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It's about to be legendary

Von Legenden und Helden
von
Koautor:  rotes_pluesch

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Der Feuerteufel

Aaron


 

Merthins Rufe waren untergegangen, da Aaron seine Version der Situation bereits im Kopf hatte und nicht davon ausging, dass Merthin eine andere Erklärung dafür hatte als die, die nunmal offensichtlich war. Aaron wollte sich keine Floskeln darüber anhören müssen, wollte davon am besten gar nichts mehr mitbekommen. Daher entging Aaron auch der hilflose Unterton in Merthins Stimme, welcher aber auch vom schlechten Gewissen herrühren könnte. Hoffentlich hatte Merthin wenigstens das...
 

Erst, als direkt vor Aaron der Holzwagen eines Händlers in eine Hauswand krachte, blieb dieser stehen. Mit großen Augen betrachtete er das zusammenfallende Holz des Hauses und auch des Wagens, als dieses durch die Wucht des Einschlages nachgab. Das Haus schien verlassen gewesen zu sein, doch was, wenn dies einem bewohnten Haus passieren würde? Aaron wandte sich um und erkannte da das Ausmaß des Unwetters, in dessen unmittelbarer Zone er sich hier befand. Der heftige Wind fegte Dinge durch die Gegend, machte sie zu gefährlichen Geschossen, wie den Wagen zuvor. Auch zog der Wind an Aarons nasser Kleidung, drückte ihn vom Weg ab und der Prinz musste sich ordentlich anstrengen, nicht genauso wie alles andere hilflos durch die Straßen geschubst zu werden. Schnell suchte Aaron Schutz hinter der nächstbesten Ecke unter einem Vorsprung. Noch immer mit Wut in sich biss er auf seine Lippe, sie waren zu spät. Das hier war es, was sie zu verhindern versucht hatten. Nun schien das Übel dieser Stadt die Kontrolle zu bekommen und Aaron hatte noch nicht einmal eine Ahnung davon, was der Auslöser dafür war. Warum musste Merthin auch ausgerechnet jetzt....? Warum konnte er nicht...? Wieso der und nicht Aaron...? Aaron fasste sich an die Brust, kniff die Augen zusammen und spürte in diesem Moment wieder Magie in sich aufsteigen. Sein Eis geriet in Unruhe und zuerst glaubte Aaron, dass dies von seiner eigenen Wut und Enttäuschung herrührte, doch da war mehr. Das vertraute Gefühl der Berührung mit Merthins Magie erschlich sich Zugang zu seinem Körper und Aaron ließ sich durchströmen, weil er es so vermisst hatte. Fest legte er seine Arme um sich, versuchte diese Wärme in sich zu behalten und sie nicht wieder gehen zu lassen. So, wie er Merthin würde loslassen müssen.

"Schicksal, Vereinigung", murmelte Aaron fast tonlos die Worte, die diese Magie auslöste und riss im nächsten Moment seine Augen auf. Sein Blick richtete sich automatisch in die Richtung, aus der er gekommen war, von wo er davon gerannt war, wo Merthin gewesen war. Merthin hatte ihn gerufen, nichts anderes konnte diese Magieempfindung bedeuten. Mit der Befürchtung, dass Merthin durch den Sturm in Schwierigkeiten geraten war, sprang Aaron sofort aus seinem Versteck hervor und lief so schnell der heftige Wind es zuließ zurück zu der Herberge, wo er Merthin zuletzt gesehen hatte. Egal, wie unmöglich sich Merthin benommen hatte, das war für den Moment vergessen, Aaron musste ihm helfen.

Aaron musste unterwegs vielen umher fliegenden Gegenständen ausweichen, hörte überall panisches Geschrei, was seine Sorge um Merthin nur weiter steigerte. Als er die Herberge erreichte, wurde das Gefühl von entarteter Magie immer stärker. War hier am Ende die Ursache dieser ganzen Katastrophe? Rauch stieg aus einem der Fenster, brannte es etwa? Sogleich sprintete Aaron zu eben diesem Fenster hin und erblickte hinter dem Rauch Merthin, welcher durch Rückwärtsschritte anscheinend versuchte Abstand zu eben jenem Mann zu bekommen, mit dem er eben noch hatte ins Hinterstübchen verschwinden wollen. Doch dieser Mann hatte sich verändert. Funken flogen um ihn herum, sprangen zu Merthin über, dessen eigene Feuermagie davon scheinbar angeheizt, angezogen wurde.

Ohne zu überlegen erhob Aaron seine Hand und richtete sie auf das Fenster, woraufhin die dicken Regentropfen, die vom Wind stetig gegen die Fensterscheibe geweht wurden, zu Hagel vereisten und das Glas des Fensters mit Leichtigkeit zerschlugen. Sofort wurden die Hagelkörner vom Wind auch ins Innere der Herberge geschleudert, trafen dabei den fremden Mann, welcher von der Aktion überrascht wurde. Sonderlich viel Schaden schienen die Eiskugeln allerdings nicht anzurichten, denn der Dämon schickte einen kleinen Feuerschwall Richtung Fenster, wobei er auch Energie von Merthin hinzunahm, die er ihm einfach durch ihre verbundenen Hände stahl. Eine rote Aura sammelte sich sichtbar um ihre Hände, sobald er Energie von Merthin nutzte. Sie verstärkte sein eigenes Feuer immens, obwohl Merthin seine Zustimmung dazu sicher nicht gegeben hatte. Sogleich schmolzen die Hagelkörner, wurden wieder zu Regentropfen, die in der Hitze verdampften. Aber wenigstens hatte es das Wesen kurz von Merthin abgelenkt. Der Blick des Feuerwesens glitt zum zerstörten Fenster, aber Aaron war nicht lange genug stehen geblieben, als dass er ihn hätte erblicken können.

Der Prinz war zum Eingang gerannt und stand wenig später im Flur, wollte sogleich zu Merthin hin, doch der Dämon war schneller. Mit einer raschen Bewegung hatte er sich in den Weg von Aaron gestellt und stieß ihm mit beiden Händen stark gegen den Oberkörper, wobei er Merthins Hand einfach als Hilfe nutzte. Aaron stolperte zurück, gab ein schmerzliches Stöhnen von sich, beugte sich ein Stück vor, während er sich an die Brust fasste. Allein diese kleine Berührung hatte ausgereicht, das Aaron das Gefühl hatte, seine Haut würde brennen. Wahrscheinlich war seine Haut nur deshalb bloß errötet und nicht verbrannt, da er noch vom Regen durchnässt war. Wer oder was war dieser Kerl bitte?!

"Ich dachte, du wärst schlau genug, dich nicht einzumischen, als du eben davon gerannt warst", knurrte der Feuerdämon und nutzte Aarons kurze Atemphase, um seine Feuermagie in der freien Hand zu konzentrieren, wobei glühende Funken kleine Brände auslösten, wo auch immer sie landeten. Als Aaron das mitbekam, sprang er schnell auf und flüchtete sich zur Seite, als an genau der Stelle, wo er eben noch gelegen hatte, Flammen aus dem Boden hochjagten. Erschrocken blickte Aaron die Flammen an, ehe sein Blick zu Merthin wanderte. Auch Marcuse schaute wieder zu Merthin, grinste ihn siegessicher an. Noch immer ließ er keinerlei Versuche des Blonden zu, ihre Verbindung an der Hand zu lösen. Je mehr Energie er sich von Merthin zog, desto schwieriger wurde es für diesen sich zu befreien. Marcuse sah den Unwillen bei Merthin, spürte aber auch den inneren Konflikt, da ein kleiner Teil des Blonden ihm folgen wollte. Und diesen kleinen Teil versuchte er nun anzusprechen, zu vergrößern, mächtiger zu machen. "Sieh nur!", begann Marcuse begeistert zu sagen und fasste mit seiner freien Hand fast schon sanft an Merthins Wange, hielt so sein Gesicht aber eisern fest, damit Merthin ihn anschauen musste. "Würdest du mir deine Kraft freiwillig zur Verfügung stellen, könnten wir alles und jeden in Brand stecken. Wer soll uns dann noch aufhalten?", sprach er weiter und lachte durchtrieben. Er deutete dann auf Aaron. "Ein Eismagier etwa? Bitte! Du denkst doch nicht, dass sein Eis auch nur Sekunden gegen unser Inferno standhalten könnte?!", spottete er um Merthin vor Augen zu führen, dass ein Bund mit Aaron keinen Sinn hatte. Feuer mit Feuer zu vereinen gab viel mehr Kraft! Fest packte Marcuse direkt im Anschluß seiner Worte an Merthins Zeichen am Unterarm, wollte ihn zwingen, mehr Energie mit der seinen zu vereinen. Dabei ließ er wieder Aaron außer Acht, der leise in sich hineingrummelte, weil dieser Dämon Merthin so nahe kam. Und weil er seine Kraft missbrauchte. Diese Fremdeinwirkung an Merthins Zeichen war auch für Aaron spürbar, dessen Unterarm deswegen heiß brannte. Der Prinz hätte es eher wissen müssen. Er hätte schon bei der Begegnung vorhin spüren müssen, das was mit dem Mann nicht stimmte.

"Lass Merthin los!", keifte Aaron den Dämon an, lief zu den beiden hin und fasste direkt auf ihre verbundenen Hände in der Hoffnung, die heiße Energie abkühlen zu können. Der Zusammenprall der drei Energien in diesem Moment löste einen Ruck aus, der alle drei beteiligten von den Füßen riss. Ähnlich wie bei ihrem Übungskampf mit Jenna, nur standen Aaron und Merthin da noch gefestigter zueinander, ihre kürzlich aufgebaute Distanz schützte sie nicht mehr vor der Auswirkung. Aaron rappelte sich wieder halb hoch, schaute zu Merthin, welcher endlich nicht mehr von Marcuse festgehalten wurde. Dieser war sofort wieder auf die Beine gesprungen, fast, als hätte ihn das ebenso wenig beeindruckt, aber so ganz stimmte das nicht. Er wurde wütend, dass es alles nicht so klappte wie er wollte. Zehn Jahre hatte er warten müssen, bis sich diese Chance erneut aufgetan hatte und jetzt wollte er auch, dass Merthin und seine Kraft sich ihm anschloßen. Alles andere wäre doch unlogisch und nicht akzeptabel!
 

Durch die durchnässte Kleidung und da sein Hemd beim Sturz ein Stück hoch gerutscht war, war das blaue Leuchten von Aarons Magie an dessen königlichem Symbol gut sichtbar. "Sieh an, was haben wir denn hier?", grinste Marcuse, als er das Leuchten entdeckte und hockte sich schnell auf Aarons Beine, um ihn am Aufstehen zu hindern. Dann fasste er mit der vollen Handfläche auf eben dieses Symbol, was sofort nicht nur oberflächlich auf Aarons Haut brannte, sondern das brennende Gefühl breitete sich innerlich aus, tat schließlich fast im ganzen Körper weh. Der Prinz verzog schmerzlich das Gesicht, versuchte aber keinen Laut zu machen, auch wenn ihm danach war. Mit seinen Händen versuchte Aaron den Feuerdämon von sich runter zu bekommen, bewegte seine Beine so gut er konnte, versuchte Marcuse dadurch von sich runter zu schubsen und so dem brennenden Gefühl zu entkommen, das einfach nicht aufhörte. "Schon bald sind wir wahre Könige, Merthin!", sprach der Dämon ein bisschen wahnsinnig geworden von der Macht, die er im Begriff war sich zu eigen zu machen. Mit Merthin zusammen und ohne zukünftigen König gehörte die Welt ihnen.
 

Merthin


 

Er musste sich von ihm befreien, irgendwie… Er musste ihre Verbindung trennen. Denn so sehr er das Gefühl hatte, dass seine magische Energie bis zum Bersten gesteigert war, so sehr hatte er auch das Gefühl, dass sich Marcuse seiner Magie bemächtigte, sie sich zu eigen machte. Und das würde in einer Katastrophe enden, in einem Inferno… Draußen tobte ein Sturm, der die Stadt in eine Katastrophe stürzte, wenn dann auch noch ihre Feuermagie außer Kontrolle geriet, entartete, dann wäre das der Supergau! Er erinnerte sich an die Worte ‚Unwetter‘, ‚Kontrolle‘ und ‚entarten‘, die ihnen die Schnippsel seiner Grandma gebracht hatten. Aber er erinnerte sich auch daran, dass die die Worte ‚Prüfung‘ und ‚Gefühl‘ gefunden hatten… War das hier ihre Prüfung? Dass sie zusammenhielten? Sich ihren Gefühlen stellten? War es das, was hier eigentlich von ihnen verlangt wurde? Konnte es sein, dass sie, weil ER nicht ehrlich zu sich war, das hier provoziert hatten? Dass er wegen seiner seine Gefühle negierenden Art das Unwetter heraufbeschworen hatte? War er dafür verantwortlich, dass es soweit kommen musste? Seit er Aaron von sich zurückwies war das Wetter umgeschlagen, hatte sich verschlechtert und verschlechtert… Hatte er nicht eben, als Aaron weggerannt war, den ersten Blitz gesehen, den ersten Donner gehört? Hing das miteinander zusammen? Mit seiner Blockade, die Marcuse vor vielen Jahren bei ihm errichtet hatte? Vielleicht… Doch Aaron war fort. Er hatte ihn von sich gestoßen und verletzt, ihn angelogen… Er würde nicht wiederkommen. Er hatte ihr Schicksal gebrochen, hatte versagt auf ganzer Linie.

Und diese Erkenntnis ließ etwas in ihm brechen, die Barrikade, die Gegenwehr und er spürte, wie mit einem Mal der Energiefluss zu Marcuse überging, wie jener aufflammte mit SEINER Energie. Er spürte, wie er selbst kraftloser wurde, gleichgültig. Aaron war weg… Was hatte das alles noch für einen Sinn?

Als das Fenster hinter ihm barst und Hagelkörner groß wie Wachteleier in den Raum eindrangen, war Merthin erst vollkommen perplex, unfähig etwas zu tun. War das Aaron? War er doch gekommen?

Der Hagel schmolz zwar innerhalb weniger Sekunden, weil Marcuses Energie viel zu mächtig war, aber Merthin spürte wieder den Willen in sich, sich zu wehren, spürte, dass er nicht länger mit Marcuse verbunden sein wollte. Aaron war hier, in seiner Nähe, war für ihn zurückgekommen… Doch seine Kraft reichte nicht, so sehr er auch versuchte, seine Hand von ihm zu lösen, so sehr hatte er das Gefühl, dass ihm diese Kraft, diese Energie direkt entzogen wurde. Marcuse war zu mächtig, mächtiger als er!

Und auch als der Dämon seine Magie gegen Aaron wandte und auf diesen losließ, schaffte er es nicht, es zu verhindern. Tränen der Wut und der Verzweiflung stiegen in Merthin auf, während er weiter versuchte, sich zu lösen. „Vorsicht!“, konnte er nur schreien, als er spürte, dass Marcuse Feuer auf seinen Partner loslassen wollte. Doch Aaron hatte ohnehin schon reagiert. Merthin hatte das Gefühl, immer schwächer und schwächer zu werden, immer weniger Kraft in seinem Körper zu haben. Und als Marcuse ihn zwang, ihn anzusehen, und ihm erkläte, wozu sie alles fähig waren, hatte er das Gefühl, als hätte er keinerlei Kontrolle mehr über diesen Körper. Sein Blick veränderte sich, seine Augen schienen schwarz zu werden. ‚Ich will das nicht!‘, wehrte sich eine leise Stimme in ihm, doch er war kraftlos, hilflos. ‚Ich will das nicht! Ich will das nicht! Lass mich los! Lass Aaron in Frieden! Nimm mich, aber lass ihn in Ruhe!‘ Aber er konnte sich nicht rühren…

Als er Aaron hörte, ging alles sehr schnell. Er wollte den Kopf zu diesem drehen, wollte ihn aufhalten, etwas Dummes zu tun. Aber schon im nächsten Augenblick spürte er, wie er von den Füßen gerissen wurde, nach hinten geschleudert wurde, wo er gegen die Wand prallte und kraftlos in sich zusammensackte. Er kämpfte damit, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Er versuchte, sich wieder aufzurichten, aber es gelang ihm nicht. Er hatte das Gefühl, dass selbst das Atmen ihm schwer fiel… Ein Schleier hing vor seinen Augen, als er aufblickte, um sich nach Aaron umzusehen. Dieser lag ebenfalls am Boden und … ja… leuchtete bläulich. Oder war das nur Einbildung? Dann sah er, dass Marcuse bereits wieder stand. Er spürte die Freude des anderen in sich, als er auf Aaron hinabblickte und sich auf ihn setzte. Merthin spürte, wie sein Körper schmerzte, als würde ein Teil von ihm zerrissen. Das durfte nicht sein! Er durfte sich nicht Aarons Magie bemächtigen! Niemals durfte er das zulassen!!! Merthin rappelte sich auf, wankte zu den anderen beiden Männern und griff nach einem Stuhl. Er hob ihn hoch und schleuderte ihn gegen Marcuse, der tatsächlich abrutschte, leicht von Aaron herunterrutschte. Der Stuhl fing Feuer und Merthin hechtete vor, ergriff diesen, bevor er auf Aaron hinabstürzen konnte. Mit einem Mal hatte er eine Idee… Wenn Marcuse fähig war, sich seiner Energie zu bemächtigen, dann musste er doch auch Energie sich selbst zu eigen machen können. Er blickte auf das Feuer, das um seine Arme tanzte, schloss die Augen, und saugte die Energie dieses Feuers in sich hinein. Dann schmiss er den verkohlten Stuhl neben sich auf den Boden, trat nach Marcuse, der sich gerade dabei war aufzurichten. „Wage es ja nie wieder, Aaron anzufassen, du elendiger Bastard!“, fauchte Merthin und machte sich daran, das Feuer, das hier im Raum immer mehr um sich griff, in sich aufzusaugen. Dabei bückte er sich, streckte Aaron die Hand hin, die jener ergriff, und zog diesen wieder auf die Beine. Einen Moment sahen sie sich an. Merthins Augen waren wieder goldgelb, das schwarz war verschwunden. Marcuse lachte hämisch und rollte sich ab, um sich wieder aufzurichten. „Das ist ja zu niedlich… Feuer und Eis! Dass ich nicht lache…“ Merthin achtete nicht weiter auf ihn, ließ das Feuer in ihm auf ihn achten, sondern blickte nur Aaron an. „Es tut mir leid“, wisperte er leise. „Es tut mir leid, dass ich dich belogen habe und von mir stieß… Das hier ist die Prüfung. Die Prüfung unserer Gefühle füreinander… Wir können hier nicht bestehen, wenn wir unser Schicksal nicht gänzlich akzeptieren, und unsere Liebe zueinander. Es war mein Fehler und es tut mir schrecklich leid, dass ich das nicht erkannt habe. Es tut mir so leid, Aaron!“ Marcuse hatte hinter sich seine Energie gesammelt und hob nun die Hände. „Wenn du nicht an meiner Seite sein möchtest, dann muss ich euch beide eben vernichten!“, sagte er. „Wir hätten so viel erreichen können, Merthin! So viel! Aber die Energie, die ich von dir habe, wird reichen, mich dieser Stadt zu bemächtigen, ihre Seelen mir einzuverleiben…“ Damit ließ er seine Hände sinken und schickte ein zerstörendes Feuer auf sie beide los. „Sicherheit“, wisperte Merthin leise, blickte noch immer Aaron an und hielt noch immer seine Hand, drückte diese nun leicht und die Kuppel aus Energie, die sich um sie errichtete, saugte das Feuer in sich auf. Merthin spürte, wie seine Kräfte nach und nach zurückkehrten, wie er sie wiedererlangte. Nur Marcuse begriff nicht und feuerte immer mehr Energie auf sie ab. „Es ist unsere Vereinigung, die wir niemals wieder aufgeben dürfen, Aaron. Nur dann gelangen wir zu Mut und Stärke“, fuhr Merthin nun fort und beugte sich zu ihm, um ihn sanft zu küssen. Und von diesem Kuss ging eine Welle von Energie aus, die sich kreisförmig um sie herum ausbreitete und alles, was sie berührte beschützte und wieder erneuerte. Stühle richteten sich wieder auf, das Fenster setzte sich wieder zusammen, alles erneuerte sich, was hier durch sie zerstört worden war. Marcuse schrie auf, als er von der Welle berührt wurde, erstarrte in sich. „Warum, Merthin?“, schrie er. „Wir waren füreinander bestimmt! Damals schon! Hätte sie dich nicht mir entrissen, wären wir damals schon die Herrscher über die Welt geworden! Merthin!!!“ Merthin löste den Kuss, strich Aaron sacht über die Wange. „Nie wieder allein“, sagte er leise zu ihm. „Egal ob Dummheit oder Schicksal – Hauptsache zusammen…“ Dann drehte er sich zu Marcuse und blickte ihn an. Die Worte des Dämons lösten das letzte Puzzleteil, das ihm gefehlt hatte: Marie

Deutlich sah er sie nun in seiner Erinnerung vor sich, wie sie ihn vor Marcuse abschirmte, wie sie ihn in Sicherheit gebracht hatte, damit der Feuerdämon ihn sich nicht einverleibte. Damals war er schwach gewesen, hatte seine Energie nicht im Griff gehabt, keinerlei Erfahrung gesammelt gehabt. Heute war das anders. Heute hatte er Aaron an seiner Seite. Aaron, der gutherzige, der ihm hoffentlich verzieh, dass er so dumm gewesen war, nicht zu erkennen, was erkannt hätte werden müssen.

Er brauchte nichts sagen, jedes Wort wäre verschwendet! Niemals wieder würde Merthin es zulassen, dass seine Energie missbraucht wurde, dass seine Magie gegen unschuldige Menschen gerichtet wurde. Niemals würde er sich wieder unsicher sein, welcher Magie er sich widmete – der hellen, guten oder der dunklen, bösartigen… Er griff Aarons Hand fester, hob sie etwas hoch. Dann sah er Aaron an, ob auch dieser bereit sei. „Stärke“, sagten sie gemeinsam und der Dämon sackte in sich zusammen, wurde kleiner und kleiner und irgendwann war sein letzter Schrei verklungen… Eine seltsame Stille senkte sich auf sie, während sie hier standen und auf jenen Punkt blickten, an dem das Feuerwesen verschwunden war. Als mit einem Mal die Sonne durch das Fenster brach und auf sie schien, drehte sich Merthin zu Aaron und blickte ihn an. Tausend Worte lagen ihm auf der Zunge, vieles, was er ihm erklären wollte…

Merthin hob seine freie Hand, zog mit der anderen Hand Aaron wieder näher zu sich. Seine Finger strichen ihm sanft über die Wange, durch das Haar. Einen Moment folgten seine Augen seinen Fingern, als wolle er sich vergewissern, dass es ihm wirklich gut ging. Dann blickte er ihm wieder in die aufgewühlten blauen Augen, bevor er die kurze Distanz zwischen ihnen überwand und ihn erneut küsste.

Und jetzt, wo er dieses Gefühl einfach zuließ, es einfach zulassen musste, spürte er, wie ein Feuerwerk in ihm ausgelöst wurde, das einfach nur unbeschreiblich war. Sie gehörten zusammen – in jeglicher Hinsicht – für immer.

Ein Räuspern erklang hinter ihnen und Merthin drehte sich erschrocken um. Der Schankwirt war mit einem Fass aus dem Keller zurückgekehrt und blickte sie kritisch an. Merthin hob beschwichtigend die Hände und grinste verlegen. „Könnt ihr das nicht woanders machen?“, fragte der Wirt und legte schmunzelnd den Kopf schief. „Mir ist es ja egal, aber die Stadtwachen könnten unangenehm reagieren, wenn sie das sehen…“ Merthin lächelte und nickte. „Danke!“, sagte er und blickte Aaron an, ergriff wieder seine Hand und trat mit ihm nach draußen, wo ihnen die Sonne entgegenstrahlte. Nichts deutete darauf hin, dass hier vor wenigen Minuten noch ein verheerendes Unwetter getobt hatte. Die Menschen gingen ihrem Tagwerk nach, als sei nichts geschehen. „Ich hab‘ Hunger“, wendete sich Merthin Aaron zu. „Lass uns zu einem Bäcker gehen und uns etwas holen. Und dann müssen wir dringend miteinander reden…“
 

Aaron


 

Aaron fragte sich bereits, ob seine Handlung vielleicht zu spät gekommen war, denn Merthin sah nicht nur sehr mitgenommen aus, sondern seine Augen hatten sich negativ verändert. Vom schönen, leuchtenden bernsteingold zu einem dunklen schwarz. So wie die vom Feuerdämon. "Merthin...", hatte Aaron noch gemurmelt, bevor sich der Feuerdämon auf ihn gesetzt hatte und damit all seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.

Recht plötzlich traf Marcuse etwas seitlich am Körper, wovon dieser gut erwischt wurde, sodass er zur Seite rutschte. Das Geschoss fing Feuer und drohte auch auf Aaron hinab zu fallen, welcher es bloß noch schaffte reflexartig die Arme über sich zu heben, doch kam Merthin ihm bereits wieder zur Hilfe, indem er den brennenden Stuhl abfing, bevor er Aaron treffen konnte. Erleichtert seufzte Aaron auf, ließ seine Arme wieder sinken und blickte Merthin direkt an. Es war beeindruckend, wie er den brennenden Stuhl einfach festhalten konnte und die Flammen ihn zwar berührten, um seine Arme tanzten, ihm aber doch keinen Schaden zufügten. Es schien fast so, als ob Merthin ein noch besseres Gefühl für das Feuer entwickelt hatte und es besser befehligen konnte als zuvor.

Das drängende Gewicht endlich von seinen Beinen habend und damit auch das feurige Brennen an und in seinem Körper sich abschwächen fühlend, rappelte sich Aaron auf alle Viere hoch, blieb aber noch so hocken. Er musste erstmal durchatmen und sich wieder sammeln. Schnell drückte sich Aaron unterdessen seine Hand auf die Stelle an der Hüfte, wo der Feuerdämon eben noch hingedrückt hatte. Die eisige Magie in seinem Körper hatte von selbst reagiert, indem sie eine schützende Schicht aus Eis über Aarons Haut gebildet hatte, damit die sehr heiße Hand des Feuerdämons wenigstens nicht komplett direkt auf seine Haut drückte. Gewiss hätte Aaron ansonsten jetzt einen eingebrannten Handabdruck auf der Haut, doch stattdessen sah man nur eine Rötung der entsprechenden Hautpartie. Schließlich... war die Eisschicht stetig geschmolzen unter der Hitze, wobei man den schwelenden Dampf hatte sehen können und das kurzzeitig kochend heiße Wasser hatte seiner Haut auch nicht gut getan, bevor es verdampft war, aber das war besser gewesen, als das Feuer direkt abzubekommen. Mit seiner Hand auf dem Symbol kühlte Aaron sich selbst die Haut, was eine große Linderung brachte.

Eine leichte Schwäche hatte sich über Aarons Muskeln gezogen, weshalb er den kleinen Moment zum Luft holen brauchte. Aaron hob seinen Blick wieder, als er Merthins Worte hörte und freute sich darüber, das dieser ihn verteidigte. Es zeigte, dass ihre Zusammenarbeit trotz allem in solchen Notsituationen noch funktionierte, was Aaron Zuversicht gab, genauso wie auch der Anblick von Merthin, der das Feuer aus der Umgebung in sich aufnahm und damit nicht nur sich selbst stärkte, sondern auch die Brände damit beseitigte.

Sogleich ergriff Aaron Merthins Hand, ließ sich von ihm aufhelfen und erlaubte es sich, sich leicht an seiner Hand und Arm festzuhalten, wobei sein Blick automatisch wieder den Weg in Merthins Augen fand. Sie leuchteten wieder, diesmal sogar stärker als je zuvor und Aaron konnte nicht anders als zu lächeln. Merthin war wirklich so hübsch, er konnte den Blick gar nicht mehr von ihm lösen. Das verstärkte sich noch, als Merthin recht überraschend anfing sich zu entschuldigen. Je weiter Merthin sprach, desto fester hielt Aaron sich an dem Blonden fest. Desto größer wurden seine Augen, desto aufgewühlter sein Inneres. Hieß das... er durfte noch Hoffnung haben? Sogar mehr als nur Hoffnung? Marcuse war in den Hintergrund gerückt, seine Worte verpufften im Nirgendwo, Aaron bekam durch diese konkrete Hoffnung seine Sicherheit zurück, dass sie gemeinsam alles schaffen könnten, selbst diesen Feuerdämonen. Aarons Herz pochte nun ohne Schmerz schneller, seine Magie verstärkte sich auf ein höheres Maß als zuvor, als Merthin Liebe aussprach. Ja, genau das fühlte Aaron gerade unsagbar stark. Langsam hob er seine Hand und berührte mit den Fingern Merthins Lippen, strich sie langsam entlang. Die aufgeplatzte Stelle war zugeheilt und gar nicht mehr sichtbar. Aarons Finger wanderten weiter über Merthins markantes Kinn, seinen Hals hinab und schließlich zu seiner Brust, wo er die Hände flach ruhen ließ. "Hauptsache zusammen", wiederholte Aaron mit zitternder Stimme. Aaron war nicht ganz klar, ob all die magische Macht in seinem Körper einzig ihre gesteigerte Magie darstellte, oder durch das Aufsagen der Zeichen kam, aber es erfüllte Aaron mit Glück und seine Wut von zuvor war komplett verraucht.

Der folgende Kuss war wie ein kleiner Erlösungsschlag. Es erlöste Aaron von Traurigkeit und Enttäuschung, von seinem Herzschmerz, von seiner Distanz zu Merthin. Eine seelenheilende Woge erfasste Aaron, sprang über zu Merthin und entfesselte sich zu einer Energiewelle, die stetig von ihnen ausstrahlte. Ebenso sanft erwiderte Aaron den Kuss, spürte diese warme Energiewelle von ihnen ausgehen, die so voller positiver Energie und Glück gefüllt war, dass sie alles, was sie berührte, ebensolches Glück widerfahren ließ. Alles Zerstörte wurde wieder heil, alle Verwundungen der Menschen in der Nähe geheilt, das Gleichgewicht wieder hergestellt. Aaron könnte Merthin ewig küssen und so blieb er ihm auch nahe, ohne den Blick abzuwenden, nachdem der Kuss gelöst war.

Erst die letzten Worte dieses Feuerdämons ließen Aaron stutzen. Sein Eindruck vorhin hatte ihn nicht getäuscht, Merthin und dieser Dämon kannten sich. Aber das würde er den Blonden später fragen, erstmal mussten sie diesen langsam nervenden Schreihals loswerden. Mit einem wissenden Lächeln nickte Aaron Merthin zu und sprach mit ihm im Chor das Wort für Stärke, was ihre heilende Energie, die noch von ihnen ausging, alles Böse in der Umgebung vernichten ließ. Eine unfassbar große Energie hatten sie entfesseln können, welche gewiss noch einige Kilometer weiter spürbar sein dürfte, allein durch einen Kuss aus Liebe, der Beweis, dass diese viel kraftvoller war als alle anderen Energiequellen, denen man sich bedienen könnte.

Langsam klang ihre Magie ab, nachdem das Übel fort war, doch das prickelnde Gefühl im Bauch, die Karusselfahrt von Aarons Gefühlen, blieb. "Merthin...", murmelte Aaron liebevoll, während er sich berühren ließ und dann auch in einen erneuten Kuss mit ihm versank, der keinen Zweifel daran zurückließ, dass das eben wirklich passiert war. Aaron brauchte gewiss noch einen Moment, um das zu verarbeiten, zu verstehen, was da passiert war, zu erkennen, was Merthin bereits gesehen hatte; es war eine Prüfung gewesen, die sie dank Merthins Einsicht bestanden hatten. Ein Tickchen enger schmiegte sich Aaron an Merthin heran, wollte seine Arme gerade fest um diesen schlingen, doch hatte er komplett ausgeblendet, wo sie sich gerade noch befanden.

Urplötzlich ertönte ein Räuspern und auch Aaron erschrak. Man hatte sie gesehen und das ließ Aaron bewusst werden, dass ihre Gefühle zwar wunderschön waren, aber eben bei anderen auf Unverständnis und Abneigung stießen. Doch dieser Mann schien kein Interesse daran zu haben ,sie anzuschwärzen, weshalb sie zusammen, Hand in Hand, die Herberge verlassen konnten. Aarons Blick wanderte auf ihre verbundenen Hände. Sie waren schon häufig Hand in Hand gelaufen, aber jetzt fühlte es sich besonders an. Vorsichtig wagte Aaron es seine Hand in der des anderen ein bisschen zu drehen, um seine Finger zwischen die von Merthin rutschen zu lassen und sich so sachte einzuhaken. Die Leute in der Umgebung schienen, als ob gar nichts passiert wäre. Die Sturmschäden waren einfach nicht mehr da, die Kinder spielten unbesorgt auf der Straße, die Händler priesen wieder lauthals ihre Waren an, die Sonne lächelte ebenso auf sie herab.

Ein Grinsen legte sich auf Aarons Lippen und er war froh, endlich wieder glücklich lächeln zu können. Merthin machte ihn auch gerade einfach nur glücklich. "Ich auch", antwortete Aaron zustimmend und wie aufs Stichwort grummelte sein Magen. Zwar befanden sich in seinem Bauch viele Schmetterlinge, aber die schweren Steine, die ihm zuvor den Appetit genommen hatten, waren abgefallen. Merthin hatte auch Recht, dass sie reden sollten, über das Geschehene, über ihre Gefühle, über Wünsche und Erwartungen. Aaron hatte gelernt, dass einfach nur jemanden zu lieben nicht ausreichte. Man musste auch im Gespräch miteinander bleiben, sich ehrlich sagen, was einen beschäftigte und dann gemeinsam eine Lösung dafür finden.
 

Merthin


 

Dass Aaron den Kuss zuließ, beruhigte Merthin. Dass er ihn nicht wegstieß, nach all dem, was er getan hatte, wunderte ihn. Dass er den Kuss erwiderte, ließ ihn innerlich jubilieren. Es war noch nicht alles kaputt gegangen. Sie hatten noch die Möglichkeit, ihren Weg gemeinsam weiter zu gehen. Und die magische Energie gepaart mit diesem kribbelnden, berauschenden Gefühl war einfach nur unfassbar. Das hier fühlte sich echt und richtig an, begehrt und gewollt. Ja, er wollte diesen Kuss, immer und immer wieder. Und es gab ihnen die Kraft, die sie brauchten. Vereinigung hatte viele Facetten…

Und so konnten sie auch diesen Kampf gemeinsam bestehen, konnten ihn beenden und vernichten, was es zu vernichten galt. Merthin hatte etwas Wichtiges gelernt: seine Magie und die damit verbundene Macht war manipulierbar. Er durfte sich nie wieder selbst so schwächen, dass etwas so Negatives Einfluss auf ihn haben könnte. Und rückblickend betrachtet, hatte er sich immer dann schwach gefühlt, wenn Aaron ihm nicht nahe war. Anfangs, als er nicht wusste, wann und ob sie sich wiedersehen könnten. Zuletzt, weil er ihn auf Abstand gehalten hatte. Im Nachhinein war es ihm schleierhaft, wieso er sich so hatte reinreden lassen. Wobei die Geschichte mit Marcuse eben Auswirkungen gehabt hatte.

Wie auch immer. Dieser war nun zerstört, seine negative Energie von der Erde verbannt. Und sie beide konnten nun Hand in Hand durch die Straßen von Dorstaal laufen, um einen Bäcker zu suchen, der ihm noch einen von diesen leckeren Kringeln verkaufte, nach denen er süchtig war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Fle
2017-08-20T10:10:49+00:00 20.08.2017 12:10
Na endlich 🙈 Nach der Aufregung und dem Streit in den letzten Kapiteln, ist das wirklich ein beruhigendes Kapitel :)
Ich freu mich auch schon auf das neue 💕
Von:  Gralsfeuer
2017-08-20T09:34:02+00:00 20.08.2017 11:34
Hach endlich ein beruhigendes Kapitelende ;) - obwohl ich mir sicher bin dass es nicht bei Sonnenschein und ros Wölkchen bleiben wird. Ich lasse mich einfach mal überraschen und warte gespannt auf das nächste Kapitel :)

LG Gralsfeuer


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