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Kalendertage

Der Tag, an ...
von

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13 - Der Tag, an dem ich traurige Gewissheit bekam

Die ersten Herbstwinde trieben im Oktober den Sommer endgültig aus den Toren der Stadt hinaus. Es fühlte sich so an, als würde nicht nur der Sommer, sondern auch ein halbes Leben mit verwehen. Nein, wenn ich ehrlich sein sollte, so war der Sommer wie ein komplettes Leben gewesen. Ich hatte schon viele Höhen und Tiefen in meinem Leben meistern müssen. Aber nichts war so intensiv, wie diese drei Monate gewesen. Ich trauerte ihnen tatsächlich nach.

Der Herbst in Konoha war Rot, Gelb, Grün. Auch wenn das Laub nun an den Bäumen bunt leuchtete und die Sonne wie immer von einem azurblauen Himmel herab schien, so kehrte trotzdem der graue Alltag wieder ein. Der Sommer war nicht nur vom Kalenderblatt, sondern auch aus unseren Herzen entschwunden und hatte tiefe Risse hinterlassen. Ich arbeitete nach wie vor im Kontor und kam auch langsam wieder in den alten Tritt. Dabei schob ich eine Überstunde nach der anderen. Nicht, dass die Arbeit überquoll. Nein, es mochte wohl der Grund sein, dass ich Zerstreuung brauchte. Vieles purzelte in meinem Kopf herum, was noch nicht richtig sortiert war. Doch in allererster Linie nahm Inu unglaublich viel Raum in meinem Kopf ein. Ständig platzte er in meine Gedanken und hielt mich in Tagträumen fest.

Währenddessen schlug sich Yuuki gelangweilt Stunde um Stunde in der Schule um die Ohren. Nach wie vor waren seine Leistungen gut, doch seine Motivation war im Keller. Durch Inus Training hatte der längst Blut geleckt, was er mit seinem Chakra alles anstellen und bewirken könnte. Es hatte noch keine weitere Trainingsstunde stattgefunden und so langsam mussten wir uns wohl tatsächlich damit abfinden, dass die Trainingseinheit abgeschlossen war. Yuuki beherrschte seine Kräfte in so weit, dass er wohl keinen Schaden mehr anrichten würde. So war es besprochen worden, so war es umgesetzt worden. Nicht mehr und nicht weniger. Trotzdem bekam ich mit, wie Yuuki heimlich weiter übte, bis ich ihn zu Rede stellte. Noch nie zuvor hatte ich solch einen Wutausbruch bei ihm erlebt, als ich ihm unzählige Vorwürfe machte, was ich davon hielte und wie gefährlich solch Jutsus wären. Und dann kam ein Echo, was ich so noch nie erlebt hatte und so auch nie von meinem Kind erwarte hätte. Ich wäre die blödeste Mutter überhaupt. Andere Eltern fänden das toll, wenn ihre Kinder so was könnten. Andere Kinder würden so was auch machen. Und so weiter und so fort. Eingeschnappt war er dann in sein Zimmer marschiert, hatte die Tür geknallt, dass diese fast aus den Angeln gesprungen wäre, und hatte auch sein Abendessen verschmäht. Erst am nächsten Morgen verließ er sein Zimmer zur Schule. Wortlos zog er an mir vorüber und strafte mich mit Missachtung. Ich fühlte mich dabei wie die schlechteste Mutter der Welt. Mein Herz zersprang in tausend Stücke. Unsere Situation war verfahren. Er wusste genau, dass ich nichts von einem Wechsel auf die Akademie hören wollte. Doch sein trauriges Gesicht sprach Bände. Unsere familiäre Beziehung stand vor der Zerreißprobe, obwohl er nach wie vor kein Wort über das Thema sagte. Aber auch Schweigen kann eine Folter sein, die im tiefsten Inneren hart schmerzte. Überhaupt waren die vergangenen Wochen reinste Folter, seit ich Inu das letzte Mal gesehen hatte.

Inu war mal wieder wie vom Erdboden verschluckt. Wenigstens hatten wir einen regen Austausch über den Messenger. Er musste sogar zwischendurch mal kurz in meiner Wohnung gewesen sein, denn das Futon, welches ich sorgfältig gereinigt und zusammengerollt hatte, war wenige Tage später verschwunden. Ich erhielt einen überschwänglichen Lob inklusive Zwinker-Smiley, weil ich sein Bettzeug mit Waschmittel gewaschen hatte, welches kaum Duftstoffe enthielt und gering dosiert war. Shinobis achteten nämlich peinlichst darauf, keinen Körpergeruch zu entwickeln. Daher aßen sie auch kurz vor der Mission nicht mehr alle Lebensmittel, die Körpergeruch erzeugten. Das fing bei A wie Alkohol an und hörte bei Z wie Zwiebeln auf. Der Feind würde ihren Geruch durch Körper oder Kleidung sofort riechen und ihre Tarnung auffliegen lassen. Man konnte sagen, dass Shinobis fast geruchsneutral waren und selbst eine absolut geübte Nase Schwierigkeiten hatte, sie aufzuspüren. Erstaunt war ich darüber, dass manch ein Shinobi darauf trainiert war, Blut zu riechen, um verletzte Feinde aufzustöbern. Was es nicht alles gab.

Und noch etwas war an dem Tage geschehen, als das Bettzeug verschwand: Auf meinem Küchentisch lag ein großer brauner Versandumschlag. Post von Inu. Eine schön geschriebene Handschrift klärte mich auf, diesen Umschlag bitte nur zu öffnen, wenn ich wirklich bereit dazu wäre. Es wäre eine Kopie. Ich könnte sie aufheben, verbrennen oder missachten. Völlig egal. Sie müsse nicht zurückgegeben werden.

„Es tut mir leid für Dich!“, war der abschließende Satz.

Wenn Inu das so schrieb, dann meinte er das auch so. Da war er absolut ehrlich und glaubwürdig. Meine Hände zitterten, als ich mir den Umschlag genauer ansah und meine Finger durch das Papier hindurch den Inhalt abtasteten. Eine innere Vermutung machte sich breit, was denn in diesem Umschlag sein könnte. Das Kuvert war bereits einmal geöffnet und anschließend wieder mit Klebestreifen sorgfältig verschlossen worden. Dorthin, wo dieser Brief ursprünglich ausgeliefert worden war, kamen womöglich Dutzende Briefe an. Da guckte wohl der Sachbearbeiter die Poststelle automatisch hinein, um dann später den Inhalt an die richtige Abteilung weiterzuleiten. Dieses aber war ein direktes Schreiben vom Raikage an den Hokage. Wow, ich hielt hochoffizielle Post in den Händen, die gewöhnlich nicht für die Augen von Normalsterblichen gedacht war. Sollte ich mich nun geehrt fühlen? Und wieso brachte ausgerechnet Inu diesen Umschlag jetzt mit? Der Eingangsstempel hatte schon ein paar Tage auf dem Buckel. Also musste die Akte schon eine ganze Weile früher angefordert worden sein. Das machte mich stutzig, vertrieb aber nicht meine Neugier, welche die entsetzten Warnrufe meines Verstandes ignorierten. Wenn der Inhalt das wäre, was mir gerade die Schweißperlen auf die Stirn und Hitzeschauer über den Rücken trieb, dann war es keine geheime Spionagearbeit, die ich in den Händen hielt, sondern auf dem Amtswege angeforderte Informationspost. Die Dörfer schienen sich tatsächlich sehr gut zu verstehen, wenn sie solch brisanten Dinge austauschten. Oder das Vertrauen der amtierenden Kage musste untereinander riesig sein.

Immer noch zitterten meine Finger, so dass sie den Klebestreifen vom Papier nicht lösen konnten. Ich musste aus der Küche eine Schere zu Hilfe nehmen, schnitt mir aber vor Aufregung glatt in den Finger. Rote Flecke zierten nun das Kuvert. Fluchend suchte ich ein Pflaster. Schnell verarztet, konnte ich endlich in den Brief hineinsehen. Meine Hand förderte eine komplette Personalakte zutage. Mein Ex. Yuukis Vater.

Geschockt stopfte ich die Akte wieder in den Umschlag zurück. Mir wurde schwindelig. Ich musste mich setzen. Als der erste Anflug von Schwindel sich wieder gelegt hatte, sprang ich auf, riss die Kühlschranktür auf und zog eine Flasche Sake ans Tageslicht. Ich nahm mir nicht die Mühe, mir ein Schälchen aus dem Schrank zu nehmen. Ein kräftiger Schluck floss direkt aus dem Flaschenhals meine Kehle hinunter. Dann noch einer und noch einer. Schon war die Hälfte des flüssigen Lebenselixiers in meinem Magen und breitete sich dort durch ein wohliges Gefühl aus. Es beruhigte mich nur mäßig, ordnete aber meine Gedanken.

Die Personalakte von meiner einst größten Liebe lag nun hier auf dem Küchentisch. Der Mann meiner Träume und Vater meines geliebten Kindes. Doch meine große Liebe war irgendwo dort draußen verschollen und bis heute nicht mehr aufgetaucht. Damit hatte ich mich abfinde wollen und sollen. Aber Gefühle konnte man nie so einfach abstellen, besonders wenn es noch einen Funken Hoffnung gab. Die Hoffnung, er würde doch eines schönen Tages vor der Tür stehen und alles wäre wieder gut. Mit jedem Jahr, das verstrich, verglimmte der Funke wieder ein kleines bisschen mehr, aber erloschen war er nie gänzlich. Ein kleines bisschen Glut glimmte nach wie vor, was ich nie war haben wollte, jetzt aber wieder aufloderte wie ein Fackel im Sturm. Das war echt zu viel. Ich solle den Umschlag erst öffnen, wenn ich dazu bereit wäre, mahnte mich Inus Handschrift. War ich dafür bereit? Eben wusste ich es nicht mehr. Dabei hatte ich es all die Jahre geglaubt, für alle möglichen Lösungen offen und stark genug zu sein. Und nun hielt ich die Lösung aller Fragen und Ungewissheiten nach dem Verbleib meines Freundes unausweichlich in meinen Händen. In nur wenigen Sekunden könnte ich Gewissheit haben. Wollte ich es aber überhaupt wissen? Ich versank in einem Gefühlsstrudel. Mein Herz raste.

„Es tut mir leid für Dich...“, erinnerte mich der handgeschriebene Satz von Inu, in dem eine unheimliche Botschaft steckte, als müsste man zwischen den Zeilen lesen.

Tat es das wirklich? Ja, bestimmt tat es das. Wobei mir Inu in vielen Punkten nach wie vor undurchsichtig war. Einerseits waren wir uns verschmelzend nahe, andererseits war er dann wieder tagelange abgetaucht. Wenn Inu schon solch einen Satz auf den Umschlag schrieb, dann musste er wohl auch um seinen Inhalt wissen. War der Satz nicht schon ein düsteres Omen an sich? Es klang, als könnte nur einzig und allein eine negative Nachricht darin enthalten sein. Wieder blieb ich am Eingangsstempel hängen. Die Personalakte hatte Konoha bereits erreicht, als ich noch nicht zum Verhör im Hokageturm antanzen musste. Da musste man kein Mathematiker sein, um Eins und Eins zusammenzurechnen. Man wusste schon jegliches Detail im Hokageturm über Yuuki und mich, noch bevor wir überhaupt den Mund aufmachen konnten. Boah, diese Drecksspionagetruppe! Wie viel wusste Inu vorher? In wie fern war der involviert und gebrieft? Ich fühlte mich verraten und verkauft. Mir kamen sogar so boshafte Ideen, Inu wäre nur auf mich angesetzt worden, um mich und mein Kind auszuspionieren. Mein Ex hatte auch mal unter viel Alkoholeinfluss durch die Blume verraten, dass er auf einer Mission nur deshalb ein Mädel ins Bett kriegen musste, um Informationen aus ihr herauszubekommen. Das war zwar im Bett ein temporärer Spaß, aber hinterher, so gab er es bedröppelt zu, fühlte er sich extremst beschissen. Wenn ich selbst nun auch nur so eine Missionsziel wäre, dann würde das auch Inus Zurückhaltung mir gegenüber erklären und warum er immer nur zeitweise hier aufkreuzte. Hatte er nicht selbst zu mir gesagt, er wolle sich mir nicht preisgeben, weil ich ihn sonst rausschmeißen würde? Nein, das konnte ich nicht glauben! Das wollte ich nicht glauben! Tränen der Wut brannten heiß auf meiner Haut. Die Sakeflasche wurde am Hals gepackt und flog voller Wucht gegen die Wand, dass es nur vor Glas so splitterte. Die Splitter rieselten wie feinste Kristalle auf die Fliesen und reflektierten das Neonlicht im Alkoholsee.

Nein, nein, nein! Das war so nicht. Inu war nicht so. Bestimmt nicht. Ich will das nicht!

Ich stützte mich auf die Küchentischplatte und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Was könnten also seine Ambitionen gewesen sein, mir die Akte von meinem ehemaligen Freund zu beschaffen? War die Akte nun wissentlich mir übergeben worden oder hatte Inu die geklaut?

Ein neuer Gedanke formte sich, weil ich einfach eine Erklärung brauchte. Und so spann ich einen neuen Faden aus meiner überschäumenden Fantasie zusammen. Ein boshafter Schelm entsprang aus dem Wollknäuel, der Inu Schlechtes unterstellte. Er flüsterte mir zu, dass dieses unverständliche Benehmen vielleicht Inus sehr subtiler Weg wäre, um meine Nähe zu finden. Allerdings würde ich Inu auf Grund seiner zeitweiligen Verschlossenheit und Schüchternheit nicht so einschätzen, dass er um ein Mädchen kämpfen würde. Wie viele mochte der vor mir gehabt haben? Ich vermutete, dass es man sie an einer Hand abzählen könnte. Wenn überhaupt. Und da rief der böse Schelm in meinem Kopf wieder, dass es garantiert keine Nettigkeit von Inu war, weshalb ich die Akte erhalten hatte, sondern weil er selbst einen Konkurrenten um mich weniger wissen wollte. Ganz einfach und typisch menschlich. Wütend schmiss ich den Schelm aus meinem Kopf hinaus und wollte diese Art von boshaften Unterstellungen nicht wahrhaben. Das war ebenso böse und gemein, wie die schräge Idee, ich wäre nur sein Missionsinhalt.

Die Küchenuhr tickte. In der Stille tickte sie viel zu laut und dröhnte mir schon beinahe in den Ohren. Also raffte ich mich hoch und beseitigte die Scherben meiner Wut mit Besen, Kehrblech und Wischlappen. Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte, nahm ich allen Mut zusammen und zog die Personalakte wieder aus dem Umschlag heraus. Damit bequemte ich mich auf das Sofa und blätterte erst ein wenig wahllos herum. Dann begann ich zu lesen. Der Lebenslauf meines damaligen Freundes zog einem wahrlich die Schuhe aus und rollte die Fußnägel hoch. Unglaubliche viele schwierige, aber erfolgreiche Missionen von Mord und Totschlag reihten sich wie Perlen auf der Schnur. Es waren Dinge, die ich bis dato nur geahnt und verdrängt, aber nie wirklich gewusst hatte. Doch noch mehr schockierte es mich, dass man von seiner Beziehung zu mir schon damals wusste. Es war nur eine einfache Aktennotiz, die meinen Namen nannte und dass ich schwanger gewesen war. Sogar, dass ich einen Jungen gebar, der zu allem Übel des Blitz-Reiches einen Pass aus dem Feuer-Reich besaß, durfte ich dort lesen. Ich fühlte mich zum zweiten Mal am heutigen Tage ausspioniert und verarscht. Dieses Drecksninja-Pack. Wie sehr ich sie doch hasste. Allesamt!

Ich fror innerlich, legte die Akte kurz aus der Hand und schlang meine Arme um mich selbst, als würden sie mich wärmen. Mein halbwegs heiles Bild von meinem Ex war ziemlich zertrümmert, obwohl ich doch genau wusste, was der beruflich getrieben hatte. Aber es war vorbei. Er war tot. Von einem Kameraden auf dem Rückweg im Stich gelassen. Erstochen auf der letzten Mission. Und seine Gebeine waren irgendwo verscharrt auf einem kleinen Friedhof im Wasserfall-Reich. Vermutlich würde nicht einmal einen Namen seinen Grabstein zieren, wenn er denn einen hätte. Stumme Tränen rannen abermals über meine Wangen hinab. Sie verschleierten die Sicht auf die Schriftstücke. Zugleich verschleierten sie aber auch Bilder der Erinnerungen. Es war so, als würde meine Tränen die letzten Erinnerungen an meinen Freund auswaschen und verschwinden lassen. Das Kapitel war nun beendet und konnte geschlossen werden. Die Warterei hatte urplötzlich ein trauriges Ende.

Ich schob die Zettel alle wieder säuberlich zusammen. Ein Personalfoto segelte aus den Blättern heraus. Es zeigte meinen Freund noch in sehr jungen Jahren. Erst jetzt wurde mir die Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Sohn vollends bewusst. Sie waren sich wie aus dem Gesicht geschnitten. Als ich meinen Freund das letzte Mal sah und mich von ihm verabschiedete, war er gerade achtundzwanzig Jahre alt geworden. Doch die Zeit ist weitergelaufen. Er ist gegangen und ich musste bleiben. Heute wäre er wohl achtunddreißig. Aber in meinen Träumen würde er immer achtundzwanzig bleiben. Für immer.
 

Die Korridortür klappte. Der Nachmittag war längst im Zenit. Yuuki kehrte aus der Schule heim und sah mich verdattert an. Natürlich sah man meine verheulten Augen und die gerötete Nase. Für einen kurzen Moment hatte ich überlegt, was ich nun mit der Personalakte tun sollte. Erst wollte ich sie verschwinden lassen und meinem Sohn erst aushändigen, wenn er volljährig werden würde. Ich hatte mit Yuuki nie über seinen Vater gesprochen. Irgendwann war es mir dann doch mal entfahren, dass er ein Jonin aus dem Blitz-Reich war. Doch nun hatte ich mich umentschieden. Er wurde in wenigen Wochen neun Jahre alt und war kein bisschen auf den Kopf gefallen. Er würde die Geschichte bestimmt ein wenig verstehen, wenn ich das Geheimnis lüften und mit ihm teilen würde. Ich erhoffte mir davon eine Erleichterung und eine Besserung der Beziehung zwischen mir und Yuuki. Zu sehr hatte sie in der letzten Zeit gelitten. Es war an der Zeit, der Wahrheit ins Auge und dann in die Zukunft zu blicken. Yuuki sah aus wie sein Vater und beherrschte auch das Handwerk seines Vaters. Und wenn er nun doch in seine Fußstapfen treten würde, so könnte ich es nicht ändern. Mein Sohn hatte einen starken Willen. Den konnte man nicht aufhalten.

Ich zwang mir ein Lächeln auf und winkte mein Kind zu mir auf das Sofa heran. Gemeinsam blätterten wir Arm in Arm die Personalakte durch, schaute uns Fotos an, die ich später noch aus einer alten Kiste aus dem Schlafzimmerschrank zauberte, und ich erzählte sehr viel, was mir noch so über seinen Vater einfiel. Es war ein sehr ruhiges Gespräch voller Vertrautheit. Wir hatten unseren Familienfrieden wiedergefunden.

Es dunkelte langsam. Ich musste die Stehlampe einschalten. Unser Stöbern in alten Familienangelegenheiten war nun beendet. Yuuki flitzte mit dem Bild von seinem Vater los und klebte es zu den anderen Bildern an seine Kinderzimmerwand. Mächtig stolz prangte es nun wie eine Trophäe mittig zwischen Fotos von ihm und mir und anderer Verwandtschaft und Bekanntschaft. Kurz darauf gesellte er sich zu mir in die Küchentisch, wo ich das Abendessen servierte. Schweigend kaute er auf seinem Essen herum. Da war doch noch eine Sache, die ihn wohl beschäftigte.

„Wenn du aus dem Erd-Reich und Papa aus dem Blitz-Reich kommst, wohin gehöre ich dann?“

Das war eine sehr gescheite Frage, die mir selbst klar war. Er war hier geboren und gehörte hierher. Nach Konohagakure. Ich hing nicht mehr sonderlich an meiner Heimat, weshalb ich mich im Konsulat des Erd-Reichs nie um Papiere für ihn gekümmert hatte. Trotzdem fragte ich bei ihm nach.

„Wo möchtest du denn hingehören?“

„Hierher!“

Dabei strahlte er wie der hellste Sonnenschein. Er kannte ja auch nichts anderes als Konoha. Und die wenigen Tage im Jahr, die wir in der Heimat meine Verwandtschaft besuchten, erzeugten nicht wirklich einen ernsthaften Bezug zum Erd-Reich, obgleich wir dort gerne zu Besuch waren.

„Na, dann ist doch alles in Butter. Du bist ein Kind Konohas!“, erklärte ich lachend.

In fröhlicher Runde aßen wir auf und räumten die Küche auf. Ich verzichtete darauf, mich mit ihm um das Fernsehprogramm zu streiten, weshalb wir später zu Bett gingen, als gewöhnlich. Yuuki musste unbedingt die unzähligste Wiederholung seines Lieblingsanimes gucken. Mein Kind war begeistert, für mich zog sich die Sendung wie Kaugummi in die Länge. Wenigstens war unser Familienfrieden im Hause wieder hergestellt.

Als es endlich an der Zeit war, das Licht zu löschen und die Nachtruhe einkehren zu lassen, stand ich noch einen Moment in der Kinderzimmertür. Ich wollte nur eine „Gute Nacht!“ wünschen und dann gehen, doch etwas hielt mich auf. Yuuki sah mich erwartungsvoll an, denn normalerweise stand ich nie so lange in der Tür.

„Ok, du hast mich überzeugt. Wir werden uns mal bei der Akademie erkundigen und ...“

Weiter kam ich nicht, denn ein Kind voller Freude sprang aus den Federn mir direkt um den Hals.

„Hey, hey,“ bremste ich die Begeisterung. „Ich sagte „erkundigen“, nicht „anmelden“.“

Aber meinem Sohn war es egal. Er freute sich, als würden alle Feiertage, die es gab, auf ein und denselben Tag fallen.

„Das ist super! Darf ich Inu eine Nachricht schreiben?“

Große Kulleraugen gucken mich an, wusste er doch, dass ich Inu als DropIn-Kontakt in der Liste hatte. Meine Laune verfinsterte sich jedoch. Ach ja Inu, den gab es ja auch noch...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Tenten04
2017-05-17T19:26:15+00:00 17.05.2017 21:26
Oms, mein Herz ist gebrochen:'(
Ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen soll... (und das bei einer Labertasche wie mir!) Echt rührend, der kleine Yuuki. Jetz is ja wohl klar, dass Kakashi Inu is:) Hätte mich auch echt gewundert.
Sprachlos gerührte Grüße von:
Tenten04

Antwort von:  sakemaki
17.05.2017 21:30
Oh mein Gott! Hoffentlich ist es nicht zu schlimm? Kann man dein Herz wieder kleben? O_O ;-)
Keine Sorge, es kommen auch wieder bessere/lustige Zeiten. ^^
Von:  MiezMiez
2017-05-16T17:55:08+00:00 16.05.2017 19:55
Schreibst du die Kapitel vor???
Geht das jetzt immer so schnell mit dem Hochladen?😊
Antwort von:  sakemaki
16.05.2017 20:00
Jein,
ich schaffe alle 1-2 Wochen ein neues Kapitel. Diese Geschichte hier hatte ich bereits schon auf fanfiktion.de angefangen. Dort kommt übernächstes Wochenende Kapitel 30 raus. Darum lade ich hier eben die bereits veröffentlichten Kapitel so fix hoch, damit Animexx und fanfiktion denselben Stand haben.
Ich schätze, die ganze Geschichte wird ungefähr 35 Kapitel haben.
Antwort von:  MiezMiez
16.05.2017 20:51
Fanfiktion.de sagst du?^^
Dann weiß ich ja jetzt, was ich heute Abend machen kann^^


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