt hat!“ fügte Remus hinzu und auch Peter, der sich von dem Schreck eben wieder erholt hatte, protestierte.

Dumbledore sah die Jungs vergnügt an. Sie setzten sich füreinander ein, obwohl sie sich erst so kurze Zeit kannten.

„Ich kann euch allen versichern, dass Sirius ein Gryffindor bleiben wird solange er in Hogwarts ist.“ Allgemeine Erleichterung machte sich breit. „Soeben ist eine Eule mit meiner Antwort auf dem Weg nach London. Der Brief dürfte Ihrem Vater sehr deutlich in Erinnerung rufen, wer in Hogwarts das Sagen hat.“ Er deutete den Jungs an ihm zu folgen und gemeinsam gingen sie den Korridor entlang zur Treppe. „Ich bin mir sicher, dass Ihre Eltern sich damit abfinden werden.“ sagte er zu Sirius und klopfte ihm sachte auf die Schulter. „Das Haus Gryffindor hat ebenfalls viele herausragende Zauberer und Hexen hervorgebracht, nur vergessen das manche alteingesessene Familien und beharren auf ihren Traditionen.“

„Vielen Dank, Professor!“ Sirius wusste gar nicht was er sagen sollte.

„Ach und eh ich es vergesse!“ sagte der Schulleiter dann an Remus gewandt. „Madam Pomfrey erwartet Sie morgen Nachmittag um Vier im Krankenflügel.“

Remus Blick wurde ernst. „Ja, Sir, ich werde pünktlich sein.“

Der Schulleiter verließ sie dann und ging seines Weges. Sirius, James und Peter tauschten fragende Blicke. Remus sah wirklich kränklich aus, vielleicht hatte es damit zu tun. Sie beschlossen ihn nicht danach zu fragen.

„Glaubt ihr wirklich, dass das jetzt eben Zufall war?“ fragte James während er seine Brille zurechtrückte.

„Bei Professor Dumbledore gibt es keine Zufälle, James.“ antwortete Remus. Er hatte ja schon das Vergnügen gehabt sich mit ihm zu unterhalten.

„Tut mir übrigens leid, dass ich dir nicht geglaubt habe, Sirius.“ James war jetzt etwas reumütig. „Deine Cousine ist doch schlimmer als gedacht.“ Er mochte sich gar nicht ausmalen was sie ihnen alles angetan hätte, wenn der Schulleiter nicht dazwischen gegangen wäre.

„Ich muss mich auch bei dir bedanken. Das war ein guter Wurf.“ Sirius grinste James an und hielt ihm die Hand hin. „Freunde?“ James klatschte ein und grinste ebenfalls. Die Auseinandersetzung am Bahnhof war längst vergessen. „Freunde!“
 

Die erste Woche war schnell vergangen. Lily kam es immer noch wie ein Traum vor. Sie fühlte sich sehr wohl in Hogwarts, da sie hier eine von vielen war und nicht wie ihre Schwester immer sagte eine Missgeburt. Hier gehörte sie dazu. Mit ihren Schlafsaalmitbewohnern hatte sie schnell Freundschaft geschlossen und verbrachte viel Zeit mit ihnen. Meistens hing sie aber mit Rachel rum. Die schwarzhaarige mit den blauen Augen half Lily sich in der magischen Welt zurechtzufinden. Die zwei saßen am Samstagnachmittag im Gemeinschaftsraum und überarbeiteten ihre Aufsätze in Verwandlung. Lily legte dann ihre Feder zur Seite und seufzte.

„Was ist los?“ Rachel sah sie fragend an.

„Ach nichts, ich hatte nur immer noch keine Gelegenheit mit Severus zu reden.“ Lily hatte ihren besten Freund zwar ab und zu im Unterricht gesehen, aber noch keine Gelegenheit gehabt in Ruhe mit ihm zu reden. Sie hatte auch das Gefühl, dass er ihr irgendwie auswich.

„Warum suchst du ihn dann nicht einfach?“ schlug Rachel vor. „Oder du fängst ihn vor dem Abendessen ab. Irgendwann muss er ja mit dir reden.“

Lily wusste, dass Severus sehr enttäuscht darüber war, dass sie nicht beide im selben Haus untergebracht waren.

„Hm…ja vielleicht… mal sehen“ Die rothaarige rollte die Pergamentrolle ihres Aufsatzes zusammen und räumte alles in ihre Schultasche. „Brauchst du noch lange?“

„Nein, warum?“

„Lust auf einen Spaziergang?“

Rachel gefiel die Idee. „Warum nicht? Gib mir noch zehn Minuten.“

Lily wartete bis ihre Freundin fertig war und ihre Sachen ebenfalls zusammenräumte. Die beiden streiften anschließend übers Gelände am See entlang. Sie waren nicht die Einzigen draußen. Die warme Herbstsonne lockte viele Schüler nach draußen.
 

„Darf ich dich mal was fragen, Rachel?“ fragte Lily dann nach einer Weile.

„Ja klar, was denn?“

„Der Tagesprophet berichtet fast täglich über einen dunklen Zauberer, was hat es damit auf sich?“ Lily war eher zufällig darüber gestolpert, als einer der älteren Schüler die Zeitung im Gemeinschaftsraum liegen gelassen hatte.

Rachel zögerte einen Moment und antwortete ihr dann mit leiser Stimme. „Naja, dabei handelt es sich um einen der mächtigsten dunklen Magier unserer Zeit. Einige behaupten sogar er wäre schlimmer als Grindelwald.“ Lily hatte von Grindelwald in ihrem Geschichtsbuch gelesen.

„Sie berichten von Überfällen auf Muggel und sogar von Morden.“

Ihre Freundin nickte und zog Lily zu ein paar Bäumen am Seeufer, sodass sie niemand reden hören konnte „Niemand traut sich seinen Namen laut auszusprechen, alle nennen ihn nur ‚Du-weißt-schon-wer‘. Für seine Anhänger, die Todesser, ist er der Dunkle Lord und er terrorisiert die Zaubererwelt und die Muggelwelt schon seit Jahren.“

„Kann man ihn denn nicht aufhalten?“ was ihr Rachel erzählte jagte Lily einen eisigen Schauer über den Rücken.

Rachel schüttelte den Kopf. „Es heißt der Einzige vor dem er sich fürchtet ist Professor Dumbledore. Du-weißt-schon-wer, war früher selbst ein Schüler von Hogwarts, bevor er so grausam wurde. Er gehörte dem Haus Slytherin an.“

Lily musste jetzt unweigerlich an Severus denken. Er war auch ein Slytherin und die erste Woche hatte gereicht um Lily zu zeigen, dass der Großteil dieses Hauses unangenehme Zeitgenossen beherbergte. Als ihr Rachel auch noch erzählte, dass die meisten bekannten Todesser ebenfalls ehemalige Slytherins waren wurde der Drang mit Severus zu reden immer größer. Warum hatte ihr bester Freund ihr nichts von der Gefahr durch einen dunklen Magier erzählt? Er musste doch darüber Bescheid wissen, da seine Mutter den Tagespropheten abonniert hatte. Lily löcherte ihre Freundin mit Fragen, welche Rachel ihr aber alle so gut es ging beantwortete. Unbewusst hielt die Rothaarige Ausschau nach Severus während sie weiter am Ufer entlangspazierten. Sie konnte ihn aber nicht ausmachen.

Erst am nächsten Tag bekam sie die Gelegenheit mit ihm zu sprechen. Sie rannten am Eingang der Bibliothek regelrecht ineinander.

„Oh, Hi Lily! Geht’s dir gut?“ fragte er sie lächelnd. Lily sah ihm jedoch an, dass ihm unbehaglich zumute war.

„Sev, sag mal gehst du mir aus dem Weg?“ sie versperrte ihm den Weg, sodass er ihr nicht ausweichen konnte. Seine Frage ignorierte sie.

„Ich…nein, wie kommst du darauf?“ er konnte den durchdringenden Blick ihrer grünen Augen nicht erwidern, also sah er etwas verlegen auf den Boden.

„Seit wir hier sind, weichst du mir aus und redest kaum mit mir. Sind wir denn keine Freunde mehr?“ Lily blickte ihn jetzt traurig an und Sev fühlte sich schlecht. Er war ihr unbewusst aus dem Weg gegangen und hatte versucht im Unterricht so weit von ihr weg zu sitzen wie möglich.

„Natürlich sind wir noch Freunde, Lily! Wir werden immer Freunde sein!“ Severus sagte das sehr entschlossen und aufrichtig. „Es ist nur so, dass ich mir gewünscht hätte wir wären im gleichen Haus.“ Severus war eigentlich von Anfang an klar gewesen, dass Lily viel zu gutmütig war um eine Slytherin zu werden.

„Darüber will ich ja mit dir reden. Hast du Zeit?“

Severus nickte und seufzte leise. „Ja, lass uns ein Stück gehen.“

„Dürfen Gryffindors und Slytherins keine Freunde sein?“

Severus schmunzelte leicht. „Naja, die beiden Häuser sind nicht gerade die besten Freunde.“

„Warum hast du mir nie etwas über Du-weißt-schon-wen erzählt?“ Lily fiel mit der Tür ins Haus und Severus zuckte zusammen.

„Ich wollte dich nicht unnötig beunruhigen.“, verteidigte er sich. „In Hogwarts besteht keinerlei Gefahr für uns.“

„Aber für die Welt da draußen schon!“

„Das hat uns aber nicht groß zu kümmern. Wir können eh nichts ausrichten, wir sind Schüler.“

„Wie viele von den älteren Slytherins werden sich ihm anschließen?“

Severus blinzelte sie verdutzt an.

„Los sag schon! Es sind bestimmt einige dabei die gerne auf die dunkle Seite wechseln würden, oder?“

„Das weiß ich nicht. Vielleicht ein paar ja, aber nicht alle.“ Severus fühlte sich gerade wie an den Pranger gestellt.

„Interessieren dich die dunklen Künste?“ bohrte Lily weiter nach.

„Es ist faszinierend darüber zu lesen, aber ich würde sie nie anwenden, Lily!“

Lily hatte große Angst, dass Severus eines Tages abrutschen und sie ihren besten Freund verlieren würde.

Severus nahm Lilys Hand. „Lily, ich verspreche dir, dass ich immer auf der Seite der Guten stehen werde, auch wenn ich ein Slytherin bin. Wir sind nicht alle so wie man uns nachsagt.“

Lily sah Severus in die Augen und sie fühlte, dass er die Wahrheit sprach.

„Gut, ich glaube dir. Aber bitte pass auf dich auf, ja?“

„Ehrenwort!“

Jahr 1 - Frostige Weihnachten

In den darauffolgenden Monaten wuchs die Freundschaft zwischen James, Sirius, Remus und Peter mehr und mehr. Die vier waren bald unzertrennlich, besonders Sirius und James. Die beiden hatten dieselben Flausen im Kopf. Peter bewunderte die beiden und war überglücklich solche Freunde gefunden zu haben, während Remus versuchte die beiden von so manchem Streit abzuhalten. Seine größte Sorge war nach wie vor, dass seine Freunde hinter sein Geheimnis kamen. Jeden Monat verschwand er für einige Tage und jedes Mal musste er sich eine neue Ausrede einfallen lassen. Die drei schluckten diese jedoch ohne Fragen zu stellen und Remus war mehr als dankbar. Bellatrix hatte noch zweimal versucht Sirius zu erwischen, dieser war allerdings zu flink und er entwischte ihr immer. Einmal gelang es James und ihm sogar, sich dafür bei Bellatrix zu revanchieren. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass die Erstklässler zum Gegenschlag ausholen würden und tappte blindlings in ihre Falle. Die beiden hatten dafür gesorgt, dass der Fußboden zur Mädchentoilette spiegelglatt wurde und Bellatrix und ihre Freundinnen landeten unsanft auf ihren Hintern.
 

Die meisten Schüler freuten sich auf die Weihnachtsferien und nur wenige würden in Hogwarts bleiben. Je näher die Fahrt zurück nach London rückte, desto mehr wünschte sich Sirius ebenfalls in Hogwarts bleiben zu dürfen. Er hatte keinen weiteren Brief von seiner Familie bekommen, auch nicht von seinem Bruder. Das alles waren Anzeichen dafür, dass ihn ein recht kühler Empfang erwarten würde.

„Kopf hoch!“ versuchte James seinen besten Freund aufzumuntern. Sirius hatte die meiste Zeit im Zug aus dem Fenster auf die Landschaft gestarrt. „Sie müssen dich nach den Ferien zurück nach Hogwarts gehen lassen, du hast Dumbledore doch gehört.“

„Das ist noch nicht sicher, James.“ seufzte Sirius. „Mein Dad kann immer noch auf einen Schulwechsel bestehen oder mich zu Hause festhalten.“

„Dann kommen wir dich retten!“ versicherte ihm Peter zuversichtlich.

„Solltest du nach den Ferien nicht am Gleis stehen, dann holen wir dich höchstpersönlich zu Hause ab.“ fügte Remus noch lächelnd hinzu.

Die Worte seiner Freunde zauberten ein Lächeln auf Sirius‘ Gesicht und er fing an nicht mehr alles schwarz zu sehen.

Am Nachmittag fuhr der Zug in King’s Cross ein. James wurde von seinen Eltern herzlich begrüßt. Seine Mutter drückte ihn fest an sich und wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Remus wurde von seinem Vater abgeholt und Peter von seiner Mutter.
 

„Na dann mal viel Spaß zu Hause, Sirius.“ flüsterte Bellatrix Sirius ins Ohr. Sie lächelte ihn schadenfroh an, als sie mit Narzissa und Andromeda an ihm vorbeiging. Letztere warf ihm noch einen aufmunternden Blick zu. Die drei Black Schwestern wurden von ihrer Mutter Druella abgeholt. Direkt neben seiner Tante stand seine Mutter. Walburga Black hatte langes rabenschwarzes Haar, war groß und war durch und durch eine Black. Sie war stolz eine Black zu sein und hatte keine Hemmungen dies auch nach außen zu zeigen. Edle, teure Kleidung und der Drang zu den dunklen Künsten. Sirius ging langsam auf sie zu. Walburga blickte ihren Erstgeborenen mit einer Mischung aus Wut, Abscheu und Enttäuschung an.

„Beeil dich gefälligst!“ herrschte sie ihn an. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“

Sirius tat wie geheißen und beeilte sich. Er wollte seine Mutter nicht noch wütender machen als sie schon war. Nachdem sie den Bahnhof verlassen hatten, packte sie ihn unsanft am Arm und disapparierte mit ihm zusammen zum Grimmauld Place Nr. 12. Drinnen umschmeichelte Kreacher, ihr Hauself, seine Herrin und nahm ihr den Mantel ab.

„Dein Vater wartet in seinem Arbeitszimmer auf dich.“ fauchte sie ihren Sohn an.

Sirius schluckte und ging dann die Treppe hinauf. Vor dem Arbeitszimmer seines Vaters blieb er stehen. Von drinnen waren Stimmen zu hören. Sein Vater war anscheinend nicht allein. Sirius nahm allen Mut zusammen, klopfte und öffnete die Tür. Außer seinem Vater, waren auch seine beiden Onkel Cygnus und Alphard anwesend. Die drei waren gerade in ein Gespräch vertieft als er eintrat. „Ah, der Schandfleck ist da.“ sagte sein Onkel Cygnus gehässig. Es stand außer Frage von wem Bellatrix ihr böses Wesen geerbt hatte. Sirius konnte Cygnus am wenigsten leiden.

„Jetzt hör endlich auf, Cygnus!“ fuhr ihn sein älterer Bruder Alphard an. „Der Junge kann doch nichts dafür.“ Alphard ging lächelnd auf Sirius zu, der stocksteif dastand, und legte ihm die Hände auf die Schultern. „Schon gut, Sirius.“ Er sah seinem Neffen an, dass dieser Angst hatte. Onkel Alphard war immer schon sein Lieblingsonkel gewesen und er war ihm unendlich dankbar, dass er jetzt hier war.

„Es wird sich noch zeigen ob Sirius tatsächlich nichts dafür kann, dass der Sprechende Hut ihn zu einem Gryffindor gemacht hat.“ Orion Black saß an seinem Schreibtisch und musterte seinen Sohn mit seinen grauen Augen eindringlich.

„Ich bleibe dabei!“ sagte Cygnus entschlossen. „Du solltest ihn sofort nach Durmstrang schicken.“

Cygnus verschränkte die Arme und sah Orion abwartend an.

„Diese Entscheidung steht noch aus.“ antwortete Orion ihm, den Blick aber immer noch auf seinen Sohn gerichtet. Sirius versuchte dem Blick standzuhalten, auch wenn ihm das sehr schwer fiel. Am liebsten hätte er den Fußboden angestarrt.

Alphard lachte leise. „Cygnus, hast du etwa wirklich Angst, dass der Ruf der Familie Schaden nimmt, nur weil der Erbe des Hauses zur Ausnahme mal kein Slytherin geworden ist? Das ist doch lächerlich!“

„Du hast die Ansichten der Familie noch nie sonderlich geteilt, Alphard! Vielleicht hat dein Einfluss den Jungen verdorben.“ antwortete Cygnus zornig.

Noch bevor ein Streit zwischen den Brüdern ausbrach ging Orion dazwischen. „Genug jetzt!“ Orion stand von seinem Schreibtisch auf. „Ich habe euer beider Meinung zur Kenntnis genommen was diese Angelegenheit betrifft. Lasst mich jetzt mit Sirius allein.“

Cygnus verließ wütend den Raum, ohne Sirius eines Blickes zu würdigen. Alphard strich ihm jedoch noch über den Kopf und ging dann ebenfalls hinaus. Jetzt war Sirius allein mit seinem Vater.

„Denk ja nicht, dass mich Dumbledores Brief beeindruckt hat oder an der Situation irgendetwas ändert.“ Orion ging zum Fenster und warf einen Blick auf die Straße. „Sag mir, war es Absicht? Hast du den Sprechenden Hut überredet dich nicht nach Slytherin zu schicken?“

„Nein.“ antwortete Sirius leise. „Ich dachte wirklich, dass er mich nach Slytherin schickt und das hatte der Hut auch vor, doch dann hat er sich umentschieden und mich nach Gryffindor geschickt.“

Orion lachte leise. „Gryffindor und Slytherin sind grundverschieden.“ erklärte er und drehte sich wieder zu Sirius um. „Zum Glück bist du kein Hufflepuff geworden, sonst hätte ich dich noch am selben Abend nach Hause geholt!“ Sirius sah seinem Vater den Zorn an, den er bis eben noch überspielt hatte.

„Es…es war keine Absicht, Vater! Ich wollte das nicht, ehrlich.“ Sirius hielt dem Blick seines Vaters jetzt nicht mehr stand und sah auf den Teppich. Er kämpfte mit den Tränen.

„Dumbledore beharrt darauf, dass du ein Gryffindor bleibst und er wird dich nicht nach Slytherin schicken. Übrigens sind die meisten Angehörigen unserer Familie dafür, dich nach Durmstrang zu schicken.“

Sirius hatte das leise Gefühl, dass er James, Remus und Peter nie wieder sehen würde und sein Vater ihn nach den Ferien tatsächlich nach Durmstrang schicken würde.

„Ich habe mich diesbezüglich noch nicht entschieden. Die Ferien über wirst du das Haus nicht verlassen und dich die meiste Zeit in deinem Zimmer aufhalten. Du darfst keine Briefe schreiben und kümmerst dich um deine Hausaufgaben bis ich dich rufe, verstanden?“ Orions Ton ließ keine Widerrede zu.

„Ja, Vater.“ antwortete Sirius fast flüsternd. Das war eine sehr harte Strafe dafür, dass er eigentlich gar nichts angestellt hatte. Orion nahm ihm dann noch seinen Zauberstab ab. Er würde ihn erst nach den Ferien zurückbekommen. Anscheinend traute sein Vater ihm zu, dass er vielleicht etwas Dummes anstellen würde, obwohl ihm das Zaubern außerhalb der Schule verboten war.

Sirius durfte dann gehen und auf dem Weg zu seinem Zimmer begegnete er seinem Bruder Regulus. Dieser blieb wie angewurzelt stehen. Als Sirius mit ihm sprechen wollte rannte der Junge weg. Das traf ihn erneut hart, da sie sich eigentlich immer sehr gut verstanden hatten. Jetzt sah ihn anscheinend auch sein Bruder als Schandfleck an. In seinem Zimmer angekommen warf er sich aufs Bett und wünschte sich zurück nach Hogwarts in sein rotes Himmelbett.
 

Die folgenden Tage kümmerte sich Sirius wie von seinem Vater aufgetragen um seine Hausaufgaben und hielt sich überwiegend in seinem Zimmer auf. Nur zum Essen saß er mit seiner Familie zusammen. Seine Mutter war immer noch recht wortkarg ihm gegenüber und tat größtenteils so als wäre er Luft. Sie schien wirklich tief gekränkt zu sein, dass er ein Gryffindor war. Regulus sprach auch weiterhin kein Wort mit ihm und er schien der neue Liebling der Familie zu sein. Seine Mutter verhätschelte ihn regelrecht. Regulus war als Nesthäkchen schon immer der Favorit ihrer Mutter gewesen.

Am Weihnachtsmorgen war Regulus schon eifrig dabei seine ganzen Weihnachtsgeschenke auszupacken, als sein Bruder den Salon zum Frühstück betrat. Überrascht stellte Sirius fest, dass auch ein paar Geschenke auf ihn warteten. Glücklich stellte er fest, dass diese von seinen Freunden waren. Er wusste, dass seine Eltern ihre Briefe abfingen, daher freute es ihn umso mehr, dass sie ihm wenigstens ihre Weihnachtsgeschenke gaben. So herzlos waren sie dann doch nicht. Allerdings hatte er von ihnen und von Regulus keine Geschenke bekommen. Das machte ihn etwas traurig.

„Du wirst heute während der Familienfeier in deinem Zimmer bleiben.“ sagte seine Mutter dann an ihn gewandt. „Kreacher bringt dir etwas zu essen nach oben.“

Sirius hatte schon damit gerechnet und eigentlich war ganz froh darüber. Er hatte keine Lust auf all die gehässigen Verwandten, welche gegen Mittag eintrafen.

Er konnte ihre Stimmen und das Gelächter bis zu sich nach oben hören als sie eintrafen. Auf dem Bett sitzend bewunderte er nochmals die Geschenke seiner Freunde. Einige Zeit später klopfte es an der Tür. Sirius war etwas verwundert, da Kreacher nie klopfen würde. Der Hauself hasste ihn mindestens genauso wie der Rest der Familie. Es war aber nicht Kreacher der eintrat, sondern sein Onkel Alphard. Sirius freute sich ihn zu sehen und fiel ihm in die Arme.

„Wie geht es dir?“ fragte sein Onkel ihn freundlich. Sirius erzählte ihm von seiner Strafe und wie es ihm die letzten Tage ergangen war.

„Komm mit nach unten, Sirius.“ forderte ihn sein Onkel auf.

„Aber ich darf nicht! Mum hat es verboten.“ erwiderte Sirius traurig.

„Ich hab sie dazu überredet, dass du in der Küche essen darfst.“ Alphard zwinkerte ihm zu. „Ich leiste dir auch Gesellschaft.“

Strahlend sprang Sirius auf und folgte seinem Onkel in die Küche. Dort hatte Kreacher den Tisch bereits für drei Personen gedeckt. Sirius sah seinen Onkel fragend an. Wer würde noch in der Küche essen? Die Antwort kam dann prompt bei der Tür herein. Es war seine Cousine Andromeda.

Sie hatte so gar keine Ähnlichkeit mit ihrer älteren Schwester Bellatrix und Sirius mochte sie von den drei Schwestern am liebsten. „Überraschung!“ sagte sie lachend. „Onkel Alphie und ich dachten du freust dich bestimmt darüber!“

„Und wie!“ sagte Sirius. Das gemeinsame Essen mit den beiden war eines der schönsten Weihnachtsgeschenke für ihn. Allerdings wusste Sirius, dass sich beide beim Rest der Familie nicht gerade beliebt machten, da sie für ihn Partei bezogen.

„Hier, das ist für dich!“ sein Onkel reichte ihm ein Geschenk und Sirius packte es neugierig aus. Darin befanden sich zwei Spiegel.

„Das sind Zwei-Wege-Spiegel.“ erklärte Alphard. „Du kannst damit mit einer anderen Person in Kontakt bleiben, auch wenn ihr sehr weit voneinander getrennt seid. Ich dachte mir, sie könnten dir nützlich sein. Bei mir liegen sie nur rum und stauben ein.“

Sirius bewunderte die Spiegel. Sein Onkel hatte sich scheinbar schon gedacht, dass Sirius der Briefkontakt zu seinen Freunden untersagt war. „Vielen Dank, Onkel Alphie.“

Auch Andromeda überreichte ihm noch ein Weihnachtsgeschenk inklusive vieler Süßigkeiten.

Nachdem sie auch den Nachtisch verputzt hatten entschied sich Sirius dazu wieder nach oben zu gehen. Er wollte die beiden nicht in Schwierigkeiten bringen und ihm war bewusst, dass seine Mutter diesen Ausflug in die Küche nur ausnahmsweise gebilligt hatte. Alphard und Andromeda gesellten sich wieder zum Rest der Familie.

„Hast du jetzt eigentlich schon eine Entscheidung bezüglich Sirius getroffen, Orion?“ hakte Cygnus nach, während Kreacher ihm Cognac eingeschenkte.

„Nein, noch nicht.“ antwortete das Oberhaupt der Familie.

„Ich verstehe nicht warum du dich so zierst?“ schnaubte Cygnus und leerte sein Glas mit einem Zug. „Hogwarts wird den Jungen weiter verderben. Du solltest ihn da wegholen und nach Durmstrang schicken. Dann könnte noch was aus ihm werden.“

„Sirius ist immer noch mein Sohn und nicht deiner, Cygnus!“ konterte Orion. „Kümmere du dich um deine Töchter und halte dich aus dieser Angelegenheit raus.“

Cygnus hasste es, wenn Orion so mit ihm sprach und er wollte sich von ihm auch nicht den Mund verbieten lassen. „Vielleicht sollte man ihm auch einfach nur mal wieder zeigen welcher Weg ihm als Teil dieser Familie vorherbestimmt ist.“ Cygnus deutete eindeutig die dunklen Künste an.

„Oh, das kann ich gerne übernehmen.“ schaltete sich jetzt Bellatrix ein. „Ich erinnere ihn gern daran.“ Bellatrix grinste fies und spielte mit einer ihrer dunklen Haarlocken.

„Solltest du Sirius auch nur ein Haar krümmen, Bellatrix, dann lernst du mich von einer ganz anderen Seite kennen!“ Orion funkelte sie wütend an. „Hast du mich verstanden?“

Der Rest am Tisch hatte schon längst aufgehört sich zu unterhalten und alle lauschten dem Gespräch.

Bellatrix wollte noch etwas erwidern, ihr Vater schüttelte aber den Kopf. So gab sie sich also geschlagen und musste versprechen Sirius nichts zu tun.
 

Als am Abend endlich alle Gäste fort waren saßen Orion und Walburga noch im Salon am Kamin. Regulus und Sirius waren längst im Bett.

„Du kannst die Entscheidung was mit Sirius geschehen soll nicht noch länger aufschieben, Orion.“

„Wenn es nach dir und deinem Bruder geht, dann müsste ich ihn jetzt nach Durmstrang schicken, nicht wahr?“

„In Hogwarts verdirbt er! Das ist doch genau das, was Dumbledore will!“ sagte Walburga aufgebracht. „Seit Generationen waren die Erben dieses Hauses Slytherin und bekannt für ihr Wissen über die dunklen Künste. Jetzt hätte er eine Marionette die er sich ziehen kann um das alles über den Haufen zu werfen. Er will unseren Einfluss schmälern.“

Orion hasste es, wenn seine Frau damit anfing. Ständig wollte sie, dass sich die Blacks endlich für eine Seite entschieden. „Wir stehen auf keiner Seite, schon vergessen?“

„Aber wir sollten uns vielleicht langsam für eine entscheiden, Orion!“

„Nein!“ donnerte er. „Diese Familie hat und wird dem dunklen Lord nicht die Treue schwören. Mögen einzelne Mitglieder tun was sie wollen, aber wir bleiben neutral. Einzig das Wohl der Familie zählt.“

Walburga schwieg einen Moment, da sie wusste, dass dieses Thema für Orion abgeschlossen war.

„Sirius wird weiter nach Hogwarts gehen.“ sagte Orion dann schließlich. Walburga schnappte nach Luft und wollte etwas erwidern, aber Orion deutete ihr an zu schweigen. „Ich werde mich selbst um seine Ausbildung kümmern.“
 

Am nächsten Tag zitierte Orion seinen Ältesten zu sich.

„Ich habe bezüglich deiner Ausbildung eine Entscheidung getroffen.“

Sirius sah seinen Vater gespannt an.

„Beginnend mit dem heutigen Tag bekommst du in Zukunft in allen Ferien zusätzlichen Unterricht von mir. Du wirst den Umgang mit schwarzmagischen Gegenständen, Zauber und Flüche erlernen.“

„Und wenn ich das nicht will?“ fragte Sirius und bereute diese Frage sogleich.

„Dann werde ich dich tatsächlich nicht mehr nach Hogwarts zurückgehen lassen und du siehst deine Freunde nie wieder.“

Sirius blieb nichts anderes übrig, als sich in sein Schicksal zu fügen. Er wusste allerdings jetzt schon, dass er sich zukünftig nie mehr auf die Schulferien freuen würde.
 

Sirius war nicht der Einzige der Probleme in den Ferien hatte. Petunia Evans machte es ihrer Schwester Lily nicht gerade einfach. Sie zeigte ihr offen, dass sie sie immer noch für eine Missgeburt hielt. Während ihre Eltern voller Stolz den Erzählungen der Rothaarigen lauschten wurde Petunia immer zorniger. Warum erkannten ihre Eltern nicht was sie war? Die Wahrheit war allerdings, dass Petunia eifersüchtig auf Lily war und sich nichts sehnlicher wünschte als ebenfalls eine Hexe zu sein und an diesem magischen Ort leben zu dürfen. Voller Zorn darüber fing sie eines Tages auch einen Brief von Rachel an Lily ab und warf diesen vor den Augen ihrer Schwester ins Feuer.

„Warum hast du das gemacht, Tunia?“ fragte Lily entsetzt.

„Weil du es verdienst hast, Missgeburt!“ fauchte Petunia sie an. Lily konnte es nicht fassen wie gemein ihre Schwester plötzlich zu ihr war.

„Alles nur weil du nicht auch eine Hexe bist?“

„Wer will denn schon so sein wie du?“

„Ich hab dich mit Mum reden hören. Du hast sie förmlich angebettelt auch nach Hogwarts gehen zu dürfen.“

„Das ist eine Lüge!“ verteidigte sich Petunia, obwohl es die Wahrheit war. „Das habe ich nicht!“

„Doch hast du!“

Petunia fühlte sich in die Ecke gedrängt und rauschte wütend an Lily vorbei in ihr Zimmer. Ihre Schwester hatte Recht, aber das würde sie nicht zugeben. Als Lily einmal mit ihrer Mutter einkaufen war, hatte sie sich in deren Zimmer geschlichen und sich ihre Schulsachen angesehen und in den Büchern geblättert. Auch den Zauberstab ihrer Schwester hatte sie ausprobiert, aber es wollte keine Magie herauskommen. Lily wusste von alledem nichts und das sollte auch so bleiben. Allerdings war das Band der Schwestern, welches sie einst verband, unwiderruflich gerissen.

Jahr 1 - Vier Rumtreiber

James, Remus und Peter waren unendlich froh, Sirius nach den Ferien im Zug wiederzusehen. Sie hatten schon mit dem Schlimmsten gerechnet, da es kein Lebenszeichen von ihm gab. Nachdem keiner ihrer Briefe beantwortet wurde, hatten sich die drei aber schon gedacht, dass Sirius wohl keinen davon erhalten hatte. Sie wollten natürlich einen genauen Bericht darüber wie es ihm in den Ferien ergangen war, diesen bekamen sie auch.

„Dein Vater unterrichtet dich ab jetzt in den dunklen Künsten?“ fragte James nochmal nach. „Darf er das überhaupt?“ er sah Remus und Peter fragend an.

„Es ist ein unausgesprochenes Geheimnis, dass viele Slytherins darin bewandert sind. Es ist nicht offiziell verboten sich damit zu beschäftigen.“ erklärte Remus.

„Ich mach das ja nur, damit ich in Hogwarts bleiben kann.“ verteidigte sich Sirius. Er rieb sich immer wieder den Handrücken, was nicht unbemerkt blieb.

„Was ist?“ fragte James und erst jetzt fielen ihm die roten Striemen auf seinem Handrücken auf.

„Hat dir das dein Vater angetan?“ fragte Peter entsetzt.

Sirius war das unangenehm und er wollte zuerst nicht antworten, gab es dann aber zu. „Wenn ich mich nicht genug anstrenge, dann bestraft er mich.“

„Das solltest du sofort Professor Dumbledore sagen, Sirius!“ James litt schon fast mit seinem besten Freund mit.

„Nein! Es ist nichts und es dauert ja zum Glück noch eine Weile bis zu den nächsten Ferien.“

„Wie bekommen wir dich dann aus den Sommerferien zurück? In Einzelteilen?“ James war fassungslos.

Sirius weigerte sich weiterhin den Vorfall zu melden, da es sonst mit ziemlicher Sicherheit nach Durmstrang geschickt werden würde. James, Remus und Peter mussten das gezwungenermaßen akzeptieren. Sie wollten ihren Freund ja nicht verlieren.
 

James und Sirius, mit Peter im Schlepptau und einem manchmal nicht ganz begeisterten Remus, erkundeten auch weiterhin das Schloss. Bald kannten sie die meisten Abkürzungen und Geheimgänge. Das war ganz hilfreich, wenn sie schnell verschwinden mussten, weil ihnen der Hausmeister auf den Fersen war. Bei einem ihrer Streifzüge tappten sie in einen sehr gemeinen Streich von Peeves, dem Poltergeist. Er hatte Wassereimer mit eiskaltem Wasser über einem Gang schweben lassen und genau in dem Moment ausgekippt, als sie gerade darunter standen. Das war so etwas wie eine Kriegserklärung, zumindest für James und Sirius. Sie schmiedeten einen Racheplan und führten diesen wenige Tage später durch.
 

Der alte Hausmeister, Mr Pringle, ging jeden Abend die völlig identische Runde durchs Schloss um nach dem Rechten zu sehen. Man konnte sogar die Uhr danach stellen. Die vier Freunde warteten also ab, bis Mr Pringle in der Nähe des Ganges mit den vielen Rüstungen war. Abwechselnd hatten die vier Gryffindors Peeves in den Tagen zuvor heimlich observiert und herausgefunden, dass er sich vermehrt in einem der Lagerräume in eben diesem Gang aufhielt. Er hatte großen Spaß daran die Kreide zu manipulieren. Peter hatte die Aufgabe bekommen dem Hausmeister heimlich zu folgen um sicherzustellen, dass er nicht zu weit weg war, wenn die Jungs loslegten. Wobei dieser Streich sicherlich nicht zu überhören sein würde. Remus hatte mithilfe des Fast kopflosen Nick dem Blutigen Baron ausrichten lassen, dass Peeves dabei war etwas anzustellen. Dieser würde das nicht ungestraft lassen. Der Hausgeist der Slytherins war neben dem Schulleiter der Einzige vor dem Peeves Respekt, wenn nicht sogar Angst hatte.

„Ich glaube wir können loslegen.“ sagte Sirius leise mit Blick auf seine Uhr.

„Das wird Peeves so schnell nicht vergessen!“ fügte James grinsend hinzu und schwang seinen Zauberstab. Sirius tat es ihm gleich und die Rüstungen fielen alle wie Dominosteine mit einem höllischen Lärm um. Die Jungs versteckten sich in einem naheliegenden Geheimgang und warteten ab.

Der Lärm hatte natürlich das halbe Schloss alarmiert. Peeves war neugierig und kam gerade aus der Tür in den Gang geschwebt um zu sehen was passiert war. Sonst war er doch derjenige der die Rüstungen umwarf. Als er begriff was genau dahinter steckte war es zu spät. Der Hausmeister kam um die Ecke gesaust. „PEEVES!!“ donnerte er wütend. „Was bei Merlins Bart soll das?“

„Ich war das nicht!“ protestierte der kleine schwebende Mann.

„Siehst du hier vielleicht noch jemand anderen außer dir?“ fragte Mr Pringle zornig. „Jetzt reicht es mir mit dir! Professor Dumbledore soll dich endlich rauswerfen!“

„Neeeeeeiiin!“ jammerte der Poltergeist. „Diesmal bin ich unschuldig!“

„Hör auf dich ständig herausreden zu wollen und gib es zu!“ forderte der Hausmeister weiter. Kurz darauf kam der Blutige Baron durch eine Mauer geschwebt und Peeves sah sich in der Falle. Da hatte ihm jemand einen bösen Streich gespielt, wo doch sonst er derjenige war der Streiche spielte.

Der Hausgeist der Slytherins schnappte sich Peeves und zog ihn mit sich durch eine nahe Wand. Der Beschuldigte jammerte und beteuerte weiter seine Unschuld.

„Ich würde zu gern wissen was der Blutige Baron mit ihm macht.“ kicherte Sirius in ihrem Versteck.

„Vielleicht hängt er ihn an Geisterketten auf und lässt ihn im Kerker baumeln.“ Diese Vorstellung war zu komisch. Der Plan hatte bestens funktioniert. Peeves hatte seinen Denkzettel erhalten.

James und Sirius schlichen aus ihrem Versteck und machten sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt mit Remus und Peter.

„Und?“ fragte Remus neugierig. „Den Krach hat man durchs ganze Schloss gehört.“

„Hat super funktioniert!“ sagte James stolz. „Peeves dürfte jetzt eine Weile im Kerker eingesperrt sein.“

„Die Lehrer und die Vertrauensschüler sind schon unterwegs, wir sollten zusehen, dass wir in den Gemeinschaftsraum zurückgehen.“ sagte Peter nervös. Eigentlich durften sie so spät nicht mehr im Schloss umherlaufen. Die Vier nahmen erneut einen der Geheimgänge und schlichen sich leise zum Portrait der fetten Dame.
 

Peeves war wirklich für ein paar Tage verschwunden. Wahrscheinlich hatte der Blutige Baron ihn tatsächlich irgendwo angekettet. Eine Woche nach ihrem Streich begegneten sie dem Poltergeist, welcher frech über ihnen schwebte.

„Ich weiß, dass ihr es wart, ihr Lümmel!“ sagte er verärgert.

„Dass wir was waren?“ fragte Sirius unschuldig. James konnte sich kaum zusammenreißen und grinste.

„Ihr habt die Rüstungen umgestoßen und es mir in die Schuhe geschoben!“ Peeves umkreiste sie einmal.

„Du hast keine Beweise dafür, Peeves.“ James grinste den Poltergeist an.

Überraschenderweise gab Peeves sogar zu, dass es ein sehr gelungener Streich war, den er selbst nicht besser hätte ausführen können. Sie einigten sich mit ihm auf ein Unentschieden.

„Für die Sache mit dem Blutigen Baron wird er sich aber bestimmt noch rächen wollen.“ sagte Remus, als Peeves längst entschwebt war.

„Wenn er nochmal so eine Abreibung haben möchte, darf er das gerne tun.“ erwiderte Sirius. „Hast du nicht gehört? Er hat eben zugegeben, dass wir ihm ebenbürtig sind!“ James und Sirius waren sichtlich stolz auf diese Bemerkung.
 

Einige Wochen später, Anfang März, hatten James und Sirius längst ein neues Opfer im Visier. Ihnen gefiel es nicht, dass Lily so gut mit Severus Snape befreundet war. Immerhin war sie eine Gryffindor und er ein Slytherin. Das gehörte sich einfach nicht. Severus wäre ihnen gar nicht weiter aufgefallen, wenn er nicht auch noch in Zaubertränke Jahrgangsbester gewesen wäre. Sie konnten diesen Jungen mit den schwarzen, strähnigen Haaren einfach nicht ausstehen. Warum hing Lily mit ihm ab?

Es war Zeit Snape daran zu erinnern, dass er sich seine Freunde in seinem Haus zu suchen hatte.

Eines Nachmittags passten sie ihn ab.

„Na, Snape?“ sagte James feixend. „Warst ja heute schon wieder der Beste in Zaubertränke.“

Snape war misstrauisch. „Ich denke du bist nicht hier um dir Tipps zu holen.“

„Nein, sicher nicht! Wir sind hier um dich daran zu erinnern, dass du dir deine Freunde gefälligst unter deinesgleichen suchen sollst!“

„Meinesgleichen?“ fragte Snape nach.

„Die Freundschaft zu Lily solltest du besser aufgeben. Sie ist immerhin eine Gryffindor und sollte nicht mit so einem schleimigen Typen wie dir rumhängen.“

„Das geht euch doch überhaupt nichts an, Potter!“ Die Abneigung der Jungen beruhte auf Gegenseitigkeit.

Severus wollte weitergehen, da zückte James seinen Zauberstab und verpasste ihm eine Ganzkörperklammer. Severus lag bewegungsunfähig auf dem Boden.

„Wir können ihn doch jetzt nicht einfach hier so rumliegen lassen, James!“ sagte Sirius grinsend.

„Am besten wir verstecken ihn irgendwo, wo ihn niemand so schnell findet.“ schlug James vor.

„Das werdet ihr nicht tun!“ ertönte plötzlich Lilys Stimme. Zusammen mit Rachel kam sie um die Ecke, völlig fassungslos was sie da gerade sah.

„Sei keine Spielverderberin, Evans.“ sagte James genervt. „Er hat es verdient!“

„Ach ja? Warum?“ fragte Lily zornig.

„Weil er existiert und sich nicht an die Regeln hält.“

„Welche Regeln denn?“ wollte Rachel wissen.

„Gryffindors und Slytherins schließen keine Freundschaften.“ antwortete Sirius.

„Ihr zwei seid so mega dämlich, wisst ihr das?“ fauchte Lily die beiden an, zückte ihren Zauberstab und löste den Fluch von Severus. Dieser stand wütend auf und klopfte seinen Umhang ab.

„Ich kann befreundet sein mit wem auch immer ich will, verstanden?“ Ihre grünen Augen funkelten James und Sirius wütend an.

„Wenn du meinst, Evans.“ sagte James schulternzuckend. „Aber beschwer dich später nicht.“

Zusammen mit Sirius zog er dann weiter. Es sollte nicht der letzte Streich gegen den schwarzhaarigen Slytherin gewesen sein.

„Alles ok, Sev?“ erkundigte sich Lily dann.

„Ja, danke! Wäre aber nicht nötig gewesen Lily. Jetzt sind sie auch sauer auf dich.“ sagte Severus.

„Das sind sie sowieso schon, denk dir nichts dabei.“
 

Auch nach den Osterferien kam Sirius mit Striemen und blauen Flecken zurück, aber auch hier schwieg er. Noch während der Ferien hatte Sirius es zumindest geschafft ein paar Worte mit seinem Bruder zu wechseln, welcher sein Schweigen endlich brach. Regulus machte deutlich, dass er mit einem Schandfleck wie Sirius nichts mehr zu tun haben wolle und er ihn in Ruhe lassen sollte. Zweifelsfrei waren das die Worte ihrer Mutter, welche sein kleiner Bruder da wiedergab. Sirius musste das akzeptieren.

Das Leben in Hogwarts ging weiter und James und Sirius erprobten immer neue Streiche. Mal ging es gut aus, mal weniger und sie mussten Strafarbeiten verrichten. Remus versuchte immer öfter die beiden davon abzuhalten, da sie ja auch wertvolle Hauspunkte verloren, wenn sie erwischt wurden. Das kümmerte die beiden Jungs nicht weiter. Ihr letzter Streich war wieder ein voller Erfolg gewesen. Sie hatten eine unsichtbare Schnur gespannt und mussten nur abwarten bis jemand darüber stolperte. Dummerweise hatte Mr Pringle genau den richtigen Riecher wo sich die beiden versteckt hielten. Viele Abende verbrachten die beiden Gryffindors damit ihre Strafarbeiten zu verrichten. Remus hatte kein Mitleid mit ihnen, während Peter die beiden einfach nur für ihren Mut bewunderte.
 

Anfang Mai hatte der Frühling das Land vollkommen eingenommen. Die Fünft- und Siebtklässler waren mit ihren ZAG’s und dem UTZ beschäftig. Für die anderen Jahrgänge standen die Jahresabschlussprüfungen bevor und so langsam begannen James, Peter und Sirius Remus‘ allmonatliches Verschwinden in Frage zu stellen. Jedes Mal hatte er eine neue, zu perfekte Ausrede. Seit einiger Zeit behauptet er die Erlaubnis bekommen zu haben, seine kranke Mutter einmal im Monat besuchen zu dürfen.
 

Bellatrix Black hatte nach der Warnung ihres Onkels keinen weiteren Versuch gestartet Sirius zu bestrafen, auch wenn es sie förmlich in den Fingern juckte, wenn er ihr über den Weg lief. Auch Bellatrix war ab und an ein Opfer ihrer Streiche. Der Hass auf ihren Cousin war ungemein groß.
 

Eines Nachmittags saß Sirius allein im Gemeinschaftsraum, als Peter durch das Portraitloch hereinkam.

„Wo warst du so lange?“ erkundigte sich Sirius, der über seinen Aufzeichnungen in Verteidigung gegen die dunklen Künste saß. Peter wollte eigentlich nur ein Buch in die Bibliothek zurückgeben, war dafür aber ziemlich lange weggeblieben.

„Ich musste einen Umweg machen.“ erklärte Peter. „Bellatrix und ihre Slytherinfreunde blockieren den Gang im fünften Stock. Sie haben sich Alexander Timmer von den Ravenclaws vorgeknöpft. Er hat wohl irgendetwas über sie behauptet, was ihr nicht gefällt.“

„So?“ Sirius kam da eine Idee. Zu dumm, dass James jetzt gerade bei Flitwick nachsitzen musste. Ein Blick in seinen Zwei-Wege-Spiegel zeigte ihm, dass James noch eine Weile beschäftigt sein würde. Selbstverständlich hatte Sirius James den zweiten Spiegel direkt nach den Weihnachtsferien geschenkt. So konnten die beiden in Kontakt bleiben, wenn sie getrennt voneinander ihre Strafarbeiten verrichteten.

Der Schwarzhaarige sprang von seinem Stuhl auf. Er durfte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.

„Wo willst du hin, Sirius?“

„Das hier ausprobieren!“ Sirius holte ein paar bunte Kügelchen aus seiner Tasche hervor.

Peter schnappte nach Luft. „Wenn dich deine Cousine erwischt, bringt sie dich um! Tu das nicht!“

„Sie wird mich aber nicht erwischen, Peter.“ Sirius war zuversichtlich. „Du bleibst aber besser hier.“

Peter sah seinen Freund durch das Portraitloch verschwinden. Was sollte er tun? Dableiben wie geheißen oder ihm folgen? Zehn Minuten später kam Remus herein, der bis eben noch in der Bibliothek gewesen war.

„Was hast du, Peter?“ ihm entging nicht, dass der kleine Peter angestrengt nachdachte.

„Sirius ist dabei etwas Dummes zu machen.“ Peter erzählte Remus was Sirius vorhatte und dieser fand das auch überhaupt nicht lustig. Remus machte sich sogleich auf den Weg um Sirius davon abzuhalten seinen Plan in die Tat umzusetzen. Kaum war Remus durch das Portraitloch verschwunden kam fünf Minuten später James von seiner Strafarbeit zurück und Peter erzählte ihm wo Sirius und Remus waren.

„Los komm mit!“ forderte ihn James auf.

„Aber Remus hält ihn doch schon auf!“

„Ich will nicht Sirius aufhalten, sondern Remus!“ sagte James grinsend. „Ich finde die Idee von Sirius klasse und will das unbedingt sehen.“

Peter starrte seinen Freund für einen Moment mit offenem Mund an. Wie konnte er auch etwas anderes von James Potter erwarten? Seufzend folgte er James in den fünften Stock.

„Am besten du bleibst hier und stehst Schmiere, für den Fall das jemand kommt, okay?“

„Und was mach ich dann?“ fragte Peter etwas ängstlich.

„Na denjenigen ablenken.“

So blieb Peter mal wieder zurück um seinen Freunden den Rücken freizuhalten. Er stand dort nur ein paar Minuten, als Professor McGonagall um die Ecke bog.

„Mr Pettigrew, was suchen Sie den hier?“ fragte sie ihn verwundert. „Sollten Sie sich nicht auf die Prüfungen Morgen vorbereiten?“

„Äh, ja, Professor, sicher. Das wollte ich…aber…“ stammelte er. Minerva McGonagall musterte ihren Schüler. Warum war er allein? Sonst waren sie doch immer im Quartett unterwegs.

„Wissen Sie zufällig wo ich Mr Black finde?“ fragte sie ihn schließlich. Sie hatte so ein leises Gefühl, dass die vier schon wieder etwas ausheckten.

„Er….sucht seine Cousine.“ sagte Peter leise. Er wusste, dass ihre Hauslehrerin bereits etwas ahnen musste.

„Ah ja, und wo ist Mr Lupin?“ fragte sie weiter nach.

„Remus versucht Sirius abzufangen bevor er sie findet.“ Peter gab sich geschlagen. Es hatte doch eh keinen Zweck zu lügen.

Professor McGonagall holte tief Luft. „Und Mr Potter ist wo?“

„James versucht Remus davon abzuhalten Sirius abzufangen.“ antwortete er kleinlaut.

„Und warum halten Sie dann nicht Mr Potter auf?“ Sie kannte die vier mittlerweile gut genug um zu wissen, dass es sich hierbei nur um einen weiteren Streich handeln konnte.

„Ich soll hier Schmiere stehen und Sie ablenken, hat James gesagt.“

Die Verwandlungslehrerin seufzte. Was hatte sie anderes erwartet? „Gut, dann gehen wir jetzt gemeinsam los und sammeln Potter, Black und Lupin ein.“

Peter folgte seiner Lehrerin ohne Widerrede.
 

Sirius befand sich mittlerweile bereits in Sichtweite der Slytherins, jedoch gut versteckt. Er sah sich die bunten Kügelchen in seiner Hand nochmal an und ließ diese dann mithilfe seines Zauberstabs schweben und lenkte sie in Richtung seiner Cousine. „Jetzt verpassen wir dir mal ein bisschen Farbe Bella.“ flüsterte er leise, als Remus neben ihm auftauchte.

„Lass das!“ zischte er ihn an.

Sirius hätte beinahe die Farbbomben fallen lassen. „Erschreck mich doch nicht so!“

„Bellatrix bringt dich um, wenn sie dich erwischt. Sie wird genau wissen, dass du dahinter steckst.“ Remus versuchte seinen Freund umzustimmen.

Plötzlich tauchte James auf. „Hör nicht auf ihn, Sirius! Das wird lustig! Lass die Bomben platzen!“

„Spinnst du? Das ist fast so etwas wie Selbstmord!“ Remus konnte nicht fassen, dass James Sirius auch noch weiter anstachelte. Aber so waren die beiden nun mal.

Als wäre das noch nicht genug, tauchte dann auch noch ihre Hauslehrerin auf, welche sie aber in ihrem Versteck nicht sehen konnte. Sie hatte jetzt vielmehr die Slytherins im Auge, die offenbar einen anderen Schüler drangsalierten.

„Miss Black, hätten Sie die Güte mir zu erklären was Sie da tun?“

„Wir unterhalten uns nur, Professor.“ Bellatrix versuchte besonders unschuldig zu klingen.

Während Remus weiter versuchte Sirius davon abzuhalten die Bomben platzen zu lassen, welche immer noch über den Köpfen der Slytherins und mittlerweile auch ihrer Lehrerin schwebten, versuchte James Sirius zu unterstützen.

„Hey Leute, wir sollten verschwinden und zwar schnell!“ ertönte dann Peters Stimme. Die drei Freunde sahen ihn überrascht an.

„Du solltest doch Schmiere stehen, Peter!“ sagte James und sah ihn fragend an.

„Professor McGonagall hat sich nicht abwimmeln lassen.“ gab der Kleine zu.

„Wenn wir jetzt unbemerkt abhauen kommen wir nochmal davon.“ sagte Remus eindringlich.

Sirius konnte es nicht ausstehen, wenn seine Cousine die Harmlose und Unschuldige spielte. Es war ihm jetzt egal, ob er dafür nachsitzen musste. Er ließ die noch immer schwebenden Farbbomben platzen. Die Slytherins und ihre Hauslehrerin sahen sich plötzlich von oben bis unten mit bunter Farbe bespritz. James jubelte und für Sirius war der entsetzte Blick seiner Cousine jede Strafe wert. Remus schüttelte seufzend den Kopf und Peter kicherte.
 

Selbstverständlich blieb diese Aktion nicht ohne Folgen. Alle vier bekamen Strafarbeiten auf. Sirius weil er die Farbbomben platzen ließ, James weil er Sirius weiter angestachelt hatte, Remus weil er nicht verhindert hatte, dass das überhaupt passiert war, und Peter weil er mit den anderen unter einer Decke steckte.

„Solch Unruhe stiftenden Erstklässler hatte ich noch nie!“ tadelte sie die vier.

Obwohl den Gryffindors noch Hauspunkte abgezogen wurden, gewann das rotgoldene Haus am Ende des Jahres dennoch den Hauspokal, sehr zum Ärger der zweitplatzierten Slytherins.
 

Ihr erstes Schuljahr war schneller vorbei als gedacht. Sie hatten doch gefühlt gerade erst ihre Koffer das erste Mal ausgepackt. Die vier Rumtreiber, so hatte Professor McGonagall sie in einem Gespräch mit Professor Slughorn genannt, verabschiedeten sich am Bahnsteig voneinander. Sirius hoffte, dass er seine Eltern überreden konnte, dass er seinen Freunden diesmal Briefe schreiben durfte. Auch wenn das bedeutete, dass er sich beim Unterricht seines Vaters wirklich mehr anstrengen musste.
 

Alle vier freuten sich jedoch schon auf ihr Wiedersehen in zwei Monaten.

Sommer 1972 - Das dunkle Mal

Bereits kurz nach ihrem Schulabschluss hatten sich Bellatrix und einige ihrer engsten Freunde dazu entschlossen sich Lord Voldemort anzuschließen. Bellatrix Black betete den dunklen Lord förmlich an. Er war ein wahrer Meister in den dunklen Künsten, vor dem selbst Albus Dumbledore Respekt hatte. Es hatte gar nicht lange gedauert und die neuen Todesser hatten ihren Wert bewiesen. Bellatrix war im Umgang mit den dunklen Künsten geübt, ebenso ihre Freunde. Der dunkle Lord fand Gefallen daran und bot ihr an sie noch weiter darin zu unterrichten.

Um in seinen engsten Kreis aufgenommen zu werden mussten sie sich allerdings beweisen und so verübten sie seit einigen Wochen immer wieder Attentate und sorgten für Angst und Schrecken. Auch an diesem Abend im August war sie mit Rodolphus Lestrange und Evan Rosier in London unterwegs.

Es waren einige Leute auf den Straßen unterwegs, welche die drei seltsam gekleideten Gestalten argwöhnisch musterten. Sie hatten einen Auftrag auszuführen. Es war der erste, den sie vom Dunklen Lord persönlich erhalten hatten. Bellatrix war nervös. Auf keinen Fall durften sie versagen. Die Anweisung war einfach - So viel Schaden wir möglich anrichten.

„Jetzt warte doch mal, Bella!“ rief ihr Rodolphus zu. Bellatrix war vorangeprescht und die anderen zwei hatten Mühe ihr zu folgen. „Wir sollten uns das nochmal gut überlegen!“ er zog Bella in eine kleine Seitenstraße. „Was gibt es da noch zu überlegen?“ fauchte Bellatrix. „Wir haben einen klaren Auftrag und wir dürfen auf gar keinen Fall versagen.“ Ihre Augen funkelten vor Aufregung.

„Und was ist, wenn wir erwischt werden? Hast du schon mal daran gedacht?“ fragte Rodolphus. Er teilte ihren Fanatismus nicht ganz.

„Wir lassen uns einfach nicht erwischen!“ zischte sie. Ihr Blick fiel auf den Piccadilly Circus. Autos, Busse und viele Muggel waren dort. „Hier werden sich bestimmt keine Auroren rumtreiben. Eh die hier sind, sind wir wieder weg!“

Bellatrix hatte ihre Begleiter scheinbar überzeugt. Niemand hatte mehr etwas einzuwenden. Sie beobachteten den Platz und warteten auf eine günstige Gelegenheit. Bellatrix strich mit ihrer rechten Hand über ihren linken Unterarm. Erst vor zwei Tagen hatte ihr der Dunkle Lord höchstpersönlich das Dunkle Mal eingebrannt. Die Erinnerung daran war noch immer berauschend.

Der Dunkle Lord hatte seine Anhänger zu sich gerufen. Um Mitternacht versammelten sich die Todesser auf einem alten, halb verfallenen Gutshof, nördlich von London. Bellatrix, Rodolphus und Evan waren bereits volljährig und sie hatten ihre Entscheidung getroffen. Schon seit paar Monaten führten sie gemeinsam mit anderen Todessern die Aufträge Voldemorts aus.

Bellatrix verehrte den dunklen Lord schon seit vielen Jahren. Er verabscheute Muggel und seine Aura war absolut fesselnd und pulsierend. Niemand schien seiner Macht gewachsen zu sein.

Die Schar seiner Anhänger wuchs ständig. Tagtäglich kamen neue hinzu, doch nur die wenigsten zeigten ein solches Potenzial wie Bellatrix und ihre beiden Freunde. Sie war eine ergebene Dienerin und kannte keinen Skrupel. Nur seinem engsten Kreis vertraute er die wichtigsten Aufträge an. Sie bekamen von ihm das Dunkle Mal auf den linken Unterarm eingebrannt. Bellatrix, Rodolphus und Evan hatten sich in der kurzen Zeit bereits bewiesen und so wurde ihnen heute diese Ehre zuteil. Sie würden Teil seiner Elite werden.

Bellatrix und ihre Begleiter warteten in der Reihe der anderen Todesser auf das Erscheinen ihres Herrn. Es dauerte auch nicht lange und er trat aus dem Schatten. Seine Schlange Nagini schlängelte leise an den Todessern vorbei. Bellatrix war ihm erst ein paar Mal begegnet, doch jedes Mal jagte ein Schauer durch ihren Körper, wenn er auftauchte. Keiner wagte es ihm direkt in die roten Augen zu sehen. Alle hatten den Blick ehrfürchtig gesenkt. „Nun, meine Freunde…“ sagte er mit seiner kalten Stimme. „…es ist an der Zeit, dass wir uns in den Köpfen der Zaubererschaft in Erinnerung rufen!“ er schritt langsam die Reihe der Todesser entlang. „Zu lange waren wir tatenlos. So langsam könnte man glauben, sie haben vergessen, dass wir hier sind!“ Voldemort ließ ein kaltes, leises Lachen hören, dass jedoch keiner wagte zu erwidern. „Ihr werdet an verschiedenen Stellen gleichzeitig agieren und diese Welt in Aufruhr versetzen! Niemand soll glauben, meine Macht wäre gebrochen!“ Voldemort ließ den Blick über seine Anhänger schweifen. „Einige von Euch haben sich in den letzten Monaten als überaus vielversprechend herausgestellt.“ Seine roten Augen waren jetzt auf Bellatrix gerichtet. In der rechten Hand hielt er seinen Zauberstab. „Schwört ihr mir die Treue und die bedingungslose Gefolgschaft?“

„Ja, Herr!“ antwortete Bellatrix mit immer noch gesenktem Blick. „Wir werden Eure Befehle befolgen.“ Rodolphus, Evan und zwei weitere Todesser die erst seit kurzem dabei waren, schworen ihm ebenfalls die Treue. „Dein linker Arm, Bellatrix!“ forderte der Dunkle Lord. Bellatrix krempelte den Ärmel ihres Umhangs hoch und hielt ihrem Herrn den Arm hin. Er berührte diesen nur leicht mit der Spitze seines Zauberstabs und schon brannte sich das Dunkle Mal in ihre Haut. Ein Schädel mit einer sich windenden Schlange. So ging er bei den anderen Vieren ebenfalls vor. Bellatrix war überwältigt. Sie gehörte nun zum engsten Kreis ihres Meisters. „Ihr werdet in den nächsten Tagen mehrere Anschläge auf Muggel verüben, sowie die Zauberer und Hexen die dem reinen Blut untreu geworden sind!“ Voldemort wollte die Welt, sowohl die Nichtmagische, als auch die Magische in eine Art Schockstarrte versetzen. Dazu mussten seine Todesser jetzt aktiv werden.

Eine gute halbe Stunde später brach die Hölle über den Platz herein. Einer der roten Doppeldeckerbusse wurde förmlich auseinandergerissen. Panik brach aus. Es gab viele Verletzte und Tote. Sogar naheliegende Gebäude waren durch die Explosion beschädigt worden. Die Leute versuchten den Ursprung des Chaos auszumachen. War es eine Bombe die hoch gegangen war oder vielleicht eine Gasleitung? Niemand der Umstehenden bemerkte die Frau und die zwei Männer in den dunklen Umhängen, die in einer Seitenstraße verschwanden und das Chaos beobachteten. Bellatrix freute sich wie ein kleines Kind. Es war fast schon zu einfach gewesen. Die vier Todesser hatten einen enormen Schaden angerichtet und viele Muggel ins Jenseits befördert. Bellatrix deutete mit ihrem Zauberstab auf den Himmel über dem Piccadilly Circus und ließ dort das Dunkle Mal erscheinen. Der Schädel mit der Schlange war das Zeichen des dunklen Lords und es signalisierte, dass in seinem Namen gemordet wurde. Es würde aber auch Auroren auf den Plan rufen, also mussten die vier zusehen, dass sie wegkamen.

„Lasst uns verschwinden, bevor die Auroren auftauchen!“ sagte Evan.

„Das reicht nicht!“ entgegnete Bellatrix mit funkelnden Augen. „Wir können noch mehr Chaos verursachen! Ihre Aufmerksamkeit wird auf den Platz gerichtet sein! Die Winkelgasse hingegen dürfte unbewacht sein.“ sagte Bellatrix enthusiastisch. „Bist du wahnsinnig?“ erwiderte Evan. „Du riskierst reines Blut zu vergießen!“

„Mittlerweile ist reines Blut recht selten geworden!“ antwortete Bellatrix. „Es gibt genug Schlammblüter und Halbblüter! Außerdem hast du den Befehl des Dunklen Lords gehört!“ Rodolphus und Evan tauschten einen Blick, nickten dann aber.

„Dann schnell!“ sagte Rodolphus dann schließlich. Er konnte Bellatrix nur zustimmen was ihre Aussage über die Schlammblüter und Halbblüter betraf. Es gab mittlerweile wirklich zu wenig reinblütige Familien.

Während Helfer und Einsatzkräfte am Unglücksort eintrafen und versuchten Herr über das Chaos zu werden huschten die drei unbemerkt in Richtung zum Tropfenden Kessel. Sie betraten das Wirtshaus und taten so als wären sie ganz normale Gäste. Es war proppenvoll. So kurz vor Ladenschluss waren einige noch eingekehrt um sich aufzuwärmen, bevor sie den Heimweg antraten. Niemand schenkte ihnen große Beachtung. Das Gesprächsthema Nummer Eins war das Dunkle Mal, dass soeben am Himmel erschienen war. Sie schlenderten auf der anderen Seite wieder hinaus und betraten die Winkelgasse durch die Backsteinmauer. Auch hier tuschelten die Leute über das eben Geschehene.

Bellatrix war bewusst, dass sie jetzt auch einige reinblütige Zauberer und Hexen erwischen würden, aber das war ihr in diesem Moment egal. Sie verabscheute diejenigen, die sich mit diesem minderwertigen Pack abgaben.

Die Todesser feuerten Flüche in unterschiedliche Richtungen ab. Viele Schaufenster zerbarsten und einige Geschäfte und Cafés wurden erheblich beschädigt, einige gingen in Flammen auf. Sie zielten bewusst auch auf die Menschenmenge vor ihnen. Die Drei mussten aufpassen nicht entdeckt zu werden und verschwanden erneut in einer dunklen Gasse bevor sie disapparierten.
 

Am nächsten Tag waren die Angriffe der Todesser Gesprächsthema Nummer eins. Es hatte ja nicht nur in London Angriffe gegeben, sondern auch in anderen Teilen des Landes. Einer sogar gar nicht so weit entfernt von Hogwarts.

Jahr 2 - Das Geheimnis

Am 01. September war die Wiedersehensfreude groß. In den letzten zwei Monaten hatten sie sich gegenseitig viele Briefe geschrieben. Selbst die Blacks hatten Sirius erlaubt seinen Freunden zu schreiben. Mittlerweile hatten sie akzeptiert, dass ihr Sohn ein Gryffindor war, auch wenn sie dies weiterhin nicht guthießen. Dieses Mal waren Orion und Walburga beide wieder mit am Bahnsteig, da es für Regulus Zeit war nach Hogwarts zu gehen. Der Abschied von Sirius fiel recht kühl aus, während sie sich sehr herzlich von ihrem Jüngsten verabschiedeten. Auch in den Sommerferien hatten die beiden Brüder kaum ein Wort gewechselt. Sie gingen einander aus dem Weg.

Nachdem sie alle in den Zug gestiegen waren suchten sich die Rumtreiber ein leeres Abteil und nahmen dieses in Beschlag. Sirius und James hatten neben den Briefen auch oft per Spiegel Kontakt.

„Diesmal siehst du ja gar nicht so mitgenommen aus, Sirius!“, stellte Peter fest. Tatsächlich hatte Sirius keine blauen Flecken oder sichtbare Striemen.

„Ein Großteil des Unterrichts bestand diesmal aus magischen Artefakten und Theorie.“, erklärte der Angesprochene „Das war nicht so schwer und ich habe ihm versucht so wenig Gründe wie möglich zu geben mich zu bestrafen.“ Sirius hatte sich in sein Schicksal gefügt.

„Hast du dich jetzt schon entschieden, James?“, fragte Sirius seinen besten Freund. Remus und Peter sahen ihn fragend an.

„Ja, ich werde es versuchen! Ich nehme am Auswahltraining der Hausmannschaft teil.“ James hatte lange darüber nachgedacht und die Ferien über viel geübt. „Das muss einfach klappen.“ Es war James großer Traum Teil der Quidditchmannschaft zu werden. „Mein Dad hat mir sogar einen neuen Besen gekauft.“, berichtete er stolz.
 

Der Hogwarts-Express rollte planmäßig im Bahnhof von Hogsmeade ein. Hagrid sammelte die Erstklässler ein und brachte sie zu den Booten am Seeufer. Die übrigen Jahrgänge nahmen die pferdelosen Kutschen.

Vom Tisch der Gryffindors aus beobachteten sie die Einsortierung und wie nicht anders zu erwarten war, wurde Sirius‘ Bruder ein Slytherin. Der Hut brauchte für diese Entscheidung nur Sekunden. Als Regulus zum Tisch der Slytherins ging warf er seinem Bruder einen gehässigen und schadenfrohen Blick zu.

„Wir können Regulus ja mal Opfer eines unserer Streiche werden lassen, oder?“, fragte James, dem dieser Blick des jungen Black nicht entgangen war.

„So ganz zufällig und unauffällig versteht sich.“, antwortete Peter grinsend.

„Am besten über das ganze Jahr verteilt immer wieder.“, fügte Sirius hinzu. Er wollte seinem Bruder dessen Verhalten im letzten Jahr heimzahlen und ihm gleichzeitig zeigen, dass es ihm völlig egal war was er von ihm dachte. Remus tat so, als würde er das Gespräch nicht hören. Ihm war allerdings bewusst, dass er da mit hineinrutschen würde, ob er wollte oder nicht.
 

Die Vier Jungs verzogen sich nach Ende des Festessens recht bald in ihren Schlafsaal. Sie naschten noch eine Packung von Bertie Botts Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen und alberten herum. Ziemlich spät gingen sie dann endlich schlafen.
 

Zwei Strafarbeiten und einmal Nachsitzen waren das Resultat von James und Sirius in den ersten beiden Unterrichtswochen. Sie machten ihrem Ruf alle Ehre. Remus hatte keinerlei Verständnis dafür, Peter fand seine Freunde einfach nur toll. James versuchte jede freie Minute dafür zu nutzen um zu trainieren. Damit ging er jedoch auch schon fast Sirius auf die Nerven, da es nichts anderes mehr zu geben schien, als Quidditch. Der Schwarzhaarige beschwerte sich aber nicht, da es seinem besten Freund zu wichtig war in die Mannschaft aufgenommen zu werden.

Das Auswahltraining sollte am dritten Samstag im September stattfinden und das brachte Remus in eine Zwickmühle. An diesem Tag war nämlich Vollmond. Wie sollte er seinen Freunden erklären, dass er an so einem wichtigen Tag nicht bei ihnen sein konnte? Diesmal würden sie Fragen stellen und höchstwahrscheinlich wäre vielleicht sogar ihre Freundschaft gefährdet. Er versuchte so zwanghaft eine Lösung für das Problem zu finden, dass er seine Umgebung teilweise komplett ausblendete.

„Hallo, Erde an Remus!“ Sirius boxte seinen Freund in die Seite. Völlig verdutzt wurde Remus aus seinen Gedanken gerissen.

„Was ist los?“ Er rieb sich die Rippen, da Sirius Hieb nicht gerade sanft war.

Seine drei Freunde sahen einander an. „Wir dachten gerade wirklich für einen Moment, du wärst versteinert.“, erklärte Peter. „Du hast absolut auf nichts reagiert!“

Remus war das sichtlich unangenehm. „Tut mir leid…“

„Was beschäftigt dich denn in letzter Zeit so?“, hakte James nach. „Du bist schon seit Tagen so komisch.“

„Es ist nichts, wirklich!“, winkte Remus ab. Zum Glück fragten die drei nicht weiter nach und ließen es für dieses Mal gut sein. Remus war sich aber sicher, dass er sie nicht mehr lange würde abwimmeln können. Schweren Herzens entschied er sich einfach gar nichts zu sagen und am Freitagabend einfach so zu verschwinden. Nach dem Abendessen in der Großen Halle machte er sich klangheimlich auf den Weg zum Krankenflügel, wo Madam Pomfrey bereits auf ihn wartete um ihn zu seinem Versteck zu begleiten.
 

„Er war die ganze Nacht nicht hier!“, stellte James fest als er am nächsten Morgen Remus‘ unbenutztes Bett sah.

„Remus wird schon wieder auftauchen, wie immer.“, murmelte Sirius und gähnte, anschließend mummelte er sich wieder in seine Bettdecke. Es war einfach noch zu früh um aufzustehen und außerdem war Samstag.

James sah das ganz anders, er war bereits fertig angezogen. Heute war sein großer Tag und er wollte vor dem Training nochmal ein paar Runden auf dem Feld drehen. Das Remus nicht hier war ärgerte ihn. Wie konnte er ihn ausgerechnet heute im Stich lassen? Sein Blick fiel auf die Kommode in der Ecke, genauer gesagt auf die dort stehende Gießkanne neben den beiden magischen Pflanzen von Peter. Eine davon sah einem Kaktus sehr ähnlich. Die zweite wirkte wie eine harmlose Grünpflanze, hatte aber ein seltsames Eigenleben. Mit ihren langen Blättern, Sirius fand es waren eher Tentakel, wusste das Pflänzchen sich zu verteidigen, wenn ihm jemand zu nahe kam. Die Blätter konnten auch ihre Farbe wechseln, je nach Stimmung der Pflanze. Laut Professor Sprout war sie eine harmlose und sogar nützliche Zimmerpflanze, da sie für ein gutes Raumklima sorgte und Fliegen, Mücken und Spinnen vertilgte.

Leise murmelte James einen Zauberspruch, ließ die Gießkanne schweben und dirigierte sie direkt zu Sirius hinüber, welcher nichts von dem nahenden Unheil ahnte. Kerzengerade saß dieser anschließend im Bett, nachdem James die Kanne über dem Gesicht seines besten Freundes ausgeleert hatte.

„Bist du komplett irre?“ Sirius starrte James entsetzt an, während Peter sich vor Lachen nicht einkriegte. James grinste Sirius nur an. „Da du ja jetzt auch schon gewaschen bist, kannst du dich ja anziehen und mit zum Qudditchfeld kommen.“

„Das wirst du noch bereuen, Potter!“, sagte Sirius gespielt böse. Er konnte James nie wirklich böse sein, dafür waren sie zu gute Freunde. Der Schwarzhaarige sprang aus dem Bett und verschwand im Badezimmer. Gemeinsam mit Peter gingen sie zu einem schnellen Frühstück in die Große Halle und anschließend hinunter zum Quidditchfeld. James drehte seine Runden auf dem Feld, während Sirius und Peter ihm zusahen, während sie die mitgenommenen Toasts verschlangen.

„Denkst du er schafft es?“, fragte Peter.

„James ist wirklich gut, aber Forrest hat echt harte Auswahlkriterien. Er wird es nicht leicht haben.“ Sirius mochte sich gar nicht ausmalen was passieren würde, wenn es James nicht ins Team schaffen würde. Es war nur ein Platz als Jäger frei und es wurden noch zwei neue Treiber gesucht. Zwar gab es immer noch die Möglichkeit auf die Ersatzbank gewählt zu werden, aber Sirius wusste, dass das James nicht genügen würde.

Eine gute halbe Stunde später traf das Team der Gryffindors, angeführt von ihrem Kapitän Forrest Gawklotte, einem Sechstklässler, ein. Neben James wollten noch gut fünfzehn weitere Gryffindors ihr Glück versuchen, jedoch war er der einzige Zweitklässler. James Potter reihte sich in die Gruppe ein und lauschte den Anweisungen von Forrest. „Als erstes kommen die Treiber dran. Ihr dürft euch in der Luft mit den Klatschern auseinandersetzen. Die beiden die sich am besten schlagen sind im Team. Danach sind die Anwärter des Jägers dran.“ Die fünf Anwärter für die beiden Treiber hoben ab. Es handelte sich um einen Drittklässler, zwei Viertklässler sowie zwei Fünftklässler. Forrest ließ vier Klatscher los und die fünf Bewerber versuchten sie geschickt mit den Schlägern abzuwehren und sich gegenseitig vom Besen zu hauen. Mittlerweile hatten sich noch mehr Schaulustige versammelt. Darunter waren auch einige Spieler der anderen Hausmannschaften. Sirius konnte eindeutig das gesamte Team der Slytherins ausmachen. Forrest und der Rest des bestehenden Teams beobachteten ihre Bewerber genauestens. Nachdem die erste Trainingseinheit vorbei war, beriet sich Forrest mit seinen Mannschaftskameraden und kurz darauf verkündete er die Sieger. Arthur Dawblank aus dem vierten Jahr und Marcus Grossstone aus dem fünften Jahr waren die neuen Treiber der Gryffindors. Somit war jetzt nur noch der Posten des Jägers offen. „In Ordnung!“, sagte Forrest zu den übrigen Bewerbern. „Jetzt trainieren wir als Mannschaft und immer einer von euch nimmt den Posten des dritten Jägers ein. Der beste wird auch hier genommen.“

James war auf einmal gar nicht mehr so wohl in seiner Haut. Er atmete einmal tief ein und aus und machte sich bereit. „Ich schaff das!“, sagte er leise zu sich selbst. Er sollte als Dritter ran und hatte zehn Minuten Zeit zu zeigen, was er konnte. Der Anfang lief ganz gut. Er wich geschickt einem Klatscher aus, passte den Quaffel zu den anderen Jägern und schoss sogar ein Tor. Doch in der zweiten Hälfte ging irgendwie alles schief. Zoe Wilson warf ihm den Quaffel zu, doch James ließ ihn fallen und sein nächster Pass zu Jeffrey Bluntfuther ging daneben. Mit jedem Fehler wurde er immer noch nervöser und eh er sich versah kollidierte er mit einem Klatscher. Den Sturz konnte er gerade noch so bremsen, knallte aber dennoch unsanft auf den Boden. James hoffte inständig, dass das ein Albtraum war und er jeden Moment aufwachen würde. Forrest landete neben ihm und half ihm hoch. „Alles okay, Potter?“, fragte er ihn besorgt.

James nickte nur, da er kein Wort herausbrachte. Er wusste, dass er jetzt raus war und das tat weh. Sirius und Peter kamen angerannt und begleiteten James an den Rand des Spielfelds.

„Hey, du warst wirklich gut, James!“ Peter versuchte seinen Freund aufzumuntern.

James war gleichzeitig unglaublich wütend und traurig zugleich. Sein Traum, Teil der Quidditchmannschaft zu sein, war wie eine Seifenblase zerplatzt.

„Mach dir nichts draus, James! Dann versuchst du es nächstes Jahr einfach nochmal!“, fügte Sirius hinzu. James sagte kein Wort und wartete das Ende des Trainings ab. Kate Woolcock, eine Viertklässlerin, wurde die neue Jägerin im Team. Erst nachdem das Auswahltraining offiziell beendet war, schulterte James seinen Besen und ging ohne ein Wort zu sagen zurück zum Schloss und verkroch sich für den Rest des Tages im Schlafsaal. Peter und Sirius hielten es für das Beste ihn in Ruhe zu lassen. Die beiden streiften durchs Schloss und grübelten darüber nach wie sie James aufmuntern konnten. Warum musste Remus auch ausgerechnet jetzt weg sein?

„Das ist einfach nicht fair!“, sagte Peter traurig. Er fühlte mit James und es war schrecklich seinen sonst so fröhlichen Freund so geknickt zu sehen.

„Kate war einfach besser, das musst du zugeben, Peter.“, entgegnete ihm Sirius. „Vielleicht hat er im nächsten Jahr mehr Glück.“

„Ernsthaft? Er will es nochmal versuchen?“, ertönte eine allzu bekannte Mädchenstimme hinter ihnen. Als sich Sirius umdrehte blickte er in die tiefblauen Augen von Rachel die sich köstlich zu amüsieren schien. Er konnte sie einfach nicht ausstehen.

„Es wurde auch höchste Zeit, dass er auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde, findest du nicht, Black?“, sagte die Schwarzhaarige schadenfroh. „Er verkriecht sich jetzt bestimmt und heult vor Enttäuschung, oder?“

Sirius musste sich zusammenreißen ihr nicht an die Gurgel zu springen. „Du findest das wohl mega lustig, was?“, fragte er sie wütend. Dass sie es so genoss James so leiden zu sehen machte ihn rasend.

„Ja ziemlich!“, antwortete sie grinsend. „Er hat es nicht anders verdient! Dir würde so eine Lektion auch nicht schaden, vielleicht begreift ihr beide dann endlich, dass ihr nicht die Könige von Hogwarts seid.“

„Über mich kannst du sagen was du willst, aber rede nicht so über James, wenn er sich nicht selbst verteidigen kann!“ Er zückte seinen Zauberstab. „Du bist nichts weiter als eine arrogante dumme Gans!“ Sirius funkelte sie wütend an. Peter schnappte nach Luft und versuchte Sirius davon abzuhalten etwas Dummes zu tun. „Nicht Sirius! Lass es!“

Rachel hatte ebenso blitzschnell reagiert und fast zeitgleich mit Sirius ihren Zauberstab gezückt. „Das nimmst du zurück!“ Ihre blauen Augen blitzten ihn zornig an. Hatte er sie gerade wirklich als dumme Gans bezeichnet?

Sirius grinste sie hämisch an. „Was denn? Gefällt dir das nicht, du dumme Gans? Ich dachte Veelas werden richtig hässlich, wenn sie wütend werden, aber anscheinend kannst du nicht noch hässlicher werden als du schon bist!“

Peter ging vorsorglich in Deckung und das keine Sekunde zu früh. Sirius und Rachel ließen ein regelrechtes rotes Blitzgewitter los. Beide waren so wütend aufeinander, dass ihnen gar nicht auffiel, dass sie eine naheliegende Tür zertrümmerten, einige Rüstungen zerstörten und sich um Haaresbreite beinahe gegenseitig verletzt hatten. Peter hatte sich mit einem Hechtsprung um die nächste Ecke gerettet. Eh sie sich versahen flogen ihnen jedoch ihre Zauberstäbe aus den Händen.

„Habt ihr beide den Verstand verloren?“ Lily stand mit Severus unweit der beiden und sie war es gewesen, welche Rachel und Sirius entwaffnet hatte. Erst jetzt bemerkten die beiden Schwarzhaarigen den Schaden, welchen sie angerichtet hatten.

„Deine tolle Freundin hat angefangen, Evans!“, keifte Sirius sie wütend an. „Und jetzt gib mir meinen Zauberstab zurück!“

„Ach ja? Wer hat mich denn eine dumme Gans genannt und mich als hässlich bezeichnet?“, fauchte Rachel ihn an. „Das warst ja wohl du!“

„Und du hast dich über James lustig gemacht, also hör auf mir die Schuld in die Schuhe zu schieben!“

„Hört jetzt auf damit!“, schrie Lily die beiden Streithähne an. Der Lärm ihres kleinen Duells hatte einige neugierige Mitschüler angelockt. Es war nur eine Frage der Zeit bis einer der Vertrauensschüler oder gar der Lehrer hier sein würden. „Ihr bringt das Chaos hier jetzt sofort in Ordnung, oder wollt ihr erwischt werden?“ Lily reichte den beiden, welche sich zornig ansahen, ihre Zauberstäbe.

Leicht widerwillig beseitigten sie das Chaos mit Hilfe von Lily. Severus hielt sich raus, ebenso wie Peter der wieder aus der Versenkung aufgetaucht war.

„Was sollte das denn?“, fragte Lily ihre Freundin.

„Ich hab mich nur etwas darüber lustig gemacht, dass Potter es nicht in die Mannschaft geschafft hat, da ist Black ausgetickt!“

Sirius starrte sie einen Moment fassungslos an. „Ich bin ausgetickt?“

Noch bevor die beiden erneut aufeinander losgehen konnten gingen ihre Freunde dazwischen.

„Ich glaube wir belassen es für heute dabei! Komm mit Rachel!“ Lily warf Sirius einen bösen Blick zu, bevor sie mit Rachel und Severus im Schlepptau verschwand. Peter zerrte Sirius ebenfalls weiter, aber in die entgegengesetzte Richtung. Einmal mehr an diesem Tag wünschte er sich Remus herbei.

„Was hast sie dir eigentlich getan, Sirius?“, wollte Peter wissen, während er neben seinem Freund herlief der immer noch zornig aussah.

„Ich kann sie einfach nicht leiden.“, erklärte der Schwarzhaarige. „Sie ist eine eingebildete dumme Gans und scheinbar hat sie nur auf James‘ Niederlage gewartet.“

„Musstest du sie deswegen so beleidigen?“ Peter konnte nicht nachvollziehen warum er und James Lily und Rachel nicht mochten. Die beiden Mädchen waren ziemlich beliebt.

„Ja, weil es die Wahrheit ist!“, entgegnete Sirius stur. Mittlerweile waren er und Peter kurz vor der Bibliothek und als wäre der Tag nicht schon schlimm genug, kam ihm jetzt ausgerechnet sein kleiner Bruder entgegen. Regulus hatte sich sehr gut eingelebt und er war der geborene Slytherin, der die Familienehre wiederherstellte, und Sirius mehr denn je als schwarzes Schaf abstempelte.

„Mal ohne Potter unterwegs?“, fragte er hämisch. „Traut er sich nicht mehr unter die Leute nach seiner blamablen Showeinlage?“

„Das geht dich mal sowas von überhaupt nichts an!“, zischte Sirius seinen kleinen Bruder an. Die Wut von eben war noch nicht abgeflaut.

„Oh, da hat aber jemand schlechte Laune! Ist es wegen deinem Versager-Freund oder ist es weil du nicht mehr der Liebling der Familie bist?“ Regulus grinste ihn an.

Sirius zückte blitzschnell seinen Zauberstab und richtete ihn auf seinen Bruder. „Pass bloß auf, was du sagst!“, knurrte er.

„Wieso? Es stimmt doch…“ Regulus hatte seinen Zauberstab ebenfalls gezückt. „Kein Grund, gleich Flüche auf mich loszulassen.“

„SAG DU MIR NICHT, WAS ICH TUN UND LASSEN SOLL.“, brüllte Sirius los und schwang den Zauberstab, bereit den Ganzkörperklammer-Fluch loszulassen, als eine wütende Stimme hinter ihnen ertönte.

„Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Was soll dieser Lärm?“, schimpfte die Bibliothekarin Madame Woodgood. „Natürlich, einer der beiden Unruhestifter schlechthin!“

Regulus nutzte die Gelegenheit und verschwand, bevor die Bibliothekarin ihn aufhalten konnte.

„Mein Bruder hat mich provoziert, da achte ich doch nicht darauf, wo ich gerade bin!“, knurrte Sirius immer noch leicht säuerlich.

„Vorsicht, Mr. Black… Sollte ich Sie noch einmal erwischen, wie sie vor der Bibliothek herumbrüllen oder Mitschüler bedrohen, setzt es Strafarbeiten!“, drohte sie.

„Ja, Madame Woodgood! Wird nicht wieder vorkommen!“, murmelte Sirius. Gemeinsam mit Peter, der in Deckung gegangen war, setzte er seinen Weg in die Bibliothek fort.
 

Der Zorn über seinen Bruder war auch immer noch nicht verraucht, als die beiden zurück in den Schlafsaal kehrten um James zum Abendessen zu bewegen.

„Jetzt reiß dich mal zusammen, James! Deswegen geht die Welt doch nicht unter!“, schimpfte Sirius, als sein bester Freund ihn abgewimmelt und sich unter der Bettdecke verkrochen hatte.

„Mein Tag war auch nicht viel besser als deiner!“

„Du hast dich wenigstens nicht bei der Auswahl der Quidditch-Spieler blamiert!“, kam es dumpf unter der Bettdecke hervor, da ging die Tür auf.

„Was ist denn hier los?“, fragte Remus verdutzt. James war gar nicht zu sehen, Sirius lief im Zimmer auf und ab und Peter hatte sich niedergeschlagen in die hinterste Ecke seines Bettes verkrochen.

„Ich kann dir sagen was hier los ist, mein lieber Remus!“ Sirius stürmte wütend auf ihn zu, sodass er einen kleinen Satz zurück machte. „Erst verschwindest du ohne ein Wort zu sagen, dann wird James nicht ins Quidditchteam aufgenommen und diese dumme Gans Rachel und mein lieber Bruder machen sich darüber lustig und ich hätte beinahe eine Strafarbeit abgekommen.“

„Okay, jetzt mal langsam...“ Remus schob den Schwarzhaarigen wieder ins Zimmer und ging auf James‘ Bett zu. „Forrest hat dich nicht ins Team aufgenommen?“

„Nein!“ Noch immer tauchte James nicht unter der Bettdecke auf.

„Und warum?“, wollte Remus wissen.

„Diese Frage müsstest du nicht stellen, wenn du da gewesen wärst!“ Wütend schleuderte sein Freund nun die Bettdecke weg und starrte ihn an.

„Ich… ich…“, fing Remus an zu stottern. Es war das erste Mal, dass er keine Ausrede für sein Verschwinden parat hatte. Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte.

„Ach, lass es einfach!“, fauchte James. „Ist auch schon egal! So hast du wenigstens nicht gesehen, wie sehr ich mich blamiert hab im Gegensatz zu allen anderen! Die ganze Schule lacht jetzt über mich, weil mich ein Klatscher erwischt hat!“

„Ich glaube nicht, dass sie über dich lachen.“, versuchte Remus ihn aufzumuntern, froh dass James jetzt wieder das Thema wechselte. „Dann versuchst du es nächstes Jahr eben nochmal!“

James winkte ab. Für ihn war das Thema erst mal erledigt.

„Wo bist du denn so plötzlich abgeblieben, Remus?“, meldete sich Peter zu Wort und lenkte damit die Aufmerksamkeit von James und Sirius wieder auf Remus.

Letzterer wurde etwas blass um die Nase und er bereute seine Entscheidung den dreien gar nichts zu sagen und einfach zu verschwinden.

„Ja, das würde ich jetzt aber auch gerne mal wissen!“, bohrte Sirius mit verschränkten Armen nach.

„Das… ich…“, stotterte Remus nun wieder los und stolperte ein paar Schritte rückwärts.

„Ja?“ Sirius sah ihn erwartungsvoll an.

„Ich… ich kann es euch nicht sagen…“, murmelte er gen Boden. „Ich habe meine Gründe und es ist besser, wenn ihr es nicht wisst.“

„Oho… ein Geheimnis?“ James wurde jetzt erst recht hellhörig und er tauschte einen Blick mit Sirius. „Dann stimmt das mit deiner Mutter also gar nicht?“

„Könnt ihr nicht einmal die Fragerei sein lassen? Es gibt etwas, das ich euch nicht erzählen möchte und fertig!“, ging Remus jetzt in die Offensive, ohne auf die Frage einzugehen.

„Na schön, wenn du meinst, du müsstest ein Geheimnis vor uns haben, bitte!“ Der Schwarzhaarige war jetzt sichtlich beleidigt.

„Darum geht es nicht.“, versuchte Remus ihn zu beschwichtigen. „Glaubt mir, es ist besser, wenn ihr es nicht wisst. Dumbledore hat viel für mich getan und das will ich nicht aufs Spiel setzen, okay?“

Sirius wollte gerade etwas erwidern, da kam James ihm zuvor.

„Okay, aber du solltest wissen, dass du es uns jederzeit sagen kannst.“ Er sah Remus mit seinen haselnussbraunen Augen an. „So schlimm kann es schließlich nicht sein, sonst wärst du nicht hier!“

„Akzeptiert einfach, dass ich ab und zu für ein paar Tage verschwinde, okay?“ Remus hatte gewusst, dass dieser Tag früher oder später kommen würde. Seine Freunde würden jetzt nicht locker lassen und durch sein Geheimnis würde er sie vielleicht verlieren. James, Sirius und Peter willigten ein, nicht weiter nachzufragen. Allerdings hatten sie untereinander im geheimen abgemacht der Sache weiter auf den Grund zu gehen. Was war nur los mit Remus?

In den darauffolgenden Wochen normalisierte sich alles wieder. James hatte sich damit abgefunden es nicht ins Team geschafft zu haben und niemand verlor mehr ein Wort darüber. Sirius versuchte seinem arroganten Bruder aus dem Weg zu gehen, ebenso wie ‚Miss Veela‘, auf die er immer noch ziemlich sauer war. James und Sirius ließen ihre schlechte Laune meist an Severus aus, der zu ihrem Lieblingsopfer wurde. Sie gaben ihm den Spitznamen ‚Schniefelus‘ und sie zogen ihn wo sie konnten damit auf, dass seine Haare fettig waren und er eine lange Hakennase hatte.

Im Oktober und November verschwand Remus jeweils für ein paar Tage und auch die beiden Male hatte er nichts dazu gesagt. Den Freunden war jedoch aufgefallen, dass Remus kurz vor seinem Verschwinden immer recht kränklich aussah. Sein Zustand besserte sich dann aber rasch wieder, bis es wieder von vorne anfing. Konnte diese Beobachtung etwas damit zu tun haben? War er vielleicht schwer krank?
 

Am Mittwoch kurz vor den Weihnachtsferien verabschiedete Remus sich von seinen drei Freunden vorzeitig. Es machte keinen Sinn für einen Tag Unterricht in Hogwarts zu bleiben, das hatte sogar Dumbledore zugegeben. James, Sirius und Peter nutzten die Gelegenheit und suchten mal wieder in der Bibliothek nach Hinweisen über Remus‘ Krankheit. Die letzten zwei Monate hatten sie erfolglos Bücher gewälzt. Zumal sie immer nur dann recherchieren, wenn Remus nicht in der Nähe war.

„Irgendwas müssen wir übersehen haben!“, seufzte James und klappte ein Buch über seltene magische Krankheiten zu. „Es passt einfach nichts auf sein Verhalten und sein Aussehen!“

„Du meinst, dass er immer so kränklich aussieht und leicht reizbar ist, kurz bevor er verschwindet?“, fragte Sirius. Er hatte sich lässig zurückgelehnt und wippte mit dem Stuhl auf den hinteren Beinen vor und zurück.

„Kommt es euch nicht auch so vor, als ob der Mond heute ungewöhnlich hell wäre?“ Peter saß im Fenstersims und sah in den Himmel. Er war der erste, der es aufgegeben hatte, nach Hinweisen zu suchen.

„Ja, und?“ James fand an der Aussage nichts Ungewöhnliches. „Was hat das mit Remus zu…?“ Er stoppte kurz und sah aus dem Fenster. „Vollmond?!“, rief er aus, kurz darauf gab es ein lautes Krachen gefolgt von einem „Autsch!“. Sirius war mitsamt Stuhl nach hinten gekippt und lag nun Rücklings auf dem Boden.

„Welcher Floh hat dich denn gekniffen?!“, schimpfte er, während er sich wieder aufrappelte.

Doch James hörte ihm nicht zu und blätterte bereits in einem Buch mit magischen Wesen. „Warum sind wir da nicht früher drauf gekommen?“, murmelte er vor sich hin, dann hatte er die richtige Seite gefunden. „Hier!“ Er zeigte sie seinen Freunden.

„WERWOLF?!“, kreischte Peter los, doch James brachte ihn schnell zum Schweigen.

„Psst, nicht so laut!“, mahnte er und Peter verfiel in ein ängstliches Wimmern.

„Wie kommst du jetzt darauf?“, wollte Sirius leise wissen. Er konnte nicht so recht glauben, dass Remus ein Werwolf sein sollte.

„Oh Mann, du stehst wohl heute auf der Leitung, was?“, seufzte James. „Das war das Puzzlestück, was uns gefehlt hat! Es ist Vollmond! Warum ist uns das nicht früher aufgefallen?“

Sirius überflog noch einmal die Einleitungssätze zum Thema Werwolf. „Du hast Recht! Das passt alles eins zu eins!“, meinte er. „Kein Wunder, dass er uns nichts davon sagen wollte.“ Er ließ sich wieder in seinen Stuhl fallen.

„Ha-ha-habt ihr denn gar keine Angst?“, wimmerte Peter. Der Gedanke, dass sie schon seit über einem Jahr in einem Schlafsaal mit einem Werwolf schliefen, ließ ihn förmlich zittern.

„Naja, mir ist auch nicht so wohl bei dem Gedanken…“, gab James zu. „Aber hat Remus nicht etwas davon gesagt, dass Dumbledore viel für ihn getan hätte?“

„Stimmt! Vielleicht hat er dafür gesorgt, dass Remus an einen sicheren Ort kommt, wenn er sich verwandelt…“, meinte Sirius. „Ich finde, wir sollten ihn fragen!“

„Bist du irre?“, keuchte Peter erschrocken.

„Jetzt halt mal die Luft an, Peter! Er wird uns schon nicht fressen!“ Sirius verdrehte die Augen.

„Ja, aber wir können ihn auch nicht zu ihm hingehen, so nach dem Motto ‚Hey Remus, wo versteckt Dumbledore dich, wenn du dich in ein riesiges Monster verwandelst?“, überlegte James.

„Hmmm…“, überlegte Sirius. Für ihn und James stand außer Frage, dass sie mit Remus befreundet bleiben wollten, wohingegen Peter noch ein ziemliches Problem damit hatte.

Noch nach dem Abendessen grübelten sie darüber, wie sie Remus darauf ansprechen sollten, dass sie sein Geheimnis herausgefunden hatten.
 

Doch erst einmal ging es für die drei in die Weihnachtsferien, was Sirius überhaupt nicht gefiel. Er wäre am liebsten die Ferien über in Hogwarts geblieben. Die Aussicht auf den Unterricht seines Vaters und den Rest der Familie an Weihnachten ließen seine Laune in den Keller fallen. Er wusste, dass sein Bruder wie ein kleiner Prinz behandelt werden würde, da er die Familie nicht enttäuscht hatte. Auf der Rückfahrt mit dem Hogwarts-Express war Sirius nicht sonderlich gesprächig.

Am Bahnhof angekommen, klopfte James ihm auf die Schulter. „Wird schon nicht so schlimm werden!“, meinte er aufmunternd zu Sirius während dieser bereits seine Eltern entdeckt hatte, die Regulus freudig empfingen.

„Wir sehen uns….“ entgegnete ihm Sirius missmutig, der dann zu seiner Familie ging. Die Blacks begrüßten ihren Erstgeborenen weit weniger herzlich als sie es bei Regulus taten. James wurde kurz darauf von seinen Eltern abgeholt und er freute sich schon auf das Weihnachtsfest.

Für Sirius waren die Weihnachtsferien fast nicht zu ertragen. Seine Eltern waren furchtbar stolz auf seinen Bruder, da er ja der Tradition gemäß nach Slytherin gekommen war. Auch der Rest der Familie Black ließ Sirius spüren, dass er das schwarze Schaf war. Trotzdem bestand Orion Black weiterhin darauf Sirius in den Ferien zu unterrichten.
 

Sie hatten sich noch während der Ferien darauf geeinigt auf den nächsten Vollmond am 18. Januar zu warten, bevor sie Remus darauf ansprachen. Erwartungsgemäß sah er sehr krank aus als er zwei Tage später in den Gemeinschaftsraum zurückkam. Die ganze Zeit über hatten seine Freunde sich nichts anmerken lassen. Am Abend, als sie gerade schlafen gehen wollten, sprach James Remus direkt an.

„Die letzte Verwandlung hat dich wohl ziemlich mitgenommen, oder?“

Remus erstarrte in seiner Bewegung. Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren. Zunächst hoffte er, dass er sich eben verhört hatte. Wortlos starrte er James an, während Sirius und Peter seine Reaktion abwarteten. Ihr Verhalten ließ keinen Zweifel mehr zu – die drei wussten es.

Davor hatte er sich immer gefürchtet und obwohl er oft daran gedacht hatte wie es sein würde wenn sie dahinter kämen, wusste er doch jetzt überhaupt nicht wie er reagieren sollte. Am liebsten wäre er jetzt davongelaufen.

„Dachtest du wir würden nie dahinter kommen? Du verschwindest einmal im Monat und das zufällig bei Vollmond?“, fragte Sirius.

„Ich....nein....ihr dürft das nicht wissen! Niemand darf das wissen!“ Remus war immer noch ganz weiß im Gesicht. Nur die Lehrer wussten davon und außer denen sollte es keiner wissen. Natürlich war ihm schon oft der Gedanke gekommen, dass die drei früher oder später herausfinden würden was wirklich hinter seinem Verschwinden steckte, allerdings hatte er gehofft, dass es noch ein paar Jahre dauern würde.

„Denkst du, dass wir nichts mehr mit dir zu tun haben wollen oder dich gar verraten?“ James versuchte sich in ihn hineinzuversetzen.

Remus sah etwas beschämt zu Boden. „Naja, wer will schon mit einem Monster wie mir befreundet sein?“

„Uns macht das nichts aus! Wir sind deine Freunde, Remus!“, antwortete James, während Peter fast ebenso weiß war wie Remus.

„Du kannst uns vertrauen! Wir verraten dich nicht und wir lassen dich jetzt auch nicht hängen.“ ergänzte Sirius noch.

James nickte zustimmend. „Wir werden dir helfen dein Geheimnis zu bewahren! Dann musst du diese Last nicht mehr allein tragen.“

Remus wusste zunächst nicht was er darauf antworten sollte. Hatte er doch das große Glück die besten Freunde der Welt gefunden zu haben? James, Sirius und Peter waren allein hinter sein Geheimnis gekommen, sie hatten keine Angst vor ihm, sie wollten weiterhin mit ihm befreundet sein und sie wollten ihm sogar helfen. „Seid ihr euch auch ganz sicher?“

Die drei sahen sich kurz an und nickten einstimmig.

Remus konnte die Freudentränen gerade so unterdrücken und atmete erleichtert aus.

„Jetzt wollen wir aber auch die ganze Geschichte hören!“ sagte James erwartungsvoll.

Remus seufzte erleichtert und willigte ein ihnen alles zu erzählen. Er erzählte wie es überhaupt dazu gekommen war, dass er ein Werwolf war und dass das der Grund für das abgeschiedene Leben der Lupins war. James, Sirius und Peter lauschten gespannt. Remus berichtete wie Dumbledore höchstpersönlich bei ihnen aufgetaucht war um ihn nach Hogwarts zu holen und auch was für Sicherheitsmaßnahmen er getroffen hatte. Als er zu dem Teil seiner monatlichen Verwandlungen kam und der Heulenden Hütte sahen James und Sirius ihn begeistert und Peter ihn ängstlich an.

„Also bist du das Schreckgespenst in der Heulenden Hütte!“, sagte James lachend. Darüber hatten sie bereits einige Gerüchte von älteren Mitschülern gehört. Remus fand das gar nicht so lustig. Immerhin hatte er panische Angst, dass er jemanden verletzen könnte. Zwar waren die Sicherheitsmaßnahmen sehr hoch, dennoch bestand die Gefahr, dass es jemandem gelingen könnte in die Heulende Hütte zu gelangen. Wohlmöglich noch genau dann, wenn er dort war. Remus erzählte schlussendlich auch davon wie es ihm in den Vollmondnächten erging und wie schrecklich einsam er sich in der Hütte fühlte.

Fast die halbe Nacht unterhielten sie sich. Remus fühlte sich unglaublich erleichtert, dass er seine drei besten Freunde nicht mehr anlügen musste.

In den darauffolgenden Monaten halfen sie Remus so gut sie konnten. Wenn er in der Heulenden Hütte war schrieben sie einen Teil seiner Hausaufgaben, fertigten Kopien ihrer Notizen aus dem Unterricht für ihn an, damit er den Anschluss nicht verlor.

James und Sirius nutzten jede Gelegenheit um Severus bloßzustellen. Lily entwickelte deswegen einen richtigen Hass gegenüber James und Sirius und gemeinsam mit Rachel versuchte sie ihnen so gut es eben ging aus dem Weg zu gehen.
 

Kurz vor Ende des Schuljahres, Sirius und James mussten wieder einmal bei McGonagall nachsitzen, kam ihnen eine Idee. Die zwei mussten einen Strafaufsatz schreiben, unter den wachsamen Augen ihrer Lehrerin in Gestalt einer Katze. Minerva McGonagall war ein Animagus und konnte sich in eine getigerte Katze verwandeln. Die Wochen zuvor hatten sie schon überlegt was sie tun konnten, damit Remus sich in der Heulenden Hütte nicht so einsam fühlte.

„Professor McGonagall? Ich würde Sie gerne etwas fragen.“ fragte James, nachdem er einen Blick mit Sirius gewechselt hatte. Die Katze sprang vom Tisch und verwandelte sich sekundenschnell in ihre Lehrerin zurück. „Was gibt es, Mr Potter?“ fragte sie ihn.

„Wie sind Sie ein Animagus geworden?“

Professor McGonagall sah ihn überrascht an. „Der Animagi-Zauber zählt zu den höchsten Stufen der Verwandlungsmagie. Es braucht Geschick, Übung und viel Geduld um ein Animagi zu werden.“ erklärte sie. „Ein Animagus kann nur die Form von einem bestimmten Tier annehmen. Diese Tierform wird nicht vom Zauberer gewählt, sondern durch ihre Persönlichkeit und Charaktereigenschaften bestimmt. Es kann auch sein, dass der gestaltliche Patronus enthüllt, was eine Hexe oder ein Zauberer wäre, wenn sie sich in einen Animagus verwandeln.“ James und Sirius lauschten gespannt, während sie weiter erzählte. „Jeder Animagus muss sich beim Zaubereiministerium registrieren lassen, im Büro gegen den Missbrauch der Magie. Diese Registrierung beinhaltet die Offenbarung der eigenen Tiergestalt und die eigenen Unterscheidungsmarkierungen. Das Register ist für jedermann zugänglich. Der Hauptgrund für die Registrierung ist, sicherzustellen, dass die Animagi ihre Fähigkeiten nicht missbrauchen, so dass das Ministerium in der Lage ist, den Überblick zu behalten. Warum wollen Sie beide das so genau wissen?“ sie sah ihre Schüler prüfend an.

„Nur aus reiner Neugier, Professor!“ sagte Sirius, und tat so als wäre es eine beiläufige Information die sie da erhalten hatten.

„Am Ende Ihres dritten Schuljahres wird dieses Thema genauer durchgesprochen. Kommen Sie aber nur nicht auf dumme Ideen! Dieser Zauber ist sehr gefährlich, wenn er schief geht!“ Professor McGonagall schien zu ahnen, dass die beiden sie nicht nur aus reiner Neugier ausgefragt hatten. Sie warf beiden einen strengen Blick zu und entließ sie dann.

„Das wäre doch die Lösung, oder?“ fragte James Sirius leise, während sie auf dem Weg zurück in den Gemeinschaftsraum waren.

„Schon, aber du hast doch gehört was sie gesagt hat. Es ist sehr schwer und langwierig. Wer weiß ob wir das überhaupt schaffen bevor wir unseren Schulabschluss machen. Wir wollen Remus jetzt helfen.“ entgegnete Sirius.

„Ein Werwolf ist nur für Menschen gefährlich, aber nicht für Tiere. Wenn Peter, Du und ich das schaffen, dann können wir Remus in der Heulenden Hütte Gesellschaft leisten. Wir müssen es versuchen!“ Sirius konnte die Entschlossenheit in James‘ Augen sehen.

„Am besten wir sagen Remus erst mal nichts davon und sammeln noch mehr Informationen darüber.“ Sirius fand die Idee auch sehr gut und er war sich sicher, dass es ihnen gelingen würde.

James und Sirius erzählten nur Peter von ihrem Plan, als Remus mal wieder in der Heulenden Hütte saß.
 

Das restliche Schuljahr über, hatten die heimlichen Nachforschungen über den Animagi-Zauber oberste Priorität. Meist konnten sie nur daran arbeiten, wenn Remus nicht da war. Hinzu kam noch, dass Sirius und James weiterhin Streiche spielten, natürlich mit Vorliebe ihrem Lieblingsopfer - Severus.

Jahr 3 - Die zweite Chance

Das dritte Schuljahr brachte einige Neuerungen für die Drittklässler mit sich. Ende des letzten Schuljahres konnten die Schüler ihre Wahlfächer wählen, in denen sie ab diesem Jahr zusätzlich Unterricht bekamen. James und Sirius hatten sich für Pflege magischer Geschöpfe und Muggelkunde entschieden. Sirius hatte Muggelkunde nur gewählt, weil er seine Eltern damit ärgern wollte.
 

Remus zog Alte Runen und Arithmantik vor, während Peter sich nur für Pflege magischer Geschöpfe entschieden hatte.

Die zweite Neuerung war die Erlaubnis nach Hogsmeade zu gehen. Hogsmeade war das einzige Dorf in Großbritannien in dem ausschließlich Hexen und Zauberer lebten. Bisher kannten die Rumtreiber nur den Bahnhof des Dorfes, da dort der Hogwarts-Express ankam. Mit der schriftlichen Erlaubnis der Eltern durften die Schüler ab dem dritten Jahr viermal im Jahr an einem Samstag dorthin.
 

Die Jungs freuten sich schon sehr darauf. Alle Vier hatten die Erlaubnis ihrer Eltern bekommen das Dorf zu besuchen, von dem die älteren Schüler schon einiges erzählt hatten. Sie freuten sich auf den Scherzartikelladen und den Honigtopf, in dem es allerlei Süßigkeiten zu kaufen gab. Zu Remus‘ Missfallen konnten sie es auch kaum erwarten die Heulende Hütte zu sehen, wenn auch leider nur von außen. Bis jetzt war es James, Sirius und Peter gelungen ihren Plan Animagi zu werden vor Remus geheim zu halten. Allerdings war es nur eine Frage der Zeit bis er dahinterkommen würde. Sollten sie es tatsächlich schaffen Animagi zu werden, dann würden sie ihrem Freund irgendwann in dieser Hütte Gesellschaft leisten. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg.
 

Nach der Einsortierung der neuen Schüler wurde ihnen ihr neuer Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Professor Eric Horton, vorgestellt. Der alte Hausmeister Mr Pringle wollte sich zu Beginn der Weihnachtsferien zur Ruhe setzen. Zuvor würde er aber noch seinen Nachfolger, Argus Filch, einarbeiten, was für die Rumtreiber bedeutete, dass sie noch vorsichtiger sein mussten nicht erwischt zu werden.
 

Nachdem sie sich alle beim Festessen die Bäuche vollgeschlagen hatten, machten sie sich auf den Weg in ihre Häuser. Die Freunde waren auf dem Weg in ihren Schlafsaal, als James‘ Blick auf den Aushang am schwarzen Brett im Gemeinschaftsraum fiel. Es war der Aufruf für die Auswahlspiele der Quidditch-Hausmannschaft. Seufzend wandte er sich ab und lief die Wendeltreppe hinauf. Seine drei Freunde sahen einander an. James hatte seine Niederlage beim letztjährigen Auswahltraining für die Quidditchmannschaft immer noch nicht verwunden.

„Warum versuchst du es nicht noch einmal?“, fragte Peter James, während dieser eine Packung Berti Botts Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen aus seinem Koffer fischte.

„Sollte ich?“ James tat so, als würde ihn Quidditch überhaupt nicht interessieren.

„Ja, weil du Quidditch liebst und wahnsinnig gern spielen willst!“, antwortete ihm sein bester Freund mit den grauen Augen.

„Und wenn ich wieder zu schlecht bin?“

„Du bist letztes Jahr nur um Haaresbreite nicht ins Team gekommen, diesmal schaffst du es!“, versuchte Remus James Zweifel auszuräumen.

„Ich denk drüber nach.“, sagte James und gab seinen Freunden zu verstehen, dass er nicht weiter darüber sprechen wollte. Die drei beließen es dabei. Entweder er trug sich in die Liste ein, oder nicht. Es war allein James‘ Entscheidung.

Peter berichtete anschließend, dass er mit seinen Eltern eine Reise nach Island unternommen hatte.

„Ihr könnt euch nicht vorstellen was da alles für Wesen leben!“ erzählte er begeistert. „Viele verschiedene Feenarten und kleine Trolle, die es nur dort gibt!“
 

Remus hingegen war unendlich froh wieder mit seinen Freunden vereint zu sein. Sie hatten ihm in den Ferien gefehlt und das war ihm auch anzusehen. Hogwarts war mehr und mehr ein zweites Zuhause für ihn geworden und er fühlte sich mittlerweile auch sehr sicher hier.
 

Da in diesem Jahr ihr Schuljahresbeginn auf einen Samstag fiel, hatten sie am nächsten Tag noch frei. Beim Frühstück verteilte Professor McGonagall die Stundenpläne.

„Montagfrüh eine Doppelstunde Geschichte der Zauberei?“ fragte Sirius entsetzt, als er seinen Stundenplan begutachtete. „Das überlebe ich nicht!“

„Sollten Sie aber Mr Black!“ sagte seine Hauslehrerin. „Danach haben Sie Verwandlung und im Anschluss Zaubertränke! Professor Slughorn und Ich sähen es gerne, wenn Sie da anwesend wären!“

„Genügt körperlich anwesend?“ fragte er seine Lehrerin hoffnungsvoll. James grinste.

Sie strafte Sirius mit einem strengen Blick.

„Das ist der schlimmste Montag den man sich vorstellen kann!“ Sirius hasste seinen Stundenplan jetzt schon.

„Ist es dir wenigstens ein Trost, dass wir mit dir leiden?“ fragte Remus nachdem er seinen Stundenplan in seiner Tasche verstaut hatte.

„Vielleicht“ antwortete Sirius zähneknirschend. „Wer denkt sich sowas aus? Eine Doppelstunde Geschichte der Zauberei bei Binns am Montagmorgen?“ Er konnte es immer noch nicht ganz fassen.

„Hat doch auch was Positives“, entgegnete James grinsend. „Wir können montags länger schlafen, da es eh nicht auffällt, wenn wir ihm nicht zuhören.“

Während Sirius von James‘ Argument mehr als begeistert war, strafte Remus seine beiden Freunde mit einem leicht bösen Blick.
 

Den Sonntag nutzten einige strebsame Schüler bereits zum Lernen. Besonders die Fünft- und Siebtklässler die dieses Jahr ihre ZAGs und den UTZ schreiben würden. Die meisten Erstklässler erkundeten aufgeregt das Schloss, wobei Peeves es ganz besonders witzig fand sie mit Wasser zu übergießen oder sie absichtlich in Trickstufen zu schubsen. Das schlechte Wetter vom Vortag war weitergezogen, sodass sich gegen Mittag die Sonne zeigte und es wieder recht warm wurde. Die Freunde entschieden sich daher am Nachmittag zum See hinunter zu gehen. Sie waren schon fast dort als James jemanden entdeckte.
 

„Sieh mal einer an, wen haben wir denn da?“ sagte James grinsend. Sirius wusste sofort wen James meinte. Severus saß in Ufernähe unter einem Baum und war in ein Buch vertieft.

„Muss das jetzt wirklich sein?“ fragte Remus leicht entnervt, da er bereits ahnte was James und Sirius gleichtun würden. Allerdings war ihm auch bewusst, dass er die zwei nicht davon abhalten können würde. „Das Schuljahr hat noch nicht mal angefangen und ihr seid drauf und dran euch den ersten Ärger einzufangen.“

„Wir haben ihn immerhin im Zug in Ruhe gelassen, wird also höchste Zeit ihm ‚Hallo‘ zu sagen!“ entgegnete Sirius grinsend. Remus seufzte und gab sich geschlagen. „Tut was ihr nicht lassen könnt!“

Gesagt – getan.
 

James und Sirius gingen zielstrebig auf Severus zu, Peter und Remus im Schlepptau.

„Hallo Schniefelus!“ sagte James grinsend zu Severus. „Das Buch hat bestimmt schon lauter Fettflecken, so tief wie du deine Nase da reinsteckst!“

Der Angesprochene sprang regelrecht auf, den Zauberstab gezückt. Die Begegnungen mit Black und Potter waren in den letzten zwei Jahren nie gut ausgegangen.

Sirius reagierte jedoch etwas schneller als Snape und entwaffnete ihn. Den Zauberstab fing er geschickt auf. „Warum denn gleich so angriffslustig? Noch haben wir dir doch gar nichts getan!“

„Gib mir sofort meinen Zauberstab zurück, Black!“ fauchte Severus Sirius an.

„Hol ihn dir doch, oder traust du dich nicht?“ Sirius provozierte ihn zu gern.
 

Severus machte einen Schritt auf Sirius zu, wurde dann aber von den Füßen gerissen. James hatte nur darauf gewartet und wandte den Beinklammerfluch an. Snape konnte sich nicht mehr von der Stelle rühren und ruderte mit den Armen. Während sich James, Sirius und Peter prächtig darüber amüsierten, versuchte Remus so zu tun, als ob er das alles gar nicht mitbekam. Mittlerweile waren einige andere Schüler auf die Auseinandersetzung aufmerksam geworden.

„Hört sofort auf damit!“ forderte eine nur allzu bekannte Stimme hinter den Jungs. Lily und Rachel hatten den Angriff auf Severus mitbekommen, da sie nicht weit entfernt mit ein paar Freundinnen am Ufer gesessen hatten.

„Misch dich nicht dauernd ein, Evans!“ James war schon richtig genervt, weil sie ihm ständig dazwischenfunkte. Warum war sie überhaupt mit diesem schleimigen Slytherin befreundet?

„Dann lasst ihn in Ruhe!“ Lilys grüne Augen funkelten ihn wütend an.

„Und wenn wir’s nicht tun?“ fragte James sie jetzt angriffslustig. „Was wirst du dann tun, Evans? Willst du uns verpetzen?“
 

Lily zückte ihren Zauberstab und richtete ihn auf James. Es machte sie wütend als Petze bezeichnet zu werden.

„Lily, lass es!“, forderte Rachel ihre Freundin auf. Sirius lachte leise darüber.

„Letztes Jahr hast du es noch ohne zu zögern darauf angelegt dich zu duellieren. Was ist los mit dir Miss Veela? Angst, weil du einsehen musst, dass wir einfach besser sind?“

Rachel funkelte den Schwarzhaarigen wütend an. Sie musste sich schwer beherrschen nicht auf ihn loszugehen.

„Ihr Zwei seid es nicht wert, dass wir uns mit euch duellieren!“, gab sie als Antwort zurück.

Lily und James fochten noch immer ein stummes Duell, keiner wollte nachgeben und den Zauberstab senken.

„Lily!“, sagte Rachel nochmals mit etwas Nachdruck. Die Angesprochene richtete ihren Zauberstab dann auf Severus und befreite ihn vom Beinklammerfluch.

Sirius warf ihm seinen Zauberstab vor die Füße und der Slytherin zog ab, ebenso Lily, welche von Rachel weggezogen wurde.

„Feiges Pack!“, sagte James kopfschüttelnd. Zusammen mit Remus, Peter und Sirius suchten sie sich ein Fleckchen am Ufer des Schwarzen Sees.
 

Die ersten Unterrichtswochen verliefen ohne große Zwischenfälle. Die Rumtreiber hielten sich noch etwas zurück, piesackten ihr Lieblingsopfer wo es nur ging. Meist hatten sie Glück und Lily bekam es nicht mit. Wenn sie sich das nächste Mal einmischen würde, konnte sie etwas erleben!

James hatte sich zur großen Überraschung seiner Freunde doch noch in die Liste für das Auswahltraining der Quidditchmannschaft eingetragen. Das Auswahltraining fand Ende September statt. Im Gegensatz zum Vorjahr sprach James kaum darüber. Anscheinend wollte er es jetzt einfach drauf ankommen lassen. Da der nächste Vollmond erst in zwei Wochen bevorstand, saß diesmal auch Remus auf der Tribüne. Die Mannschaft an sich würde seine Stammspieler behalten, aber die Ersatzbank benötigte dringend neue Talente. Auch in Hinblick auf die Tatsache, dass sich zwei Spieler in ihrem letzten Schuljahr befanden und noch nicht absehbar war, ob sie alle Spiele aufgrund der Prüfungsvorbereitungen spielen konnten.
 

Und tatsächlich! James hatte den Sommer über wohl weiter trainiert. Forrest nahm ihn ohne zu zögern in die Mannschaft auf. Ab sofort war James der erste Ersatzspieler für die Jäger. Es war das mindeste was James erwartet hatte, doch so richtig konnte er sich auch nicht darüber freuen. Gut, er war jetzt zumindest Ersatzspieler und vielleicht würde er es als nächsten Schritt zum Stammspieler schaffen. Zoe war wie Forrest im letzten Jahr, was bedeutete, dass nächstes Jahr ein Platz als Jäger frei wurde. James musste jetzt trainieren um noch besser zu werden um diese freie Stelle zu ergattern.

Im Quidditch gab es eine weitere Überraschung, die Sirius gar nicht gefiel. Sein Bruder war der neue Sucher der Slytherins und das machte ihn noch arroganter als er eh schon war. Er hoffte, dass er beim ersten Spiel gegen Gryffindor vom Besen gefegt wurde.
 

Ende Oktober war das langersehnte erste Hogsmeadewochenende gekommen. Die Schüler reihten sich am Schlossportal ein und nachdem kontrolliert wurde, dass auch alle die Erlaubnis der Eltern abgegeben hatten, durften sie ins Dorf hinunterlaufen.

Das erste Ziel der Rumtreiber war die Heulende Hütte. Während es James und Sirius fast nicht erwarten konnten die Hütte zu sehen, trottete Remus, mit Peter im Schlepptau, ziemlich langsam hinterher. Er hasste die Hütte und er war so gar nicht begeistert sie zu sehen. Peter wusste zwar, dass hinter dem Schreckgespenst der Heulenden Hütte sein Freund verbarg, aber er hatte trotzdem Angst.

„Jetzt kommt schon! Sonst ist es dunkel bis wir ankommen!“ rief Sirius ungeduldig.

„Die Hütte ist nichts Besonderes, das hab ich euch doch schon hundertmal erzählt.“ entgegnete Remus, während er gar keine Anstalten machte sich zu beeilen.
 

„Du kennst sie ja auch besser als jeder andere!“ sagte James genauso ungeduldig wie Sirius.

„Warum gehen wir nicht lieber zu Zonko’s oder in den Honigtopf?“ fragte Peter ängstlich wimmernd.

„Da gehen wir schon noch hin, jetzt mach dir nicht in die Hose, Peter!“ antwortete James.

„Wir können doch eh nicht in die Hütte rein und von außen ist sie langweilig. Nur eine alte, halb zerfallene Hütte!“ Remus hoffte immer noch, dass sie vielleicht die Lust daran verloren.

„Wir wollen doch nur mal einen Blick darauf werfen. Danach gehen wir wieder zurück, versprochen!“ sagte Sirius scheinheilig.
 

Remus gab sich geschlagen. „Also gut, aber dann schnell!“ Es war erst acht Tage her, dass er zuletzt in der Hütte gewesen war und je näher sie ihr kamen umso unwohler fühlte er sich.

Kurz darauf standen sie vor der Hütte, die von einem Zaun umringt war. Die Fenster und Türen waren zugenagelt. James und Sirius betrachteten die Hütte neugierig und malten sich aus wie sie von innen aussah, während Remus zusehends unruhiger wurde. Sie waren nicht allein, gut eine Hand voll anderer Schüler bestaunten die Hütte und erzählten sich die wildesten Geschichten über sie.

„Können wir jetzt bitte endlich gehen?“ fragte Remus nervös. Peter stand wimmernd neben ihm. Ihre Freunde schienen sie aber gar nicht zu hören.

„Das ist so cool!“ sagte James begeistert.

„Die Hütte ist bestimmt noch von einigen Zaubern umgeben! Dumbledore hat sich garantiert einiges einfallen lassen!“ ergänzte Sirius. Noch bevor die zwei noch weiter darüber philosophieren konnten, ging Remus dazwischen.

„Falls ihr es nicht bemerkt habt, wir sind nicht allein hier!“ sagte er leicht wütend. „Ihr könnt ja gleich alles laut ausplaudern, damit es auch ja jeder weiß!“ fauchte er seine beiden Freunde an.

Erst jetzt schienen James und Sirius die anderen Schüler zu bemerken.

„Tut uns leid!“ sagte James reumütig.
 

„Wir wollen natürlich nicht, dass du auffliegst, ehrlich!“ fügte Sirius hinzu.

Remus war sichtlich erleichtert. Keiner der umstehenden schien etwas von ihrem Gespräch mitbekommen zu haben.

Sie einigten sich darauf zurück ins Dorf zu gehen und erst mal nicht weiter über die Hütte zu sprechen. Zunächst steuerten sie den Honigtopf an. Dort gab es die leckersten Süßigkeiten und sie kamen mit vollgepackten Tüten und einige Galeonen ärmer wieder heraus. Bei Zonko’s Scherzartikelladen wiederholte sich das Ganze nochmals. Als es dämmerte machten sie sich mit einigen anderen Schülern auf den Weg zurück zum Schloss.
 

Anfang November fand das erste Quidditchspiel der Saison statt. Gryffindor gegen Slytherin.

Drei Tage vor dem Spiel verletzte sich Zoe beim Training und laut Madam Pomfrey konnte sie nicht spielen. Als Ersatz rückte somit James Potter nach. James war überhaupt nicht darauf vorbereitet, bzw. er hatte nicht damit gerechnet.

In der Großen Halle war es lauter als sonst. Alle freuten sich auf das Eröffnungsspiel. James war an diesem Morgen so nervös, dass er nicht einmal sein Frühstück anrührte. Auch die Aussicht auf Sirius‘ Geburtstagsparty am Abend konnte seine Stimmung nicht bessern. Das Team der Slytherins war extrem gut, das hatte sogar Forrest zugegeben. Der Kapitän der Gryffindors winkte seine Mannschaft zu sich, da es Zeit war zum Spielfeld hinunter zu gehen.

„Viel Glück!“ sagte Remus, während James aufstand.

„Sieh zu, dass ihr gewinnt!“ fügte Sirius hinzu.
 

„Wir sehen uns!“ sagte James und schlurfte zu seinen Teamkollegen.

Um halb Elf machte sich das ganze Schloss auf den Weg zum Quidditchfeld. Das Wetter an diesem Tag war eher durchwachsen. Es ging ein ziemlich starker Herbstwind.

„Wenn wir so spielen wie im letzten Training, dann haben wir eine gute Chance zu gewinnen.“ sagte Forrest, während sie sich die scharlachroten Umhänge anzogen.

„Die Chancen werden noch größer, wenn wir ihren Sucher vom Besen hauen!“ sagte Arthur grinsend.

„Können wir ja beiläufig in Erwägung ziehen.“ auch Forrest hätte es lieber vorgezogen, wenn Regulus kurzfristig ausgefallen wäre. Sirius kleiner Bruder war wirklich gut und er hatte im Gegensatz zu ihm den neuesten Rennbesen den es im Moment zu kaufen gab.
 

Um kurz vor Elf war es schließlich soweit. Die beiden Teams betraten das Spielfeld.

Die Massen auf den Tribünen jubelten ihnen zu. Madam Winters, die Lehrerin für Besenflug und Schiedsrichterin bei den Quidditch-Spielen, betrat das Feld ebenfalls, einen Koffer hinter sich her schweben lassend. Sie ließ ihn auf den Boden sinken, dann öffnete sie ihn und die beiden Klatscher sausten in die Luft, gefolgt vom Goldenen Schnatz. Kurz darauf gaben sich die Kapitäne der beiden Teams die Hand. Bei den Slytherins war Emma Vanity seit diesem Jahr Kapitänin der Mannschaft. Sie grinste Forrest fies an, während er wild entschlossen zurückblickte. Auf Madam Winters Kommando stiegen die Spieler auf ihre Besen und flogen auf ihre Positionen. Mit einem Pfiff wurde das Spiel eröffnet. Jeffrey schnappte sich den Quaffel noch vor Travis Drader und warf ihn zu Kate, die ihn gleich an James weitergab. Dieser konnte gerade noch rechtzeitig einem Klatscher von Adrian Blighblower ausweichen und passte den Quaffel weiter an Jeffrey, der ihn am Hüter der Slytherins vorbei ins Tor beförderte. Die Gryffindor-Fankurve jubelte laut. Die Sucher zogen währenddessen ihre Kreise auf der Suche nach dem Schnatz. Chadwick bewachte die drei Torringe der Gryffindors wie seinen Augapfel, während James, Jeffrey und Kate ein Tor nach dem anderen schossen. Die Jäger der Slytherins hatten kaum eine Chance. Bald stand es bereits neunzig zu null für Gryffindor. Plötzlich sausten die beiden Sucher in Richtung Boden. Forrest und Regulus hatten beide den Schnatz gesichtet und reagierten sofort. Forrest musste den Schnatz unbedingt vor Regulus fangen, sonst würden sie verlieren. Der Gryffindor-Sucher war dem Slytherin ein kleines Stück voraus und er war kurz davor den Schnatz zu greifen, doch dann traf ihn ein umgelenkter Klatscher von Matthew Druspear, der Forrest regelrecht vom Besen fegte. Zum Glück befanden sich die beiden Sucher nicht weit vom Boden entfernt, sodass er nicht allzu tief fiel. Regulus nutzte die Gelegenheit und schnappte sich den Schnatz, was Slytherin den Sieg einbrachte. Das Endergebnis lautete hundertfünfzig zu neunzig für Slytherin. Es ging alles so schnell, dass die übrigen Spieler das Ende des Spiels erst mitbekamen, als Madam Winters dieses abpfiff. Die Slytherinkurve bejubelte den Sieg ihres Teams, während James und seine Mannschaftskollegen zunächst versuchten zu begreifen was eben passiert war. Arthur und Marcus hatten ihren Kapitän bereits auf dem Boden ausgemacht und waren zu ihm hingeflogen. Forrest war zum Glück nicht bewusstlos. Das restliche Team versammelte sich ebenfalls um ihn.

„Tut uns leid, Forrest! Einer von uns wäre da gewesen, wenn Blighblower den anderen Klatscher im selben Moment nicht auf Kate gefeuert hätte…“ meinte Arthur zerknirscht.
 

„Das hatten die doch von Anfang an geplant!“ schimpfte Jeffrey, während sie Forrest aufhalfen. Er war von der Wucht des Klatschers ziemlich mitgenommen.

„Genau! Das dumme Grinsen von Emma sagt doch schon alles!“ ergänzte Kate wütend mit einem Blick zu der Slytherin-Kapitänin, die immer noch jubelnd zusammen mit ihren Teamkollegen ihre Kreise zog.

„Und wenn schon!“ sagte Forrest mit einem gequälten Gesichtsausdruck. „Sie haben einfach besser gespielt und wir haben verloren! Ich mache euch da keinen Vorwurf!“

James fühlte sich genauso schlecht, wie Forrest aussah. Sein erstes Quidditchspiel und sie hatten verloren. Regulus wurde unterdessen von den Slytherins lautstark wie ein Held gefeiert.

Jeffrey und Marcus brachten Forrest in den Krankenflügel, während sich die anderen in der Mannschaftskabine umzogen. Madam Pomfrey konnte die beiden beruhigen. Es würde es nicht lange dauern bis er wieder auf den Beinen sein würde.

James ging mit den anderen in den Gemeinschaftsraum zurück. Niedergeschlagen ließ er sich in einen der Sessel am Kamin fallen.
 

„Mach dir nichts draus! Du hast gut gespielt!“ versuchte Sirius seinen besten Freund zu trösten.

„Wir haben trotzdem verloren, falls du das Ergebnis gesehen hast!“ sagte James missmutig.

„Ich hätte es auch lieber gesehen, wenn Regu und nicht Forrest vom Besen gehauen worden wäre!“ Sirius konnte sich lebhaft vorstellen, dass sein Bruder jetzt noch arroganter sein würde und er freute sich so gar nicht auf ihre nächste Begegnung.

„Jetzt müsst ihr die übrigen Spiele gegen Hufflepuff und Ravenclaw gewinnen, wenn ihr noch eine Chance auf den Pokal haben wollt.“ sagte Remus während er in seinem Arithmantik Buch blätterte.

„Danke, dass du mich daran erinnerst, Remus!“ entgegnete James grimmig. „Das wird jetzt schwer genug! Slytherin darf die nächsten Spiele nicht gewinnen, sonst ist es ganz aus!“
 

„Wie sieht es eigentlich bei Zoe aus, kann sie die nächsten Spiele wieder spielen?“

James zuckte mit den Schultern. „Bis jetzt sieht es so aus, aber sie hat wohl mit Forrest schon über einen Rücktritt aus der Mannschaft gesprochen.“

„Das würde ja bedeuten, dein großer Traum fester Teil der Mannschaft sein, erfüllt sich schneller als gedacht!“, grinste Sirius James an.

James war trotz der heutigen Niederlage froh diese zweite Chance genutzt und nicht aufgegeben zu haben. Er würde beweisen, dass er ein guter Spieler war.

Jahr 3 – Der Tarnumhang

James und Sirius hörten einfach nicht damit auf Severus zu attackieren. Wo sie nur konnten gingen sie auf ihn los und zeigten wie toll sie zaubern konnten. Mittlerweile waren sie so geschickt darin einen Zeitpunkt abzupassen an dem Lily gerade nicht in der Nähe war.

„Du kannst das doch nicht einfach so hinnehmen, Sev!“ Lily hatte ihren besten Freund unten am Seeufer entdeckt.

„Was soll ich denn deiner Meinung nach tun, Lily?“ Er blätterte in seinem Zaubertrankbuch und versuchte damit dem Blick ihrer grünen Augen auszuweichen.
 

„Du sollst dich wehren! Sonst hören sie nie damit auf!“ Sie stampfte einmal wütend auf den Boden. Es machte sie rasend, dass die beiden arroganten Gryffindors jedes Mal einfach so davon kamen.

„Ich versuche ihnen ja schon aus dem Weg zu gehen. Gegen einen hätte ich ja vielleicht eine Chance, aber nicht gegen beide. Die kleben aneinander wie Siamesische Zwillinge.“, entgegnete Severus und klappte sein Buch zu.

Lily kam dann plötzlich ein Gedanke. „Und was ist, wenn wir den Spies umdrehen?“

Der Slytherin sah sie fragend an. Lily erklärte ihm ihren Plan. Sie wollte die beiden mit einem Streich auflaufen lassen, damit sie begriffen, dass nicht nur sie dazu in der Lage waren Streiche zu spielen. Es sollte auch eine Art Kampfansage darstellen. Severus dachte darüber nach und wog das Für und Wider ab. „Das könnte vielleicht sogar funktionieren. Okay, ich bin dabei!“

Da Rachel einen regelrechten Hass auf Sirius hatte und gegen ihn ihren ganz persönlichen Krieg führte holten sie die Freundin natürlich auch ins Boot.

Gemeinsam legten sie sich einen Plan zurecht, den sie in der nächsten Doppelstunde Zaubertränke am Freitag in die Tat umsetzten.
 

Professor Slughorn hatte ihnen die Aufgabe gegeben sich in Zweiergruppen an den Schrumpftrank zu wagen. Die Anleitung dafür stand in ihrem Schulbuch. Sirius und James hatten sich zusammengetan, sowie Remus und Peter. Peter war ein hoffnungsloser Fall in Zaubertränke. Remus erbarmte sich und versuchte ihm zu helfen so gut es ging.

„Zwei Schrumpelfeigen auspressen und den Saft in den Kessel geben.“ las James aus dem Buch vor, während Sirius genau das tat und dann ein kleines Feuer unter dem Kessel entfachte.

„Pass auf, dass es nicht zu heiß wird.“ sagte James. „Nur leicht erhitzen.“

Sirius rührte langsam um, während James die Gänseblümchenwurzeln und fünf Raupen besonders fein hackte und kleinschnitt.
 

„Sie müssen ganz genau nach Anleitung vorgehen.“ Professor Slughorn ging langsam durch die Reihen. „der kleinste Fehler und der Trank wird nicht richtig wirken.“ Geplant war, die Ergebnisse der Schüler am Ende der Stunde an Mäusen zu testen. Diese sollten bei richtig zubereiteten Tränken zu Minimäusen schrumpfen.

Remus quälte sich währenddessen mit Peter. „Die Wurzeln müssen fein gehackt werden, Peter! Die sind zu grob!“ Peter hatte einfach kein Geschick für Zaubertränke. Remus versuchte zu retten was zu retten war.

„Jetzt stark umrühren!“ las Sirius vor, nachdem die Wurzeln, die Raupen und Wurmholzöl im Kessel waren.

„Du kannst ja schon mal die Blutegel auspressen.“ James beobachtete das Gebräu im Kessel genauestens. Es fing an die Farbe zu ändern. Bisher hatten sie alles richtig gemacht.

Sirius machte sich an die eklige Aufgabe die Blutegel auszupressen. Dabei spickte er einen versehentlich mit dem Messer zum Nachbartisch, wo er in Alice Lightwood‘s Haaren hängen blieb. Diese kreischte und versuchte den Blutegel loszuwerden.
 

„Tut mir leid, Alice!“ sagte Sirius, der sich ein Grinsen jedoch nicht verkneifen konnte. „Ist doch nur ein Blutegel, der frisst dich nicht!“ Er fischte das Tierchen aus ihren Haaren und hielt ihn ihr nochmal vors Gesicht. „Schau! Ganz harmlos!“

Die meisten Umstehenden kicherten. Alice fand das aber ganz und gar nicht witzig.

„Du kannst ihn gerne als Haustier halten, Sirius! Hau ab mit dem Vieh!“, sagte sie angewidert.

Grinsend ging er zu James zurück. „Ich weiß gar nicht was sie hat.“, sagte er schulterzuckend, presste den wieder eingefangenen Blutegel aus und goss den Saft in den Kessel. Nachdem auch die Rattenmilz und die Prise Wasserschierling im Kessel waren, galt es langsam umzurühren. Zu schnelles Umrühren würde den Trank unbrauchbar machen. Professor Slughorn wies sie in dieser Stunde besonders oft darauf hin.
 

„Einige Zaubertränke sind besonders empfindlich, wenn es um die richtige Temperatur oder die Rührtechnik geht. Achten Sie also genau darauf was in der Anleitung steht.“

Sie waren so gut wie fertig mit ihrem Trank. Remus hatte aufgegeben. Peter hatte es doch tatsächlich geschafft den Trank in einen zähflüssigen Brei zu verwandeln. „Tut mir wirklich leid, Remus!“, sagte Peter beschämt. „Ich hab wohl doch etwas zu wild umgerührt.“

„Das nächste Mal ist es vielleicht besser, du kümmerst dich nur um die Zutaten.“ Remus ließ das Endergebnis ihres Versuchs mit einem Schlenker seines Zauberstabs verschwinden.
 

Die beiden waren aber nicht die Einzigen denen der Trank nicht gelang. Slughorn warf einen Blick in Kessel der noch arbeitenden Schüler. „Sehr gut, sehr gut, Miss Evans und Miss Ridge! Das ist eine sehr gute Arbeit!“ sagte er zu Lily und Rachel, während er ihren Trank begutachtete. James und Sirius waren immer noch sauer auf die beiden, wegen des Streichs vom Vortag.

Der Schrumpftrank musste noch einmal sehr stark erhitzt werden, damit er seine volle Wirkung entfalten konnte. Allerdings durfte er nicht zu lange zu stark erhitzt werden, da er sonst explodieren konnte. Sie mussten die Temperatur also genau im Auge behalten.
 

„Gleich fertig!“ sagte Sirius zufrieden und streckte sich ausgiebig.

Für einen Moment waren sie beide abgelenkt und hatten ihren Kessel nicht im Blick, da Peter über seine eigenen Füße stolperte und dabei beinahe den Kessel von Frank und Marvin umstieß, die hinter ihnen saßen. Diesen Moment nutzte Severus und richtete seinen Zauberstab unbemerkt auf den Kessel vor James und Sirius. Bevor er sich wieder seinem eigenen Trank widmete zwinkerte er Lily zu, die zurückzwinkerte. Professor Slughorn war jetzt bei Snape und Avery und lobte auch ihren Schrumpftrank. „Perfekt!“ sagte er nur. Dann passierte es. Es gab einen lauten Knall. James und Sirius hatten zu spät bemerkt, dass die Temperatur unter ihrem Kessel zu hoch war. Der Trank fing wild an zu blubbern und ihr Kessel explodierte. Die beiden Gryffindors gingen gerade noch rechtzeitig in Deckung, während sich ihr Zaubertrank im Klassenzimmer verteilte. Es herrschte Chaos. Diejenigen die den umherspritzenden Zaubertrank abbekommen hatten, beklagten geschrumpfte Finger, Arme, Nasen oder Ohren. Peter hatte sogar so viel abgekommen, dass er komplett um die Hälfte kleiner war, er hatte jetzt die Größe eines Hobbits. Remus war rechtzeitig unter dem Tisch abgetaucht.

James und Sirius verstanden die Welt nicht mehr. Was war da passiert? Sie sahen einander fragend an. „Ojemine!“ sagte Professor Slughorn. „Da war wohl die Flamme zu heiß!“ er winkte die Schüler zu sich, die Opfer des Schrumpftranks geworden waren und verabreichte ihnen ein Gegenmittel. Bei den meisten wirkte es sofort, nur Peter wollte nicht gleich auf seine normale Größe zurückwachsen. „In ein paar Stunden sollten Sie wieder normal sein, Mr Pettigrew, keine Sorge!“ er versuchte Peter zu beruhigen, der ganz aufgebracht war. Er war sowieso nicht sonderlich groß und jetzt geschrumpft worden zu sein, gefiel ihm gar nicht.
 

„Das warst du!“ rief James plötzlich wutentbrannt und ging auf Severus zu, der ihn hämisch angrinste.

„Suchst du jetzt einen Schuldigen für deine eigene Dummheit, Potter?“ entgegnete er gelassen. Snape genoss es regelrecht ihm eins ausgewischt zu haben. James konnte nicht beweisen dass er es war.

James war sich ganz sicher, dass Snape dahinter steckte. Sein schadenfrohes Grinsen sagte alles. Sie hatten die Flamme richtig eingestellt, daher blieb nur Manipulation übrig.

„Ich weiß, dass du es warst!“, sagte James zornig.

„Schluss damit!“, herrschte Slughorn die beiden an, die kurz davor waren aufeinander loszugehen.

„Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen Mr Potter. Es ist ganz eindeutig, dass es Ihre Unaufmerksamkeit war, die zu diesem Schlammassel geführt hat, also hören Sie auf anderen die Schuld dafür zu geben! 10 Punkte Abzug und Sie werden heute Abend Nachsitzen!“
 

James war jetzt noch wütender auf Snape, der wieder einen Blick mit Lily tauschte. Lily und Rachel fanden das alles ebenfalls sehr komisch und jetzt wurde ihm klar, dass das alles geplant gewesen sein musste. Die Drei hatten sich zusammengetan um ihnen eins auszuwischen. Remus und Sirius dachten scheinbar gerade dasselbe.

In der kurzen Pause nach Zaubertränke unterhielten sie sich darüber.

„Das passt zusammen.“, sagte Sirius leise. „Die Drei haben sich gegen uns verschworen und wollen uns auflaufen lassen!“
 

„Gut, wir haben ihnen in letzter Zeit einige Streiche gespielt, aber so gemein waren wir jetzt auch nicht.“ James war sich aber nicht ganz so sicher, ob das auch wirklich stimmte.

„Die Frage ist jetzt, was wir dagegen tun können!“, fügte Peter hinzu. „So kann das nicht weitergehen!“

Damit hatte er nicht ganz Unrecht.
 

„Ihr beide solltet ihnen vielleicht in nächster Zeit keine Streiche mehr spielen.“, meinte Remus zu Sirius und James. „Vielleicht hören sie dann auf damit.“ Obwohl ihnen das gar nicht gefiel, willigten sie ein.

Der restliche Freitag verlief ohne weitere Katastrophen. Eine Doppelstunde Verteidigung gegen die dunklen Künste, anschließend Verwandlung und nach dem Mittagessen Geschichte der Zauberei und Zauberkunst. Nach dem Abendessen musste James bei Slughorn seine Strafarbeit verrichten, die darin bestand neue Etiketten für den Zutatenschrank zu schreiben, die Gläser und Schachteln zu entstauben und alles sauber einzusortieren. Die Arbeit nahm mehr Zeit in Anspruch als er dachte, denn es war bereits kurz vor Mitternacht als er fertig war. James war hundemüde. Remus, Sirius und Peter, welcher wieder seine normale Größe hatte, schliefen bereits.
 

Am nächsten Morgen war die Stimmung bei den Rumtreibern nicht wirklich besser. Noch immer beschäftigte sie die Tatsache, dass Lily, Rachel und Snape sich jetzt zusammengetan hatte um sich für die Gemeinheiten der letzten Monate zu rächen. James musste gegen Mittag zum Quidditchfeld, da Forrest das Team vor den Ferien zu einem letzten Training aufgefordert hatte. Trotz des Schnees und der Kälte war das Gryffindorteam entschlossen dieses Training durchzuziehen. Sie mussten ja schließlich die nächsten beiden Spiele gewinnen um noch eine Chance auf den Pokal zu haben. Zoe hatte ihren Posten als Jäger an James abgegeben und so war James jetzt offiziell Stammspieler. Peter hatte Remus angebettelt ihm in Zaubertränke Nachhilfe zu geben, also würde Remus den Samstag opfern um seinem Freund zu helfen. Sirius begleitete James hinunter zum Quidditchfeld und sah ein bisschen beim Training zu. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ihm schließlich kalt und entschied sich dazu zum Schloss zurück zu gehen, mit einem Umweg am See entlang. Er überlegte wie sie sich für den Streich in Zaubertränke revanchieren konnten, als er plötzlich seinem Bruder gegenüberstand.

"Dich mal allein anzutreffen ist ja eine regelrechte Seltenheit." Der Ton in seiner Stimme zeigte deutliche Abscheu. "Sonst hängst du ja nur mit deinen 'tollen' Freunden rum!"
 

Sirius musterte seinen Bruder. "Wenigstens habe ich Freunde, was man wohl von dir nicht gerade behaupten kann!" entgegnete Sirius kühl. Ihm war nicht entgangen, dass sein Bruder meistens allein unterwegs war. Regulus tat so, als hätte er diese Bemerkung nicht gehört.

„Hat sich Potter von seiner Niederlage schon erholt, oder heult er noch?" fragte er spöttisch. „Du kannst ihn ja in den Weihnachtsferien trösten."
 

Regulus wusste, dass Sirius während der Weihnachtsferien in Hogwarts bleiben würde. Ihr Vater hatte das ausnahmsweise erlaubt. Sirius war ganz überrascht gewesen, als die Einwilligung seines Vaters kam, als er darum gebeten hatte im Schloss bleiben zu dürfen. James und Remus würden ebenfalls bleiben.

"So kann auch nur ein Slytherin reden!" sagte Sirius gereizt. "Eure Spielweise war doch einfach nur unfair!"

„Wenn du das sagst!“ entgegnete Regulus hochmütig. Es gefiel ihm regelrecht seinen Bruder zu ärgern. „Ich hab gehört ihr habt euch im Unterricht bei Slughorn ziemlich blöd angestellt. Zumindest hat Slughorn selbst letztens so etwas erwähnt.“ stichelte er weiter.
 

„Wir haben uns nicht blöd angestellt! Wir wurden reingelegt!“ Sirius platzte jetzt fast vor Wut.

„Sicher? Professor Slughorn hat sich auch gegenüber Professor Sprout darüber ausgelassen wie dumm ihr euch angestellt hat. Die beiden scheinen das anders zu sehen.“ Regulus ging an ihm vorbei und ließ ihn ohne ein weiteres Wort stehen. Sirius sah ihm noch zornig hinterher und ging dann ebenfalls weiter. Sein Bruder war jetzt ein richtiges Ekel, ein typischer Slytherin und er war froh darüber ihn in den Weihnachtsferien nicht sehen zu müssen.
 

An diesem sonnigen, aber dennoch kalten Wintertag verbrachten viele Schüler ihre Freizeit draußen. Einige veranstalteten Schneeballschlachten oder fuhren an den Hängen Schlitten. Wiederum andere nutzten den zugefrorenen See zum Schlittschuhlaufen. Sirius entdeckte Rachel ein wenig abseits der anderen auf dem Eis und er ging ans Ufer des Sees. Sie war allein. Lily war wohl im Schloss geblieben. Er wusste nicht warum, aber er konnte Miss-Veela, wie er sie meist nannte, nicht ausstehen. Alle waren hin und weg von ihren blauen Augen und einige Jungs schwärmten davon wie hübsch sie sei. Sirius teilte deren Meinung nicht.
 

„Das fandet ihr wohl wahnsinnig komisch, oder?“ rief er ihr wütend zu. Sirius konnte nicht sagen ob er wirklich so wütend auf sie war oder ob die Wut noch vom Zusammentreffen mit seinem Bruder herrührte.

Rachel drehte sich zu ihm um und näherte sich Sirius ein Stück. Sie wusste worauf er anspielte. „Ja, das war schon ziemlich lustig.“ sagte sie grinsend. „Hat es dir etwa nicht gefallen?“ Rachel lächelte hinterhältig und tat so als wäre sie beleidigt, was Sirius‘ Wut nur noch weiter anstachelte.

„Glaub ja nicht, dass wir das auf uns sitzen lassen!“ fauchte er sie an. „Dir wird dein dämliches Grinsen auch noch vergehen, verlass dich drauf!“
 

Sie fixierte ihn zornig mit ihren blauen Augen. Sirius hasste es, wenn sie ihre Veela-Augen einsetzte.

„Ihr könnt euch auf was gefasst machen!“ Sirius wandte den Blick ab und drehte sich von ihr weg

Sekunden später waren ein lautes Knacken und kurz darauf ein Platschen zu hören, gefolgt von Rachels Schrei. Das Eis war gebrochen. Sirius wurde erst jetzt bewusst, dass er seinen Zauberstab schon eine ganze Weile in der Hand hielt und sich für einen Moment wirklich vorgestellt hatte, dass sie im Eis einbrechen würde. Ihm wurde ganz anders, als ihm klar wurde, dass er das unbewusst verursacht hatte. Ohne lange zu zögern lief er zu Rachel um ihr aus dem Wasser zu helfen, die ziemlich hilflos im Wasser paddelte.
 

„Sag mal bist du noch ganz dicht?“ prustete sie, während sie versuchte, wieder aus dem Wasser zu kommen. Jedoch gelang ihr das nicht, da sie mit den Handschuhen auf dem Eis immer wieder abrutschte. Ihr fehlte der Halt. Das Wasser war eisig kalt. Sie musste schnell da raus. Sirius arbeitete sich bis zur Eiskante vor, dabei musste er aufpassen, dass er nicht selbst im Wasser landete. „Zappel nicht so rum! Nimm meine Hand! Ich zieh dich raus!“ er bekam sie aufgrund ihres Gezappels nicht zu fassen. Mittlerweile waren auch einige andere auf das Unglück aufmerksam geworden.

Sie schlug seine Hand weg und sah ihn nun wütend an. „Auf deine Hilfe kann ich gut verzichten! Ich komm auch allein raus!“ Wieder versuchte sie ohne seine Hilfe aus dem eiskalten Wasser zu kommen. Und wieder gelang es ihr nicht, was sie noch wütender machte.
 

„Ja, das sehe ich. Klappt prima! Bei Merlin, jetzt sei nicht so stur!“ Nach einigem Hin und Her nahm sie dann doch seine Hilfe an und er zog sie aus dem Wasser. Kaum waren sie am Ufer angekommen riss sie sich von ihm los. „Du bist ja schlimmer als eine wütende Krabbe, dabei hättest du gar nicht so lange im Wasser bleiben müssen wenn du meine Hilfe gleich angenommen hättest!“ sagte er leicht vorwurfsvoll.

Das brachte das Fass zum Überlaufen. Wutentbrannt sah Rachel ihn an, während ihre blauen Augen intensiver denn je leuchteten. „DEINE HILFE WÄRE GAR NICHT NÖTIG GEWESEN, WENN DU DAS EIS NICHT VERZAUBERT HÄTTEST, DU IDIOT!“ schrie sie dann los, sodass Sirius einen leichten Satz zurück machte. Sirius wusste gar nicht wie ihm geschah, er starrte sie einen Moment völlig fassungslos an. „Ich…äh…das…das wollte ich doch gar nicht….“ stammelte er dann. „Das war ein Versehen, ehrlich!“ Er hatte davon gehört, dass Veelas extrem wütend werden konnten und wie es schien kam gerade die Veela in Rachel zum Vorschein und das machte ihm etwas Angst.
 

„UND DAS SOLL ICH DIR GLAUBEN?!“ Die Schwarzhaarige rastete völlig aus und beschimpfte ihn ohne Pause. „DU WARTEST DOCH NUR AUF SOLCHE GELEGENHEITEN! VON POTTER GANZ ZU SCHWEIGEN! IHR BENEHMT EUCH, ALS WÜRDE EUCH DIE GANZE WELT GEHÖREN! ICH HABE DIE NASE GESTRICHEN VOLL VON EUCH UND GANZ BESONDERS VON DIR!“ Rachel schrie sich immer weiter in Rage, sodass jetzt einige Mitschüler langsam neugierig näher kamen.

Sirius war schlau genug zu wissen, dass es jetzt völlig egal war, was er sagen würde. Rachel würde ihm nicht glauben. „Ist dir nicht kalt?“ fragte er dann vorsichtig. Sie schien die eisige Kälte immer noch nicht wahrzunehmen. Er kannte Rachel jetzt schon drei Jahre und noch nie war sie so ausgerastet. Immer wenn sich die Gelegenheit bot, zog er sie mit ihrer Veela-Abstammung auf. Bis auf die blauen Augen sah sie so gar nicht nach einer Veela aus und er hatte sich bis eben nicht vorstellen können, dass es wirklich stimmte, dass sei von einer abstammte.
 

Sie war sichtlich überrumpelt von dieser Frage und blinzelte einmal kurz, während ihre Augen wieder das übliche Blau annahmen. Nun spürte sie auch die Kälte, die sich in ihren Gliedmaßen ausgebreitet hatte und sie fing an am ganzen Körper zu schlottern. Gleichzeitig wurde ihr bewusst was soeben passiert war und sie wandte sich von Sirius ab. Rachel hatte sich, seit sie in Hogwarts war, so sehr vorgenommen nicht auszurasten, da sie diese Seite an sich regelrecht hasste. Schließlich war es doch passiert und das ausgerechnet vor Sirius. Sie hatte gerade einen echten Veela-Wutanfall gehabt. Mühsam versuchte sie die Tränen im Keim zu ersticken, die sich nun unaufhaltsam ihren Weg bahnten.

Wieder starrte Sirius Rachel einen Moment fassungslos an. Dieser schnelle Stimmungswechsel gehört wohl dazu. Er ging vorsichtig auf sie zu. „Du solltest schnell aus den nassen Sachen raus, sonst wirst du noch krank, Rachel.“ Er zückte er seinen Zauberstab und fing an ihre Sachen etwas zu trocknen.
 

„Das hätte nicht passieren dürfen…“ flüsterte sie. Dann fing sie plötzlich an zu schluchzen. Sie konnte die Tränen einfach nicht mehr zurück halten.

Sirius fühlte sich jetzt richtig schlecht und er wusste überhaupt nicht was er jetzt tun sollte.

„Es tut mir wirklich leid, Rachel! Das war keine Absicht. Ich wollte nicht, dass du einbrichst.“, fing er an eine Entschuldigung zu stammeln. „Komm wir gehen zurück ins Schloss!“ Er hatte jetzt wirklich Angst, dass sie sich erkälten würde.
 

Fast schon widerstandslos ließ sie sich von Sirius ins Schloss bringen, so geschockt war sie über das eben Geschehene. Sie sagte auf dem ganzen Weg kein Wort. Ihre Kleidung hatte er fast komplett getrocknet. Trotzdem war ihr immer noch eisigkalt, als sie im Gryffindor-Gemeinschaftsraum ankamen.

Lily und Alice saßen an einem Tisch und spielten Zauberschach als sie hereinkamen.

„Was ist passiert?“ Lily eilte auf ihre beste Freundin zu, die völlig aufgelöst war.

„Sie ist ins Eis eingebrochen.“ erklärte Sirius nur kurz und knapp und er fühlte sich immer noch schlecht. Anscheinend war ihm das auch anzusehen, da Lily augenblicklich eins und eins zusammenzählte und auf ihn losging.

„Und höchstwahrscheinlich ist das deine Schuld, richtig?“ fauchte sie ihn an.

„Das war ein Versehen und keine Absicht!“ versuchte er sich zu verteidigen.

„Ich glaub dir kein Wort, Black!“ ihre grünen Augen blitzen bedrohlich.

„Gut, das nächste Mal, lass ich sie einfach im See absaufen. Ist ja völlig egal was ich sage.“ Sirius hatte keine Lust, sich jetzt auch noch von Lily zusammenstauchen zu lassen.

Lily wollte gerad etwas erwidern, als Remus sich einmischte.

„Sirius hat sie aus der gefährlichen Lage gerettet, warum auch immer das Eis gebrochen ist. Kümmere dich jetzt lieber um deine Freundin, als ihn an den Pranger zu stellen!“, sagte Remus in einem Ton der keine weitere Widerrede zuließ. Es war das erste Mal, dass Remus so mit Lily sprach. Auch er hatte diese ewige Streiterei zwischen ihnen langsam satt. Lily starrte ihren Klassenkameraden einen Augenblick völlig überrascht an. So kannte sie Remus nicht. Gemeinsam mit Alice begleitete sie Rachel dann in den Schlafsaal.

Sirius ließ sich in den nächsten Sessel fallen. Er war fix und fertig. „Kann dieser Tag noch schlimmer werden?“

„Was ist denn eigentlich genau passiert?“ wollte Peter dann wissen. Sirius erzählte seinen Freunden von der Begegnung mit seinem Bruder, wie Rachel ins Eis eingebrochen war und von ihrem Veela-Anfall.

Kurz darauf kam James beim Portraitloch herein und sah seine Freunde fragend an. „Was ist denn passiert?“ Sein bester Kumpel sah ziemlich fertig aus.

„Sirius hat gerade Bekanntschaft mit einer Veela gemacht.“, erklärte ihm Remus grinsend. James wollte natürlich sofort wissen was genau passiert war. Einerseits fand er es lustig, andererseits hätte Rachel ernsthaft etwas zustoßen können. Sirius wollte sich für den Rest des Tages einfach irgendwo verkriechen und so blieb er bis zum Abendessen im Schlafsaal. Seine drei Freunde leisteten ihm Gesellschaft. Die Hauselfen hatten den kleinen Kaminofen angeheizt und die vier Freunde genossen die Ruhe. Peter döste weg, während Remus und James Zauberschach spielten und Sirius gedankenverloren aus dem Fenster in die Ferne sah.
 

In den darauffolgenden Tagen gingen die Mädchen den Jungs aus dem Weg. Lily würdigte keinen von den Rumtreibern auch nur eines Blickes. Sirius hatte ein schlechtes Gewissen und er wollte sich unbedingt noch bei Rachel entschuldigen. Jedes Mal, wenn er dachte, dass er mit ihr reden konnte entwischte sie ihm wieder oder Lily sorgte dafür, dass er ihr nicht zu nahe kam. Rachel bekam eine Erkältung, die von Tag zu Tag schlimmer zu werden schien.

„Gib‘s einfach auf, sie wird dir eh nicht glauben, auch wenn du dich ehrlich bei ihr entschuldigst.“ sagte James zu Sirius, als dieser wieder eine Niederlage einstecken musste.

Sirius wollte jedoch nicht aufgeben. Wie sich herausstellte, würde sie in den Ferien ebenfalls im Schloss bleiben, da ihre Eltern im Ausland unterwegs waren.
 

In diesem Jahr blieben weitaus weniger Schüler über Weihnachten im Schloss, als sonst. Es war sehr still, fast schon unheimlich leise in den Gängen. Von den Gryffindors waren nur James, Sirius, Remus, Rachel und drei weitere aus dem Vierten und Sechsten Jahr da.
 

Am Weihnachtsmorgen fanden die Jungs ihre Weihnachtsgeschenke an den Fußenden ihrer Betten liegend vor. James bekam das wohl tollste Geschenk von allen. In einem Päckchen seiner Eltern war ein silberner Umhang. Er sah auf den ersten Blick eher unspektakulär aus bis James erkannte was es war. „Das glaub ich nicht!“ er sprang regelrecht aus dem Bett und hielt den Umhang vor sich hin.

„Das ist Dad’s Tarnumhang!“ er hatte ihn bisher nur einmal gesehen, als sein Vater ihm diesen gezeigt hatte. Der Umhang war ein Familienerbstück.

„Ein Tarnumhang?“ Sirius und Remus traten zu James um sich den Umhang anzusehen. James warf ihn über seine Schultern und gleich darauf war nur noch sein Kopf zu sehen, der scheinbar über dem Boden schwebte.

„Wahnsinn!“ rief Sirius begeistert.

James konnte es selbst kaum fassen. „Warum schenkt mir mein Dad den Umhang?“ er nahm den Tarnumhang ab und reichte ihn seinen beiden Freunden, die ihn ebenfalls ausprobierten. James suchte nach einer Karte oder einem Brief. Tatsächlich fand er einen Brief von seinem Vater. Darin stand, dass er den Umhang mit Bedacht einsetzen sollte.

„Ist dir klar, was wir damit alles machen können?“ fragte Sirius James begeistert.

Noch bevor James antworten konnte ging Remus dazwischen. „Ihr werdet gar nichts damit machen! Wenn ihr erwischt werdet, ist die Hölle los!“ er konnte sich gut ausmalen was James und Sirius mit dem Tarnumhang tun würden.

„Bist du irre?“ James sah Remus schockiert an. „Ich werde den Tarnumhang jetzt sicher nicht in meinem Koffer verstauen und vergessen, dass ich ihn habe!“

Sirius grinste von einem Ohr zum anderen, während Remus seufzte und es aufgab seine Freunde vor den nächsten Strafarbeiten bewahren zu wollen.

Sirius hatte von seinen Eltern drei Bücher über schwarzmagische Artefakte und Zauber bekommen. Auf der Grußkarte stand, dass sein Vater erwartete, dass er diese bis zu den Sommerferien durchgearbeitet hatte.

„War ja klar!“, Sirius warf die Karte grummelnd zur Seite.

„Du kannst froh sein, dass du überhaupt hier bist. Dein Vater hätte dich auch zwei Wochen in dein Zimmer sperren können.“, sagte Remus der eins der Bücher durchblätterte. „So ganz uninteressant sind die ja auch nicht. Vielleicht nützt dir das Wissen eines Tages im Kampf gegen die Dunklen Künste etwas.“

Remus‘ Eltern hatten ihrem Sohn einige Bücher geschenkt, die er auf seinen Wunschzettel geschrieben hatte, ebenso eine beachtliche Menge an Süßigkeiten.
 

Beim Festessen in der großen Halle saßen alle Schüler an einem Tisch. Professor Dumbledore fand die Haustische für nicht angebracht. Sirius stellte fest, dass Rachel nicht dabei war. Als er Professor McGonagall nach ihr fragte, bekam er die Auskunft, dass sie mit Grippe im Krankenflügel lag. Er hatte von da ab überhaupt keinen Appetit mehr auf seinen Pudding. Er wollte die Angelegenheit ein für alle Mal aus der Welt schaffen und so stand er auf und lief auf direktem Weg in den Krankenflügel. Er bekam von Madam Pomfrey die Erlaubnis kurz mit Rachel zu sprechen.

Sie hatte sich dick in ihre Decke eingemummelt und schlief. Ihre Wangen waren vom Fieber gerötet. Sirius ging langsam zu ihr hin. „Rachel?“

Sie öffnete die Augen und sah ihn überrascht an. „Was willst du?“ fragte sie mit leicht gekränktem Unterton.

„Sehen wie es dir geht. Es ist ja immerhin meine Schuld, dass du jetzt krank bist.“ Der Schwarzhaarige sah bedrückt zu Boden. „Ich wollte das wirklich nicht und es tut mir wirklich leid.“

Rachel musterte ihn eine ganze Weile und sagte kein Wort. Sirius schien es wirklich ernst zu meinen. Die ganze letzte Woche hatte er versucht mit ihr zu reden, doch sie war ihm ausgewichen und jetzt war er sogar extra hierhergekommen und stand wie ein geprügelter Hund, mit schuldbewusstem Blick vor ihr.

„Also gut, ich verzeih dir!“ Für Sirius war es die reinste Erlösung und er atmete erleichtert aus. „Und jetzt hau ab und lass mich schlafen.“, fügte sie hinzu. Sirius konnte nicht anders als leicht grinsen und verließ dann den Krankenflügel.
 

Die darauffolgenden Tage nutzten James und Sirius um den Tarnumhang zu testen. Durch ihn standen ihnen sozusagen alle Türen offen. Sie konnten unbemerkt rein und rausschleichen. Da Mr Pringle sich jetzt zur Ruhe gesetzt hatte, hatte Argus Filch jetzt das ‚Kommando‘, als neuer Hausmeister. Peeves ließ sich von ihm natürlich überhaupt nichts sagen und James und Sirius nutzten jede Gelegenheit um ihm einen Streich zu spielen. So warfen sie die Wassereimer um, oder verzauberten die Tür zu seinem Büro, sodass er nicht mehr hineinkam, weil die Tür sich strickt weigerte oder die Schlüssel nicht mehr passten.

Jeffrey Bluntfather hatte James beim letzten Training von einem Geheimgang zum Honigtopf erzählt. Diesen wollte er mit Sirius ausprobieren. Sie schlichen leise den von Jeffrey beschriebenen Gang im dritten Stock entlang.
 

„Er sagte auch ganz sicher, dass sich der Eingang hinter der Statue der Buckligen Hexe verbirgt?“ fragte Sirius James jetzt schon zum dritten Mal.

„Ja, wie oft willst du es noch hören?“ James hoffte, dass Jeffrey ihnen keinen Streich gespielt hatte.

Kurz darauf standen sie vor der Statue.

„Dissendium“ sagte James leise während er mit seinem Zauberstab den Buckel der Hexe berührte. Kurz darauf öffnete sich dieser und gab den Eingang zu einem Tunnel frei.

Die beiden Jungs kletterten hinein und rutschten eine kleine Rampe hinunter. Anschließend führte ein niedriger Tunnel schnurstracks vom Schloss weg. Nach gut zwanzig Minuten erreichten sie das Ende des Weges. Über ihnen befand sich eine Falltür, welche sie vorsichtig öffneten.

Sirius spähte vorsichtig hinaus. „Kannst du was sehen?“ fragte James leise.

„Ja und Nein!“ antwortete Sirius begeistert.

„Was soll das heißen?“

„Nein – es ist niemand hier und Ja – jede Menge Süßigkeiten!“

Sie waren direkt im Lagerkeller des Honigtopfes herausgekommen.

„Wahnsinn!“ schwärmte James, der Sirius jetzt aus dem Loch folgte. Die beiden füllten ihre Tasche mit allerlei Naschwerk und probierten das ein oder andere. Aller Euphorie zum Trotz achteten sie beide darauf ob sich nicht doch jemand näherte.

„Dieser Geheimgang kann doch nur ein Scherz sein!“ meinte Sirius. „Wer ihn wohl erschaffen hat?“

„Ist doch egal!“ antwortete James. Scheinbar wussten nicht viele von dem Geheimgang, denn sonst würde es den Honigtopf nicht mehr geben. „Wir sollten das auf jeden Fall für uns behalten!“
 

Darin waren sich die beiden einig. James steckte noch eine Hand voll Süßigkeiten für Jeffrey ein, als Dankeschön dafür, dass er ihn eingeweiht hatte, dann machten sie sich wieder auf den Rückweg.

Dieser kam ihnen erheblich länger vor, da es zu allem Überfluss auch noch leicht bergauf ging. Am Ende des Tunnels mussten sie noch die Rutsche überwinden, was schwieriger war als gedacht.

„Was meinst du, ob die Luft rein ist?“ fragte Sirius leise, als sie vor dem Eingang standen.

James zuckte mit den Schultern. „Wir haben doch den Tarnumhang, oder?“ Er hielt ihn hoch.

„Ja schon, aber wir können ihn erst draußen überziehen…“ widersprach sein bester Freund stirnrunzelnd.

„Hmmm…“ James überlegte kurz, dann ging er vorsichtig zum Ausgang, um zu lauschen. „Ich glaube, die Luft ist rein.“ Vorsichtig kletterte er durch das Loch hinter der Statue der Buckeligen Hexe. Sirius schlüpfte hinterher.
 

Sie hatten gerade den Durchgang wieder verschlossen, als sie plötzlich näher kommende Schritte hörten. Die beiden Gryffindors sahen sich panisch an.

„Geh unter den Umhang, schnell!“ flüsterte Sirius und James tat wie geheißen. Er verschwand augenblicklich von der Bildfläche.

„Ich krieg euch noch, ihr undankbaren, kleinen…“ Nun war Filchs Stimme zu hören. Doch dann hörten sie aus einer anderen Richtung einen unglaublichen Krach und die Schritte stoppten. „PEEVES! Na warte…!“ ertönte Filchs wutentbrannte Stimme und die Schritte entfernten sich wieder.

Die beiden Jungen atmeten auf. „Mann, das war echt knapp!“ Sirius ließ sich regelrecht gegen die Statue fallen.

„Ja, aber wir sollten uns jetzt wirklich beeilen!“ erwiderte James, dessen Kopf in der Luft schwebte.

„Du hast Recht!“ Sirius schlüpfte zu ihm unter den Tarnumhang und sie gelangten ohne weitere Zwischenfälle in den Gryffindor-Turm.
 

Remus saß unterdessen in der Bibliothek um für Alte Runen zu lernen. Außer ihm waren nur noch ein paar Ravenclaws aus dem fünften Jahr dort. Er genoss die Ruhe regelrecht. Meistens war die Bibliothek sehr voll. Dazu kam, dass James und Sirius sich fast immer langweilten und allerlei Blödsinn im Kopf hatten, wenn sie ihm Gesellschaft leisteten.

Er war gerade in eine Übersetzung vertieft, als ihn jemand ansprach.

„Hey… darf ich mich zu dir setzen?“ ertönte die Stimme eines Mädchens und er sah überrascht auf.

Vor ihm stand Rose Benett, eine Hufflepuff aus seinem Jahr, und lächelte ihn an. Sie hatte, wie er, Arithmantik und Alte Runen als Unterrichtsfach gewählt.

„Hey, ähm… ja klar…“ Er räumte seine Bücher, die er über den ganzen Tisch ausgebreitet hatte zusammen, damit sie Platz hatte.

Sie setzte sich. „Ich wollte dich fragen, ob du mir mit der Übersetzung helfen kannst, die wir bis zum Ende der Ferien beenden sollen… Du bist immerhin Klassenbester in Alte Runen.“ meinte sie geradeheraus und sah ihn aufmerksam an.
 

„Oh…“ machte er nur „… warum nicht? Zeig mal, was verstehst du denn nicht?“

Sie schlug ihr Buch auf und zeigte ihm die Stelle, wo sie nicht weiter kam. „Hier bin ich mir nicht sicher.“

Remus sah sich seine Aufzeichnungen an. „Das bedeutet „Mann“ nicht „Pferd“…“ erklärte er und zeigte auf die Übersetzungstabelle. „Siehst du? Die kurzen Striche in der Mitte der Rune sind noch verlängert!“

„Deswegen hat das auch keinen Sinn ergeben!“ meinte sie, während sie ihre Übersetzung korrigierte. „Damit hast du mir schon sehr geholfen. Danke, Remus!“ Sie lächelte ihn wieder an.
 

„Keine Ursache!“ Er lächelte zurück. „Aber so schlecht bist du doch gar nicht!“ fügte er hinzu, als er einen Blick auf ihr Pergament warf. „Die Übersetzung ist sehr gut!“

„Ehrlich?“ Sie sah ihn überrascht an. „Ich bin mir meistens so unsicher…“

„Das ist mein voller Ernst!“ erwiderte er, worüber sie sich sehr freute.

Eine Weile arbeiteten sie vor sich hin. Hier und da gab Remus ein paar Tipps und half Rose bei der Übersetzung.

Als sie fertig waren, packten sie zusammen und verließen gemeinsam die Bibliothek. „Vielen Dank nochmal, Remus!“

„Wofür denn? Das hab ich doch gern gemacht.“ winkte er bescheiden ab.

„Du bist viel zu Bescheiden, weißt du das?“ gab sie lachend zurück, „Bis dann! Wir sehen uns!“ Mit diesen Worten verschwand sie in Richtung Hufflepuff-Gemeinschaftsraum.

Remus sah ihr noch kurz nach, dann ging er in den Gryffindor-Turm wo seine beiden Freunde mit einem Berg an Süßigkeiten auf ihn warteten.

Jahr 3 - Dunkle Pfade

Am letzten Ferientag kehrten die Schüler, die über die Feiertage nach Hause gefahren waren, wieder nach Hogwarts zurück. Severus vermisste schon jetzt die Ruhe im Gemeinschaftsraum. Es war ja kaum jemand dageblieben und so konnte er sich in aller Ruhe seinem Studium der Zaubertränke widmen. Er war mittlerweile so gut, dass er angefangen hatte die Rezepte in seinen Lehrbüchern zu überarbeiten. Mit dem aktuellen Schulbuch war er bereits durch und das fürs vierte Jahr hatte er schon zur Hälfte gelesen.
 

In der Bibliothek war er außerdem auf ein Buch gestoßen, in welchem teilweise Zaubertränke gelistet waren, die eindeutig zu den dunklen Künsten gezählt wurden. Severus wunderte sich, warum das Buch nicht in der Verbotenen Abteilung aufbewahrt wurde.

Madam Woodgood, die Bibliothekarin, hatte nichts weiter dazu gesagt, als er sich das Buch ausgeliehen hatte.
 

Als die anderen Slytherins aus den Ferien zurückkamen saß er gerade im Gemeinschaftsraum. Edward Mulciber, Jacob Wilkes und Charles Avery kamen direkt auf ihn zu. Die drei waren im gleichen Schlafsaal untergebracht wie Severus und er hatte sich in den letzten Jahren recht gut mit ihnen angefreundet.

„Hey Sev!“ begrüßte ihn Charles, „Wie waren deine Ferien?“ Die drei setzten sich zu ihm.

„Vor allem sehr ruhig!“ antwortete Severus schmunzelnd. „Ich habe die Zeit genutzt und mich mit sehr interessanten Zaubertränken beschäftigt.“ erklärte er den dreien und deutete auf eine aufgeschlagene Seite von ‚Zaubertränke aus aller Welt‘.

„Nigerianischer Traumwandel-Trank?“ las Jacob vor. „Was soll das sein?“

„Richtig zubereitet, kannst du mit diesem Zaubertrank Einfluss über die Träume desjenigen nehmen der ihn trinkt.“ erklärte Severus. „Berichten zufolge ist es möglich so die völlige Kontrolle über eine Person zu erlangen, und das nur durch Traummanipulation.“

„Warum bringt Slughorn uns sowas nicht bei?“ fragte Edward grinsend. „Das ist doch viel spannender als dieser ganze andere Kram den wir brauen dürfen. Schrumpftrank! Wer braucht denn sowas?“

„Der Zaubertrank zählt bei uns zu den dunklen Künsten.“ sagte Sev kurz und knapp. „Aber ich gebe dir Recht, Ed.“ fügte er hinzu während er das Buch wieder an sich nahm und darin blätterte. „Die Zaubertränke im Bereich der dunklen Künste sind viel interessanter und du kannst viel mehr damit tun!“

„Warum probieren wir nicht einen von den Tränken aus dem Buch aus?“ fragte Charles leise, sodass sie niemand anders hören konnte.

„Das wäre die Idee!“ Jacob war begeistert. „Wenn es einer schafft einen von den Tränken zu brauen, dann du Sev!“

Für einen kurzen Moment war auch Severus von diesem Gedanken begeistert, allerdings meldete sich dann sein schlechtes Gewissen. „Nein! Wenn wir erwischt werden, fliegen wir von der Schule!“

„Und wenn schon?“ Charles zuckte mit den Schultern. „Dann schließen wir uns dem dunklen Lord an.“

Severus starrte Charles Avery einen Moment entsetzt an. Er wusste, dass dessen Vater ein Todesser war und auch einige der Schüler die Hogwarts vor ein paar Jahren verlassen hatten, wie Bellatrix Lestrange oder Lucius Malfoy, gehörten jetzt mehr oder weniger auch zu seinen Anhängern.

„Mein Vater hat mir in den Ferien ein paar Zauber gezeigt, welche hier nicht gelehrt werden dürfen.“ fügte stolz Charles hinzu. „Mittlerweile bereut er es auch mich nicht nach Durmstrang geschickt zu haben.“
 

In den darauffolgenden Wochen beschäftigte Severus sich mehr und mehr mit den eigentlich verbotenen Zaubertränken, als ihn eines Abends der Sechstklässler Rabastan Lestrange ansprach.

Diesem war nicht entgangen, dass Severus recht talentiert war im Umgang mit den Dunklen Künsten. Rabastan’s Bruder Rodolphus war ein Todessern und er eiferte seinem Bruder nach. Auch er wollte sich sobald er volljährig war den Todessern anschließen. Gemeinsam mit Andrew Blight und Raphael Luxon hatte er eine geheime Gruppe gegründet die sich mit den Dunklen Künsten beschäftigte. Dieser Gruppe gehörten auch Regulus und Narzissa Black an, und seit kurzem auch Mulciber, Wilkes und Avery.

„Deine Freunde haben erzählt du bist recht begabt im Umgang mit dunklen Zaubertränken.“ Rabastan setzte sich Severus gegenüber, der am Kamin im Gemeinschaftsraum saß. Severus musterte ihn skeptisch. „Mag sein, was interessiert es dich?“

Rabastan grinste ihn an. „Du weißt sicher von unserer kleinen geheimen Gruppe, oder?“

Severus zuckte mit den Schultern. „Avery hat sie mal erwähnt.“

Natürlich wusste Severus von dieser Gruppe. Rabastan gegenüber tat er jetzt jedoch so, als würde ihn das nur wenig interessieren. In Wahrheit wollte er ihr nur zu gern angehören.

„Was hältst du davon dich uns anzuschließen? Du könntest einiges dazulernen und der Dunkle Lord hat gewiss Verwendung für jemanden wie dich.“

Severus musste sich anstrengen seine Freude zu verbergen.

„Morgen Abend treffen wir uns nach dem Abendessen im leer stehenden Klassenzimmer im Vierten Stock.“ erklärte Rabastan. Er wusste, dass Severus den Köder geschluckt hatte und er sich ihnen anschließen würde. „Bist du dabei?“

„Ich kann es mir ja mal ansehen.“ antwortete Severus.

„Sehr schön! Dann bis morgen, Snape!“ Rabastan erhob sich und verließ den Gemeinschaftsraum.
 

Am nächsten Abend begleitete Severus seine drei Freunde zu diesem geheimen Treffen. Es war eigentlich nichts weiter Besonderes. Sie unterhielten sich über die letzten Aktionen Voldemorts. Rabastan las einen Brief seines Bruders vor. Anschließend probierten sie ein paar Zauber aus. Raphael Luxon, aus dem siebten Jahr, war recht talentiert im Umgang mit den dunklen Künsten. Er zeigte den jüngeren gerade den Cruciatus an einer Bartagame, die sie zuvor einem Viertklässler abgenommen hatten. Regulus saß relativ gelangweilt dabei und beobachtete das Spektakel, und Narzissa war leicht angewidert von der Echse die sich kreischend vor Schmerzen hin und her wandte.

„Willst du es mal selbst versuchen, Avery?“ Raphael ließ von der Echse ab und Avery versuchte sich an dem Fluch.

Diese Treffen fanden regelmäßig statt und Severus fand langsam Gefallen daran. Er ließ sich sogar dazu überreden und braute verbotene Zaubertränke. Einige der Zutaten mussten sie aus Slughorns Büro stehlen, was nicht weiter schwer war, da er den Zutatenschrank meist unverschlossen ließ und Slughorn regelmäßig Partys für seine Lieblingsschüler veranstaltete. Da Raphae Luxon, Andrew Blight und Rabastan Lestrange zu diesem Kreis zählten konnten sie die notwendigen Zutaten beschaffen.
 

Anfang März fand das zweite Quidditchspiel der Slytherins statt. Die Ravenclaws waren ein starker Gegner, den Sieg holte sich jedoch Slytherin, was James und seine Teammitglieder mächtig unter Druck setzte. Um noch ein Chance auf den Pokal zu haben mussten sie die beiden ausstehenden Spiele gewinnen und das jedes Mal haushoch. In zwei Wochen galt es dann schon Hufflepuff zu schlagen.

Umso härter begann die Gryffindor-Mannschaft um Forrest zu trainieren. Der Kapitän war hochmotiviert die beiden Spiele und damit den Pokal zu gewinnen. James erging es nicht anders, sodass er sich nicht über die fast täglichen Trainingseinheiten beklagte. Am Abend vor dem Spiel rief Forrest noch einmal alle vor dem Kamin zusammen.

„Ihr habt gut trainiert, damit sollten wir morgen eine gute Chance gegen Hutchson und seine Leute haben. Marcus und Arthur lasst die Hufflepuff-Jäger nicht an unser Tor ran.“

„Geht klar, Forrest, du kannst dich auf uns verlassen!“ grinste Marcus.

„Gut, bleibt nicht zu lange auf. Ich erwarte, dass ihr morgen fit seid.“ Damit entließ Forrest seine Mannschaft wieder und James gesellte sich zu seinen drei Freunden.

„Alles okay?“ fragte Remus, der ihn aufmerksam musterte.

James zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht so recht, wie er sich fühlte. Schließlich war es erst sein zweites Spiel.

„Wir haben dich im Training gesehen, James! Du schaffst das schon! Diesmal gewinnt ihr!“ versuchte Sirius seinen besten Freund aufzumuntern. „Und immerhin ist es gegen die Hufflepuffs… die sind wenigstens fair!“

„Ihr habt Recht, ich sollte mir nicht so viele Gedanken machen.“ James lächelte leicht und stand wieder auf. „Ich folge mal Forrests Rat und geh ins Bett.“

„Echt jetzt? Ich dachte wir erkunden noch ein bisschen das Schloss!“ erwiderte Sirius leicht enttäuscht.

„Vielleicht sollten wir mal tatsächlich früher ins Bett gehen!“ meinte Remus leicht schmunzelnd und klappte sein Buch über Alte Runen zu.

Sirius fügte sich in sein Schicksal und zusammen mit Peter gingen sie in ihren Schlafsaal.
 

Am nächsten Morgen war die Spannung bereits in der großen Halle zu spüren. Sowohl die Gryffindors als auch die Hufflepuffs bejubelten ihre Mannschaften schon jetzt, als sie in die Große Halle kamen. Wie schon beim ersten Spiel war James ziemlich nervös und stocherte lustlos in seinem Rührei herum. Er hatte schon wieder die ganze Nacht nicht geschlafen.

„Komm schon! Du solltest was essen!“ Sirius boxte ihn leicht.

„So schlimm wie das letzte Spiel wird das nicht!“ stimmte Forrest zu.

„Das will ich doch hoffen!“ murmelte James und schob sich ein paar Bissen rein.
 

Ein Stückchen weiter saßen Lily, Rachel und Alice am Tisch und beobachteten das Geschehen.

„Na, was meint ihr wer heute gewinnt?“ wollte Letztere wissen.

„Naja,…“ Lily zögerte. „Eigentlich wär es schon schön, wenn wir gewinnen…“

„… aber Potter ist ja in der Mannschaft!“ fügte Rachel mit leicht verzogener Miene hinzu.

Alice hob eine Augenbraue. „Was habt ihr gegen ihn? Er ist doch sehr talentiert und ein guter Ersatz für Zoe!“

„Das mag schon sein… aber er meint, ihm gehört hier alles, er hält sich nicht an Regeln… und stiftet zusammen mit Black ziemlich viel Unruhe!“ Lily rümpfte die Nase. „Außerdem meint er jeden hier verhexen zu können…“ Ihr Blick wanderte unmittelbar zu Severus, den die Rumtreiber erst diese Woche wieder in der Mangel gehabt hatten. Sie hatte in der letzten Zeit kaum mit ihm gesprochen und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er sich ein wenig verändert hat. Er hing nur noch mit Mulciber, Avery und Wilkes, vor allem aber auch mit den älteren Schülern Luxon, Lestrange und den beiden Blacks und das bereitete ihr große Sorgen.

„Kommst du?“ riss Rachels Stimme sie aus ihren Gedanken. „Alice ist schon mal vorgegangen!“ Erst jetzt bemerkte Lily, dass die Große Halle sich langsam leerte. Ihre beste Freundin musterte sie leicht besorgt. „Alles okay?“

„Ja… ja… alles in Ordnung, ich komme schon!“ Lily beeilte sich aufzustehen und folgte gemeinsam mit Rachel der Masse nach draußen zum Quidditchfeld.
 

Es war ein Frühlingstag, wie er im Bilderbuch stand. Die Sonne stand am Himmel und brachte milde Temperaturen mit sich.

„Ideale Bedingungen...“ meinte Forrest in der Umkleidekabine zuversichtlich. „Achtet auf jeden Fall darauf, dass ihr nicht von der Sonne geblendet werdet!“ sagte er zu Marcus und Arthur. „Und lasst Hutchser, Copperbottom und Darer auf keinen Fall zu Chadwick durch, verstanden?“

„Aye aye!“ Marcus salutierte grinsend.

„James, du bist klein und flink, dich sehen sie vielleicht nicht gleich auf das Tor zukommen. Jeffrey und Kate werden dir den Quaffel zuspielen, okay?“

James schluckte und nickte dann leicht. Beim letzten Mal hatte Forrest ihn nur zuspielen lassen, jetzt sollte er die Tore schießen.

„Mach dir keine Sorgen, gegen die Slytherins sind die Hufflepuffs ein Kinderspiel!“ meinte Kate grinsend.

„Nimm das nicht auf die leichte Schulter Kate! Hutchson hat ein starkes Team aufgestellt.“ erwiderte Forrest stirnrunzelnd. Die Jägerin verdrehte leicht die Augen, was er gekonnt ignorierte.

„Lasst uns gehen… es ist soweit!“ sagte er schließlich und schulterte seinen Besen.

Kurz darauf betraten sie unter Jubelschreien aus einem rot-goldenen und gelb-schwarzen Meer den Rasen.

Forrest und Hutchson gaben sich auf ein Zeichen der Schiedsrichterin die Hände und schon ging es los. Der Schnatz schoss in die Luft und mit ihm die Klatscher. Den Quaffel schickte Madam Winters hinterher. Kate schnappte ihn gleich vor der Nase von Hufflepuff-Jäger Copperbottom weg und preschte los. Jeffrey und James gleich an ihrer Seite. Mit einem geschickten Pass zu Jeffrey umging sie Darers Versuche ihr den Ball abzunehmen. Dieser gab ihn gleich weiter an James, der ihn in einem weiten Wurf direkt in das rechte Tor der Hufflepuffs beförderte. Die Gryffindors jubelten lauthals und James stieß grinsend die Faust in die Luft, die Nervosität war wie weggeblasen.
 

„Jaaaah, weiter so!“ rief Sirius begeistert. „Das wird unser Spiel!“

Remus lächelte zufrieden und Peter stimmte in den Gesang seiner Hauskameraden mit ein. Schon nach kurzer Zeit stand es sechzig zu null für Gryffindor. Obwohl die Hufflepuffs sehr stark waren, kamen sie doch nicht bis zu Chadwick vor. Jedenfalls nicht bis Hutchser mit einem geschickten Manöver James den Quaffel abnahm und gleich einen Konterangriff startete. Die schwarz-gelbe Menge jubelte über ihr erstes Tor.

Nach weiteren zwanzig Minuten stand es bereits Hundert zu Fünfzig. James ließ sich regelrecht feiern, da er bis jetzt jeden der Bälle selbst ins Tor gefördert hatte. Plötzlich lenkte sich die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf die beiden Sucher Forrest und Tretree, die beide den Schnatz entdeckt hatten. Während Rhoda Tretree hinter dem Schnatz herflog versuchte der Gryffindor-Kapitän es aus der anderen Richtung. Noch bevor er mit der Hufflepuff-Sucherin zusammenstoßen konnte, riss er den Besen hoch und umklammerte den kleinen goldenen Ball. Die Gryffindor-Kurve explodierte förmlich, während der Spielkommentator das Endergebnis förmlich ins Megafon brüllte.

„Gryffindor gewinnt mit Zweihundertfünfzig zu Fünfzig!“

Glückselig landete James inmitten der Mannschaft auf dem Boden. Forrest klopfte ihm auf die Schulter. „Gut gemacht, James!“ lobte er.

James grinste zurück und wurde auch schon kurz darauf von Sirius, Remus und Peter freudestrahlend empfangen.

Die Feier im Gryffindor-Gemeinschaftsraum ging bis in die Nacht hinein.
 

Auch ein paar Tage später ließ Lily der Gedanke an Sev nicht mehr los. Sie und Rachel saßen an diesem Spätnachmittag draußen und machten gerade ihre Hausaufgaben. Irgendwann konnte sie sich nicht mehr auf ihren Aufsatz in Zauberkunst konzentrieren und stand schließlich auf, als sie Severus in einiger Entfernung ausmachte.

„Wo willst du hin?“ fragte Rachel leicht verwundert.

„Ich muss mit Sev reden…“ mit diesem Satz war die Rothaarige auch schon verschwunden und Rachel sah ihr kopfschüttelnd hinterher.

Lily steuerte von hinten auf Sev zu. Sie musste etwas rennen, um in einzuholen.

„Warte, Sev!“ keuchte sie und er blieb stehen.

„Was gibt es, Lily?“ fragte er, während er sich zu ihr umdrehte.

Sie musterte ihn kurz. „Ich… Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist! Wir sehen uns ja kaum noch…“ meinte sie dann leise.

Severus seufzte leicht. „Es geht mir gut, Lily! Ich komme schon klar mit Potter und seinen Freunden!“ meinte er nachdrücklich.

Sie schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht… Mir ist aufgefallen, dass du immer öfter mit Lestrange, Luxon und den anderen potentiellen Todesserkandidaten herumhängst.“ Erwiderte sie besorgt. Ihr entging nicht, dass sich seine Augen überrascht weiteten, doch er fing sich schnell wieder. Ihre grünen Augen durchbohrten ihn regelrecht.

„Da besteht kein Grund zur Sorge!“ wehrte er ab, während er ihrem Blick standhielt.

„Ich mache mir aber Sorgen, Sev…“ erwiderte sie sanft.

Er lächelte sie an. „Glaub mir, das brauchst du wirklich nicht. Ich muss jetzt weiter. Wir sehen uns!“ Damit ließ er sie stehen und ging weiter.

„Ach Sev, was verbirgst du nur vor mir?“ murmelte sie leise vor sich hin, während sie ihm nachsah. Lily hatte wirklich große Angst, dass er in die falschen Kreise geraten könnte.

Jahr 3 - Die Ankündigung

Die folgenden Wochen vergingen wie im Flug und ehe sich alle versahen war es bereits Mai. James, Sirius, Remus und Peter erkundeten weiterhin das Schloss, wobei auch der Tarnumhang viel zum Einsatz kam. James hatte ihn eigentlich immer in der Tasche. Auf James kam Ende Mai schließlich noch das Finalspiel gegen Ravenclaw zu. Die Mannschaft hatte unermüdlich darauf hintrainiert, da sie unbedingt gewinnen mussten, um den Pokal zu bekommen, sonst würde Slytherin ihn in den Händen halten. Forrest gelang es im alles entscheidenden Spiel mit einem atemberaubenden Manöver den Schnatz zu fangen. Das brachte ihnen nicht nur den Sieg sondern auch den Pokal ein. James wollte ihn fast nicht weitergeben, als er ihn in den Händen hielt und ließ sich von seinen Freunden feiern. Kurz darauf fanden auch schon die Jahresabschluss-, ZAG- und UTZ-Prüfungen statt und so wurde es ruhiger im Schloss.
 

Erst zwei Wochen vor Ende des Schuljahres sollte noch einmal etwas Aufregendes passieren. Professor Dumbledore ließ vor dem Abendessen verlauten, dass es Neuigkeiten gab. Sofort erhob sich Gemurmel.
 

„Was er uns wohl mitteilen will?“ wollte James aufgeregt wissen.

„Keine Ahnung, vielleicht, dass Professor Binns endlich aufgibt?“ fragte Sirius hoffnungsvoll. „Oder, dass Filch wieder geht?“ Wenn es nach ihm ging, schnüffelte der Hausmeister viel zu oft in ihrer Nähe herum. Er hatte sie auch schon das eine oder andere Mal erwischt. Die Strafen, die darauf folgten, waren nicht gerade angenehm.

„Filch liebt seine Arbeit, ich glaube nicht, dass er so schnell geht!“ schmunzelte Remus und nahm sich eine Hähnchenkeule, Gemüse und ein paar Kartoffeln.

„Musst du mir meine Hoffnungen gleich wieder nehmen, Remus?“ schmollte Sirius gespielt, tat sich dann aber auch etwas von dem Essen auf den Teller.

„Ich bleibe nur realistisch, Sirius. Was du daraus machst, ist deine Sache!“ grinste der Braunhaarige zurück, woraufhin er die Zunge rausgestreckt bekam. „Das ist nicht nett, Sirius!“ tadelte er seinen Freund daraufhin und aß unbeirrt weiter.

James kicherte. Er fand es zu komisch, wie sich seine besten Freunde kabbelten.

„Findest du das etwa lustig?“ Sirius hob eine Augenbraue und zielte mit seinem Zauberstab auf James.

„Nein, ich würde euch doch niemals auslachen!“ antwortete dieser unschuldig grinsend.

„Na warte, das kriegst du zurück.“ Er schwang kurz seinen Zauberstab und schon hatte James Kürbissaft im Gesicht. „Geschieht dir Recht!“

Noch bevor dieser reagieren konnte, bereitete Professor Dumbledore dem ein Ende als er ans Rednerpult trat.

„Ich hoffe, ihr seid nach dem herrlichen Abendessen noch ein wenig aufnahmefähig.“, strahlte er in die Runde. Alle sahen ihn gespannt an und warteten was jetzt kommen würde. „Sehr schön!“

Er machte eine kurze Pause. „Um die Internationale magische Zusammenarbeit zu fördern, haben die Schulleiter der großen Zaubererschulen Aperia, Uagadou, Mahoutokoro, Castelbruxo und Vulwarry ein Schüleraustauschprogramm für das nächste Schuljahr erarbeitet. Zwischen November und April werden von jedem Haus aus den Jahrgängen zwei bis sechs jeweils vier Schüler die Chance erhalten, eine andere Schule, sowie ein anderes Land kennen zu lernen. Im Gegenzug werden wir in dieser Zeit Gäste aus den anderen Schulen bei uns beherbergen.“

Aufgeregtes Gemurmel und Getuschel erhob sich und Remus sah, wie die Augen von James und Sirius anfingen zu leuchten. Als der Schulleiter jedoch erneut die Stimme hob, wurde es wieder still.

„ Die Schüler aus dem 2. Jahrgang werden in die Schweiz nach Aperia gehen, diejenigen aus der 3. Klasse dürfen Castelbruxo in Brasilien kennen lernen. Die Schüler der 4. Stufe werden Uagadou in Afrika besuchen, die 5. Stufe Mohoutokoro in Japan und die 6. Klasse Vulwarry in Australien.“

Wieder machte Professor Dumbledore eine kurze Pause, in der sich erneut Stimmen erhoben und teilweise sogar Jubel ausbrach.

„Um die Auswahl möglichst fair zu gestalten, muss sich jeder Schüler, der teilnehmen möchte, dafür bewerben. Ebenso ist das Einverständnis der Eltern erforderlich. Die Lehrer werden sich dann beraten und euch die Entscheidung Anfang des nächsten Schuljahres mitteilen. Eure Hauslehrer werden euch in den nächsten Tagen die entsprechenden Formulare geben. Wenn ihr Interesse daran habt, dann füllt sie aus und lasst eure Eltern unterschreiben. Und nun wünsche ich euch eine Gute Nacht!“ Damit entließ er die Schüler in ihre Gemeinschaftsräume.

Überall wurde nun über diese einmalige Gelegenheit gesprochen. James und Sirius tauschten einen Blick. Jeder wusste vom anderen wie gerne er diese Chance nutzen würde. Allerdings wollten sie auch Remus nicht im Stich lassen. Als sie im Schlafsaal angekommen waren, war jedoch genau er, der den Schüleraustausch zur Sprache brachte.

„Wäre doch eine tolle Sache, nach Afrika zu gehen, oder?“ Er musterte die beiden schwarzhaarigen Jungen aufmerksam.

„Ja… schon…“ murmelte James. Ihm war sichtlich unwohl.

„Pff… als ob mir meine Eltern das erlauben würden!“ schnaubte Sirius und warf sich aufs Bett. „Mein lieber Bruder dürfte da so gar keine Probleme haben…“

„Mich nehmen die bestimmt nicht, ich bin viel zu unbegabt dafür!“ fügte Peter beschämt hinzu.

Remus verdrehte die Augen. Ihm war bewusst, warum sie irgendwelche Ausreden erfanden. Sie wollten nicht, dass er sich benachteiligt fühlte, weil er als Werwolf absolut keine Chance hatte den Schüleraustausch mitzumachen. Einerseits freute ihn das, doch andererseits konnten seine Freunde auch nicht ihr komplettes Leben nach ihm richten.

„Hört zu, ihr bewerbt euch, verstanden?“ sagte er energisch. „Die paar Monate werde ich schon klar kommen! Ich möchte nicht, dass ihr wegen mir solch eine Gelegenheit verpasst!“ Sein Ton ließ keine Diskussion zu.

Wieder wechselten James und Sirius einen Blick. „Ja, aber…“ fing Ersterer an, doch Remus unterbrach ihn.

„Kein Aber! Ich weiß doch, wie gern ihr dorthin gehen würdet! Und wer weiß, wann so etwas wieder stattfinden wird. Ihr solltet euch das wirklich nicht entgehen lassen! Das ist eine einmalige Chance!“ sagte er noch einmal bestimmt, lächelte dann aber.

„Ich bleibe hier.“ quiekte Peter sofort und alle sahen ihn überrascht an. „Mal ehrlich, ich habe doch sowieso kaum Chancen, weil ich nicht so begabt bin, wie ihr beide es seid.“

„Nur nicht so bescheiden Peter, ich finde, du hast dich ganz gut gemacht!“ erwiderte James.

„Trotzdem!“ gab der Kleinere zurück. „Ihr seid immer noch besser als ich!“

„Es geht ja nicht nur darum talentierter zu sein, wir brauchen ja auch die Erlaubnis von unseren Eltern!“ meinte Sirius missmutig.

„So pessimistisch kenne ich dich gar nicht, Sirius!“ grinste James und warf sein Kissen auf ihn. „Wo bleibt dein Kampfgeist?“

„Das hat mit Kampfgeist nichts zu tun!“ knurrte dieser und warf das Kissen zurück. „Du hast sie zwar noch nie persönlich kennengelernt, aber du weißt wie mein Vater drauf ist!“

„Was soll denn schon groß passieren, außer dass sie nein sagen?“ wollte James stirnrunzelnd wissen. Für ihn war die Familie Black ziemlich verkorkst, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie Sirius bestrafen würden nur weil er nach Afrika wollte.

Sein bester Freund antwortete darauf nicht mehr und zog die Bettvorhänge zu.

„Lass ihn, James. Vielleicht ist es besser, die Neuigkeiten erst einmal sacken zu lassen!“, meinte Remus seufzend, als der Schwarzhaarige Anstalten machte, die roten Vorhänge zurückzuziehen. „Wir sollten jetzt wirklich schlafen!“

Kurze Zeit Später war das Licht aus und alles still im Schlafsaal der Rumtreiber. Sirius lag auf dem Rücken und starrte an die Decke seines Bettes, während er überlegte, wie er seine Eltern davon überzeugen konnte nach Uagadou gehen zu dürfen. Er wollte so gerne dorthin.
 

In den folgenden Tagen sprach keiner der Rumtreiber mehr das Thema Afrika an bis Professor McGonagall am Freitag nach der Verwandlungsstunde die Anmelde-Formulare an die Gryffindor-Schüler verteilte. „Dies eine einmalige Gelegenheit für Sie. Überlegen Sie es sich dennoch sehr gut. Schließlich repräsentieren Sie dort auch unsere Schule. Wer sich für Afrika anmelden möchte, gibt die Formulare bitte ausgefüllt am ersten Schultag des neuen Schuljahres wieder bei mir ab.“ Mit diesen Worten entließ sie die Klasse.

Zusammen mit ihren Klassenkameraden gingen die Rumtreiber in die Große Halle zum Mittagessen.

„Und? Hast du eine Entscheidung getroffen?“ fragte James vorsichtig seinen besten Freund.

Sirius lächelte leicht und nickte dann schließlich. „Ich werde es versuchen! Sie können mir schließlich nicht den Kopf abreißen, nur weil ich sie frage ob ich dahin darf!“

„Das war doch meine Rede!“ grinste James frech aber auch ziemlich erleichtert zurück. „Außerdem wäre das viel zu langweilig ohne dich!“

Als sie am Tisch saßen, begannen Sirius und James gleich mit dem Ausfüllen der Formulare und sie waren nicht die Einzigen.

Ein Stück weiter waren Lily und Rachel ebenfalls in die Unterlagen vertieft.

„Wäre es nicht toll, wenn wir beide gehen könnten?“ wollte Rachel aufgeregt wissen.

„Solange Potter und Black nicht dabei sind!“ meinte Lily leicht stirnrunzelnd, dennoch leuchteten ihre Augen. „Aber es wäre schon sehr interessant eine andere Schule kennen zu lernen!“

„Denk doch nur, was wir dort alles sehen und erleben könnten.“, schwärmte ihre beste Freundin vor sich hin. „Ich habe gelesen, dass die Schüler in Baumhäusern wohnen und die Schule völlig versteckt in den Regenwäldern liegt. Das ist sicher sehr aufregend.“

„Und erst die Tierwelt.“, fügte Lily lächelnd hinzu.
 

Eine Woche später ging es auch schon in die Sommerferien. Die Rumtreiber wurden von ihren jeweiligen Eltern abgeholt und verabschiedeten sich voneinander.

„Also dann, wir schreiben uns!“ rief James seinen Freunden zu.

Kaum war er mit seinen Eltern kurze Zeit später zu Hause angekommen, fiel er auch schon mit der Tür ins Haus. Aufgeregt erzählte er seinen Eltern von der Möglichkeit zu einem Schüleraustausch nach Afrika und zeigte ihnen die Unterlagen.

„Das ist eine sehr weite Reise, Schatz.“ meinte Euphemia Potter nachdenklich

„Ich möchte trotzdem dahin, bitte!“ James setzte einen regelrechten Hundeblick auf, so wie immer, wenn er etwas wollte.

„Aber nur, wenn du keinen Unfug treibst! Sollte mir irgendwas zu Ohren kommen, während du in Afrika bist, hole ich dich persönlich dort ab.“ drohte Fleamont und James fing an zu strahlen.

„Das würde ich doch nie machen!“ meinte er so unschuldig, wie er nur konnte. Er wusste, dass sein Vater seine Drohung sowieso nicht wahrmachen würde. Er umarmte seine Eltern.

„Danke!“
 

Während James gleich die Erlaubnis bekam, hatte Sirius es da schon erheblich schwerer. Die Blacks saßen beim Abendessen als Regulus das Austauschprogramm ansprach. Sirius wusste gar nicht, dass Regu ebenfalls vorhatte sich dafür zu bewerben. Ihre Eltern hörten seinem Bruder interessiert zu, als dieser ihnen davon erzählte.

„Brasilien, ja?“ sagte Walburga. „Ist das nicht zu weit?“ ihr war es gar nicht wirklich Recht, dass ihr kleiner Liebling so weit weg sein würde.

„Castelbruxo ist wirklich eine gute Schule.“ sagte Orion. „Ich denke Regulus kann dort viel lernen. Außerdem ist es nur für ein paar Monate.“ Regulus strahlte seinen Vater an, der ihm ja somit gerade die Erlaubnis gegeben hatte. „Danke, Dad!“

Orion sah dann Sirius an und es schien fast so als ob sein Vater seine Gedanken lesen konnte.

„Wo soll es für die Viertklässler hingehen?“

Sirius zuckte leicht zusammen, als er förmlich ertappt wurde. „Afrika“ antwortete er, während er in seinem Gemüse herumstocherte.

„Uagadou also….“ sagte Orion leise. „Und?“ er musterte seinen Erstgeborenen genau. „Möchtest du nicht auch an dem Austauschprogramm teilnehmen?“

Sirius sah seinem Vater jetzt direkt in die Augen. „Ja, möchte ich!“

„Deine Leistungen in den nächsten Wochen werden darüber entscheiden ob du gehen darfst oder nicht.“ Orion wusste, dass er Sirius so unter Druck setzten konnte. „Streng dich an, dann unterschreibe ich das Formular.“

Sirius schluckte. Sein Vater wusste wie sehr er diesen Unterricht in den Dunklen Künsten hasste und Sirius gab sich nicht besonders große Mühe. Jetzt war er gezwungen sich anzustrengen und das würde er auch. Dafür war ihm der Schüleraustausch zu wichtig.
 

Lily hatte Sev seit Beginn der Ferien nicht mehr gesehen. Jeden Tag war sie an die Stelle gelaufen, an der sie sich in den Jahren zuvor regelmäßig getroffen hatten. Doch er war nicht da und sie begann sich Sorgen zu machen.

Schließlich fasste sie sich ein Herz und machte sich auf den Weg zum Haus der Snapes. Etwas zögerlich klingelte sie an der Haustür. Kurz darauf konnte sie laute Stimmen hören, wovon eine sich der Tür von innen näherte. Schließlich sprang diese auf und eine Frau, Sev nicht unähnlich, sah auf Lily. Ein unfreundliches „Ja?“ war alles was sie sagte, während sie Lily abschätzend musterte.

„Entschuldigen Sie die Störung!“ erwiderte Lily schüchtern. „Ist Sev da?“

Severus‘ Mutter ging gar nicht erst auf ihre Frage ein, sondern schrie jetzt regelrecht in das Haus. „SEVERUS! Hier ist jemand für dich!“ Ohne ein weiteres Wort an Lily zu richten, verschwand sie wieder im Haus, ließ jedoch die Tür offen stehen.

Nervös wartete Lily auf dem Treppenabsatz. Sie wusste, dass Sev es nicht leicht hatte mit seinen Eltern. Umso mehr verstand sie jetzt warum. Seine Mutter war keine einfache Zeitgenossin.

Schließlich tauchte Severus in der Tür auf. Seine Augen weiteten sich leicht vor Überraschung, während Lily über seinen Anblick regelrecht erschrak. „Ich hab dir doch gesagt, dass du nicht herkommen sollst.“ murrte er als Begrüßung und zog schnell die Tür hinter sich zu. Ihr bester Freund hatte ein blaues Auge und sah etwas mitgenommen aus.

„Was ist mit dir passiert? War das dein Dad?“ wollte sie schockiert wissen.

Severus sah etwas beschämt zu Boden und nickte dann schließlich. „Ist halb so schlimm!“ murmelte er.

„Warum?“ Sie konnte nicht fassen, dass ein Vater sein Kind schlug.

„Dad hasst alles, was mit Magie zu tun hat. Eigentlich dachte ich, dass ich mit Mum allein wäre, als ihr von dem Schüleraustausch erzählt habe. Aber Dad hatte sich lediglich im Keller verschanzt und ist regelrecht ausgerastet, als er das mitbekommen hat.“ erklärte Severus leise.

„Gibt es denn gar keine Möglichkeit, dir und deiner Mum zu helfen?“ wollte Lily behutsam wissen.

Severus lachte hohl. „Meine Mum würde das nie zulassen. Außerdem, wer soll schon groß helfen? Es bringt ja doch nichts!“

Lily seufzte. „Aber du weißt, dass du jederzeit zu mir kommen kannst! Ich mache mir wirklich Sorgen, Sev!“ Sie durchbohrte ihn regelrecht mit ihren grünen Augen.

„Lass uns zu unserem Lieblingsplatz gehen!“, wich er aus.

Sie gingen schweigend nebeneinander her, bis sie an dem Baum angekommen waren und sich setzten.

„Also, willst du dich für Uagadou bewerben?“ fragte Lily dann vorsichtig.

Severus nickte. „Klar, warum nicht? Ist doch sicher aufregend und ich bin weit weg… von all dem hier.“

Lily verstand nur zu gut, was er damit meinte. „Dann hast du also die Erlaubnis?“

Severus nickte. „Mum hat unterschrieben, bevor Dad dazwischen gegangen ist.“ Er grinste jetzt leicht.

„Oh Sev, das ist toll!“ rief Lily strahlend. „Meine Eltern haben auch unterschrieben. Stell dir nur vor, dass wir zusammen hin können!“

„Das wäre schön!“ gab Sev zurück. „Ich bin gespannt, wer sich sonst noch so anmeldet und wer schlussendlich dorthin darf!“

„Das klappt schon, Sev! Du musst nur daran glauben!“ sagte sie entschlossen. „Rachel bewirbt sich auch. Du wirst sehen, zu dritt werden wir noch richtig viel Spaß haben.“

Er lächelte leicht und lehnte sich zurück. „Hauptsache, ich muss Potter und Black nicht ertragen.“

„Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass die mitkommen dürfen…“ Remus hatte ihr erzählt, dass James und Sirius sich ebenfalls bewerben würden. „Die stiften doch viel zu viel Unruhe.“ erwiderte sie stirnrunzelnd.

„Wir werden sehen…“ murmelte Sev.
 

Die Ferien waren fast zu Ende und Sirius hatte noch immer keine Erlaubnis von seinem Vater, dass er an dem Schüleraustauschprogramm teilnehmen durfte. Gezwungenermaßen hatte er sich bei dem Unterricht seines Vaters anstrengen müssen. Regulus amüsierte sich köstlich darüber, dass Sirius diesmal spuren musste, und nicht wie sonst den Rebellen spielen konnte. Es waren gefühlt die schrecklichsten Sommerferien. Als wäre das noch nicht schlimm genug bekamen die Blacks eines Abends Besuch von Bellatrix. Sirius hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Seine Cousine hatte sich aber kein bisschen verändert. „Ah, der kleine Blutsverräter!“ sagte sie mit ihrem typischen, fiesen Grinsen zu ihm als sie ihn sah. Mehr wagte sie in Anwesenheit von Orion Black nicht zu sagen. Es war ihr aber anzusehen, dass sie Sirius gern noch mehr Gemeinheiten an den Kopf geworfen hätte. Zu allem Übel blieb sie zum Abendessen. Zuvor hatte sie sich lange mit seinem Vater unterhalten. Worum es dabei ging, wusste er nicht. Sie waren in sein Arbeitszimmer gegangen.

Während des Abendessens erhaschte Sirius einen Blick auf das Dunkle Mal an ihrem Unterarm. Es war kein Geheimnis, dass Bellatrix mittlerweile zum engeren Kreis Voldemorts gehörte. Sie prahlte innerhalb der Familie gerne damit.

Sie unterhielt sich während des Essens mit Regulus. Unter anderem ging es darum wie wohl er sich als Slytherin fühlte und mit wem er sich so angefreundet hatte. Bellatrix war höchst zufrieden mit seinem Werdegang. In ihren Augen hatte er sich genau die richtigen Freunde gesucht.

Dann kamen sie natürlich auch auf das Austauschprogramm zu sprechen.

„Interessant! Dumbledore schlägt ja ganz neue Wege ein.“ sagte Bellatrix überrascht. „Schade, dass Schulen wie Durmstrang und Koldovstoretz nicht dabei sind.“ Sie seufzte gespielt. „Diese beiden Schulen sind ihm aber wohl doch zu schwarzmagisch.“

„Die anderen Schulen sind auch um einiges interessanter.“ sagte Orion. „Wann sonst hat man schon die Gelegenheit nach Brasilien, Afrika, Japan oder Australien zu kommen und die dortigen Zaubererschulen kennenzulernen.“

Bellatrix Blick fiel dann auf Sirius, der es tunlichst vermieden hatte einen Mucks von sich zu geben. James‘ Tarnumhang wäre jetzt sehr nützlich gewesen, da er lieber unsichtbar gewesen wäre, als mit seiner verhassten Cousine an einem Tisch zu sitzen. Er konnte an ihrem gehässigen Grinsen erkennen, dass ihr irgendeine Gemeinheit durch den Kopf ging.

„Hab gehört du willst nach Afrika!“, sagte sie zu Sirius.

„Und wenn? Was dagegen?“ Sirius versuchte ruhig zu bleiben, er wollte Bella nicht den Gefallen tun und ihr ins Netz gehen.

„Noch habe ich meine Erlaubnis dazu nicht gegeben.“ sagte Orion ruhig aber bestimmt.

Sirius‘ Hoffnung die Erlaubnis zu bekommen, schrumpfte zusammen. Er wusste, dass sein Vater nicht zufrieden war mit seinen Leistungen. Für einen Moment herrschte Schweigen am Tisch bis Bellatrix das Wort ergriff.

„Ich würde ihn an deiner Stelle nach Afrika gehen lassen, Onkel. Warum nur Regu die Erlaubnis geben? Wie du selbst schon gesagt hast, bekommt er so schnell keine solche Gelegenheit mehr und er wird bestimmt viel dazulernen.“

Sirius fiel vor Schreck und Überraschung die Gabel aus der Hand, welche klirrend in seinem Teller landete. Er starrte seine Cousine an. Hatte er sich gerade verhört? Hatte Bellatrix sich gerade wirklich für ihn eingesetzt?

Auch Orion, Walburga und Regulus sahen Bellatrix einen Moment überrascht an.

„Vielleicht hast du Recht, Bella. Vielleicht sollte Sirius wirklich gehen.“ Orion musterte seinen Sohn, der Bellatrix immer noch entgeistert anstarrte, welche ihn mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht ansah.

Sirius wusste nicht was er davon halten sollte. Er hatte ein ungutes Gefühl. Warum sollte sich Bellatrix dafür einsetzen, dass er nach Afrika durfte? Sie hatte in seinem ersten Jahr versucht ihn umzubringen und das würde sie höchstwahrscheinlich wieder tun, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen würde. Vielleicht hoffte sie insgeheim, dass er von einem Löwen gefressen oder von einem Elefanten totgetrampelt wurde.
 

Zwei Tage vor Ferienende rief Orion Sirius zu sich und reichte ihm das unterschrieben Formular für die Anmeldung.

„Ich hoffe du weißt das du schätzen, Sirius! Deine Leistungen im Unterricht hätten besser sein können, sind aber dennoch zufriedenstellend. Du kannst mehr, das weiß ich!“ Orion wusste, dass es Sirius widerstrebte die Dunklen Künste zu erlernen, allerdings war sein Sohn ein ziemlich begabter Zauberer. Er würde schon noch den passenden Erben des Hauses Black aus ihm machen.

„Danke, Dad!“ Sirius hatte nicht damit gerechnet, dass er die Erlaubnis noch bekommen würde, daher war er jetzt umso überraschter. Er freute sich aber auch ungeheuerlich.

„Das letzte Wort hat immer noch Dumbledore, aber ich kann mir vorstellen, dass du gute Chancen hast ausgewählt zu werden.“

Sirius hätte zu gern gewusst, ob sein Vater seine Meinung wegen Bellatrix geändert hatte. Noch am selben Abend schrieb er James den erlösenden Brief mit der Nachricht, dass er sich auch anmelden würde.

Jahr 4 – Uagadou – Teil 1

Die Freude war groß, als James, Sirius und Peter sich am 01. September am Bahnhof King‘s Cross wiedersahen. Remus würde nachkommen, da Vollmond war.

Die ganze Fahrt über unterhielten sie sich über die Ferien, den bevorstehenden Schüleraustausch und alberten herum. Peter hatte sich dazu entschieden in Hogwarts zu bleiben, damit Remus nicht allein war. Er wusste wie sehr dieser darunter leiden würde, wenn Sirius und James für mehrere Monate weg sein würden, daher wollte zumindest er für Remus da sein. Peter war sich sicher, dass die beiden ausgewählt werden würden.
 

Noch bei ihrer Ankunft wurden die unterschriebenen Antragsformulare für den Schüleraustausch eingesammelt. Dumbledore verkündete bei seiner Willkommensrede, dass die Auswahl der Schüler in den nächsten Tagen stattfinden und die Hauslehrer die Entscheidung dann bekannt geben würden. Die erste Schulwoche zog sich dahin wie zäher Kaugummi.

Am Sonntagmorgen beim Frühstück brachte ein aufgeweckter Erstklässler, Sirius und James eine Nachricht von Professor McGonagall.

„Wir sollen um zehn in ihr Büro kommen.“ las James vor und tauschte einen Blick mit seinen Freunden.

„Höchstwahrscheinlich wegen dem Schüleraustausch.“ sagte Remus grinsend. „Großartig was angestellt habt ihr ja noch nicht. Mal abgesehen von der kleinen Auseinandersetzung mit Peves am Donnerstag.“ Remus war froh, dass sich seine beiden besten Freunde diese Chance seinetwegen nicht entgehen ließen.
 

Die beiden Gryffindors machten sich kurz vor zehn auf den Weg zum Büro ihrer Hauslehrerin und waren etwas verwundert, als sie vor der Tür auf Lily und Rachel trafen.

„Sagt jetzt bitte, dass ihr wegen einer Strafarbeit hier seid und nicht wegen des Schüleraustauschs!“ flehte Lily die beiden schon fast an. Es war vorgesehen, dass aus jedem Haus zwei Jungs und zwei Mädchen am Schüleraustausch teilnehmen würden.

„Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, Evans!“ James grinste Lily an.

„Ich glaube ich melde mich wieder ab!“ sagte Lily trocken. Die Aussicht fünf Monate mit Potter und Black in Afrika zu verbringen war der blanke Horror. Sie hoffte inständig, dass auch Severus ausgewählt wurde.
 

Gemeinsam betraten die Vier das Büro ihrer Hauslehrerin.

„Oh schön! Da sind Sie ja schon!“ sagte ihre Lehrerin freundlich zu ihnen. McGonagall saß an ihrem Schreibtisch und deutete an, dass die vier sich auf die bereitgestellten Stühle davor setzen sollten, was die Gryffindors auch taten. „Ich nehme an Sie wissen warum sie hier sind.“ sagte sie ohne Umschweife. „Sie Vier wurden ausgewählt am Schüleraustauschprogramm mit Uagadou teilzunehmen.“

„Das ist große Klasse, Professor! Danke!“ James freute sich wie ein Schneekönig.

„Sie repräsentieren unsere Schule und daher hoffe ich, dass Ihnen bewusst ist, dass wir von Ihnen erwarten sich zu benehmen und gute Leistungen zu zeigen.“ Professor McGonagall hatte jetzt plötzlich eine strenge Miene aufgesetzt und musterte ihre Schützlinge. „Anfang November werden Sie gemeinsam mit den Teilnehmern der anderen Häuser nach Uagadou reisen.“ Sie reichte jedem von ihnen einen Briefumschlag. „Alle notwendigen Informationen für die Reise finden Sie in den Umschlägen. Lesen Sie diese sorgfältig durch. Die Abreise ist für den 10. November geplant. Sollten Sie noch Fragen dazu haben, zögern Sie bitte nicht zu mir zu kommen.“

„Stehen die Teilnehmer der anderen Häuser auch schon fest, Professor?“ fragte Lily ihre Lehrerin, welche nickte. „Professor Dumbledore wird Sie alle zusammen vor der Reise noch zu einem abschließenden Gespräch zu sich rufen. Mr Potter und Mr Black, Sie beide bleiben bitte noch kurz. Miss Evans und Miss Ridge, Sie dürfen gehen.“

Lily und Rachel verließen daraufhin das Büro ihrer Lehrerin. Sie fragten sich was Professor McGonagall noch mit James und Sirius besprechen wollte. Die beiden waren auf ihren Plätzen sitzen geblieben und sahen ihre Lehrerin fragend an.

„Sie beide sollen wissen, dass Professor Dumbledore sich sehr für Sie eingesetzt hat und er Sie ausgewählt hat, obwohl ich dagegen war.“ sagte sie. „Daher erwarte ich von Ihnen beiden absolute Disziplin und gutes Benehmen. Sollte mir etwas Gegenteiliges zu Ohren kommen, wird das ein Nachspiel haben!“

Damit hatten Sirius und James jetzt nicht gerechnet. Beide schluckten einmal. „Wir haben verstanden, Professor!“ entgegneten sie gleichzeitig.

„Ich weiß, dass Sie sehr begabte, junge Zauberer sind, aber Sie haben auch viel Blödsinn im Kopf. Blamieren Sie unsere Schule nicht!“ ihr Ton war jetzt wieder etwas sanfter und nicht ganz so streng. „Sie dürfen gehen!“
 

James und Sirius verließen ohne ein weiteres Wort zu sagen das Büro der Verwandlungslehrerin und machten sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum.

„Dass sie uns nicht leiden kann, war mir klar, aber gleich so?“ Sirius war wirklich etwas geschockt, dass McGonagall anscheinend verhindern wollte, dass er und James nach Afrika gingen.

„Vielleicht sollten wir uns dieses Jahr tatsächlich etwas zusammen reißen…“ meinte James nachdenklich und erntete dafür einen empörten Blick seines besten Freundes. „…nur bis wir aus Afrika wieder zurück sind.“ fügte er hinzu und Sirius atmete aus.
 

„Und ich dachte schon, du wirst vernünftig!“ grinste dieser.

„Hör zu, du weißt genau, dass ich ohne unsere Streiche nicht leben kann. Aber mir ist es genauso wichtig diesen Austausch zu machen. Das verstehst du doch?“ James sah ihn ernst an.

„Niemand versteht das besser als ich, sonst hätte ich diesen bescheuerten Unterricht meines Vaters in den Ferien nicht so ernst genommen!“ knurrte Sirius zurück. „Danke, dass du mich daran erinnerst.“

„Tut mir leid!“ ruderte James zurück und eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander weiter zum Gemeinschaftsraum. "Ich wollte wirklich nicht…“ versuchte er sich noch einmal zu entschuldigen.

„Schon gut…“ winkte Sirius ab und grinste jetzt wieder. „Wir haben unser Ziel erreicht, nur das zählt!“ meinte er, während sie durch das Portraitloch kletterten.

„Na, jetzt darf man ja wohl offiziell gratulieren!“ Remus und Peter kamen ihnen bereits lächelnd entgegen. „Lily und Rachel haben es uns erzählt. Die zwei scheinen nicht gerade begeistert zu sein, dass ihr dabei seid.“

„Ich verstehe immer noch nicht, warum du so gut mit ihnen auskommst, Remus!“ murrte James, doch die Freude überwog eindeutig und er fing an zu strahlen wie ein Honigkuchenpferd.

„Und was wollte Professor McGonagall dann noch von euch?“ wollte Remus wissen.

Sirius verschränkte die Arme. „Sie hat uns nur wissen lassen, dass Professor Dumbledore sich für uns eingesetzt hat. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie uns nicht ausgewählt…“

„… weil sie Angst hat, dass ihr Unsinn anstellt…“ murmelte Remus. „Verstehe…“

„Naja, sie hat ja nicht ganz unrecht oder?“ quiekte Peter dazwischen.

„Danke, Peter. Davon haben wir heute schon genug gehört!“ Sirius rollte genervt mit den Augen, sodass der Kleinere ängstlich den Kopf einzog. „Evans und Ridge haben auch nicht gerade Luftsprünge gemacht!“

„Ich bin jedenfalls gespannt, wer aus den anderen Häusern noch mitkommt!“ meinte James unvermittelt, während sie sich an den Kamin setzten.

„Von mir aus können alle Slytherins hier bleiben!“ seufzte Sirius, während er sich fragte, ob sein Bruder zur Auswahl nach Brasilien gehörte.
 

„Wir werden ja noch sehen, wer noch dabei ist. Jetzt zeigt doch mal die Informationen!“ forderte Remus sie neugierig auf.

James und Sirius taten wie geheißen und öffneten die Umschläge, die sie von Professor McGonagall bekommen hatten. Gemeinsam lasen sie sich die Informationen durch.

Kurz darauf kam Marcus Grossstone auf James zu. Er war der neue Kapitän der Gryffindor-Quidditchmannschaft.

„Glückwunsch, James. Das wird sicher toll in Afrika!“ gratulierte er seinem Jäger. „Wann geht’s los?“

„Am 10. November!“ antwortete James sichtlich stolz, dass er ausgewählt wurde.

„Das bedeutet du kannst das erste Spiel noch spielen!“ schlussfolgerte Marcus erfreut. „Wenn du in Afrika fleißig trainierst, kannst du vielleicht sogar das zweite spielen, wenn ihr wieder da seid!“

Daran hatte James noch gar nicht gedacht. Vor lauter Freude am Schüleraustauschprogramm teilzunehmen hatte er seinen Platz in der Quidditchmannschaft regelrecht vergessen.

„Oh, das hätte ich beinahe vergessen!“ gab er zu. „Klar! Ich spiele auf jeden Fall und trainieren werde ich auch!“ James wollte seinen Platz in der Mannschaft auf jeden Fall behalten.

„Gut, dann bin ich ja beruhigt!“ Marcus klopfte ihm auf die Schulter. „Wir sehen uns beim Auswahltraining des neuen Suchers!“

Erleichtert setzte sich James wieder auf den Boden zu seinen Freunden.
 

Am Spätnachmittag hielt Lily es nicht mehr aus.

„Warte mal, wo willst du denn so schnell hin?“ keuchte Rachel unterdessen atemlos, während sie hinter ihrer besten Freundin her hastete. Lily schien ein ganz bestimmtes Ziel zu haben.

Sie blieb abrupt stehen. „Kannst du dir das nicht denken? Ich will wissen, ob Sev auch nach Afrika mitkommt. Sonst halte ich das nicht aus mit Potter und Black!“

„Oh…“ machte Rachel nur, da jetzt der Groschen fiel. „Willst du jetzt das ganze Schloss nach ihm absuchen? Er könnte ja auch im Slytherin Gemeinschaftsraums ein!“

„Ich hab da so ne Ahnung wo er ist… los, weiter!“ drängte Lily und lief weiter in Richtung Kerker. Schließlich fanden sie Severus im Nebenraum vom Zaubertrank-Klassenzimmer, den er ab und zu nutzte.

„Hey Sev…“

Angesprochener zuckte leicht zusammen, da er mit dem Rücken zu ihnen stand. Er war ziemlich konzentriert gewesen, daher hatte er sie nicht gehört.

„Hey Lily…“ erwiderte er schließlich, als er sich zu den beiden Mädchen umgedreht hatte. „Hallo Rachel… was führt euch zu mir?“

„Was braust du denn da?“ fragte die Rothaarige neugierig und warf einen Blick in den Kessel.

„Ach, nur ein kleines Experiment.“, winkte er ab. „Du weißt doch, wie oft ich hier bin…“ Lily kam es so vor, als ob er sich ertappt fühlte, aber sie bohrte nicht weiter nach.

„Also, was gibt es?“, hakte er noch einmal nach.

„Bitte sag mir, dass du auch nach Afrika gehen darfst!“, begann seine beste Freundin ohne Umschweife, dabei wurde ihr Blick fast schon flehend.

Severus hob fragend eine Augenbraue.

„Professor McGonagall hat uns eben mitgeteilt, dass wir gehen dürfen, aber dreimal darfst du raten, wer aus unserem Haus noch gehen darf!“ fügte Rachel mit einem Seufzer hinzu.

„Potter und Black? Das ist eine ziemliche…. Überraschung!“ Selbst Severus hatte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet die beiden größten Unruhestifter der Schule an dem Austauschprogramm teilnehmen durften.

„Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als wir die beiden vor der Tür von Professor McGonagalls Büro getroffen haben.“ Jammerte Lily. „Ich überlege ernsthaft, mich da wieder abzumelden! Ich habe schließlich keine Lust darauf von den beiden in Afrika blamiert zu werden…“

„Und mich im Stich lassen? Seit wann bist du so egoistisch, Lily?“ Severus konnte nicht umhin zu grinsen.

„Das heißt, du kommst mit? Oh, das ist wundervoll, Sev!“ jauchzte sie nun regelrecht vor Freude. „Das wird so aufregend…“

„Bleibt die Frage, wie Potter und Black sich aufführen werden. Dann könnte es tatsächlich ziemlich aufregend werden.“, murmelte er.
 

„Ich glaube schon, dass den beiden klar ist, dass der Ruf der Schule auf dem Spiel steht. Und ich vermute, dass Professor McGonagall sie auch deswegen noch dabehalten hat.“, erwiderte Rachel nachdenklich.

„Ich gebe dir vollkommen Recht. McGonagall sah wirklich nicht so glücklich aus über die Wahl. Andererseits sind sie ja auch talentiert…“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wäre sie am liebsten im Boden versunken. Sie konnte nicht fassen, was sie gerade gesagt hatte. Sev und Rachel starrten sie entgeistert an.

„Ich hätte nie gedacht, dass du Potter und Black ein Lob aussprichst. Lass sie das bloß nicht hören, sonst wird ihr Ego noch größer, als sowieso schon!“ knurrte Sev und wandte sich wieder dem brodelnden Kessel zu.

Lily seufzte leise. Auch wenn er seine undurchsichtige Maske aufgesetzt hatte, so konnte sie doch ein wenig Enttäuschung in seinem Gesichtsausdruck erkennen. „Sev, du solltest mich inzwischen gut genug kennen, um zu wissen, dass ich lieber mit einem Flubberwurm Freundschaft schließen würde, als mit den beiden!“ erwiderte sie energisch.

Er schwieg eine Weile, dann sah er sie an. „Na, die Freundschaft wird sicherlich wunderbar werden!“ kommentierte er trocken, allerdings konnte er ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken.

„Haha, sehr witzig!“ Sie streckte ihm die Zunge raus.

„Wer kommt denn eigentlich noch mit von den Slytherins?“ fragte Rachel dazwischen.

„Charles Avery, Laura Huntington und Carol Matthews…” antwortete er, während er die beiden Mädchen musterte.

Lily verzog leicht das Gesicht. Mit den Mädchen hatte sie nicht viel zu tun gehabt bisher, aber dass Avery mitkommen würde, gefiel ihr ganz und gar nicht. „Avery hat auch nicht gerade den besten Ruf!“

„So schlimm ist er nicht! Jedenfalls nicht so wie Potter und Black…“ fügte er hinzu.

„In anderer Hinsicht schon!“ widersprach sie und verschränkte die Arme vor der Brust.

Diesmal seufzte Severus, sagte jedoch nichts mehr dazu. Er begann den Trank in Phiolen zu füllen und aufzuräumen. Zusammen mit Lily und Rachel verließ er die Kerker.
 

In den folgenden Wochen ging der Unterricht seinen gewohnten Gang und es wurde auffällig still um die Rumtreiber. James und Sirius ließen sogar Severus weitgehend in Ruhe, was Lily und Rachel umso mehr überraschte. Offenbar war den beiden der Austausch doch wichtiger, als sie dachten. Und doch waren die Jungs ihnen immer noch nicht sympathisch, da sie nun bei jeder Gelegenheit damit angaben nach Afrika reisen zu dürfen. Mit der Zeit erfuhren die vier auch, wer noch mitging. Für Ravenclaw waren es Rebecca Adams, Olivia Turner, Ethan Lloyd und Daniel Price. Aus Hufflepuff würden Sara Stone, Charlotte Lewis, Tony Cox und Dylan Chapman die Gruppe vervollständigen. James war mehr als wütend, als er erfuhr, dass Severus ebenfalls ausgewählt wurde. Und auch über Avery waren er und Sirius überhaupt nicht begeistert.

„Nur weil ihr sie nicht leiden könnt, heißt das nicht, dass sie nicht mitdürfen, oder?“ seufzte Remus, der langsam genug von dem Gejammer der beiden hatte. Sie saßen gerade im Gemeinschaftsraum über ihren Zauberkunstaufsätzen, während er selbst vor Alte Runen saß.

„Mir wäre es lieber gewesen, wenn sie keinen einzigen Slytherin mitschicken würden.“ Brummte James mies gelaunt. „Aber, dass es ausgerechnet Snape sein muss…!!“

„Jaaaaah, und Avery…“ fügte Sirius augenrollend hinzu. „Der ist auch nicht besser!“

„Ihr müsst ja nicht ständig mit ihnen zusammen hängen.“ erwiderte Remus ungerührt. „Es gibt genügend andere, mit denen ihr euch anfreunden könnt. Schließlich geht es nicht darum, mit wem ihr dort seid, sondern um die internationale magische Zusammenarbeit, die dadurch gestärkt wird. Rose jedenfalls ist richtig neidisch auf das, was ihr dort lernen werdet und die Menschen, denen ihr begegnen werdet! Sie hatte sich auch beworben, wurde aber nicht ausgewählt.“

James und Sirius sahen sich kurz an. Vergessen war der Ärger über Snape und Avery. „Rose? Sag mal, haben wir da was nicht mitbekommen?“ grinste Ersterer dann.

„Was? Nein, wir unterhalten uns ab und zu, wenn ich ihr bei Alte Runen helfe!“ entgegnete Remus, konnte jedoch nicht verhindern verlegen dabei zu klingen.
 

Wieder tauschten seine Freunde einen vielsagenden Blick. „Wirklich Remus? Alte Runen? Du bist wirklich gerissen, weißt du das?“ meinte Sirius ebenfalls grinsend und klopfte ihm auf den Rücken. „Gratuliere! Du bist der erste in dieser Runde, der eine Freundin hat!“

„Sie ist nicht meine Freundin!“ wehrte Remus sich, klang dabei jedoch wenig überzeugend.

„Und das sollen wir dir glauben? Du klingst eher, als fühltest du dich ertappt.“ zog James ihn weiterhin auf.

„Ja genau, gib es doch zu…“ fügte sein bester Freund hinzu.

„Was soll ich zugeben?“ fragte der Braunhaarige verwirrt und verlegen zugleich. In solchen Momenten wäre es ihm lieber gewesen nicht mit den beiden befreundet zu sein.

„Du wirst ja ganz rot!“ zog Sirius ihn weiter auf.

Jetzt lief Remus vollends rot an, sagte jedoch nichts dazu. Vielmehr versuchte er sich wieder auf seinen Aufsatz zu konzentrieren.

„Aha!“ James sprang triumphierend auf. „Also ist sie deine Freundin!“

„Ach, lasst doch den Unsinn endlich!“ zischte Remus nun leicht wütend zurück, dem das Ganze nun zu viel wurde. „Das wird nie ein Thema für mich sein! Das wisst ihr ganz genau!“

„Reg dich ab, wir wollten dich nur ein bisschen aufziehen!“ seufzte James. In dieser Hinsicht war mit Remus wohl wirklich nicht zu spaßen.

„Ja, das war nur Spaß!“ fügte Sirius hinzu, der ebenfalls merkte, dass sie eine Grenze überschritten hatten.

Remus warf den beiden noch einen wütenden Blick zu und widmete sich dann wieder seinem Aufsatz.
 

Eine Weile arbeiteten sie still vor sich hin, bis James und Sirius ihre Schulsachen zusammen räumten und sich dem Thema Afrika widmeten.

„Irgendwie ist es doch seltsam, dass nichts davon in den Unterlagen steht, wo sich Uagadou befindet...“ murmelte James.

„So seltsam ist das gar nicht. Schließlich ist auch nicht bekannt, wo sich Hogwarts befindet, oder?“ ertönte plötzlich eine allzu bekannte Stimme hinter ihnen. Die Jungs drehten sich zu ihr um und erblickten Lily und Rachel.

„Ja, aber das muss ja auch nicht zwangsläufig für andere Schulen gelten, Evans.“ erwiderte Sirius.

„Natürlich, das gilt für jede magische Schule auf der gesamten Welt. Keine von ihnen möchte ihren genauen Standort verraten, weil jede so einzigartig ist, dass sie ihre Geheimnisse bewahren möchte.“ erklärte Rachel besserwisserisch.

„Dann frage ich mich, warum sie einen Schüleraustausch organisieren, wenn sie ihre Geheimnisse bewahren möchten? Ergibt ja dann überhaupt keinen Sinn.“ James rollte leicht mit den Augen.

Lily hatte sofort die Antwort parat. „Weil es einfach darum geht, Freunde auf der ganzen Welt zu finden, was die internationale magische Zusammenarbeit fördert. Und so etwas lässt sich am Besten in der Schulzeit durchführen.“

„Aber ich glaube nicht, dass das der Grund ist, warum ihr mit wolltet, hab ich Recht?“ grinste Rachel sie an. Die beiden setzten sich zur Überraschung der Jungs in die noch freien Sessel.

„Was macht dich da so sicher, Ridge?“ wollte Sirius von ihr wissen. „Das mit den Streichen habt ihr uns ja gründlich vermasselt!“

„Wie ich bereits sagte, hat jede Schule ihr Geheimnis…“ Wieder einmal durchbohrte sie ihn mit ihren blauen Augen. „Und es ist ein offenes Geheimnis, dass ihr im Schloss herumschleicht…“

„Wir sind nun mal neugierig!“ verteidigte er sich.

„Passt bloß auf, dass eure Neugierde euch und vor allem das Haus Gryffindor nicht in Schwierigkeiten bringt.“ Ergänzte Lily.
 

„Das sind ja ganz neue Töne. Bist du etwa besorgt um uns, Evans?“ grinste James sie an, woraufhin sie die Augen verdrehte.

„Und wovon träumst du nachts, Potter?“

„Hoffentlich nicht von dir!“ Sein Grinsen wurde immer breiter bis ein Kissen in seinem Gesicht landete.

„Apropos Traum, habt ihr das auch gelesen, dass die Kinder die Einladung nach Uagadou nicht per Brief sondern per Traumbotschaft im Schlaf bekommen?“ fragte Rachel aufgeregt dazwischen.

„Ja, ich frage mich, ob die das mit uns auch machen…“ überlegte Sirius.

„Wohl eher nicht, wir sind ja schon in der Schule… die machen das ja nur mit denen, die in die Schule kommen…“ entgegnete Lily ebenfalls nachdenklich.

„Ich bin ja eher gespannt auf die Zauber… angeblich benutzen sie gar keine Zauberstäbe…“ meinte James schwärmerisch.

„Das ist aber ziemlich schwer, oder? Ich meine, zauberstablose Magie lernen wir doch erst ab dem 6. Jahr…“ erwiderte Rachel stirnrunzelnd. „Genauso wie nonverbale Magie!“

„Nonverbale Magie?“ Lily sah sie mit großen Augen an. „Gibt es das etwa auch?“

„Klar! Es gibt Zauber, die nur mit den Gedanken ausgeführt werden können. Aber das erfordert viel Konzentration, was auch für die zauberstablose Magie gilt. Deswegen lernen wir das erst in zwei Jahren.“

„Na, so schwer wird das schon nicht sein!“ grinste Sirius selbstsicher.

„Genau, sonst würden die das in Afrika ja gar nicht von Anfang an lernen.“ Stimmte James zu.

Rachel rollte leicht mit den Augen und tauschte einen Blick mit Lily. „Wir werden ja sehen, ob das so einfach ist.“ Die beiden Mädchen standen auf. „Wir sehen uns dann…“ Mit diesen Worten verabschiedeten sie sich. James und Sirius waren sich nicht sicher was diese freundschaftliche Annäherung der beiden zu bedeuten hatte. War das nicht gerade das erste Mal gewesen, dass sie ein normales Gespräch geführt hatten?
 

An einem Wochenende Mitte Oktober fand schließlich ein Treffen aller Sechzehn Viertklässler, die nach Uagadou reisen würden, im Raum hinter der Großen Halle statt. Professor Dumbledore hatte zu diesem Treffen eingeladen, um die Schüler auf die Reise vorzubereiten.

„Herzlich willkommen zu dieser kleinen Runde.“ eröffnete Dumbledore die Runde vergnügt, nachdem alle Platz genommen hatten. Es war deutlich zu erkennen, dass es Rivalitäten unter den Häusern gab. Zwar kannten sich alle aus dem Unterricht, aber so richtig wollte keiner etwas mit den anderen Häusern zu tun haben. Einzig Lily, Rachel und Severus schien das alles egal zu sein. Die Drei saßen nebeneinander, was den übrigen Slytherins und auch James und Sirius gar nicht passte.

„Bevor es für euch nach Uagadou geht, möchte ich euch noch ein paar Worte mit auf den Weg geben! Denkt daran, dass in Afrika andere Sitten und Gebräuche herrschen. Dementsprechend sind auch die Strafaufgaben strenger und auch nicht ungefährlich!“ fuhr der Schulleiter fort.

James und Sirius tauschten einen Blick. Irgendwie klang das so gar nicht nach Spaß.

„Wie ihr auch sicherlich schon gelesen habt, zaubern die Schüler von Uagadou ohne jegliche Hilfsmittel. Ihr werdet Zusatzunterricht bekommen, in dem ihr lernen werdet, ohne Zauberstab zu zaubern.“

„Müssen wir unsere Zauberstäbe dann auch abgeben?“ wollte Ethan Lloyd wissen. Ihm schien diese Aussicht nicht zu gefallen und er erntete zustimmendes Gemurmel von den anderen.

Professor Dumbledore schüttelte den Kopf. „Nein, das müsst ihr nicht. Diese Magie dort ist höhere Magie, die ihr normalerweise erst in zwei Jahren erlernt. Ihr dürft eure Zauberstäbe behalten!“

„Wie werden wir denn eigentlich nach Uagadou kommen?“ fragte nun Sara Stone aus Hufflepuff.
 

„Ah ja… eine berechtigte Frage. Die Schulleiter haben beschlossen, dass es der einfachste und schnellste Weg ist, euch per Portschlüssel an einen nahen Punkt an der Schule zu bringen. Dort werdet ihr dann von der Schulleiterin empfangen und zur Schule selbst gebracht. Auf welchem Wege dies geschehen wird, kann ich euch allerdings nicht sagen. Professor Zola Mahalia macht ein sehr großes Geheimnis daraus, also wird es wohl eine Überraschung werden.“ Der Schulleiter lächelte vergnügt. „Ihr müsst wissen, dass es die Genehmigung vom Zaubereiministerium erfordert einen Portschlüssel herzustellen, daher wird es pro Jahrgang nur einen geben!“ Sowohl James und Sirius als auch die Slytherins verzogen die Gesichter bei diesem Satz. Keinem von ihnen gefiel es sich an ein und demselben Portschlüssel zu klammern. „Was mich gleich zum nächsten und letzten Punkt bringt.“ fuhr er fort, da ihm die Blicke nicht entgangen waren. „Ich möchte euch nahelegen, die Zeit in Afrika zu genießen und nicht mit Rivalitäten zu verbringen. Streitigkeiten werden euch nicht helfen, euch dort einzuleben. Zusammenhalt macht euch stark. Vergesst das nicht! Ganz abgesehen davon, dass gerade die Feindschaft zwischen den Häusern Gryffindor und Slytherin dem guten Ruf von Hogwarts schaden würde…“ Er musterte sie alle eindringlich, jedoch blieb sein Blick bei Sirius, James, Severus und Charles etwas länger haften.

„Nur, wenn die sich auch benehmen!“ knurrte Sirius mit verschränkten Armen leise zu James, der zustimmend nickte und besonders finstere Blicke in Richtung Severus warf. Dieser starrte feindselig zurück.

„Ich vertraue darauf, dass ihr Hogwarts keine Schande bereiten werdet.“ schloss der Schulleiter das Treffen und die Schüler verließen nach und nach das Klassenzimmer.

„Na super, so langsam kommt mir das Ganze vor wie eine Strafe…“ seufzte Sirius auf dem Weg zum Gryffindor-Turm.

„Hey, lass dich nicht so runterziehen! Wir gehen den Slytherins einfach aus dem Weg, dann hat sich die Sache erledigt. Wir sollten das Beste daraus machen. Schließlich wollen wir doch viele neue Sachen lernen.“ Versuchte James seinen besten Freund aufzumuntern.

„Ja, genau! Dich möchte ich mal sehen, wie du Snape aus dem Weg gehst!“ grinste Sirius zurück und wurde prompt dafür geboxt. „Aber vielleicht hast du Recht! Wir sollten uns auf Uagadou konzentrieren, nicht auf die Slytherins!“
 

Am Wochenende des 09. und 10. Novembers war es dann soweit. Da auf die Zeitverschiebung in den jeweiligen Ländern geachtet werden musste, reisten die Fünft- und Sechstklässler mit Hilfe von Portschlüsseln bereits am Samstagmorgen nach Japan und Australien. Gegen Mittag desselben Tages kamen die Gäste aus Japan und Australien an, welche natürlich die Attraktion des Tages waren. Sie wurden traditionell vom Sprechenden Hut auf die Hogwartshäuser verteilt und bekamen sogar Hogwarts-Umhänge. Am Spätnachmittag reisten die Schweizer Schüler an und die Zweitklässler aus Hogwarts machten sich auf den Weg. Alles lief nach Plan. Am Sonntag sollten zunächst die Viertklässler um elf Uhr nach Afrika aufbrechen, während die Drittklässler um 17 Uhr ihre Reise nach Brasilien antreten würden.

Der Abschied fiel James und Sirius doch schwerer als gedacht. Sie hatten nach wie vor ein schlechtes Gewissen, Remus und Peter allein zurückzulassen.

Um halb elf versammelten sich die ausgewählten Hogwartsschüler wieder im Raum hinter der Großen Halle. Nachdem Professor Dumbledore nochmals ein paar Worte an alle richtete ging es danach schon los. Der Portschlüssel aktivierte sich und brachte sie in eine völlig fremde Welt.
 

Das erste was die Hogwartsschüler von Afrika wahrnahmen war die schwüle Hitze. Sie waren am Fuß eines großen Gebirges angekommen, umgeben von tropischer Vegetation auf einer kleinen Ebene – Mitten im Nirgendwo. Sie konnten alle gar nicht anders als ihre Umgebung für einen Moment sprachlos zu bestaunen. Das Geschrei von Affen und Vögeln war zu hören.

„Wahnsinn….“ flüsterte Laura Huntington von den Slytherins fast schon ehrfürchtig.

Eine Frau, schätzungsweise um die fünfzig kam auf die Gruppe zu. Sie war groß, hatte dunkelbraune Haut und trug ein knöchellanges, hellgelbes Gewand mit einem braunen, reichlich verzierten Gürtel und einen orangen Umhang. Dazu noch ein farblich passendes Kopftuch, welches wie eine Art Turban gebunden war. „Herzlich Willkommen in Uagadou oder wie wir hier sagen würden – Karibu!“ Sie musterte die Neuankömmlinge. „Ich bin Professor Zola Mahalia, die Schulleiterin von Uagadou!“ stellte sie sich vor. „Folgt mir bitte!“ Die Hogwartsschüler folgten der Schulleiterin, welche irgendwie eine leicht einschüchternde Wirkung hatte. Sie führte sie einen kleinen Pfad in Richtung Gebirge hinauf, mitten durch eine dichte Baumgruppe zu einem Plateau. „Wir könnten den Rest des Weges auch noch zu Fuß gehen, allerdings würde das mehrere Stunden dauern und es wäre sehr gefährlich.“ erklärte Professor Mahalia. „Daher werden wir die Schiffe benutzen. Sie fand die staunenden Gesichter der Viertklässler höchst amüsant.

„Schiffe?“ fragte Rachel verwundert. Sie waren meilenweit von größerem Gewässer entfernt.

Mehrere, einfache, hölzerne Schiffchen tauchten plötzlich aus dem Nebel über ihren Köpfen auf. Sie landeten sanft auf dem Plataeu. Die Schulleiterin deutete an, dass sie einsteigen konnten.

„Die halten uns auch wirklich aus?“ fragte Rebecca Adams misstrauisch.

„Bis heute ist noch keiner damit abgestürzt, meine Liebe.“

Kaum hatten alle in den Schiffchen Platz genommen, erhoben sich diese wieder und schwebten durch den Nebel der Wolkendecke weiter nach oben. Als sie diese hinter sich gelassen hatten lag die größte der Zaubererschulen direkt vor ihnen. In die Felsen der Mondberge hineingebaut, thronte ein großes, komplett aus Holz gebautes Gebäude über ihnen. Ein Teil des Dschungels hatte den Weg über die Felsen nach oben geschafft und war mit den Gebäuden verwachsen. Viele kleinere Häuser und Gebäude waren direkt in die Bäume oder auf die Felsvorsprünge gebaut und mit Hängebrücken oder Höhlen miteinander verbunden. Affen hangelten sich durch die Äste der Bäume und beobachteten neugierig, wen die Boote da brachten. Die Boote wussten genau wo sie hin mussten und schwebten in einer kleinen Schleife auf das große Gebäude zu. Dort gab es eine Anlegeplattform wo sie alle aussteigen konnten.

Von nahem sah das alles noch viel gigantischer aus. Das Hauptgebäude hatte bestimmt mindestens acht Stockwerke und die vielen anderen Gebäude und Häuser rings herum waren auch nicht gerade wenige.

„Kneif mich mal bitte, damit ich weiß, dass ich nicht träume….“ Sagte James zu Sirius, der allerdings nicht weniger staunte.

„Dagegen ist Hogwarts ja richtig langweilig….“ sagte der Schwarzhaarige.

„Das ist das Hauptgebäude der Schule – Ikulu. Die anderen Gebäude und Hütten haben ebenfalls Namen. Hier in Ikulu befinden sich die meisten Klassenzimmer, die Büros der Lehrkräfte, der Speisesaal und die Bibliothek.“ erklärte die Schulleiterin, während sie sie alle hineinführte. Es gab kein großes Eingangsportal. Der Eingang war offen und führte direkt in eine Art kleine Halle wo die anderen Lehrkräfte bereits warteten. Auch einige Schüler waren dabei - und ein Gorilla.
 

Die anderen Lehrer begrüßten die Gäste aus Hogwarts ebenfalls. Die anwesenden Schüler waren die Jahrgangssprecher, also so eine Art Vertrauensschüler und die Schulsprecher. Die Schuluniform der Schüler bestand aus einfachen beigen Leinentuniken und Leinenhosen, dazu trugen sie olivfarbene Umhänge. Die Jahrgangssprecher trugen jeweils noch ein Abzeichen, ebenso wie die Schulsprecher.

„Wir werden euch später bei einer Aufnahmezeremonie den unterschiedlichen Hütten zuteilen. Das könnt ihr euch so ähnlich vorstellen wie die Aufteilung auf die vier Häuser bei euch in Hogwarts. Danach erhaltet ihr entsprechend eurer Einteilung einen Anhänger mit einem Symbol.“ Erklärte die Schulleiterin weiter, als der Gorilla ein leises Grrrrr vernehmen ließ.

Der Silberrücken gehörte anscheinend zur Schule. Professor Mahalia warf dem Gorilla einen Blick zu. „Das ist Baba. Er ist so etwas wie unser Hausmeister und kümmert sich um die Instandhaltung der Gebäude und passt auf, dass sich alle an die Regeln halten.“ stellte sie den Gorilla vor, der ziemlich stolz auf seine Aufgabe zu sein schien. „Ihr könnt Baba jederzeit um Hilfe bitten und ihn alles fragen.“ Baba musterte die Hogwartsschüler eindringlich.

„Ein Anstandsgorilla, ja?“ sagte Tony leise. „Ich glaube, den sollten wir nicht verärgern, Freunde!“

Auch James und Sirius mussten zugeben, dass der Gorilla Eindruck machte.
 

Die Schüler aus Brasilien und der Schweiz waren schon am Vortag in Uagadou angekommen. Am Spätnachmittag würden die Japaner und die Australier ankommen. Bis dahin hatten sie Zeit Uagadou zu erkunden und wurden herumgeführt. Das übernahmen die beiden Schulsprecher. Ihre Namen waren Thabo und Shari. Baba begleitete sie und bildete das Schlusslicht.

„Bei der Aufnahmezeremonie werdet ihr nachher den Hütten zugeteilt. Es gibt sieben verschiedene.“ Erklärte Thabo, während er voranging. Er war ein großgewachsener, stämmiger siebzehnjähriger. „Feuer, Wasser, Luft, Erde, Wüste, Baum und Himmel. Je Element gibt es drei Hütten in welchen die einzelnen Jahrgänge untergebracht sind. Eins bis Drei, Vier und Fünf, sowie Sechs und Sieben.“

„Wie genau läuft die Einteilung auf die Hütten ab?“ wollte Daniel wissen.

„Ihr habt ja sicherlich gelesen, dass wir per Traumbotschaft darüber informiert werden, dass wir in Uagadou aufgenommen wurden.“ Sagte Shari. „Zusätzlich zur Traumbotschaft liegt am nächsten Morgen ein Stein in deiner Hand. Auf diesem Stein erscheint später das Symbol deiner zugeteilten Hütte.“ Sie zeigte ihnen einen schwarzen Stein an ihrem Armband. Darauf war mit feinen Linien etwas eingraviert. „Mti – Das Symbol für Baum.“ Sie überquerten gerade eine der Hängebrücken.

Mehr verrieten die beiden Schulsprecher nicht über die Einteilungszeremonie. Anscheinend wollten sie die Spannung aufrechterhalten. Der Rundgang dauerte über eine Stunde. Die Hogwartsschüler waren danach aufgrund der schwülen Hitze ziemlich fertig, aber auch ungemein beeindruckt von Uagadou. Ihre Einsortierung sollte gemeinsam mit den Brasilianern und Schweizern vor dem Mittagessen stattfinden. Der Speisesaal war ein großer, runder Raum in dessen Mitte sich ein großer Baumstumpf befand. Dieser bildete das Fundament und seine Wurzeln hatten sich tief in den Boden gegraben. Die Tische waren im Kreis um den Baumstumpf aufgestellt. Die Einteilungszeremonie begann mit den Brasilianern und die übrigen waren gespannt darauf zu erfahren wie genau diese von statten ging. Die Schulleiterin bat den ersten Schüler nach vorn. Er bekam einen der schon erwähnten schwarzen Steine in die Hand gelegt und musste sich auf den Baumstumpf stellen. Jetzt erkannten sie auch, dass das Schulwappen von Uagadou dort eingeritzt war. Es dauerte einen kurzen Augenblick, dann fing das Wappen an zu leuchten und Rodrigo Sanchez war von einem Wirbel aus Sand umhüllt. So schnell dieser kleine Sandsturm gekommen war, war er auch wieder verschwunden. Professor Mahalia trat vor. „Nykia – die Hütte der Wüste!“ sie tippte den kleinen schwarzen Stein in Rodrigo’s Hand kurz an und das Symbol für Wüste erschien darauf. Rodrigo wurde von anderen Schülern der Nykia-Hütte an deren Tisch begrüßt. So ging es weiter, bis die Hogwartsschüler dran waren.
 

Olivia, Laura, Dylan und Tony wurden Hewa zugeteilt. Hewa bedeutete Luft, somit wurden sie von einem kleinen Luftwirbel eingehüllt. Ethan, Daniel, Charlotte und Carol wurden der Hütte der Erde - Nchi, zugewiesen. Rebecca und Charles wurden nach Moto geschickt, was Feuer bedeutete. Sara kam nach Maji, der Hütte des Wassers. Als nächste kam Rachel an die Reihe. Sie warf Lily einen nervösen Blick zu. Die Chance, dass sie von ihren Hogwarts-Mitschülern getrennt wurde, war groß. Die Schulleiterin reichte ihr einen schwarzen Stein und Rachel stieg auf den Baumstumpf. Es dauerte nur ein paar Sekunden und sie sah sich von kleinen Flämmchen eingehüllt. Ihre Hütte war also auch die Feuer-Hütte. Nachdem ihr Stein mit dem Symbol für Feuer versehen war, setzte sie sich zu Rebecca und Charles. Severus wurde recht schnell nach Maji geschickt, ebenso wie Lily. Diese war hin und hergerissen. Einerseits war sie in derselben Hütte wie Sev, aber von ihrer besten Freundin getrennt. Blieben nur noch James und Sirius übrig. Sirius trat nach vorn und der Baumstumpf brauchte fast eine Minute um sich zu entscheiden. Sirius wurde ebenfalls nach Moto geschickt. James hatte anschließend den Baumstumpf kaum betreten, da sah er sich schon von einer kleinen Wasserfontäne umgeben. James und Sirius tauschten einen Blick der alles sagte. Sie waren verschiedenen Hütten zugewiesen worden und James hatte das absolute Pech die nächsten Monate viel Zeit mit Snape und Lily verbringen zu müssen. Schlimmer hätte diese Auswahlzeremonie nicht ausgehen können.

Jahr 4 – Uagadou – Teil 2

Der Schock saß tief. Sirius war dazu verdonnert die meiste Zeit mit Rachel, Rebecca und Avery zu verbringen, wenn sie in den Hütten waren, während James hingegen Lily, Severus und Sara an der Backe hatte. Ziemlich frustriert nahmen die zwei an den jeweiligen Tischen Platz. Die Schulleiterin erhob sich und das allgemeine Gemurmel erstarb.

„Im Namen von Uagadou möchte ich unsere Gäste aus den anderen Zaubererschulen nochmals herzlich begrüßen. Ich hoffe, dass ihr euren Aufenthalt bei uns in vollen Zügen genießt und viel Neues dazulernt. Die Einhaltung der Schulregeln hat oberste Priorität und dient auch zu eurer eigenen Sicherheit. Lasst uns jetzt dieses herrliche Festessen genießen!“

Kaum das sie mit ihrer Ansprache fertig war, begannen die Schüler wieder zu schwatzen und stürzten sich auf das Festmahl vor ihnen. James und Sirius war allerdings der Appetit vergangen.

Nach dem Essen wurden sie von den anderen mit in die jeweiligen Hütten genommen. Diese waren sehr geräumig und sahen auch von innen Baumhäusern sehr ähnlich. Jede Hütte hatte eine Art Gemeinschaftsraum mit einer großen Feuerschale und einer kleinen Bibliothek mit ausgewählten Büchern für die jeweiligen Jahrgänge. In zwei weiteren Gebäudeteilen waren die Schlafsäle untergebracht. Die Hütten bestanden vollständig aus Holz und waren größtenteils aus Bambusrohren gebaut.
 

„Sieht schön aus!“ sagte Rebecca, während sie sich umsah. „Die kleine Bibliothek ist klasse!“

„Allerdings.“ Sagte Jala, eine Viertklässlerin mit europäischen Wurzeln. „So musst du nicht wegen jedem Buch zur großen Bibliothek rennen. Die meisten Bücher für die Jahrgänge Vier und Fünf findest du hier.“

Ihre Mitschüler nahmen sie dann mit in die Schlafsäle. Sirius und Charles wurden bei zwei Jungs namens Juma und Zuri einquartiert. Keinem von beiden passte es, den anderen im selben Schlafsaal zu haben. Juma und Zuri entging die Feindschaft zwischen den beiden Engländern nicht.

„Das Traumpaar wurde getrennt!“, feixte Avery dann schließlich während er sich auf sein Bett setzte. „Bestimmt heult ihr euch heute Nacht die Augen aus, weil ihr nicht in der gleichen Hütte seid.“

Sirius wollte Avery auf keinen Fall die Genugtuung geben und sich jetzt darauf einlassen. Er wusste, dass er das nur sagte um ihn zu provozieren.

„Die Frage ist jetzt nur, wer das schlechtere Los gezogen hat.“ Sagte Sirius. „Du oder Snape? Immerhin werde ich auch ohne James mit dir fertig, wohingegen ihr Slytherins nur im Rudel klar kommt!“

Charles war kurz davor seinen Zauberstab zu zücken, beherrschte sich aber dann doch. „Wir werden sehen, Black!“ knurrte er ihn an.

Juma und Zuri tauschten einen Blick. Ihnen wurde schnell klar, dass es ihnen nicht langweilig werden würde.
 

Rachel und Rebecca kamen zu Aminata und Zuwena in den Schlafsaal. Das Verhältnis der beiden Hogwartsschülerinnen zueinander war bisher eher neutral. Sie kannten sich vom Unterricht, hatten aber sonst bisher nicht viel miteinander zu tun gehabt. Rachel fand es immer noch sehr schade, dass sie nicht in der gleichen Hütte war wie Lily. Sie vermisste ihre allabendlichen Unterhaltungen jetzt schon.
 

In der Wasserhütte gab es hingegen bereits die erste kleine Auseinandersetzung.

James steckte die Einteilung nicht ganz so locker weg wie Sirius. Was war da nur schiefgelaufen? Er ging auf den halbrunden Balkon ihrer Hütte. Draußen brannten Fackeln und schwebende Lichter erhellten die Wege der Schule. „Geht ja ziemlich tief runter!“, stellte er fest, als er über das Geländer in die Tiefe sah. „Ist da schon mal jemand runtergefallen?“

„Nein, bisher war noch niemand so lebensmüde.“ antwortete einer ihrer Mitschüler. „Außerdem fängt dich ein Zauber auf, bevor du auf dem Boden aufkommst.“

„Sicher, dass das auch wirklich stimmt mit dem Zauber?“ fragte James nochmal nach.

„Du kannst ja springen, dann sehen wir ja ob der Zauber wirkt!“ sagte Severus zu ihm. Allein dessen Anwesenheit ekelte James an. Er konnte ihn einfach nicht ausstehen.

„Netter Vorschlag, Schniefelus, aber ich überlasse dir gerne den Vortritt!“ konterte James. „Je früher, desto besser.“ Einen Moment sahen sich die beiden hasserfüllt an und zückten dann gleichzeitig ihre Zauberstäbe. Jeder hätte den anderen liebend gerne über das Geländer befördert.

Sie jagten sich ein paar Schockzauber und Beinklammerflüche um die Ohren, als ihnen die Zauberstäbe aus den Händen gerissen wurden.
 

„Könnt ihr nicht einmal damit aufhören?“ fauchte Lily wütend, ihren Zauberstab auf die beiden gerichtet und die von James und Severus in der anderen Hand haltend. „Habt ihr vergessen was Professor Dumbledore zu uns gesagt hat?“

Keiner von beiden wollte etwas dazu sagen. Lily’s grüne Augen blitzten vor Wut. „Ihr beide werdet jetzt Frieden schließen!“ verlangte sie dann.

James und Severus starrten sie entgeistert an. „Ich soll was? Spinnst du Evans? Bist du völlig übergeschnappt?“

„Du hast mich schon verstanden, James Potter!“ fauchte sie. „Ihr zwei werdet für die Zeit die wir hier sind Frieden schließen! Ich habe keine Lust mir jeden Tag eure Streitereien anzuhören.“

Die umstehenden Schüler standen schweigend, aber neugierig um sie herum. James und Severus taten beide so, als wäre der Fußboden sehr interessant. Sie vermieden es sich anzusehen.

Lily bestand darauf, dass sie sich die Hände reichten, was sie auch nur höchst widerwillig taten. Kaum hatten sich ihre Hände berührt zog jeder seine Hand wieder zurück, so als hätten sie einen elektrischen Schlag bekommen. Keiner von beiden hatte große Lust sich jetzt auch noch mit Lily anzulegen. James nicht, weil er sonst auch sie gegen sich hatte und Severus nicht, weil er wusste wie böse Lily werden konnte.

James und Severus mussten sich zum Glück nicht auch noch den Schlafsaal teilen. Sie waren in unterschiedlichen untergebracht. So war zumindest gewährleistet, dass die Hütte nicht sofort abbrannte.
 

Die afrikanischen Schüler hatten die Gäste aus den anderen Ländern herzlich aufgenommen und halfen ihnen so gut es ging sich in Uagadou zurechtzufinden. Es kam nicht selten vor, dass sich jemand in den verzweigten Gängen und Wegen verlief. Baba hatte auch ein wachsames Auge auf alle, was sich oft als lebensrettend erwies. Einer der Japaner verlor auf einer schmalen Hängebrücke das Gleichgewicht und wäre beinahe in die Tiefe gestürzt. Der Gorilla konnte ihn gerade noch greifen und wieder sicher auf dem Boden absetzen. Zwei Zweitklässler aus Brasilien hatten sich hoffnungslos in einem der Gänge verlaufen. Zu ihrem Unglück war der Gang magisch und bekannt dafür seine Spielchen mit den Schülern zu treiben. Auch diese beiden konnte Baba aus ihrer misslichen Lage befreien. Der Berggorilla hatte alle Hände voll zu tun. Das ihm dann noch von den Uagadou-Schülern die üblichen Streiche gespielt wurden, zerrte an seinem Geduldsfaden.
 

Die Brasilianer und die Japaner waren eigentlich ganz umgänglich und kamen mit allen gut zurecht. Die Schweizer Schüler waren eher neutral und hielten sich im Hintergrund, während die Australier richtige Angeber waren. Sie zeigten gerne was sie konnten und waren im Vergleich zu den anderen Schulen am ehesten in der zauberstablosen Magie bewandert. Gleich am zweiten Tag rasselten Ethan und Daniel mit drei von ihnen aneinander. Diese Begegnung endete mit einem Besuch auf der Krankenstation.
 

Am Freitagnachmittag nach der ersten Woche hatten James und Sirius endlich Gelegenheit ihren nervigen Hogwarts-Mitschülern zu entkommen. Wie unterschiedlich Gryffindor, Slytherin, Ravenclaw und Hufflepuff wirklich waren zeigte sich jetzt ganz deutlich. So richtig kamen sie auf engstem Raum nicht miteinander aus. Zu allem Übel hatte das Wetter in den ersten Tagen seit ihrer Ankunft dann plötzlich wieder umgeschlagen – es regnete fast unaufhörlich. Die Mondberge waren dafür bekannt, dass es an 300 Tagen im Jahr regnete, was der Grund für die üppige Vegetation war. Die Verwandlungslehrerin Professor Kala Abeni erzählte den Austauschschülern, dass es weiter oberhalb der Schule sogar einen Gletscher gab und es bei Zeiten sehr kalt werden konnte. Unten im Tal sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Dort gab es weite Ebenen und es war heiß.
 

„Es sieht so einfach aus ohne Zauberstab zu zaubern, aber denkst du ich hätte das ansatzweise hinbekommen?“ sagte James genervt.

Sirius schüttelte den Kopf. „Sieht bei mir nicht anders aus. Da kommt man sich richtig blöd vor, wenn sogar ein Erstklässler ohne Zauberstab zaubern kann.“ Der Schwarzhaarige sah den Gibbons zu, wie sie sich durch die Bäume hangelten.

„Oder wenn deine Mitschüler eine scheinbare Begabung dafür haben.“ Erklärte James zähneknirschend. „Lily hat es auf Anhieb geschafft ihr Blatt zum Schweben zu bringen und Snape wäre es auch beinahe gelungen.“

Er musste es unbedingt vor Snape schaffen, sonst wäre die Blamage zu groß.

„Rachel und Rebecca haben es auch hinbekommen.“ Sirius fühlte sich auch nicht gerade besser. „Mein Blatt hat sich nicht einen Millimeter bewegt. Ich hoffe immer noch, dass das ein Albtraum ist und ich gleich aufwache!“ Sirius ließ sich in einen Hängesessel fallen. „Weißt du eigentlich schon ob sie hier Quidditch spielen?“

Das war eine der ersten Fragen die James den afrikanischen Mitschülern gestellt hatte.

„Ja, sie haben hier sogar ein Stadion auf einem naheliegenden Felsplateau.“ James erzählte Sirius alles was er in Erfahrung gebracht hatte. Beim nächsten Training der Maji-Hütte würde er sogar teilnehmen dürfen.

„Na immerhin etwas!“ sagte Sirius lächelnd, während er sich streckte.
 

Gemeinsam streiften die beiden dann noch etwas durch die Schule in Richtung Hauptgebäude. Mittlerweile kannten sie sich gut genug aus um sich nicht mehr zu verlaufen, was ihnen in den ersten Tagen öfters passiert war.

„Wir haben einen Schatten.“ Sagte James leise zu Sirius.

„Hab ihn auch schon gesehen.“, erwiderte Sirius. Tatsächlich folgte Baba ihnen mit einigem Abstand. Er schien die beiden genauestens im Auge zu behalten „Dumm nur, dass der Affe sich hier besser auskennt als wir. Heißt wir können ihn nicht austricksen.“

James kam dann eine brillante Idee. „Ich denke nicht, dass Baba durch Tarnumhänge sehen kann!“ er grinste Sirius an.

„Stellen wir ihn doch mal auf die Probe!“ grinste Sirius zurück.

Die beiden beschlossen Baba in den nächsten Tagen zu testen. Zuvor mussten sie sich die Wege, Tunnel, Höhlen und Geheimgänge noch genauer einprägen.
 

Im Hauptgebäude trafen sie auf zwei ihrer afrikanischen Mitschüler, Tono und Zara.

„Hi James, Hi Sirius!“ grüßte Zara die beiden. Sie war stets höflich und fröhlich.

„Wie findet ihr euch hier nur zurecht? Bei der Größe und den verwinkelten Gängen wäre ein Lageplan ganz praktisch!“ sagte James zu den beiden.

„Mit der Zeit kennt man sich schon aus und weiß wo man langgehen muss.“ Sagte Tono.

„Außerdem seid ihr ja erst eine Woche hier, da kannst du noch nicht alle Geheimwege und Abkürzungen kennen.“, kicherte Zara.

„Aber vielleicht hilft euch der große Lageplan hier drüben an der Wand!“ Tono deutete auf einen großen Wandteppich auf der rechten Seite. Auf den ersten Blick sah dieser aus wie ein normaler Teppich auf dem Uagadou abgebildet war, bei genauerem Hinsehen allerdings konnte man kleine, sich bewegenden Punkte erkennen. Alle Punkte waren mit Namen beschriftet. Dieser Wandteppich war ihnen bisher nie aufgefallen.

„Was ist das?“ fragte Sirius, so etwas hatte er noch nie gesehen.

„Na ein magischer Lageplan der Schule!“, erklärte Zara, als wäre es das offensichtlichste auf der Welt. „Wenn du jemanden suchst, dann kannst du hier nachsehen wo er sich gerade befindet.“

James und Sirius betrachteten den Wandteppich genauer und fanden zwei Punkte mit Namen Lily Evans und Rachel Ridge die sich mit ein paar anderen Mädchen in der Nähe der Wasserfälle aufhielten. Auch die anderen Hogwartsschüler waren schnell ausfindig zu machen.

„Diese Karte ist der Wahnsinn!“ James hatte noch nie von so einem Zauber gehört und er wurde ganz ehrfürchtig.

„Baba hat zwei neue Opfer gefunden!“ sagte Sirius grinsend. Der Punkt mit Namen Baba verfolgte jetzt zwei Schweizer Schüler.
 

„Wo kommt Baba denn überhaupt her?“ James hatte sich das die ganze Zeit schon gefragt.

„Er ist hier in der Nähe im Dschungel geboren und aufgewachsen. Das ist schon viele Jahre her. Als er noch klein war, wurde er von seiner Familie getrennt und Professor Selassie hat ihn gerade noch rechtzeitig gefunden und wieder aufgepäppelt. Jede Suche nach seiner Familie blieb erfolglos, also blieb Baba hier und er hat gelernt sich nützlich zu machen. Uagadou ohne Baba ist kaum mehr vorstellbar. Wir lieben unseren Gorilla!“ erklärte Zara.

„Freut ihr euch schon auf den Ausflug ins Tal?“ fragte Tono begeistert.

„Ja, wir sind ziemlich gespannt was uns da erwartet.“ Antwortete Sirius, der den Blick nur schwer von der magischen Karte abwenden konnte.

„Ihr werdet staunen, was ihr alles sehen werdet!“ schwärmte Zara. In jedem Jahrgang gab es ein paar Mal im Jahr mehrtägige Ausflüge in die Ebene zur Erforschung der Tier- und Pflanzenwelt.

Gemeinsam mit den beiden gingen James und Sirius in die große, runde Halle. Hier gab es immer leckeres Obst und Kuchen sowie frische Säfte für hungrige Mäuler.
 

Am Wochenende erkundeten die beiden mit Hilfe der magischen Karte einige ihnen bisher unbekannte Gänge, Tunnel und Abkürzungen. James und Sirius entging allerdings nicht, dass sie immer häufiger verfolgt wurden. Irgendwie schien Baba zu ahnen, dass sie etwas ausheckten. Da der Affe sehr misstrauisch ihnen gegenüber war, vertagten sie ihren Plan ihm einen Streich zu spielen. Die ganze Sache musste besser geplant werden, sonst würde der Streich nach hinten losgehen.
 

Lily und Rachel waren zwar ebenfalls traurig darüber, dass sie nicht in der gleichen Hütte untergebracht waren, machten aber jeweils das Beste daraus. Alle beide freundeten sich schnell mit den anderen Mädchen ihrer Hütten an. Die afrikanischen Mädchen waren völlig fasziniert von Lily’s dunkelroten Haaren und von Rachel’s blauen Veela-Augen. Durch die Tatsache, dass beide sehr begabte Hexen waren und Lily aus einer Muggelfamilie stammte, fanden sie sich oft in einer Traube aus Bewunderern wieder. Die Mädchen hatten es sich in einer großen Regenwaldschaukel gemütlich gemacht. Hier hatten locker sechs Personen Platz. Die frei schwebenden Schaukeln bestanden aus Bambusstäben die mit Lianen zusammengebunden waren. Ein Blätterdach schützte vor Regen und innen waren sie mit kuschlig weichem Moos und Kissen ausgestattet.

„Wart ihr eigentlich schon mal ganz oben auf dem Berg?“ fragte Rachel während sie auf die Nebeldecke deutete.

„Nein, das ist verboten.“ Antwortete Neyla, ein ebenfalls vierzehnjähriges Mädchen aus der Feuerhütte mit glatten, dunkelbraunen Haaren in die bunte Perlen geflochten waren.

„Dieser Berg zählt zu den höchsten von ganz Afrika und der Weg zum Gipfel ist gefährlich. Viele die es versucht haben sind nie wieder zurückgekommen. Die meisten sind abgestürzt oder im eisigen Gletscher erfroren.“

„Die Leute im Tal behaupten, dass ein Gott am Gipfel wohnt und er sehr böse wird, wenn ihn jemand stört.“ Ergänzte Aziza, welche mit ihren langen Korkenzieher-Locken unverkennbar war. Anders als die meisten ihrer Mitschüler hatte sie helle Haut und braunes Haar und gehörte zu den wenigen Schülern Uagadous die eher einen europäischen Schlag hatten.
 

„Ein gut gewählter Ort für eine magische Schule. Dann hat man wenigstens seine Ruhe.“ Lily dachte daran, dass alle ihr bekannten Zaubererschulen gut versteckt lagen.

„Die Schule ist auch durch viele Zauber geschützt. Ein Wanderer der sich hierher verirrt sieht nichts als Urwald.“ Aziza reichte eine Schale mit Beeren weiter. „Allerdings gibt es nicht weit von hier den Stamm der Bakonjo, die leben schon seit Jahrhunderten hier. Sie gehören zu den wenigen Stämmen die unser Geheimnis kennen.“

„So ein richtig alter afrikanischer Stamm?“ fragte Lily neugierig. Sie hatte über Afrikas Volksstämme gelesen.

Neyla nickte zustimmen. „Unten im Tal gibt es noch mehr. Auch unter ihnen gibt es ab und zu Hexen und Zauberer die hier ausgebildet werden. Nach der Schule kehren die meisten aber wieder in ihre Dörfer zurück und nutzen ihre Magie um ihrem Stamm zu helfen. Einige bewerben sich für Stellen in den afrikanischen Zaubereiministerien.“

„Wie viele gibt es denn?“ wollte Rachel wissen.

„Schon ein paar, immerhin ist Afrika groß. Fast jedes Land hat seine eigene Verwaltung, ein paar haben sich aber auch zusammengeschlossen.“ Erklärte Neyla den beiden.
 

Ihre zweite Woche in Afrika begann mit einem regelrechten Highlight.

Die Professoren Ogoro Selassie, ihr Lehrer in Pflege magischer Geschöpfe, Pamu Kahini, Lehrerin in Zaubertränke und Haluru Cheku, Lehrer in Kräuterkunde nahmen die Viert- und Fünftklässler für drei Tage mit ins Tal. Die Reise begann am Montag noch vor Sonnenaufgang. Die meisten Schüler waren noch hundemüde und blickten verschlafen drein. Mit den Holzbooten ging es dann wieder in Richtung Tal. Da sie zusammen mit den Fünftklässlern unterwegs waren, bedeutete das auch, dass die Schüler aus Australien mit dabei waren. Bereits in den ersten Tagen hatten sich diese als ziemliche Angeber und Unruhestifter geoutet. James und Sirius wirkten dagegen sogar richtig brav. Allerdings hatten die beiden sich bisher auch zurückgehalten.
 

Sie wanderten noch ein gutes Stück über die Ebene vom Fuß des Gebirges in Richtung Süden, als es langsam dämmerte und die Sonne aufging. Die Luft war hier viel trockener und es war um einiges wärmer als im Gebirge. Während ihrer Wanderung erklärten ihre Lehrer ihnen einige interessante Pflanzen und kleinere Tiere. Sie begutachteten gerade eine Riesenschnecke, deren Schleim das Gras verdorren ließ über das sie gekrochen war. „Wie ihr sehen könnt ist der Schleim dieser Schnecke giftig.“ Erklärte Professor Selassie und deutete auf die Schleimspur. „Es handelt sich hier um einen Streeler, eine in Afrika beheimatete Schnecke. Mittlerweile gibt es sie aber auch in Europa, Asien und Amerika.“, fuhr ihr Lehrer fort. „Es gibt ein paar verrückte Leute die sich diese Tiere als Haustiere halten, da sie stündlich ihre Farbe ändern. Ihr giftiger Schleim wird zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt.“

Diese Schnecke war jetzt nicht besonders, aber immerhin das erste magische Tierwesen, welches sie in Afrika zu Gesicht bekamen.

Einige der australischen Jungs machten sich etwas lustig darüber, dass diese Schnecke als giftig galt. Immerhin war Australien der Kontinent mit den giftigsten Tieren der Welt.

„Ihr solltet keine so voreiligen Schlüsse ziehen, Joshua!“ sagte Professor Kahini zu einem der Jungs. „Es mag stimmen, dass in Australien viele der giftigsten Tiere der Welt leben, allerdings hat Afrika auch viele, sehr gefährliche Exemplare zu bieten.“
 

„Ja, den Nundu zum Beispiel, oder ein Erumpent.“, zählte Vuyo, ein afrikanischer Fünftklässler, auf.

James und Sirius hörten gespannt zu, während eine kleine Diskussion darüber ausbrach welches Land die gefährlicheren Tiere hatte. Scheinbar völlig unbewusst hatten sich die Hogwartsschüler zu einer kleinen Traube zusammengeschlossen.

„Was ist ein Nundu?“ fragte Rebecca Adams leise ihre Mitschüler.

„Es heißt der Nundu sei das gefährlichste Tierwesen der Welt und sieht einem Leopard sehr ähnlich.“, erklärte Ethan.

„Ich hab gehört, dass er doppelt so groß sein soll wie ein normaler Leopard.“, fügte Sara hinzu.

„Was macht ihn so gefährlich?“ fragte Lily, obwohl sie das eigentlich gar nicht so genau wissen wollte. Der bloße Gedanke an das Geschöpft machte ihr irgendwie Angst.

„Es gibt Gerüchte, dass sein Atem ansteckende Krankheiten verursacht und so schon ganze Dörfer ausgelöscht wurden. Es bedarf angeblich einhundert Zauberer um einen zu überwältigen.“ Tony hatte ein Exemplar von ‚Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind‘ dabei und daraus zitiert.

„Keine Panik! Nundus sind meist nachts unterwegs und gehen uns Menschen aus dem Weg.“ Erklärte Pakk, der auch im Vierten Jahr war. „Es sollte daher eher unwahrscheinlich sein, dass wir einem begegnen.“ Das beruhigte die Hogwartsschüler nicht wirklich. Einige sahen sich nervös um, als ob sie befürchteten ein Nundu könnte sich anschleichen.
 

Gegen Nachmittag kamen sie in einem kleinen Camp an, in dem sie auch übernachten würden. Auf dem Weg dorthin hatten sie ein paar Giraffen, Zebras und sogar einige dösende Löwen zu Gesicht bekommen. Eine Gruppe von Elefanten hatte sich die Wasserstelle und die Bäume beim Camp ebenfalls als Rastplatz ausgesucht. Die Elefanten hatten überhaupt keine Angst vor ihnen und fraßen entspannt die Blätter von den Ästen. Die Mädchen waren ganz hin und weg von zwei kleinen Babyelefanten die mit ihren Rüsseln im Wasser plantschten. „Oh, sind die niedlich!!!“ sagte Rachel verzückt. Ein paar der größeren Tiere kamen dann sogar neugierig zu ihnen rüber. Professor Selassie erklärte ihnen wie sie sich zu verhalten hatten und dann konnten sie die Elefanten auch streicheln bevor diese dann weiterzogen.
 

Für Zaubertränke und Kräuterkunde wurden vor dem Abendessen die heutigen Fundstücke an Pflanzen besprochen. Hierzu mussten sie sich einiges aufschreiben und Skizzen anfertigen. Einige Pflanzen sahen auf den ersten Blick völlig identisch aus. Die eine war jedoch absolut tödlich, während die andere eine heilende Wirkung hatte. Diese Unterschiede zu erkennen war überlebenswichtig.
 

Nach Sonnenuntergang wurde draußen ein großes Lagerfeuer entfacht und sie saßen zusammen, während ihre Lehrer ihnen von alten afrikanische Legenden erzählten. In dieser Nacht fiel es nicht wenigen schwer einzuschlafen. Dieser Tag hatte ihnen wieder eine ganz andere Seite von Afrika gezeigt. Es war hier unten ganz anders als auf dem Berg, wo die Schule lag. Sie hatten Tiere gesehen, die die meisten nur aus Zoo’s kannten, wenn sie denn je einen besucht hatten.

Noch ahnten sie nicht, dass der nächste Tag alles bisherige noch toppen würde.
 

Bei Sonnenaufgang wurden die Schüler geweckt und es gab ein kleines, aber nahrhaftes Frühstück.

Sie waren noch nicht ganz fertig als bei den Hütten plötzlich ein kleiner Tumult losbrach. Noch bevor sie sich großartig Gedanken darüber machen konnten, was der Grund dafür war, kamen ein paar der australischen Schüler um die Ecke gerannt. „Was zur Hölle ist das???“ schrie Noah, der zusammen mit Cooper vor irgendwas davonrannte. Es war nicht zu sehen, was die beiden verfolgte. Da war nichts.

„Da!“ rief Sirius und deutete ein Stück hinter die Jungs. „Da ist gerade etwas aufgetaucht und wieder verschwunden!“ alle hatten instinktiv ihre Zauberstäbe gezückt, zumindest die Schüler, die einen besaßen.

„Ich hab es auch gesehen!“ bestätigte Rebecca.

Die anderen konnten sich keinen Reim daraus machen und warfen sich fragende Blicke zu. Die Afrikaner schienen jedoch zu wissen worum es sich da handelte, denn sie blieben etwas gelassener.

„Da ist doch gar nichts!“ sagte James. Doch als plötzlich wie von selbst eine der Holzbänke umfiel konnte er es auch sehen. „Tatsache!“
 

„Wie konnte ein Tebo durch die Schutzzauber gelangen?“ fragte Tabita in die Runde ihrer afrikanischen Mitschüler.

„Keine Ahnung!“ antwortete Zikomo schulterzuckend. „Aber wir sollten ihn mal langsam verscheuchen, meint ihr nicht?“ er sah seine Freunde Chidi und Simba an, welche zustimmend nickten.

Cooper und Noah hatten sich mittlerweile in Sicherheit bringen können. Jetzt war auch ihr Angreifer endlich deutlich zu erkennen. Wie aus dem Nichts tauchte ein Tier auf, das aussah wie ein Warzenschwein. Es scharrte wütend mit den Hufen und schnaubte. Als es wieder zum Angriff auf die Schüler ansetzte wurde es wieder unsichtbar.
 

Was dann geschah sollte zukunftsverändernde Auswirkungen haben. Wo eben noch Zikomo, Chidi und Simba gestanden hatten, waren jetzt ein Nashorn, ein Büffel und ein Löwe.

Während der Tebo wütend und wieder unsichtbar eine Bank nach der anderen umwarf, gingen die Schüler in Deckung. Nashorn, Büffel und Löwe umzingelten den Angreifer und brachten ihn dazu wieder sichtbar zu werden. Der Löwe brüllte laut, während Büffel und Nashorn ihre Hörner sprechen ließen. Eingeschüchtert wich der Tebo langsam zurück und ließ sich dann ganz vertreiben. Die Tiere verwandelten sich dann wieder blitzschnell in Zikomo, Chidi und Simba. Die afrikanischen Schüler bejubelten den Erfolg ihrer Mitschüler, während die Austauschschüler völlig verdutzt dreinblickten. Was war da gerade geschehen? Hatten sie sich das gerade nur eingebildet?

„James? Hast du gerade gesehen was ich gesehen habe?“ fragte Sirius, immer noch völlig geplättet.

„Ja, hab ich und ich kann es immer noch nicht fassen!“ antwortete James. „Das sind Animagi!“
 

Die drei Lehrer kümmerten sich dann darum, dass die Lücke im Schutzzauber um das Camp geschlossen wurde. Von ihren Mitschülern erfuhren sie dann, dass es in Uagadou sehr viele Animagi gab. Die Animagi-Verwandlung war einer der Schwerpunkte der Schule. Als Zikomo und seine beiden Freunde dann auch noch demonstrierten, dass sie sich nicht nur in ein Tier verwandeln konnten, sondern auch in Geparde, Krokodile, Strauße, Hyänen und was auch immer ihnen genannt wurde, war das für James und Sirius wie Weihnachten und Geburtstag auf einmal.

Seit fast zwei Jahren versuchten James, Sirius und Peter hinter das Geheimnis des Animagi-Zaubers zu kommen. In Hogwarts waren sie der Lösung ihres Problems nicht einen Schritt näher gekommen. Hier in Afrika schien es das einfachste auf der Welt zu sein sich in unterschiedliche Tiere zu verwandeln. Die beiden Gryffindors waren ganz aus dem Häuschen und stellten Zikomo, Chidi und Simba unzählige Fragen. Die drei waren im Fach Verwandlung die Jahrgangsbesten.
 

„Ich kann es immer noch nicht glauben, dass die das hier einfach so lernen, während das bei uns fast schon strafbar ist!“ sagte Sirius, während er am Abend mit einem Ast im Feuer ihres Lagers herumstocherte.

„Das ist echt Wahnsinn!“ stimmte James ihm zu. „Wir müssen auf jeden Fall herausfinden wie das funktioniert, koste es was es wolle!“

„Wir müssen aber aufpassen, dass es keiner von den anderen mitkriegt.“, flüsterte Sirius.

„Die Bücher in der Bibliothek könnten ein Anfang sein. Wahrscheinlich gibt es hier genauere Literatur darüber wie das funktioniert.“
 

Am letzten Tag ging es auf einem anderen Weg wieder zurück Richtung Uagadou. Sie bekamen noch einige Tiere zu sehen, sowohl nichtmagische, als auch magische. Da war zum Beispiel noch der Fwuuper, ein bunter Vogel mit traumhaft schönen Gesang. Professor Selassie warnte sie aber davor, dass der Gesang des Vogels einen in den Wahnsinn treiben würde, wenn man zu lange hinhört.

Erst am späten Nachmittag waren sie wieder zurück in der Schule und völlig erschöpft. Die meisten gingen gleich ins Bett und ließen das Abendessen ausfallen.
 

James und Sirius schlichen noch in die große Bibliothek und suchten nach dem passenden Buch über den Animagizauber. Tatsächlich wurden sie auch fündig, als die Schulleiterin plötzlich hinter ihnen auftauchte.

„Sucht ihr etwas Bestimmtes?“ fragte sie die beiden Gryffindors, die leicht zusammenzuckten.

„Naja…wir wollen mehr über den Animagizauber erfahren.“, gab James zu und erzählte von den Verwandlungen der Fünftklässler.

Professor Mahalia schien nichts daran auszusetzen zu haben, dass die beiden sich dafür interessierten. Sie konnte ja nicht ahnen, was der eigentliche Grund dafür war.
 

„Ein sehr spannender und schwerer Zauber.“, sagte sie, während sie im Bücherregal nach etwas suchte. „Wir sind hier zwar unter anderem darauf spezialisiert, aber nur wenige schaffen es diesen Zauber perfekt zu erlernen und sich in mehrere Tiere zu verwandeln.“ Sie griff nach einem Buch im obersten Regal und legte es auf den Tisch vor den Jungs. „Dieses Exemplar dürfte all eure Fragen beantworten.“ James und Sirius tauschten einen Blick. Das lief zu perfekt. Jetzt half ihnen auch noch die Schulleiterin persönlich. „Wir lehren diesen Zauber mit Beginn des zweiten Schuljahres. Die Schüler die eine Begabung dafür zeigen, üben sehr viel und schaffen es spätestens im Fünften Jahr.“ Mit diesen Worten gab sie den beiden zu verstehen, dass es unmöglich sein würde diesen Zauber in so kurzer Zeit zu erlernen. Das war wohl auch der Grund warum sie so gelassen blieb. Sie fragte die beiden noch etwas darüber aus wie es ihnen generell hier gefiel und wie der Ausflug war.

„Diese Schule wird mir immer unheimlicher, James.“, sagte Sirius, als sie wieder weg war.

„Wir müssen auf jeden Fall vorsichtig sein. Ich glaube sie beobachtet uns.“ Sagte James, während er das Buch von Professor Mahalia durchblätterte. „Jetzt halten wir endlich den Schlüssel dafür in der Hand wie wir Remus helfen können!“

Jahr 4 – In der Klemme

Kaum waren Sirius, James, Lily und Rachel nach Afrika gereist, kamen die Austausch-Viertklässler aus Afrika nach Hogwarts. Nachdem auch die Drittklässler nach Brasilien aufgebrochen waren, trafen im Gegenzug von dort die Besucher ein. Bereits das ganze Wochenende war die Aufregung zu spüren. Am Sonntagabend war ein großes Festmahl für alle Neuankömmlinge geplant, gleich nach der Auswahl-Zeremonie für die Afrikanischen und Brasilianischen Schüler und Schülerinnen.

Remus und Peter verfolgten alles sehr gebannt. Während Peter völlig aus dem Häuschen war, fragte sich Remus, wo die Schüler in ihrem Jahrgang unter kommen sollten. Er hatte die dunkle Vorahnung, dass einige afrikanische Jungs in seinem Schlafsaal übernachten würden.

Noch während er darüber sinnierte, begann Professor McGonagall die Namen der afrikanischen Schüler und Schülerinnen vorzulesen. Neben drei afrikanischen Jungen namens Luan, Kenan und Yaris kamen auch noch zwei Mädchen nach Gryffindor.
 

Remus seufzte leise, während Peter laut klatschend die Neuzugänge begrüßte.

„Jetzt beruhig dich mal wieder!“ murrte er seinem Freund leise zu, woraufhin dieser sich halbwegs beruhigte und ihn verwirrt ansah.

„Was hat dir denn den Zauberstab verknotet?“ fragte Peter leise.

„Dir ist schon klar, dass Luan, Kenan und Yaris in unserem Schlafsaal übernachten werden?“ flüsterte Remus, sodass die drei es nicht mitbekamen.

„Ja und?“ Peter sah ihn mit großen Augen an.

„Überleg mal, was passiert, wenn sie hinter mein Geheimnis kommen?“ Sein Flüstern wurde nun etwas eindringlicher.

Es dauerte eine Weile, bis die Worte zu dem Kleineren durchsickerten und sein Mund formte sich zu einem ‚Oh‘.

„Hey ihr beiden!“ platzte ein dunkelhäutiger Junge mit schwarzen Rastalocken in diesem Moment in ihr Gespräch. „Dürfen wir uns setzen?“

„Ja, selbstverständlich!“ lächelte Remus zurück und versetzte Peter einen kleinen Stoß, damit dieser den Mund zu machte. „Willkommen in Hogwarts! Ich heiße Remus Lupin und das hier ist Peter Pettigrew.“ Er hielt ihm die Hand hin. „Ich denke, ihr seid in unserem Schlafsaal untergebracht.“

Lächelnd ergriff der Junge die Hand. „Ich bin Kenan und das hier sind Luan und Yaris.“, stellte er sich und die beiden anderen Jungen vor, die sich zu ihm gesellt hatten.

„Und wie gefällt es euch hier in Hogwarts?“ fragte Peter die drei Neuankömmlinge.

„Naja, die Steinwände sind etwas gewöhnungsbedürftig.“, antwortete Yaris. „Erinnert ein bisschen an ein Gefängnis… dürft ihr auch nach draußen?“

„Klar dürfen wir das!“ entrüstete Peter sich. „Mit der Erlaubnis von unseren Eltern dürfen wir auch regelmäßig nach Hogsmeade gehen. Das ist das einzige reine Zaubererdorf…“

„… von ganz Großbritannien…“ unterbrach Luan ihn. „Das haben wir schon gelesen!“

„Wartet nur ab, bis ihr das Dorf seht… gerade im Dezember ist es besonders schön, wenn der Schnee liegt und alles weihnachtlich dekoriert ist.“, schwärmte Peter den dreien vor. „Oh, und ihr müsst unbedingt Butterbier probieren!“

„Was ist Butterbier?“ Luan sah ihn neugierig an.

Noch bevor Peter zu einer Erklärung ansetzen konnte, erhob sich Professor Dumbledore.

Die weitere Auswahl-Zeremonie der Brasilianischen Schüler hatten die Jungen komplett verpasst.

„Nun, da alle Besucher eingetroffen sind, möchte ich euch alle noch einmal offiziell und sehr herzlich begrüßen. Ich hoffe, dass ihr euch in der Zeit, die ihr hier verweilen werdet gut einleben könnt und viele neue Freunde findet. Und nun wünsche ich euch allen einen guten Appetit. Lasst das Festmahl beginnen.“ Mit diesen Worten des Schulleiters füllten sich die Tische mit allerlei Speisen, unter denen sich auch einige exotische Gerichte befanden, wie sie die Hogwarts-Schüler noch nie gesehen hatten.

„Um auf deine Frage von vorhin zurück zu kommen, Luan…“ meinte Peter vergnügt, während er sich den Teller volllud. „Das ist Butterbier!“ Er nahm eine Glaskaraffe, mit einer leicht dampfenden, goldenen Flüssigkeit in die Hand und schenkte sich ein. „Wollt ihr mal probieren?“

Misstrauisch betrachteten Luan, Kenan und Yaris einen kurzen Blick. Dann zuckte Ersterer mit den Schultern.

„Warum eigentlich nicht?“ Er hielt Peter seinen Krug hin, der ihn füllte. Nachdem er kurz daran gerochen hatte, nahm er schließlich einen Schluck. Eine Weile verzog er keine Miene, doch dann fing er an zu lächeln. „Das schmeckt wirklich gut… vor allem wird mir ganz warm!“

Kenan und Yaris sahen ihn skeptisch an. „Echt?“

„Ja, das müsst ihr versuchen!“ grinste Luan. Und seine Freunde ließen sich das nicht zweimal sagen.

„Möchtest du auch was, Remus?“ fragte Peter seinen Freund, der in seinem Essen herumstocherte. Ihn beschäftigte immer noch die Tatsache, dass die drei in seinem Schlafsaal einquartiert wurden.

Remus schüttelte den Kopf. „Nein danke. Du weißt, ich mag das Zeug nicht besonders.“

„Wie kann man das nicht mögen?“ Luan sah ihn entgeistert an.

„Ganz einfach, es schmeckt mir nicht!“ knurrte er zurück.

„Schlechte Laune?“ Kenan sah ihn fragend an.

Remus seufzte leise. „Nein, tut mir leid!“ meinte er, dann lächelte er leicht. „Ich kann nur nicht besonders gut mit fremden Menschen umgehen.“

Kenan zog die Augenbrauen hoch und wollte etwas erwidern, als Peter dazwischen funkte. „Jaja, unser Remus ist schon ziemlich schüchtern!“ grinste er und klopfte seinem Freund auf die Schulter.

„Ich für meinen Teil gehe jedenfalls schon mal vor. Du kannst ja mit den anderen nachkommen, Peter…“ Remus stand auf und winkte den drei afrikanischen Jungs zu. „Bis später!“

„Bis dann!“ rief Peter ihm nach, als er schon auf dem Weg nach draußen war.
 

Die folgenden Tage ging der Unterricht seinen gewohnten Gang, allerdings nun zusammen mit den Gästen. Den meisten erging es genauso wie den Erstklässlern in den ersten Tagen eines Schuljahres. Sie verirrten sich in den Gängen oder blieben in den Trickstufen hängen. Peeves zeigte sich ihnen auch von seiner besten Seite und spielte einen Streich nach dem anderen.
 

Remus hatte seine eigenen Probleme. Ihn beschäftigte immer mehr die Tatsache, dass der nächste Vollmond immer näher rückte. Peter versuchte ihn aufzumuntern

„Wir denken uns einfach weiter Geschichten aus, so wie bisher bei den anderen Mitschülern.“ meinte Peter, als sie spätnachmittags alleine im Schlafsaal waren.

„Das ist bei den dreien leichter gesagt, als getan…“ seufzte Remus. „Die werden genauso wenig locker lassen, wie James und Sirius. Das spüre ich ganz deutlich. Und ich glaube nicht, dass sie Verständnis für einen wie mich an dieser Schule haben werden. Auf so viel Glück kann ich nicht hoffen, Peter! Die drei sind nicht auf den Kopf gefallen.“

„Und was willst du tun? Die Schule verlassen?“ entgegnete sein Freund mit großen Augen. „Denk daran, wie wohl du dich hier fühlst. Ich werde dir schon dabei helfen nicht aufzufliegen. Wir schaffen das auch ohne James und Sirius, hast du mich verstanden?“

Remus atmete tief durch, um sich zu sammeln, dann nickte er lächelnd. „Vielleicht hast du Recht. Unsere Mitschüler schlucken meine Notlügen ja auch.“

„Ich vermisse James und Sirius.“ gab Peter zu. „Ohne die beiden sind wir…“

„… nicht vollständig?“ Remus stand auf und klopfte ihm auf die Schulter. „Sehe ich genauso! Vielleicht bin ich auch deswegen so unsicher. Mit den beiden wäre es viel einfacher.“

In diesem Moment ging die Tür auf und ihre drei neuen afrikanischen Freunde kamen herein.

„Alles klar bei euch?“ fragte Yaris als er die bedrückten Gesichter von Remus und Peter sah.

„Ja, wir haben nur gerade darüber gesprochen wie sehr wir James und Sirius bereits vermissen.“ winkte Remus ab.

„Die haben bestimmt schon eine Menge Spaß!“ sagte Kenan. „Vor allem wenn sie Baba erst richtig kennenlernen.“ Er grinste seine beiden Freunde an.

„Wer ist Baba?“ fragte Peter neugierig.

„Baba ist ein großer Gorilla und wenn du weißt wie, kannst du ihn so richtig auf die Palme bringen. Allerdings musst du dann ziemlich schnell verschwinden, denn wenn er dich erwischt kriegst du richtig Ärger.“ erklärte Luan lachend.

„So wie ihr Baba beschreibt, haben James und Sirius längst Bekanntschaft mit ihm gemacht.“ sagte Remus trocken.
 

Kenan, Yaris und Luan waren wirklich drei sehr nette Jungs. Wenn er nicht bei Remus war, dann hing Peter meist mit den dreien rum. Was Kontakte knüpfen betraf, so schien er ein Naturtalent zu sein. Da der Termin für Vollmond immer näher rückte war es langsam Zeit sich eine erste Strategie zuzulegen. Peter hatte sich inzwischen so gut mit den Afrikanern angefreundet, dass sie ihm ohne weiteres glaubten, als dieser ihnen erzählte, dass Remus sehr anfällig für Erkältungen sei. Remus entging allerdings nicht, dass die drei ihn genauestens beobachteten. Diese Tatsache versuchte er zu überspielen, obwohl sie ihn tierisch nervös machte. Immer öfter zog er sich deshalb in die Bibliothek zurück, während Peter die drei ablenkte. Remus‘ Gedanken waren längst von den Hausaufgaben abgeschweift, über denen er saß. Daher merkte er erst einmal nicht, dass sich ihm jemand näherte.

„Hey Remus…“ drang die sanfte Stimme von Rose an sein Ohr und er blickte auf.

„Du bist ja aus der Bibliothek gar nicht mehr wegzudenken.“ Rose lächelte ihn an, jedoch konnte er eine Spur Besorgnis in ihrem Gesicht erkennen.

„Ich kann hier einfach am besten arbeiten.“ erwiderte er lächelnd, wusste aber gleichzeitig, dass Rose das nicht gelten lassen würde. Dafür kannte sie ihn mittlerweile schon zu gut.

„Ich glaube eher, dich beschäftigt irgendwas. Seit Sirius und James weg sind, bist du jeden Tag hier. Das war vorher nicht so.“ Sie setzte sich ihm gegenüber und musterte ihn aufmerksam. „Also was ist los?“

„Mir fehlen die beiden einfach jetzt schon. Und mit den Austauschschülern in unserem Schlafsaal komme ich nicht wirklich klar…“ gab er dann zu.

„Warum nicht?“

„Ich weiß auch nicht…“ antwortete er ausweichend. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie mich nicht sonderlich mögen.“

„Also den Eindruck habe ich nicht.“, sagte Rose. „Ich habe eher den Eindruck, dass du ihnen bewusst aus dem Weg gehst. Mit Peter scheinen sie ja bestens auszukommen.“ Rose kramte ihre Hausaufgaben aus ihrer Tasche. „Die meisten hier mögen dich, aber du ziehst dich immer wieder in dein Schneckenhaus zurück und merkst das nicht.“

„Wirklich?“ Remus konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass er beliebt war. James und Sirius waren das, aber er?

„Natürlich, du bist sehr nett und immer hilfsbereit anderen gegenüber! Das macht dich mindestens genauso beliebt, wie Sirius und James, nur eben auf deine Art! Gib den dreien doch eine Chance.“ antwortete sie sanft lächelnd.

„Oh…“ machte er nur und starrte auf sein Buch, während sich seine Wangen auf einmal ziemlich heiß anfühlten.

Rose ließ ein amüsiertes Kichern vernehmen. „Das hat dir wohl noch nie jemand gesagt…“

Er grinste sie schief an, dann schüttelte er den Kopf. „Nein… aber vielleicht hast du Recht! Es sind schließlich keine Slytherins!“

„Na los… lass uns Hausaufgaben machen.“ schlug sie vor.

Bis zum Abendessen arbeiteten sie vor sich hin und Remus half ihr ab und zu bei der Übersetzung der einen oder anderen Rune.
 

Es dauerte nicht lange bis sich die meisten der Austausch-Schüler in Hogwarts eingelebt hatten. Hier und da gab es noch Heimweh-Tränen, allerdings waren alle insgesamt so herzlich aufgenommen worden, dass auch diese bald versiegten. Zwischen Peter, Luan, Kenan und Yaris entwickelte sich eine regelrechte Freundschaft, während Remus immer noch sehr zurückhaltend war. Er hatte zwar auf den Rat von Rose gehört und sich immer öfter zu ihnen gesellt, aber er hatte immer noch Angst davor entdeckt zu werden. Kurz vor dem nahenden Vollmond Ende November zog er sich wieder mehr in die Bibliothek zurück. Diesmal ließen die drei das allerdings nicht auf sich sitzen und lauerten ihm vor der Bibliothek auf. Sie wollten den Grund für seine erneute Zurückhaltung erfahren. Er war schon fast an der Tür, als sie ihm in den Weg traten. Vor Schreck ließ er sein Buch fallen, welches er in den Armen gehalten hatte. Er bückte sich um es aufzuheben, doch Kenan war schneller.

„Mal wieder auf dem Weg in die Bibliothek, Remus?“ fragte er scheinheilig.

Remus antwortete nicht. Vielmehr überlegte er, wie er aus dieser Situation schnellstmöglich heraus kam.

„Und immer noch nicht sehr gesprächig.“ bemerkte Luan. Yaris kicherte leise. Remus

„Was machst du eigentlich die ganze Zeit da drin?“ wollte Kenan wissen.

„Ich lerne und mache meine Hausaufgaben!“ antwortete Remus augenrollend. „Dafür ist eine Bibliothek schließlich da, oder?“

„Mir kommt es eher so vor, als ob es ein Zufluchtsort für dich ist, um uns aus dem Weg zu gehen.“ Kenan sah ihn misstrauisch an. „Wenn du ein Problem mit uns hast, dann sag es lieber gleich!“ Luan und Yaris nickten zustimmend. Beide hatten die Arme verschränkt.

Remus seufzte. „Das seht ihr völlig falsch! Es hat nichts damit zu tun, dass ich euch nicht mag. Ganz im Gegenteil…“ Er hatte bereits viele Ähnlichkeiten mit James und Sirius feststellen können. Genau das machte ihm auch Angst. Und gleichzeitig schrie in ihm alles danach, ihnen sein Geheimnis zu verraten.

„Und was ist es dann? Du erweckst nämlich nicht gerade den Eindruck, dass du dich mit uns anfreunden willst.“ Noch immer ließ Kenan ihn nicht aus den Augen.

„Das stimmt doch überhaupt nicht.“ verteidigte Remus sich und er spürte wie er langsam immer gereizter wurde. So kurz vor Vollmond wurde er sehr launisch. James, Sirius und Peter hatten das schon oft zu spüren bekommen. Und genau das war einer der Gründe, warum er den drei Austauschschülern in dieser Zeit aus dem Weg gehen wollte.

„Und warum verkriechst du dich dann immer wieder vor uns?“ bohrte Luan jetzt nach.

„Das geht euch nichts an, okay?!“ fuhr Remus ihn wütend an und die drei Jungs zuckten leicht zusammen. Sogleich beruhigte er sich auch schon wieder und seufzte leise. „Tut mir leid…“

begann er, wurde aber prompt unterbrochen.

„Was ist denn hier los?“ hörte er eine Mädchenstimme hinter sich und er schloss die Augen, in der Hoffnung, dass er gleich aus diesem Albtraum aufwachen würde. Warum konnten ihn nicht einfach alle in Ruhe lassen?

„Wir müssen hier etwas klären!“ entgegnete ihr Kenan etwas unfreundlich.

„Du bist Kenan, oder?“, fragte Rose „Und ihr beide seid bestimmt Luan und Yaris. Remus hat schon viel von euch erzählt.“ Sie überging seine etwas ruppige Art und lächelte ihn an, während sie neben Remus trat.

„Ach ja?“ Kenan sah sie ungläubig an. „Kaum zu glauben, dass er sich mit jemandem unterhält!“ Remus wäre am liebsten auf der Stelle disappariert.

„Ich wüsste nicht, was du meinst!“ stellte sie sich dumm. „Remus ist doch ganz umgänglich!“

Yaris prustete los. „Umgänglich, ja klar! Dass ich nicht lache!“

„Ihr seid ziemlich unhöflich, wisst ihr das? Remus gibt sich wirklich alle Mühe, aber er hat es nicht leicht im Moment…“ Sie ignorierte Remus gekonnt, als er sich einmischen wollte.

Schließlich hatte sie erkannt, dass er in Schwierigkeiten steckte und allein nicht mehr da raus kommen würde. „…mit seiner kranken Mutter. Er hat gestern erst einen Brief bekommen und soll in den nächsten Tagen nach Hause kommen. Anscheinend geht es ihr wieder schlechter.“

Remus starrte sie für einen Moment lang an, dann riss er sich zusammen und setzte ein besorgtes Gesicht auf. „Es stimmt, was sie sagt.“ murmelte er gen Boden, nicht sicher was er von der unerwarteten Hilfe durch Rose halten sollte.
 

„Und warum sagst du uns das nicht?“ wollte Kenan wissen, der diese Lüge offenbar geschluckt hatte. Seine Stimme klang jetzt sanfter als vorher.

„Weil ich euch damit nicht belasten wollte…“ murmelte Remus als Antwort. „Es tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe.“

„Meinst du nicht, dass es leichter für dich wäre deine Sorgen mit anderen zu teilen? Ich glaube, jeder von uns hat Verständnis dafür, wenn es den Eltern eines Freundes schlecht geht.“ Kenan lächelte leicht, dann ging er auf Remus zu und klopfte ihm auf die Schulter.

„Was meinst du?“, fragte Kenan ihn „Freunde?“ er hielt ihm die Hand hin.

„Naja…“ Remus zögerte ein wenig, dann schlug er ein. „Ich… ich denke, es wäre einen Versuch wert.“ Er grinste schief.

„Sehr schön… dann lassen wir euch beide Mal alleine.“ Kenan gab ihm lächelnd das Buch zurück. „Sehen wir uns dann beim Abendessen?“

„Klar… bis dann!“ Remus sah den drei Jungs nach, dann drehte er sich zu Rose um, die immer noch neben ihm stand. Sie lächelte ihn an.
 

„Woher weißt du davon?“ wollte er leise aber eindringlich von ihr wissen.

„Von der Krankheit deiner Mutter? Na ja, ich hatte zufällig mal gehört, wie du dich mit James und Sirius darüber unterhalten hattest.“ Antwortete sie immer noch lächelnd. „Und ich dachte, es wäre hilfreich, wenn die drei das auch wüssten.“ Sie öffnete die Tür zur Bibliothek.

„Kommst du?“

Für einen kleinen Moment dachte Remus, dass Rose hinter sein Werwolf-Geheimnis gekommen war. Den Gedanken verwarf er aber gleich wieder, da jemand wie Rose dann sicherlich nicht so normal mit ihm umgehen würde. „Ja….“ Sagte er schließlich und folgte ihr hinein.
 

Als Remus ein paar Tage später aus der Heulenden Hütte in den Schlafsaal zurückkehrte, hatte Peter große Neuigkeiten. Der Vollmond hatte ihm dieses Mal ziemlich zu schaffen gemacht, da er seine beiden Freunde immer noch vermisste.

„War es so schlimm?“ fragte Peter mitfühlend.

Remus nickte. „Ich bin total geschafft… Madame Pomfrey hat mir zwar einen Stärkungstrank gegeben, aber so richtig gewirkt hat der noch nicht.“ Er wischte sich müde über die Augen. „Wo sind Luan, Kenan und Yaris?“ wollte er wissen.

„Die waren heute auf einem Ausflug, sie kommen etwas später!“

„Gut… das erspart mir wenigstens Fragen…“ murmelte er. „Gibt es sonst noch etwas, das ich verpasst habe?“

„Allerdings, und das wird dir überhaupt nicht gefallen!“ Peter sah ihn unheilvoll an und zögerte leicht.

„Haben sie es doch herausgefunden?“ fragte Remus leicht panisch.

„Nein… nein.., aber es gibt einen neuen Lehrer…“ antwortete Peter aufgeregt. „Professor Morris hat plötzlich auf unerklärliche Weise gekündigt. Professor Dumbledore hat so getan, als sei das nichts Ungewöhnliches und er hat gleich einen Ersatz gefunden…“ er holte tief Luft.

„Und wer ist es? Spann mich nicht so auf die Folter, Peter!“

„Er heißt Frederic Vegas und ist Auror!“ quiekte Peter so schnell, dass er kaum zu verstehen war.

„Er kommt vom Ministerium?“ wollte Remus perplex wissen. „Warum?“

„Naja, er war anscheinend der Einzige, der sich auf die Stelle beworben hat. Jeder weiß doch, dass der Posten des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste verflucht ist.“ erklärte Peter aufgeregt.

„Ja, und weißt du was das heißt?“ Remus konnte nicht fassen, was er da gerade gehört hatte und fing an auf und ab zu gehen. „Ich könnte jederzeit von der Schule fliegen, wenn das Ministerium von mir erfährt.“

„Ich glaube nicht, dass das so schnell passieren wird. Nicht mit Professor Dumbledore als Schulleiter. Du weißt, wie sehr er dich mag. Er wird schon wissen, was er da tut…“ versuchte Peter ihn zu beruhigen. „Allerdings…“

„Was?“ fuhr Remus ihn an. Auch kurz nach Vollmond hatte er Mühe sich zu beherrschen, wenn ihn etwas aufregte.

„Ich hab das Gefühl, dass Professor Vegas dich nicht besonders mag. Es hat sonst keiner gemerkt, aber er hat immer wieder böse auf deinen leeren Stuhl gestarrt.“

„Oh, super, kann dieses Jahr noch besser werden? Erst sind James und Sirius nicht da, dann habe ich drei völlig fremde Jungs im Schlafsaal, die jederzeit hinter mein Geheimnis kommen könnten und jetzt auch noch ein Lehrer aus dem Ministerium, wegen dem ich die Schule zukünftig nicht weiter besuchen kann…“ Aufgewühlt schnappte Remus sich seinen Mantel. Er musste sofort raus und frische Luft schnappen, um einen klaren Kopf zu bekommen.

„Wo willst du hin?“ wollte Peter ängstlich wissen, doch er erhielt keine Antwort, so schnell war sein Freund aus der Tür verschwunden. „Wenn doch nur James und Sirius hier wären!“ murmelte er und ließ sich auf sein Bett sinken. Er hatte den beiden versprochen Remus zu helfen so gut es ging. Im Augenblick hatte er eher das Gefühl ihn im Stich zu lassen.
 

Am nächsten Tag war Remus wie gerädert. Er hatte sich erst sehr spät wieder in den Schlafsaal zurück geschlichen, nachdem er auf dem Gelände umhergestreift war. Und als er im Bett lag, konnte er nicht einschlafen. Zu viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum. Lustlos hatte er in seinem Frühstück herumgestochert, bevor er sich mit Peter zum Unterricht in Verteidigung gegen die Dunklen Künste aufgemacht hatte. Mit einem ziemlich mulmigen Gefühl im Magen betrat er den Klassenraum. Die Gryffindors hatten gemeinsam mit den Hufflepuffs Unterricht. Frederic Vegas betrat das Klassenzimmer. Seine bloße Anwesenheit sorgte dafür, dass das Gemurmel aufhörte. Ihr neuer Lehrer hatte eine ziemlich einschüchternde Wirkung, was ihm als Auror vermutlich sehr nützlich war. Er war groß, trug einen dunklen Umhang, sein dunkelbraunes, kurzes Haar war von einigen grauen Strähnen durchzogen. Seine dunklen Augen musterten die Schüler streng. Remus Befürchtung, dass es mit diesem neuen Lehrer noch Ärger geben würde bewahrheitete sich auf der Stelle. Vegas‘ Blick blieb sofort bei ihm hängen.

„Sieh mal einer an, wer wieder zurück ist. Remus Lupin, richtig?“ es war als würde er Remus mit seinen Augen röntgen.

Remus hielt seinem Blick stand, so gut er konnte, während in ihm ein regelrechter Sturm tobte. „Das ist richtig, Sir!“ antwortete er. Schon als der Lehrer den Raum betreten hatte, hatten sich ihm die Nackenhaare gesträubt.

„Ihre Mutter scheint ja wirklich ernsthaft erkrankt zu sein“, sagte er ohne den Blick von ihm abzuwenden. „Dumbledore lässt Sie ziemlich oft für ein paar Tage nach Hause um sie zu besuchen. Ist keine Besserung in Sicht?“ selbstverständlich wusste Vegas über Remus‘ Zustand Bescheid. Das wussten alle Lehrer.

„Die Krankheit ist nicht heilbar und es geht ihr mal mehr, mal weniger gut. Ich darf sie regelmäßig besuchen, da sie jederzeit…“ Seine Stimme versagte und er wandte den Blick ab. Er wusste nicht so recht, was er von dem ganzen Schauspiel halten sollte.
 

Vegas entgegnete dem nichts und wandte sich dann an die Klasse. „Ihre Hausaufgabe der letzten Stunde war das Kapitel über Gegenflüche fertig zu lesen und einen Aufsatz darüber zu verfassen. Die Pergamentrollen bitte!“ forderte er die Klasse auf. Da Remus nicht da war konnte er den Aufsatz nicht schreiben. Peter hatte genug mit seinen eigenen Hausaufgaben zu kämpfen. „Die Sondergenehmigung ihre Mutter zu besuchen hindert Sie nicht daran die Hausaufgaben zu erledigen, Mr. Lupin.“ Er ging wieder zum Lehrerpult und legte die eingesammelten Aufsätze auf den Tisch. „Nun? Wo ist Ihr Aufsatz?“

Remus starrte ihn irritiert an. „Ich wusste nicht einmal von den Hausaufgaben, Sir!“ entgegnete er wahrheitsgemäß.

„Ihre Abwesenheit befreit Sie nicht von Ihren schulischen Pflichten!“ das Wort Abwesenheit betonte er leicht und in seiner Stimme lag ein abfälliger Ton. Diesen spielte er sofort weg. „10 Punkte Abzug für Gryffindor, dafür dass Sie Ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben!“ Peter gab einen protestierenden Ton von sich, doch Remus boxte ihn in die Seite und brachte ihn zum Schweigen.

„Sie werden außerdem heute Abend Nachsitzen und den fehlenden Aufsatz sowie eine Strafarbeit schreiben!“, fügte Vegas hinzu. Ein schadenfrohes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.

„Ja, Sir!“ erwiderte Remus, während Peter mit offenem Mund von einem zum anderen starrte. Ein erneuter Boxhieb, ließ ihn den Mund schließen. Allerdings mischte sich noch jemand ganz anderes ein, mit dem er nicht gerechnet hatte.

„Finden Sie das wirklich in Ordnung?“ hörte er Kenan hinter sich. „Sie wissen genauso wie alle anderen Lehrer über seine Situation Bescheid. Und jeder andere hat Verständnis dafür… Zumal Remus kein schlechter Schüler ist, soweit ich das beurteilen kann!“

„Es wird sich noch herausstellen ob Mr. Lupin ein guter Schüler ist oder nicht. Sie zügeln jetzt besser ihre Zunge, Mr. Ibori, es sei denn Sie wollen Ihrem Freund Gesellschaft leisten!“ Vegas Tonlage hatte etwas Bedrohliches und ließ keine weitere Widerrede zu. Kenan schwieg widerwillig.

Für den Rest der Stunde war es auffällig ruhig im Klassenzimmer, während der Professor ihnen einen neuen Gegenfluch zeigte und erklärte. Dabei flackerte sein Blick immer wieder zu Remus, ignorierte ihn allerdings, als dieser sich meldete.
 

Kaum war die Stunde vorbei und die Schüler auf den Gang geströmt, entrüsteten sich sowohl Peter als auch Kenan, Luan und Yaris über die Gemeinheiten, die Remus über sich ergehen lassen musste.

„Das kann doch nicht sein Ernst sein! Was hat er gegen dich?“ wollte Luan wissen.

„Also fair ist das wirklich nicht…“ fügte Kenan wütend hinzu. „Denkt er etwa er wäre was Besseres nur weil er aus dem Ministerium kommt?“

Remus konnte nicht anders als zu lächeln. „Beruhigt euch… im Grunde genommen hat er ja Recht… es war mein Fehler, dass ich die Hausaufgaben nicht rechtzeitig fertig gebracht habe.“

„Normalerweise sind auch James und Sirius da, um ihn zu unterstützen.“ erklärte Peter. „Aber das war absolut gemein!“

„Willst du das etwa auf dir sitzen lassen?“ Yaris sah ihn mit großen Augen an. „Jeder andere Lehrer hat dir eine verlängerte Frist zur Abgabe der Hausaufgaben gegeben. Warum er nicht?“

„Ich habe keine Ahnung, ehrlich.“ Seufzte Remus. Laut aussprechen konnte er es nicht, aber er ahnte, dass es etwas mit seinem Werwolf-Problem zu tun hatte. „Aber was kann ich da schon groß machen?“

„Dich wehren? Und wenn das nichts hilft, solltest du zu zumindest zu Professor McGonagall gehen!“ schlug Kenan vor. „Oder gleich zu Professor Dumbledore!“

„Professor Dumbledore hat schon genug für mich getan, indem er die Erlaubnis gegeben hat, meine Mutter zu besuchen...“ entgegnete Remus bestimmt. „Ich schaff das schon auch so.“

„Wir stehen auf jeden Fall voll hinter dir!“ versicherte Luan entschlossen.
 

Nach dem Abendessen machte Remus sich schließlich auf den Weg zum Büro von Professor Vegas. Dort angekommen, holte er tief Luft, klopfte an und betrat dann das Büro.

„Guten Abend, Professor Vegas.“ sagte er höflich und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

„Setzen Sie sich, Lupin!“ er hatte ihn bereits erwartet und die Begrüßung viel extrem kühl aus. Vegas deutete Remus an sich an einen Tisch zu setzen auf dem bereits Pergament und Feder bereit lagen.

Wie angekündigt musste Remus den Aufsatz über das Kapitel ‚Flüche und Gegenflüche‘ schreiben. Es war fast schon zehn Uhr, als er damit fertig war. Professor Vegas hatte die ganze Zeit nicht ein Wort mit ihm gesprochen, allerdings spürte er mehr noch als im Unterricht, dass sein Lehrer ihn nicht ausstehen konnte.

„Professor, ich kann mich nicht erinnern, heute irgendetwas gesagt oder getan zu haben, was Sie erzürnt haben könnte. Ganz abgesehen davon, dass Professor Dumbledore Sie mit Sicherheit über meine besondere Situation in Kenntnis gesetzt hat!“ brach Remus schließlich das Schweigen. „Ich werde schon den ganzen Tag das Gefühl nicht los, dass Sie mich nicht leiden können. Und das obwohl wir uns heute zum ersten Mal gesehen haben.“

„Dumbledore hat mich tatsächlich darüber informiert, dass Sie ein Werwolf sind.“, Vegas sah ihn verächtlich an. „Jemand wie Sie mit diesem nicht gerade harmlosen Problem hat an einer Schule wie dieser nichts zu suchen. Wenn es nach mir ginge, dann würde ich Sie sofort nach Hause schicken. Es ist ein Wunder, dass noch niemand verletzt wurde! Sie sind eine Gefahr!“

Remus schluckte bei diesen Worten leicht. Ihm war bewusst, dass viele Menschen ablehnend auf ihn reagierten, allerdings hatte der Professor offensichtlich ein noch größeres Problem mit seinem Werwolf-Dasein. „Es kann niemand verletzt werden. Und glauben Sie mir, das ist das letzte was ich will!“ versicherte Remus schnell. „Sie kennen sicherlich auch die Vorkehrungen, die für meine Verwandlungen getroffen wurden?“

Er schnaubte. „Lächerliche Vorkehrungen!“ er ging um seinen Schreibtisch herum und stand jetzt direkt vor Remus. „Ein Kind mag sich damit bändigen lassen, aber kein ausgewachsener Werwolf. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis etwas passiert. Dumbledore geht ein extremes Risiko ein, indem er Sie hier bleiben lässt. Ich denke, dass es nicht mehr lange dauern wird, dann kommen ihre Mitschüler hinter Ihr Geheimnis und dann werden Sie diese Schule sowieso verlassen müssen.“ Es schien ihm eine regelrechte Freude zu bereiten Remus mit diesen Fakten zu konfrontieren. Dem jungen Gryffindor war die Angst förmlich anzusehen.
 

Einen Moment lang starrte er den Lehrer wortlos an, bevor er für die folgenden Worte all seinen Mut zusammen nahm. „Wissen Sie, Sie sind der erste Mensch, der so feindselig mir gegenüber ist! Mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht immer auf Gegenliebe stoßen werde in meinem Leben. Aber es gibt auch Menschen, denen egal ist, was ich bin und die mich so akzeptieren, wie ich bin! Und solange das der Fall ist, werde ich mich auch von Ihnen nicht unterkriegen lassen!“ Jetzt funkelte er sein Gegenüber regelrecht an.
 

Vegas hatte nicht damit gerechnet, dass Remus in die Offensive gehen würde. „Schön!“, sagte er dann während er dem Blick des Jungen standhielt. Zwischen den beiden hatte in diesem Moment eine Art Zweikampf begonnen. „Wir werden sehen….“ Er wandte sich dann ab und ging wieder an seinen Schreibtisch. „Für heute dürfen Sie gehen. Morgen Abend schreiben Sie den zweiten Teil Ihrer Strafarbeit!“ damit war Remus entlassen. Beim Hinausgehen legte er die Pergamentrolle mit dem Aufsatz etwas unsanft auf den Tisch seines Lehrers und verließ wütend dessen Büro.
 

Peter, Kenan, Yaris und Luan warteten schon im Schlafsaal auf ihn. Sie wollten natürlich wissen wie es gelaufen war. Remus musste sich eine andere Geschichte ausdenken. Peter würde er die Wahrheit erzählen sobald sich eine Gelegenheit bot.

Am nächsten Abend schrieb Remus seinen zweiten Strafaufsatz. Diesmal wurde kein Wort gesprochen. Die Gegenseitige Abneigung war allerdings deutlich zu spüren. Remus war sich auch sicher, dass das nicht seine letzte Strafarbeit bei Professor Vegas sein würde.

Jahr 4 – Uagadou – Teil 3

Nach den ersten etwas entspannten Wochen in Afrika ging der Unterricht auch für die Austauschschüler so richtig los. Die Lehrer verlangten von ihnen genau die gleichen Leistungen wir von ihren eigenen Schülern. Professor Guambo verteilte unbarmherzig Strafarbeiten an jeden der die zauberstablose Magie nicht richtig beherrschte oder Zauber vermasselte. James und Sirius taten sich immer noch etwas schwer damit. Manchmal klappte es, manchmal nicht. Es war frustrierend. In Verwandlung war Professor Kala Abeni etwas nachsichtiger. Sie beantwortete die Fragen der beiden Rumtreiber bezüglich des Animagi-Zaubers und warnte sie eindringlich davor diesen selbst auszuprobieren. Nur unter Anleitung eines erfahrenen Lehrers war es erlaubt diesen Zauber zu erlernen. Diese Tatsache warf sie wieder etwas nach hinten. In Zaubertränke brachten die beiden Professor Kahini beinahe zum Explodieren. Aus Unachtsamkeit hatte James beinahe das halbe Klassenzimmer in die Luft gejagt. Diese Aktion löste einen Lachanfall bei Sirius aus, der das unglaublich komisch fand, und brachte James saftige Strafarbeit ein. Severus und Lily waren wie immer Musterschüler in Zaubertränke und schlugen sogar die Afrikaner um Längen. Verteidigung gegen die Dunklen Künste war eins der wenigen Fächer in denen auch James und Sirius glänzten. Professor Lesedi lobte sie in jeder Stunde. In Kräuterkunde lernten sie nicht nur die verschiedenen Pflanzenarten kennen die in Afrika wuchsen, sondern auch wie diese neben der magischen Anwendung angewandt werden konnte. Professor Cheku brachte ihnen die Unterschiede sowie die Einsatzmöglichkeiten von Heil- von Giftpflanzen bei. Er lehrte sie unter anderem, wie man einen Schlangenbiss schnell behandeln konnte und wie man kleinere Wunden durch spezielle Blätter desinfizierte und die Heilung anregen konnte. In Astronomie nahm Professor Ene Ubuntu ihre Schüler auf eine kleine Wanderung hinauf auf ein Plateau oberhalb der Schule. Der Sternenhimmel war in Afrika ganz anders und obwohl der Unterricht auch gegen Mitternacht stattfand machte er allen Spaß. Rachel hatte ein neues Lieblingsfach – Alchemie. In Hogwarts wurde es erst ab dem sechsten Jahr und nur bei genügend Nachfrage unterrichtet. Rachel schien allerdings ein Naturtalent darin zu sein, zumindest deutete ihre Lehrerin Professor Kinjana das an. Die Schwarzhaarige hatte scheinbar einen siebten Sinn dafür.
 

James und Sirius hatten es sich im Hauptgebäude in einer Regenwaldschaukel gemütlich gemacht und sahen der Sonne zu wie diese langsam unterging. Es war kurz vor Weihnachten und sie mussten beide an Hogwarts und an ihre beiden Freunde denken.

„Jetzt liegt bestimmt schon richtig viel Schnee zu Hause und alle freuen sich auf die Weihnachtsferien.“ James fehlte irgendwie der Winter. Bei ihrer Rückkehr in ein paar Monaten würde der Winter den Rückzug antreten.

„Ich frag mich schon seit Tagen wie es Remus und Peter wohl geht.“, sagte Sirius „Hoffentlich haben sie keine Schwierigkeiten mit den anderen Austauschschülern.“

„Die zwei kommen klar, da bin ich mir sicher. Aber sie fehlen mir!“ James war zwar manchmal etwas genervt von Peter’s hibbeliger Art und Remus‘ tadelnden Worten, dennoch waren sie wie Sirius seine besten Freunde.
 

Weihnachten wurde in Afrika nicht so groß gefeiert wie in Europa. Es gab hier sehr viele verschiedene Religionen. Alle wurden gleichberechtigt behandelt. Am ersten Weihnachtstag, einem Mittwoch, brachte die Post den Hogwartsschülern neben der normalen Post auch Weihnachtsgeschenke von ihren Familien und Freunden. James und Sirius freuten sich wahnsinnig über ein großes Paket von Remus und Peter. Darin waren unzählige Leckereien aus dem Honigtopf und Scherzartikel von Zonko’s. Es lag auch ein ziemlich dicker Brief darin. Remus und Peter berichteten darin ausführlich was in Hogwarts so los war. Dass die beiden sich gut mit den drei Jungs in ihrem Schlafsaal verstanden beruhigte James und Sirius. Es hätte auch ganz anders ausgehen können. Schockierend war Peters Mitteilung über den neuen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste und, dass es dieser auf Remus abgesehen hatte.

„Am liebsten würde ich sofort nach Hause um diesem Ministeriums-Zauberer die Meinung zu sagen!“, knurrte Sirius. „Remus hat doch keine Chance gegen ihn und Dumbledore scheint nichts zu unternehmen!“

„Vielleicht weiß er es gar nicht.“ James war nicht weniger wütend darüber, las aber nochmals Peter’s Brief durch. „Remus scheint es einfach zu schlucken! Du weißt wie er ist, Sirius!“

„Warum ein Lehrer aus dem Ministerium? Wie kann Dumbledore das zulassen?“

„Wir müssen uns auf jeden Fall etwas einfallen lassen wie wir ihm eins auswischen können, wenn wir zurück sind. Das lassen wir ihm nicht durchgehen!“

Sirius saß am selben Abend noch im Gemeinschaftsraum der Feuerhütte und las erneut den Brief von Peter. Es beunruhigte ihn sehr, was zu Hause los war. Sie konnten von hier aus absolut nichts für Remus tun.

„Schlechte Nachrichten?“, riss ihn Rachels Stimme aus seinen Gedanken.

„Äh, nein nicht direkt.“ Er faltete den Brief zusammen und steckte ihn in seine Tasche. „Wir haben wohl einen neuen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Ein Auror aus dem Ministerium, der den anderen zu Hause das Leben schwer macht.“, erklärte er ihr.
 

„Zu Hause…das klingt irgendwie süß, wenn du Hogwarts als dein Zuhause bezeichnest.“ Sie lächelte ihn an.

„Warum? Für mich ist es das. Ich mag das Haus meiner Familie nicht besonders. In Hogwarts hab ich all die Menschen um mich die mir wichtig sind.“ Für Sirius war das alles mittlerweile selbstverständlich.

„Wie kommst du mit der zauberstablosen Magie voran?“, fragte sie ihn dann weiter. Sirius war es fast schon unheimlich, weil sie ein normales Gespräch führten ohne dabei zu versuchen sich gegenseitig umzubringen.

„Naja, es klappt nicht wirklich so wie ich will.“, gab der Schwarzhaarige zu.

„Vielleicht denkst du zu viel nach. Stell dir einfach vor du hättest deinen Zauberstab in der Hand und zaubere einfach. Die Magie ist in dir und nicht in deinem Zauberstab.“

So hatte er das noch gar nicht gesehen. „Danke, das ist ein guter Tipp, Rachel.“

„Gern geschehen! Sag mir, wenn es funktioniert hat.“ Rachel ging dann in Richtung Treppe zu ihrem Zimmer, bevor sie die Treppe hinaufging drehte sie sich nochmal um. „Frohe Weihnachten, Sirius.“

„Dir auch frohe Weihnachten!“, sagte er etwas perplex zu ihr, als sie die Treppe hinaufging. Es war seltsam, aber er verstand sich auch mit Rebecca von den Ravenclaws immer besser je länger sie hier waren und auch mit Charles Avery stritt er sich bei weitem nicht mehr so viel wie am Anfang. Sie hatten alle akzeptiert, dass sie jetzt in der gleichen Hütte waren. Zwar kann man nicht wirklich von einer aufkeimenden Freundschaft untereinander sprechen, aber sie respektierten einander mehr.
 

Am nächsten Tag saßen James und Sirius nach dem Mittagessen zusammen in der Bibliothek. Sie hatten eine Freistunde und wollten diese nutzen um eine Lösung für ihr Problem mit dem Werwolf zu finden. Alles was sie über den Animagus-Zauber finden konnten schrieben sie auf Pergament zusammen. Jede freie Minute nutzten die beiden dafür und vergaßen dabei ab und zu die Uhr. Weder James noch Sirius war aufgefallen, dass kaum Schüler in der Bibliothek waren bis ein wütender Gorilla vor ihnen stand und zornig schnaubte.

„Oh, hey Baba, was gibt’s?“, fragte Sirius den Affen. James warf einen Blick auf seine Uhr und erschrak.

„Ich glaube er will uns daran erinnern, dass wir gerade den Unterricht schwänzen, Sirius….“

„Was? Schon so spät?“, ebenfalls erschrocken warf Sirius einen Blick auf seine eigene Uhr. „Oh, verdammt….“ An diesem Nachmittag hatten sie eigentlich eine Doppelstunde Pflege magischer Geschöpfe. Baba hatte so seine Probleme mit Schülern die den Unterricht schwänzten. Wieder schnaubte er wütend.

„Wir gehen ja schon…“, versicherte James dem Affen, der echt gefährlich aussehen konnte. „War keine Absicht, ehrlich!“ Diese Aussage entsprach tatsächlich der Wahrheit

„Wir haben einfach die Zeit vergessen….“, fügte Sirius hinzu. Baba schien das aber alles gar nicht zu interessieren, im Gegenteil, er wurde nur noch wütender. Anstatt die beiden Hogwartsschüler an ihm vorbeizulassen packte er sie am Kragen und schleifte sie höchstpersönlich Richtung Klassenzimmer.

„Hey, lass los!“, protestierte James und versuchte sich aus dem Griff des Gorillas zu befreien. „Wir haben doch gesagt, dass es keine Absicht war, Baba!“
 

Als Antwort knurrte Baba die beiden nur an und schleifte sie weiter. Der Affe war anscheinend mit dem falschen Fuß aufgestanden. Sirius wollte sich das von diesem Anstands-Gorilla nicht gefallen lassen. Er schaffte es seinen Zauberstab zu zücken. „James, halt dich bereit und lauf so schnell du kannst!“, warnte er seinen Freund vor und ließ einen Schockzauber auf Baba los. Dieser ließ die beiden Jungs vor Schreck fallen. Anscheinend fühlte sich der Zauber für ihn an, als hätte er sich an heißen Kohlen verbrannt. Er ließ einen wütenden Brüller los und James und Sirius rannten so schnell sie konnten.

„Wo sollen wir hin? Der erwischt uns doch sofort!“ James ging alle Fluchtwege und Möglichkeiten eines Verstecks durch.

„Keine Ahnung, lauf einfach!“ Sirius hatte einen Blick zurück riskiert und der Affe hatte zur Verfolgung angesetzt und jagte ihnen hinterher. „Der bringt uns um, wenn er uns in die Finger bekommt, lauf James!“ Sie fegten über die Hängebrücken und durch die Tunnel an den Gebäuden vorbei. Einige Affen und Vögel beobachteten das Treiben neugierig aus den Astgabeln. Baba schien rasend vor Wut zu sein und er holte schnell auf. Er hatte eindeutig den Heimvorteil auf seiner Seite, da er die eine oder andere Abkürzung nahm.

„Er hat uns gleich!“, sagte Sirius, der langsam Panik bekam. Den Affen zu schocken war eine sehr schlechte Idee gewesen.

„Vielleicht auch nicht!“ James hatte plötzlich einen Einfall und zog Sirius in einen der Höhlentunnel. Dort zog er den Tarnumhang, den er seit Tagen mit sich herumtrug aus der Tasche und warf ihn über sich und Sirius. Während sie versuchten sich so ruhig wie möglich zu verhalten, rauschte der Affe wütend an ihnen vorbei. Er konnte jedenfalls nicht durch Tarnumhänge sehen. Zornig brüllte er erneut und stapfte davon, als ob er eine vage Idee hatte wo die beiden sein konnten. Völlig außer Atem kamen die beiden wieder unter dem Umhang hervor.

„Das war die Rettung!“, keuchte Sirius.

James war ebenfalls fix und alle. „Was jetzt? Er wird uns auseinandernehmen, wenn er uns erwischt.“

„Wir schleichen uns jetzt einfach ins Klassenzimmer und hoffen, dass sich Baba bis Unterrichtsende beruhigt hat und entschuldigen uns dann bei ihm.“ Etwas Anderes fiel Sirius nicht ein. Der Wutausbruch des Gorillas hatte den beiden doch irgendwie Angst gemacht.

„Hieß es nicht, dass der Affe nicht gefährlich ist? Sah gerade nicht so aus….“, sagte James während sie um die Ecke linsten um sicher zu gehen, dass Baba dort nicht auf sie wartete. Anschließend gingen sie in Richtung Klassenzimmer für Pflege magischer Geschöpfe. Dieses lag ein Stück unterhalb des Hauptgebäudes und war ein halboffenes Holzbaumhaus.

„Dabei haben wir diesmal gar nichts angestellt, sondern nur die Zeit vergessen.“, fügte Sirius hinzu, dem es immer noch eiskalt den Rücken hinunterlief beim Gedanken an die soeben gelungene Flucht. „Ich möchte nicht wissen, was passiert wäre, hättest du den Tarnumhang nicht dabeigehabt.“

„Ich auch nicht!“, stimmte James ihm zu.

Kurz vor der letzten Hängebrücke zum Klassenzimmer versperrte ihnen jedoch Baba den Weg. Er war immer noch stocksauer. James und Sirius blieben abrupt stehen. Der Affe knurrte leise, während er die beiden Viertklässler nicht aus den Augen ließ.
 

„Scheinbar hatte Bellatrix Recht.“, sagte Sirius

„Womit?“ James sah seinen Freund fragend an. Wie kam er jetzt auf seine Cousine?

„Sie war der Meinung, dass ich nicht lebend aus Afrika zurückkomme, darum hat sie Mum und Dad überredet mich an dem Schüleraustausch teilnehmen zu lassen.“, antwortete er trocken.

„Spinnst du? Wir sterben nicht, vorher liefern wir uns einen Kampf mit dem Affen!“, James zückte seinen Zauberstab. Baba kam langsam näher, knurrte weiterhin. Der Anblick des Zauberstabs in James‘ Hand machte ihn scheinbar noch wütender.

„Schluss jetzt, Baba!“, ertönte plötzlich die Stimme von Professor Selassie hinter Baba. Der Affe blieb stehen und wandte sich zu dem Lehrer. Es schien als würden sie per Gedankenübertragung kommunizieren. Baba warf den Jungs nochmal einen bösen Blick zu und verschwand dann. Professor Selassie winkte James und Sirius zu sich.

„Tut uns leid, Professor!“, sagte Sirius reumütig. „Wir haben die Zeit vergessen.“

„Ihr solltet euch selbst leidtun!“, raunte er sie an. „Schon seit Jahren war Baba nicht mehr so wütend! Was habt ihr angestellt?“

James erzählte ihrem Lehrer was vorgefallen war, allerdings rückte sie das bei ihrem Lehrer in kein besseres Licht.

„Ihr habt ihn geschockt? Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?“

„Das war ein Reflex!“, verteidigte sich Sirius.

„Ab ins Klassenzimmer!“ Professor Selassie musste sich sichtlich beherrschen. „Wir reden nach dem Unterricht!“

Von ihren Mitschülern ernteten die beiden Gryffindors nur fragende Blicke. Den Lärm, den Baba veranstaltet hatte, musste die halbe Schule mitbekommen haben. Lily schüttelte nur missbilligend den Kopf und widmete sich wieder der von Professor Selassie gestellten Aufgabe.
 

„Normalerweise sollte ich darauf bestehen, dass ihr sofort nach Hause geschickt werdet!“, begann ihr Lehrer die Standpauke nach Unterrichtsende. Ihre Mitschüler waren bereits auf dem Weg in ihre Hütten. Professor Selassie war immer noch ziemlich wütend.

„Das war wirklich keine Absicht, Professor.“

„Baba liegen die Regeln dieser Schule sehr am Herzen. In seinen Augen hattet ihr den Unterricht geschwänzt.“

„Was wir aber nicht haben!“, brachte Sirius ein. „Wir waren nach dem Mittagessen in der Bibliothek um etwas nachzuschlagen und haben dann einfach die Zeit vergessen.“

„Als wir dann versucht haben Baba zu erklären, dass es keine Absicht war, ist er ausgetickt und hat uns davongeschleift.“, ergänzte James, während ihr Lehrer ihren Erklärungen lauschte. Allerdings hatten die Beiden wenig Hoffnung, dass er ihnen glauben würde. Dafür stand Professor Selassie zu sehr auf Babas Seite.

„Kennt ihr die Geschichte wie Baba hierherkam?“, fragte er sie dann. Die Jungs nickten. Ihre Mitschüler hatten ihnen davon erzählt.
 

„Ein Gorillakind kann allein nicht überleben und er war mehr tot als lebendig als ich ihn fand. Trotzdem hat er nicht aufgegeben und sich zurück ins Leben gekämpft. Wir wurden zu seiner neuen Familie. In den ersten Jahren war er ein eher kränklicher Gorilla und er hatte großes Heimweh nach seiner richtigen Familie, welche wir leider nie fanden.“ Er stand auf und ging ein paar Schritte. „Dann kam es zu einem Unfall, der für einen Schüler tödlich geendet hätte, wäre Baba ihm nicht zu Hilfe gekommen.“ James und Sirius hörten gespannt zu. Baba hatte vor vielen Jahren einem Schüler das Leben gerettet, als dieser aus Unachtsamkeit von einer der Brücken gestürzt war. Nach diesem Vorfall waren die Sicherheitszauber verstärkt worden, sodass es seither zu keinem lebensgefährlichen Zwischenfall mehr gekommen war.

„Baba hatte sich danach damit abgefunden, dass er jetzt hier zu Hause war und er wollte sich nützlich machen. Er wurde stärker und zu dem stolzen Gorilla der er jetzt ist. Er meint es nicht böse, wenn er so handelt wie er es vorhin getan hat, aber ich gebe zu, er hat etwas überreagiert. Ich werde mit ihm darüber sprechen.“

„Wir werden uns bei Baba entschuldigen, Professor.“, sagte Sirius, dem Babas Geschichte wie auch James recht naheging.

„Dafür werdet ihr mehr als eine Gelegenheit bekommen, da ihr zur Strafe für euer Zuspätkommen und für den Ärger den ihr veranstaltet habt, Baba eine ganze Woche zur Hand gehen werdet!“ Professor Selassie musterte die beiden Jungs die einen Blick tauschten und dann nickten. „Ja, Professor!“, sagten sie dann schuldbewusst.
 

Der Wutausbruch des Affen war natürlich das Gesprächsthema Nummer eins beim Abendessen.

„Du hast ihm wirklich einen Schockzauber verpasst, Black?“, fragte Dylan von den Hufflepuffs erstaunt.

„Ja, aber das war eine ziemlich dumme Idee.“ Sirius und James war es gar nicht so recht für diese Aktion jetzt im Mittelpunkt zu stehen.

„Es war überhaupt eine ziemlich dumme Idee sich mit Baba anzulegen.“, sagte Juma kichernd.

„Hat den heute Abend überhaupt schon jemand gesehen?“ James blickte sich suchend in dem großen Raum um. Baba war nicht wie sonst anwesend. Meist bezog er seinen Posten in der Nähe des Lehrertisches und behielt die Schüler im Auge.

„Nein, der ist seit heute Nachmittag verschwunden.“

James und Sirius tauschten einen schuldbewussten Blick. Nach dem Essen gingen sie zum Lehrertisch.

„Entschuldigung, Professor Selassie, aber dürfen wir Sie etwas fragen?“, sprach Sirius ihren Lehrer an, der sich gerade mit Professor Kinjana, der Lehrerin für Alchemie, unterhielt.

„Was gibt es denn?“

„Wir machen uns Gedanken, weil Baba nicht da ist und wir würden uns gerne bei ihm entschuldigen.“ Sirius sah schuldbewusst zu Boden.

„Wissen Sie wo er ist?“, hakte James nach.

Professor Selassie nickte „Ja, er ist in seinem Baumhaus. Er ärgert sich auch über sich selbst, da er so ausgerastet ist. Normalerweise hat er sich gut unter Kontrolle.“

„Können Sie uns sagen wo genau sein Baumhaus ist?“ Sirius wollte die Entschuldigung unbedingt heute noch loswerden. Die beiden hatten Glück und Professor Selassie erklärte ihnen wie sie Baba’s Wohnsitz finden konnten. Es war schon ziemlich dunkel und die kleinen schwebenden Lichter, Fackeln und Laternen erhellten die Wege durch die Schule. Es hatte zu allem Überfluss auch noch zu regnen angefangen. Baba’s Hütte lag am Rand der Schule, fast schon mitten im Urwald.

„Baba?“, rief Sirius nach oben, als sie davorstanden. „Baba, wir würden gerne mit dir reden und uns entschuldigen! Dürfen wir raufkommen?“

Die beiden Gryffindors warteten, doch es kam keine Antwort. Gerade als sie den Rückweg antreten wollten, warf Baba eine Hängeleiter hinunter.

Vorsichtig kletterten James und Sirius nach oben. Baba’s Hütte war ausreichend groß für einen Gorilla. Er hatte sich ein bequemes Bett aus Blättern und Kissen gebaut. Es waren sogar ein paar Regale vorhanden in denen er seine Habseligkeiten aufbewahrte und ein kleiner runder Tisch stand in der Ecke. Der Gorilla saß da und musterte den Besuch misstrauisch.
 

„Danke, dass wir hochkommen durften!“, sagte Sirius an den Affen gewandt. Es war immer noch Vorsicht geboten. Baba konnte sie jederzeit hochkant rauswerfen und das im wahrsten Sinne des Wortes.

„Schick hast du es hier!“, sagte James, als er sich umsah. Baba schnaubte leise.

„Wir wollten dir nur sagen, dass uns die Aktion von heute Nachmittag wirklich leidtut.“, fing Sirius die Entschuldigung an. „Ich hätte dich nicht schocken dürfen. Das war eine ziemlich blöde Idee, du hast ja lediglich deinen Job gemacht.“

„Wir werden uns für den Rest der Zeit die wir hier sind benehmen und immer pünktlich zum Unterricht erscheinen.“, fügte James hinzu.

Baba nickte den beiden zu und nahm ihre Entschuldigung an und sie reichten einander die Hände. Der Regen wurde stärker und kam jetzt in Sturzbächen vom Himmel und rauschte in die Hänge hinunter. Als James und Sirius den Rückweg zu ihren Hütten antreten wollten, hielt Baba sie entschieden davon ab, da dies wohl zu gefährlich war.

„Wir müssen wohl warten bis der Regen nachlässt.“, sagte James seufzend.

„Und was machen wir so lange?“ Sirius lehnte mit dem Rücken am Türrahmen. „Sieht nicht so aus, als würde es bald aufhören.“

Baba sah es anscheinend genauso, denn er räumte den kleinen runden Tisch ab, stellte drei saubere Becher darauf sowie eine Flasche mit frischem Fruchtsaft. James und Sirius staunten nicht schlecht, als der Gorilla dann auch noch einen Satz Spielkarten hervorholte und sie erwartungsvoll ansah.

„Okay….das ist auch eine Möglichkeit die Zeit totzuschlagen.“, sagte James grinsend und er und Sirius setzten sich zu Baba der ihnen gerade Saft einschenkte. James mischte die Karten und verteilte diese. Die Drei hatten extrem viel Spaß und zockten eine Runde nach der anderen. Als absehbar war, dass sich das Wetter nicht beruhigen würde übernachteten die beiden Gryffindors kurzerhand bei Baba. Am nächsten Morgen schien die Sonne wieder. James und Sirius waren noch ziemlich müde und sahen beide sehr zerknautscht aus. Es war ziemlich spät geworden. Seit gestern waren sie ziemlich gut mit Baba befreundet, der anscheinend seit Jahren keinen solchen Spaß mehr gehabt hatte. Der Affe war ein Meister im Kartenspielen und er gewann so gut wie jedes Spiel. Baba begleitete die beiden Jungs dann zum Frühstück und nahm seinen üblichen Platz nahe des Lehrertisches ein. Am Nachmittag eröffnete Professor Selassie ihnen ihre Strafarbeit, die darin bestand, dass sie Baba beim Aufräumen helfen mussten. Äste und Blätter aufsammeln, bei Reparaturen einiger Hütten und Brücken helfen und ab und an Fegen. Da sie jetzt aber sehr gut mit dem Silberrücken auskamen sahen sie es weniger als Strafe an. Es machte den beiden sogar Spaß. Da auch das Kartenspielen eine willkommene Abwechslung zum Schulalltag war, wiederholten sie das jetzt jedes Wochenende. Zunächst hatten sie nur Mau-Mau gespielt, dann folgten andere Spiele, darunter Rommé, Black Jack und schlussendlich Poker. Baba war auch hier kaum zu schlagen. Der Affe wusste was er tat. Meist spielten sie, wenn überhaupt, nur um kleine Beträge oder Naturalien wie Bananen, Nüsse oder Steine. Ihre Runde erweiterte sich irgendwann auf die Jungs aus Hufflepuff und Ravenclaw, die Wind davon bekommen hatten und neugierig zusehen wollten. Lily hatte sich beschwert, dass sie jetzt schon mit einem Affen Glückspiele spielten, fand aber kein Gehör. Professor Selassie leistete ihnen sogar ab und an Gesellschaft. Ihm lag das Wohl des Affen am Herzen und dieser hatte eine riesige Freude an den Spieleabenden. Solange die Schule kein Casino wurde und sich das Ganze im Rahmen hielt hatte scheinbar niemand etwas dagegen.
 

Unter der Woche waren sie alle abends in ihren Hütten und machten ihre Hausaufgaben. James bekam die zauberstablose Magie immer noch nicht so richtig hin. Das wurmte ihn, da es sogar Snape und Lily ohne Probleme gelang. Er wusste einfach nicht was genau er falsch machte.

Eines späten Abends saß James im Gemeinschaftsraum der Maji-Hütte und übte. Als ob er den Blick gespürt hätte, drehte er sich zu Severus um, welcher ein paar Sessel entfernt saß und ihn mit einem regelrecht schadenfrohen Grinsen beobachtete. Zunächst versuchte er ihn zu ignorieren, allerdings klappte das nicht lange.

„Was gibt es da zu grinsen, Schniefelus?“, knurrte James ihn an.

„Schlechte Laune, weil es nicht so läuft, wie der große Potter es will?“, erwiderte Severus immer noch grinsend. Irgendwie bereitete es ihm Freude, dass James in dieser fremden Umgebung scheinbar so gar nicht zurechtkam.

„Das geht dich gar nichts an!“, blaffte der Gryffindor zurück. „Kümmer dich um deinen eigenen Kram!“

„Wie unhöflich! Da erkundigt man sich einmal nach deinem Wohlbefinden…“, seufzte der Slytherin theatralisch zurück. „Von seinem siamesischen Zwilling getrennt zu sein, muss ja ziemlich schlimm sein, oder? Und trotzdem schafft ihr es immer wieder gemeinsam in Schwierigkeiten zu kommen.“ Er spielte damit auf die Verfolgungsjagd mit Baba an. „Ich muss schon sagen, dafür hast du reichlich Talent.“ Er hätte es natürlich lieber gesehen, wenn der Affe die beiden auseinandergenommen hätte, was ja leider nicht der Fall gewesen war.

„Ich warne dich…. Halt bloß deine Klappe!“, warnte James, der langsam vor Wut kochte. Es dauerte nicht mehr lange, bis er Severus an die Gurgel sprang. Seine Hand lag bereits am Zauberstab.

„Was dann?“ Severus wusste nicht, woher die Kühnheit James zu provozieren auf einmal kam. Aber es gab ihm ein Gefühl von Genugtuung. „Ich brauche nicht einmal mehr einen Zauberstab, im Gegensatz zu dir! Außerdem weiß ich, dass du im Unterricht schummelst!“ Tatsächlich hatte er den Gryffindor schon öfter dabei beobachtet, wie er heimlich den Zauberstab gezückt hatte im Unterricht, obwohl sie das eigentlich nicht sollten.
 

„Und wenn schon! Willst du mich jetzt verpetzen?“ Natürlich musste der Slytherin jetzt auch noch darauf rumreiten. James presste die Zähne zusammen. „Kann ja nicht jeder so ein Streber sein wie du!“

„Dass ich das noch erleben darf!“, lachte Severus höhnisch. „Du bist tatsächlich neidisch?! Auf mich?“

„Warum sollte ich auf dich neidisch sein?“, gab James angriffslustig zurück. Tatsächlich gab es ein paar Sachen, in denen Snape besser war als er. Dazu gehörte auch die Zubereitung von Zaubertränken. Aber das würde er nie zugeben.

„Oh, es gibt genügend Gründe!“ Severus machte es sichtlich Spaß James zu provozieren.

„Wohl eher genügend Gründe dich zu hassen!“, fauchte James wütend und zückte endgültig seinen Zauberstab, doch der Slytherin war schneller.

„Silencio!“, sagte er mit ausgestreckter Hand auf James deutend. „Schon besser!“, meinte er zufrieden, während der Gryffindor keinen Ton mehr herausbrachte und wütend anfing zu gestikulieren. „Spar dir das, es kann dich eh keiner hören! Wobei es schon lustig aussieht, wie du so rumzappelst.“

Mit einem wütenden Gesichtsausdruck stürzte James sich auf Severus und riss ihn zu Boden. Mit dem hatte Severus nicht gerechnet und es dauerte einen Moment bis er versuchte sich zu befreien. James hatte ihn allerdings regelrecht auf dem Boden festgenagelt.

„Lass mich los!“, knurrte der Slytherin, doch sein Gegner dachte gar nicht daran. Er versuchte erfolglos an seinen Zauberstab zu kommen, der ein paar Schritte neben ihm lag. James war wesentlich stärker durch das regelmäßige Quidditch-Training, sodass er kaum eine Chance hatte sich zu befreien. „Geh… runter!“, keuchte er jetzt durch die Anstrengungen. Irgendwie schaffte er es schließlich ein Bein zu befreien und trat dem Gryffindor mit voller Wucht gegen sein Schienbein.
 

James verzerrte das Gesicht vor Schmerz und ließ kurz los. Diesen Moment nutzte Severus, um den Spieß umzudrehen.

Die wenigen Schüler, die noch im Gemeinschaftsraum waren, hatten die ganze Auseinandersetzung gespannt verfolgt und jubelten nun regelrecht, während die beiden sich auf dem Boden hin und her wälzten. Es wurden sogar bereits Wetten abgeschlossen, wer von beiden gewann.

Plötzlich wurde James, der gerade wieder die Überhand gewonnen hatte, von Severus weggerissen und flog durch den halben Raum. Verwirrt und mit schiefhängender Brille sah er sich um. Er erblickte Adisa, einen Sechstklässler und Vertrauensschüler, der erst ihn dann Severus prüfend ansah. Offenbar hatte er mit einem Zauber eingegriffen.

„Was ist eigentlich mit euch los, dass ihr beiden ständig aufeinander losgeht?“, wollte der afrikanische Schüler wissen. Es war in Uagadou bereits bekannt, dass sich die Gryffindors und Slytherins aus Hogwarts nicht leiden konnten. Doch keine Feindschaft schien größer zu sein, als die von James und Severus.

Severus rappelte sich hoch, antwortete jedoch nicht. James war inzwischen ebenfalls auf den Beinen und deutete wütend auf den Slytherin.

Adisa verstand und löste den Silencio mit einer Handbewegung. „Frag doch diesen Idioten, warum er auf mich losgeht?“, wetterte James sofort los.

„In Hogwarts mögt ihr verfeindeten Häusern angehören, hier jedoch seid ihr in der gleichen Hütte.“, sagte der Sechstklässler ruhig, ohne auf den Gryffindor einzugehen. „Das heißt, dass ein paar eurer Eigenschaften im Grunde genommen gleich sind.“

„Du willst doch nicht etwa damit sagen, dass wir uns ähnlich sind?“ James starrte ihn entgeistert an und auch Severus machte ein angeekeltes Gesicht.

„In manchen Punkten mit Sicherheit.“, grinste der Vertrauensschüler nun leicht. „Eure Reaktion gerade ist ein Indiz dafür!“

„Tze, träum weiter!“, meldete sich Severus jetzt auch zu Wort und drehte ihm und James den Rücken zu, um seine Sachen aufzusammeln.

„Denkt über meine Worte nach. Und sollte ich euch noch einmal erwischen, muss ich es einem der Lehrer melden.“, fügte Adisa noch unbeirrt hinzu. Damit waren James und Severus entlassen. Da keiner mehr mit dem anderen noch im Raum bleiben wollte, gingen beide in ihre Schlafsäle.
 

„Was ist denn los Lily?“, fragte Rachel ihre beste Freundin auf dem Weg zum Unterricht in Kräuterkunde.

„Ach James und Severus sind gestern wieder aneinander geraten und haben sich fürchterlich gezofft. Das regt mich auf.“ Lily hatte die Auseinandersetzung zwischen den beiden zum Teil mitbekommen.

Sie nutzen beide jede Gelegenheit um den anderen bloßzustellen.

„Schon seltsam, dass sie bei der Auswahlzeremonie in die gleiche Hütte gewählt wurden. Sie sind wie Tag und Nacht!“, sagte Rachel kichernd.

„Ja und James und Sirius sind absolut gleich. Warum die getrennt wurden, wundert mich.“, fügte Lily hinzu. „Wie läuft es bei euch in der Hütte? Kommst du mit Rebecca jetzt besser klar?“

„Geht so.“, sagte Rachel schulternzuckend. Sie hatte sich zu Beginn ihres Aufenthalts nicht besonders gut mit Rebecca Adams verstanden. Nach einem klärenden Gespräch hatten sie sich auf eine neutrale Ebene geeinigt.

„Merkwürdig wie unterschiedlich wir jetzt nach dieser kurzen Zeit hier miteinander umgehen, nachdem wir bunt durcheinander gewürfelt wurden.“

„Sirius saß sogar letztens gemeinsam mit Avery am Tisch im Gemeinschaftsraum und sie haben sich nicht duelliert. Schon komisch oder?“, kicherte Rachel.

„Das ist allerdings komisch.“, gab Lily grinsend zu. „Die beiden werden doch nicht noch Freunde werden?“ Die beiden Mädchen lachten darüber und gesellten sich dann zu ihren afrikanischen Freundinnen die vor dem Klassenzimmer warteten.
 

Die letzte Hälfte ihres Aufenthalts in Afrika begann. In wenigen Wochen würde diese besondere Zeit vorbei sein und sie würden wieder an ihre eigentlichen Schulen zurückkehren.

James und Sirius verbrachten viel Zeit mit ihrem neuen Freund Baba. Der Gorilla zeigte ihnen auch noch heimlich den einen oder anderen Geheimgang. Eines Nachmittags kamen ihnen Ethan, Daniel, Tony und Dylan entgegen. Alle Vier waren ziemlich aufgebracht und wütend. Auf die fragenden Blicke von Sirius und James hin antwortete Tony „Diese verdammten Australier glauben, dass ihnen die Welt gehört! Arroganter Haufen von Spinnern!“

Die Australischen Austauschschüler waren nicht besonders beliebt. Auch James und Sirius erinnerten sich an den Ausflug ins Tal den sie gemeinsam mit den Fünftklässlern unternommen hatten. Damals hatten die Australier auch schon behauptet sich in allem besser auszukennen.

Dylan berichtete dann schlussendlich was genau vorgefallen war, nachdem sie sich eine Regenwaldschaukel geangelt hatten.
 

„Alles hat eigentlich damit angefangen, dass Cooper und Ruby sich darüber ausgelassen haben wie cool Vulwarry im Vergleich zu den anderen Zaubererschulen doch sei. Uagadou könne zwar mithalten, aber im Rest würde man nur drittklassige Zauberei unterrichten. Alle Anwesenden mussten sich schwer beherrschen nicht auf die Beiden loszugehen.“ Dylan war immer noch zornig, das war ihm deutlich anzusehen. Allgemein waren die Australier schon seit ihrer Ankunft des Öfteren negativ aufgefallen. Sie waren arrogant, großkotzig und eingebildet.

„Wir dürfen jetzt aber auch nicht einfach einen Streit anfangen, nur weil wir sie alle nicht leiden können.“, sagte James nachdenklich.

„Baba könnte doch so tun als würde er es nicht mitkriegen und wir schmeißen sie den nächsten Abhang runter.“, schlug Sirius grinsend vor und Baba stimmte ihm sogar zu. Auch er hatte so seine Probleme die Australier zu zügeln. Der Plan wurde schnell wieder verworfen, da sie sonst alle großen Ärger bekommen würden. Allerdings diente er zur allgemeinen Aufheiterung und die sechs Jungs, plus Gorilla alberten noch etwas herum bevor es schließlich Zeit fürs Abendessen war.
 

In den nächsten Tagen war Sirius am Nachmittag allein unterwegs, da James Quidditchtraining hatte. James durfte bei den Nundus mitspielen. Zu seinem Ärger auch der Australier Joshua, der auch hier wieder den Angeber raushängen ließ. James war es einmal gelungen Joshua vom Besen zu hauen, indem er sich von einem der Treiber dessen Schläger ausgeliehen und einen Klatscher umgelenkt hatte. Die übrigen Spieler mussten ihre Schadenfreude deutlich unterdrücken. Joshua kam aber nie darauf, dass James hinter der Attacke steckte.

Die Auseinandersetzungen mit den Australiern wurden immer heftiger. Olivia, Sara und Charlotte gerieten mit Ella, Lexy und Victoria aneinander, weil den drei Damen aus Down Under scheinbar langweilig war und sie ihr Können in zauberstabloser Magie erneut unter Beweis stellen wollten. Neben den drei Engländerinnen wurden auch eine Japanerin und ein Schweizer im Krankenzimmer behandelt, die ebenfalls das Pech hatten einem der Australier über den Weg gelaufen zu sein. Die Australier stellten sich so geschickt an, dass keiner der Lehrer etwas mitbekam und die Beschwerden der anderen Schüler waren ohne Beweise nur leere Worte.
 

Ein paar Mal im Jahr war es den Schülern ab dem dritten Jahr erlaubt das Dorf im Tal zu besuchen. Für die Schüler aus Hogwarts war das wie der Besuch in Hogsmeade. Sie freuten sich alle schon darauf, da der Termin dafür kurz bevor stand.

Nach dem Abendessen ging Baba noch seine allabendliche Runde. James und Sirius begleiteten ihn und unterhielten sich über das Problem Australien. Baba verabschiedete sich an der Weggabelung zweier Brücken von den Beiden und trottete zu seiner Hütte. Auch die Jungs machten sich auf den Weg zurück in ihre Quartiere. Die meisten Schüler waren bereits in ihren Betten nur wenige saßen noch an den Feuerstellen, unterhielten sich oder blätterten in Büchern. Auf dem großen Gemeinschaftsbalkon der Feuerhütte war Rachel in ein Gespräch mit Joshua vertieft, allerdings schien sie nicht gerade gut gelaunt zu sein. Sirius kannte sie mittlerweile gut genug um zu wissen, was es bedeutete wenn ihre blauen Augen einen noch intensiveren Farbton annahmen. Leise schlich er sich ein Stück näher an die beiden heran um zu lauschen.

„Jetzt hab dich nicht so, Rachel.“, sagte Joshua grinsend und versuchte Rachel etwas mehr in die Ecke des Balkons zu bugsieren.
 

„Ich habe Nein gesagt! Was genau kapierst du daran nicht?“, fauchte sie ihn an und versuchte an ihm vorbei zukommen, was er jedoch verhinderte.

„Es ist nur ein Date, mehr nicht. Warum zierst du dich so?“

„Lass mich in Ruhe und geh mit einer von deinen vielen Verehrerinnen aus!“ Joshua war ein regelrechter Mädchenschwarm und viele Mädchen schwärmten für ihn. Blonde Haare, ein charmantes Lächeln, sportlich, intelligent, gutaussehend. Joshua konnte nicht verstehen, warum Rachel ihn abblitzen ließ.

„Ich möchte aber, dass du mich begleitest. Außerdem erwarten das die Meisten. Wir würden ein super Paar abgeben, meinst du nicht?“

Rachel wurde regelrecht übel bei dem Gedanken daran.

„Finde ich überhaupt nicht, Joshua und jetzt lass mich in Ruhe! Ich werde nicht mit dir ausgehen.“ Joshua drängte sie immer mehr in die Ecke und jetzt stand sie mit dem Rücken zur Hüttenwand. Sie hatte keine Chance ihm zu entwischen. Fieberhaft dachte sie darüber nach was sie jetzt tun sollte. Ihre Abweisende Haltung schien ihm irgendwie zu gefallen. Als er versuchte sie zu küssen traf ihn ein Schockzauber und er zuckte zusammen, als hätte er einen Stromschlag bekommen. Rachel war mehr als überrascht, als sie sah wer sie vor Joshua gerettet hatte – es war Sirius.

„Sie hat Nein gesagt, also lass deine Finger von ihr!“ Sirius kochte vor Wut. Was bildete sich dieser arrogante Typ eigentlich ein?

„Ich hab ihr ja gar nichts getan, also reg dich ab, Black!“ Joshua war anzusehen, dass er zornig über die Schockattacke war, er versuchte sich aber zu beherrschen. Rachel huschte derweilen an dem Australier vorbei hinter Sirius.

„Wenn ich dich nochmal in ihrer Nähe sehe, dann wird es mehr als ein Schockzauber, das verspreche ich dir!“, drohte der Schwarzhaarige dem Blonden.

Joshua grinste. „Du magst zwar begabt sein, aber so gut bist du auch wieder nicht um es mit mir aufzunehmen. Überschätz dich nicht.“ Jetzt zückte Joshua seinen Zauberstab.

Joshua war fast siebzehn, er erst fünfzehn und Sirius wusste was der Typ alles drauf hatte, dennoch war er sich sicher, dass er ihn in einem Duell schlagen konnte.

„Lass dich nicht darauf ein, Sirius!“, sagte Rachel leise. „Er will dich nur provozieren.“

„Wir können diese Sache auch gleich hier und jetzt klären.“, schlug Joshua vor. „Wenn du gewinnst, lass ich Rachel in Ruhe. Gewinne ich, begleitet sie mich ins Tal.“

„Ich bin doch keine Trophäe, du Spinner!“, fauchte Rachel Joshua entgegen.

„In diesem Fall schon, meine Hübsche! Also, was ist Black?“

Sirius überdachte seine Chancen. Dass Joshua nicht fair kämpfen würde, war offensichtlich. Jetzt wünschte er sich Remus herbei, da dieser bestimmt eine Lösung für diese Zwickmühle parat hätte und James und Baba waren auch nicht da. Wenn er sich jetzt auf den Zweikampf einließ, bekämen das ihre Mitschüler mit und somit folglich durch die Vertrauensschüler auch die Lehrer. Joshua würde es bestimmt so hindrehen, dass er den Streit angefangen hatte.

„Wir können dich auch einfach zu viert fertig machen, was hältst du davon?“ Rachel und Sirius staunten nicht schlecht, als neben ihnen plötzlich Charles Avery und Rebecca Adams, ebenfalls mit ihren Zauberstäben bewaffnet, auftauchten.

„Ach wie süß! Jetzt haltet ihr auf einmal alle zusammen?“ Joshua war völlig unbeeindruckt. „Bekämpfen sich die Häuser in Hogwarts nicht gegenseitig?“

„In diesem Fall ist der Feind meines Feindes mein Verbündeter.“, antwortete Avery. „Folglich hält Hogwarts in diesem Fall gegen euch Australier zusammen.“

Sirius war über Charles‘ Worte mehr als verblüfft. Anstatt, dass der Slytherin ihm half hätte er sich auch gut auf die Seite des Australiers schlagen können.

„Du solltest jetzt besser verschwinden, Joshua oder willst du im Krankenflügel aufwachen?“

Joshua gab sich geschlagen. „Also gut, ich gehe!“ Er lief an den vieren vorbei. „Aber diese Angelegenheit ist noch nicht geklärt.“ Er sah Sirius und auch Rachel dabei eindringlich an.

Sie sahen ihm alle noch nach bis er wirklich außer Sichtweite war.

„Ich glaube wir sollten uns ALLE morgen zusammensetzen.“, sagte Rebecca dann zu den anderen Dreien.

„Auch wenn mir das nicht gefällt, Adams, aber ich gebe dir Recht.“, sagte Avery. „In diesem Fall müssen Slytherin, Gryffindor, Ravenclaw und Hufflepuff wohl zusammenarbeiten.“

„Hogwarts gegen Vulwarry! Das Duell ist schon lange überfällig.“, sagte Sirius grinsend. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke.

„Ich will hier aber mal eins klarstellen!“, sagte Rachel entschlossen. „Ich bin keine Trophäe, verstanden? Vorher bring ich den Kerl höchstpersönlich um!“

„Keine Sorge, Rachel. Wenn wir mit denen fertig sind, macht er zukünftig einen großen Bogen um dich, versprochen!“ Sirius zwinkerte ihr schelmisch zu.

Jahr 4 – Auror vs. Werwolf

Peter hatte sich über die späte Ankunft der Eule vor dem Fenster des Schlafsaals gewundert, doch die Erklärung folgte sogleich als sie einen Brief von James und Sirius in seine Hände fallen ließ. Er war lediglich an ihn adressiert und nachdem er ihn gelesen hatte, wusste er auch warum.
 

Lieber Peter,
 

vielen Dank für eure Geschenke. Sie machen den Aufenthalt hier in Afrika noch lustiger. Wir konnten bereits einige Streiche ausführen, ohne erwischt zu werden. Allerdings mussten wir uns eine regelrechte Verfolgungsjagd mit Baba liefern, weil wir zu spät zum Unterricht waren. Er war richtig sauer, weil Sirius versucht hat ihn mit einen Schockzauber zu lähmen. Hat ihn aber nur noch wütender gemacht. Wir haben uns danach entschuldigt und sind sogar richtig gute Freunde geworden.

Ich hoffe, der neue Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste setzt Remus nicht zu sehr zu. Einen blöderen Zeitpunkt, einen Auror aus dem Ministerium dafür einzustellen, hätte es wirklich nicht geben können. Aber wir zählen auf dich, dass du Remus tatkräftig unter die Arme greifst.

Wusstest du, dass Uagadou berühmt ist für den Animagus-Zauber? Wir haben nicht schlecht gestaunt. Einige der älteren Schüler können sich hier schon verwandeln. Und wir konnten auch schon viel darüber lernen und herausfinden. Es wird zwar nicht leicht, aber wir sind davon überzeugt, dass wir das schaffen werden. Nur so können wir Remus bei seinem kleinen pelzigen Problem helfen. Vielleicht wissen auch Luan, Kenan und Yaris was darüber. Frag sie doch einfach mal. Umso mehr Informationen wir über diesen Zauber haben, umso besser. Wir erzählen dir alles, wenn wir wieder zurück sind.

Sie haben hier ein kleines Quidditch-Match aufgezogen und ich durfte mitspielen. Es war mal sehr interessant mit so vielen anderen Nationalitäten. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf die Rückkehr und sind gespannt zu hören, wie es euch sonst so ergangen ist. Richte viele Grüße an Remus aus. Wir vermissen euch und denken an euch.
 

Bis Bald

James
 

P. S.: Am besten verbrennst du den Brief, wenn du ihn gelesen hast. Es soll ja eine Überraschung für Remus werden.
 

Peter zerknüllte den Brief und warf ihn Richtung Kamin, um ihn wie von James angeordnet zu verbrennen. Er freute sich, dass es James und Sirius offenbar sehr gut ging in Afrika. Gleichzeitig wünschte er sich auch, dass sie früher zurückkehren würden. Remus hatte es wirklich nicht leicht seit Professor Vegas unterrichtete. Peter und die drei afrikanischen Jungs versuchten ihm zu helfen, so gut es ging. Immer wieder versuchten sie Remus dazu zu überreden, zu Professor McGonagall oder gar Professor Dumbledore zu gehen, da er regelmäßig bei dem Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste nachsitzen musste. Ihm entging nicht, dass Rose ebenfalls für Remus immer öfter Partei ergriff und Peter fragte sich langsam, warum sie das tat.

Noch bevor er weiter über eine Lösung des Vegas-Problems sinnieren konnte, öffnete sich die Tür zum Schlafsaal. Schnell schnappte er sich ein Buch und tat so als würde er lesen, doch dann atmete er auf. Es waren Kenan, Luan und Yaris. Remus schien noch immer beim Nachsitzen zu sein und das obwohl Wochenende war.

„Hey Peter, ist Remus noch nicht zurück?“, wollte Luan wissen.

„Hey, nein, Vegas hält ihn ganz schön auf Trab!“, seufzte der Gryffindor.

„Ja, er tut gerade so, als hätte Remus irgendwas verbrochen!“ Kenan verschränkte die Arme. „Wir wollten eigentlich nach draußen und euch fragen, ob ihr mitkommt.“ Die drei waren ganz wild auf den Schnee, der seit Wochen die Landschaft um Hogwarts herum beherrschte, da sie so etwas in Afrika ja nicht kannten. Schon mehrmals hatten sie sich mit Peter und Remus Schneeballschlachten geliefert.

„Ja, wir wollen diese… diese… wie heißt das noch gleich?“ Yaris versuchte sich an das Wort zu erinnern. „… diese Männer halt… da... bauen!“

„Ach, du meinst Schneemänner…“, lachte Peter und stand auf. „Wartet kurz, ich zieh mich nur schnell um, dann komm ich mit euch.“

„Sollen wir nicht noch auf Remus warten?“, wollte Kenan wissen. „Er müsste doch bald wieder kommen…“

„Nee, so schnell kommt der nicht, er wollte danach noch in die Bibliothek.“ Peter kam es sehr gelegen, dass Remus im Moment nicht da war. So konnte er gleich mit den dreien alleine reden, um mehr über den Animagus-Zauber zu erfahren.

Kurze Zeit später waren sie draußen und fingen an kleine, mittlere und große Schneekugeln aufeinander zu setzen.

„Sagt mal, James und Sirius haben mir geschrieben, dass eure Schule bekannt für den Animagus-Zauber wäre, stimmt das?“, fragte Peter irgendwann.

„Es gibt schon einige an unserer Schule die den Zauber beherrschen, das stimmt.“ Kenan schien richtig stolz darüber.

„Ist der nicht richtig schwer?“

„Klar ist der schwer, sonst könnte es ja jeder.“, antwortete Luan. „Du brauchst dazu einiges an Beherrschung und Ruhe, um dich verwandeln zu können, verstehst du? Du musst mit dir im Einklang sein.“

„Und könnt ihr das denn schon?“ Peter sah Luan mit großen Augen an.

„Wir sind gerade dabei es zu lernen. Du musst wissen, dass man sich ab dem zweiten Jahr von Professor Abeni einschätzen lassen kann, ob man das Potenzial zu einem Animagus hat. Sie ist eine absolute Spezialistin auf diesem Gebiet und merkt recht schnell, wer dafür geeignet ist. Und nur die dürfen es dann auch lernen. Es dauert aber mindestens bis zum Fünften Jahr, bis man es schafft.“

„Und alle anderen?“ So langsam bekam Peter Angst davor. So wie das sich anhörte, hatte er keine Chance jemals ein Animagus zu werden.

„Die haben Pech!“ Kenan zuckte mit den Schultern.

„Und ihr seid wirklich gerade dabei es zu lernen?“, wollte er bewundernd wissen.

„Yepp, es ist sehr anstrengend, aber das macht uns nichts aus.“, grinste Yaris. „Die größte Belohnung ist doch, wenn wir es schaffen. Oder, Jungs?“

Die anderen beiden nickten zustimmend. Peter konnte regelrecht spüren, dass die drei Feuer und Flamme waren. Während sie ihre Schneemänner verzierten, unterhielten die vier sich noch eine Weile über den Animagus-Zauber. So erfuhr Peter noch einiges über die Grundlagen des Zaubers. Allerdings hatte er so etwas Kompliziertes noch nie gehört. Und er machte sich nun ernsthaft Gedanken, ob sie es überhaupt schaffen würden.

„Warum willst du das alles eigentlich wissen?“, fragte Kenan plötzlich.

„Naja…“, druckste Peter herum, der sich ertappt fühlte. Er fing sich allerdings wieder schnell. „Ich finde es sehr beeindruckend, wenn jemand so etwas kann. Und James klang wirklich sehr begeistert. Da hat es mich einfach interessiert.“

„Ja, das wäre vermutlich genau der richtige Zauber für James und Sirius!“, grinste Yaris zurück. Er kannte die beiden zwar nicht, aber aus den Erzählungen von Peter und Remus schienen sie es genauso faustdick hinter den Ohren zu haben, wie Kenan, Luan und er selbst. Da wäre es sicher sehr nützlich, sich in ein Tier verwandeln zu können.

„Es wird langsam Zeit fürs Abendessen…“, meinte Peter schließlich mit einem Blick auf seine Uhr. „Und Remus müsste auch inzwischen zurück sein.“

„Schon so spät? Eigentlich wollen wir noch gar nicht wieder rein…“, maulte Yaris.

„Schon gut, ist ja noch ein bisschen Zeit. Ich geh nur schon mal vor!“, erwiderte Peter lächelnd. „Bis später!“ Er stapfte in Richtung Schloss und bemerkte nicht, dass die drei misstrauische Blicke tauschten.
 

Im Schlafsaal der Gryffindors angekommen, wurde er bereits erwartet.

„Wo warst du?“ Remus saß auf seinem Bett und musterte ihn genau. Irgendwas sagte Peter, dass etwas nicht stimmte.

„Ich war draußen. Luan, Kenan und Yaris wollten Schneemänner bauen!“, antwortete Peter, während er seinen Wintermantel, Mütze, Schal und Handschuhe auszog. „Und wie war‘s bei dir? Vegas hat dich ja ziemlich lange dabehalten.“, versuchte er den Smalltalk aufrecht zu erhalten.

„Hmmm…“, machte Remus nur und ließ ihn immer noch nicht aus den Augen.

„Stimmt irgendwas nicht?“, hakte der Kleinere etwas unsicher nach. „Hat Vegas dich wieder getriezt? Du solltest wirklich mal…“

„Kannst du mir das hier erklären, Peter?“, unterbrach Remus ihn unwirsch und hielt ein Stück Pergament hoch. Als er den Brief erkannte, wurde er kreidebleich und wich ein paar Schritte zurück.

„Aber… aber… ich hab… ich hab ihn… doch…“, stammelte Peter mit großen Augen.

„Er lag zerknüllt vor dem Kamin. Erst wollte ich ihn ins Feuer werfen, aber dann hab ich James‘ Schrift erkannt…“ Äußerlich war Remus gerade die Ruhe selbst, allerdings brodelte es in ihm gewaltig. „… und gelesen, was ihr plant!“

„Wir…. Wir… also James und Sirius glauben, dass wir dir damit deine Verwandlungen erträglicher machen können…“, stammelte Peter als Erklärung. „Wir… wir können dir nicht als Menschen beistehen, also ha-ha-haben wir nach einer anderen Lösung gesucht.“

„Und wann wolltet ihr mir das sagen?“ Remus sprang regelrecht auf und sein Freund machte einen weiteren Satz zurück.

„Naja…“, druckste Peter weiter herum. Er konnte einem wirklich leidtun, da er scheinbar jetzt die ganze Wut eines Werwolfs auf sich zog.

„WANN?“, forderte Remus lauter zu wissen.

„Wenn wir es geschafft haben uns zu verwandeln.“, quiekte Peter so schnell, dass man kaum ein Wort verstand.

„Und ihr glaubt, dass ich das zugelassen hätte?“ Remus musste zugeben, dass er im ersten Moment als er den Brief gelesen hatte, richtig wütend gewesen war. „Ihr wisst nicht, in welche Gefahr ihr euch begebt!“

„Das wissen wir sehr wohl, Remus!“ Peter nahm all seinen Mut zusammen, um diese Worte auszusprechen. „Und du weißt auch genau, dass weder James noch Sirius sich davon abbringen lassen! Wir wollen dir nur helfen!“

Eine Weile schwiegen beide und Remus dachte nach. Irgendwie rührte es ihn auch, dass seine Freunde sich so für ihn einsetzten und ihm helfen wollten. Außerdem hatte Peter Recht, James und Sirius würden sich auf gar keinen Fall von dem Versuch Animagi zu werden abbringen lassen. Aber konnte er es wirklich verantworten, wenn etwas passierte? Er seufzte.

„Ihr lasst euch doch hoffentlich registrieren?“ Wieder musterte er Peter eindringlich.

„Ich… äh… keine Ahnung…“, antwortete der Kleine ehrlich. „Davon haben James und Sirius nichts gesagt.“

„Natürlich, das sieht ihnen mal wieder ähnlich!“, brummte Remus. Über diesen Punkt würde er mit den beiden nochmal reden müssen.

„Heißt das, du bist uns nicht böse?“, wollte Peter wissen.

„Oh doch, ich bin euch ziemlich böse…“, knurrte Remus zurück und Peter zuckte zusammen. „Aber noch mehr bin ich froh darüber, Freunde zu haben, die alles für mich tun würden. Und das will ich nicht aufs Spiel setzen.“

Peter atmete erleichtert aus, als sein Freund ihn schließlich anlächelte. Kurze Zeit später kamen Luan, Kenan und Yaris herein, legten ihre Wintermäntel ab und gemeinsam gingen sie zum Abendessen.
 

In den nächsten Tagen machten sich Remus und Peter gemeinsam daran, mehr über den Animagus-Zauber zu erfahren. Sie waren immer öfter gemeinsam in der Bibliothek. Sie mussten jedoch aufpassen, dass die drei Afrikaner nicht doch noch Verdacht schöpften. Ab und zu gesellte sich Rose zu Remus und Peter, dann taten sie so, als seien sie mit ihren Hausaufgaben beschäftigt.

Sie fanden zwar einige Zeichnungen und allgemeine Informationen über den Animagus-Zauber, die tiefergehenden und ausführlichen Beschreibungen befanden sich allerdings in der Verbotenen Abteilung, wo sie nicht hinkamen. Sie würden warten müssen bis James und Sirius zurück waren. Schließlich saßen die beiden quasi an der Quelle und fanden sicherlich mehr heraus.

„Die Frage ist auch, wo wir den Zauber üben können, ohne dass die Lehrer oder Mitschüler Verdacht schöpfen…“, meinte Peter eines Abends, als sie noch alleine im Schlafsaal waren.

„Hmmm,“ machte Remus. „Das wird noch ein Problem…“ Eigentlich war er dafür, einen der Lehrer darum zu bitten. Aber wenn die hörten, dass James, Sirius und Peter ihm Gesellschaft in der Heulenden Hütte leisten wollten, wären sie keineswegs hilfsbereit. Aber er wusste keinen Ort dafür. Eines der Klassenzimmer kam definitiv nicht in Frage. Die Gefahr war zu groß, dass sie entdeckt wurden.

„Und wenn wir die Heulende Hütte nehmen?“ schlug Peter vor.

„Nein!“, entgegnete Remus entschieden. „Es reicht, wenn ich diese Hütte einmal im Monat von innen sehen muss!“ Unruhig lief er hin und her. Es waren nur noch ein paar Tage bis zum nächsten Vollmond.

„Tu-tut mir leid! Es war nur eine Idee.“, meinte Peter kleinlaut.

„Schon gut.“, winkte Remus müde ab. Es gab nichts, was er mehr hasste als diese Stimmungsschwankungen. „Ich würde sagen, das besprechen wir, wenn James und Sirius zurück sind.“

Peter erklärte sich damit einverstanden.
 

Seit Remus vor ein paar Wochen hinter den Plan seiner drei besten Freunde gekommen war, war er leicht gereizt. Es gefiel ihm einfach nicht, dass sie sich für ihn in so große Gefahr bringen wollten. Da er es aber mit zwei extremen Sturköpfen und einem Mitläufer zu tun hatte, musste er es einfach akzeptieren.

Dazu kam noch, dass Vegas so gar nicht die Absicht hatte ihn in Ruhe zu lassen. Eigentlich dachte er, dass es gar nicht noch schlimmer kommen konnte, doch da wurde er in der darauffolgenden Unterrichtsstunde bei ihm eines Besseren belehrt.

„In der letzten Stunde haben wir das Thema Flüche und Gegenflüche abgeschlossen, daher widmen wir uns jetzt dem nächsten spannenden Thema. Schlagt Seite 394 auf!“, forderte der Auror seine Klasse auf. Peter, der neben Remus saß, quickte erschrocken auf, als er den Kapiteltitel las. Als Remus selbst bei Seite 394 angekommen war, konnte er nicht anders als seinen Lehrer einen Moment fassungslos anzustarren. Vegas hatte auf die Reaktion von Remus gewartet und er beobachtete ihn genau und für einen kurzen Moment huschte ein hinterhältiges Grinsen über sein Gesicht.

„Das Thema Werwölfe wird teilweise bereits Ende des dritten Schuljahres durchgenommen, allerdings fehlte da wohl letztes Jahr die Zeit dafür. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns jetzt intensiv mit dem Thema.“ Vegas lief etwas im Klassenzimmer auf und ab. „Wenn wir damit durch sind, sind Sie alle in der Lage einen Werwolf zu erkennen und wissen auch wie man mit ihm umgeht bzw. wie man mit ihm fertig wird.“ Vegas stand jetzt direkt vor Remus und sah diesen kurz an, dann wandte er sich wieder der Klasse zu. Remus fühlte sich immer unwohler in seiner Haut. Wenn sich bewahrheitete was Vegas sagte, dann würde er schon sehr bald auffliegen.

Vegas ging mit der Klasse die Merkmale eines Werwolfs durch und erklärte den wesentlichen Unterschied zu einem normalen Wolf.

„Ein Werwolf ist ein blutrünstiges Wesen, das sich nach seiner Verwandlung gezielt auf die Jagd nach Menschen begibt. Menschliches Fleisch und Blut zieht sie magisch an. In den meisten Fällen sterben die Opfer und nur selten werden diese nur gebissen, damit es sozusagen Nachkommen gibt.“ Vegas ging während er sprach erneut durch die Reihen der Schüler die gespannt lauschten. Einige machten sich bereits eifrig Notizen. „Ein von einem Werwolf gebissener ist verpflichtet sich bei der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe zu melden und sich ins Werwolf-Register eintragen zu lassen, welches von Newt Scamander vor vielen Jahren eingerichtet wurde. Verweigerer werden vom sogenannten Werwolf-Fangkommando aufgespürt und eingefangen. Ja, Miss Benett?“ Rose hatte ihre Hand gehoben.

„Ist die Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe nicht auch dafür zuständig den Betroffenen zu helfen?“ Remus kannte diese Abteilung. Er war mit seinen Eltern dort gewesen, nachdem er gebissen wurde und er musste sich in ein Register aufnehmen lassen.

„Das ist korrekt.“, antwortete Vegas knapp und lief wieder nach vorne zum Pult. „Es gibt eine Art Hilfsprogramm mit dem versucht wird Werwölfen ein normales Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen. Das allerdings nur mit sehr mäßigem Erfolg, daher dürfte das Programm bald wieder eingestellt werden.“ Diese Tatsache schien Vegas irgendwie zu erfreuen, zumindest hatte Remus den Eindruck.

„Ein Werwolf kann nicht auf ein normales Leben hoffen. Er wird immer ein Ausgestoßener der Gesellschaft sein.“, wieder trafen sich die Blicke von Vegas und Remus. Letzterer saß ganz still auf seinem Platz, da er extreme Angst hatte, dass irgendeiner seiner Mitschüler ihm sein Geheimnis auch nur ansehen konnte. Ihm war hundeelend zumute, da er die kleinen Hinweise die Vegas dabei war zu streuen deutlich erkannte. Als Hausaufgabe sollten sie eine Zusammenfassung der ersten Seiten des Kapitels schreiben. Nach Verteidigung gegen die Dunklen Künste stand noch eine Doppelstunde Kräuterkunde an, doch Remus war jetzt nicht in der Verfassung sich um magische Pflanzen zu kümmern. Kaum war die Stunde zu Ende stürmte er regelrecht hinaus. Peter hastete hinterher und wäre dabei beinahe über seine eigenen Füße gestolpert. „Warte Remus! Wo willst du hin?“

„Sag Professor Sprout, dass mir schlecht geworden ist und ich im Krankenflügel bin. Ich brauch jetzt meine Ruhe!“ Remus entwickelte einen regelrechten Hass auf Vegas und gleichzeitig hatte er große Angst. Peter blieb seufzend zurück. Er konnte gut nachvollziehen wie sich sein Freund jetzt fühlen musste. Vegas hatte zum nächsten Schlag ausgeholt und so wie es aussah hatten sie keine Chance gegen den Auror. Rose hatte ebenfalls beobachtet, dass Remus davongestürmt war, folgte dann aber ihren Mitschülern zur nächsten Stunde.
 

Remus musste raus aus dem Schloss. Er brauchte jetzt einen Ort den er für sich allein hatte und wo sein Geheimnis sicher war. Diesen Ort gab es und eigentlich hasste er ihn, doch jetzt war es eine Art Zufluchtsort. Er vergewisserte sich, dass ihm niemand folgte oder er gesehen wurde und lief hinunter zur Peitschenden Weide, die nur für ihn angepflanzt worden war als er nach Hogwarts gekommen war. Dieser Baum war höchst gefährlich und diente einem einzigen Zweck – er schützte den geheimen Eingang zum Tunnel der zur Heulenden Hütte führte. Jeder der sich dem Baum näherte bekam einen Hieb von einem der Äste. Die Weide war ein recht lebendiger Baum und wusste auszuteilen. Es gab einen Knoten am Stamm, welchen man drücken musste damit der Baum in eine Art Starre verfiel. Diese hielt jedoch nur gerade so lange an um im Tunnel zu verschwinden. Nach knapp vier Jahren wusste Remus wie die Weide funktionierte und er nutzte einen Zauber um den Knoten zu aktivieren. Dann huschte er schnell in den Geheimgang und folgte diesem bis zur Heulenden Hütte. Mittlerweile hatte er fast die komplette Einrichtung auseinandergenommen, wenn er sich hier als Werwolf aufhielt. Überall waren Kratzspuren von seinen scharfen Werwolfsklauen. Remus sank auf das halb zertrümmerte Bett und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Ursprünglich war der Raum sehr behaglich eingerichtet gewesen, da hatte sich Professor Dumbledore wirklich Mühe gegeben. Mit der Zeit wurde der Werwolf in ihm immer stärker und er ließ den Drang hier auszubrechen an den Gegenständen aus. Starke Zauber hinderten ihn an der Flucht nach Draußen. Und das war auch gut so! Remus wollte niemanden verletzen oder gar töten.

Obwohl ihm dieser Ort sonst eher wie ein Gefängnis vorkam, fühlte er sich jetzt gerade sehr sicher. Niemand außer Professor Dumbledore selbst würde wahrscheinlich darauf kommen, dass er sich hier verstecken würde. Für die nächsten Stunden hatte er seine Ruhe.

Er dachte daran wie sehr ihm James und Sirius jetzt fehlten und er bekam große Angst vor dem was sich Vegas wohl noch so alles hatte einfallen lassen. Dieser Mann hasste ihn und er würde nicht aufhören ihn zu schikanieren, bis er es geschafft hatte ihn aus Hogwarts zu vertreiben. Für Vegas gehörte ein Werwolf nicht hierher. Es musste einen Grund geben warum er einen so starken Hass auf Werwölfe hatte. Remus dachte einen Moment daran zu Professor Dumbledore zu gehen, doch er wollte nicht als schwach dastehen und zum Schulleiter rennen, nur weil ihn ein Lehrer nicht leiden konnte. Er war fast fünfzehn Jahre alt und er musste das allein schaffen, nur war das gar nicht so einfach. Die ganze Sache nahm ihn so sehr mit, dass er einschlief und erst wieder aufwachte, als es Zeit fürs Abendessen war. Auf dem Weg zurück zum Schloss war er sich sicher, dass das heute nicht der letzte außerplanmäßige Besuch in der Heulenden Hütte war.

Peter erwartete ihn schon ganz ungeduldig als sich Remus zu ihm an den Tisch in der großen Halle setzte.

„Wo um alles in der Welt warst du denn so lange?“ Da Kenan, Yaris und Luan bei ihnen saßen konnte Remus nicht sagen wo genau er gewesen war.

„Ich war zuerst im Krankenflügel und dann hat mir Madam Pomfrey geraten etwas frische Luft zu schnappen. Dabei habe ich die Zeit vergessen.“ Remus tat sich Essen auf den Teller. Er hatte einen ziemlichen Hunger. Peter verstand die Anspielung seines Freundes und ihm war gar nicht wohl bei dem Gedanken an die Heulende Hütte. Wenn Remus sich jetzt schon freiwillig dorthin zurückzog, dann belastete ihn die Sache mit Vegas mehr als er angenommen hatte. Sie brauchten eine Lösung!

Zumal auch ihre drei Schlafsaalkameraden nicht gerade auf den Kopf gefallen waren. Die drei tauschten vielsagende Blicke. Das sie mittlerweile misstrauisch waren war nicht zu übersehen. Nicht mehr lange und sie würden hinter Remus Geheimnis kommen. Vegas würde schon dafür sorgen, dass sie die Hinweise richtig deuten würden.

Nach dem Abendessen setzte sich Remus an die Zusammenfassung für Vegas. Er wollte das Thema Werwolf so schnell wie möglich hinter sich bringen.
 

Der Rest der Woche verlief eigentlich relativ ruhig. Meistens verkrümelte er sich in die Bibliothek, wo ihm Rose oftmals Gesellschaft leistete. Peter konnte nicht verstehen warum Remus so viel Zeit mit dieser Hufflepuff-Schülerin verbrachte. Meist saßen sie nur zusammen an einem Tisch und machten ihre Hausaufgaben. Ab und zu halfen sie sich gegenseitig oder fragten einander ab. Dem Gryffindor entging nicht wie entspannt Remus in ihrer Gegenwart war. Die Sorgen der letzten Zeit waren scheinbar gar nicht da, dabei gab er sich doch solche Mühe seinem Freund zu helfen. Aber er war eben nicht James oder Sirius und er konnte Remus nicht so helfen wie er es gerne wollte. Sie anscheinend schon! Ungewollt entwickelte Peter eine Art Eifersucht auf dieses Mädchen.

An einem Abend kurz vor Vollmond saßen Rose und Remus noch nach dem Abendessen in der Bibliothek, da sie an diesem Tag besonders viel aufbekommen hatten. Remus entging dabei nicht, dass sie ihm immer wieder verstohlene Blicke zuwarf und insgesamt erschien sie sehr nervös. Er schüttelte leicht den Kopf. Anscheinend hatte er schon eine Paranoia entwickelt, nachdem Vegas angefangen hatte das Thema Werwolf durchzunehmen. Andererseits schärften sich auch bereits seine Sinne, mit denen er einfach mehr wahrnahm.

„Ist alles in Ordnung?“, wollte sie mit einem leicht besorgten Blick wissen.

Er lächelte zaghaft zurück. „Ich bin nur ein bisschen müde, sonst nichts!“, antwortete Remus und streckte sich.

„Wir können auch Schluss machen für heute.“, meinte Rose. „Ich bin sowieso gleich fertig und wollte noch eine heiße Schokolade trinken vor dem Schlafengehen. Wenn du willst, kannst du mich begleiten.“

„Wo willst du denn noch eine heiße Schokolade herbekommen?“, fragte Remus leicht verwirrt.

Sie kicherte leise. „Na, aus der Küche! Sag bloß, du warst noch nie dort…“

Er schüttelte den Kopf. Ehrlich gesagt, hatte er sich bisher keine Gedanken darüber gemacht, woher das viele leckere Essen kam, das tagtäglich auf den langen Tischen in der Großen Halle erschien.

„Dann wird es höchste Zeit.“, lächelte Rose. „Ich zeig es dir. Noch ist ein bisschen Zeit, bevor wir in unsere Häuser müssen.“

Die Beiden packten ihre Bücher, Pergamentrollen und Federkiele in ihre Taschen und machten sich auf den Weg nach unten. Er hatte das Gefühl, dass sie noch irgendwas im Schilde führte. Aber er war jetzt auch ziemlich neugierig auf die Küche.

Sie kamen in einen hell erleuchteten Korridor, der wohl auch zu den Räumen der Hufflepuffs führte.

„Ich war noch nie hier unten.“, bemerkte Remus.

„Du hattest ja auch bisher keinen Grund dazu!“, kicherte Rose. Sie blieb vor einem Bild mit einer Obstschale darauf stehen. „Wir sind da!“

„Ich sehe aber keinen Eingang.“, erwiderte Remus leicht verwirrt.

Sie antwortete nicht, sondern fing an eine Birne zu kitzeln bis diese kicherte und sich in eine Türklinke verwandelte. Sie öffnete die Tür und machte lächelnd eine Handbewegung in den Raum hinein. „Nach dir!“

Remus betrat staunend einen riesigen Raum, der erstaunliche Ähnlichkeit mit der Großen Halle hatte. Die langen Tische standen in exakt der gleichen Position, allerdings war die Decke etwas niedriger.

Plötzlich sah er sich von ca. einem Dutzend Hauselfen umringt.

„Können wir irgendwas für Sie tun, Mister?“, piepste eine der Elfen.

„Ich äh…“, etwas hilflos sah er zu Rose, die die Elfen offenbar bereits kannte. Sie begrüßte die kleinen Wesen sehr herzlich.

„Wir hätten gerne zweimal heiße Schokolade und ein paar Kekse.“, bestellte sie für beide und sofort machten sich die Hauselfen daran, Milch warm zu machen und eine Platte voller Kekse herzurichten.

„Du wolltest doch auch eine, oder?“, fragte Rose lächelnd.

„Äh… ja.“ Noch immer wusste er nicht, was er sagen sollte. Zwei der Geschöpfe brachten Stühle für die beiden. „Setzen Sie sich, Miss und Mister!“, forderten sie die beiden auf. Rose und Remus taten wie geheißen.

Kurze Zeit später brachten weitere Elfen, nicht nur die bestellte Heiße Schokolade und Kekse, sondern auch belegte Sandwiches und Kürbissaft.

„Vielen Dank. Sehr aufmerksam…“, lächelte Rose die Elfen an und reichte Remus seine Tasse, bevor sie ihre eigene nahm.

Sein anfängliches Gefühl verstärkte sich noch mehr, als er merkte, wie sie ihn regelrecht beobachtete. Nervös klammerte er sich an seine Tasse und sah zu Boden. Am liebsten wäre er jetzt im Gryffindor-Turm.

„Alles in Ordnung?“, fragte sie leicht besorgt. „Du wirkst in letzter Zeit oft abwesend und scheinst dich irgendwo zu verkriechen.“

Er sah sie erstaunt an. „Das ist dir aufgefallen?“

Sie nickte leicht. „Natürlich, ich mache mir doch auch Sorgen!“, meinte sie und knetete dabei ihre Hände. Für Remus war das ein eindeutiges Zeichen, dass sie tatsächlich etwas auf dem Herzen hatte.

„Mir geht es gut!“, log er und lächelte sie an. „Es gibt keinen Grund zur Sorge!“

„Doch, den gibt es!“, erwiderte sie aufgebracht. „Und der heißt Professor Vegas!“

„Was hat Professor Vegas mit mir zu tun? Er scheint mich nicht zu mögen, das stimmt schon! Aber ich komme schon klar!“, sagte Remus bestimmt.

„Das sieht man!“, bemerkte sie trocken und langsam begann er zu ahnen, wohin dieses Gespräch führen würde. Und diese Wendung gefiel ihm gar nicht.

„Was weißt du?“, fragte er deshalb geradeheraus.

Rose schluckte leicht bei seinem Gesichtsausdruck. Es war eine Mischung aus Angst, Wut und Unsicherheit. Irgendwie schien es doch keine gute Idee gewesen zu sein, ihm jetzt zu sagen, dass sie von seinem Geheimnis wusste.

„Sag schon!“, befahl er energisch, als er immer noch keine Antwort bekam, und Rose zuckte zusammen.

„Ehrlich gesagt, weiß ich schon eine ganze Weile von deinem Geheimnis…“, rückte sie schließlich mit der Sprache heraus.

„Seit wann?“, wollte er wissen. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wenn sie tatsächlich durch die Bemerkungen von Professor Vegas darauf gekommen war, dann war die Gefahr groß, dass noch weitere Mitschüler davon Wind bekamen.

„Schon bevor Professor Vegas da war. Da waren Sirius und James auch noch nicht in Uagadou…“, antwortete sie schnell, da sie ahnte, weshalb er dies fragte. „Ihr habt mal in der Bibliothek darüber gesprochen, als ich zufällig ganz in der Nähe war…“

„Du hast uns belauscht?!“ Remus starrte sie entsetzt an.

„Nein, ich sagte doch, es war ein Zufall… Aber du kannst mir glauben, ich werde es niemandem verraten. Im Gegenteil, ich werde weiterhin versuchen, dir zu helfen. Ich weiß nicht, warum Professor Vegas so einen Hass gegen Werwölfe hat, aber er hat kein Recht so mit dir umzugehen!“, erklärte sie entschlossen und legte ihre Hand auf seine. Sie bemerkte, dass er zitterte. „Deswegen habe ich mich dazu entschieden, es dir zu sagen. Ich möchte dich unterstützen…“, sprach sie sanft weiter. „Weil ich dich sehr gern habe!“

Remus nahm ihre Worte kaum wahr, so geschockt war er darüber, dass Rose es wusste. Bisher hatte er geglaubt, dass niemand außer seinen drei Freunden hinter sein Geheimnis kommen würde. Aber das war offenbar nur Wunschdenken gewesen. Und wenn Rose es bereits herausgefunden hatte, so war die Wahrscheinlichkeit dank Professor Vegas jetzt erst recht hoch.

„Remus? Ist alles in Ordnung?“, fragte Rose besorgt und drückte seine Hand leicht. Er hatte einen leicht panischen Gesichtsausdruck mit dem er durch sie hindurch zu starren schien. Sie wusste nicht so recht, was sie tun sollte. Er nahm diese Neuigkeit nicht so gut auf, wie sie gehofft hatte. Sie wollte noch etwas sagen, doch er stand abrupt auf und entzog ihr seine Hand.

„Ich muss hier weg!“, murmelte er, stellte die Tasse auf einen der Tische und verschwand ohne ein weiteres Wort durch die Tür zur Küche.

Einen Moment starrte Rose auf die Tür, durch die Remus verschwunden war. Dann stellte auch sie ihre Tasse auf den Tisch, bedankte sich bei den Hauselfen und lief aus der Küche in Richtung Eingangshalle. Er war nicht mehr zu sehen. Sie seufzte leise. „Ich wollte dir doch nur sagen, dass ich dich unterstützen möchte…“ murmelte sie vor sich hin, während sie zurück zum Hufflepuff-Gemeinschaftsraum ging. Sie nahm sich fest vor, noch einmal mit ihm zu reden. Doch das würde bis nach Vollmond warten müssen.
 

Sein Ziel war, wie so oft in den letzten Tagen, die Heulende Hütte. Er musste jetzt alleine nachdenken, da konnte Peter ihm nicht helfen. Er war so in Gedanken vertieft, dass er mit jemandem zusammenstieß. Noch bevor er zu Boden fallen konnte, hielt ihn eine Hand am Arm fest und er fand sein Gleichgewicht wieder.

„Entschuldigung…“, begann Remus und starrte sein Gegenüber überrascht an.

Es war kein Geringerer als Professor Dumbledore, dem er begegnet war. Der Schulleiter lächelte ihn an, allerdings hatte sein Blick wie immer etwas von einem Röntgengerät. Genau das konnte Remus jetzt nicht gebrauchen.

„Ich habe Sie nicht gesehen, Sir! Es tut mir leid.“, beeilte er sich deshalb noch einmal zu sagen.

„Du warst offensichtlich in Gedanken versunken.“, erwiderte Professor Dumbledore immer noch lächelnd und ließ ihn los. „Gibt es irgendetwas was dich bedrückt?“

„Was? Nein, alles in Ordnung!“, log der Gryffindor schnell. Er wollte nicht, dass der Schulleiter von seinen Problemen erfuhr. Das musste er schon alleine durchstehen. Er war schließlich kein kleines Kind mehr.

„Du weißt, du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn dir etwas Sorgen bereitet.“

Remus hatte alle Mühe, diesem durchdringenden Blick standzuhalten. „Mir geht es gut!“, betonte er mit einem aufgesetzten Lächeln, von dem er hoffte, dass es dem Professor genügen würde.

„Das ist aber nicht der Weg zum Gryffindor-Turm. Oder gibt es eine neue Abkürzung, die ich noch nicht kenne?“, zwinkerte Dumbledore ihn durch seine Halbmondbrille an.

„Äh… ich… ich hab mich verlaufen!“ Remus betete jetzt regelrecht, dass der Schulleiter ihm diese Ausrede abnahm. Konnte es wirklich sein, dass diesem Mann nichts entging?

„Nach fast vier Jahren? Obwohl…“, gluckste der Schulleiter nun vergnügt. „… ich muss zugeben, dass ich bis heute nicht alle Winkel des Schlosses kenne! Es ist ein wahres Labyrinth. So viele Wege… und doch findet man immer wieder zu seinen Wurzeln zurück!“

Remus starrte ihn leicht verwirrt an. Es war einer dieser Momente, wo er nicht wusste, was der Professor ihm mit diesen Worten sagen wollte.

„Herrje, schon so spät! Zeit ins Bett zu gehen.“, meinte dieser gerade mit einem Blick auf seine Uhr. „Meinst du nicht auch?“

„Ja… Gute Nacht, Professor!“, murmelte Remus und wandte sich in Richtung Gryffindorturm. Seinen Plan in die Heulende Hütte zu gehen, konnte er jetzt nicht mehr umsetzen. Er hoffte nur, dass Peter keine unangenehmen Fragen stellte.

„Gute Nacht, Remus!“, hörte er noch von Professor Dumbledore.

Als er im Schlafsaal angekommen war, schliefen die Jungs schon und er atmete erleichtert auf. Leise schlüpfte er ins Bett, doch schlafen konnte er nicht. Noch immer fragte er sich, was der Schulleiter mit diesen Worten gemeint hatte. Auch die Tatsache, dass Rose über sein Geheimnis Bescheid wusste, ließ ihn noch lange wach liegen.
 

In der nächsten Doppelstunde bei Professor Vegas gaben sie alle ihre Hausaufgaben ab und nahmen das Thema Werwolf weiterhin sehr intensiv durch. Remus tat sich unglaublich schwer so zu tun als würde ihn das alles kalt lassen. Der nächste Vollmond stand kurz bevor. Vegas konnte es nicht lassen und streute immer weiter Hinweise und legte buchstäblich eine Spur die Remus früher oder später enttarnen würde. Während die Klasse ruhig vor sich hinarbeitete und anhand ihrer Lehrbücher Fragen zum Thema Werwolf beantwortete, sah sich Vegas die Zusammenfassungen an. Als die Stunde zu Ende war hatte Remus schon die vage Hoffnung gehabt heute ungeschoren davonzukommen. Diese Hoffnung zerplatzte jedoch wie eine Seifenblase noch bevor Remus ansatzweise den Raum verlassen hatte.

„Sie bleiben bitte noch einen Moment, Mr. Lupin.“

Peter sah Remus mitleidig an. Er konnte nichts tun um seinem Freund zu helfen und verließ mit den anderen den Klassenraum.

„Man sollte meinen, dass Ihnen das Thema Werwolf eigentlich ganz gut liegen sollte, Mr. Lupin.“, sagte der Auror, während er die Pergamentrollen fein säuberlich stapelte. „Ihre Zusammenfassung beweist jedoch das Gegenteil und ist geradezu lächerlich.“

„Es tut mir leid, wenn Sie das so sehen, Professor.“ Remus musste sich sehr beherrschen höflich zu bleiben. Am liebsten wäre er dem Mann an die Gurgel gesprungen.

„Sie werden heute Abend nochmals einen Aufsatz für mich schreiben. Vielleicht rückt dieser Ihre Gedanken wieder in die richtige Richtung.“ Die Augen des Auroren blitzten fast vor Feindseligkeit und Häme. „Acht Uhr und keine Minute später!“ Mehr sagte er nicht zu seinem Schüler und deutete ihm mit Ignoranz an, dass er gehen durfte. Remus kochte vor Wut.

Draußen vor der Tür wartete Rose auf ihn, was Remus etwas überraschte. Noch immer wusste er nicht wie er mit der Tatsache umgehen sollte, dass sie sein Geheimnis kannte.

„Er piesackt dich weiter, oder?“, fragte sie vorsichtig.

„Und wenn schon, was geht es dich an?“, fauchte er zornig zurück, sodass sie zusammenzuckte. „Tut mir leid, Rose. Ich wollte dich nicht so anfahren.“, sagte er dann gleich, als er seinen Fehler bemerkt hatte. Sie konnte ja nichts dafür, dass Vegas ihn hasste.

„Warum gehst du nicht zu Dumbledore?“

„Weil ich ihn damit nicht behelligen möchte. Er hat genug zu tun.“

„Du schaffst das nicht allein, Remus.“ Gemeinsam gingen sie den Gang entlang zum Klassenzimmer für Verwandlung. Remus verhielt sich Rose gegenüber immer noch recht kühl und sprach kaum ein Wort mit ihr.
 

Punkt acht Uhr abends klopfte Remus an die Tür von Frederic Vegas‘ Büro. Von drinnen erklang die kalte Stimme des Lehrers und Remus trat ein.

„Setzen Sie sich, Lupin.“ Vegas sah nicht auf und konzentrierte sich weiter auf das vor ihm liegende Pergament. Remus war sonst ein höflicher Mensch und grüßte seine Lehrer jedes Mal, doch bei Vegas machte er heute eine Ausnahme. Schweigend setzte er sich an den Tisch und wartete. Vegas entging sein Verhalten nicht und er musterte den Gryffindor.

„Heute mal die rebellische Schiene, ja?“

Remus antwortete nicht, sondern erwiderte den Blick des Auroren zornig. Er war immer noch wütend auf ihn. Eigentlich war er ständig wütend auf diesen Mann, sobald er sich zusammen mit ihm in einem Raum aufhielt.

„Es ist bereits deutlich zu sehen wie stark der nahende Vollmond ihr Gemüt beeinflusst. Als Kind mögen Sie vielleicht noch zu bändigen gewesen sein, aber vermutlich hat Ihr Vater jetzt schon große Probleme die nötigen Schutzzauber aufrechtzuerhalten um Sie während Vollmond abzuschirmen, oder irre ich mich?“

„Mein Vater hat alles unter Kontrolle, wenn ich zu Hause bin.“, knurrte Remus. „Ich habe noch nie jemanden verletzt.“ Es machte Remus noch wütender als Vegas seine Eltern ansprach. Remus fürchtete sich vor nichts mehr als eines Tages seine Eltern zu verletzen. Er wusste, dass er immer stärker wurde und sein Vater hatte wirklich langsam Schwierigkeiten ihn in seinem Zimmer festzuhalten, wenn er sich verwandelte. Ihm war auch klar, dass Vegas seine Wut absichtlich provozierte um einen Grund zu finden ihn von der Schule werfen zu lassen.

Für ein paar Minuten funkelten sie sich beide voller Abscheu an.

„Sie werden jetzt einen Aufsatz darüber schreiben, warum Werwölfe zur Randgesellschaft gehören und wie ihr Leben im Generellen aussieht in Hinblick auf Ausbildung, Beruf und soziale Kontakte.“, sagte der Auror dann leicht schmunzelnd. Er wusste genau, dass er Remus mit diesem Thema verletzte.
 

Als ob sich Remus noch nie Gedanken darüber gemacht hätte. Er wusste genau was auf ihn zukam, wenn er mit der Schule fertig war. Ihm war auch bewusst, dass die Tatsache, dass er in Hogwarts sein durfte allein Albus Dumbledore zu verdanken war.

Schweigend begann er den gewünschten Aufsatz zu schreiben. Vegas beobachtete ihn ab und zu, während er selbst am Schreibtisch weiterarbeitete. Kurz vor Mitternacht war Remus fertig. Schweigend lieferte er den Aufsatz bei Vegas ab und verließ dessen Büro. Höfliche Worte hatte Remus für diesen Menschen nicht mehr übrig.
 

Einen Tag nach Vollmond war Peter auf dem Weg zum Krankenflügel, wo Remus bereits wieder sein musste. Als er dort ankam, traute er seinen Augen kaum. Rose saß an Remus‘ Bett. Remus war mit allerhand Salben eingerieben und schlief anscheinend.

„Was machst du denn hier?“, fragte er misstrauisch.

„Hey Peter… ich besuche Remus…“, antwortete sie leise, als ob es das Selbstverständlichste der Welt wäre. „Und du solltest nicht so laut sprechen. Er schläft.“ Sie lächelte ihn an.

„Weiß er, dass du hier bist?“ Er musterte sie abschätzend.

„Nein, Madame Pomfrey war auch nicht sehr erfreut darüber, dass ich ihn besuchen wollte. Aber du weißt ja wie sie ist, wenn es um ihre Patienten geht.“

„Weißt du auch, warum er hier ist?“ Er musste jetzt unbedingt herausfinden, wie viel sie tatsächlich wusste.

Sie nickte leicht. „Ich weiß, was er ist, falls du das meinst!“

Peter starrte sie entgeistert an. „Woher… seit wann… und wie?!“ Offenbar hatte Vegas‘ Arbeit schon weitere Früchte getragen, als er gedacht hatte.

„Seit ihr vier in der Bibliothek mal darüber gesprochen hattet, weiß ich es hundertprozentig. Es war in dem Moment sonst niemand dort außer euch und mir, aber ihr habt mich nicht gesehen. Die Vermutung hatte ich aber schon vorher.“, erklärte sie. „Jedenfalls weiß ich es nicht durch Professor Vegas.“

„Hast du es Remus schon gesagt?“, fragte er sie weiter aus. Irgendwie gefiel ihm die ganze Sache überhaupt nicht.

„Ja, schon vor Vollmond. Aber er schien nicht sehr begeistert darüber…“, meinte sie traurig.

Peter presste die Lippen zusammen. Remus hatte mit keinem Wort erwähnt, dass Rose von seinem Geheimnis wusste, bevor er sich in die Heulende Hütte zurückgezogen hatte für seine Verwandlung. Warum hatte sein Freund es verschwiegen?

„Jedenfalls bin ich jetzt hier, um noch einmal mit ihm zu reden! Ich will ihm doch nur zur Seite stehen!“, fügte sie noch hinzu. „Und irgendjemand sollte Professor Vegas stoppen…“

Noch immer schwieg er. Im Moment hatte er ein viel größeres Problem damit, dass Remus offenbar immer noch nicht genug Vertrauen zu ihm hatte. Scheinbar waren alle seine Bemühungen, ihm zu helfen, während James und Sirius nicht da waren, umsonst gewesen. Er ballte die Hände zu Fäusten.

„Peter, ist alles in Ordnung?“, riss Rose ihn aus seinen Gedanken. Er sah aus als würde er im nächsten Moment auf sie losgehen wollen.

„Vielleicht solltest du jetzt besser gehen! Wenn er deine Hilfe nicht will, dann lass ihn in Ruhe!“, knurrte Peter zurück. „Wir kommen ganz gut alleine zurecht!“

Sie schnappte überrascht nach Luft. „Sag mal, habe ich dir irgendwas getan?“

„Nein, aber du mischst dich in Dinge ein, die dich nichts angehen…“, gab er angriffslustig zurück.

„Man wird ja wohl noch helfen dürfen, wenn jemandem Unrecht getan wird! Hast du nicht gemerkt, wie Professor Vegas ihn behandelt?“

„Natürlich, habe ich das und wir haben das bestens im Griff!“, verteidigte Peter sich. Er wollte nicht zugeben, dass er mit der Situation überfordert war. Und er wollte nicht, dass eine Hufflepuff sich einmischte. Ohne es zu merken hatte er eine Eifersucht auf das Mädchen entwickelt, das sich offenbar sehr gut mit Remus verstand. Er wollte nicht, dass sie ihm seinen Freund wegnahm.

„Hört auf!“, kam es plötzlich energisch vom Bett. Remus war aufgewacht, ohne dass Rose oder Peter es mitbekommen hatten.

„Remus…“, kam es von beiden wie aus einem Munde.

„Was ist hier eigentlich los? Und warum bist du hier, Rose?“, wollte Remus von ihr wissen. Er war ziemlich überrascht, dass sie im Krankenflügel war, trotz der überstürzten Flucht und dem kühlen Verhalten der letzten Tage ihr gegenüber.

„Sie mischt sich in alles ein… das ist los, Remus!“, antwortete Peter verärgert, noch bevor sie reagieren konnte.

„Ich habe Rose gefragt, nicht dich, Peter!“, knurrte Remus ihn in einem Anflug von aufkommender Wut an.

„Seit wann interessiert dich die Meinung von ihr? Du hast mir ja nicht mal gesagt, dass sie Bescheid weiß…“, erwiderte Peter genauso wütend.

„Das muss ich ja auch nicht, du bist schließlich nicht mein Babysitter, oder?“ Remus hatte alle Mühe, sich zu beherrschen. Das letzte was er wollte, war ein Streit. Er hatte genug andere Probleme, aber Peter machte es ihm in diesem Moment nicht gerade leicht. Er krallte sich an der Bettdecke fest.

„Jungs, jetzt beruhigt euch mal wieder!“, versuchte Rose den aufkeimenden Streit zu schlichten.

„Findest du es etwa gut, dass sie uns belauscht hat? Wer weiß, wer dank Professor Vegas auf den gleichen Trichter kommt?!“, fauchte Peter seinen Freund an, Rose völlig ignorierend. „Je mehr es wissen, desto eher kannst du die Schule verlassen!“

„Glaubst du, ich weiß das nicht?!“ Auch Remus wurde immer lauter. „Aber du kannst doch auch nichts gegen Professor Vegas ausrichten!“

„Nur weil du zu stolz bist, mit Professor Dumbledore darüber zu reden! Weißt du was? Ich hab es satt, deinen sogenannten Babysitter zu spielen! Mach doch, was du willst!“

„SCHÖN, ICH HAB DICH SOWIESO NIE DARUM GEBETEN!“, brüllte Remus. Nun war ihm endgültig der Geduldsfaden gerissen.

Ohne ein weiteres Wort, stürmte Peter aus dem Krankenflügel. Remus‘ Worte hatten ihn hart getroffen und ihn zutiefst verletzt.

Rose wusste nicht, was sie davon halten sollte. Irgendwie machte Remus ihr Angst. „Ähm… Remus?“, fragte sie vorsichtig.

„WAS?“, fuhr er sie in seiner Wut an.

Sie zuckte leicht zusammen. „Ich…. Ich glaube, ich lasse dich jetzt lieber alleine!“, murmelte sie und rannte aus dem Krankenflügel. Remus hatte ihr gerade eine Seite gezeigt, von der sie nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte. Das Beste war, ihn jetzt erst einmal alleine zu lassen.

So schnell wie die Wut gekommen war, verebbte sie auch wieder. „Verdammt!“ Remus schlug auf die Bettdecke. Es war schon lange nicht mehr vorgekommen, dass er so sehr die Beherrschung verloren hatte. Es lief einfach alles aus dem Ruder. Erst waren James und Sirius weg, dann brachten Professor Vegas und Rose sein Leben durcheinander und nun hatte er auch noch aus Undankbarkeit Peter als Freund verloren.
 

Es war gegen vier Uhr morgens als er aus dem Schlaf hochschreckte, die Bilder des Traums noch vor Augen.

Sein Herz pochte vor Aufregung und die Erinnerung an jenes Ereignis schmerzte fast so stark, als wäre es gerade erst geschehen. Frederic Vegas stand auf, zog sich seinen Morgenmantel an und zog ein Bild aus seiner Schreibtischschublade. Es zeigte drei Personen die alle sehr glücklich schienen und ihm entgegenstrahlten. Frederic ahnte was oder vielmehr wer schuld daran war, dass die Erinnerung wieder hochkam. Er würde dieses Phantom seiner Vergangenheit jetzt endgültig vertreiben.
 

Bereits als er den Klassenraum betrat merkten die Viertklässler aus Gryffindor und Hufflepuff samt Austauschschüler, dass Professor Vegas schlecht gelaunt zu sein schien.

„Bücher aufschlagen! Seite 422!“, fauchte er die Klasse an. Keiner sagte ein Wort und alle schlugen sie schnell ihre Bücher auf.

„Zählen Sie die Merkmale eines Werwolfs auf, Pettigrew!“, herrschte er Peter an, der vor Schreck zusammenzuckte.

„Ich…äh…ich…da ist die Rute…, das spitz zulaufende Maul…..und…“, stotterte der Gryffindor.

Vegas schien über dieses Verhalten noch wütender zu werden. „Was soll das Pettigrew? Haben Sie etwa nicht aufgepasst? Zwanzig Punkte Abzug für Gryffindor!“

So ging es die ganze Stunde weiter. Vegas wirkte noch einschüchternder als er sowieso schon war und er genoss es förmlich der Klasse die hart erarbeiteten Punkte nur so abzuziehen. Nur selten gab er wieder welche dazu, wenn jemand wirklich richtig antwortete.

„Mr. Lupin“, rief er dann Remus auf. „Zählen Sie uns die Merkmale auf, woran man erkennen kann, dass ein Werwolf kurz vor seiner Verwandlung bei Vollmond steht.“

Remus sah ihn erneut zornig an. Er legte es wirklich darauf an, dass noch mehr zufällig hinter sein Geheimnis kam. „Ich weiß es nicht, Professor.“ Remus stellte sich jetzt einfach dumm. Er wollte sich auf gar keinen Fall vorführen lassen.

„Sie wissen es nicht?“ Damit hatte Vegas nicht gerechnet. Remus probte den Aufstand.

„Nein, Sir!“, wiederholte Remus. „Ich weiß es nicht.“

„Wirklich nicht?“, fragte Vegas nochmals nach. Er stand jetzt direkt vor Remus und fixierte ihn regelrecht. „Soll ich Ihnen auf die Sprünge helfen?“ In Vegas‘ Stimme war jetzt deutlich eine Drohung herauszuhören.

Der Rest der Klasse verstand absolut nicht was hier gerade vor sich ging, alle außer Peter und Rose. Peter war unschlüssig was er tun sollte. Er war noch immer wütend auf Remus. Rose handelte instinktiv bevor noch schlimmeres passieren würde. Die Braunhaarige saß in der Nähe des Regals mit einigen wissenschaftlichen Instrumenten. Rose zückte ihren Zauberstab und ließ zwei davon mit einem lauten Scheppern zu Boden fallen. Eines davon schien eine Art Alarmanlage zu sein und gab einen fürchterlichen Kreischton von sich. Es war mit dem Katzenjammer belegt worden.

Alle hielten sich die Ohren zu und Vegas hatte Mühe das Gerät auszuschalten, da sich ein Mechanismus verklemmt hatte. Am Ende half nur ein Schlenker seines Zauberstabs und das Gerät verstummte.

Hätte Rose nicht eingegriffen, hätte Vegas höchstwahrscheinlich dafür gesorgt, dass alle von Remus‘ inneren Dämon erfuhren. Vegas schluckte seinen Zorn hinunter und wies die Klasse darauf hin, dass sie in der nächsten Stunde einen Test über das Thema Werwolf schreiben würden und dass er schlechte Leistungen nicht tolerieren würde.
 

Nach dieser Stunde in Verteidigung gegen die dunklen Künste hatte Remus seine endgültige Entscheidung getroffen Hogwarts zu verlassen. Er hatte es bisher immer noch nicht übers Herz gebracht, sich bei Peter und Rose zu entschuldigen. Abgesehen davon machte Peter einen großen Bogen um ihn und unternahm viel mehr mit Luan, Kenan und Yaris. Auf die Frage der Afrikaner, warum sich die beiden so gestritten hatten, hatte er nur geantwortet, dass es sich um ein privates Problem handeln würde. Einzig Rose hatte Remus in dieser Unterrichtsstunde nach wie vor verteidigt. Aber er konnte ihr einfach nicht mehr in die Augen sehen, nachdem er sie im Krankenflügel so angebrüllt hatte. Und Professor Vegas hatte sowieso im Allgemeinen Recht. Er gehörte nicht hierher. Als alle zum Abendessen gingen, schlich er sich in den Schlafsaal der Gryffindors und packte seinen Koffer. Er schrieb noch ein paar Zeilen an Peter gerichtet, dann verließ er den Gryffindor-Turm mit seinen Habseligkeiten. Er hatte sich genau diesen Moment ausgesucht, da alle in der Großen Halle waren. So lief er nicht Gefahr, jemandem zu begegnen. Kurze Zeit später hatte er das Eingangstor erreicht. Er atmete noch einmal tief durch und öffnete das Tor. Eisige Kälte schlug ihm entgegen.

„Remus?“, hörte er plötzlich Roses Stimme hinter sich. „Was bei Merlins Bart soll das werden?“

Er schloss die Augen und atmete tief durch. Warum musste ausgerechnet sie jetzt auftauchen? Er sah sie wehmütig an.

„Es tut mir leid, Rose! Bitte entschuldige mein Verhalten, aber es ist besser so für alle Beteiligten!“, sagte er leise, dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand in die Dämmerung hinaus.

Sie stürmte zum Tor. „Remus, warte doch!“, rief sie ihm hinterher, doch er reagierte nicht. Er lief einfach weiter den Weg hinunter in Richtung Hogsmeade.

„So ein Mist!“, schimpfte sie, dann rannte sie in die Große Halle. Jetzt konnte nur noch einer helfen, aber zuerst sollte Peter es erfahren. Es dauerte nicht lange, bis sie ihn ausmachte. „Peter, ich muss mit dir reden und zwar dringend!“, keuchte sie atemlos.

„Ich wüsste nicht worüber!“ Er zeigte ihr regelrecht die Kalte Schulter und aß einfach weiter.

„Es geht um Remus, er ist auf dem Weg nach Hogsmeade! Bitte, du musst mir helfen, er ist doch dein Freund!“, bat sie verzweifelt.

„Was?“ Peter verschluckte sich an dem Kürbissaft und fing an zu husten. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Remus Hogwarts tatsächlich verlassen würde. James und Sirius würden ihn umbringen, wenn sie davon erfahren würden. Ihn hatte schon länger das schlechte Gewissen geplagt. Schließlich hatte er gewusst, wie reizbar Remus so kurz nach Vollmond war. „Ist das dein Ernst?!“, hakte er misstrauisch nach.

„Ja doch!“, erwiderte sie ungeduldig und zog an seinem Arm. „Jetzt komm schon, wir müssen sofort zu Professor Dumbledore!“

„Was ist denn los?“, wollte Luan wissen. Und auch Kenan und Yaris sahen die beiden fragend an.

„Remus geht es ziemlich schlecht und wenn wir nichts unternehmen, sehen wir ihn vielleicht nie wieder!“, erklärte Rose, während Peter aufsprang.

„Dann kommen wir mit!“ Die drei Jungs standen ebenfalls auf.

„Nein!“, sagte Peter entschieden. „Ihr bleibt hier!“, befahl er und folgte Rose in Richtung Lehrertisch.

„Professor Dumbledore!“

„Professor, Sie müssen uns helfen!“, rief Rose dem Schulleiter regelrecht entgegen. „Es geht um Remus!“

„Er hat gerade die Schule verlassen!“, fügte Peter hinzu, als sie bei ihm angekommen waren.

Dumbledore musterte die beiden Schüler überrascht über seine Halbmondbrille hinweg, dann erhob er sich. „Folgt mir bitte!“, sagte er knapp. Er warf einen kurzen Blick zu Professor Vegas. Dessen Gesichtsausdruck hatte etwas Siegessicheres angenommen.

Peter und Rose tauschten einen vielsagenden Blick, dann folgten sie dem Schulleiter in das kleine Pokalzimmer neben der Großen Halle.

„Hier sind wir ungestört. Erzählt mir, was geschehen ist!“, bat er die beiden.

Rose erzählte aufgeregt, wie Remus das Schloss verlassen hatte und wie es überhaupt dazu gekommen war. Peter unterstützte sie mit zustimmenden Kommentaren.

Nachdem sie geendet hatten, musterte der Professor die beiden genau.

„Seit wann wisst ihr von Remus‘ Geheimnis?“, fragte er. Er war sehr überrascht über die Tatsache, dass Remus‘ Freunde wussten was er war. Nun galt es herauszufinden, ob Remus es ihnen selbst gesagt hatte obwohl er eigentlich in seinem eigenen Interesse versprochen hatte, es niemandem zu verraten.

„Sirius, James und ich haben es vor zwei Jahren durch Zufall herausgefunden! Remus selbst hat es uns nie gesagt.“, antwortete Peter wahrheitsgemäß.

„Und ich seit Anfang des Jahres! Aber auch eher durch Zufall!“, fügte Rose hinzu. „Bitte helfen Sie uns Professor. Wir wollen nicht, dass Remus geht…“

„In der Tat… Das wäre ziemlich schade“ Dumbledore lächelte die beiden an. Er hatte nicht erwartet, dass Remus tatsächlich wahre Freunde finden würde, denen sein Werwolf-Dasein egal war. In dieser Hinsicht war die Zauberergesellschaft wenig tolerant. Umso mehr freute es ihn. Er überlegte einen Moment. „Ich vermute, dass er von Hogsmeade aus seine Heimreise antreten wird?“

Rose nickte leicht. „In die Richtung ist er gelaufen!“

„Gut, dann geht schon einmal vor und versucht ihn aufzuhalten. Ich komme so schnell wie möglich dazu, aber ich muss erst einmal..."

„Lassen Sie den Jungen ziehen, Albus!“, unterbrach Vegas ihn von der Tür her. „Er gehört nicht hierher!“

„Ah, Frederic, zu Ihnen wollte ich gerade!“ Der Schulleiter fixierte den Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste regelrecht. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie einen meiner Schüler dazu gebracht haben seine Schulkarriere abzubrechen.“ Er bedeutete Rose und Peter zu gehen und die beiden taten wie geheißen. Sie schlüpften aus dem Pokalzimmer. Die Anspannung im Raum war jetzt deutlich zu spüren.

„Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt und ich wiederhole mich vielleicht, aber in diesen vier Wänden hat jeder eine Chance auf eine Ausbildung!“

„Das sehe ich aber anders, Albus!“, knurrte Vegas angriffslustig. „Die ganze Schülerschaft ist in Gefahr, wenn er hierbleibt! Er ist und bleibt ein Werwolf. Er wird älter und somit wird auch der Werwolf in ihm stärker. Sollte jemand durch ihn zu Schaden kommen, ist das das Ende für Hogwarts und auch für Sie. Ist Ihnen das überhaupt klar?“

„Durchaus! Es ist noch niemand zu Schaden gekommen, Frederic! Und ich werde auch dafür sorgen, dass das so bleibt!“, entgegnete Dumbledore ruhig, aber mit Nachdruck in der Stimme.

„Verdammt nochmal, Albus! Er ist ein Werwolf…!“, brauste der Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste auf.

„Und er ist ebenso ein Mensch mit Gefühlen! Sie haben ihm sehr zugesetzt, wenn er gleich mit gepacktem Koffer davoneilt.“, unterbrach der Schulleiter ihn energisch. „Nicht jeder Werwolf ist gleich! Das müssten Sie eigentlich besser wissen als ich.“ Er machte eine kleine Pause und musterte sein Gegenüber genau. „Ich würde für Mr. Lupin meine Hand ins Feuer legen! Das Letzte was er will, ist jemanden beißen, verletzen oder gar töten!“

Beim letzten Wort zuckte Vegas zusammen und ein Ausdruck von Trauer und Schmerz huschte über sein Gesicht. Er sagte jedoch nichts.

„Ah, dachte ich mir doch, dass Sie immer noch nicht über den Vorfall von vor zwölf Jahren hinweg sind. Das ist wahrscheinlich auch der Grund für Ihren Hass auf Remus, nicht wahr?“, seufzte Dumbledore. Es hatte damals eine sehr große Schlagzeile im Tagespropheten darüber gegeben.

„Das hat damit nichts tu tun!“, konterte der Professor zornig. „Es geht mir nur um die Sicherheit der Schüler!“

„Und die ist gewährleistet, Frederic! Es gibt keine stärkeren Schutzzauber, als diese!“, entgegnete der Schulleiter. „Sollte mir noch einmal zu Ohren kommen, dass Sie Mr. Lupin oder einen anderen Schüler in irgendeiner Form schlecht behandeln oder drangsalieren sehe ich mich gezwungen weitere Schritte gegen Sie einzuleiten. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss einen Schüler nach Hause holen.“ Mit diesen Worten verließ der Schulleiter schnurstracks das Pokalzimmer und ließ Vegas wütend stehen.
 

Peter und Rose hatten Remus unterdessen am Dorfanfang fast eingeholt. Sie waren so schnell gerannt, wie sie nur konnten.

„Remus, warte doch bitte mal!“, rief Rose atemlos. „Du kannst doch nicht einfach abhauen.“

Der Gryffindor blieb kurz stehen und sah sich um. Er war etwas überrascht, dass Peter bei ihr war. Dann wandte er ihnen wieder den Rücken zu. Egal, was sie sagen würden, er hatte sich entschieden die Schule zu verlassen.

„Kann ich wohl. An dieser Schule gibt es keinen Platz für mich! Ich halte das alles nicht mehr aus.“, erwiderte er leise.

„Hogwarts ist nicht Hogwarts ohne dich.“, meldete sich nun Peter zu Wort. „Außerdem würde das für Professor Vegas einen Triumph bedeuten!“

„Weißt du, es gibt mindestens vier Menschen, die dich furchtbar vermissen würden.“, fügte Rose sanft hinzu und legte ihre Hand auf Remus‘ Schulter.

„Das ist aber nur eine kleine Minderheit!“ Noch immer vermied er es sie anzusehen. „Es war nicht geplant, dass ihr von meinem Geheimnis erfahrt. Und bevor noch mehr davon Wind bekommen, gehe ich.“

Peter und Rose sahen sich ratlos an. Keiner von beiden hatte eine Ahnung wie sie Remus umstimmen konnten.

„Es tut mir leid, dass ich euch im Krankenflügel so angefahren hab! Ich kann meine Wut in letzter Zeit kaum kontrollieren. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Irgendwann tue ich noch jemandem weh.“ Er löste sich von Rose‘s Hand und ging weiter.

„Warum willst du einfach nicht verstehen, dass wir dir nur helfen wollen?“ Langsam verlor Rose die Geduld.

Remus blieb noch einmal stehen und sah sie traurig an. „Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass ihr mir helfen wollt, glaub mir Rose. Aber ich muss der Tatsache ins Auge sehen. Selbst wenn ich die besten Noten habe und den besten Abschluss mache in Hogwarts, so werde ich doch nie eine Zukunft haben. Das habe ich in den letzten Wochen von Professor Vegas gelernt.“

„Das Einzige was du von Professor Vegas gelernt hast, ist dich zu verkriechen wie ein feiger Hund.“, erwiderte Peter zornig. „James und Sirius wären ziemlich enttäuscht von dir, weil du einfach so kampflos aufgegeben hast. Du hast ja nicht einmal Professor Dumbledore deswegen aufgesucht.“

„Mir scheint, das war mein Stichwort!“, kam es aus einer Seitengasse und der Schulleiter trat in den Lichtkegel einer Laterne. Er musterte Remus ganz genau über seine Brille hinweg.

Remus sagte nichts, er war auch nicht sonderlich überrascht, dass der Professor zugegen war.

„Ich denke wir verlegen dieses Gespräch an einen etwas angenehmeren Ort als hier draußen.“ Er ging voran und steuerte ein Wirtshaus an. Rose, Peter und Remus folgten ihm, letzterer etwas widerwillig. Sie kannten das Wirtshaus, den Eberkopf, von ihren Ausflügen an den Wochenenden. Sie waren aber noch nie drin gewesen. Es war niemand außer dem Wirt dort, der hinter der Theke Gläser polierte. Dumbeldore nickte ihm kurz zu, dann nahmen sie an einem der Tische Platz.

„Hast du dir das auch wirklich gut überlegt, Remus?“, fragte Dumbledore.

„Ja, das habe ich, Professor.“, antwortete der Angesprochene. „Es ist besser so, glauben Sie mir. Ich weiß was Sie für mich getan haben zu schätzen, aber alles was Professor Vegas gesagt hat stimmt. Ich gehöre nicht hierher.“ Seine Stimme wurde mit jedem Wort leiser. Er wollte eigentlich nicht fort. Hogwarts war für ihn zu einem zweiten Zuhause geworden und er würde seine Freunde schrecklich vermissen.

„Früher war Professor Vegas nicht so wie heute, müsst ihr wissen.“, erklärte Dumbledore, während der Wirt ihnen Gläser und einen Krug mit Kürbissaft hinstellte. „Das Leben kann manchmal grausam sein und jeder Schicksalsschlag hinterlässt Spuren auf der Seele.“

Die drei verstanden nicht so richtig was Professor Dumbledore ihnen sagen wollte. Sie hakten aber auch nicht weiter nach.

„Professor Vegas wird dich ab sofort in Ruhe lassen, das habe ich mit ihm geklärt.“, fügte der Schulleiter noch hinzu. „Aber es steht dir selbstverständlich frei zu entscheiden ob du bleiben möchtest oder doch gehen.“ Dumbledore‘s Augen ruhten auf Remus, dessen Gedanken rotierten.

„Was ist, wenn ich irgendwann doch jemanden verletze?“

„Ich bin überzeugt davon, dass das nicht geschehen wird!“, sagte Dumbledore ruhig. „Hätte ich Zweifel daran, hätte ich dich nicht nach Hogwarts geholt. Außerdem hast du wunderbare Freunde die dich unterstützen und dir helfen dein Geheimnis zu bewahren.“

Remus musste unweigerlich kurz zu Rose und Peter sehen. Dumbledore sagte die Wahrheit. Er hatte tolle Freunde, ohne die er wahrscheinlich schon längt gegangen wäre. Er freute sich auch schon so auf den Tag, an dem Sirius und James zurückkommen würden und sie endlich wieder komplett wären.

„Du bist stärker als du denkst, Remus! Wenn einer Beweisen kann, dass all die Vorurteile gegen deinesgleichen falsch sind, dann du!“, ermutigte Dumbledore seinen Schützling.

„Kommst du wieder mit zurück?“, fragte Rose hoffnungsvoll, als sie sah wie sich Remus sichtlich entspannte.

„Wenn nicht, dann bring mich bitte gleich jetzt und hier um, denn sonst machen das Sirius und James wenn sie davon erfahren, dass ich versagt habe!“, fügte Peter theatralisch hinzu.

Remus musste leicht schmunzeln. Die beiden würden ausflippen, so viel war klar.

„Also gut, ich komme mit zurück.“, sagte er schließlich und die beiden atmeten erleichtert auf. „Tut mir leid, wie ich reagiert habe.“

„Vergeben und vergessen!“, grinste Peter. „Übrigens muss ich mich auch entschuldigen. Ich war ziemlich eifersüchtig als ich erfahren hatte, dass Rose auch alles über dich weiß.“, gab er noch zu.

„Aber was ist mit Professor Vegas?“ Rose sah den Schulleiter an. „Was, wenn er nicht auf Sie hört?“

„Ich werde nochmals ein Gespräch mit ihm führen und das klären. Sollte aber nochmal so etwas vorkommen, sei es mit Professor Vegas oder jemand anderen, kommst du bitte gleich zu mir.“ Er sah Remus eindringlich an.

„Ist gut!“, versprach Remus. Die vier leerten ihre Gläser und kehrten dann nach Hogwarts zurück, wo sie schon von Luan, Kenan und Yaris erwartet wurden. Die drei löcherten Remus mit Fragen, doch er erfand wie immer eine Ausrede mit der sich die Afrikaner schließlich zufriedengaben. Völlig geschafft fiel Remus an diesem Abend ins Bett.

Bonuskapitel – 11. November 1962

Der 11. November des Jahres 1962, sollte das Leben eines jungen Mannes für immer verändern. Einen schlimmeren Schicksalstag hätte es für ihn wohl nicht geben können. Danach würde nichts mehr so sein wie es einmal war…
 

Freitag, 09. November 1962

Im Büro des Werwolf-Fangkommandos im Vierten Stock des Zaubereiministeriums herrschte große Aufregung. Diese besondere Einheit war Teil der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe und kümmerte sich um das Einfangen und Registrieren von Werwölfen. Werwölfe gehörten immer noch an den Rand der Gesellschaft. Sie waren Ausgestoßene, Verbannte und wurden von allen gefürchtet. Um einen Überblick zu behalten wurde ein Register geführt, in welchem die Werwölfe gelistet wurden, doch viele von ihnen weigerten sich strikt sich zu melden und zogen ein Leben in Abgeschiedenheit vor. Das Fang-Kommando spürte die Verweigerer auf und brachte sie ins Ministerium, wo sie genauestens überprüft und dann eingetragen wurden.
 

Seit fast zwei Wochen war die Einheit auf der Suche nach William Fox, einem sehr gefürchteten Werwolf. Jedes Mal wenn sie ihm auf der Spur waren entwischte er. Dieser Mann galt als extrem gefährlich, da er Menschen wahllos angriff und biss. Einige Tote, sowie zahlreiche Gebissene und somit neue Werwölfe gingen auf Fox‘ Konto. Dazu kamen noch die Aktivität von Lord Voldemort und seinen Todessern die das ganze Aurorenbüro in Schach hielten. Immer mehr Zauberer und Hexen schlossen sich diesem dunklen Magier an.

„Wo versteckst du dich?“, murmelte Frederic Vegas vor sich hin, während er die Fährte des Gejagten auf einem Stadtplan verfolgte. Frederic war vierundzwanzig und seit drei Jahren Teil des Fang-Kommandos. Ihm wurde eine große Karriere im Ministerium vorhergesagt. Ihm war noch kein Werwolf entkommen und er war stolz auf seine Quote.

„Glaubst du immer noch, dass er sich in London aufhält, Freddy?“, eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, welche zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden waren, stellte ihm einen Becher dampfenden Kaffee hin.

„Warum sollte er aufs Land flüchten?“

„Vielleicht weil der berühmte Frederic Vegas, Held des Werwolf-Fangkommandos und bester großer Bruder auf der Welt, ihn höchstpersönlich jagt?“, sie grinste ihn frech an. Frederic musste jetzt selbst über die Bemerkung seiner kleinen Schwester lachen. Letizia Vegas war zwei Jahre jünger als ihr Bruder und seit einem Jahr arbeiteten sie gemeinsam. Schon immer hatten die beiden Geschwister ein sehr inniges Verhältnis zueinander gehabt. Er griff nach dem dampfenden Becher und nahm vorsichtig einen Schluck um sich nicht zu verbrennen.

„Er hat wohl eher vor dir Angst, Letty. Beim letzten Mal als er uns entwischt ist, hättest du ihn fast abgefackelt.“

„Ich hab ihn nur leicht angekokelt.“, verteidigte sie sich. „Außerdem konnte ich ja nicht wissen, dass die Muggel einige Gasflaschen in der Lagerhalle gehortet haben. Ich war vielleicht etwas übereifrig.“, sie grinste ihn an und setzte sich wieder an ihren Tisch, der dem ihres Bruders gegenüberstand.

Frederic widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Stadtplan von London. „Ich bin mir absolut sicher, dass er noch in der Stadt ist und zwar in diesem Bereich hier.“ Er kreiste ein Gebiet auf der Karte mit einem roten Stift ein.

Letizia wurde auch wieder ernst. „Warum ausgerechnet in den Docks? Da ist doch nichts außer Containerschiffe und Lagerhallen.“

„Weil er sich hier gut verstecken kann und durch die Containerschiffe eine schnelle Fluchtmöglichkeit hat. Unter den Arbeitern fällt er kaum auf und er hat reichlich Beute.“

„Die Suchzauber haben ihn in den Docks nicht orten können.“, sagte Darren Ross, einer ihrer Kollegen, welcher ihr Gespräch mit angehört hatte.

„Dann müssen wir sie nochmal absuchen.“, sagte Frederic energisch. „Ich bin mir sicher, dass er dort ist!“

„Ich werde keine Einheit einfach so auf Verdacht dorthin schicken, Vegas.“ Kam es vom Abteilungsleiter Michael King, einem gestandenen Mann um die Fünfzig mit Schnauzbart. „Fox ist einer der gefährlichsten Werwölfe den wir jemals verfolgt haben. Drei Tote und fünf Gebissene gehen bisher auf sein Konto. Von der Dunkelziffer will ich gar nicht reden.“

„Was unter anderem der Grund ist, warum wir ihn einfangen müssen. Der gehört nicht nur registriert, sondern nach Askaban!“ Frederic warf seinen Stift auf den Tisch.

„Was dann wiederum ein Fall für die Auroren von nebenan ist.“ Kam es von Judith Gray. „Die reiben sich auch schon die Hände, obwohl sie mit der ständig steigenden Zahl an Todessern genug zu tun haben.“

„Wir müssen mindestens noch vier Tage warten. Sonntag ist Vollmond, da wäre es blanker Selbstmord ihn zu jagen, das weißt du selbst Frederic.“, fügte Darren von seinem Platz aus mit einem Blick auf den Kalender hinzu.

„Und wenn er wieder tötet?“ Frederic verstand nicht warum alle lieber warteten als zu handeln. Ihre Abteilung bestand aus acht hervorragend ausgebildeten Zauberern und Hexen. Die dürften doch wohl mit einem Werwolf fertig werden.

„Wir warten!“ Der Ton in der Stimme seines Chefs lies keine Widerrede zu. Eher widerwillig schluckte er die Anweisung seines Abteilungsleiters.

„Mach dir nichts draus, Freddy!“, versuchte Letizia ihren Bruder aufzumuntern. „Du machst ihn dir einfach zum Geburtstagsgeschenk und schnappst ihn am Montag!“ An seinen Geburtstag am Montag hatte er gar nicht mehr gedacht, so sehr war er mit der Jagd nach Fox beschäftigt.

„Ich binde Fox dann extra noch eine Schleife um!“, kicherte Letizia und fiel vor Lachen fast von ihrem Stuhl. Manchmal wirkte seine Schwester eher wie ein verspieltes Kind, als eine ausgebildete Spezialistin die mit den übelsten Werwölfen fertig wurde.
 

Als Frederic am Abend nach Hause kam, war er doch müder als gedacht. Die letzten Tage hatten es in sich gehabt.

„Du siehst müde aus, Schatz!“, ertönte die liebevolle Stimme von seiner Verlobten Anna, die in der Tür zu Küche stand.

„Die Suche nach Fox schlaucht.“ Er lächelte sie an und gab ihr einen Kuss zur Begrüßung. „Wie war dein Tag?“

„Keine besonderen Vorkommnisse.“ Anna arbeitete als Heilerin im St. Mungo in der Abteilung Verletzungen durch Tierwesen. Dort hatten sie sich vor drei Jahren auch kennengelernt. Bereits an seinem zweiten Arbeitstag hatte ihn ein Werwolf leicht verletzt. Seine Kollegen hatten darauf bestanden, dass er sich richtig verarzten lassen sollte, weil auch mit Kratzern von Werwölfen nicht zu spaßen war. Heute war er seinen Kollegen dankbar für deren Hartnäckigkeit, da er Anna sonst wohl nicht kennengelernt hätte. Sie hatte ihn vom ersten Moment an mit ihrer gelassenen Art verzaubert und ihr Lächeln brachte ihn immer noch beinahe um den Verstand. Anna war schlank, ungefähr so groß wie Letizia und hatte blondes, kinnlanges Haar, dass ihr frech ins Gesicht fiel.

„Hunger?“, fragte sie ihn lächelnd.

„Wie ein Wolf.“, sagte er lachend. Sein Magen knurrte laut zur Bestätigung.
 

Nach dem Essen saßen sie gemeinsam auf der Couch im Wohnzimmer vor dem Kamin. Anna hatte sich an ihn gekuschelt. „Weißt du jetzt schon welchen Kuchen du am Montag haben möchtest?“

Frederic schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab gar nicht mehr an die Party gedacht. Tut mir leid.“

Anna war es mittlerweile gewohnt, dass er alles andere um sich herum vergaß, wenn ihn ein Fall völlig in seinen Bann gezogen hatte. „Nimmst du die Suche nach Fox nicht etwas zu ernst?“

„Hast du den Eindruck?“ Frederic wusste, dass Anna nicht gerade begeistert war, wenn er sich tagtäglich in Gefahr stürzte.

„Ein bisschen.“, gab sie zu.

„Wir können vor Montag sowieso nichts gegen ihn ausrichten.“

„Versuch am Montag bitte etwas früher aus dem Büro zu kommen.“, bat sie ihn. „Sonst fällt deine Geburtstagsparty noch aus, wenn du zu spät kommst.“
 

Sonntag 11. November 1962

Schon kurz nachdem er aufgewacht war, hatte Frederic ein komisches Gefühl. Der Himmel war trüb und die Sonne schaffte es kaum durch die dicke Wolkendecke. Für den Tag über war dichter Nebel angekündigt. Woher diese innere Unruhe kam, konnte er nicht sagen.

Nach dem gemeinsamen Frühstück werkelte Anna in der Küche und versuchte sich an einer Eigenkreation für den Geburtstagskuchen von Frederic. Für den Frühsommer hatten sie ihre Hochzeit geplant und sie liebte es sich mit Letizia zusammen Gedanken über die perfekte Feier zu machen. Anna und Letizia waren schnell zu sehr guten Freundinnen geworden, nachdem sie sich kennengelernt hatten.

Während Anna unten beschäftigt war setzte sich Frederic an seinen Schreibtisch und sah sich nochmals die Akte von Fox an. Die Akte enthielt auch ein Bild von ihm. Ein Mann Anfang Vierzig, ausgemergeltes Gesicht, kalte Augen. Heute war Vollmond. Hoffentlich würde es keine weiteren Todesopfer oder Gebissenen geben. Er musste diesen Mann um jeden Preis aufhalten.

Am Abend kam Letizia zu Besuch. Sie wohnte noch zu Hause bei ihren Eltern.

„Man sieht keinen Meter weit da draußen.“, sagte sie zu ihrem Bruder als dieser ihr die Tür öffnete. Der Nebel schien noch dichter geworden zu sein.

„Ungemütlich, ja.“, stimmte er ihr zu, als er nach draußen sah.

Letizia reichte ihm einen Korb aus dem es herrlich duftete. „Liebe Grüße von Mum. Sie freut sich schon auf Morgen.“

Frederic sog den Duft von frischem Brot ein. „Da bekommt man gleich wieder Hunger.“

Anna freute sich über den Besuch und die beiden Frauen verschwanden im Wohnzimmer.

Frederic ging wieder nach oben in sein Arbeitszimmer zurück. Sein Blick fiel nochmals auf den Stadtplan mit den eingekreisten Docklands. Er ging die ganze Fallakte immer wieder Detail für Detail durch und zeichnete die Orte auf der Karte ein, an denen Fox die Morde oder Überfälle begangen hatte. Alles hatte bis auf kleine Ausnahmen nahe der Docklands stattgefunden.

„Er muss dort sein!“ Frederic war sich absolut sicher. „Als Werwolf schleichst du nicht durch die ganze Stadt, außer du hast keine andere Wahl, weil ich dich aus deinem Bau getrieben hätte…“, am liebsten wäre er jetzt sofort aufgesprungen und hätte ihn dingfest gemacht.

Frederic lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah gedankenverloren aus dem Fenster und erstarrte.
 

Entsetzt stand er auf und ging auf das Fenster zu um sich zu vergewissern, dass er sich nicht täuschte. Es war schon ziemlich dunkel und der Vollmond war bereits deutlich sichtbar. Trotz des Nebels war es aber am Himmel zu erkennen. Das Symbol des Schreckens – ein Totenkopf um den sich eine Schlange wandte. Es war das Dunkle Mal von Lord Voldemort. Immer wenn dieses Zeichen am Himmel erschien bedeutete das, dass jemand im Namen des Dunklen Lords getötet wurde.

„Es schwebt über den Docklands!“ Frederic rannte die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Seine Schwester und Anna hatten noch nichts von dem Grauen dort Draußen mitbekommen.

„Das dunkle Mal ist aufgetaucht.“, sagte er zu den beiden Frauen die ihn verdutzt ansahen.

„Was? Wo?“, fragte Anna nach.

„Über den Docks und ich habe die leise Befürchtung, dass es auch etwas mit Fox zu tun hat.“

„Du hast immer noch keinen Beweis dafür, dass er wirklich dort ist.“, entgegnete ihm seine Schwester, „Die Todesser könnten doch auch zufällig dort gemordet haben und es hat nichts mit dem Werwolf zu tun. Selbst die wissen, dass man einem Werwolf bei Vollmond besser nicht über den Weg läuft.“

„Glaub mir, ich hab es im Gefühl. Hier stimmt etwas nicht.“ Wieder kam das seltsame Gefühl in ihm hoch, dass er schon seit dem Morgen verspürte.

„Für die Todesser sind die Auroren zuständig und nicht wir, zumindest bis wir gerufen werden.“

Plötzlich sauste ein Eil-Memo durch den Briefschlitz herein und schwebte direkt vor ihnen im Wohnzimmer. Es entfaltete sich und die Stimme von Michael King ertönte. „Einsatz in den Docklands. Dunkles Mal. Es gibt Grund zur Annahme, dass eine Kontaktaufnahme der Todesser mit dem Werwolf William Fox erfolgt ist. Einsatz der Gefahrenstufe 5. Keine Alleingänge. Treffpunkt unverzüglich am westlichen Rand der Docks. Die Auroren sind informiert.“

Das Memo sauste nach dem Überbringen der Nachricht wieder zurück durch den Briefschlitz an der Tür.

„Gehen wir!“, sagte er knapp zu seiner Schwester und zog sich seinen Mantel an.

Letizia seufzte und schnappte sich ihren Mantel vom Haken. „So viel zum Thema Wochenende!“

Anna musste es akzeptieren, dass die beiden losmussten. Einsatz unter Gefahrenstufe 5 bedeutete aber übersetzt Lebensgefahr. „Passt bitte auf euch auf!“ Sie hasste es allein zurückzubleiben.
 

Frederic und Letizia disapparierten vor der Haustür und tauchten am Rand der westlichen Docklands wieder auf.

Am Wochenende war es hier gespenstisch ruhig und der Nebel und die Dunkelheit verliehen all dem noch eine zusätzliche Note. Das Dunkle Mal schwebte fast über ihren Köpfen und war nicht mehr weit entfernt. Mit gezückten Zauberstäben gingen sie langsam darauf zu um zum Tatort zu gelangen. „Wo sind die anderen?“, fragte Letizia leise. Von ihren Kollegen war noch niemand zu sehen. Auch die Auroren waren nicht zu sehen.

„Die werden schon noch auftauchen.“ Frederic war hoch konzentriert und angespannt. Jeden Moment konnte ein Todesser oder der Werwolf selbst aus einer Ecke hervorspringen. Das ungute Gefühl vom Morgen kam wieder in ihm hoch. Irgendetwas an dieser ganzen Situation war seltsam und nicht wie sonst.

Kurz darauf kamen sie an die Stelle über der das Dunkle Mal schwebte. Zwei leblose Körper lagen am Boden. Letizia ging näher und vor den beiden in die Hocke um sie zu untersuchen.

„Es scheinen Muggel zu sein. Äußerlich keine Verletzungen.“ Es handelte sich um ein junges Pärchen. Auf der anderen Seite der Docks feierten junge Muggel ab und zu Partys.

„Wahrscheinlich war das letzte was sie gesehen haben ein grüner Blitz.“, schlussfolgerte sie. Das Entsetzen und die Überraschung war den beiden Toten förmlich ins Gesicht gebannt.

Frederic behielt die Umgebung im Auge, als plötzlich ein Knurren zu hören war. Beide zuckten zusammen. Letizia sprang auf. Aus dem Schatten eines Containers kam langsam der Werwolf auf sie zu.

Frederic begriff langsam warum keine Todesser mehr zu sehen waren. Sie hatten die beiden Muggel getötet um Fox damit anzulocken.

„Komm langsam zu mir rüber, Letty.“, sagte Frederic zu seiner Schwester, die tat wie geheißen. Fox schien sich nicht besonders für die Beiden zu interessieren. Er wollte zunächst die für ihn dargebrachte Beute begutachten. Keiner, weder Vegas noch Fox, ließen einander aus den Augen. Ganz in der Nähe waren jetzt Kampfgeräusche zu hören. Die Auroren hatten wohl die Todesser entdeckt, oder andersherum. Es würde also nicht mehr lange dauern bis Verstärkung eintraf. Zu zweit hatten sie gegen den riesigen Werwolf keine Chance. William Fox war tatsächlich größer als so mancher Werwolf.

Fox beschnupperte die beiden Toten, die er dann aber für langweilig empfand und widmete seine Aufmerksamkeit wieder den beiden Geschwistern. Knurrend fing er an sie zu umkreisen.

„Hast du schon einen Plan wie du ihn an die Kette legst?“, fragte Letizia nach. Sie versuchte ruhig zu bleiben aber dieser monströse Werwolf machte auch ihr etwas Angst.

„Ich denke noch nach, Sekunde.“ Fesselzauber würden ihn nicht lange halten, aber es würde ihnen Zeit verschaffen. Auch er musste einsehen, dass sie Fox bei Vollmond nicht fangen konnten.

„Lauf!“ rief er seiner Schwester zu und richtete seinen Zauberstab auf den Werwolf der fast schon zum Sprung angesetzt hatte. „Incacerus!“ Schön verpackt und mit Seilen fest verschnürt fiel der Werwolf auf den Boden. Er wand sich hin und her und riss an den Seilen die wohl nicht lange halten würden. Frederic und Letizia rannten zwischen mehreren gestapelter Container in die Richtung aus der die Kampfgeräusche kommen kamen und liefen ihren Kollegen Peter Morghan, Barbara Reid und Adam Shaw direkt in die Arme.

„Wo ist der Werwolf?“, fragte Barbara etwas außer Atem.

„Da hinten!“, Letizia deutete in die Richtung aus der sie gekommen waren. „Aktuell schön verschnürt. Wird aber nicht lange halten.“ Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen hörten sie einen wütenden Schrei und ein Wolfsgeheul.

„Der Rest von uns kämpft mit den Auroren gegen eine Gruppe Todesser.“ Erklärte Peter. „Schaffen wir es allein gegen ihn?“

„Wir können es versuchen, aber er ist stärker als alle anderen vor ihm.“ Antwortete Frederic.

„Fünf gegen einen, sollten wir hinbekommen. Wir locken ihn am besten in die leerstehende Halle dort hinten.“
 

Sie rannten in die Richtung in die Adam gedeutet hatte als er die Halle erwähnte. Es waren nur einige hundert Meter, doch kam ihnen der Weg deutlich länger vor. Der Werwolf war ihnen mit großen Sprüngen nähergekommen und dicht an ihnen dran.

Sie erreichten die Halle gerade noch rechtzeitig und teilten sich dort auf. Peter und Barbara liefen nach links, Adam nahm eine Leiter nach oben um von dort zuschlagen zu können und Frederic und Letizia nahmen die rechte Seite.

Wenn sie alle zeitgleich ihre Zauber wirkten, konnten sie ihn vielleicht festsetzen. Die Halle war zwar nicht mehr in Betrieb aber alles andere als leer. Alte Tonnen, Geräte und Gerümpel stapelten sich dort. Allerdings konnten sie sich so auch vor dem Werwolf verstecken.
 

Ihr Plan sollte aber nicht aufgehen. Fünf Todesser waren ihnen gefolgt, was darauf schließen ließ, dass Fox sich ihnen bereits angeschlossen hatte. Adam war der Erste den sie entdeckten und von seinem Aussichtspunkt pflückten.

„Eigentlich war das Dunkle Mal gar nicht für euch bestimmt, sondern nur für diese lästigen Auroren.“, sagte einer der Todesser amüsiert zu Adam, dem sie den Cruciatus verpasst hatten. Adam krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden.

Peter und Barbara wollten das nicht auf sich sitzen lassen und ihren Kollegen befreien. Sie kamen aus ihren Verstecken hervor und begannen einen Kampf mit den Todessern, sodass es die Flüche nur so hagelte. Auch Letizia und ihr Bruder waren gezwungen einzugreifen, obwohl immer noch nicht klar war wo Fox war. Der Werwolf konnte nicht weit weg sein. Frederic versuchte seine Schwester im Auge zu behalten um sie im Notfall beschützen zu können. Sie war eine gute Duellantin und wusste sich zu verteidigen, aber immer noch seine kleine Schwester.
 

Dann geschah das, was sein Leben für immer verändern sollte….

Es gelang ihnen Adam zu befreien und zwei der Todesser auszuknocken. Ein weiterer versuchte sich von der Seite anzuschleichen, stolperte aber über einen Metallhaken, sodass Letizia auf ihn aufmerksam wurde und ihn blitzschnell entwaffnete. Für einen Augenblick verlor Vegas seine Schwester aus den Augen. Letizia rang mit dem Todesser, der sich auf sie gestürzt hatte um seinen Zauberstab zurückzubekommen. Frederic nahm aus dem Augenwinkel einen dunklen Schatten war, der über ihre Köpfe sauste. Ein Schrei gefolgt von einem dumpfen Aufschlag.

Als Frederic sich umdrehte um nach der Ursache zu sehen gefror ihm das Blut in den Adern. Um ihn herum tobte noch immer der Kampf mit den Todessern, welche jetzt von den nachrückenden Auroren und dem Rest des Fangkommandos überwältig wurden. Der Todesser, mit dem seine Schwester gekämpft hatte lag tot in einer Blutlache. Mit einem Hieb seiner Tatze hatte Fox ihm die Kehle zerfetzt. Sein Blut war überall.

Frederic hatte jedoch nur Augen für seine Schwester die reglos am Boden lag. Über sie war der Werwolf gebeugt, der sich in ihrem Hals festgebissen hatte. Ohne nachzudenken hob Frederic seinen Zauberstab und feuerte einen Fluch nach dem anderen auf Fox ab, welche dann von seinem Opfer abließ und brüllend auf ihn losgehen wollte.

„Geh weg von ihr!“, schrie er den Werwolf an. Durch die Unterstützung seiner Kollegen und der Auroren konnte William Fox schließlich in Ketten gelegt werden aus denen er sich so schnell nicht befreien konnte.

Er eilte zu seiner Schwester und nahm sie in den Arm. Sie war voller Blut und an ihrem Hals klaffte eine tiefe, stark blutende Wunde.

„Nein! Bitte nicht!“, flehte er leise. „Du schaffst das, Letty.“, sagte er mit brüchiger Stimme. Sie schlug die Augen auf und sah ihn müde an.

„..hab nicht aufgepasst….tut mir leid…Freddy….“ Sie machte ihren letzten Atemzug und starb in den Armen ihres Bruders. Frederic hatte sich noch nie so machtlos gefühlt. Seine Schwester war gerade in seinen Armen gestorben und er konnte ihr nicht helfen. Er hatte zugelassen, dass ein Werwolf sie tötete. Er bemerkte die Tränen nicht die ihm über die Wangen liefen. Der Schmerz war so groß, dass er sich wie betäubt fühlte. Unfähig irgendetwas zu tun. Vegas hatte alles um sich herum ausgeblendet. Sein einziger Gedanke war – Er hatte versagt.
 

Der Schock über den Tod von Letizia saß bei allen Beteiligten tief. In den darauffolgenden Tagen wurde im Büro des Werwolf-Fangkommandos still vor sich hingearbeitet. Nur das Nötigste wurde gesprochen. Barbara und Judith brachen ab und zu in Tränen aus und liefen dann aus dem Raum. Das ganze Stockwerk im Ministerium trauerte um die beliebte und quirlige Kollegin. Für Frederic war der Verlust seiner Schwester kaum zu ertragen. Immer noch hoffte er, dass das alles nur ein schrecklicher Albtraum war und er jeden Moment aufwachen und in das lachende Gesicht seiner Schwester blicken würde. Ihre Eltern waren damals dagegen gewesen, dass Letizia sich beim Werwolf-Fangkommando bewarb. Frederic hatte ihnen damals versichert, dass er auf sie achtgeben würde. Jetzt war sie tot.
 

Auch für Anna war die Nachricht vom Tod Letizia’s ein schwerer Schock gewesen. Sie wusste wie eng das Verhältnis zwischen den Geschwistern gewesen war und Frederic jetzt so zu sehen, geplagt von so großen Schuldgefühlen, brach ihr fast das Herz.
 

Der 11. November 1962 hatte ihn verändert. Frederic Vegas entwickelte einen regelrechten Hass auf alle Werwölfe. In Jedem sah er William Fox, den Mörder seiner Schwester, der zu lebenslanger Haft in Askaban verurteilt wurde. Frederic wechselte vom Werwolf-Fangkommando zu den Auroren. Er gab auch den Todessern eine Mitschuld am Tod seiner Schwester. Die Jagd nach Verbrechern wurde zu seiner Lebensaufgabe.
 

Frederic Vegas wurde immer verbitterter und war ruhelos. Er fand einfach keinen Frieden und die Schuldgefühle schienen ihn zu erdrücken. Anna versuchte alles um ihm Halt zu geben und ihm über diese schwere Zeit hinwegzuhelfen, doch auch sie schaffte es nicht den Kokon aufzubrechen in den er sich zurückgezogen hatte. Ihre Beziehung ging in die Brüche und sie verließ ihn.
 

Viele Jahre später würde die Begegnung mit einem jungen Werwolf all die schrecklichen Erinnerungen erneut aufwühlen und ihn auf eine harte Probe stellen….

Bonuskapitel – Quidditch á la Uagadou

Das Quidditchfeld von Uagadou war eines der ersten Dinge, die James an einem freien Wochenende der ersten Wochen mitsamt seinem Besen aufsuchte. Es befand sich oberhalb von den Schulgebäuden auf einem Plateau. Es war dem von Hogwarts sehr ähnlich, einzig die Farben und Wappen waren anders. Es gab vier unterschiedliche, woraus er schloss, dass es wohl vier Mannschaften gab. Die entsprechenden Fahnen waren gelb mit einem schwarzen Blitz, rot mit einem Gorilla-Kopf, rosa mit einem vogelartigen Wesen, welches sich als Fwooper entpuppte und braun mit einem leopardenartigen Kopf darauf.
 

„Warum nur vier Mannschaften, wenn es doch sieben Hütten sind…“, meinte Sirius nachdenklich, der ihn begleitet hatte.

„Keine Ahnung!“ James zuckte mit den Schultern und trat auf das Feld. „Ich dreh mal ein paar Runden.“

„Ist gut!“ Sirius ging hinüber zu den Tribünen und setzte sich dort hin, während James auf seinen Besen stieg.

Eine Weile übte der Gryffindor und temporärer Wasserhüttenbewohner einige Flugmanöver. Er stieg steil auf, nur um sich dann wieder fallen zu lassen und kurz vor dem Boden abzubremsen. Dann flog er im schnellen Zickzack, als würde er einem unsichtbaren Gegner ausweichen, auf die Tore zu. Plötzlich hörte er ein Pfeifen und er sah zu Boden, wo sich eine kleine Gruppe afrikanischer Schüler versammelt hatte. Der Größte von ihnen, offenbar ein Siebtklässler, winkte ihm zu. Elegant landete James bei ihnen.

„Du fliegst sehr gut!“, lächelte der Große Junge ihn an. „Du bist aus Hogwarts, oder?“

James nickte grinsend. „Ja, ich heiße James Potter.“

„Ich bin Tijani aus der Baum-Hütte.“, stellte er sich vor. „Und ich bin als Treiber der Kapitän der Nundus. Das hier sind Sarabi, Saira, Yan und Pandu. Wir wollten gerade trainieren und uns beratschlagen, wie wir unser Team vervollständigen können. Zwei von uns nehmen ebenfalls am Austausch-Programm teil.“

Jetzt wurde James hellhörig. „In Hogwarts bin ich in meiner Hausmannschaft Jäger!“, erklärte er in der Hoffnung, dass er in die Mannschaft aufgenommen wurde.

„Das trifft sich gut. Wir könnten dich vielleicht brauchen.“, erwiderte Saira, eine Viertklässlerin aus der Himmel-Hütte. „Uns fehlen nämlich zwei Jäger!“

„Wenn du möchtest, kannst du gerne am Training teilnehmen. Dann sehen wir ja, ob du zu uns passt!“, fügte Tijani hinzu. „Wie wärs?“

„Sehr gerne!“, freute sich James. Er sah zu Sirius hoch, der sie grinsend beobachtete. Dann ging das Training auch schon los.
 

Es zeigte sich, dass James die Nundus sehr gut ergänzte. Sie übten ein paar Spielzüge, die er zum Teil bereits kannte. So fiel es ihm nicht schwer sich in die Mannschaft einzufügen. Nachdem sie wieder auf dem Boden gelandet waren, lobte Tijani ihn sehr.

„Wärst du damit einverstanden im nächsten Spiel für uns als Jäger zu spielen?“, fragte er schlussendlich.

„Aber klar doch!“, grinste James ihn selig an. So schwer es gewesen war in Hogwarts in die Gryffindor-Mannschaft zu kommen, umso einfacher hatte es nun geklappt.

„Ich hab‘ gehört ihr braucht noch einen Jäger?“ Joshua, ein Fünftklässler aus der australischen Zaubererschule Vulwarry, kam mitsamt Besen auf den Platz und er strotze nur so vor Arroganz. „Um das nächste Spiel zu gewinnen braucht ihr einen guten Mitspieler, wenn nicht sogar den Besten.“

Tijani und Pandu, der Hüter der Mannschaft, tauschten einen Blick und der Zweite nickte, während er sich auf seinen Besen schwang.

„Wenn du es schaffst, vier von fünf Toren zu schießen, bist du im Team.“, stellte der Kapitän der Nundus die Bedingung.

„Nichts leichter als das!“, grinste der Australier selbstsicher, nahm den Quaffel entgegen und rauschte mit dem Besen in die Höhe.

Der Rest des Teams blieb am Boden und sah zu, wie Joshua sich der Herausforderung annahm. Es war eine ganz andere Atmosphäre als bei James. Für den Fünftklässler war es nur wichtig sein Können unter Beweis zu stellen, um in die Mannschaft zu kommen. Gleich der erste Versuch ging daneben und James konnte nicht anders als sich zu freuen.

„Alles halb so wild. Das war doch nur ein Probewurf!“, rief Joshua dem Kapitän zu.

„Ich habe aber nichts von einem Probewurf gesagt. Es zählen alle Würfe.“, gab Tijani zurück.

Der Australier verzog leicht das Gesicht, sagte jedoch nichts und startete einen neuen Versuch. Diesmal traf er. Auch der dritte und vierte Wurf gingen durch. Beim fünften jedoch überraschte ihn ein Klatscher, der von der Seite her auf ihn zuflog. James hatte heimlich einen der Klatscher aus dem Koffer losgelassen. Joshua versuchte auszuweichen, doch der Klatscher verfolgte ihn hartnäckig. Schließlich startete er einen verzweifelten Versuch in Richtung Tor und feuerte den Quaffel nur so ab während er darauf achtete, dass der Klatscher ihm nicht zu nahe kam. Erstaunlicherweise ging der rote Ball geradewegs durch den mittleren Ring. Während der kleine Schwarze Ball immer noch hin und her sauste landete er verärgert bei den Nundus.
 

„Das war Sabotage!“, knurrte er. „Es zählt nicht!“

„Er war wohl nicht richtig im Koffer befestigt. Aber Klatscher können auch im Spiel jederzeit aufkreuzen, falls dir das entfallen ist. Daher zählt auch der letzte Wurf.“, entgegnete Tijani ungerührt. Seine Überraschung über den entflohenen Klatscher verbarg er sehr gut.

„Ich möchte noch einen Versuch.“, forderte Joshua.

„Reicht es dir nicht, dass du im Team bist? Ich habe eine Forderung gestellt, du hast sie erfüllt. Und das sogar mit Bravour. Fertig!“

Der Fünftklässler starrte ihn einen Moment entgeistert an, dann gab er sich geschlagen. Dieser Argumentation hatte er nichts entgegenzusetzen. „Sehr schön!“, sagte er nur.

Die beiden Treiber fingen schließlich den Klatscher ein und befestigten ihn wieder sicher im Koffer.

James war etwas enttäuscht, dass es Joshua doch ins Team geschafft hatte, aber er würde sich schon damit arrangieren.
 

Die Nundus, James und Joshua trainierten von nun an jede Woche miteinander auf das Spiel gegen die Fwoopers im neuen Jahr hin. Bei der gegnerischen Mannschaft gab es ebenfalls zwei Gastspieler. Einer war aus Japan, der andere aus Brasilien. Das Training der Nundus lief trotz anfänglicher Schwierigkeiten erstaunlich gut. James und Joshua ergänzten die Mannschaft hervorragend, auch wenn der Australier außerhalb des Feldes nicht besonders beliebt war.

„Warum gibt es eigentlich an dieser Schule nur vier Mannschaften?“, fragte James Tijani eines Abends nach dem Training.

„Weil vier Mannschaften am einfachsten zu managen sind, sowohl vom Training als auch mit den Spielterminen. Wären es mehr Mannschaften würden wir die Trainingseinheiten nicht mehr einhalten können und wir könnten gar nicht alle Spiele unterbringen.“, erklärte der Kapitän. „Ihr habt doch auch vier Mannschaften in Hogwarts.“

„Ja, aber weil es ja vier Häuser sind.“, erwiderte James. „Jedes Haus hat seine eigene Mannschaft.“

„Ihr seid nicht bunt durcheinander gewürfelt?“ Tijani war überrascht.

„Nein, das würde auch gar nicht funktionieren. Besonders bei uns Gryffindors und den Slytherins!“, lachte James. Er mochte sich gar nicht vorstellen, wie das Training und die Spiele aussahen, wenn er mit einem Slytherin zusammen spielen müsste.
 

„Hier ist das seit Jahren so. Wir sind zwar ins unsere Hütten eingeteilt, aber das heißt nicht, dass wir untereinander keine Freundschaften schließen. Du hängst ja trotzdem noch mit deinem besten Freund ab, obwohl ihr unterschiedlich untergebracht seid.“ Tijani lächelte James an, der über dessen Worte nachdachte.

James kam der Gedanke, dass er und Sirius höchstwahrscheinlich erbitterte Feinde geworden wären, wäre dieser tatsächlich ein Slytherin geworden.

„Es gibt so gut wie keine Rivalitäten zwischen den Hütten.“, erklärte Tijani weiter, dann ergriff Yan das Wort.

„Rivalitäten gibt es vielleicht nicht direkt, eher Manipulation. Hat dich Nyota beim letzten Spiel der letztjährigen Saison nicht mit ihrem Lächeln so durcheinandergebracht, dass du sie hast gewinnen lassen?“ Yan grinste Tijani an, dem die angesprochene Sache wohl sichtlich peinlich war. Auf James fragenden Blick hin erklärte Yan ihm, dass Nyota, Kapitänin der Fwoopers, seit letztem Jahr mit Tijani zusammen war und sie diesen wohl ziemlich gut im Griff hatte.

„Ich hab das nicht absichtlich gemacht, okay?“, verteidigte sich Tijani. „Wie oft soll ich mich noch dafür entschuldigen. Es kommt nicht mehr vor!“

„Wir reden darüber sobald das Spiel gegen die Fwoopers vorbei ist, ja?“ Yan grinste immer noch. Es machte ihm sichtlich Spaß seinen Kapitan zu ärgern.

James beobachtete wie sich die beiden leicht kabbelten, während er nachdachte. In Uagadou schien alles viel harmonischer und einfacher zu sein. Irgendwie wünschte er sich, dass es in England genauso wäre. Leider machte da jedoch ein gewisser Jemand seit ein paar Jahren einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.
 

Vor der Winterpause und dem anschließenden Spiel der Nundus stand jedoch erst einmal das Spiel der Thunderbolts gegen die Monkeys an. Wie in Hogwarts war an diesem Samstag die ganze Schule auf den Beinen. James und Sirius schlossen sich den Nundus an, während Lily und Rachel von ihren begeisterten Afrikanischen Freundinnen mitgezogen wurden. Eigentlich hatten sie nicht wirklich Lust das Spiel anzusehen, allerdings wollten die Beiden auch keine Spielverderberinnen sein. Die ganze Tribüne war bunt gemischt. Schüler aus den unterschiedlichsten Hütten standen zusammen und feuerten ihre jeweilige Lieblingsmannschaft an. Es war ein Meer aus gelbschwarzen Blitzen und Fahnen und Roten Bannern mit Gorillas darauf. Baba hatte sich natürlich auf die Seite der Monkeys geschlagen mit einem roten Schal und einer entsprechenden Fahne in der Hand.

Die beiden Mannschaften kamen zusammen mit Professor Guambo, dem Lehrer für Zauberkunst, unter Jubelrufen auf das Feld. Der Lehrer fungierte auch gleichzeitig als Schiedsrichter und trug die Truhe mit den vier Bällen. Die Monkeys und die Thunderbolts hatten ebenfalls Gastspieler.
 

„Willkommen zu einem neuen Spiel der Monkeys gegen die Thunderbolts.“, ertönte eine laute Stimme durch ein Megafon. Sirius und James konnten auf der Lehrertribüne Pakk ausmachen, einen Schüler, der in ihrem Jahrgang war.

„Wie ihr sehen könnt, haben wir heute ein paar Gastspieler dabei. Auf der Seite der Monkeys spielt heute Nanami aus Japan statt Zahai auf dem Posten des Jägers.“

Eine kleine zierliche Drittklässlerin winkte strahlend der Tribüne zu, wo ein paar ihrer Freundinnen regelrecht kreischten.

„Und ebenfalls als Jäger spielt Enzo aus der Schweiz für die Thunderbolts, da Jitu sich aktuell in der Schweiz befindet!“ Diesmal trat ein größerer südländisch angehauchter Junge vor und grinste in die Menge.

„Ich bin gespannt, wie ihr euch macht! Los geht’s!“, rief Pakk begeistert und alle brachten sich auf ihren Besen in Position. Professor Guambo öffnete die Truhe und ließ sowohl die Klatscher als auch den Schnatz frei. Alle drei Bälle stiegen in die Höhe. Der Lehrer eröffnete mit einem Pfiff das Spiel und warf den Quaffel in die Höhe. Sofort schnappte sich die kleine Japanerin von den Monkeys den roten Ball.

„Tja, da haben sich die Monkeys wohl einen kleinen Flitzebogen geholt. Gleich als erstes schnappt sich unsere Gastspielerin Nanami den Quaffel und fliegt auf das Tor der Thunderbolts zu. Ob sie das erste Tor macht?“

Doch die Japanerin gab kurz vorher den Ball an ihren Teamkollegen und Kapitän Yerodin ab, während der Hüter der gegnerischen Mannschaft gespannt lauerte.

„Yerodin übernimmt und startet den ersten Versuch, doch Finan kann ihn halten, keine Punkte also für die Monkeys!“, kommentierte Pakk weiter, während ein enttäuschtes Raunen durch die Reihen ging. Sogar Baba stimmte mit ein.

„Und weiter geht es! Finan wirft den Quaffel quer übers Feld zu seiner Teamkollegin Diara. Diese gibt ab an Nyah. Nyah an Enzo, jetzt sind die Thunderbolts ganz nah am Tor der Monkeys!“

Der Schweizer flog geradewegs auf das Tor zu, als ihn plötzlich ein Klatscher streifte. Vor Schreck ließ er den Quaffel fallen und Noomi aus dem zweiten Jahr fing ihn ein Stück weiter unten auf.

„Ein taktisch kluges Manöver von den Treibern der Monkeys bringt Enzo dazu den Quaffel fallen zu lassen. Noomi von den Monkeys nutzt die Chance und schnappt ihn sich.“

Jetzt flogen die drei Jäger wieder in Richtung Tor der Thunderbolts. Noomi warf den Quaffel zu Yerodin, dieser gab ihn weiter an Nanami.
 

„Wahnsinn, die haben ja ein Tempo drauf!“, rief James begeistert, während Nanami auf die drei Ringe zuflog. In einem Täuschungsmanöver gelang es ihr den Quaffel durch das rechte Tor zu werfen.

„Und die Monkeys schießen ein Tor! 10 zu 0!“ Pakks Kommentar ging fast unter in dem Jubel und dem Gebrüll von Baba. „Das erste Tor dieses Spiels wird ausgerechnet von einer Austauschschülerin geworfen!“

„Mach das erst mal nach, James!“, grinste Sirius ihn an.

„Die Herausforderung nehme ich doch gerne an.“, lachte James zurück.

Das Spiel nahm wieder Fahrt auf. Mal führten die Monkeys, dann wieder die Thunderbolts. Und James war mehr als begeistert von diesem Spiel.

„Es steht jetzt 70 zu 50 für die Monkeys und es ist noch kein Schnatz in Sicht. Unsere Sucher Uru und Amali halten wachsam Ausschau…“
 

Während das Spiel in vollem Gange war, kreisten die beiden Sucher über den anderen. Dabei schien es als ob Amali Uru verfolgen würde. Er versuchte sie abzuschütteln indem er ein paar Schleifen flog, doch sie blieb hartnäckig an ihm dran. Dann versuchte er eine andere Taktik und schoss in Richtung Boden, als ob er den kleinen goldenen Ball ausfindig gemacht hatte. Sofort setzte die Fünftklässlerin zur Verfolgung an, sah jedoch mitten im Sturzflug etwas kleines Goldenes auf der anderen Seite des Feldes. Sie riss ihren Besen herum und flog mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit in die Richtung. Uru, der dies zu spät bemerkt hatte, setzte nun seinerseits fluchend zur Verfolgung an. Im Zickzack jagten die beiden dem goldenen Schnatz hinterher. Dabei war Amali immer eine Nasenlänge voraus und schließlich gelang es ihr, die Hand um den kleinen flatternden Ball zu schließen.

„Amali von den Thunderbolts fängt den Schnatz. Der Ablenkungsversuch von Uru hat ihm einen großen Nachteil verschafft!“, schrie Pakk ins Megafon. „Damit gewinnen die Thunderbolts mit 220 zu 90!“

Die Kurve der Thunderbolt-Fans brach in Jubel aus, während die Monkey-Anhänger ziemlich enttäuschte Gesichter machten. Amali drehte noch eine Ehrenrunde mit ihren Teamkollegen zusammen, um sich feiern zu lassen.

„Das war ein echt spannendes Spiel, oder?“, fragte James Sirius mit leuchtenden Augen.

„Aber hallo, bin mal gespannt, wie es dir ergehen wird!“, antwortete sein bester Freund ebenso begeistert.
 

Nach dem Spiel wurde das Wetter so ungemütlich, dass nicht an weitere Trainings zu denken war.

„Kommt das oft vor?“, wollte James von Tijani wissen.

„Um diese Zeit ja.“, antwortete der Kapitän der Nundus. „Während es bei euch ziemlich kalt ist, haben wir mit sintflutartigen Regenfällen zu tun. Das erschwert das Training nur unnötig.“

„Aber ist es nicht gerade dann sinnvoll zu trainieren?“, wunderte James sich.

„Willst du wirklich bei dem Wetter trainieren?“ Tijani deutete in Richtung draußen, wo reinste Wasserfälle vom Himmel herabschossen. „Natürlich ist es die meiste Zeit regnerisch, aber glaub mir, das da draußen ist ziemlich gefährlich. Da hilft selbst ein wasserabweisender Zauber nicht mehr viel! Es ist ungewöhnlich, dass es so viel regnet um die Zeit. Wir warten einfach noch ein paar Wochen bis zum neuen Jahr, dann sehen wir weiter. Dann dürfte es etwas besser werden!“ Er klopfte dem Schwarzhaarigen aufmunternd auf die Schulter.

James machte ein leicht enttäuschtes Gesicht. In Hogwarts wurde schließlich bei jedem Wetter gespielt.

„Dir macht es sehr viel Spaß, nicht?“ fragte der Siebtklässler lächelnd. „Das merkt man, weil du dich bei jedem Training reinhängst. So viel Ehrgeiz sieht man selten.“

„Ich will ja auch der Beste werden!“, gab James grinsend zurück. Als er in die Mannschaft der Gryffindors gekommen war, hatte er erst gemerkt, wie sehr er diesen Sport mochte. Und in ihm war mehr und mehr der Wunsch gereift, ein professioneller Spieler zu werden.
 

Tatsächlich besserte sich das Wetter gegen Ende Januar wieder, sodass die Nundus das Training wieder aufnehmen konnten. Seit James, Sirius und Baba Freunde geworden waren, sah der Silberrücken immer wieder beim Training zu, wenn dieser Zeit hatte. Er war ein großer Fan von James geworden und fieberte dem Spiel anscheinend genauso entgegen wie die ganze Mannschaft es tat.

Joshua war nicht ganz so beliebt bei der Mannschaft, wie James. Der Australier mischte sich in alles ein, wusste alles besser, was mit der Zeit allen auf die Nerven ging.

„Nein, es ist besser, wenn du auf der anderen Seite fliegst!“, brüllte er Yan, einem Treiber bei einem Training entgegen.

„Konzentrier du dich auf dein Spiel, Joshua!“, rief Tijani ihm zu. „Ich habe alles bestens geplant. Du bist derjenige, der aus der Reihe tanzt.“ Der Kapitän bereute es sichtlich den Australier in die Mannschaft aufgenommen zu haben.

James schüttelte fassungslos den Kopf. Seit der Aktion mit Rachel war der Fünftklässler bei James sowieso unten durch.

„Ich hab dir schon mal gesagt, das geht so nicht… Damit können wir die Fwoopers nie schlagen.“, gab Joshua ungeduldig zurück, während James sich bei Yan positionierte.

„Gib mir mal bitte den Schläger…“, raunte er dem Treiber zu. Grinsend tat dieser wie geheißen.

Die Diskussion ging unterdessen weiter, bis Joshua plötzlich ein Klatscher traf, wodurch er das Gleichgewicht verlor und vom Besen fiel. Dabei blickte er ziemlich überrascht drein. Der Sturz war nicht sehr tief, sodass der Australier ihn unbeschadet am Boden abfangen konnte. Schnell gab James das Schlagholz an Yan zurück und nahm schnell wieder seine Position ein, die er vorher hatte.
 

„Wer war das?“, brüllte Joshua wütend vom Boden nach oben und suchte nach dem Übeltäter.

Alle taten, als wüssten sie von nichts. Jedoch konnte sich keiner das Grinsen verkneifen.

„Tijani, das ist nicht witzig!“, beschuldigte er als erstes den Kapitän.

„Du weißt genau, dass ich das nicht war! Wie sollte ich einen Klatscher in deine Richtung schlagen, während wir diskutieren?“, gab dieser ungerührt zurück. Sein Blick fiel kurz auf James, der die Unschuld in Person zu sein schien.

„Dann war es Yan, richtig?“, suchte er weiter nach dem Schuldigen.

„Ich war damit beschäftigt, deinen Verbesserungsvorschlägen zuzuhören.“, verteidigte sich Yan. „Ich habe mich hier nicht vom Fleck gerührt!“ Seine Teamkollegen Sarabi und Pandu nickten zur Bestätigung.

„Ihr könnt mir doch nicht weismachen, dass es keiner von euch war!“ Joshua kochte schon fast vor Wut.

„Vielleicht solltest du mal besser auf deine Umgebung achten!“, meine Sarabi, die Sucherin. „Die Klatscher haben schließlich auch ein Eigenleben und machen was sie wollen. Denen ist es egal, ob ihr gerade diskutiert, oder nicht!“

„Wo sie recht hat….“, stimmte Saira zu.

„Na schön… dann sorge ich eben dafür, dass wir verlieren!“, drohte der Sunnyboy, während er sich seinen Besen schnappte.
 

„Sagt derjenige, der unbedingt gewinnen will…“, grinste James nun. „Das passt nicht so ganz zusammen, oder?“

Wortlos drehte der Andere sich um und verschwand in Richtung Kabinen.

Tijani landete neben James. „Ich mag ihn auch nicht, aber was du gerade getan hast, war nicht besonders klug.“, meinte er stirnrunzelnd.

„Irgendjemand musste ihm doch mal einen Denkzettel verpassen!“, verteidigte James sich kleinlaut.

Der Quidditch-Kapitän seufzte leise. „Ich hoffe nur, dass er seine Drohung nicht wahr macht. Wir brauchen diesen Sieg unbedingt, wenn wir den Pokal gewinnen wollen.“

„Ach, ich glaube nicht, dass er das tut.“, winkte James lässig ab. „Dafür will er viel zu sehr gewinnen!“
 

Und er sollte Recht behalten. Joshua war in den folgenden Trainings viel kooperativer und hatte auch nicht mehr an allem etwas auszusetzen. Stattdessen konzentrierte er sich auf das Zusammenspiel mit James und Saira, welches zur Überraschung aller gut funktionierte. Außerhalb des Quidditchfeldes war er aber nach wie vor ein richtiges Ekelpaket. James musste sich schwer zusammen reißen ihm nicht an die Gurgel zu springen oder ihn zu verfluchen. Zum Glück dauerte es nicht mehr lange bis der Spieltag gekommen war.

„Also, ich will ein schönes, faires Spiel sehen, so wie wir es gewohnt sind.“, sagte Professor Guambo zu den beiden Kapitänen Tijani von den Nundus und Nyota von den Fwoopers.

Sie grinste ihn frech an. „Ob das euer Australier auch so sieht?“, neckte sie ihn. Natürlich hatte er ihr von Joshua erzählt.

Doch davon ließ er sich nicht beirren. „Keine Sorge, er wird sich zu benehmen wissen!“

„Ich bin gespannt!“, erwiderte sie lächelnd, dann reichte sie ihm die Hand. „Auf ein faires Spiel!“

Er schlug ein. „Glaub bloß nicht, dass ich dich so einfach gewinnen lasse.“

„Das wäre ja auch langweilig!“, gab sie zurück, dann ertönte der Startpfiff und die Bälle wurden losgelassen. Die Klatscher schossen nach oben, gefolgt von dem kleinen goldenen Schnatz, der sogleich verschwand, und dem roten Quaffel.

„Und schon geht das Spiel Nundus gegen Fwoopers los. Auch hier gibt es auf beiden Seiten Austauschspieler. Bei den Nundus sind es James Potter aus Hogwarts, der für Onang spielt, und Joshua aus dem australischen Vulwarry, stellvertretend für Sindo.“, hallte Pakks verstärkte Stimme durch das Stadion. „Auf der Seite der Fwoopers spielen Shinji aus Japan und Rodrigo aus Brasilien als Jäger für Kala und Ngozi. Ob sie den älteren Schülern das Wasser reichen können? Wir werden es sehen.“

Als James erwähnt wurde jubelte Sirius regelrecht zusammen mit Baba, der ebenfalls einen lauten Brüller losließ.

„Saira von den Nundus hat den Quaffel und gibt ihn ab an James, während Joshua an ihm vorbei schießt in Richtung Torraum. Aber jetzt kommt Shinji dazwischen und es gelingt ihm James den roten Ball abzuknöpfen. Sofort nehmen die Nundus die Verfolgung auf, während die Treiber versuchen einen der Klatscher in seine Richtung zu schießen.“, kommentierte Pakk fleißig.
 

Der Plan der Nundu-Treiber ging auf und James gelang es wieder in den Besitz des Quaffels zu kommen. Er warf ihn zu Joshua hinüber, der ihn an Saira weitergab. In einem schnellen Zickzack flog sie auf das Tor zu und beförderte den Ball geradewegs durch das Mittlere Tor. Die Nundu-Fans brachen in Jubel aus.

„10 zu 0 für die Nundus. Das war ein gutes Manöver bei dem die Fwoopers keine Chance hatten. Wenn das so weitergeht gewinnen die Nundus haushoch.“, rief Pakk durch sein Megafon.

Und er sollte Recht behalten. Das Zusammenspiel von Saira, James und Joshua funktionierte in diesem Spiel so gut, dass es schon fast unheimlich war wie sie ein Tor nach dem anderen schossen.

„70 zu 0. Noch immer haben die Fwoopers kein Tor. So langsam sollten sie sich mal ranhalten.“

Im weiteren Spielverlauf gelang es den Fwoopers doch immerhin zwei Tore zu schießen, jedoch reichte es bei weitem nicht aus, um die Nundus einzuholen.

Die Fans der Nundus jubelten und schwenkten ihre braunen Fahnen.

„James fliegt echt gut!“, sagte plötzlich eine weibliche Stimme neben Sirus. Er drehte sich um und starrte Rachel überrascht an. Er hatte gar nicht gemerkt, dass sie neben ihm stand.

„Was ist? Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte sie leicht verwirrt.

Sirius grinste leicht. „Nein, im Gegenteil. Wusste gar nicht, dass du Quidditch magst.“

„Mögen ist etwas übertrieben, aber hin und wieder sehe ich gern zu.“, erwiderte sie.

„Wo ist Evans?“, wollte er wissen.

Ihre Antwort sollte auf sich warten lassen, denn in diesem Moment schossen die Nundus das 10te Tor und die Fankurve wurde nun so laut, dass eine normale Unterhaltung unmöglich wurde.

„100 zu 30!“ brüllte Pakk in das Megafon. „So langsam sollte Nyota von den Fwoopers den Schnatz sichten, sonst sieht es düster aus für sie.“
 

Die Sucherin flog in großen Kreisen über dem Feld und hielt verzweifelt Ausschau nach dem Schnatz. So, wie es aussah, würden sie dieses Spiel verlieren, wenn sie den Schnatz nicht bald fing. Doch der kleine geflügelte Ball blieb wie vom Erdboden verschwunden.

James war überglücklich über das bisherige Spiel und es beflügelte ihn regelrecht zu immer besseren Manövern zusammen mit Saira und Joshua. Tijani und Yan machten Ihre Sache ebenfalls sehr gut. Ihnen gelang es mehrmals mittels der Klatscher die Pläne der Fwoopers zu vereiteln. Grinsend flog Tijani an Nyota vorbei, das Schlagholz schwingend. Offensichtlich hatte er sehr viel Spaß daran, seine Freundin zu ärgern. Sie schüttelte den Kopf und sah dabei plötzlich, wie Sarabi, die Sucherin der Nundus, etwas kleinem, goldenen hinterherschoss. Ihre Gegnerin war dem Schnatz dicht auf den Fersen. Fluchend beschleunigte Nyota ihren Besen so schnell sie konnte. Wie hatte sie sich von ihrem Freund nur so ablenken lassen können?

„Los, los, los…“, murmelte sie, als ob der Besen dadurch nur noch schneller fliegen würde. Sie hatte Sarabi inzwischen eingeholt und sie jagten Kopf an Kopf dem kleinen flatternden Ball hinterher. Sie wusste nicht, wie sie es schaffte, doch ihre Hand schloss sich Sekunden später um den Schnatz. Ein Pfiff und ein Ohrenbetäubender Lärm aus der Fankurve der Fwoopers ertönte.

„Nyota fängt tatsächlich den Schnatz und fährt damit den Sieg für die Fwoopers mit 180 zu 120 ein. Was für ein knapper Sieg.“, rief Pakk.

Die Mannschaften landeten verschwitzt auf dem Boden und Tijani reichte Nyota die Hand.

„Glückwunsch.“, meinte er lächelnd.

„Du hast mich absichtlich abgelenkt, oder?“, wollte sie von ihm wissen.

„Vielleicht?“, grinste er. „Hätte ja klappen können!“

Sie boxte ihm leicht in die Seite. „Das war nicht fair!“

„Ich liebe dich auch!“, lachte der Kapitän der Nundus, dann sah er zu James. Der Gryffindor machte ein etwas langes Gesicht.

„Ärgere dich nicht, du hast wirklich sehr gut gespielt.“, meinte Nyota sanft.

„Findest du?“, fragte James zweifelnd. Er hatte irgendwie das Gefühl nicht alles gegeben zu haben.

„Ja, Tijani hat mir viel von dir erzählt und ich wusste, dass wir es mit dir und deinen Mannschaftskollegen nicht aufnehmen konnten.“

„Du hast wirklich Potenzial!“, fügte Tijani lächelnd hinzu und James fing an zu strahlen.

„Das war auch ein wirklich tolles Spiel!“, gab er zu. „Das würde ich gerne wiederholen!“

„Wer weiß, vielleicht sehen wir uns irgendwann in der Weltmeisterschaft wieder!“, meinte der Kapitän. Er hatte bereits eine Anfrage von einer afrikanischen Mannschaft bekommen und stand kurz davor einzutreten.

„Ja! Das wäre schön!“, meinte James stolz und verschwand in Richtung Umkleidekabinen.

In der darauffolgenden Nacht träumte er davon im Englischen Nationalteam zu spielen und Weltmeister zu werden. Sein Plan stand nun definitiv fest.

Jahr 4 – Uagadou – Teil 4

Schon am nächsten Morgen gingen Sirius, Charles, Rebecca und Rachel gemeinsam von ihrer Hütte zum Frühstück. Irgendwie war es für alle ein komisches Gefühl. Immerhin gingen sie sich ja sonst aus dem Weg. Auch wenn Joshua es sich am vorherigen Abend nicht eindeutig hatte anmerken lassen, war dieser extrem verärgert über das Eingreifen von Avery und Adams gewesen. Jetzt hatten die Engländer den Zorn aller Australier auf sich gelenkt – noch mehr, als sowieso schon. Um wenigstens eine Chance gegen sie zu haben, hatten die Hogwartsschüler aus der Feuerhütte einen Waffenstillstand vereinbart. Ihre Mitschüler staunten nicht schlecht über die neue kleine Truppe. James sah Sirius fragend an, als dieser sich zu ihm setzte. „Geht’s dir gut, Sirius?“

„Ja, warum?“

„Du bist gerade mit Charles Avery, einem Slytherin den du überhaupt nicht leiden kannst, sowie Rebecca Adams und Miss Veela gemeinsam von eurer Hütte hierhergelaufen.“

„Ja und das hat auch einen Grund, James.“ Sirius erklärte seinem besten Freund was am Vortag mit Joshua vorgefallen war.

„Wenn die uns allein erwischen, egal wen von uns, dann verarbeiten die uns zu kleinen Schnipseln.“

„Verstehe!“, sagte James nachdenklich. „Wir sollten uns wahrscheinlich wirklich mal alle zusammensetzen.“ James Potter gefiel der Gedanke an einen Waffenstillstand mit Severus Snape allerdings gar nicht. Er konnte nicht versprechen, dass er das hinbekommen würde.
 

Am Nachmittag trafen sie sich dann letztlich alle bei Baba, der freundlicherweise seine Hütte zur Verfügung gestellt hatte und sich über den Besuch tierisch freute. Der Gorilla schenkte Saft aus und verteilte Kekse.

„Haben wir denn überhaupt eine Chance gegen die?“, fragte Charlotte von den Hufflepuffs. „Die sind doch älter und viel weiter als wir.“

„Wenn wir nichts tun, dann haben wir schon verloren.“, antwortete Rebecca und nahm sich einen Keks von dem Teller den ihr Baba hinhielt.

„Die brauchen einen Denkzettel, sonst hören die nie auf.“, fügte Rachel hinzu. „Joshua hätte gestern garantiert sämtliche Schulregeln in die Tonne getreten, wenn Charles und Rebecca nicht dazugekommen wären. Die sind zu allem fähig!“

„Denkzettel schön und gut, nur wie?“, fragte Laura. „Was können wir tun ohne selbst die Regeln zu verletzen?“

„Was ist, wenn wir sie zu einem Zweikampf herausfordern?“, warf Lily in den Raum. Für einen Moment sahen alle die Rothaarige fragend an, dann begriff einer nach dem anderen was sie meinte.

„Wenn wir sie in verschiedenen Bereichen schlagen und ihnen zeigen, dass Vulwarry nicht die beste Schule der Welt ist, dann hören sie vielleicht auf und kommen von ihrem hohen Ross herunter.“ Ethan fand die Idee sehr gut.

„Wartet!“, warf Rebecca ein. „Bevor wir das jetzt weiter diskutieren muss euch allen klar sein, dass wir ab sofort als Team kämpfen müssen. Das bedeutet keine Streitigkeiten mehr untereinander, sonst können wir gleich einpacken. Wenn wir jetzt nicht fest zusammenhalten, dann haben wir verloren, noch bevor wir angefangen haben.“ Ihre blaugrauen Augen ruhten dabei auf James, Sirius und Severus.

„Warum schaust du dabei uns an?“, fragte James leicht angegriffen.

„Du weißt genau warum, Potter!“, antwortete sie ihm.

James tat beleidigt. „Klingt ja fast so, als würdest du behaupten wir sind schuld an dem Ganzen.“

Lily seufzte genervt. „Hör auf dich so dumm zu stellen. Auch wenn es euch Dreien nicht gefällt, aber zu unserem Hogwarts-Waffenstillstand gehört auch, dass ihr aufhört zu streiten und als Team kämpft!“

Lily sah Severus, Sirius und zuletzt James eindringlich mit ihren grünen Augen an. James und Sirius tauschten einen kurzen Blick und sahen dann zu Snape, welcher die beiden Gryffindors genau musterte. Seinem Blick nach waren die beiden anscheinend ekliges Ungeziefer. Auch Severus hatte keine große Lust auf diese Zusammenarbeit. Der Slytherin gab sich dann aber seiner besten Freundin gegenüber geschlagen. „Nur solange bis wir wieder in Hogwarts sind. Länger nicht!“

„Wir haben wohl keine andere Wahl.“, sagte James in der Hoffnung die Rückkehr nach Hogwarts würde nicht mehr allzu lange dauern.
 

Allgemeine Erleichterung breitete sich in der Runde aus.

„Da das ja jetzt geklärt ist, können wir loslegen und uns überlegen wie wir die Australier herausfordern können.“, sagte Dylan und holte ein Blatt Pergament aus seiner Tasche um sich Notizen zu machen.

Sie kamen allerdings auf keinen grünen Zweig, was mehr als frustrierend war.

Carol und Olivia dösten fast schon weg, da es recht spät geworden war. James, Ethan und Tony bekamen sich fast in die Haare, Dylan und Sara spielten ein afrikanisches Würfelspiel mit Baba und der Rest versuchte weiterhin eine Lösung zu finden, als Professor Selassie die Hängeleiter hochgeklettert kam.

„Da seid ihr ja alle.“, er musterte die Runde. „Ihr wurdet schon vermisst, weil überhaupt kein Hogwartsschüler mehr gesehen wurde.“

„Tut uns leid, Professor.“, sagte Lily „Aber wir brauchten einen australierfreien Ort um etwas zu besprechen.“

„Ah, das leidige Thema, ja.“ Auch die Lehrer hatten von den ständigen Zwischenfällen gehört, da so gut wie die ganze Schule darüber klagte.

„Haben Sie vielleicht eine Idee, wie wir denen einen Denkzettel verpassen können?“, fragte Rachel.

„Warum schicken Sie sie nicht alle einfach nach Hause?“, kam es dann von Sirius.

„Naja, so leicht ist das nicht, Sirius. Es sind ja nur noch ein paar Monate und obwohl sie zwar für Unruhe sorgen, brechen sie doch aktuell keine Schulregeln. Deswegen können wir sie nicht einfach heimschicken.“, antwortete ihr Lehrer. „Aber ich wüsste tatsächlich etwas wie wir sie vielleicht etwas bremsen können.“ Ihr Lehrer hatte jetzt die volle Aufmerksamkeit aller sechzehn Hogwartsschüler.

„Unsere Gäste aus Australien sind ja der Meinung, dass Vulwarry die beste Schule ist, also müsstet ihr ihnen nur das Gegenteil beweisen, indem wir kleinere Wettkämpfe ausrichten.“

„Also eine Art Trimagisches Turnier?“, hakte Daniel nach.

„So in der Art. Nur dass es nur zwei Schulen sind die gegeneinander antreten. Hogwarts also stellvertretend für alle anderen gegen Vulwarry.“

Die Hogwartsschüler waren sofort einverstanden mit dem Vorschlag ihres Lehrers. Professor Selassie würde sich zusammen mit den anderen Lehrern Aufgaben ausdenken, während die Schüler die Australier herausfordern sollten.

Es war schon ziemlich dunkel als sie sich alle gemeinsam auf den Rückweg zu ihren Hütten machten. In der Feuerhütte wurden die kleine Gruppe um Sirius, Rachel, Charles und Rebecca bereits von Joshua, Ben, Darren und Sally erwartet.

„Wo habt ihr euch denn den ganzen Tag versteckt?“, fragte Joshua grinsend. „Seid ihr solche Feiglinge?“

Sirius und Charles konnten sich nur schwer zurückhalten ihn nicht zu verhexen.

„Wir haben keine Angst vor euch.“, sagte Rebecca. „Im Gegenteil, wir fordern euch heraus!“

Die Vier Australier wussten zunächst nicht so recht, was sie mit dieser Aussage anfangen sollten.

„Was soll das heißen?“, fragte Sally.

„Ganz einfach.“, begann Rachel zu erklären. „Hogwarts gegen Vulwarry.“

„Wir werden euch stellvertretend für alle anderen Schulen beweisen, dass jede andere Zaubererschule genauso gut wie Vulwarry ist.“, fügte Rebecca hinzu.

Joshua lachte. „Gut, wenn ihr meint.“

„Die Lehrer werden uns Aufgaben stellen und uns bewerten. Professor Selassie kümmert sich darum. Das bedeutet aber auch, dass ihr euch bis zum Ergebnis ruhig verhaltet.“

Diese Bedingung schien den Australiern nicht besonders zu gefallen, sie stimmten jedoch zu.
 

Irgendwie hatte es sich herumgesprochen, dass die Hogwartsschüler sich dem Problem Australien stellen wollten und sie wurden von allen dafür gefeiert. Trotz des ausgehandelten Waffenstillstands verbrachten sie die Zeit bis zum Wettstreit meist gemeinsam. Für James fühlte es sich fast an wie eine Strafe. Lily und Severus gingen ihm tierisch auf den Keks, wohingegen sich Sirius mit Avery irgendwie arrangiert hatte, sich blendend mit Rebecca verstand und sogar die Streitereien mit Rachel beigelegt hatte. James und Severus versuchten kein Wort miteinander zu sprechen und sich weitgehend aus dem Weg zu gehen. Drei Tage später verkündeten ihre Lehrer die Einzelheiten des Wettstreits. Unter der Aufsicht der Lehrkräfte sollten drei verschiedene Zaubertränke gebraut werden, in drei Duellen sollten sie ihre Fertigkeiten in Verteidigung gegen die dunklen Künste unter Beweis stellen und bei der dritten Aufgabe mussten sie letztlich als Team gegeneinander antreten, die genauen Details der letzten Prüfung waren aber noch geheim.

„Bei all diesen Aufgaben müsst ihr das bisher erlernte Wissen unter Beweis stellen. Die Schule die am Ende die meisten Punkte erzielt hat, gewinnt.“, erklärte die Direktorin persönlich. „In einer Stunde beginnt der Wettstreit im Klassenzimmer für Zaubertränke.“

„Es dürfte außer Frage stehen, welche drei von uns in diesem Wettkampf antreten, oder?“, sagte Laura an die anderen gewandt. Tatsächlich waren sich alle sofort einig. Severus hatte den Ruf eines wahren Zaubertrankmeisters inne, Lily war ebenfalls sehr gut und erntete nur lobende Worte von Professor Slughorn und auch Professor Kahini war begeistert von ihren Leistungen. Als drittes würde sich Dylan dazugesellen. Auch er war recht gut in Zaubertränke. Bei den Australiern traten Ruby, Cooper und Zachary an. Um die notwendige Konzentration gewährleisten zu können durften nur die sechs Teilnehmer und die Professoren Kahini, Selassie und Kinjana im Klassenzimmer bleiben.

Es waren zwei lange Tische aufgebaut auf denen jeweils drei Kessel standen.

„Weinrautenessenz, den Trunk des Friedens und Felix Felicis. Das sind die drei Tränke für die ihr drei Stunden Zeit habt. Die ersten beiden geben eine maximale Punktzahl von jeweils dreißig und der Felix Felicis erhält bei perfekter Zubereitung vierzig Punkte.“, erklärte Professor Kahini. „Die Entscheidung wer welchen Trank braut, bleibt euch überlassen. Sprecht euch ab. Die Zeit läuft ab jetzt!“

Nach kurzer Beratung begann Severus mit dem schwersten der drei, dem Felix Felicis. Das Flüssige Glück, wie der Trank auch genannt wurde war sehr schwierig in der Herstellung. Der Slytherin hatte aber schon viel darüber gelesen und er war sich sicher, dass er es hinbekommen würde. Lily versuchte sich am Trunk des Friedens. Dieser Trank wurde eigentlich erst im fünften Jahr unterrichtet, da er schon bei kleinen Fehlern zu einem tödlichen Schlaftrunk werden konnte. Die Rothaarige war jedoch zuversichtlich. Dylan bemühte sich um die Weinrautenessenz, welche gegen Vergiftungen eingesetzt wurde.
 

Drei Stunden wurden die Teilnehmer des ersten Wettbewerbs sehnsüchtig erwartet.

„Wie ist es gelaufen?“, fragte Rachel Lily aufgeregt.

„Ganz gut.“, antwortete diese. „Die Lehrer begutachten die Tränke noch und geben gleich das Ergebnis bekannt.“ Lily war deutlich anzusehen, dass sie nach diesen drei Stunden ziemlich erschöpft war. Dylan wirkte leicht niedergeschlagen und Severus wirkte ziemlich zufrieden.

Auch die Australier machten einen gemischten Eindruck. Gespannt wurde das Ergebnis abgewartet, welches Professor Mahalia kurz darauf verkündete.

„Bevor ich das Endergebnis der ersten Aufgabe verkünde muss ich euch ein großes Lob aussprechen. Die sechs Teilnehmer haben sich mit drei unterschiedlich schweren Tränken herumgeschlagen und sich wirklich gut behauptet.“ Sie entrollte eine kleine Pergamentrolle und begann dann das Ergebnis vorzulesen.

„Der erste Trank der bewertet wurde, war die Weinrautenessenz. Für Hogwarts hat Dylan hier von dreißig möglichen Punkten zwanzig erreicht.“ Es gab Applaus von allen Seiten, doch Dylan war nicht glücklich mit der Punktzahl.

„Zachary für Vulwarry hat fünfundzwanzig Punkte erreicht.“ Jubel bei den Australiern, weil sie vorne lagen.

„Der zweite Trank war der Trunk des Friedens. Hier traten Lily und Cooper gegeneinander an. Auch hier war die maximale Punktzahl dreißig. Vulwarry hat fünfundzwanzig und Hogwarts sehr gute achtundzwanzig Punkte erzielt.“

Applaus von allen Seiten, doch die Australier lagen immer noch knapp vorne. Ein paar von den Hogwartsschülern fingen an daran zu zweifeln ob dieser Wettstreit eine so gute Idee gewesen war.

„Der letzte und schwerste Trank, der Felix Felicis, auch flüssiges Glück genannt, hat eine maximale Punktzahl von vierzig. Ruby hat für Vulwarry fünfunddreißig erreicht.“, las die Direktorin weiter vor. Vulwarry hatte somit von einhundert möglichen Punkten fünfundachtzig erreicht. Hogwarts hatte aktuell achtundvierzig.

„Einen absolut perfekten Felix Felicis hat allerdings Severus abgeliefert und somit die volle Punktzahl erreicht.“

Severus musste über das Lob der Schulleiterin selbst leicht schmunzeln, während ihm Lily um den Hals fiel und ihn umarmte. Lauter Jubel auf der Pro-Hogwarts Seite, da diese mit drei Punkten Vorsprung gegen die ziemlich grimmig dreinblickenden Australier gewonnen hatten.

„Wir haben sie geschlagen!“, jubelten Carol, Olivia und Sara. Bei allen war die Freude groß. Sie hatten den ersten von drei Wettbewerben gewonnen.

„Ohne dich hätten wir das nicht geschafft, Sev!“ Lily war furchtbar stolz auf ihren besten Freund, der jetzt irgendwie verlegen wirkte.

„Naja, so schwer ist der Felix auch nicht.“, winkte er ab. „Dein Trunk des Friedens war auch super, Lily!“

Lily freute sich sehr über das Kompliment. „Danke! Zwischendrin dachte ich wirklich ich versau den Trank.“

„Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals einen Zaubertrank nicht hinbekommen hast, Lily.“

„Aber an deine Leistungen komme ich niemals ran, Sev!“
 

Nach dem Mittagessen sollte der zweite Teil des Wettstreits stattfinden – die Duelle. Alle sechzehn Hogwartsschüler saßen beim Mittagessen beieinander und besprachen welche Drei von ihnen antreten würden. Schlussendlich fiel die Wahl auf James, Sirius und Rachel. Für jedes gewonnene Duell würde es fünfzig Punkte geben.

„Wir haben sie bei den Zaubertränken geschlagen, wir schaffen es auch bei den Duellen!“, sagte Ethan zuversichtlich.

„Unser Vorsprung ist minimal und wir hatten Glück, dass wir Severus für diese Aufgabe hatten.“, sagte Carol. „Ohne ihn hätten wir die erste Aufgabe niemals gewinnen können.“

Diese anerkennenden Worte taten Severus gut und er war stolz auf seine Leistung und sein Können. Das würde er aber niemals offen zugeben, daher tat er so, als würde er Carol’s Worte gar nicht hören und aß seinen Nachtisch auf.

„Die Australier sind gut, das muss man ihnen lassen.“, seufzte Rebecca. „Aber sie sind ja auch ein Jahr weiter als wir und wir wissen nicht wie der Lehrplan in Vulwarry aussieht.“

„Wenn wir bei den Duellen versagen, dann haben wir nur noch die Chance sie bei der letzten Aufgabe zu schlagen und da noch geheim ist worum es genau geht, dürfen wir uns keinen Fehltritt erlauben.“, sagte Charles und sprach damit aus was alle dachten.

„Wir werden nicht versagen!“, sagte James energisch. „Der Sieger wird Hogwarts sein!“

Jeder in der Gruppe hoffte, dass James Recht hatte.

Baba kam zu ihrem Tisch und gab ihnen das Zeichen, dass die Duelle bevorstanden. Diese wurden auf dem Plateau des Quidditchfeldes oberhalb der Schule abgehalten. Diesmal durften auch alle anderen zusehen und die Ränge waren proppenvoll mit neugierigen Zuschauern.

James, Sirius und Rachel standen am Rand des Spielfeldes, welches für die Duelle etwas umgebaut worden war. Genau in der Mitte stand ein großer Baum mit vielen sich verzweigenden Ästen. In der Baumkrone befand sich ein leuchtender Stein. Um den Baum war der Boden sumpfig. Zwei kleinere Flussarme zogen sich über das Feld und es gab Möglichkeiten vor dem Angriff des anderen in Deckung zu gehen.

„Wer hat sich das denn bitte ausgedacht?“, fragte James überrascht.

„Ich behaupte jetzt einfach mal, dass dieses Feld harmloser aussieht als es in Wirklichkeit ist.“, sagte Rachel abschätzend.
 

Für die Australier traten Paul, Lexy und Joshua an. Letzterer grinste sie höhnisch an.

„Dem wird sein dämliches Grinsen noch vergehen!“, knurrte Sirius leise.

Professor Lesedi, ihre Lehrerin in Verteidigung gegen die Dunklen Künste, trat nach vorne.

„Wir ihr alle sehen könnt, haben wir für euch eine Art Hindernisparcours aufgebaut. Eure Aufgabe besteht darin diesen zu überwinden, den Gegner auszuschalten und zu versuchen vor dem anderen den Stein aus der Baumkrone zu holen. Der Sieger bekommt fünfzig Punkte. Es besteht aber nicht nur die Gefahr von eurem Gegner ausgeschaltet zu werden, sondern auch von so manchem Hindernis.“

Per Losverfahren wurde ausgelost wer gegen wen antreten würde und in welcher Reihenfolge. James würde gegen Paul den Anfang machen, dann folgte Rachel gegen Lexy und Sirius würde als Letzter gegen Joshua antreten. Der Schwarzhaarige freute sich schon es dem Australier heimzuzahlen. Rachel Sirius, Joshua und Lexy mussten das Spielfeld verlassen und bei den Umkleidekabinen warten bis sie an der Reihe waren. Sie sollten nicht sehen, was sie erwartete.

James versuchte sich vorzustellen, dass er ein Quidditchspiel spielte. Die Massen an Zuschauern machten ihn mittlerweile nicht mehr so nervös wie ganz zu Beginn seiner Spielerkarriere. Er blendete sie einfach aus. Die Schulleiterin gab das Startsignal. James musste, kaum dass er losgelaufen war, einem roten Blitz seines Gegners ausweichen und hinter einer Palisade in Deckung gehen. Er durfte sich aber auch nicht zu viel Zeit lassen, da Paul sonst vor ihm am Baum war. Ohne groß nachzudenken machte er sich dann auf den Weg zum Flussarm. Paul feuerte erneut einen Schockzauber auf ihn ab, den er diesmal aber problemlos abwehren konnte und gleichzeitig selbst einen auf seinen Gegner abfeuerte. Paul musste zur Seite springen um nicht getroffen zu werden. James rannte weiter, blieb jedoch dann plötzlich stehen, da um ihn herum ein seltsamer Nebel aufstieg, der immer dichter wurde.

„Was bei Merlin, ist das jetzt?“, murmelte er vor sich hin. Einige Sekunden später stand er völlig im Nebel und sah kaum noch die Hand vor Augen. Er blieb im Verteidigungsmodus, auf alles gefasst. Der Nebel lichtete sich dann leicht, doch ihm wurde auch kurz schwindelig. War es vielleicht giftiger Nebel? James versuchte so wenig davon einzuatmen wie möglich. Er musste weiter, doch da standen plötzlich seine drei besten Freunde vor ihm. Was machten Remus und Peter hier?

„Hey! Wie kommt ihr denn hierher?“, fragte er „Und solltest du nicht in der Kabine warten, Sirius?“

„Wir wollten dir nur sagen, dass du ab jetzt nicht mehr unser Freund bist, James!“, kam es von Peter. „Wir sind dein arrogantes Gehabe leid.“
 

„Was? Spinnt ihr?“, fragte er verdutzt.

„Du gehst uns auf die Nerven! Irgendwann rutscht dir bestimmt noch mein Geheimnis heraus!“, sagte Remus kalt zu ihm.

„Es gibt viel coolere Freunde als dich, Potter! Du hast es einfach nicht drauf und kannst nichts.“ Diese Worte von Sirius trafen ihn hart. Warum sagte er jetzt so etwas zu ihm. Sie waren doch so gute Freunde.

„Was hab ich denn gemacht?“ James verstand die Welt nicht mehr.

„Du bist auch raus aus dem Team, Potter!“, kam es dann auch noch von dem plötzlich auftauchenden Marcus Grossstone. „Wir haben jemand besseres gefunden.“ So schnell er aufgetaucht war, verschwand er auch wieder.

James fühlte plötzlich eine ungeheure Kälte als sich seine drei Freunde von ihm abwandten und langsam im Nebel verschwanden. „Was ist das? Das ist nicht wirklich! Das kann nicht sein!“

Er versuchte sich zu konzentrieren. Es musste sich dabei um eine Illusion handeln, welche die Ängste eines Menschen reflektierte, ähnlich wie die Magie eines Irrwichts.

Irgendwie musste er hier raus. Die Kälte die ihn einhüllte wurde stärker und er versuchte dagegen anzukämpfen. Er war jetzt allein, und genau davor fürchtete er sich am meisten.

„Das ist nur eine Illusion.“, sagte er zu sich selbst. „Ich bin nicht allein und ich habe die besten Freunde der Welt. Wir lassen einander niemals im Stich!“ Diesen Satz sagte er immer wieder leise vor sich hin, während er langsam weiterging. Er erinnerte sich an die letzten Jahre, die sie gemeinsam verbracht hatten, den ganzen Spaß, den sie hatten. Remus und Peter fehlten ihm sehr, aber seit sie sich kannten war Sirius immer an seiner Seite. Sein allerbester Freund würde ihn nie einfach so fallen lassen. Die Erinnerung an ihre Freundschaft vertrieb die Kälte langsam und der Nebel wurde lichter. James fand einen Weg hinaus und ließ die Nebelwand der Illusionen somit hinter sich. Die Zuschauer auf den Tribünen applaudierten, als er wieder zu sehen war. James war stolz auf seine Leistung, hatte aber nicht viel Zeit sich zu freuen, da auch Paul den Weg aus dem Nebel gefunden hatte und bereits zur Überquerung des Flussarmes ansetzte. Dies gelang nur über ein paar Steine im Wasser. Die Strömung war stärker als sie aussah und während sie über die Steine balancierten mussten sie aufpassen vom jeweils anderen nicht getroffen zu werden. Sie feuerten einander Flüche um die Ohren und dennoch gelang es ihnen auf die andere Seite zu kommen. Der Baum lag jetzt direkt vor ihnen, es gab aber auch keine Deckung mehr. Sie behielten einander fest im Blick, als sie wie auf Kommando beide auf den Baum zu rannten und an dessen Ästen hochkletterten. Paul war etwas schneller als James und hatte scheinbar mehr Erfahrung im Klettern. Während sie den Baum immer weiter hinaufkletterten, feuerten sie weiter Flüche aufeinander ab. Paul rutschte dadurch einmal von einem Ast ab und fiel ein Stück nach unten, konnte sich aber an einem weiteren Ast festhalten. James holte dadurch etwas auf. Als sie ungefähr auf gleicher Höhe waren versuchte Paul James nach unten zu stoßen. James konnte sich gerade so festhalten, verlor dabei aber seinen Zauberstab, welcher nach unten segelte. James fluchte und kletterte weiter. Paul war schon fast oben, und jagte kleine Feuerbälle nach unten auf James. Paul beherrschte die zauberstablose Magie perfekt, das kam diesem jetzt sehr gelegen. James kletterte so schnell weiter wie er konnte. In zauberstabloser Magie war er immer noch nicht besonders gut, aber er versuchte Paul irgendwie aufzuhalten. Da er sich aber kaum konzentrieren konnte gelang es ihm nicht und es kam was kommen musste. Paul erreichte vor ihm den Stein und gewann das Duell.
 

„Das läuft ja nicht wie erwartet…“, brummte Charlotte missmutig.

„James war aber nah dran. Wir dürfen ihm keinen Vorwurf machen.“, sagte Rebecca.

„Sagt ja keiner, aber wir haben trotzdem verloren.“, Tony gönnte Paul den Sieg nicht.

„Verloren ist verloren. Potter war nicht schnell genug.“, sagte Severus und er konnte sich ein Grinsen über James‘ Niederlage nicht verkneifen. Lily entging das nicht.

„Hör auf damit, Sev!“, fauchte sie ihn an, sodass er zusammenzuckte. „James hat sich alle Mühe gegeben. Paul war einfach schneller als er. Außerdem stehen immer noch zwei Duelle aus. Noch haben wir nicht verloren!“

Severus sah Lily überrascht an. Seit wann ergriff sie Partei für James? Auch wenn er es nicht so offen zeigen konnte, freute er sich darüber, dass er jetzt etwas gegen James in der Hand hatte um diesen zu Ärgern. Wenn Sirius jetzt auch noch gegen Joshua verlor, war das ein doppelter Grund zur Freude. Er hasste die beiden einfach zu sehr, um sich nicht über ihre Niederlage freuen zu können.

Lily’s Ansprache sorgte dafür, dass die anderen nicht gleich alles verloren glaubten.
 

James kam völlig fertig in die Kabine, wo Sirius und Rachel auf ihn warteten.

„Lief wohl nicht so wie erhofft.“, sagte Sirius, während sich James auf die Bank niederließ.

„Ich hätte ihn erwischt, wenn mir der Zauberstab nicht aus der Hand gefallen wäre!“, fluchte James.

Baba erschien in der Tür und bedeutete Rachel, dass sie als nächste dran war.

„Pass auf den Nebel auf, Rachel. Das ist alles nicht echt.“, warnte James seine Mitstreiterin als diese zur Tür ging. Rachel sah kurz vor dem hinausgehen noch zu Sirius, der ihr zunickte. „Du schaffst das!“

Rachel war beim Anblick von James gar nicht mehr so wohl dabei jetzt im Duell gegen Lexy antreten zu müssen. Sie wusste wie gut James war und doch hatte er keine Chance gegen Paul gehabt. Wie würde es dann nach ihr Sirius gegen Joshua ergehen? Die Schwarzhaarige versuchte die aufkommende Panik zu unterdrücken und folgte Baba hinaus. Lexy stand bereits auf ihrem Startplatz am anderen Ende des Platzes. Ihr Blick glitt über das Feld und sie versuchte die möglichen Gefahren zu orten. James hatte sie vor dem Nebel gewarnt, aber da war keiner zu sehen. Sie atmete einmal tief ein und aus um ruhiger zu werden, als dann auch schon das Startsignal kam. Rachel war klar, dass sie schneller sein musste als Lexy und dieser immer einen Schritt voraus. Sie zögerte deshalb gar nicht lange, rannte vor und feuerte ein paar Flüche hintereinander auf ihre Gegnerin ab, die ausweichen musste und erst angreifen konnte, als Rachel schon in Deckung gegangen war. Nachdem sie über die Palisade hinübergespäht hatte schlich sie langsam weiter, konnte aber gerade noch so einem roten Blitz ausweichen indem sie sich zur Seite rollte. Rachel wehrte die Angriffe mit dem Protegozauber ab und es gelang ihr Lexy mit einem Beinklammerfluch außer Gefecht zu setzen. „So geht das du dumme Gans.“, sagte sie grinsend. Sie ging weiter und dann zog der Nebel auf vor dem James sie gewarnt hatte. „Okay, wie war das? Das ist alles nicht echt!“ Rachel bekam eine Gänsehaut, als sie sich in dem dichten Nebel wiederfand. Wie zuvor James konnte auch sie kaum etwas sehen, als dann der Nebel etwas dünner wurde erstarrte sie fast vor Angst. Sie befand sich in einem kleinen quadratischen Raum. Es gab keine Türen und keine Fenster. Sie war eingesperrt. Ihr erster Gedanke war – Sie musste hier raus! Aufgrund eines Erlebnisses in ihrer Kindheit hatte sie panische Angst eingesperrt zu sein. Bildete sie sich das nur ein, oder kamen die Wände und die Decke langsam näher? Der Raum wurde kleiner und kleiner. „Ganz ruhig! Das ist nicht echt! Das bilde ich mir alles nur ein!“, ihre Stimme klang zittrig. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust und sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Rachel schloss die Augen um den Raum nicht zu sehen. Sie besann sich darauf, dass ihre Freunde auf sie zählten und sie wollte sie nicht enttäuschen. Sie mussten gewinnen um Joshua eins auszuwischen.
 

„Das ist alles Illusion. Ich befinde mich in Wirklichkeit auf dem Quidditchfeld unter freiem Himmel.“, sagte sie zu sich selbst und als sie die Augen wieder öffnete war der Raum verschwunden und der Nebel löste sich langsam auf. Auf der anderen Seite des Flusses befand sich Lexy anscheinend noch im Nebel, da dieser noch recht dicht war. Rachel nutzte daher die wertvollen Sekunden um ohne Probleme über den reißenden Fluss zu kommen. Kaum war sie drüben angelangt tauchte Lexy aus dem Nebel auf. Diese sah so mitgenommen aus wie Rachel sich vorhin gefühlt hatte. Den Beinklammerfluch nahm ihr die Australierin scheinbar ziemlich übel, denn sie ging mit einem extrem wütenden Blick auf Rachel los. Es hagelte einen Fluch nach dem anderen und die beiden duellierten sich jetzt unterhalb des Baumes auf dem sumpfigen Feld. Der Boden bebte einmal kurz und die beiden unterbrachen ihr Duell für einen Moment. Plötzlich wurde Lexy zu Boden gerissen. Eine Wurzel oder Liane, Rachel konnte es nicht genau ausmachen, hatte sich um deren Beine geschlungen. Das sumpfige Feld war nicht harmlos, sondern beherbergte sogenannte Sumpfgeister. Kleine Wesen mit spitzen Zähnchen und langen wurzelartigen Gliedern, die wie eine Art Fangarme eingesetzt wurden. Bevor auch Rachel von ihnen attackiert wurde hechtete sie zur Seite und wehrte einen Angriff der Biester ab. Sie setzte einen Feuerzauber ein und kokelte die Wurzeln damit an. Lexy kämpfte sich ebenfalls langsam frei. Wütend fingen die Sumpfgeister jetzt an Matschkugeln zu werfen. Rachel nutzte die Chance und rannte auf den Baum zu, Lexy hatte jedoch schon die Verfolgung aufgenommen. Den Zauberstab zwischen die Zähne geklemmt begann die Schwarzhaarige hinaufzuklettern. Lexy’s blonde Mähne war dicht hinter ihr. Mit Hilfe eines Schlingenzaubers durch zauberstablose Magie gelang es Rachel ihre Gegnerin festzunageln. Lexy würde einige Augenblicke benötigen um sich zu befreien. Geschickt und flink wie eine Katze kletterte Rachel weiter nach oben so schnell sie konnte. Lexy fluchte und kämpfte mit den Schlingen, welche sie an Ort und Stelle hielten. Völlig außer Atem erreichte Rachel den Stein in der Baumkrone als Erste. Die Ränge jubelten über ihren Sieg. Das letzte Duell würde alles entscheiden. Rachel war stolz auf ihre Leistung und überrascht über sich selbst. Sie war sich ihrer Stärken im Duell so noch gar nicht richtig bewusst gewesen.
 

Als sie zurückkam warteten James und Sirius gespannt auf sie. Da die Jubelrufe bis zu ihnen vorgedrungen waren gingen auch sie von einem Sieg ihrer Mitschülerin aus. Ihr strahlendes Gesicht war Antwort genug. James war erleichtert, dass sie jetzt weiterhin eine Chance hatten und Sirius grinste sie an. „Hab ich doch gesagt, dass du das schaffst.“

„Joshua darf nicht gewinnen, hörst du!“, ihre blauen Augen fixierten die Grauen von Sirius. „Versprich mir, dass er nicht gewinnt!“

„Er wird nicht gewinnen, versprochen.“, erwiderte der Schwarzhaarige. „Sonst jammerst du mir bis zum Ende unserer Schulzeit die Ohren voll, weil du gezwungen warst mit ihm auszugehen. Das tu ich mir nicht an. Du zickst so schon genug rum.“ Diese freche Bemerkung konnte er sich nicht verkneifen und er grinste sie frech an. Normalerweise wäre sie ihm jetzt wütend an die Gurgel gesprungen, aber sie wusste, dass er es nicht böse meinte. Überhaupt hatte sich ihre Meinung über Sirius seit dem Abend als er sich schützend vor sie gestellt hatte etwas verändert. Baba kam und holte Sirius zum Duell mit Joshua ab.
 

„Drück mir die Daumen Baba.“, sagte Sirius zu dem Silberrücken, welcher ihm aufmunternd auf die Schultern klopfte.

Während er auf das Startsignal wartete grübelte er darüber nach was ihm der Nebel der Illusionen wohl zeigen würde. Was war seine größte Angst? Ihm kam ein Gedanke, aber den verdrängte er schnell wieder. Dann kam der Startschuss. Es war klar, dass Joshua alles geben würde um ihn zu schlagen und Sirius musste ebenfalls alles geben um ihn vom Sieg abzuhalten. Sie schleuderten sich die Flüche nur so um die Ohren und verfehlten einander nur knapp. Schnell war klar, dass das ein Duell ohne Rücksicht auf Verluste war. Ebenso schnell war klar, dass sie einander ebenbürtig waren, was Joshua rasend vor Wut machte. Sirius setzte unbewusst ein paar der Zauber ein, welche sein Vater ihm beigebracht hatte. Joshua hatte Mühe damit fertig zu werden und diese abzuwehren. Dann folgte das Feld mit dem Nebel der auch hier recht schnell aufzog. Sirius hoffte inständig, dass sich sein Gedanke von vorhin nicht bestätigte, doch dann stand sie vor ihm – Bellatrix. Im ersten Jahr hatte sie versucht ihn umzubringen und sie würde es jederzeit wieder tun, wenn sie die Gelegenheit dazu bekam. Seine größte Angst war die Unberechenbarkeit seiner Cousine. Obwohl sie nur eine Illusion war, wirkte sie täuschend echt. Wie sie da so dastand, fies grinsend, den Zauberstab in der einen Hand und mit der anderen spielte sie mit einer ihrer Haarsträhnen. „Du lebst ja immer noch! Deine Rückkehr nach England ist nicht geplant, also müssen wir das ändern…“, sagte sie mit ihrer Kleinmädchenstimme und richtete den Zauberstab auf ihren Cousin. „So einen Schandfleck wie dich muss man verschwinden lassen.“

Wie konnte er später nicht sagen, aber es gelang ihm irgendwie Bella verschwinden zu lassen. Hätte er nicht gewusst, dass sie eine Illusion ist, wäre ihm das vielleicht nicht gelungen. Fast zeitgleich gelang es Joshua den Nebel abzuwehren. Für einen Moment sahen sie sich hasserfüllt an, dann ging der Wettlauf weiter. Während sie beide den Fluss überquerten versuchten sie einander gegenseitig ins Wasser zu befördern, was keinem gelang. Die Sumpfgeister waren noch vom vorherigen Duell gereizt und warfen weiter mit Matschkugeln um sich. Sirius und Joshua achteten aber nicht wirklich auf die Biester, sie behielten einander fest im Blick und jagten sich Flüche um die Ohren. Durch den Unterricht seines Vaters war Sirius in der Lage es mit dem Australier aufzunehmen. Irgendwie war er ihm jetzt dafür sogar dankbar. Er setzte diese Zauber auch nur unbewusst ein, da es ihm ja widerstrebte solch grenzwertige Zauber einzusetzen. Jetzt war es ihm aber völlig egal. Er wollte Joshua besiegen – um jeden Preis! Auch Joshua ging aufs Ganze und setzte alles ein was sein Wissen hergab. Fast zeitgleich erreichten sie den Baum und kletterten hoch. Keinem von beiden gelang es den anderen durch Zauber abzuschütteln, ihre Hände griffen daher gleichzeitig nach dem Stein in der Baumkrone.

Am Boden musste durch einen Zauber geklärt werden ob es wirklich ein Unentschieden war. Sirius und Joshua gingen fast aufeinander los, weil der Australier das nicht einsehen wollte. Baba hatte Mühe sie voneinander fernzuhalten.

„Es ist eindeutig ein Unentschieden.“, sagte die Direktorin schließlich. „Sirius und Joshua haben zeitgleich den Stein berührt. Somit geht dieses Duell nach Punkten ebenfalls mit einem Unentschieden mit jeweils fünfundsiebzig Punkten für jeden aus. Hogwarts liegt also immer noch mit drei Punkten in Führung.“

Als hätte jemand eine Bombe hochgehen lassen jubelten die Zuschauer auf den Tribünen laut los. Sirius grinste Joshua triumphierend an. Er hatte sein Versprechen gegenüber Rachel gehalten. Joshua hatte nicht gewonnen und diese Niederlage schmeckte dem Australier ganz und gar nicht.
 

Spät am Abend sollte dann die letzte Aufgabe beginnen. Diese war gleichzeitig die schwerste und würde ihr ganzes bisher erlerntes Wissen fordern. Mit einem etwas mulmigen Gefühl begaben sich die sechszehn Hogwartsschüler zum Treffpunkt für die Prüfung.

Jahr 4 – Uagadou – Teil 5

Professor Selassie führte die Hogwartsschüler tief in den Urwald, der um die Schule herum wuchs und machte erst gefühlt zwei Stunden später an einer kleinen Lichtung halt. Sie hatten vollkommen die Orientierung verloren, da sie mehrmals die Richtung geändert hatten, was offensichtlich Absicht war.

„Wo sind wir?“, fragte Laura und zuckte zusammen als ein Vogel in der Nähe einen lauten Schrei losließ. Alle waren sie teilweise schon recht müde. „Was hat das alles mit der letzten Aufgabe zu tun?“

Professor Selassie überreichte Ethan eine Karte. „Die dritte Aufgabe besteht darin vor den anderen das markierte Ziel zu erreichen und die dort positionierte Flagge von Uagadou zu erobern. Ihr habt Zeit bis morgen zum Sonnenuntergang.“

Ethan und ein paar andere sahen sich die Karte an. „Aber wo genau befinden wir uns?“ Auf der Karte war nur das Ziel markiert. Dazu waren noch ein paar Hinweise am Rand entlang vermerkt.

„Das, meine Lieben, ist die erste Hürde, welche ihr überwinden müsst. Findet zuerst euren Standort heraus, dann könnt ihr euch orientieren und euch zum Ziel aufmachen. Aber beachtet noch folgendes: Wer die Flagge erobert gewinnt für seine Schule fünfhundert Extrapunkte. Die weiteren Punkte ergeben sich aus der Anzahl der Spieler, die noch im Rennen sind.“
 

Ihnen schwante böses. „Was genau meinen Sie damit, Professor?“, fragte Rebecca zögerlich.

„Ihr müsst euer ganzes bisher gesammeltes Wissen und darüber hinaus bei dieser Aufgabe einsetzen um ans Ziel zu kommen. Jeder von euch zählt hundert Punkte für die Schule, je mehr am Ende übrig sind, umso besser. Ihr könnt durch Hindernisse des Urwalds oder durch die Australier ausgeschaltet werden. Selbstverständlich steht ihr ständig unter Beobachtung, und wir greifen ein, wenn es zu gefährlich wird. Solltet ihr jedoch selbst der Meinung sein, dass es zu gefährlich wird, könnt ihr ein Notsignal in den Himmel schießen und wir holen euch ab.“

„Also spielen wir hier Krieg!?“, stellte Tony grinsend fest.

Professor Selassie konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Ja, so könnte man das auch sagen, Tony. Aber nehmt das alles bitte nicht auf die leichte Schulter. Ihr könnt nicht wissen, wann ihr auf die Australier trefft. Mein Rat ist: Vermeidet eine direkte Konfrontation so lange wie möglich und versucht immer zusammenzubleiben.“

Noch ehe sie weitere Fragen stellen konnten, verschwand ihr Lehrer.

„Na toll! Jetzt lässt der uns einfach hier zurück!“, kommentierte Charles das Verschwinden des Lehrers. Wieder ertönte das Vogelgeschrei und einige der Mädchen rückten näher zusammen.

„Was jetzt? Wir wissen doch nicht mal wo wir hier sind!“, Olivia sah sich um. Nach ihrer Meinung sah alles gleich aus und sie konnte keine Schlüsse darüber ziehen wo sie waren. Daniel versuchte den richtungsweisenden Zauber, doch der Zauberstab auf seiner Hand drehte sich ständig im Kreis. „Na toll…..“

Ethan, Rebecca, Tony und Charles sahen sich die Karte genau an. Anhand der Hinweise die am Rand vermerkt waren und der Position der Sterne und Planeten gelang es ihnen nach einer gefühlten Ewigkeit ihren Startpunkt zu ermitteln.

„Seid ihr euch auch ganz sicher?“, fragte Sirius sicherheitshalber nochmals nach.

„Glaubst du wir sind blöd, Black?“, fauchte Rebecca ihn an. „Wir passen wenigstens in Astronomie auf, während andere Anwesende hier lieber Blödsinn machen oder schlafen!“

„Ist ja schon gut! Du musst nicht gleich zur Furie werden, Adams!“, Sirius hob beschwichtigend die Hände und sagte lieber nichts mehr dazu. Gemeinsam ging es dann Richtung Norden einen kleinen Pfad den Berg hinauf. Der Weg war nicht allzu steil, aber sie mussten aufpassen nicht über die Wurzeln der Bäume zu stolpern, daher ging es langsamer voran als sie dachten.
 

Die Ravenclaws hatten die Führung übernommen. Immer wenn die vier stehen blieben und darüber diskutierten wie es jetzt am besten weiterging, waren die übrigen zwölf dankbar für die Pause.

Etwas besorgt waren sie alle über das irgendwann bevorstehende Aufeinandertreffen mit den Australiern. Die Niederlagen aus den vorherigen Wettkämpfen würden diese nicht so einfach auf sich sitzen lassen.

„Wer hätte gedacht, dass die sich so eine schwere letzte Aufgabe ausdenken?“ Laura saß an einen Baum gelehnt auf dem weichen Boden.

„Wir dürfen nicht verlieren!“, sagte James entschlossen.

„Die Australier tun sich bei dieser Aufgabe sicher leichter als wir.“ Carol seufzte etwas entmutigt.

Dylan versuchte seine Mitstreiter aufzumuntern „Und wenn schon! Wir sind besser und darum schaffen wir das auch!“

Nachdem die Ravenclaws sich einig waren wie es weiterging setzten sie ihre Reise fort.

„Wenn wir richtig liegen müssten wir bald bei einer Schlucht ankommen.“, sagte Ethan den Blick auf die Karte gerichtet.

„Eine Schlucht?“ Rachel blieb stehen. „Wie sollen wir da rüberkommen?“

„Das werden wir sehen, sobald wir dort sind.“ Die Pause war vorbei und es ging weiter.
 

Sie trotteten weiter still hintereinander her. Die Nacht schritt weiter voran und es wurde kühler.

Severus wurde unruhig. Irgendwie hatte er ein komisches Gefühl und er blickte immer wieder zurück.

„Was ist denn Sev?“, fragte Lily ihren besten Freund.

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir verfolgt werden.“, sagte er leise.

„Verfolgt?“ Sie sah ebenfalls zurück, konnte aber nichts außer dichtes Buschwerk erkennen.

„Das bildest du dir nur ein.“, sagte sie dann schließlich und zog ihn am Arm hinter sich her. „Los komm, sonst verlieren wir die anderen.“ Severus ließ sich von Lily mitziehen, sein Gefühl sollte ihn aber nicht täuschen.

Irgendwann kam der Punkt an dem sie nach Westen abbogen und der Weg wurde nach und nach schlechter und sie mussten sich regelrecht durch das Dickicht kämpfen.

„Ich mag nicht mehr!“, jammerte Sara, während sie versuchte ihre Haare aus einem Ast zu befreien.

„Hör auf zu jammern, Sara!“, sagte Tony genervt. „Wir waren uns alle einig, dass wir das mit dem Wettstreit durchziehen.“

„Da war aber nie die Rede von so etwas!“

Die Stimmung war dabei zu kippen, alle waren müde und ihnen wurde kalt. Einfach so in der Wildnis ausgesetzt zu werden passte keinem so wirklich.

Bevor die Situation zu einem handfesten Streit ausarten konnte, wurden sie von einem lauten Knurren unterbrochen.

„Was war das?“, kam es ängstlich von Olivia. Alle blickten sich um. Severus war sich sicher, dass sein Gefühl ihn vorhin nicht getäuscht hatte.

Das Knurren kam aus dem Dickicht hinter ihnen und plötzlich waren zwei gelbe Augen zu sehen.

„Bei Merlin, lauft!!“, schrie Tony, der eine leise Ahnung hatte zu wem dieses Augenpaar gehörte. „Das ist ein Leopard!“

Das ließ sich keiner von den Hogwartsschülern zweimal sagen und sie rannten was das Zeug hielt.

Fast schon panisch ging es durchs Unterholz weiter nach Norden, allerdings hatte der Leopard die Verfolgung aufgenommen.
 

„Der wird uns fressen!“, kreischte Olivia.

Mit großen Sprüngen näherte sich die gefleckte Katze. Plötzlich schrie Charlotte auf, da sie über eine große Wurzel stolperte und unsanft auf dem Boden landete. Zu ihrem Glück waren Ethan und Tony direkt hinter ihr, so konnte sie nicht verloren gehen und dem Leopard als Vorspeise dienen.

Sirius und Severus reagierten geistesgegenwärtig und wandten den Protego Totalum an und errichteten so eine Schutzsphäre um sich und ihre Freunde.

Der Angreifer sprang auf sie zu, prallte jedoch an der Barriere ab und landete jedoch auf dem Waldboden und umkreiste die potenzielle Beute. Den Schutzzauber konnte er nicht durchdringen.

„Wahnsinn! Gut gemacht!“, sagte Rachel verblüfft über die schnelle Reaktion ihrer Freunde.

„Wie kommen wir jetzt hier weg?“, fragte Tony. Es war nicht klar wie lange der Schutzzauber wirken würde. Es war klar, dass sie versuchen mussten den Leoparden irgendwie auszuschalten. Mit seinen Krallen und Zähnen war er extrem gefährlich.
 

Die Großkatze setzte erneut zum Sprung an, prallte jedoch am Schutzzauber ab, was sie noch wütender machte.

„Alles in Ordnung?“, fragte Ethan die völlig aufgelöste Charlotte. „Kannst du aufstehen?“

Charlotte schüttelte den Kopf. Sie hatte höllische Schmerzen im rechten Bein. Olivia und Rachel versuchten ihr aufzuhelfen.

„Sieht nicht gut aus!“, sagte Lily nach einem prüfenden Blick. Charlotte wimmerte als sie versuchte aufzutreten. „Es scheint nichts gebrochen zu sein, aber ziemlich verknackst.“, fügte Lily daraufhin hinzu.

Sirius und Severus hatten Mühe den Schutzzauber aufrechtzuerhalten. Es kostete sie extreme Konzentration und es war überhaupt verwunderlich, dass sie jetzt schon zu einer solchen Leistung fähig waren. Als der Leopard erneut zum Sprung ansetzte hoben James und Charles gleichzeitig ihre Zauberstäbe und feuerten den Fesselungszauber auf ihn ab. Dieser wurde sofort von magischen Seilen gefesselt und landete auf dem Waldboden. Der Leopard wehrte sich gegen die Fesseln und ihm war anzusehen, dass er sie alle zu Hackfleisch verarbeiten würde, wenn er die Gelegenheit dazu bekam und durch seine enorme Kraft würde er sich bald befreit haben. Jetzt half nur eines – Flucht.

Tony nahm Charlotte huckepack und nachdem Sirius und Severus den Schutzzauber aufgelöst suchten sie schnell das Weite. Durch einige weitere Zauber verwischten sie nach und nach ihre Spuren um zu verhindern, dass der Leopard ihnen folgte. Gefühlt zwei Stunden später unterbrach ein heftiger Regenschauer ihre Wanderung und die sechzehn Hogwartsschüler suchten Schutz zwischen den Wurzeln eines riesigen Baumes. Charlotte war ganz bleich um die Nase. Sie hatte anscheinend große Schmerzen. Jetzt nutzte ihnen ihr Wissen aus Kräuterkunde und dem Heilkundeunterricht von Professor Cheku. Sie begaben sich auf die Suche nach einigen Heilpflanzen. Mit Blättern bastelten sie einen notdürftigen Verband für Charlottes Knöchel. Die Wirkung der Pflanzen setzte sofort ein und kühlte die Stauchung. Die Schmerzen wurden weniger.

„Tut mir leid!“, sagte Charlotte niedergeschlagen. „Jetzt werden wir es nicht mehr rechtzeitig schaffen.“

„Red keinen Unsinn!“, sagte Laura. „Wir schaffen das!“
 

Der Schrecken über den Angriff des Leopards und Charlottes Verletzung steckte allen noch in den Knochen. Rebecca entfachte ein Feuer, da es auch recht kühl wurde. Die Temperatur machte hier wirklich was sie wollte. Mal war es heiß, schwül oder kalt. Und oben auf dem Gipfel des Berges lag sowieso dauerhaft Schnee.

„Wir können erst weiter, wenn es aufgehört hat zu regnen.“, sagte Ethan nach einem prüfenden Blick in den Himmel.

„Können wir uns diese Pause zeitlich leisten?“, hakte Sara nach.

„Keine Ahnung.“, gab Ethan zu. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es wäre aber zu gefährlich bei dem Regen weiterzulaufen. Wir haben als nächstes die Schlucht vor uns und außerdem können wir nach dem Schrecken von eben alle eine Pause brauchen.“

In der Tat waren sie alle ziemlich erschöpft. Den meisten fielen fast die Augen zu. Normalerweise würden sie jetzt auch in ihren kuschlig warmen Betten liegen und schlafen.

Sie beschlossen sich auszuruhen bis der Regen aufgehört hatte und es wurden Wachen eingeteilt. James und Dylan waren als erstes dran und machten sich daran einen Schutzkreis zu errichten. Neben gefährlichen Tieren könnten ja immerhin auch die Australier einen Angriff starten. Sie fingen das Regenwasser ein um sich Trinkwasser zu sichern und sammelten Nüsse und Bananen und machten es sich zwischen den Wurzeln bequem.
 

Sirius stocherte mit einem Ast im Feuer herum. Er konnte jetzt nicht schlafen. Seine Gedanken kreisten darum, dass sie die Australier, und ganz besonders Joshua, unbedingt besiegen mussten. Nur wie? Gut, sie hatten noch Zeit, aber was würde sie noch alles erwarten? Als er wahrnahm, dass etwas seine Schulter beschwerte, kehrte er aus seiner Gedankenwelt zurück. Rachel war neben ihm eingeschlafen und ihr Kopf ruhte mittlerweile auf seiner Schulter. Anstatt sie jedoch zu wecken, ließ er sie weiterschlafen. Mittlerweile kannte er Miss Veela ja besser und so schlimm war sie gar nicht. Irgendwie sah sie auch richtig süß aus, wenn sie schlief. Moment! Hatte er das gerade wirklich gedacht? Schnell verscheuchte er den Gedanken aus seinem Kopf. Er hatte eindeutig selbst zu wenig geschlafen, sonst würden seine Gedanken nicht in so unmögliche Kreise abdriften. Sirius schloss die Augen und versuchte selbst etwas zu schlafen, allerdings gelang ihm das nicht wirklich.

„Hab ich irgendwas nicht mitbekommen?“, fragte James seinen besten Freund nachdem er seinen Wachdienst beendet hatte. Sirius und Rachel waren normalerweise wir Hund und Katz und dieses Bild war mehr als beängstigend für James. „Remus und Peter glauben mir das nie!“, grinste James dann. Als Antwort brummte Sirius nur. Dem Schwarzhaarigen war klar, dass James ihn damit die nächste Zeit aufziehen würde.
 

Der Regen ließ erst kurz vor der Morgendämmerung nach, was den Vorteil hatte, dass sie einigermaßen ausgeruht waren. Sofern die aktuelle Situation dies zuließ.

Rachel schien nicht mitbekommen zu haben, dass sie sich im Schlaf an Sirius gekuschelt hatte. Als sie aufwachte lehnte sie an einer Wurzel, da er zusammen mit Avery die letzte Wache abgehalten hatte.

„Na?“, fragte Lily ihre beste Freundin schmunzelnd. „Gut geschlafen?“

Rachel sah Lily fragend an. „Ja, warum?“

Lily grinste. „Du hast dir ein interessantes Kissen ausgesucht, darum.“

Als Lily Rachel berichtete, dass sie sich an Sirius gekuschelt hatte und dieser sie einfach hatte weiterschlafen lassen bis er zum Wachdienst musste, lief Rachel rot an. „Das kann nicht sein!“

„Leider hatte ich keinen Fotoapparat zur Hand, aber ihr zwei habt richtig süß ausgesehen. Läuft da was?“ Lily fand es amüsant zu sehen wie Rachel sich versuchte herauszureden.

„Ich…nein! Lily!“ protestierte Rachel und drehte sich weg. Ihr war das alles furchtbar peinlich. Lily lachte, wollte ihre beste Freundin aber auch nicht weiter damit aufziehen. Im Gegenteil. Sie hoffte inständig, dass sich Rachel und Sirius nicht zu gut anfreundeten.
 

Nach einem notdürftigen Frühstück ging es weiter. Die Schlucht, welche sie überqueren mussten, war nicht mehr weit weg. Die Schwellung an Charlottes Knöchel hatte etwas nachgelassen, aber laufen konnte sie immer noch nicht, daher wurde sie weiterhin abwechselnd von den Jungs getragen. Sie war zwar verletzt aber noch immer im Spiel.

Die Ravenclaws übernahmen wieder die Führung, wobei Rebecca heute ziemlich schlecht gelaunt zu sein schien. Warum wusste keiner so genau. Ethan hatte ihr eine einfache Frage gestellt und sie hatte ihn regelrecht angefaucht, sodass er gleich einen Satz zur Seite machte.

„Hat sie auf der falschen Wurzel geschlafen, oder was ist los mit ihr?“, fragte Daniel Olivia, die aber nur mit den Schultern zuckte. „So ist sie ab und zu.“

Rachel versuchte Sirius aus dem Weg zu gehen. Das Ganze war ihr immer noch furchtbar peinlich und zum Glück tat auch er so als wäre das nicht passiert. Er hätte sie ja auch damit aufziehen können, was nicht der Fall war.

Nach gut einer Stunde kamen sie an besagter Schlucht an. Damit bestätigte sich auch, dass ihre Positionsermittlung durch die Sterne richtig gewesen war. Die Schlucht war zwar nicht so extrem breit wie gedacht aber ziemlich tief.

„Hat irgendeiner von euch eine Idee, wie wir hier rüberkommen sollen?“ Charles Avery konnte sich nicht vorstellen wie sie das schaffen sollten. Die anderen sahen ebenfalls ziemlich ratlos aus.

„Wir könnten einige von den Lianen und Wurzeln verzaubern und uns eine Brücke bauen.“, schlug Rachel vor.

„Schwierig aber möglich.“, sagte Ethan mit einem prüfenden Blick. „Wir könnten den großen Baum auf der anderen Seite als Befestigungspunkt nehmen.“
 

„Gut, verlieren wir keine Zeit! Bis Sonnenuntergang müssen wir am Ziel sein!“, sagte James entschlossen und machte sich mit seinen Freunden daran passende Wurzeln und Lianen zusammenzutragen. Lily verzauberte sie so, dass sie auf die andere Seite wuchsen und sich dort um den Baumstamm schlängelten. Das gleiche machte sie auch noch mit einer zweiten Ranke, an der sie sich beim hinübergehen festhalten konnten.

„So, das sollte halten.“, sagte sie.

„Ihr müsst mich hierlassen!“, sagte Charlotte dann plötzlich. In der Tat war sie noch ein Problem, welches sie noch nicht lösen konnten. Charlotte konnte ja aufgrund ihrer Verletzung nicht laufen und sie über die Schlucht schweben zu lassen war auch zu gefährlich.

„Bist du irre?“, sagte Tony „Das ist viel zu gefährlich! Wir können dich nicht zurücklassen. Was ist, wenn der Leopard nochmal auftaucht?“

„Ich setze einfach ein Notsignal ab und lasse mich abholen. Ich bin eh nur eine Last für euch und uns läuft die Zeit davon.“, verteidigte sie ihre Entscheidung.

„Es ist vielleicht wirklich keine schlechte Idee.“, sagte Rebecca. „Wer weiß, ob die Australier noch vollständig im Rennen sind? Wir müssen einfach schauen, dass wir die Flagge zuerst in die Finger bekommen.“

Nach einer hitzigen Diskussion waren alle mit Charlottes Vorschlag einverstanden. Sie würde zurückbleiben und sich von den Lehrern holen lassen.

Mit einem etwas mulmigen Gefühl überquerten die anderen fünfzehn die Schlucht. Charlotte schoss das Notsignal in den Himmel und wartete bis sie abgeholt wurde.
 

Sie setzten ihren Weg wieder Richtung Nordwesten fort. Es ging wieder in den Urwald. Gibbons beobachteten sie neugierig aus den Ästen der Bäume.

„Hoffentlich wird Charlotte schnell abgeholt.“, sagte Sara etwas niedergeschlagen.

„Ihr passiert schon nichts, also hör auf dir Sorgen zu machen.“, sagte Tony.

Es folgte ein Knall und alle fünfzehn wurden mit einer enormen Wucht umgeworfen und gingen benommen zu Boden. Als hätte jemand eine Bombe hochgehen lassen.

„Was bei Merlins Bart war das?“, fragte Sirius und versuchte sich aufzurappeln. James suchte seine Brille die auf dem Waldboden ein Stück entfernt vor ihm lag.

„Jemand verletzt?“, fragte Ethan in die Runde, doch alle schienen nur leicht benommen zu sein.

„Schade eigentlich! Ich dachte wir könnten so eure Anzahl noch weiter dezimieren.“, ertönte dann die Stimme von Joshua und eh sie sich versahen waren die Englänger von den Australiern umzingelt. Es war ja nur noch eine Frage der Zeit gewesen bis sie aufeinandertrafen. So wie die Sache aussah, hatten die Australier sie bereits erwartet.

„Du fällst den Leuten gerne hinterhältig in den Rücken, oder?“, fragte Sirius Joshua feindselig.

„So kann man das nicht sagen, Black. Aber ich will diesen Wettbewerb gewinnen und ihr werdet mich nicht daran hindern, klar?“
 

Lily sah sich um und zählte die Australier. „Ihr seid nur noch zu zehnt, wo habt ihr die anderen gelassen?“

„Die hatten bei dem einen oder anderen Zwischenfall nicht so viel Glück wie wir.“ Joshua schien das gar nichts auszumachen, dass sechs seiner Freunde bereits ausgeschieden waren. Allerdings nur scheinbar, denn seine Augen blitzten gefährlich.

„Wir schalten euch jetzt aus und holen uns die Flagge!“, sagte Noah grinsend. Doch bevor die Australier ihren Angriff starten konnten ging die Natur dazwischen. Durch die magische Bombe war ein riesiges Urwald-Wespennest in Mitleidenschaft gezogen worden und dessen Bewohner gingen jetzt zum Angriff über. Sowohl die Australier als auch die Hogwartsschüler stoben in alle Richtungen auseinander und flüchteten vor den Insekten. Durch gezielte Abwehrzauber konnten sie sich die Wespen vom Leib halten, rannten aber dennoch weiter bis sie deren Summen nicht mehr hörten. Dummerweise waren sie jetzt aber in kleinere Gruppen zersplittert.

„Haben…wir sie…abgeschüttelt?“, fragte Rachel völlig außer Atem. Ihre Frage bezog sich auf die Wespen und die Australier.
 

„Ich glaube ja!“, antwortete Ethan, ebenso nach Luft schnappend. Bei ihnen waren noch Rebecca und Sirius.

„Wir müssen schnell die anderen finden.“, sagte die blonde Ravenclaw.

Sirius dachte einen Moment nach. Ein Teil von ihm stimmte Rebecca zu, doch ein anderer war dagegen. „Es ist bald Mittag, wir haben nicht mehr viel Zeit und wir haben die Karte. Wenn wir die anderen jetzt suchen, laufen wir Gefahr den Australiern wieder in die Hände zu fallen und wir verlieren zu viel Zeit. Vielleicht sind die anderen ja ausgeschieden.“ Sirius hoffte, dass er sich bei letzterem Punkt irrte.

„Er hat Recht!“, stimmte Ethan zu. „Wir sind diejenigen die noch am ehesten eine Chance haben ans Ziel zu kommen, da wir den Weg kennen.“

„Und die anderen im Stich lassen?“, fragte Rachel entsetzt.

„Wenn sie aus dem Rennen sind, dann holen die Lehrer sie ab.“, erklärte Ethan. „Denen geht’s gut!“

„Kampflos gebe ich nicht auf! Wir holen uns die Flagge!“ Sirius war nach dieser hinterhältigen Attacke der Australier noch entschlossener Joshua zu schlagen. „Oder willst du mir erzählen, du hast deine Meinung geändert und willst doch mit ihm ausgehen?“, fragte er Rachel direkt.

„Nein, auf keinen Fall!“, antwortete sie und wurde leicht rot um die Nase.

„Gut!“, sagte Sirius grinsend. „Hätte mich auch gewundert.“
 

Ein Stück südlicher lieferten sich James, Lily, Olivia, Daniel und Dylan ein Gefecht mit ein paar Australiern. Es gelang ihnen einen von ihnen, nämlich Ben, auszuschalten. Die übrigen ergriffen dann die Flucht. Ehe Ben sich versah wurde er an einen Baum gefesselt.

„Das ist nur eine Sicherheitsmaßnahme, damit die Lehrer dich auch gleich finden.“, sagte Olivia grinsend zu Ben, dem die Situation gar nicht gefiel.

„Ihr schafft es niemals!“, knurrte er sie alle wütend an.

„Das werden wir noch sehen.“ James hätte ihn am liebsten K.O. geschlagen, aber Lily hinderte ihn daran.

„Was jetzt?“, fragte Dylan. „Ethan hat die Karte.“

Obwohl es am Abend zuvor nicht funktioniert hatte, versuchte Lily den richtungsweisenden Zauber nochmal. Diesmal drehte sich der Zauberstab nicht wie verrückt um sich selbst, sondern gab immerhin grob eine Richtung an, konnte sich zwischen Norden und Westen aber nicht so ganz entscheiden.

„Hm…., naja stimmt zumindest grob mit unserer letzten Richtungsangabe laut Karte überein. Ich würde vorschlagen wir laufen in Richtung Nordwesten und sehen dann weiter.“

„Vielleicht finden wir die anderen!“, fügte Olivia hinzu.

„Hoffentlich haben wir nicht zu viele Verluste erlitten.“, sagte Daniel.

„Die Australier sind jetzt auf jeden Fall nicht mehr als neun, hoffentlich weniger. Sehen wir zu, dass wir weiterkommen. Ich will dieses Spiel gewinnen!“, sagte James entschlossen.

„Jetzt klingst du nicht anders, als dieser verrückte Australier, Potter!“, sagte Lily vorwurfsvoll.

„Na und? Er hat doch damit angefangen. Oder willst du mir erzählen, dass du ihm den Sieg gönnst?“

„Natürlich nicht! Aber vergiss nicht, dass das hier nur ein Wettkampf ist.“ Lily hatte wirklich Angst, dass dieses ‚Kriegsspiel‘ überhandnahm und noch jemand ernsthaft verletzt wurde.
 

Die dritte Gruppe stellten Severus, Charles, Sara, Tony, Carol und Laura dar. Die beiden letzteren fielen allerdings noch während der Flucht vor den Wespen den Australiern zum Opfer und waren somit raus. Severus und Charles konnten gerade noch verhindern, dass Tony das dritte Opfer wurde. Zu ihrem Pech gehörte Joshua selbst ihrer Verfolgergruppe an und der würde sich nicht so einfach zurückziehen. Nicht solange noch einer von ihnen im Spiel war.

Die vier gingen hinter Bäumen in Deckung.

„Was jetzt?“, fragte Charles Severus leise.

Der Slytherin dachte einen Moment nach. Soweit er es erkennen konnte hatten sie mindesten vier Verfolger im Nacken. Er und Charles waren gute Duellanten, das wusste er, doch was war mit Tony und Sara? Er wollte es nicht darauf ankommen lassen. Die Australier waren gut, sehr gut! Joshua war unberechenbar. Es blieb also nur ein Trick und dann die Flucht. Severus sah sich um. Ihm musste schnell etwas einfallen, da die Australier nicht mehr weit weg waren. Im scheinbar letzten Moment kam ihm die rettende Idee. Er griff in seine Umhangtasche und zog eine Phiole mit einer trüben Flüssigkeit hervor. Mit Schwung warf er sie genau auf die Australier zu und an einem Baum zerplatzte sie klirrend. Joshua wollte gerade triumphierend seinen Zauberstab erheben als er und seine Freunde von einem dichten Nebel eingehüllt wurden. Als dieser sich wieder aufgelöst hatte, waren Severus und die anderen drei längst verschwunden.

„Das zahl ich euch heim….!“, knurrte Joshua.

„Was jetzt? Verfolgen wir sie?“, fragte Ruby.

„Nein.“, antwortete Joshua den Blick auf die Karte gerichtete, welche sie von Professor Cheku bekommen hatten. „Die kommen nicht weit. Anders als wir sind sie nicht darauf vorbereitet getrennt zu werden. Wir machen uns auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt mit den anderen.“ Joshua grinste fies, sein Plan schien zu funktionieren und wenn alles weiterhin so gut lief, hatten sie den Sieg so gut wie in der Tasche.
 

Einige Stunden später stand die Sonne bereits recht tief. Sirius und seine Gruppe hatten es ohne weitere Zwischenfälle geschafft voranzukommen. Die auf der Karte eingezeichnete Ruinenstadt, wo irgendwo die Flagge versteckt sein sollte, war in Sicht und über einen kleinen Trampelpfad erreichten sie die zerfallene Stadt.

„Klein ist diese Stadt ja wirklich nicht gewesen. Warum sie wohl verlassen wurde?“, philosophierte Rebecca interessiert.

„Das kannst du Professor Mamabo ja später fragen, aber jetzt gilt es wachsam zu sein!“, rüffelte sie Ethan während er über eine Steinmauer spähte.

„Die könnten überall lauern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass keiner von den Australiern hier ist.“, fügte Sirius hinzu.

„Vermutlich ist die Flagge irgendwo an einem zentralen Platz.“, brachte Rachel ein.

„Wir teilen uns besser auf und pirschen uns je zu zweit langsam vor, sonst fallen wir zu sehr auf.“, schlug Ethan vor.

Der Plan wurde angenommen und Rebecca wollte schon mit Sirius mitgehen, dieser zog aber Rachel hinter sich her.

Grummelnd sah ihnen Rebecca nach. Ethan grinste, was Rebecca nicht entging. Er kannte sie jetzt schon seit dem ersten Schuljahr und sie waren gut befreundet. „Scheinbar beißt er immer noch nicht an, was?“

Die blonde Ravenclaw warf ihm einen finsteren Blick zu. „Was willst du damit sagen, Ethan?“

„Naja, es ist offensichtlich, dass es dir tierisch gegen den Strich geht, dass er wohl Rachel bevorzugt.“

„Sie ist ja auch eine arrogante, eingebildete dumme Gans!“, zischte Rebecca.

„Warum? Weil sie von allen als die Hübschere angesehen wird?“ Ethan hatte einen wunden Punkt getroffen. Jedem anderen hätte Rebecca jetzt eine verpasst, doch Ethan als ihr bester Freund konnte sich eine solche Aussage erlauben. Rebecca wollte es wirklich nicht akzeptieren, dass sowohl in Hogwarts, als auch hier alle von diesem Veelaspross schwärmten und es wurde mit jedem Jahr schlimmer.

„Lass uns gehen und diese Sache hier zu Ende bringen!“, sagte sie nur trocken und die beiden widmeten sich wieder ihrem eigentlichen Ziel.
 

Sirius und Rachel schlichen weiter voran, von Ruinenteil zu Ruinenteil. Jederzeit auf einen Angriff vorbereitet mit gezückten Zauberstäben. Als sie um eine Ecke bogen dachten sie schon, dass es das jetzt gewesen war, da dort plötzlich jemand stand. Rachel unterdrückte gerade noch einen Aufschrei und Sirius konnte seinen Schockzauber gerade noch zurückhalten, als er sah wer es war.

„Verdammt! Was soll das, James?“, fluchte er.

„Das gleiche könnte ich dich fragen! Du hättest mich beinahe geschockt!“ James war nicht weniger erschrocken als sein bester Freund und auch er hatte den Schockzauber bereits auf den Lippen gehabt.

„Bist du allein?“, fragte Sirius, doch die Antwort erübrigte sich als Lily und Olivia aus einem der halb zerfallenen Gebäude traten.

„Lily!“ Rachel war froh, dass es ihrer besten Freundin gutging und fiel dieser erst mal um den Hals. „Wo ist der Rest von uns?“

„Wissen wir nicht. Bei uns waren bis vor kurzem noch Daniel und Dylan, aber die wurden von drei Australiern erwischt und geschockt.“, erklärte die Rothaarige. „Wir konnten gerade noch so entkommen und uns hier verstecken.“

„Aber nicht ohne vorher noch Leo aus dem Spiel zu kicken!“, sagte James zufrieden.

„Die haben uns hier erwartet! Sie waren klüger als wir und haben die Karte zu Beginn kopiert und haben sich aufgeteilt. Die fehlenden sechs von vorhin sind vorausgelaufen um uns hier eine Falle zu stellen, sollte der Trupp um Joshua uns nicht aufhalten können.“, erklärte Olivia.

„Ein wirklich kluger Schachzug!“, gab Sirius zu. „Aber wie habt ihr ohne die Karte hergefunden?“

„Ich hatte mir die Richtung grob gemerkt und der richtungsweisende Zauber hat immer besser funktioniert je näher wir dem Ziel kamen.“, antwortete Lily.

„Lange können sie aber selbst noch nicht hier sein, sonst hätten sie die Flagge bereits und das Spiel wäre vorbei.“, sagte James dann.

„Die Sonne geht bald unter, wir müssen uns beeilen. Denn so wie ich das sehe, sind von uns bereits weniger im Spiel als von denen.“, sagte Rachel und sah dabei auf die immer tiefer hängende Sonne.

„Dann müssen wir jetzt erst mal dafür sorgen, dass die Australier weniger sind als wir.“, Sirius grinste seinen besten Freund an. „Bereit James?“

„Das wird ein Spaß!“, entgegnete dieser ebenfalls grinsend.
 

Auf leisen Sohlen schlichen sie weiter vorwärts und sammelten unterwegs Ethan und Rebecca wieder ein, die in ihrem Abschnitt der Ruine weder auf eine Flagge noch auf die Australier gestoßen waren. Sie erörterten den beiden ihren Plan und zu siebt ging es weiter den Hügel hinauf auf dem diese Stadt einst erbaut worden war.

„Da!“, sagte Rebecca dann auf einmal und blieb stehen. Sie deutete nach vorne. „Die Flagge von Uagadou!“

Tatsächlich war sie jetzt direkt vor ihnen zu sehen. Die Flagge mit dem Schulwappen war auf einem halb zerfallenen Turm befestigt.

„Uns bleibt nichts anderes übrig als vorsichtig näher heranzuschleichen. Auch auf die Gefahr hin, dass wir ihnen in die Falle gehen.“, sagte Ethan. Keine Zehn Minuten später sauste auch schon der erste Schockzauber haarscharf an Rebecca und Lily vorbei. Alle gingen in Deckung.

„Warum so zögerlich? Kommt doch näher oder traut ihr euch nicht?“ Sie konnten Joshuas Stimme hören, ihn aber nicht sehen. Dass dieser Australier den Sieg regelrecht zelebrieren wollte, machte Sirius noch wütender. Warum hatte er sich die Flagge nicht schon längst geholt?

„Gegenfrage! Warum versteckst du dich, anstatt dich zum Duell zu stellen?“, rief Sirius in die Richtung in welcher er Joshua vermutete. Er wollte ihn absichtlich provozieren um ihn aus der Deckung zu locken.

„Denkst du ich bin blöd und laufe dir direkt von den Zauberstab? Aber wenn ihr euch jetzt nicht bald beeilt, dann holen wir uns die Flagge!“
 

Sie wussten immer noch nicht wie viele von den Australiern noch übrig waren. Es half nichts, sie mussten jetzt zum Angriff übergehen, da die Sonne im Begriff war unterzugehen und sobald sie verschwunden war, war der Wettkampf vorbei. James und Sirius preschten voran, während die anderen ihnen folgten und sozusagen die Abwehr übernahmen und die heransausenden Zauber ablenkten. Es gelang ihnen den Vorplatz des Turms zu erreichen auf dessen Spitze sich die Flagge befand. James und Sirius gelang es durch geschickt abgefeuerte Zauber Paul und Ruby auszuschalten. Rachel fand sich schnell in einem Duell mit Lexy wieder, welche sich für die Schmach der Niederlage bei der zweiten Aufgabe rächen wollte. Joshua und Cooper warfen sich nicht ins Kampfgetümmel. Die beiden machten sich jetzt auf um die Flagge zu holen. Am Eingang zur Treppe welche zur Turmspitze hinaufführte wurden sie jedoch fast buchstäblich vom Blitz getroffen und fanden sich leicht benommen auf dem Boden wieder.

„Wir haben noch ein bisschen mehr auf Lager als nur ein bisschen Nebel!“, ertönte die Stimme von Charles Avery, welcher gemeinsam mit Severus Snape beim Turm auftauchte. Die beiden hielten Joshua und Cooper davon ab den Turm zu betreten.
 

Sara und Tony halfen ihren Freunden im Kampf mit den restlichen Australiern, allerdings wurde Tony recht bald von Zachary erwischt und schied aus dem Spiel aus. Sara und Olivia beförderten hingegen Barbara aus dem Spiel.

James konnte gerade so verhindern, dass Lily aus dem Spiel geworfen wurde und er feuerte einen Schockzauber ab der sich gewaschen hatte und gleich zwei Australierinnen ausknockte, nämlich Lucy und Sally. Sirius lieferte sich ein kurzes Duell mit Noah aus dem er als klarer Sieger hervorging. Sein eigentliches Ziel hieß Joshua und den wollte er den beiden Slytherins nicht überlassen. Charles musste einem Angriff von Darren aus dem Hinterhalt ausweichen und hatte alle Hände voll damit zu tun nicht geschlagen zu werden. Der stämmige Australier war gut! Da Severus mit Cooper beschäftigt war, wollte Joshua die Gelegenheit nutzen um sich die Flagge zu holen, doch das ließ Sirius nicht zu. Er rannte auf ihn zu und warf ihn einfach zu Boden.

„Fällt dir nichts Besseres ein?“, fragte Joshua wütend und versuchte sich aufzurappeln.

„Genug um dich in kleine Papierschnipsel zu verwandeln!“, antwortete Sirius mit vor Wut auf den Australier funkelnden Augen.
 

Niemand von ihnen hätte gedacht, dass es am Ende des Wettstreits eine solche Rauferei geben würde. Alle wollten unbedingt gewinnen.

James kam Charles in letzter Sekunde zu Hilfe und sie beförderten Darren ins Land der Träume. James konnte es nicht fassen, aber er hatte gerade einem Slytherin geholfen. Es wurde Zeit, dass sie wieder nach Hogwarts zurückkamen, denn dann wäre alles wieder normal und sie wären wieder wie gewohnt Feinde.

Chloe und Zachary errungen für die Australier allerdings den Sieg gegen Olivia und Sara. Kurz darauf schied auch Rebecca aus, da sie sich vor Ethan warf, den sonst ein Schockzauber von Victoria getroffen hätte. Aus Wut darüber, dass eine beste Freundin geschockt wurde beförderte Ethan dann allerdings Chloe ins Aus, welche neben Victoria gestanden hatte.

Rachel wäre es beinahe gelungen Lexy zu besiegen, diese ging allerdings in letzter Sekunde hinter Ella in Deckung, welche an ihrer statt getroffen wurde und zu Boden ging. Rachel war sichtlich geschockt über so viel Skrupellosigkeit. Hatte Lexy gerade ihre Freundin als Schutzschild benutzt? Der Kampf war ausgeglichen, obwohl die Australier aktuell bereits in der Minderheit waren. Cooper gelang es durch das Aufwirbeln von Ruinenstaub Severus aus dem Gleichgewicht zu bringen und so konnte er diesen besiegen.

Was dann allerdings geschah, konnten die noch übrigen Hogwartsschüler nicht so ganz begreifen.

Wieder feuerte Joshua seinen Granatenzauber ab und brachte Sirius und James, welcher seinem Freund zu Hilfe geeilt war, zu Fall. Ethan, Lily, Rachel und Charles ließen sich davon einen kleinen Moment ablenken, die Australier jedoch nicht. Sie hatten damit gerechnet und nutzten die Gelegenheit um sie zu überwältigen. James und Sirius rappelten sich mühsam wieder auf. Solange sie nicht gefesselt oder bewusstlos waren, waren sie noch im Spiel.

„Seht es doch endlich ein, Vulwarry ist die bessere Schule. Ihr habt verloren!“, sagte Joshua selbstgefällig grinsend. „Wir haben euch soeben geschlagen.“
 

James und Sirius sahen sich nach den anderen um und stellten mit Erschrecken fest, dass sie überwältigt worden waren und jetzt Geiseln der Australier waren.

Lexy hatte Rachel unsanft zu Boden befördert und drückte ihr ihre Knie in den Rücken, während sie sie an den Haaren festhielt. Die Gryffindor war ungeheuer wütend, was an ihren extrem blauen Augen deutlich zu erkennen war.

Lily wurde von Victoria deren Zauberstab an den Hals gehalten. Zachary hatte Ethan im Schwitzkasten und Cooper hatte Charles in die Enge getrieben und entwaffnet.

„Wir werden so nett sein und euch nicht aus dem Spiel werfen, sodass ihr immerhin noch ein paar Punkte bekommt und die Niederlage nicht allzu beschämend für euch endet. Allerdings müsst ihr beide dafür eure Zauberstäbe wegwerfen und euch ergeben.“ Joshua genoss diesen Moment sichtlich und Sirius und James verabscheuten ihn dafür noch umso mehr.

„Macht das bloß nicht!“, rief Rachel ihnen wütend zu, während sie versuchte sich aus Lexys Griff zu befreien.

Den beiden Jungs war allerdings klar, dass das Spiel jetzt zu Ende war. Joshua hatte Recht. Würden sie jetzt einen Angriff starten, wären die übrigen vier sofort ausgeschaltet. Vielleicht hatten sie Glück und konnten Joshua ausschalten und eventuell die Flagge erobern und so gewinnen, aber wollten sie dafür ihre Freunde opfern? War ihnen der Sieg dieses Opfer wert?
 

James und Sirius wechselten einen Blick und sie waren sich sofort einig. Beide warfen ihre Zauberstäbe auf den Boden. Für einen Moment herrschte Stille. Anscheinend hatten die Australier nicht damit gerechnet, dass sie tatsächlich aufgeben würden.

„Ihr seid wirklich dümmer als ich angenommen hatte.“, sagte Joshua lachend.

„Das hat nichts mit Dummheit zu tun! Wir sind nur nicht so kaltblütig wie ihr und opfern unsere Freunde.“, erklärte James.

„Hol dir deine ach so wichtige Flagge und genieß deinen Triumph!“, sagte Sirius abfällig zu Joshua. Der Anführer der Australier gab den anderen zu verstehen, dass sie die Gefangenen freilassen konnten, er selbst ging die Treppe des Turms nach oben und holte sich die Flagge.

Sirius und James ließen sich auf den Boden sinken und lehnten sich an einer alten Mauer an, während die Australier ihren Sieg feierten und jubelten. Die noch übrig gebliebenen Hogwartsschüler gesellten sich zu den beiden niedergeschlagenen Gryffindors.
 

„Ihr dürft uns jetzt gerne Vorwürfe machen, denn wir hätten vielleicht gewinnen können.“, sagte James und warf gefrustet einen Stein weg.

„Die Wahrscheinlichkeit dass es euch gelungen wäre die Flagge zu erobern, selbst wenn ihr uns geopfert hättet, war verschwindend gering.“, sagte Ethan schulterzuckend.

Ehe sie weiter darüber diskutieren konnten tauchten ihre Lehrer auf.

„Spannender hättet ihr diese letzte Aufgabe nicht gestalten können.“, sagte Professor Mahalia anerkennend. Die ausgeschiedenen Schüler wurden eingesammelt und gemeinsam ging es zurück zur Schule. Die Bewusstlosen und diejenigen die Verletzungen davongetragen hatten wurden auf die Krankenstation gebracht. Über ein Hologramm durch eine magische Wasserfontäne im großen Saal hatten die übrigen Schüler den Verlauf der letzten Aufgabe verfolgen können. Die Rückkehrer wurden bejubelt. Professor Mahalia verkündete, dass das Endergebnis erst bekannt gegeben wurde, sobald alle Teilnehmer des Wettstreits wieder auf den Beinen waren. Das kam den Hogwartsschülern ganz gelegen. Sie waren alle todmüde und wollten nur noch ins Bett, weshalb sie sich auch schnell aus dem Staub machten. Allerdings wollten sie jetzt irgendwie auch nicht durch ihre verschiedenen Hütten getrennt sein, dafür hatten sie in den letzten Stunden zu viel miteinander durchgestanden. Die sechs steuerten daher Babas Hütte an, da sie auch den Fragen ihrer Mitschüler aus dem Weg gehen wollten. Baba selbst war noch im großen Saal und überwachte alles, aber das war ihnen egal. Sie machten es sich in den vielen Kissen bequem, welche sie für ihre Spieleabende mit dem Gorilla hergetragen hatten.

„Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass die so weit gehen würden.“, sagte Charles dann das Schweigen brechend.

„Das ist ein Haufen komplett Irrer!“, sagte Rachel. „Ich dachte ich sehe nicht richtig, als Lexy Ella als Schutzschild benutzt hat.“

„Und trotzdem haben sie am Ende gewonnen.“, seufzte James.

„Euch macht keiner von uns einen Vorwurf. Ganz im Gegenteil.“, sagte Lily „Wie hättet ihr als Gryffindors anders entscheiden können, als so?“ Die Rothaarige lächelte.

„Egal wer von uns an eurer Stelle gestanden hätte, wir hätten alle genauso entschieden. Wir sind zwar in vier Häuser unterteilt und es mögen auch Rivalitäten bestehen, aber wir sind trotzdem irgendwie miteinander verbunden und stehen im Ernstfall Seite an Seite. Ob Gryffindor, Ravenclaw, Hufflepuff oder Slytherin – Am Ende zählt nur Hogwarts.“, fügte Ethan hinzu und er hätte keine schöneren Worte finden können. Ja, sie hatten als Team gekämpft und sie konnten stolz darauf sein, dass sie es so weit gebracht hatten.
 

„Tut mir leid, dass du jetzt wohl doch mit ihm ausgehen musst, Rachel.“, sagte Sirius dann zu Rachel.

„Werde ich nicht!“, sagte sie entschlossen. „Denn mit wem ich ausgehe, entscheide ich immer noch selbst. Sieg hin oder her.“ Sie lächelte ihn dann freundlich an. Irgendwie war es schon süß von ihm, dass er sich so dafür eingesetzt hatte, dass ihr das Date mit Joshua erspart blieb.

Wie auf Knopfdruck fielen ihnen dann nach und nach die Augen zu und sie schliefen tief und fest. Baba war nicht überrascht sie in seiner Hütte anzutreffen. Liebevoll deckte er jeden von ihnen mit einer Decke zu.
 

Drei Tage später war es soweit und Professor Mahalia gab das Ergebnis des Wettbewerbs bekannt. Obwohl sich jeder selbst ausrechnen konnte welche Schule wie viele Punkte errungen hatte, warteten alle gespannt auf die Worte der Schulleiterin.

„Es war eine großartige Leistung von beiden Schulen! Ihr habt in allen drei Wettbewerben euer Wissen und Können unter Beweis gestellt. Vor der letzten Aufgabe stand es einhundertsechzig für Vulwarry und einhundertdreiundsechzig für Hogwarts. Für jeden verbliebenen Spieler im letzten Spiel gibt es einhundert Punkte, die Eroberung der Flagge gibt fünfhundert Extrapunkte. Somit ergibt sich folgender Punktestand: Tausendeinhundertsechzig für Vulwarry und siebenhundertdreiundsechzig für Hogwarts.“ Die Fankurve der Australier – nämlich nur die Australier jubelten.

„Allerdings haben wir nach einer eingehenden Beurteilung entschieden, dass wir noch ein paar Zusatzpunkte vergeben werden.“ Bei diesen Worten horchten alle auf und der Jubel der Australier verstummte.

„Hogwarts erhält einhundert Punkte für die selbstlosen Opfer von Charlotte und Rebecca. Charlotte schied freiwillig aus dem Spiel aus, als sie sich sicher war, dass sie ihre Freunde nur behindern würde, obwohl sie bereit waren sie zu tragen und Rebecca hat Ethan vor dem Ausscheiden bewahrt in dem sie selbst ausschied.“

Charlotte und Rebecca waren sichtlich etwas verlegen als sie bejubelt wurden.

„Sirius und James haben bewiesen, dass es wichtigeres gibt als den Sieg und diese Einstellung belohnen wir mit zweihundert Punkten.“ Somit kam Hogwarts auf eine neue Punktzahl von Tausenddreiundsechzig. Auch James und Sirius wurden bejubelt und Professor Mahalia musste um Aufmerksamkeit bitten, da sie noch nicht fertig war.

„So wie wir diese selbstlosen Taten belohnen, müssen wir auch eine andere Tat bestrafen.“, sagte die Schulleiterin in einem schärferen Ton. „Vulwarry bekommt einen Punktabzug von fünfzig, da Lexy eine ihrer eigenen Verbündeten als Schild benutzt hat. Diese Tat hat uns zutiefst schockiert.“
 

Lexy schien das völlig kalt zu lassen, auch die anderen Australier scherten sich nicht darum, nicht mal Ella selbst, die das Opfer der Handlung gewesen war. Trotzdem brachten die Worte der Schulleiterin sie wohl etwas zum Nachdenken.

„Somit ist Vulwarry der Sieger dieses Wettstreits mit einem knappen Vorsprung von siebenundvierzig Punkten.“

Obwohl Hogwarts verloren hatte, wurden die sechszehn Viertklässler wie Helden gefeiert. Sie hatten bewiesen, dass sie es mit einem Gegner wie Vulwarry aufnehmen konnten. Für die Afrikaner und die übrigen Austauschschüler waren sie die wahren Sieger.
 

Obwohl sie den Wettstreit gewonnen hatten benahmen sich die Australier in den letzten Wochen vor Ende des Schüleraustauschs anders. Sie hielten sich etwas zurück und spielten nicht mehr die arroganten Alleskönner.

Auch das Verhältnis unter den Hogwartsschülern hatte sich durch den Wettstreit etwas gebessert. Zwar bestand die Feindschaft zwischen Sirius und James auf der einen und Severus auf der anderen Seite nach wie vor, aber für den Rest der Zeit schienen sie einen stummen Waffenstillstand vereinbart zu haben. Den Ausflug ins Tal unternahmen sie alle gemeinsam.
 

Anfang April war es dann soweit – es hieß Abschied nehmen. Und das fiel ihnen schwerer als zunächst gedacht.

Am letzten Abend vor der Rückreise veranstalteten sie nochmals einen großen Spieleabend bei Baba, doch der Gorilla gewann jedes Spiel und er wollte sie alle gar nicht gehen lassen, weil ihm der Abschied selbst so schwer fiel. Er hatte besonders die beiden Rabauken James und Sirius sehr ins Herz geschlossen.
 

James und Sirius blieben auf dem Rückweg zu ihren Hütten auf einer der großen Hängebrücken stehen und ließen den Blick nochmals über die Schule gleiten. Die schwebenden Lichterkugeln und die Fackeln verpassten ihr etwas durchaus Mystisches. Es waren nur noch wenige Schüler unterwegs und daher war es sehr ruhig, was die beiden Jungs aber jetzt durchaus genossen.

„Schon Wahnsinn was wir in den letzten Monaten hier erlebt haben.“, sagte James etwas wehmütig beim Gedanken an die Heimkehr.

„Die Zeit hier wird immer zu meinen schönsten Erinnerungen zählen und mir wird das alles hier schrecklich fehlen, wenn wir wieder zuhause sind.“, fügte Sirius hinzu.

„Ich finde es nur so furchtbar schade, dass Remus und Peter all unsere Abenteuer hier nicht miterleben konnten.“

„Ja, und noch dazu hatten sie es in den letzten Monaten ziemlich schwer, vor allem Remus.“ Beim Gedanken daran wie sehr Remus unter ihrem neuen Lehrer zu leiden hatte kam Wut in ihnen beiden hoch.

„Wir bringen das in Ordnung, Sirius! Diesem Auror zeigen wir, dass er sich mit den falschen angelegt hat!“, sagte James entschlossen.
 

Zurück in der Feuerhütte wollte Sirius gerade zur Treppe zum Schlafsaal abbiegen als ihn eine vertraute Stimme rief.

Rachel saß allein in einer Regenwaldschaukel auf dem Balkon. „Wie ist es gelaufen?“

Sirius betrat den großen Balkon und blieb vor der Schaukel stehen.

„Baba hat uns keine Chance gelassen. Der Gorilla ist nach wie vor ungeschlagen.“, sagte er grinsend. „Warum sitzt du hier so ganz allein?“

„Ach ich wollte ein bisschen allein sein um mich ganz im Stillen von diesem wunderbaren Ort zu verabschieden.“ Sie machte einen traurigen Eindruck. Aber so ging es ihnen doch allen. Sie alle würden Uagadou sehr vermissen.

„Mir kommt es so vor als wäre es erst gestern gewesen, dass wir unten im Tal mit dem Portschlüssel angekommen sind und mit diesen kleinen Booten hierhergebracht wurden.“ Rachel erinnerte sich gerne an den Tag ihrer Ankunft.

„Ja, die Zeit ist viel zu schnell vergangen. Vor allem jetzt zum Ende hin.“

„Aber wir haben alle sehr viel dazugelernt und wir sind alle erwachsener geworden, weil wir auf uns selbst gestellt waren in einer uns fremden Umgebung.“
 

Sie hatte Recht. Sie hatten alle unglaublich viel dazugelernt. Auch was ihren Plan mit den Animagi anging waren James und Sirius einen riesigen Schritt weitergekommen.

Das Gespräch der Beiden wurde von einer dritten Person unterbrochen. Rachel und Sirius waren auf alles gefasst, als sie Joshua auf sie zukommen sah.

„Wir werden morgen die Ersten sein die abreisen, daher wollte ich mich noch von euch verabschieden.“, sagte der Australier ungewohnt freundlich. „Und ich wollte mich für mein Verhalten entschuldigen, das war absolut unangebracht und nicht fair.“

„Du stehst jetzt auch sicher nicht unter Einfluss eines Zaubers oder Tranks?“, fragte Sirius ungläubig da sich Joshua nicht wie sonst benahm.

„Meine Freunde und ich haben uns nach dem Wettkampf lange darüber unterhalten, dass wir uns wie absolute Idioten verhalten haben. Was auch immer uns da zu Kopf gestiegen ist, es hätte Hogwarts der Sieger sein müssen.“ Joshua vermied es den beiden in die Augen zu sehen, ganz besonders bei Rachel.

Sirius musterte den Sechszehnjährigen einen Moment eindringlich. Es war ihm scheinbar wirklich ernst mit der Entschuldigung.

„Schon okay!“, sagte Sirius dann. „Es war nur ein Wettkampf und zum Glück kein blutiger Ernst. Ihr wart einfach besser, also vergessen wir das.“ Der Schwarzhaarige mit den grauen Augen hielt dem Australier die Hand hin und dieser schlug ein.

„Ich hoffe wir sehen uns irgendwann mal wieder.“, sagte Joshua lächelnd. Am Ende war sogar Joshua vom Rivalen zu einer Art Freund geworden.

Sirius hoffte wie er, dass sie sich irgendwann mal wieder über den Weg liefen.

Der Schüleraustausch hatte nicht nur dafür gesorgt, dass sie eine andere Kultur kennengelernt und neue Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernt hatten, er hatte auch neue Freundschaften entstehen lassen.
 

Die Abreise der Hogwartsschüler fand gegen Mittag statt. Baba drückte jeden von ihnen nochmal fest an sich und auch den Lehrern fiel der Abschied schwerer als gedacht. Teilweise war es ein tränenreicher Abschied. Mit ihrem Mut sich den Australiern im Wettkampf zu stellen hatten sie einen ziemlichen Eindruck hinterlassen. Als Abschiedsgeschenk bekam jeder von ihnen eine Kette aus Holz. Auf einer kleinen Tafel war das Wappen von Uagadou eingraviert. Auf der Rückseite war der Zeitraum eingeprägt über welchen sie hier gewesen waren.

„Baba würde sich sehr freuen, wenn ihr ihm schreibt.“, sagte Professor Selassie zu James und Sirius. Für die beiden Rumtreiber war es Ehrensache ihrem großen Freund zu schreiben und irgendwann wollten sie noch einmal hierher zurückkehren und Baba besuchen kommen.
 

Mit den kleinen Booten wurden sie zurück ins Tal gebracht wo der Portschlüssel auf sie wartete. Sie trafen auch zum ersten Mal auf die Viertklässler aus Uagadou die für sie in Hogwarts waren, da diese gerade zurückgekommen waren.

„Passt gut auf euch auf und vergesst uns nicht!“, sagte Professor Mahalia zum Abschied. Der Portschlüssel aktivierte sich und die Schulleiterin und die Mondberge im Hintergrund verschwanden.
 

Als sie die Augen wieder öffneten befanden sie sich wieder im Zimmer hinter der Großen Halle wo vor gut fünf Monaten ihr Abenteuer seinen Anfang genommen hatte.

„Herzlich willkommen zurück!“, ertönten die liebevollen Worte von Professor Dumbledore der sie lächelnd begrüßte. Auch ein Großteil der Lehrerschaft war da. Es tat unglaublich gut diese vertrauten Gesichter zu sehen. Vor lauter Freude fingen Charlotte und Sara an zu weinen und fielen Professor Sprout in die Arme. Sie hatten ihre Hauslehrerin wirklich vermisst. Die rundliche Lehrerin tätschelte den beiden Mädchen liebevoll den Rücken.

James und Sirius fiel sofort ein Mann auf, der sich eher im Hintergrund hielt. Er hatte strenge Gesichtszüge und wirkte extrem kaltherzig. Das musste er sein – das musste der Auror Frederic Vegas sein. Auch er schien die beiden genauestens zu mustern, so als wüsste er bereits, dass er mit den ihnen noch große Probleme haben würde.
 

James, Sirius, Lily und Rachel machten sich kurz darauf gemeinsam auf den Weg zum Gryffindorturm. Das aktuelle Passwort für den Gemeinschaftsraum hatte ihnen Professor McGonagall genannt. Als sie durch das Portraitloch krochen war die Wiedersehensfreude groß. Lily und Rachel wurden von ihren Freundinnen umarmt und weggezogen. Sie wollten natürlich sofort alles über ihre Erlebnisse erfahren.

Peter war von seinem Platz auf dem Boden vor dem Kamin aufgesprungen als James und Sirius hereingekommen waren. Remus saß in einem der Sessel mit einem Buch auf dem Schoss. Beide Jungs sahen ihre zurückgekehrten Freunde für einen Moment an, als hatten sie die Befürchtung sie könnten sich gleich wieder in Luft auflösen.

James und Sirius grinsten die beiden an.

„Tja, da sind wir wieder.“, sagte Sirius und die vier fielen sich in die Arme.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  scippu
2018-05-20T12:30:39+00:00 20.05.2018 14:30
Klingt interessant und gut gemacht, das merke ich mir mal :)
Von:  -KruemelKekschen-
2017-03-22T21:19:57+00:00 22.03.2017 22:19
Ich find es total toll, dass du uns in jeden Charakter Einblick gewären lässt, wie sie sich verhalten und reagieren, wenn Post aus Hogwarts kommt.
Dein schreibstiel ist flüssig, stimmig, und schön zu lesen. Mann kann sich alles gut vorstellen:D
Bin gespannt wie es weitergeht ;D

Was ich nur nicht verstehe, wieso hast du so viele Kapitel auf einmal Hochgeladen?
Um die Leserspannung zu steigern, hätte ich es besser empfunden, einen oder zwei Tage zu warten ;D
Grüße
Krümelchen
Antwort von:  Estrelle
23.03.2017 11:58
Hallo Krümelchen,
vielen Dank für deinen Kommi! Ich habe mich sehr darüber gefreut.

Die Geschichte existiert schon etwas länger, ich habe sie aber erst jetzt hier hochgeladen.
Ich habe mich dazu entschieden alle bisher überarbeiteten Kapitel auf einmal hochzuladen. Jetzt wird es sowieso etwas dauern bis es weitergeht. Ab jetzt bekommt ihr immer nur ein Lese-Häppchen nach dem anderen.

LG
Antwort von:  -KruemelKekschen-
23.03.2017 16:26
Oh nein ._.
Dann wird das ja ne lange Durststrecke :/


Zurück