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Abenteuer im Land der Träume

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben :)

Da die beiden Kapitel recht kurz sind und wir uns immerhin mitten in der Adventszeit befinden, dacht ich mir, ich lade euch dieses Mal zwei Kapitel hoch^^

Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Adventswochenende :)
Eure Kikono-chan Komplett anzeigen

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Wenn der Regen fällt

23. Kapitel: Wenn der Regen fällt (Katory):
 

Langsam kam ich wieder zu mir. Mein Kopf tat höllisch weh und stöhnend richtete ich mich auf. Ein scharfer Schmerz zog von meiner rechten Schulter und dem Oberarm durch meinen ganzen Körper und ich kniff die Lider aufeinander, presste meine Lippen zusammen, um einen lauten Aufschrei zu unterdrücken.
 

Als der Schmerz allmählich abebbte, begann mein Hirn zu arbeiten. Kid und ich waren zusammen auf der Klippe gestanden als ein ohrenbetäubender Knall ertönte und uns kurz danach der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Dann stürzten wir ins Meer. Ich wusste noch, dass ich meine Wolke geformt und meinen Käptn damit Richtung Ufer befördert hatte. Aber an das, was dann geschah, erinnerte ich mich nicht.
 

Was war geschehen?
 

Etwas unsicher öffnete ich meine Augen wieder und sah mich langsam um. Seicht schlugen die Wellen ans Ufer und über meine halbhohen, blauen Stiefel, die schon völlig durchweicht waren. Mein fliederfarbenes Kleid war an einigen Stellen leicht zerrissen und ebenso klamm, wie meine Schuhe. Ich musste an Land gespült worden sein. Aber das hier war definitiv nicht die Insel, auf der sich Kids Unterschlupf befunden hatte.

Auch war es hier viel wärmer - ob ich auf einer Sommerinsel gelandet war? Ich ließ meinen Blick weiter schweifen. Irgendetwas war komisch... Zu meiner rechten Seite verlief der Strand weiter, wobei eine Steilküste diesen immer mehr ersetzte. Der Mischwald oberhalb der Steilhänge kam mir merkwürdig bekannt vor. Als ich dann zu meiner linken sah, traf mich fast der Schlag. Das konnte doch nicht wahr sein! Das DURFTE nicht wahr sein!

Dort war ein Zaun, in dem ein Loch war, durch welches ich mühelos hindurchpassen würde und ein Blick über meine Schulter bestätigte meinen unangenehmen Verdacht, der nun zur Klarheit wurde. Dort waren drei große Steine und dazwischen lag meine dunkle Umhängetasche, die ich immer zur Arbeit mitnahm. Auf diesen Steinen hatte ich mit Eustass Kid gesessen, bevor ich mit ihm in seiner Welt gelandet war. Das war nun schon fast zwei Monate her...

Ein dumpfes Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Ächzend stand ich auf und bewegte mich auf die Tasche zu, fischte mein Handy heraus und nahm ab.

"Hey, Katory, Jacky hier. Man, warum gehst du nicht an dein Handy?! Ich versuche schon seit einer Ewigkeit, dich zu erreichen! ..." Ich war wieder in meiner Welt.
 

"Meine Güte, Katory, du machst vielleicht Sachen - wie ist das nun bitte wieder passiert?" setzte meine Arbeitskollegin erneut an. Ich saß in der Notaufnahme unseres Krankenhauses und ließ mir meine Wunden von ihr säubern. Nach ihrem Anruf - sie wollte rigendwelche Schichten mit mir tauschen - hatte ich mich hierher geschleppt, denn meine Wunden waren wieder aufgerissen, bluteten, schmerzten und sauten meine Klamotten ein. Ich hatte bloß Glück gehabt, dass die Kugel von dieser irren Brünette an meinem persönlichen Panzershirt abgeprallt war und lediglich einen blauen Fleck hinterlassen würde, sonst hätte ich noch eine Verletzung mehr, die ich nicht erklären konnte!

Leider hatte genau jene nervige Kollegin Spätschicht in der Notaufnahme und ich war ihr direkt in die Arme gelaufen! Wie beschissen konnte dieser Tag eigentlich noch werden?

"Wie ist das überhaupt passiert? Hast du dich die Steilküste runtergestürzt, nachdem Raik mit dir Schluss gemacht hatte?" fragend sah ich sie an. Wer war nochmal Raik gewesen?

...

Achja, dieser Westentaschencasanova, der mit dem brünetten Flittchen durchgebrannt war - werde ich langsam paranoid oder hassen diese Frauen mich wirklich? Müde wandte ich meinen Blick ab. Jacky würde keine Antwort auf ihre Frage erhalten. Ein theatralische Seufzen verließ ihren Schmollmund und sie warf kokett eine ihrer türkis gefärbten Haarsträhnen nach hinten.

"Hast du es wirklich nicht gewusst?" versuchte sie es nun etwas sanfter.

"Was? Dass er mich seit unbestimmter Zeit betrogen hatte? Dass ich nur sein Spielball war? Seine Küchenmagd. Das Dummchen, dass Herd und Heim sauber und warm hielt. Oder die Tatsache, dass die Verlobung nur ein Trick war, um mich bei Laune zu halten, bis er ein anderes Flittchen gefunden hatte, bei dem er unterkommen konnte?" Mein Blick war eiskalt, genau wie meine Stimme und triefte nur so vor Gift.

"Tut mir Leid..." nuschelte sie schnell und fuhr dann schweigend mit ihrer Arbeit fort.

Der diensthabende Arzt besah sich ebenfalls die Verletzungen und stellte mir ähnlich dämliche Fragen. Er bekam den gleichen Blick von mir, wie zuvor Jacky, allerdings ohne Text. Er gab mir ein Attest, verordnete mir Ruhe und eine Packung Schmerzmittel, bevor er mich entließ. In drei Tagen sollte ich zum Verbandswechsel wiederkommen, den ich nun umgelegt bekam.
 

Wie in Trance lief ich die altbekannten Wege entlang. Wieso war dieser Nebel nur wieder aufgetaucht?! Ich wollte doch nicht mehr zurück in dieses Leben! Wütend starrte ich in den sich zuziehenden Himmel. Fast zwei Monate war ich mit den Kid-Piraten unterwegs gewesen. Zwei Monate! Und hier waren nicht einmal zwei Stunden vergangen. Ich schaute auf das Display meines Handys. Zwei weitere sinnlose Stunden waren in dieser Welt verstrichen.

Also zwei weitere Monate bei Kid und den anderen?

Ein Tag hatte 24 Stunden. Würden also morgen um diese Zeit bereits zwei Jahre vergangen sein?

14 Jahre in einer Woche... und in zwei bis drei Wochen... würden sie dann vielleicht schon nicht mehr leben?

Würden sie sich überhaupt noch an mich erinnern, wenn ich nach so langer Zeit vielleicht doch einen Weg zurückfand?

Ich war längst stehen geblieben. Die Menschen, die an mir vorbeidrängten, kümmerten mich nicht - genauso wenig wie sie sich um mich kümmerten. Ich war nur ein Hindernis auf ihrem geschäftigen Weg durch ihren immergleichen Alltag. Ein Hindernis, das schnell vergessen sein würde.

Diese Welt war mir plötzlich so fremd und unwirklich. Die Fahrzeuge auf den Straßen, der Lärm, die vielen Lichter, die gehetzten Massen. Ich musste hier weg!
 

Ganz von selbst trugen meine Beine mich zurück an den Strand, an welchem ich vor Kurzem erst wieder zu mir gekommen war. Doch die Hoffnung, den grünen Nebel zu erblicken, entschwand. Hier war gar nichts. Nichts deutete auf all die Abenteuer und Gefahren hin, die ich mit den Jungs erlebt hatte. Nichts, außer...

Meine Finger glitten zu meinem Hals und umfassten den kleinen wolkenförmigen Anhänger. Er war noch da! Das Ganze war kein Traum gewesen! Ich hatte all das wirklich erlebt.
 

Der Wind frischte merklich auf und die dicken grauen Wolken verhüllten das Antlitz der Sonne entgültig. Ein bitteres Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Das Wetter spiegelte haargenau meinen Gemütszustand wieder.

Ich wusste, es würde bald anfangen zu regnen. Und ich hatte noch immer nur das kurze, ärmellose Kleid an. Zwar war es mittlerweile etwas trockener als noch vor zwei Stunden aber das würde sich bald wieder ändern. Wahrscheinlich würde ich mich hoffnungslos erkälten, wenn ich hier stehen blieb. Aber es konnte mir gerade egaler nicht sein. Ich wollte meinen Platz nicht verlassen. Hier war die Verbindung zwischen unseren Welten. Was war, wenn der Nebel gerade dann auftauchte, wenn ich in meiner Wohnung hockte? Das Risiko wollte ich nicht eingehen.
 

Erste Tropfen benetzten den Sand, die Steine und meine Haut. Noch immer rührte ich mich nicht vom Fleck, hing nur meinen Gedanken nach.

Wie es ihnen wohl ging?

Hoffentlich sind alle wohlauf und halbwegs unversehrt aus der Sache herausgekommen. Aber falls nicht, wer würde sie jetzt verarzten?

Oder hatten sie sogar schon einen neuen Schiffsarzt gefunden?

Ob sie mich überhaupt vermissten?

Heat bestimmt! Und wenn nicht speziell mich, dann doch wenigstens mein Essen. Ich liebte es wirklich, für die Bande zu kochen. Selten hatte ich einen so verfressenen Haufen gesehen. Nie hatten sie auch nur einen Krümel übrig gelassen. Und Heat war immer einer der ersten, der nach Nachschlag brüllte. Der Zombie war schon ein Fall für sich... Dabei war er nicht einmal ein Untoter. Bei genauerem Hinsehen fiel mir nämlich eines Tages auf, dass das an seinem Mund gar keine Nähte waren, sondern Narben. Als ich ihn darauf angesprochen hatte, hatte er nur breit grinsend mit den Schultern gezuckt und gemeint, das komme vom Feuerspucken. Danach hatte er mich angestrahlt, wie ein kleiner Junge. Ich sei die erste Außenstehende, die es bisher bemerkt hätte. Auf meine entsetzte Frage, warum die Mannschaft ihn trotzdem immer als Zombie betitelten, wenn sie es doch besser wussten, hatte er nur gelacht. Manche Titel oder Spitznamen wurde man eben nur schwer wieder los.

Ich schluckte den aufkommenden Kloß herunter. Seine unerschütterliche Fröhlichkeit fehlte mir schon jetzt.

Dabei war er nur halb so gut drauf ohne seinen besten Freund. Und ich konnte ihn gut verstehen. Auch wenn Wire den armen Rastaträger oft schimpfte, ihm derbe Kopfnüsse verabreichte oder einfach nur schmollend tagelang ignorierte, so waren die zwei doch ein Herz und eine Seele. Außerdem hatte der Schwarzhaarige mir mehr als nur einmal aus der Tinte geholfen und ganz ehrlich, ich hatte nie einen besseren Modeberater an meiner Seite gehabt!

Dennoch durfte man nie vergessen, dass sie gesuchte Piraten waren. Und diese Bande war für ihre Brutalität und Grausamkeit berüchtigt. Oft genug hatte ich mit ihnen gekämpft, dabei bemerkt, dass ich stellenweise nicht viel besser war, als sie, obwohl ich gerne mal den Moralapostel raushängen ließ. Und dennoch... Ich war eine der wenigen Menschen, die hinter die kalte Fassade blicken durfte.

Der Vize und sein Kapitän bildeten da keine Ausnahme. Auch wenn Killer sich nur selten in die Karten gucken ließ, hatte auch er eine weiche und sogar gefühlvolle Seite.
 

Genau wie Kid.
 

Ich wischte mir eine Träne aus dem Gesicht.

Allein beim bloßen Gedanken an ihn, zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Er hatte mich so oft gerettet. Aus unzähligen Gefahren. Vor der Einsamkeit. Vor mir selbst...

So vieles hatten wir geteilt. Freud und Leid. Geschichten aus vergangenen Tagen. Das Bett...

Er hatte mich zur Weißglut getrieben, mich zum Weinen gebracht, mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Er war immer für mich da gewesen.
 

Die Nässe und Kälte spürte ich kaum. Wie lange mochte ich hier schon stehen im mittlerweile strömenden Regen? Meine Tränen hatten sich längst mit diesem vermischt und rannen ohne Unterlass meine Wangen hinab. Die unaufhörlich schmerzende Einsamkeit betäubte meine Sinne.

Ich wollte wieder zurück!

Wollte wieder mit Kid streiten, ihn aufziehen.

Mit ihm lachen und scherzen.

An seiner Seite einschlafen und mich an ihn ankuscheln. Ich wollte seine Nähe nicht missen. Wollte ihn nicht missen. Denn ich vermisste ihn höllisch! Es tat so schrecklich weh...

Mit einem leisen Schluchzen sank ich auf den mittlerweile schlammigen Untergrund zusammen, während mein Verstand endlich begriff, was mein Herz schon länger zu wissen schien.
 

Ich hatte mich in Eustass Kid verliebt.



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