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Stolen Dreams Ⅶ

von

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8. Kapitel

Sobald Marius nach Hause kam, erzählte Antonia ihm von dem Streit zwischen Chiara und Luca und erhoffte sich von ihm, dass er sie unterstützen und Luca dazu bewegen würde, sich von der falschen Schlange zu trennen, aber alles, was Marius tat, war die Augen zu verdrehen.

„Du übertreibst“, sagte er und ignorierte, dass Antonia fast die Kinnlade herunterfiel. „Es war nur ein kleiner Streit. Und selbst wenn nicht; Luca kann sich selbst darum kümmern.“

„Eben nicht! Er--“

„Hey. Pass auf, wie du über meinen Sohn redest.“

„Ich sage nur, dass--“

„Und außerdem kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Chiara diese Sachen wirklich gesagt hat. Das musst du falsch verstanden haben.“

Antonia war kurz davor, Marius mit etwas zu bewerfen. Sie versuchte ihm zu erklären, dass Luca von Chiara wie der letzte Dreck behandelt wurde und nicht einsehen wollte, dass sie ihm schadete, aber Marius, der anscheinend genauso blind und stur wie sein Sohn sein konnte, hörte nicht zu und riet ihr, sich nicht mehr um Lucas Beziehung zu kümmern. Der Apfel fiel nicht weit vom Stamm.
 

„Ach ja, und noch was“, hielt Marius Antonia zurück, als diese im Begriff war, wütend schnaubend sein Büro zu verlassen. „Es geht um den Jungen. Ich konnte einen meiner Freunde dazu überreden, in bei sich aufzunehmen, aber an dem Tag, an dem er ihn abholen will, bin ich nicht da. Kannst du die Übergabe übernehmen?“

„Aber du hast doch heute Morgen gesagt, dass Fabian hierbleiben darf. Was wird Luca--?“

„Ich sagte, er darf fürs Erste hierbleiben. Das heißt, Ende dieses Monats ist er weg.“

„Dir ist klar, dass Luca das wahrscheinlich nicht zulassen wird, oder?“

„Nun, was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.“ Marius lächelte hämisch. „Genau deswegen müssen wir den Jungen loswerden, während Luca nicht anwesend ist.“

„Aber früher oder später wird er es herausfinden.“

„Ich weiß, aber dann wird es schon zu spät sein.“ Er seufzte und kratzte sich am Hinterkopf. „Ich verstehe nicht, warum er sich für den Knaben einsetzt... wie dem auch sei, du musst dich um die Übergabe kümmern. Und kein Wort zu Luca, ja? Versprich es mir.“
 

Antonia versprach, dass sie Luca nichts von Fabians Schicksal sagen würde, und verließ spöttisch lächelnd das Büro. Marius schaute ihr verwirrt hinterher und überlegte fieberhaft, was sie nun im Schilde führte, doch als er zu der Erkenntnis kam, dass er die Personen, mit denen Antonia nicht über den Deal sprechen durfte, nicht auf Luca hätte begrenzen sollen, war es bereits zu spät.

Zügige Schritte kamen eilig auf das Büro zu, ehe die Tür mit so einer Wucht aufgestoßen wurde, dass sie sich beinahe aus den Angeln löste, und ein wütender junger Mann namens Luca im Büro erschien. So bedrohlich wie ein Rabe im Sturzflug überwand er den Abstand zwischen sich und dem Schreibtisch und schlug mit beiden Fäusten auf die Tischplatte. Das letzte Mal, dass Marius seinen Sohn so in Rage erlebt hatte, war, als Luca im Krankenhaus aufgewacht war und verstanden hatte, dass sein Selbstmordversuch gescheitert war.

„Warum hast du mich angelogen?“, rief Luca fuchsteufelswild, während Antonia triumphierend schmunzelnd hinter ihm ins Büro kam.

„Was zur Hölle, Antonia! Du hast mir vor einer Minute versprochen, dass--!“
 

„Ich habe es ihm nicht gesagt“, erwiderte sie gelassen. „Er weiß es von Fabian.“

„Antworte mir!“, mischte sich Luca ein und ballte seine Hände zu Fäusten. „Warum hast du Teddy verkauft? Du hast gesagt, er könnte bleiben!“

„Warum ich ihn verkauft habe? Weil er nutzlos ist! Ich brauche ihn nicht und du...!“

Zuerst hatte Antonia es für eine gute Idee gehalten, Marius' Plan an Fabian weiterzugeben, der daraufhin sofort zu Luca gerannt war, aber jetzt, wo sie Zeugin wurde, wie Luca und Marius in einen Streit gerieten und sich gegenseitig anstachelten, bereute sie ihre Entscheidung. Wenn die beiden in dem Tempo weitermachten, würde es morgen eine Beerdigung geben.

Während Antonia noch überlegte, ob sie vielleicht eingreifen sollte, umrundete Marius den Schreibtisch und stellte sich vor Luca. Sein Gesicht war so rot wie eine Tomate. Er erhob seine Hand und holte aus, um seinen Sohn mit einer Ohrfeige zum Schweigen zu bringen, aber bevor er ihn auch nur berühren konnte, wurde seine Hand von Antonia geblockt, die plötzlich zwischen den beiden Männern stand.
 

„Es reicht“, entschied sie. „Wir werden das jetzt friedlich regeln und--“

„Der Junge kommt weg und damit basta“, fauchte Marius, dessen Gesicht mittlerweile einen unschönen Braunton angenommen hatte.

„Dann bist du mich auch los“, erwiderte Luca nicht minder aggressiv.

„Es reicht“, wiederholte Antonia. „Boss, den Jungen hier zu lassen, macht keine großen Umstände und das Geld, das du für ihn bekommen könntest, ist nicht wirklich bedeutend, wenn man es mit deinem Reichtum vergleicht. Wie wäre es also mit einer Vereinbarung? Fabian bleibt hier und dafür wird Luca--“

„Er soll aufhören, sich zu ritzen!“, rief Marius gereizt, nicht ahnend, dass seine Worte für Luca wie Schläge waren. „Er soll aufhören, in Depressionen zu versinken, und sein Leben endlich auf die Kette kriegen!“

Antonia schloss ihre Augen und biss sich auf die Unterlippe. Das, was Marius gesagt hatte, befand sich nicht auf Chiaras Level, aber war trotzdem nicht hilfreich gewesen.

Großartig. Ich werde Monate brauchen, um diese Worte wieder aus Lucas Kopf zu kriegen. Warum kann Marius nicht nachdenken, bevor er spricht?
 

„Denkst du, mir macht das Spaß?“, zischte Luca und kämpfte mit seinen Tränen. „Denkst du, ich finde es toll, meinen Körper zu ruinieren und mir jedes Mal, wenn ich einschlafe, zu wünschen, ich würde nie wieder aufwachen? Denkst du, es ist cool, sich wertlos zu fühlen und jede freie Minute darüber nachzudenken, wie man sich umbringen könnte, weil man es nicht mehr aushält?“

„Luca, i-ich...“ Selbst Marius schien verstanden zu haben, dass er zu weit gegangen war. „Ich hätte das nicht sagen sollen. Es tut mir leid.“

Er wollte seinen Sohn entschuldigend umarmen, aber Luca schlug seine Hand abwehrend weg.

„Fass mich nicht an“, wisperte er, ehe er aus dem Büro verschwand und zwei ratlose Erwachsene zurückließ.

„Na großartig“, murmelte Marius und sah zu Antonia, die sich erst jetzt traute, die Augen zu öffnen. „Wie soll ich das wieder geradebiegen?“

„Schon gut, ich kümmere mich drum.“

„Gut... sag mal, wenn ich dich nicht unterbrochen hätte, was hättest du dann gesagt?“

„Ich wollte vorschlagen, dass Luca seiner Psychotherapeutin eine Chance gibt.“
 

„Das... ist keine schlechte Idee. Warte, bis er sich beruhigt hat, und dann mach ihm den Vorschlag. Wenn er zusagt, werde ich den Jungen hier wohnen lassen. Als Putzhilfe.“

„Wirklich?“

„Ja.“

„Okay.“

Antonia verließ das Büro und kollidierte beinahe mit Fabian, den sie über die aktuelle Lage aufklärte. Danach ging sie zu Luca, der sich in seinem Zimmer eingeschlossen hatte und Antonia erst nach zweieinhalb Stunden hereinließ, und berichtete ihn von der Abmachung.

„Meine Psychotante? Kann ich machen, wenn es unbedingt sein muss, aber warum seid ihr alle so scharf darauf?“

„Weil wir denken, dass sie dir helfen kann.“

Luca verdrehte genervt die Augen, die vom Weinen gerötet und leicht angeschwollen waren. „Na gut. Ich kann dir jetzt schon sagen, dass ich euch enttäuschen werde, aber wenn Teddy wirklich bleiben darf, werde ich der Frau eine Chance geben.“
 

Wenige Tage später hatte Luca seinen nächsten Termin bei der Therapeutin. Er hielt sich an sein Versprechen und beantwortete ihre manchmal etwas seltsamen Fragen, während Teddy einige Räume weiter den Abwasch erledigte. Er war unglaublich froh, dem Bordell entkommen zu sein, aber zu sagen, dass er sich freute, hierbleiben zu können, wäre eine Lüge, denn er schlief unter dem selben Dach wie dieses widerwärtige Schwein namens Marius, der Fabian jederzeit bedrohen könnte. Der Junge musste unweigerlich daran denken, wie ihn der Mann eines Nachts plötzlich vor seine Füße gezerrt und vom ihm verlangt hatte, dass...

Er krallte seine Finger so feste in den Teller, den er gerade polierte, dass das Porzellan leise knirschte. In jener Nacht war es nicht zum Missbrauch gekommen, aber es gab keine Garantie dafür, dass die folgenden Versuche ebenfalls scheitern würden. Marius war nicht blöd. Er würde sich eine Gelegenheit suchen, in der niemand ihn an seinem Vorhaben hindern könnte, und dann... würde er das machen, was Fabian schon von seiner Freundin Clara kannte. Er war immer noch nicht über das Trauma hinweggekommen, das sie bei ihm verursacht hatte, und zu wissen, dass er jenes Erlebnis möglicherweise erneut durchstehen müsste, machte ihn beinahe wahnsinnig.
 

Er konnte hier nicht bleiben. Nicht solange dieses Monster mit ihm im selben Haus lebte.

Aus dem Zimmer, in dem Luca und seine Therapeutin waren, drang ein humorloses Lachen, das von Luca stammte. Fabian fragte sich, über was die beiden redeten. Früher, als er noch ein Schüler in Deutschland gewesen war, hatte er seine Eltern darum gebeten, einen Therapeuten für ihn zu suchen, aber Dad war dagegen gewesen, weil... weil Männer so etwas nicht brauchten. Weil das für ihn als unmännlich galt. Weil es ihm scheißegal war, dass sein Sohn manchmal in Tränen ausbrach und sich selbst verletzte. Weil es dann einen weiteren Grund gäbe, warum er nicht stolz auf Fabian sein konnte. Weil er ein dummes Arschloch war. Weil es niemanden interessierte, wie es dem Jungen ging. Weil Kerle angeblich nicht vergewaltigt wurden, weil Dad diesen Bullshit glaubte, weil es sinnlos gewesen wäre, ihm dieses Geheimnis anzuvertrauen, weil--!

Fabian spürte, wie Tränen über seine Wangen liefen und von seinem Kinn tropften. Seine Stimmung war von ''Eigentlich ist es gerade ganz schön'' zu ''Ich will mich erhängen'' geworden und das innerhalb einer halben Minute.
 

Nachdem Fabian den letzten Teller abgetrocknet und auf dem Stapel platziert hatte, schmiss er das Geschirrtuch achtlos auf die Kücheninsel und machte sich in das kleine Zimmer auf, das ihm zugewiesen wurde. Er sollte hier schlafen, aber das Wissen, dass dieses Monster unterwegs war und man die Tür nicht abschließen konnte, ließ ihn nachts kein Auge zumachen.

Fabian betrat sein Zimmer und wollte sich auf die harte Matratze fallen lassen, als plötzlich Marius vor ihm erschien. Er musste neben der Tür gewartet haben, die er nun hinter sich schloss.

„Geh weg oder ich schreie“, knurrte Fabian warnend.

„Sei still. Ich will nur mit dir reden.“ Marius spähte in den Flur, um nach potenziellen Zuhörern Ausschau zu halten, ehe er sich wieder an den Jungen wandte. „Hör zu: Ich werde dich nicht wie einen Parasiten in meinem Haus wohnen lassen. Hier zu leben, kostet dich etwas.“

„Und das wäre?“, fragte Fabian, obwohl er schon längst beschlossen hatte, Luca alles zu erzählen, was gerade passierte.

„Du wirst mein persönliches Spielzeug. Und du wirst niemanden etwas darüber wissen lassen.“
 

Fabian war nur noch eine Haaresbreite davon entfernt, sich zu übergeben.

„Vergiss es“, zischte er hasserfüllt und angewidert.

„Bist du dir da sicher? Die einzige Alternative ist nämlich das Bordell. Entscheid dich: Entweder ich oder andere Männer.“

„Keines von beiden. Luca wird--“

„Luca kann dir nicht jedes Mal den Arsch retten. Dass er mit seinem Vornamen angesprochen wird, während ich ''Boss'' genannt werde, hat seinen Grund. Wenn ich sage, dass du in ein Bordell kommst, dann kommst du auch in ein Bordell!“

„Luca wird dir das niemals verzeihen.“

„Das wäre in der Tat nicht schön, aber zu wissen, dass du täglich von zwanzig verschiedenen Männern gefickt wirst, wird mich trösten.“

„Krankes Schwein. Geh und such dir Hilfe.“

„Kann ich nicht. Weißt du, was mit meinem Ruf geschehen würde, wenn meine Familie herausfindet, dass ich es mit Kindern treibe?“
 

„Wenn du mich auch nur ein einziges Mal anfasst, werde ich es jedem erzählen“, fauchte Fabian gereizt, woraufhin Marius bloß lachte.

„Niemand wird dir glauben, Zwerg. Du bist zu alt, um als Kind durchzugehen. Die Menschen werden denken, dass ich schwul bin, wenn sie mich mit dir erwischen, mehr nicht.“

„Nein. Sie werden sich denken können, dass es auch andere Opfer gab, und dir auf die Spur kommen.“

„Wohl eher nicht. Dein Vorgänger – ein Zwölfjähriger, wenn ich mich nicht irre – wird da, wo er jetzt ist, nicht mehr viel sagen können. Außerdem--“

Plötzlich flog die Tür auf und Luca platzte ins Zimmer. Während Fabian erleichtert Luft holte, wurde Marius kreidebleich. Luca hatte wahrscheinlich nicht alles gehört, aber das musste er auch gar nicht, um den wahren Grund herauszufinden, warum Marius nie geheiratet hatte.

„Lass es mich kurz fassen, Dad, denn mir ist das Thema genauso peinlich wie dir“, sagte Luca. „Du wirst Teddy in Ruhe lassen und in kein verdammtes Bordell stecken. Sollte ihm irgendetwas zustoßen, werde ich jeden aus der Familie wissen lassen, was für ein widerlicher Mensch du bist!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Onlyknow3
2018-04-16T13:17:08+00:00 16.04.2018 15:17
Die Bombe ist geplatzt, das war genau im zu rechten Zeit am rechten Ort für Luca, um das zu hören was er vielleicht hören musste. Jetzt hat Fabian den Schutz den er braucht vor Marius.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Arya-Gendry
2018-04-15T18:54:22+00:00 15.04.2018 20:54
Hi
Super Luca gut gemacht. Nun wird der Ältere ihn wohl in Ruhe lassen. Froh mich schon auf das nächste Kapitel. ;)
Lg
Von:  Mamesa
2018-04-15T15:32:07+00:00 15.04.2018 17:32
Yes !!!!
2 zu 0 für Luca
Nimm das du Sau !!!


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