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Harry Potter und die verlorene Zeit

Buch 8
von

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Kapitel 2 Teil 1: Post und Pakete

Kapitel 2 Teil 1: Post und Pakete
 

Harry saß am Küchentisch und streichelte über Rubos Federn. Sein Blick wanderte zu dem riesigen Haufen Pergamente und Briefe vor ihm auf dem Tisch. Er wusste dass er eigentlich wütend auf den Uhu sein sollte. Rubo hatte in den letzten Tagen alle mögliche Post von seinen Freunden mit ins Haus gebracht. Dabei hatte Harry ihn doch nur mit einer kurzen Nachricht an je Hagrid, Hermine und Ron geschickt. Doch der große Vogel hatte in dieser Hinsicht seinen eigenen Willen. So oft Harry es ihm auch untersagte, oder ihn darum bat, keine Briefe an ihn zuzustellen, Rubo schien entschieden zu haben, dass er besser wüsste was gut für Harry sei. Doch er konnte dem Vogel nicht grämen. Rubo war für Harry in den wenigen Tagen ein zu guter Freund geworden und brachte etwas Gesellschaft in die Zweisamkeit von Hauself und Meister. Kreacher indes war alles andere als begeistert von der Anwesenheit dem großen Uhu. Dem Hauselfen hatte es nichts ausgemacht mit Harry allein im Haus zu sein. Seine Abende verbrachte er sowieso meist in seinem Zimmer, zusammengerollt auf dem Boden vor Mrs. Blacks Portrait liegend und lies sich anschreien bis er einschlief.

Harry lies von Rubos dunkeln Federn ab und schlug den Tagespropheten auf. Die Zeitung lag gegen Harrys Willen jeden Morgen auf dem Küchentisch, auch wenn Kreacher oftmals versuchte sie wegzuwerfen bevor Harry zum Frühstück runter kam. Kreacher hatte auch schon mehrfach versucht Rubo loszuwerden, indem er alle Fenster und Türen verhexte und sogar teilweise zunagelte. Er hatte das ganze Haus nach Schlupflöchern und Winkeln abgesucht durch die der Uhu herein gelangen konnte, doch Rubo war jeden Morgen wieder im Haus, saß in der Küche auf seinem Stuhl und wartete auf Harry.

‚Minister Shacklebolt greift durch! ' Unter der Schlagzeile war auf der Titelseite ein großer dunkler Mann zu sehen, der an einem prunkvollen Schreibtisch saß und ein wichtiges Papier zu unterzeichnen schien. Harry las die Bildunterschrift.
 

‚Kingsley Shacklebolt, neu eingesetzter Minister der Zauberei bei der Unterzeichnung des Aufhebungsvertrags der zuletzt erlassenen Gesetzte zur Registrierung und Verfolgung Muggelgeborener.'
 

Der Kingsley auf dem Bild hielt nun das Dekret in die Kamera und grinste Harry dann herausfordernd an. Harry las den darunter stehenden Artikel.
 

‚Eine Woche nach offiziellem Amtsantritt von Kingsley Shacklebolt, hochrangigem Auror und Mitglied des Ordens des Phönix über den wir letzte Woche in unserem großen Portrait berichtet haben, lässt der neue Minister alle Gesetze seines Vorgängers Thicknesse für ungültig erklären. Per Dekret werden augenblicklich Abgesandte nach Askaban geschickt um alle inhaftierten Muggelgeborenen freizulassen. „Ich gebe Minister Thicknesse keine Schuld für seine Untaten," so der neue Zaubereiminister in einer Pressekonferenz diese Woche, „Er stand seit Monaten unter dem Imperius-Fluch, so wie viele andere Angestellte des Ministeriums. All die Beschlüsse und Abkommen dieser Zeit werden von mir geprüft und neu bewertet werden." Wie der Tagesphrophet bereits berichtete, hat Shacklebolt bereits ein zehnköpfiges Team aus vertrauenswürdigen Mitarbeitern zusammengestellt, die ihm bei dieser Mammutaufgabe helfen sollen. Schließlich wurden unter Thicknesse nicht weniger als 107 neue Regelungen in Kraft gesetzt. Zudem fehlen dem Ministerium durch die Inhaftierung, Entlassung und die Flucht vieler Mitarbeiter, wichtige und geschätzte Arbeitskräfte. Neben dem Aushebeln der teilweise mittelalterlichen Gesetze will der neue Minister aber auch Neue erlassen, zum Schutz und Erhalt des Friedens, nicht nur in England und Großbritannien.

„Ich möchte als Minister für die Gleichbehandlung Aller eintreten, ungeachtet ihrer Herkunft oder ihrer magischen Fähigkeiten." Unter den neuen Beschlüssen Shacklebolts befindet sich auch ein internationales Abkommen zur Verfolgung magischer Straftäter, mit Hilfe dessen der Minister die Inhaftierung und Verurteilung der geflüchteten Todesser ermöglichen will. Russland, Frankreich und Polen haben bereits unterschrieben und noch diese Woche werden die Vertreter Italiens, Deutschlands und der Schweiz in London erwartet. „Die Ereignisse der vergangenen drei Jahre haben uns wieder einmal mehr gezeigt, dass es unabkömmlich ist, im Kampf gegen Hass und Intoleranz zusammen zu arbeiten. Nur wenn wir geschlossen zusammen stehen und alle in dieselbe Richtung blicken, kann diese Richtung eine Zukunft ohne Fremdenfeindlichkeit, Zerstörung und Krieg sein. Der erneute Aufstieg Voldemorts hat bewiesen, dass noch viel Arbeit nötig ist um unsere Gesellschaft tolerant und gleichberechtigt zu machen, sowohl in den Gesetzen als auch vor allem in den Köpfen der Menschen[...]. Die Wiederaufhebung der Gesetze gegen Muggelgeborene ist der erste Schritt in diese Richtung. Im Namen des Ministeriums und der gesamten Zaubererschaft möchte ich mich bei allen Hexen und Zauberern und ihren Familien für den Kummer und die Sorgen der letzten Monate entschuldigen. Niemand hatte das Recht ihnen dies anzutun. Ich kann nur hoffen, dass sie uns verzeihen werden und wir ihr Vertrauen in die magische Gemeinschaft wiederherstellen können."

Es bleibt abzuwarten ob sich Shacklebolts große Vorsätze erfüllen und wie weit er mit seinem Wunsch nach Gleichstellung von Magiern und Nicht‑Magischen gehen wird.'
 

Harry stutzte. Hatte Kingsley wirklich Voldemort gesagt und es war tatsächlich gedruckt worden? Noch einmal las er die Passage: „Der Aufstieg Voldemorts hat bewiesen...", murmelte er vor sich hin. Kreacher blickte erschrocken von der Pfanne auf in der er grade Speck und Eier zum Frühstück zubereitete.

„Nicht den Namen sagen!", insistierte er und blickte ängstlich zur Decke. Harry wusste dass er Angst vor Mrs. Blacks Reaktion hatte. Aber oben im zweiten Stock konnte die alte Schreckschraube ihn ohnehin nicht hören, dachte Harry

„Es steht doch sogar in der Zeitung, Kreacher!", Harry lachte humorlos und hielt ihm die Titelseite hin. Die Augen des Elfen schnellten über die Zeitung und je mehr er von den Worten Kingsleys las, desto erstickter wurde das aufkeuchen aus seinem Mund. „Dass das bloß nicht die Misses hört. Nein! Nein." Er begann mit der Pfanne auf den Herd einzuprügeln. „So etwas hat es zu ihren Lebzeiten nicht gegeben. Zauberer und Muggels gleichgestellt. Diese dreckigen, unwürdigen Verräter!" Kreacher keuchte wieder erschrocken auf. Er schlug sich die Hände auf den Mund, blickte erst nach oben, ängstlich dass seine Herrin ihn gehört haben mochte. Dann sah er Harry an. Dessen Blick war alles andere als freundlich gegenüber dem alten Elfen. Kreacher wusste genau das Harry Potter andere Werte vertrat als die Familie Black und Kreacher hatte sich bereit erklärt sich danach zu richten. Er hatte mit Harry übereingestimmt, diese Einstellung zu verändern. Harry sah kaum wie Kreacher blitzschnell den Pfannenstiel ergriff. Bevor er auch nur etwas sagen oder gar reagieren konnte, hatte Kreacher die schwere Pfanne auf seinen Kopf geschlagen und holte bereits zum nächsten Schlag aus.

„KREACHER! Nein!", Harry schrie ihn an, doch war vor Überraschung unfähig zu reagieren. Etwas großes Dunkles jagte über seinen Kopf hinweg und warf sich gegen Kreachers Arm.

Scheppernd fiel die Pfanne zu Boden und der Speck, der darin gebrutzelt hatte, verteilte sich auf dem Küchenboden. Kleine Spritzer Fett flogen durch die Luft, tropften auf den Tisch, benetzten die Post auf dem Küchentisch und trafen Harrys Brille. Der köstliche Geruch des gebratenen Specks erfüllte den Raum, während die Gestalten von Kreacher und Rubo auf dem Boden rangen. Kreacher hatte seine langen Finger in dem dichten Federkleid des Uhus vergraben und zog mit all seiner Kraft daran. Rubo versuchte indessen ihn davon abzuhalten ihm alle Federn herauszureißen, in dem er mit seinem spitzen Schnabel nach Kreachers Kopf hackte.

„Schluss jetzt!", rief Harry streng. „Sonst stecht ihr euch noch die Augen aus!" Harry fühlte sich als würde er zwei Kinder am streiten hindern müssen. Die Eule und der Hauself nutzen jede Gelegenheit um sich gegenseitig angreifen oder schikanieren zu können. Sie lieferten sich lautstarke Streitgespräche, wobei Kreacher schrie und Rubo schuhute als würde er ihm die übelsten Beschimpfungen an den Kopf werfen. Harry war die Kämpfe inzwischen beinahe gewöhnt und mischte sich meist auch nicht ein, aber heute fiel es ihm schwerer seine Emotionen zu bändigen. Eine Welle an Einsamkeit überrollte ihn. Vielleicht lag es daran, dass es ihn so sehr an seine besten Freunde erinnerte, die sich ebenfalls immer mit Vorliebe gestritten hatten.

Kreacher rappelte sich wieder vom Boden auf und begann damit eine neue Pfanne aus dem Schrank zu holen und neues Frühstück darin zuzubereiten. Rubo genoss das Übermaß an Speck, den er vom Küchenboden pickte und verschlang. Harry nahm seine Brille ab und wischte sie mit einem Zauber wieder sauber. Er betrachtete die mit Fett gesprenkelten Briefe auf dem Tisch. Vielleicht sollte er sie doch öffnen? Seine Sehnsucht nach anderen Menschen, und vor allem nach diesen Menschen wurde immer größer und begann ihn aufzuzehren. Wie gern würde er mit Ron sprechen, sich von Hermine einen Vortrag über ein kürzlich gelesenes Buch anhören. Aber gleichzeitig drehte sich ihm bei dem Gedanken daran mit ihnen zu reden der Magen um. Harry wusste nicht, ob sie ihm die Schuld geben würden. Für all das Leid der letzten Monate und Jahre, für die Kämpfe und für die Tode. Sicher, sie würden es abstreiten und es ihm niemals direkt vorwerfen, aber dennoch hatte Ron seinen Bruder verloren. Der kleine Teddy hatte keine Eltern mehr und Harry hätte dies verhindern können. Nur er hatte es in der Hand gehabt Voldemort aufzuhalten, so wie er es letzten Endes getan hatte. Harry wusste nicht wie seine Freunde über seine Taten dachten, über den Kampf und die Verluste. Harry war gegangen bevor auch nur Einer sich wirklich darüber klar werden konnte was eigentlich passiert war. Würden sie immer noch genauso denken, wie in der Nacht nach dem Kampf? Würden sie ihn immer noch für einen Held halten, oder war ihnen jetzt klar dass er nur ein Feigling gewesen war, der keine andere Wahl hatte als sich auf den Weg zu begeben den Dumbledore für ihn vorgesehen hatte. Harrys eigene Gefühlswelt war geprägt durch sein geplagtes Gewissen und die wiederkehrenden Albträume. Er gab sich viel zu sehr selbst die Schuld um die Absolution akzeptieren zu können, die ihm in diesen Briefen vielleicht erteilt wurde.

Er zog seinen Zauberstab wieder aus der Tasche seines Sweatshirts und lies den Stapel Briefe in Flammen aufgehen, noch ehe er überhaupt realisieren konnte, dass er diese Entscheidung getroffen hatte. Das kleine grüne Feuer züngelte über das Pergament und gab seiner Entscheidung etwas Endgültiges.

Verbrannt war verbrannt und tot war tot!

Jetzt konnte er die Briefe nicht wieder zurückholen und lesen. Eine neue Welle Traurigkeit breitete sich in ihm aus. Nachdem er den Artikel im Tagespropheten gelesen hatte, war kurz ein wenig Hoffnung in ihm aufgestiegen. Hoffnung dass alles wieder normal werden könnte. Doch was war Normalität für Harry? Er musste sich selbst eingestehen, dass er so etwas noch nie erfahren hatte. Seine Jahre bei den Dursleys waren geprägt von Erniedrigung und Missachtung. Harry hatte dort nie ein normales Leben führen können, erst recht nicht nachdem er erfahren hatte, dass er magische Kräfte besaß. Doch mit dem Eintritt in die magische Welt hatte Harry stets die Bürde seines berühmten Namens, das Schicksal seiner Eltern und sein eigenes bei sich getragen. In beinahe jedem seiner Jahre in Hogwarts war er Voldemort begegnet und ihm nur knapp entkommen. Wann hatte er in dieser Zeit ein normales Leben geführt? Hätte er sich dem normalen Alltag eines Teenagers stellen können, der sich um nichts anderes sorgen musste als seine Noten, Mädchen oder darüber ob seine Haare richtig saßen?

Harry dachte an das Date mit Cho Chang in seinem fünften Jahr. Es war katastrophal verlaufen, aber dennoch war das doch eins der normalen Dinge, oder? Mit Ginny war er nie auf ein Date gegangen. In der kurzen Zeit in der sie ein Paar gewesen waren, war keine Gelegenheit dafür gewesen. Und dann war Harry gegangen. Er hatte seine Mission gehabt und Ginny hatte es verstanden, aber jetzt lag ihm dieses Versäumnis wie Blei im Magen. Hätte er doch nur früher den Mut aufgebracht der Schwester seines besten Freundes seine Gefühle zu gestehen, sie hätten das ganze Jahr gehabt. Sie hätten unzählige Male nach Hogsmeade gehen und alle Kuchen in Madam Puddifoot's probieren können. Er hatte so viel Zeit verloren, vielleicht seine ganze Kindheit.

Harry schaffte es nicht das nagende Gefühl in seinem Inneren abzuschütteln, das ihn immer überkam wenn er an Ginny dachte. Sein Magen verkrampfte sich schmerzhaft als er versuchte etwas von den Eiern und dem Speck zu essen, den Kreacher jetzt auf seinen Teller lud. Nach drei Bissen gab er auf und schob seinen Teller von sich. Wie sollte er etwas essen wenn sein Magen voll von Schuldgefühlen und verpassten Gelegenheiten war? Harry stand wortlos auf und schlich die Treppe hoch. Kreacher und Rubo starrten ihm hinterher, sagten allerdings nichts als sie Harrys vor Schmerz verzerrtes Gesicht sahen. Er wollte es nur in sein Zimmer schaffen, seinen Kopf an die kühle Wand lehnen und endlich den Tränen und der Sehnsucht nach Ginny nachgeben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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Hallo! Schön das ihr auch im zweiten Kapitel noch dabei seid!
Ich hoffe ihr lasst euch von Harry nicht runterziehen ;)

Hinterlasst mir ganz viele Kommentare und ♥

lg
Karin Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Blue_StormShad0w
2017-08-27T19:11:25+00:00 27.08.2017 21:11
'Nabend.
Echt toll wieder!
Oje, Harry ist wirklich nicht doll drauf. Na ja, bei alldem was passiert war, kein Wunder. Ja, wenn man es sich durch den Kopf gehen lässt, hatte Harry - wenn man jetzt außer acht lässt, dass er ein Zauberer ist - keine normale Kindheit gehabt. Aber er sollte nicht weiter so auf sich einstrafen. Vor allem die Briefe hätte er nicht verbrennen sollen.
Was mich sehr überrascht hat war, dass in der Zeitung kein: Der dessen Name nicht genannt werden darf oder Du weißt schon wer, reinsetzte und statt dessen direkt Voldemorts Name eingesetzt wurde. Das ist ein großer Schritt für die magische Welt und mit Kingsley wird sich einiges wohl schnell ändern.
Und zu Harrys Gesellschaft: Oh, oh, da mögen sich aber zwei besonders gern. (^_^)°
Wie Rubo es wohl schaft, immer ins Haus zu kommen, obwohl Kreacher alles versucht um das zu verhindern? Hab' irgendwie das Gefühl, das Rubo kein gewöhnlicher Uhu ist.
Und Hauself Kreacher: Statt eines Schlafliedes, lieber anschreien lassen um friedlich einzuschlafen? Na, ich weiß ja nicht. (^~^)°
So, dann auf bald mal wieder!
Antwort von:  Hermine_Weasley
27.08.2017 23:35
Ich freu mich total über deine Kommentare! Ich würde dir gerne ne Nachricht schreiben, wenn das ok ist?


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