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Bird On A Wire

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ähm... *hust*... Hallo?

Ich freue mich, wenn du das hier liest. Denn das bedeutet, dass du der Geschichte die Treue gehalten hast. Es tut mir wirklich leid, dass ich einfach nie die Kurve bekommen habe, hier weiterzuschreiben. Deshalb bedeutet es mir sehr, sehr viel, dass du beim neuen Kapitel, nach einem Jahr Abstinenz, wieder da bist.

Es gab viele Gründe, warum es einfach mit dem Schreiben geklappt hat. Aber - da muss ich einfach ehrlich sein - auch viele Abende, an denen ich wirklich hätte schreiben können, mir nur die Motivation oder auch die Energie gefehlt haben. Vor mehr als 2 Jahren habe ich mir das noch so einfach vorgestellt und dann hat mich doch die Realität eingeholt.

Corona ist die eine Sache - und ich hoffe sehr, dass du und deine Lieben davon verschont geblieben seid! - aber auch meine Gesundheit, insbesondere mit der Hand, mentale Erschöpfung, Stress und mittlerweile auch wieder die Arbeit haben da bei mir eine Rolle gespielt. Und dennoch habe ich immer wieder an diese Geschichte gedacht. Manchmal saß ich abends im dunklen Kinderzimmer, hatte Johanna gerade ihre Geschichte fertig vorgelesen und wartete noch einen Moment ab, bis ich aus dem Kinderzimmer gehen konnte und dachte dabei, was für Abenteuer Victor und Yūri in Japan erleben würde und und und...

Daher: Ich kann nicht versprechen wann das nächste Kapitel rauskommt. Was ich aber sehr wohl versprechen kann ist, dass ich sie nicht abbrechen werde (dass sie als abgebrochen angezeigt wurde kam von Fanfiktion selbst). Allerdings werde ich mich bemühen, nicht wieder ein Jahr zu brauchen, bis das nächste Kapitel kommt. Auch wenn wir gerade in den Vorbereitungen unseres Umzugs stecken.

Außerdem wurde Bird On A Wire im März für YUAL vorgeschlagen! Vielen Dank dafür! Das war mein erster Vorschlag und ich war total gerührt! Wer auch immer das war, vielen lieben Dank!

Hoffentlich hast du viel Spaß an diesem Kapitel. Alles Gute und Gesundheit für die nächste Zeit!
Deine yezz Komplett anzeigen

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Schöne Bescherung

In den darauffolgenden Wochen flog die Zeit förmlich dahin. Und ehe sich Yūri versah, stand Weihnachten bereits vor der Tür. Er war noch ein wenig ins Schwitzen geraten, denn er hatte als Weihnachtsgeschenk für Victor ein Stofftier von Makkachin anfertigen lassen. Doch erst zwei Tage vor Weihnachten war das Ergebnis so, wie sich Yūri das vorgestellt hatte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er dafür mehr Geld ausgegeben, als ihm lieb war. Wenn er noch ehrlicher zu sich selbst war, war es eben das einzige Geschenk gewesen, dass ihn wirklich überzeugt hatte. Und nun war er mehr als erleichtert, immerhin hatte Victor ihm dieses Wahnsinnsgeschenk gemacht. Sie würden nach Japan fliegen.
 

Yūri war immer noch ein wenig fassungslos. Wie lange war er nicht mehr dort gewesen? Wie lange hatte er seine Eltern nicht mehr gesehen, außer auf dem kleinen Display seines Handys? Wie lange hatte er nicht mehr die herzliche Umarmung seiner Mutter gespürt? Und wie lange nicht mehr ihr Katsudon gegessen? Alleine bei dem Gedanken lief Yūri das Wasser im Mund zusammen. Umso mehr war er in den letzten Wochen bestrebt gewesen, mehr auf Ernährung und auf Bewegung zu achten. Nicht, weil er einen möglichst guten Eindruck vor seinen Eltern machen wollte. Sondern weil er plante, nahezu jeden Mittag und Abend Katsudon zu essen. Es gab viele Gerichte, die er vermisste. Die hier in Detroit einfach nicht so schmeckten, wie zu Hause. Auch wenn es natürlich das ein oder andere gute Restaurant gab. Es gab zum Beispiel diesen ganz passablen Imbiss ein paar Häuser weiter. Wenn das Heimweh ihn mal so durchschüttelte, half ihm sogar das Katsudon von dort.
 

Sorgfältig strich er das Geschenkpapier glatt und klebte die Enden mit Tesafilm zusammen. Er war heute Abend bei Victor zum Weihnachtsessen eingeladen. Phichit war direkt von New York aus zu seinen Eltern geflogen, da über die Weihnachtstage nicht viel passieren würde. Er war immer noch Feuer und Flamme für das Projekt, welches er mit seinem Mentor mit einer weiteren Klinik durchführte. Yūri gönnte es ihm, doch manchmal fehlte ihm sein bester Freund sehr. Er war mehr als dankbar, dass er Victor kennengelernt hatte. Natürlich war er kein Ersatz, aber er wäre sicher wesentlich einsamer gewesen. Auch merkte er, dass Phichit derjenige war, der seinen Freundeskreis ein wenig zusammengehalten hatte. Ihre Treffen waren eh schon immer weniger geworden, vor allem wenn der ein oder andere eine Beziehung führte, aber mittlerweile schrieben sie sich meist nur noch Nachrichten in ihrer Gruppe.
 

Zufrieden begutachtete Yūri sein Werk. Er war nicht wirklich gut in Geschenkeverpacken, aber den Plüsch-Makkachin hatte er gut verpackt bekommen. Er war froh, dass er Yurio ein Spiel schenkte, die waren gut einzupacken. Die Packung Premium-Hundeleckerlies mit Büffelfleisch hatte er in eine Tüte gesteckt, auf der ein Hund mit Weihnachtsmütze abgebildet war. So konnte Makkachin es selbst auspacken. Vorsichtig, damit das Geschenkpapier nicht einriss, verstaute er alles in eine große Tasche. Dann schaute er auf die Uhr, um sich zu vergewissern, dass er noch genug Zeit für eine Dusche hatte.
 


 

Langsam beschlich Victor das Gefühl, dass er immer wie ein aufgeschrecktes, planloses Huhn durch die Küche lief, wenn er für Yūri kochen wollte. Heute war mal wieder keine Ausnahme. Er hatte lange überlegt, was er kochen sollte und schlussendlich hatte ihn Katya davon erzählt, dass in dem Restaurant, in dem sie arbeitete, aktuell Ente in Gewürzsauce und Cranberry-Rotkohl der Renner schlechthin sei. Also hatte er nicht lange gefackelt und nach einem Rezept im Internet gesucht. Mit eiserner Entschlossenheit, Yūri mit einem Festtagsschmaus zu beeindrucken, hatte er alle nötigen Zutaten vorbestellt und eingekauft. Nur hatte er die Rechnung nicht mit dem Federvieh von einer Ente gemacht. Oder, um genauer zu sein, mit den vier Keulen, die er beim örtlichen Feinkosthandel für eine horrende Summe erstanden hatte. War ja schließlich Weihnachten, da kostete so etwas gut und gerne mal das Doppelte. Und eben jene hochpreisige Stücke Wildgeflügel wollten einfach nicht so werden, wie es Victor gerne hätte. Und das Ganze war ja neben dem Fleisch auch immer noch die Grundlage für die Sauce.
 

Der Rotkohl war ihm ebenfalls einmal angebrannt, weil er gedacht hatte, er könne nebenbei noch ein Manuskript lesen. Es war ein Fantasyroman mit Waldgeistern, Mutter Erde, Dämonen und ein Mädchen, dass versucht, eine Katastrophe abzuwenden. Dazu wurde das Ganze mit 30 Holzschnitten illustriert. Holzschnitte. Wer machte heutzutage so etwas? Victor war direkt fasziniert gewesen. Und auch, wenn er noch nicht wirklich weit war, gefiel ihm die Idee doch recht gut. Zumindest, bis das Manuskript schuld am Rotkohl-Desaster wurde. Notgedrungen bat er Yurio, ihm noch einmal Rotkohl und Cranberrys vom Supermarkt zu holen. Victor hatte die Vermutung, dass nur zwei Gründe dafür gesorgt haben, dass er nicht rummaulte. Der erste Grund war, dass heute Victors Geburtstag war. Nicht, dass das eine große Sache zwischen ihnen gewesen wäre, aber dennoch. Grund zwei war, dass Yurio heilfroh war, dieses Weihnachten kein Seledka pod schuboi essen zu müssen. Victor selbst hatte nicht wirklich was gegen den russischen Matjessalat einzuwenden, aber er wusste, dass es jedes Jahr für Yurio eine Qual war.
 

Dieses Jahr war das erste Weihnachten, welches sie nicht mit ihrer Tante feiern würden. Zwar würden Yurio und sein Onkel zwischen die Jahre zu ihr fahren, aber Victor konnte sich rausreden, da er ja bald mit Yūri Richtung Japan aufbrechen würde. Außerdem wusste Yakov ja nur zu gut, wie das letzte Treffen zwischen den beiden gelaufen war. Vermutlich war Victor noch nicht einmal willkommen. Gleichzeitig wurde ihm warm ums Herz, als er sich an Yūris Schilderung erinnerte, wie glücklich seine Mutter gewirkt hatte, als Yūri von Victor erzählt hatte. Es schien zumindest so, dass Yūri von seiner Familie volle Rückendeckung bekam. Victor wollte nicht schuld an einem Bruch zwischen Yūri und seiner Familie sein. Hätte er noch eine richtige Familie, würde er das wahrscheinlich auch nicht für sich selbst wollen. Manchmal war es schon schwer, ein wenig aus dem Weltbild starrsinniger Idioten zu fallen. Er wünschte sich mehr Toleranz und Lockerheit. Vielleicht würde er irgendwann einmal eine Welt erleben, in der einem nicht immer direkt das Schlimmste unterstellt wurde und man einfach einen offenen Dialog führen konnte. Victor glaubte nicht daran. Zumindest noch nicht. Doch auch vor kurzem ist ihm aufgefallen, dass er, seit er Yūri kannte, optimistischer wurde. Nicht viel, aber ein kleines bisschen. Er stellte sich vor, was vielleicht 10 Jahre Beziehung mit Yūri aus ihm machen würde. War er dann vielleicht auch so ein unverbesserlicher Optimist, der in allem und jedem das Gute sah? Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
 

Ein dumpfer Knall riss ihn aus seinen Gedanken. Links neben ihm stand Yurio, der einen Rotkohl und eine Tüte Cranberrys auf die Abtropfunterlage der Spüle knallte. „Nur alte Opas essen Rotkohl“, grummelte er dann nun doch. Victor hob eine Augenbraue, sein Lächeln hatte sein Gesicht nur kurz vor Schreck verlassen. „Ach, kein Problem. Ich kann dir noch schnell Matjessalat machen“, bot er süffisant an, während Yurio bereits aus der Küche verschwand. „Igitt“, hörte er nur und meinte, zu sehen wie er sich vor Ekel schüttelte.
 


 

Ein sichtlich mürrischer Yurio öffnete ihm die Tür. Noch bevor er ganz über die Türschwelle getreten war, fragte er: „Pizza oder indisch?“ Yūri zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Er hatte sich eine weihnachtlichere Begrüßung vorgestellt. „Nichts da, Yurio! Das Essen wird ganz prima!“, hörte er aus der Küche Victor rufen. Er klang gestresst und Yūri war sich nicht sicher, ob er sich verhört hatte oder ob noch ein leises „Glaube ich zumindest“ hinterherkam. Er stellte seine Tüte mit vier Geschenken unter der Garderobe ab und zog seinen Mantel aus. Auch für die kurze Distanz war es aktuell zu kalt, um ohne anständige Jacke vor die Tür zu gehen. Er gestand sich nur ungern selbst ein, dass er bereits mehrfach panisch die Wettervorhersagen studiert hatte, um sicherzugehen, dass der Flug nicht doch wegen einer Kältewelle storniert werden würde. Es sah aber gut aus und er beschloss, einfach mal optimistisch zu sein.
 

Nachdem er auch die Schuhe ausgezogen hatte, ging er in die Küche. „Frohe Weihnachten, Vitya“, sagte er, sobald Victor ihn ansah. Victors Miene hellte sich sofort auf und er stellte die Pfanne ab, in der er gerade irgendetwas am Schwenken gewesen war. „Frohe Weihnachten, Любимый“, sagte er und kam näher, um ihn zu küssen. So stellte er sich eine weihnachtliche Begrüßung vor. Obwohl er natürlich eine solche Zuneigungsbekundung nicht von Yurio wollte. Aber ein ‚Frohe Weihnachten‘ wäre schon nett gewesen. Als hätte er seine Gedanken gelesen, meinte Victor lachend: „Ich weiß, Yurio ist mehr ein Grinch, seit er viele Jahre von unserer Tante gezwungen wurde, beim Krippenspiel mitzumachen, aber eigentlich mag er Weihnachten gerne.“ Yurio und Krippenspiel? Das konnte sich Yūri kaum vorstellen. „Ich musste den verschissenen Ochsen spielen“, kam es vom Sofa und Victor lachte. „Du warst der süßeste Ochse in der Geschichte der Krippenspiele! Aber ich glaube, dein Trauma kommt eher von dem einen Mal, als du den Engel spielen solltest“, gab Victor zurück und erntete nur ein Schnauben. „Diese Rolle verdrängt er noch lieber, als die mit dem Ochsen“, erklärte Victor zu Yūri gewandt.
 

Manchmal fühle sich Yūri ein wenig außen vorgelassen, wenn Victor und Yurio sich wegen alten Geschichten stichelten. Aber irgendwann fand Victor immer die Gelegenheit zu erklären, was da vorgefallen war und das machte es für ihn einfacher. Das Gefühl konnte er dennoch nicht ganz abschalten. Vielleicht, je mehr Zeit sie miteinander verbrachten. So etwas konnte man bestimmt lernen, sich dran gewöhnen oder ab einem bestimmten Zeitpunkt die wichtigsten Geschichten kennen, sodass man sogar ein bisschen mitmachen konnte. Es half zu wissen, dass die beiden es natürlich nicht absichtlich machten. Doch er wollte daran denken, dass er solche Situationen in Japan vermeidet. Victor würde vermutlich schon genug durch die Sprachbarriere zu kämpfen haben und dann würde seine Familie sicherlich vieles wissen wollen. Wenn Victor ihm schon so ein Geschenk machte und vorgab, so mehr über ihn erfahren zu wollen, musste er dafür sorgen, dass er sich wohlfühlte.
 

Victor war recht stolz auf sich. Das Essen war nicht nur „überraschend genießbar“, wie es Yurio ausgedrückt hatte, sondern es schmeckte eigentlich richtig gut. Natürlich war es mit Sicherheit nicht vergleichbar mit der Ente, die sie im Chartreuse Kitchen & Cocktails servierten, aber er war zufrieden. Und auch Yūri schien es zu schmecken. Sofort kehrte etwas vom Unbehagen zurück. Während er noch am Kochen gewesen war und Yurio und Yūri Geschenke unter den Weihnachtsbaum gelegt hatten, war ihm klar geworden, dass er Yūri nie erzählt hatte, wann er Geburtstag hatte. Es war auch nie wirklich das Thema aufgekommen, so lange waren sie ja auch noch nicht zusammen. Zusätzlich gab es da auch noch einen Punkt, weswegen ihm das auch irgendwie gar nicht in den Sinn gekommen war: Er hatte seinen Geburtstag nie wirklich gefeiert. Erst als er Chris kennengelernt hatte, hatten sie nach Weihnachten seinen Geburtstag nachgefeiert. Aber Weihnachten war für seine Tante das Fest des Herrn. Victors Geburtstag am gleichen Tag zu feiern, war für sie immer fast Blasphemie gleichgekommen. Meist hat ihm nach den Feiertagen sein Onkel Yakov verstohlen ein Geschenk überreicht und leise „Alles gute nachträglich zum Geburtstag, Vitya“, gesagt. Das war alles, was er für seinen Geburtstag erwarten konnte.
 

Aber nun nagte langsam das schlechte Gewissen an ihm. Er hätte Yūri etwas sagen sollen. Und so betete er inständig an alle Gottheiten, die heute wohl trotz Weihnachten eine Stoßgebet-Sonderschicht einlegen mochten, dass Yūri es nicht irgendwie durch einen blöden Zufall mitbekommen würde. Er würde es ihm heute Abend beichten, wenn sie alleine waren. Tief durchatmend rang er die Gedanken nieder und versuchte sich an dem Gespräch zwischen Yūri und Yurio zu beteiligen. Allerdings wusste er nicht wirklich, was über Weihnachten in der Stadt ‚abging‘, wie es Yurio ausdrückte. Er war ja die meiste Zeit über Weihnachten gar nicht in der Stadt gewesen. Dennoch war es schön und lenkte ihn ab, wie die beiden darüber redeten, welche Ecken man meiden sollte (Yurio: „Der ganze Weihnachtskitsch in der Mall geht mir auf die Nerven“) oder unbedingt anschauen sollte (Yūri: „Am ersten Weihnachtsfeiertag gibt es immer ein Event im McShane’s Irish Pub.). Zumindest konnte Victor beisteuern, dass über die Feiertage die Batch Brewing Company meist brechend gefüllt war. Zumindest hörte er seit 3 Jahren von Emil vor Weihnachten immer, wie schwierig es war, dort noch Plätze zu finden.
 

Victor verstaute gerade die Reste fein säuberlich in Plastikdosen, ließ die Deckel aber noch offen, damit Ente, Sauce, Rotkohl und Beilagen noch in Ruhe kühl werden konnten. Victor hatte den Zwang, nach dem Kochen aufzuräumen. Er vermutete, weil er so im Haus seiner Tante einem Teil der unangenehmen Gespräche aus dem Weg gehen konnte. Yurio hatte zwar mit den Augen gerollt, aber Victor vermutete, dass er ihm keinen Stress machen würde. Immerhin wollte er nicht zugeben, dass er sich wie ein kleines Kind auf seine Weihnachtsgeschenke freute. Dabei war auch Victor sehr neugierig darauf, was er zu seinem Weihnachtsgeschenk sagte. Er hätte niemals gedacht, dass er sich für ein neues Handy über zwei Stunden in eine Warteschlange stellen würde. Aber da Yurio nun seit gut einem Monat mit kaputtem Display durch die Gegend lief, war er froh über diese Idee gewesen.
 

Yurios Reaktion fiel auch mindestens so überrascht aus, wie er sich erhofft hatte. Ganz vorsichtig hatte er die Verpackung fest in der Hand und blickte mehrfach zwischen dem kleinen Karton und Victor hin und her. Die pure Ungläubigkeit in den Augen. „Du hast… Also… Hast du…? Nicht…“, stammelte er völlig perplex und starrte wieder den Karton an, als könnte er sich jeden Moment in Luft auflösen. „Ach, das ist nur die Umverpackung. Darin ist eine neue Schaufel für das Katzenklo drin“, frotzelte Victor. Er konnte es einfach nicht lassen, auf Yurios Reaktion herumzureiten. Sein Geschenk für Yurio kam gleich nach der neuen Catnip-Maus für Potya und einem großen Knochen für Makkachin, die Yūri für die beiden mitgebracht hatte. Yurio hatte nichts gesagt, aber Victor konnte sehen, dass diese Geste Yūri bei ihm einige Sympathiepunkte eingebracht hatte.
 

Bevor Yurio nun sein neues Handy auspackte, griff dieser nach einem großen Paket und hielt es Victor wortlos hin. Misstrauisch betastete er den Inhalt durch das eisblaue Geschenkpapier mit Pinguinen und Schneemännern drauf. Niemals hatte er das selbst eingepackt. Der Inhalt gab nach, war aber dennoch nicht leicht. Kurze Zeit später gab er auf und zerriss das Papier. Zum Vorschein kam eine neue Aktentasche aus schwarzem, angerautem Leder. Sie gefiel Victor so gut, dass er nicht ausschließen konnte, dass er sie, wenn er sie in einem Laden gesehen hätte, aus einem Impuls heraus gekauft hätte. „Wow. Danke“, Victor war sprachlos und strich über das Leder. Ein Blick in Yurios Gesicht verriet, dass er die Reaktion richtig deuten konnte. Doch bevor Victor ansetzen konnte, dass das zu viel sei, fühlte Yurio sich wohl genötigt, zu erklären: „Ich habe ein bisschen dafür gejobbt. Dann siehst du nicht mehr so Oberlehrerhaft mit deiner alten Tasche aus… Und du hast mich hier aufgenommen, fütterst mich durch und du willst mich heute auch an so einem besonderen Tag hier haben… Ich weiß das zu schätzen. Und mir ist erst einmal richtig aufgefallen, dass ich dir immer nur was zu Weihnachten geschenkt habe. Ich an deiner Stelle wäre ziemlich angepisst“, beendete er seinen ungewöhnlich langen Monolog und Victor meinte, ein bisschen Röte im Gesicht zu erkennen.
 

Gleichzeitig klopfte ihm das Herz bis zum Hals, denn er befürchtete jeden Moment, dass Yurio sein Vorhaben zunichtemachte. Doch es kam nichts mehr. Yūri schien das als seinen Einsatz zu sehen, denn er verkündete: „Natürlich habe ich auch für euch Weihnachtsgeschenke!“ Dabei holte er zwei Geschenke unter dem Baum hervor. Yurio blinzelte auf das kleine Päckchen und blickte dann stirnrunzelnd Victor an. „Er weiß es nicht, oder?“, fragte er und schien Victors Blick sofort deuten zu können, denn er sprang blitzschnell auf. „Danke! Ich… ähm… gehe zu Beka. Der ist heute ganz alleine. Ich nehme von der Ente mit“, er überschlug sich fast beim Sprechen und war so schnell aus der Tür draußen, dass sich Victor nicht gewundert hätte, wenn er eine Spur Bratensauce auf dem Weg zur Tür gefunden hätte. Dann blickte er in das verwirrte Gesicht von Yūri und wusste, jetzt musste er sich erklären. Er atmete tief durch.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kurze Anmerkung: Ein Fantasyroman mit Waldgeistern, Mutter Erde, Dämonen, einem Mädchen und Holzschnitten? Klingt verrückt, oder? Das Buch habe ich tatsächlich gerade gelesen, während dieser Abschnitt entstand (das war vermutlich irgendwann im Februar rum). Mittlerweile habe ich es natürlich fertig und fand es sehr gut. Falls es dich interessiert: Erik von Brimbam und die blauen Feuer: Ein Mädchen rettet ihren Wald von Tobin Santosha Hecker. Leider nur bei Amazon erhältlich. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Schwefel
2021-09-07T20:38:28+00:00 07.09.2021 22:38
Freut mich, dass du wieder da bist :D bin tatsächlich gar nicht mehr so aktiv auf Animexx aber mir schwebte seit ein paar Tagen deine Fanfic wieder im Kopf rum und dann sehe ich mit Freude, dass du auch wieder da bist! 🎉 Als hätte ich es gewusst! Muss mir allerdings vor dem aktuellen Kapitel nochmal die Zeit nehmen, komplett von Vorne anzufangen. Das steigert die Vorfreude und ich bin einfach wieder komplett im Film (ich könnte es 1000 mal lesen und es wird doch nie langweilig) :D Dauert leider noch etwas, da ich im Moment viel auf der Palette habe, aber das kann ich mir nicht nehmen lassen!

Echt schön, dass du wieder da bist! Und Dinge wieder anzufangen ist unglaublich schwierig, wenn sie mal ne Weile gerührt haben. Deshalb umso schöner, dass du es wieder her geschafft hast :) Ich hoffe, bei dir sind alle soweit gesund und munter 💜
Von:  Lexischlumpf183
2021-08-22T18:00:48+00:00 22.08.2021 20:00
Hi, freut mich unglaublich dass du weitermachst und das ein neues Kapi da is, 😍😁 ich kann verstehen das man in diesen Zeit einige Durchhänger hat und jeder hat ja auch noch ein Leben, welches weitergeht also ich freu mich unglaublich das es weitergeht und bin sehr gespannt wie das "Geständnis" aufgenommen wird und natürlich wie der Japan Urlaub verläuft. 👍😄 ich wünsche dir natürlich auch viel Gesundheit und Motivation für die Story, bis bald 🙋🏻😁😁


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