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It's about to be legendary

Von Legenden und Helden
von
Koautor:  rotes_pluesch

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Der Überfall

Aaron

Schnell und grummelig tippte Aaron mit den Fingern gegen die Scheibe der königlichen Kutsche, in welcher er sich gerade befand. Widerwillig! - wollte er betonen. Mit seiner zweiten Hand stützte er seinen Kopf auf seine Hand auf und starrte stur nach draußen. Den Anblick des Waldes, durch den sie gerade fuhren, hätte Aaron gewiss in jeder anderen Situation genossen, aber momentan war ihm so gar nicht nach guter Laune zumute. Da half es auch überhaupt nicht, das Bedienstete seines Vaters mit in der Kutsche saßen und die ganze Zeit auf ihn einredeten, wie glücklich er sich doch schätzen könne und dass das alles ja nur zu seinem Wohl und zum Wohl des gesamten Landes wäre. Dabei waren diese Männer nichts anderes als Aufpasser, die den Auftrag hatten dafür zu sorgen, das Aaron auch wirklich am Ziel ankommen würde. Oft genug hatte er sich nun vor Fahrten wie dieser gedrückt, immer erfolgreich, doch dieses Mal hatte es kein Entkommen gegeben. Die tieferen Pläne seines Vaters waren ihm zum Teil bewusst, allerdings entging ihm das ganze Ausmaß dieser Ereignisse.

Schwer seufzend wandte Aaron sich komplett von seinem Gefolge ab und versuchte deren Stimmen auszublenden, während sie weiterhin auf ihn einredeten. Sie konnten noch so schöne Worte für die Frau finden, zu der er unterwegs war und die sein Eheweib werden sollte, er befand keines als wirklich beruhigend. Was war denn falsch daran, lieber wie andere Menschen auch durch das Land reisen, die Welt kennenlernen und sich viel Wissen aneignen zu wollen, bevor man sich derartig an einen anderen Menschen band? Zumal Aaron diese Frau noch nie gesehen hatte und doch schon jetzt keine sonderlich guten Gerüchte über ihr Wesen gehört hatte. Der junge Prinz schloss seine Augen und lehnte seine Stirn gegen die Scheibe. Aus dieser Nummer kam er anscheinend wirklich nicht mehr raus.

Plötzlich hielt die Kutsche mit einem harten Ruck an und Aaron wurde vom Platz gerissen. Genau wie die anderen Insassen der Kutsche lag er nun am Boden und fragte sich noch, was denn los war, da wurde die Kutschentür kraftvoll aufgerissen und große Hände griffen in den Innenraum. Zwei von ihnen packten Aaron im Haar und am Kragen seines weißen Hemdes, das zu Tarnzwecken nicht königlich anmutete, und zerrten ihn sehr grob heraus, nur um ihn draußen erneut auf den Boden zu befördern. Aaron schaute auf und erblickte ein Stück entfernt den Kutscher im Staub des Sandweges liegen, um ihn herum eine große Blutlache. Erschrocken schaute er dann zu den Angreifern, die gerade dabei waren, die anderen Bediensteten hervor zu zerren, dabei wüste Worte schrien und jedem drohten mit einem Messer die Kehlen aufzuschneiden, der versuchen würde, etwas in ihren Augen Dummes zu tun.

"Stop! Wir sind nur auf der Durchreise und haben nichts von Wert bei uns", versuchte Aaron sich und die anderen zu verteidigen, weshalb er sich nun auch aufrappelte und sich den angreifenden Männern entgegen stellte. Diese fanden das anscheinend gar nicht lustig, denn sie schlugen den Prinzen kurzerhand wieder zu Boden und packten ihn dann einfach sofort wieder an den Haaren, ohne etwas geantwortet zu haben. Dann schliffen sie ihn teilweise an den Haaren, teilweise an seiner Kleidung über den sandigen Boden tiefer in den Wald hinein. Weiß Gott, was die sich davon versprachen. Aaron versuchte die ganze Zeit die starken Hände von sich zu ziehen, versuchte um sich zu schlagen und zu treten, rief dabei quer durch den halben Wald nach Hilfe, auch obwohl er sich bewusst war, das ihn hier wohl kaum jemand hören würde. Außer vielleicht noch mehr Räuber, war dieser Wald doch verschrien, von Kriminellen nur so zu wimmeln. Allerdings war dies das erste Mal, dass Aaron wirklich in deren dunklen Machenschaften verwickelt wurde. Auf diese Erfahrung hätte er allerdings auch sehr getrost verzichten können.
 

Merthin

Merthin hörte das Zwitschern der Goldammer und antwortete mit dem Laut des Zaunkönigs. Alles war in Ordnung, niemand hatte bisher etwas oder besser: jemanden bemerkt. Sie gingen nun schon seit einigen Stunden versetzt durch den Wald. Schon im Morgengrauen waren sie aufgebrochen, als der Tross noch nicht einmal komplett aufgewacht war. Sie hatten sich bewaffnet und waren zu sechst losgezogen. Merthin mochte das eigentlich. Er mochte seine Getreuen, auf die er sich verlassen konnte, wie auf kaum jemanden sonst. Er mochte es, alleine durch den Wald zu streifen, er mochte die Anspannung und gleichzeitige Stille, die das mit sich brachte. Er hasste nur das frühe Aufstehen und er merkte jetzt, dass er müde war. Bald war Mittag. Die Sonne stand schon hoch und dann würden sie eine Rast machen. In diesen Wäldern mussten sie aufpassen. Mit vielen Wegelagerern und Banden hatten sie Abkommen und konnten für ein ungestörtes Passieren bezahlen. In diesem Teil jedoch nicht. Die Brüder Witschnost waren dumme, einfältige und vor allem gewaltbereite Grobiane, deren Maul größer war als ihr Verstand. Sie standen auf dem Kriegsfuß mit ihnen – zumindest hatten die Brüder und ihre Taugenichtse ihnen übel mitgespielt, als sie zuletzt vor etwa einem Jahr passieren wollten. Nun, sie konnten sich wehren und hatten sich verteidigt. An einem Gespräch waren die Brüder damals nicht interessiert gewesen – und sie würden es heute vermutlich auch nicht sein. Besser wäre es damals gewesen, sie hätten damals alle erwischt, aber der Rest der Bande waren entkommen und machten weiterhin viel Ärger hier im Wald. Vermutlich würden sie sich freuen, wenn sie die Chance witterten, sich zu rächen. Umso wichtiger war es, dass Kyle, Jenna, Monty, Mark, Raven und er aufmerksam waren und nichts übersahen.

Schier lautlos bahnte sich Merthin den Weg durch das Unterholz. Hier ging es darum, zu sehen, bevor man gesehen wurde. Die Geräusche des Waldes umgab ihn, von den anderen erhielt er nur Nachricht, wenn sie Tiere imitierten. Es war eine eingeübte Reihenfolge von einigen Lauten. Sie hatten sie ausgemacht, eingeübt und konnten sich darauf verlassen. Wenn jemand nicht antwortete oder bestimmte Laute zu hören waren, dann waren die anderen gewarnt. Merthin hörte weiter vorn einen Vogel auffliegen und runzelte die Stirn, dann erklang schon Montys Eichelhäher. Zügig aber ebenso lautlos ging er schneller, hielt sich links und bald darauf waren sie alle beieinander. Monty deutete nach vorne, dann nach oben und noch in andere Richtungen. Sie folgten seinen Weisungen und sahen die Wegelagerer nur zu deutlich, die so gebannt auf den Weg starrten, dass sie unbemerkt blieben. Merthin runzelte die Stirn. „Pflücken wir sie von den Bäumen?“, hörte er Raven und er blickte die Schwarzhaarige einen Moment überlegend an, bevor er den Kopf schüttelte. „Sie warten auf etwas – aber wir können es nicht sein. Lasst uns abwarten…“ Mark legte den Finger auf die Lippen und deutete ans Ohr – alle lauschten: etliche Pferde… Schwere Rüstung… Kutsche… hohes Tempo; Merthin deutete den anderen, was sie machen sollten und in gewohnter Weise trennten sich ihre Wege. Sie wussten, was sie zu tun hatten und Merthin wusste, dass er sich auf seine Leute verlassen konnte. Sie würden zunächst sehen, wer da kam und dann entscheiden, was sie tun würden…

Und dann ging es doch schneller als erwartet. Die Brüder Witschnost waren gut vorbereitet. Mit einem schwingenden Baumstamm trennten sie die Kutsche von dem Gespann, während die Vorhut an Reitern bereits von zweien vom Pferd geholt und kalt gemacht worden waren. Nun war die Nachhut an der Reihe und Merthin und den anderen blieb nur das Zusehen, wie die Männer auf die Kutsche zugingen. Offenbar war die Kutsche aus einer höheren Standesschicht. Vielleicht Händler oder Diplomaten? Die Männer, die in der Kutsche saßen, wurden herausgezogen und tatsächlich schien es sich hier eher um Diplomaten oder Unterhändler zu handeln, denn viel Wertgegenstände schienen sie nicht dabei zu haben. Lediglich eine Kutsche mit Gepäck und womöglich Waren war noch im Tross enthalten… Sicher würden die Hohlköpfe die Reisenden gefangen nehmen, um sie entweder als Sklaven zu verkaufen oder aber um Lösegeld zu erpressen. Merthin hörte einen Pfiff, während er zusah, wie einer der Männer aufstand und sich den groben Brüdern entgegen zu stellen versuchte. Ehrenhaft, aber unklug, wie der Kiefer des Mannes sicher auch gerade feststellte, als er wieder zu Boden geschickt wurde. Merthin blickte hinüber zu Jenna, die Zeichen machte, die klar waren. Eigentlich war das hier die beste Gelegenheit, ihre eigenen Leute davor zu bewahren, selbst später angegriffen zu werden. Wenn die Bande Beute machte, würden sie sie vermutlich in Ruhe lassen, aber besser wäre es, sich der Brüder gänzlich zu entledigen.

Jenna zeigte auf den jüngeren der Brüder, der sich mit dem Märtyrer in Richtung Wald aufgemacht hatte. Die anderen hatten bereits die Kutsche, die Wachen und alles andere durchsucht, die Pferde gepackt und waren verschwunden. Nur der ältere der Brüder war noch damit beschäftigt, abzuwägen, welchen der Gefangenen sie gebrauchen konnten. Er musterte sie, bis einer versuchte sich zu wehren und für seinen Vorwitz mit dem Tode bestraft wurde. Merthin überblickte die Szene und deutete auf den Älteren, der offenbar doch kein Interesse an Gefangenen hatte – zumindest nicht an diesen. Jenna hatte die Armbrust im Anschlag und schoss – der große, bösartige Mann ging in die Knie, bevor er zum tödlichen Schlag ausholen konnte. „Wir nehmen keinen auf“, wies Merthin Raven an, die nachsehen wollte, wer noch lebte und dann stehen blieb. „Aber wir müssen den Jüngeren auch schnappen – sonst haben wir ein größeres Problem als vorher…“ Wo Monty recht hatte, ….

Merthin nickte Monty zu. Gemeinsam spurteten sie los, dem Mann hinterher, der mit seinem Gefangenen vermutlich zum Lager unterwegs war. Sie hatten nicht viel Zeit, bevor jemand merken könnte, dass etwas nicht stimmte. Die anderen würden den anderen Bruder zunächst einmal verstecken, damit eventuelle Rückkehrer nicht gleich sahen, was geschehen war. Sie mussten ordentlich Tempo aufnehmen, um den anderen wieder ins Blickfeld zu bekommen. Allerdings half ihnen der zeternde Mann, der in dem erbarmungslosen Griff des Hünen gefangen war. Schweigend sprachen sie sich ab und näherten sich ihrem Opfer aus verschiedenen Richtungen. Dann ging alles recht schnell. Noch bevor der jüngere Bruder merkte, was los war, hatte Merthin ihn angegriffen. Der Mann hob zwar noch sein Schwert, aber da war Merthin in geschmeidiger Bewegung bereits zu nah an ihm dran, nach oben gesprungen und hatte ihm seinen Dolch in den Hals gerammt. Die Erkenntnis, die im Blick des Mannes aufkam, der nun in die Knie sank, seine Hände an den Hals pressend, als könne er das unausweichliche verhindern, war wie eine groteske Maske auf dem hässlichen Gesicht. Er hustete, spukte Blut und kippte dann zur Seite. Monty und er packten ihn, bevor er zu Boden ging, und schleiften den leblosen Körper ins Gebüsch, damit er nicht so schnell entdeckt werden konnte. Dann drehte sich Merthin um und machte sich daran, die gröbsten Spuren zu verwischen – bis sein Blick auf den Gefangenen fiel. Einen Moment hielt er inne und blickte in das Blau der Augen, die ihn mit einer Mischung aus Furcht? Erschrecken? Freude? ansahen. Es war ein wenig seltsam. Fast schien es ihm, als kenne er den Mann schon lange. Aber er konnte sich nicht entsinnen, ihn schon gesehen zu haben. Und doch schien ihm, als würden sie sich kennen. „Was machen wir mit ihm?“, hörte er Monty nun neben sich, was ihn aus einem regungslosen Moment herausriss und den Blick abwenden ließ. Merthin spürte, dass seine Zeichen brannten. Ein solcher Kampf ging nicht ganz spurlos an ihm vorüber. Unwillkürlich rutschte er sein Hemd zurecht, damit die Tätowierung am Hals nicht sichtbar sein würde, die sicher dunkelrot leuchtete. „Wir nehmen niemanden mit…“, antwortete er knapp und drehte sich, um zu gehen.
 

Aaron

Über seine eigenen Rufe hörte Aaron noch ganz genau das Chaos, was noch am Orte des Überfalls herrschte. Ruhelose und verängstigte Pferde waren zu hören, wie sie auf den Boden trampelten mit ihren Hufen und verängstigt wieherten. Männer riefen durcheinander, wovon das Meiste die Räuber von sich gaben, da sie bereits viele der königlichen Gefolgsleute zum Schweigen gebracht hatten. Leider war auch das nicht zu überhören, achteten die Barbaren doch nicht immer darauf, ihre Opfer gezielt zu töten, sondern hatten teilweise noch ihren Spaß dabei zuzuschauen, wie langsam das Leben aus den Leuten wich. Wie das für einige eine solche Faszination ausüben konnte, verstand Aaron so gar nicht. Warum stach man ihn nicht auch einfach ab und ersparte ihm diese Tortur noch durch den Wald geschliffen zu werden? Zumindest pumpte sein Herz vor Angst so schnell, dass das Adrenalin ordentlich durch seinen Körper schoß, sodass er den Schmerz im Gesicht durch den Schlag eben und das Ziehen an seinen Haaren nur nebensächlich merkte.

Fieberhaft war auch Aaron selbst am überlegen, wie er sich vielleicht noch selbst aus dieser Lage würde befreien können, aber der Griff dieses ungehobelten Wilden war so eisern, das es einfach kein Entkommen gab. Aaron entkam sogar ein Fluchen, was zwar gegen seine gute Erziehung stand, aber in solchen Moment dachte Aaron daran so gar nicht mehr. Dieses edle Gehabe war sowieso nur eine Maske, die es aufzusetzen galt, wenn man mit anderen hochkultivierten Menschen sprach. Aber dieser dreckige Mann, der ihn hier über den Waldboden schliff und keine Notiz davon nahm, wenn Aaron gegen Steine und Baumwurzeln stieß, war alles andere als kultiviert.

Für Aaron absolut aus heiterem Himmel huschte ein fremder Mann heran und griff den gefährlichen Wilden mit nur einem kleinen Dolch an, war dabei aber dermaßen erfolgreich, dass wohl nichtmal dieser Barbar mitbekommen hatte, wer oder was ihn da getroffen hatte. Mit großen Augen hatte Aaron die Szene beobachtet und saß auch jetzt noch sehr perplex auf dem Waldboden und hatte seinen Blick erst auf das Blut am Boden gerichtet, schaute dann aber auf zu den beiden Fremden. Es war nicht nur die Tatsache, das Aaron nicht wirklich mit Hilfe gerechnet hätte, aber dass er gleich so kompetente Hilfe erhalten würde, war nochmal verwunderlicher. Wer waren diese Fremden? Sie schienen über gute Kampferfahrungen zu verfügen und scheuten nicht davor, ein Leben eines anderen zu nehmen. Ja, in diesem Fall war es Aarons Rettung gewesen, aber er kannte diese Leute nicht, kannte ihre Gründe nicht, warum sie den Entführer abgestochen und Aaron gerettet hatten. Aarons Gedanken wurden für einen Moment unterbrochen, nämlich als sein Blick direkt in die stechenden Augen seines Retters fiel. Dessen intensiver Blick hielt Aaron einen Augenblick gefangen. Er wirkte so wild und frei, gewiss war er niemand, der sich von anderen vorschreiben ließ, mit wem er seine Zeit verbringen sollte und wie er sich in Gegenwart anderer zu verhalten hatte. Kam da ein Hauch von Faszination auf? Ja, Aaron wollte das auch. Wollte auch mal seine Pflichten einfach nur abschütteln und genauso frei sein. Und wenn es nur ein Tag sein würde... bis er es zurück zum Schloß und Wohnsitz seiner Familie geschafft haben würde, würde eh der restliche Tag vergehen.

Auch Aarons Gedanken wurden unterbrochen, als plötzlich der zweite Mann zu sprechen begann und Aaron dadurch erstmal bewusst war, das er eben den Fremden die ganze Zeit in die Augen gestarrt hatte. Erst jetzt wendete auch Aaron seinen Blick ab und schaute erst wieder auf, als die Antwort des Mannes mit den bernsteinfarbenden Augen kam. Wie? Sie ließen ihn jetzt hier mitten im Wald ohne alles sitzen? Aarons Gefühl von Sicherheit verflog sofort und er sprang vom Boden auf. Mit einem großen Schritt folgte er seinem Retter und legte ihm von hinten eine Hand auf die Schulter, um ihn aufzuhalten. Dabei berührten seine Finger seine Haut am Hals, was ein sofortiges Stechen an genau der Stelle an Aarons Körper verursachte, wo sein Familienzeichen auf seiner Haut prankte. Erschrocken zog Aaron seine Hand zurück und presste sie sich schnell gegen die Seite. Dadurch verdeckte er zumindest das leicht bläuliche Glühen des Males, was sich allerdings bereits wieder abschwächte. Aaron bemerkte auch erst jetzt, dass dieser Mann etwas Dunkelrotes auf der Haut am Hals hatte, was er eben versehentlich berührt hatte. Hatte der Mann sich bei seiner Rettung eben doch ein bisschen verletzt? Oder war das Blut vom Hünen? Konnte alles sein... "Ehm..", kam es erst noch etwas überrascht von Aaron, da er noch etwas überrumpelt von der Reaktion seines Körpers auf diese Berührung war. Bereits jetzt war nichts mehr zu spüren, was war das gewesen? "Ihr braucht mich nicht mitnehmen, erlaubt mir nur, euch zu folgen", sprach Aaron nun, da er seine Selbstsicherheit wiedergefunden hatte. Ein kurzes, amüsiertes Lachen kam von dem Begleiter des blonden Mannes. "Ich bezweifle stark dass das möglich ist", sprach er und hatte damit vermutlich Recht. Die Gruppe um Aarons Retter kannte sich hier bestens aus und war gut zu Fuß, der Königssohn war zu selten hier und hatte nichtmal ein Reittier, die Gruppe wäre weg, bevor Aaron überhaupt bis drei zählen könnte. Aber der Brünette hatte keine andere Möglichkeit, er war allein und lief nur Gefahr erneut überfallen zu werden, wenn er hier einsam rumschlich. "Ich kenne den Weg nicht, lasst mich euch wenigstens bis zu den Stadtmauern folgen", bat Aaron nun etwas mehr und hörte im nächsten Moment ein sehr vertrautes Geräusch. Der zweite Mann hatte eben zwischen seine Finger gepfiffen und einen Vogellaut nachgeahmt, den Aaron nur als Prachtvogel identifizieren konnte.

Noch während Aarons Blick recht bewundernd zu diesem Mann gerichtet war, hüpfen noch mehr Leute aus den verschiedensten Richtungen von Bäumen herunter, kamen hinter Büschen hervor oder standen einfach plötzlich da. Nun doch wieder ein bisschen ängstlicher werdend begutachtete Aaron jeden von ihnen, versuchte nach außen hin aber seine Selbstsicherheit zu bewahren. Sie wussten ganz offensichtlich nicht, wer er war, und vielleicht war das auch ganz gut so.

Einer der Herbeigerufenen, ein groß gewachsener Mann mit tief schwarzem Haar, seufzte bei diesem Anblick. "Wir nehmen niemanden mit, vergessen?", sprach der Mann, als ob er mitbekommen hätte, was das Thema war, warum sie nun alle hier standen. "Nur so als Info, ein paar dieser Teufel laufen noch hier rum. Entscheidet euch bitte schnell!", kommentierte eine rothaarige Frau, die gar nicht wie die ganzen Frauen aussah, die Aaron aus den vielen Ballsälen kannte. Aber hier schien es gerade darum zu gehen, ob er mitgehen durfte oder nicht, da sollte er vielleicht mit seinen Gedanken bei der Sache bleiben. Mit einem kleinen Blick schaute er seinen Retter an. "Ich wäre ungern jetzt gerettet worden, nur um hinter dem nächsten Baum diesem Verdammten Gesellschaft zu leisten", fügte Aaron noch an. Ohne deren Hilfe würde er doch schneller tot neben dem Barbaren liegen, als er schauen könnte. Das mussten diese Leute doch auch einsehen!
 

Merthin

Sie nahmen nie jemanden mit, der ganz offenbar höheren Standes war. Und das musste dieser Mann sein, schließlich hatte er ordentlich Gefolgschaft dabeigehabt und eine ganze Kutsche voll mit Waren welcher Art auch immer. Und selbst wenn er nur ein Angestellter war, - aber so sprach er nicht - so war er doch mit einer Gesellschaftsschicht verbunden, die ihnen wenig Respekt entgegenbrachte und mit der sie selbst wenn nur geschäftlich verbunden waren. Daher würde es keine Diskussion geben. Merthin wusste das und ihm kam der Gedanke gar nicht, dem anderen zu helfen. Sicher war jener hier vermutlich nicht. Aber war das sein Problem? Er hatte ihm nicht geholfen, weil er ihm leid tat, sondern weil sie selbst sich dadurch eines großen Problems entledigen konnten…

Er hörte, wie der Braunhaarige mit diesen eisblauen Augen hinter ihm aufstand und schon im nächsten Augenblick spürte er eine Berührung an seiner Schulter an seinem Hals. War es die Wut darüber, dass jener glaubte, er könne ihn einfach berühren? War es noch das Adrenalin vom Kampf? Wie auch immer – er spürte deutlich, wie seine Male auf seiner Haut brannten und sicher glühendrot geworden waren. Und das war das Glück des anderen – und die Tatsache, dass jener ihn sofort wieder losgelassen hatte –, dass Merthin einen Moment innehielt und tief durchatmete, anstatt sich umzudrehen und dem Mann in seine Grenzen zu weisen. Jener schien etwas sagen zu wollen, während sich der Akrobat langsam umdrehte und ihn mit seinen Augen fixierte. Dass er wütend war, konnte man sehen. Er hasste es einfach, wenn man ihn ungefragt berührte! Und als der andere nun doch seinen Mund aufbrachte, schnaubte Merthin. Monty fand die passenden Worte. Ihm folgen? Dann könnten sie auch eine Wildschweinrotte mitnehmen. Zumindest sah der Kerl nicht aus, als wüsste er, wie man sich im Wald bewegte… Offenbar schien ihm das auch bewusst zu sein, denn nun versuchte er es mit Mitleid. Merthin hob die Augenbrauen und konzentrierte sich, seine Emotionen wieder in den Griff zu bekommen, um dieses Brennen endlich loszuwerden, während Monty die anderen zu ihnen rief.

Auch Kyle war der Meinung, dass sie keinen Ballast brauchten. „Ganz meine Rede!“, knurrte Merthin auf die Worte des Schwarzhaarigen. Und Jenna brachte auf den Punkt, was auch sein Gedanke war. Sie hatten keine Zeit für lange Diskussionen. Sie mussten den Weg sichern und brauchten eigentlich auch dringend mal eine Pause. Sicher ging für ihren Tross keine akute Gefahr mehr aus, so lange die Wegelagerer noch im Unklaren waren, was mit ihren feinen Anführern geschehen war. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie auch das wussten. Und dann wäre das Beste, sie wären bereits einige Meilen entfernt. Merthin hob die Augenbrauen, als er den Blick des anderen spürte und die Worte hörte. „Nur so zur Info“, knurrte er. „Es war kein Akt der Nächstenliebe, der dich gerettet hat. Es war reiner Eigennutz! Wir hatten mit den Brüdern Witschnost noch eine Rechnung offen. Und verdammt ist er nur gewesen, weil er in eurer ach so feinen Gesellschaft keine Platz gefunden hat – wobei ich seine Gräultaten nicht rechtfertigen möchte. Und ich habe herzlich wenig Mitleid mit jemanden, dessen feiner Hintern sich hier nicht zurecht findet. Dort unten ist der Weg!“ Er deutete in die Richtung. „Folge ihm und dann kommst du schon zu irgendeiner ‚Stadtmauer‘. Wir haben keine Möglichkeit, uns mit dir zu belasten…“ Winselt dieser Kerl doch, dass er nicht sterben mochte. Warum hatte er dann keine Waffe am Leib?! Sollte er jetzt noch seinen Gott verdammten Bodyguard mimen, oder was? Mertin atmete tief durch und hörte in diesem Moment etwas, was er lieber nicht hätte hören wollen… Er schloss die Augen und er merkte, wie sich auch die anderen regten. Das Geräusch war unverkennbar. „Wir haben uns hier viel zu lange aufgehalten“, knurrte Karl und Merthin blickte ihn kurz an. „Dann sollten wir zu ihnen gehen und sie zur Eile antreiben. Ein paar Meilen weiter sind wir in sicherem Gebiet. Bis dahin sollten wir es schaffen, bevor jemand von dem hier – er machte ein ausladende Geste – Wind bekommt.“ Die anderen nickten und liefen los. Ohne sich weiter um den Braunhaarigen zu scheren. Merthin blickte ihn an. „Scheint dein Glückstag zu sein“, sagte er zu ihm. „Wer bist du und woher kommst du?“ Zumindest das sollten sie abklären, bevor der Kerl sich ihnen anschließen würde. Denn nun hörte vermutlich auch er das Schnauben der Kutschenpferde, das Rattern der Räder, die Musik, die vermutlich Jamal wieder auf seiner Laute spielte, die Glöckchen von Darias Wagen und so manch andere Geräusche, die ihren Tross als den seinen verrieten. Doch zu einer Antwort kam es nicht. Die anderen, die am Weg unterhalb angekommen und bereits auf den Tross gewartet hatten, wechselten nun mit Caleb, der vorangeritten war, ein paar erklärende Worte. Der älteste Sohn blickte hoch zu ihm und winkte ihnen, so dass Merthin sich auf den Weg hinab begab.



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