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-Eine andere Welt-

--Kushkepet--
von

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Die Veränderung ist sofort deutlich spürbar. Das innere der Stadt ist viel belebter, man trifft Personen auf der Straße an, auch wenn diese nicht gerade den besten Eindruck hinterlassen. Zwielichtige Gestalten treffen auf offensichtliche Yakuza, die an Visual Keis vorbeilaufen, welche offenbar noch nicht ihre Vollyährigkeit erreicht haben. Es ist ein bunter Mix aus Menschen, die in der disziplinierten Gesellschaft Japans nichts zu suchen haben, ganz wie ein Sammelbecken des Abschaums. Die Bewohner Kushkepets passen sich ihren Häusern an, ganz so scheint es mir zumindest. Ich weiß, ich sollte nun geschockt oder angeekelt sein, aber das bin ich nicht. Viel mehr faszinieren mich diese Millionen an Facetten, diese Vielfalt der Persönlichkeiten. Yeder hat hier seine eigene Geschichte, sein eigenes Leben, keiner ist wie der andere. Und mitten unter ihnen stehen wir, Sakito und ich. Während meine Reisebegleitung komplett in dieses Bild passt und im Grunde nur durch seinen Koffer auffällt, fühle ich mich wie ein bunter Hund. Wieder wird mir Bewusst, wie wenig ich eigentlich weiß, über diesen Ort.

Sakito sieht zu mir hinauf und lächelt.

„Gefällt es dir hier?“

„Ich bin ein wenig überwältigt muss ich gestehen.“

„Das ist gut. Ein gutes Zeichen für unsere Reise.“

„All diese Menschen. All diese Geschichten, die sich durch ihre Leben ziehen!“

„Wir sind hier eben ein Knotenpunkt des Untergrundes. Tokio zeigt sich hier von seiner besten Seite. Der ehrlichen meine ich. Aber yetzt ist erstmal genug poetisches Geschwätz, wir müssen weiter. Ich hab einen Kunden zu betreuen.“

Natürlich fackelt Saki nicht lange und setzt sich sofort in Bewegung, ich folge ihm schweigend. Die Häuser hier sind zwar genauso verwahrlost wie im Randgebiet der Stadt, allerdings viel offensichtlicher bewohnt. Auch in den unteren Etagen herrscht Leben, man sieht viel Leuchtreklame, schäbig blinkend und defekt. Ab und zu stehen auch einfache Holzstände am Straßenrand und bieten alle möglichen Nahrungsmittel an. Der ölige Stadtgeruch mischt sich mit verschiedenen Gerüchen der Essensstände. Ich habe den Geruch schon eine längere Zeit nicht mehr Bewusst war genommen, Sakito hatte Recht! Sofort nehme ich einen tiefen Atemzug und schließe kurz die Augen. Willkommen in deiner neuen Heimat, Lima!

Sakito führt mich zu einer rostigen, schwarzen Tür. Darüber prankt eine wundervolle Leuchtreklame in Katakanas, welche besagt, dass sich hinter dieser Tür wohl ein Boxring befindet. Hier ist also der erste Yob. Ich werde ein wenig nervös und weiß nicht mal so Recht, wieso. Immerhin ist es Sakitos Yob, nicht meiner.

„Das hier ist ein Boxring, wie du siehst. Mein Kunde hier ist ein alter Bekannter, Boxer. Ich hab sein Tattoo schon vor einer Weile angefangen und soll das Motiv heute beenden. So ein total langweiliges Boxertattoo, einen Tiger auf seiner Schulter. Steht für Stärke und sowas. Er ist in Ordnung, aber halte dich bitte im Hintergrund. Die anderen Boxer, du verstehst.“

Ich nicke und Sakito stößt die knarrende Tür auf. Drinnen riecht es nach altem Leder und Schweiß, das Licht fällt schwach durch die schmutzigen Fenster. Natürlich ist der Boxring genauso heruntergekommen wie ganz Kushkepet, selbstverständlich. Mittlerweile sollte mich das nicht mehr wundern. Ein paar tätowierte Kerle trainieren im Ring oder an verschiedenen Sportgeräten, einer davon legt gerade seine Handschuhe ab und kommt grinsend auf uns zu. Er ist gut gebräunt, mindestens 2 Meter groß und voller Muskeln. Den bekommt wohl so schneller keiner klein! Seine Zähne sind aus gold und die Haare nach hinten geflochten, sie glänzen schwarz. Das verschwitzte, weiße Shirt ausziehend, geht er in Sakitos Richtung.

„Kleiner, ich habe schon auf dich gewartet. Freut mich wirklich dich zu sehen! Oh, du hast wohl eine neue Begleitung? Kame mein Name, freut mich. Kommt, lasst uns nach hinten gehen.“

Der Boxer hat eine wirklich freundliche Art, die in krassem Kontrast zu seinem Aussehen steht. Er führt uns in ein Hinterzimmer und bietet und Kaffee und Tee an. Sakito nimmt zu meiner Überraschung Kaffee, das passt nicht zu ihm. Aber andererseits passt es wiederrum perfekt, Sakito ist ein paradoxer Mensch. Ich entscheide mich für den Tee und nehme auf einem Stuhl platz.

Während Kame sich kurz abduschen geht, beginnt Sakito mit der Vorbereitung. In dem Rollkoffer bewahrt er seine Tattoomaschine und die Farben auf. Er baut diese sorgfältig auf, wählt die Farben aus die er braucht und zieht sich Handschuhe an. Ich bin ein wenig gefesselt davon, mit welcher Präzesion und Sorgfalt Sakito das tut, als gäbe es nichts wichtigeres auf der Welt. Daher zucke ich auch kurz zusammen, als er mich plötzlich anspricht.

„Du musst da nicht zusehen.“

„Bitte was?“

„Du musst nicht dabei zusehen, wenn ich ihn tätowiere.“

„Und wenn ich das möchte?“

„Bist herzlich eingeladen. Ich meine nur, es gibt viele Menschen die das nicht sehen können.“

„Kann ich mir vorstellen, aber ich bin neugierig.“

„Oh, das hab ich schon gemerkt. Sonst wärst du wohl kaum hier oder?“

Saki lächelt mich liebevoll an und ich sehe herunter in meine Teetasse, in der sich der Teestab langsam auflöst. Irgendwie macht es mich verlegen, wie gut Sakito schon yetzt über mich Bescheid weiß.

Kurze Zeit später taucht Kame wieder auf, seine Haare sind noch nass und der Raum wird augenblicklich von einem maskulinen Geruch erfüllt. Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, das Saki die Augen schließt und den Geruch kurz einsaugt, bevor er sich wieder sammelt und Kame bittet, sich zu setzten. Von der Seite erkenne ich bereits den Tiger, von dem Sakito gesprochen hat. Schon yetzt eine Pracht bin ich gespannt, was mein Begleiter daraus zaubern wird. Dieser lächelt leicht und macht sich an die Arbeit.

„Fangen wir an.“
 

Nach einer Weile, in der ich gebannt zugesehen habe, rücke ich mit meinem Stuhl ein wenig näher zu Sakito und sehe nun ungeniert zu. Kame scheint das nicht im geringsten zu stören. Auch verzieht er nicht einmal das Gesicht, er ist wohl total schmerzresistent. Schlauer Gedanke, er ist schließlich ein Boxer.

„Das ist wirklich fantastisch.“

„Was denn? Das ist doch nur ein Tiger“

„Aber wie detailliert und genau du diesen arbeitest, das ist einfach der Wahnsinn Saki. Ich habe noch nie eine so schöne Zeichnung eines Tigers gesehen“

Sakito grinst nur über das Kompliment und konzentriert sich weiter, während Kame sich nun in das Gespräch einmischt.

„Sakito ist einer der Besten hier. Seine Preise sind zwar entsprechend, aber es lohnt sich. Deine Mama ist bestimmt stolz auf dich, Kleiner!“

„Sei still!“

Sofort ermahnt mein Begleiter den Boxer zur Ruhe. Ich sehe zwischen den Beiden hin und her und dann wieder auf den Tiger. Langsam wird das Kunstwerk immer erkennbarer, Sakito hat wirklich ein ruhiges Händchen. Mir kommt eine Frage in den Sinn, die ich ihm gerne Stellen würde, aber ich bin mir unsicher, ob ich nun mit ihm reden kann, erkundige ich mich erst danach.

„Darf ich mit dir reden während du arbeitest?“

„Während ich tätowiere ya klar. Was liegt dir auf dem Herzen, Großer?“

„Was war dein erster Eindruck von Kushkepet? Als du das zweite Torii das erste mal passiert hast, was hast du dabei gefühlt?“

„Keine Ahnung, ich kann mich nicht daran erinnern.“

„Nicht? Wie bist du eigentlich hergekommen?“

„Durch meine Mutter.“

Ich stocke. Ich kann mir, auch wenn mir Kushkepet noch so sehr gefällt, nicht vorstellen, meine Kinder mit herzubringen. Dabei fällt mir auf, das ich auf den Straßen bisher auch keine Kinder gesehen habe. Diese eben beobachteten Visual Keis sind selbst schon zu alt um als Kinder zu gelten. Aber was wollen Kinder auch im Untergrund? Ich bin ein wenig verwirrt, doch Saki ist zu fixiert, als das er das bemerken würde. Kame beginnt leise zu lachen.

„Sakito, du musst die Geschichte auch richtig erzählen, sonst versteht man dich doch nicht! Auch ich hab damals echte Probleme gehabt, das zu kapieren, Kleiner. Das musst du noch üben!“

„Bleib ruhig Kame, du wackelst!“

Sakito setzt ab und atmet kurz durch, bevor er wieder ansetzt und weiter macht, als sei nichts gewesen. Schließlich spricht er wieder zu mir.

„Lima, meine Mutter kam irgendwann in den frühen 80ern hier her. So alt bin ich ya offenbar noch nicht.“

„Heißt das etwa?“

„Genau, ich wurde hier geboren.“

Diese Information lässt mich stocken. Hier geboren? Klar, nur weil man hier her kam, wurde man noch lange nicht unfruchtbar, aber ein Kind hier zur Welt bringen? Gibt es hier überhaupt Krankenhäuser? Ich beginne unwillkürlich zu grübeln. Kushkepet ist kein Ort für Familie. Unter welchen Umständen es wohl dazu kam? Kannte er seinen Vater? Und war er überhaupt schonmal außerhalb? Bevor ich noch in meinen Fragen ertrinken kann, hacke ich lieber nochmal nach.

„Du wurdest hier geboren? In dieser Stadt?“

„Yap. Meine Mutter arbeitet hier und wurde schwanger. Soll passieren, hab ich gehört.“

„Und dein Vater?“

Kurz bekomme ich Angst, ich hätte etwas falsches gesagt, denn Sakito antwortet nicht mehr. Doch dann beginnt er wieder zu sprechen und mir wird klar, dass er sich gerade auf seine Arbeit konzentriert hatte.

„Was soll mit dem sein?“

„Na ya... Kümmert der sich um euch?“

„Er kommt mich manchmal besuchen. Meine Eltern sind nicht verheiratet oder sowas. Dad lebt außerhalb Kushkepets, in Tokio. Oder zumindest war das so, als ich ihn das letzte mal gesehen habe. Wir sehen uns nicht oft, Dad ist viel unterwegs. Geschäftsmann, verheiratet, 2 Kinder. Die wissen natürlich nichts von seiner Liebschaft in Kushkepet und dem daraus resultierenden Sohn. Aber dennoch hat mein Vater dafür gesorgt, das es uns gut geht. Hat mich in Tokio auf eine Schule geschickt und so. Zahlt Geld. Kommt ab und an vorbei und bringt was Nettes mit. Keine Ahnung, der Mann hat‘s auch nicht leicht. Aber er kümmert sich, so gut er kann und das rechne ich ihm hoch an. Bin froh das er mein Dad ist.“

„Und dein Vater findet das ok, das du trotz seiner Investition hier bist? Ich meine, wenn er dich auf eine Schule geschickt hat, wollte er sicher das aus dir etwas wird?“

„An meinem Abschluss hat Dad mir die Wahl gelassen. Entweder, ich bleibe in Tokio und werde ein anständiger Bürger, oder ich gehe zurück zu meiner Mutter und führe hier ein mehr oder weniger anständiges Leben. Hab mich natürlich für Mum entschieden, außerdem liebe ich Kushkepet. Hier kann Ich einfach Ich sein, ohne Widerrede, verstehst du?“

„Besser als du denkst...“

Ich schweige und denke wieder darüber nach, versuche die Geschichte zu verarbeiten. Irgendwie kann ich mir das immernoch nicht vorstellen, das es hier Kinder gibt. Oder schwangere Frauen! Seine Vergangenheit stimmt mich ein wenig traurig. Aber er hat Recht, sein Vater gibt dennoch sein bestes. Was seine Mutter wohl beruflich hier zu suchen hat? Aber ich will nicht noch mehr in alten Wunden herumstochern und lasse das Thema, beobachte lieber weiter seine Arbeit und trinke dabei meinen Tee.

Nach einer Weile wird Sakito fertig und lehnt sich zurück.

„Das hätten wir!“

„Sieht klasse aus.“

„Danke, Lima. Ist nicht meine beste Arbeit, aber ich denke, Kame reicht es oder?“

Kame steht langsam auf und besieht sich im Spiegel.

„Wunderbar. Es ist genau das, was ich mir vorgestellt habe. Danke Sakito, ich schulde dir was!“

„Zunächst mal schuldest du mir Geld.“

Kame lacht wieder leise und zieht eine Geldkasette zu sich heran, öffnet diese und gibt Sakito seinen Lohn plus ordentliches Trinkgeld. Dann verabschiedet er sich von uns und geht wieder zum Boxring, brüllt dort sofort ein paar Kerle an, um sie zum trainieren zu motivieren. Saki packt währenddessen mit ebenso sorgfältiger Präzesion seine Maschine wieder ein, macht alles sauber und verschließt den Koffer ordentlich. Dann machen wir uns auf den Weg nach draußen.

Obwohl wir höchstens ein paar Stunden in dem Gebäude waren, ist es draußen schon stockdunkel. Ich wundere mich und sehe auf die Uhr, meine Begleitung lächelt nur.

„In Kushkepet wird es ab 12 Uhr dunkel, Mittagsdunkelheit nennt man das hier. Liegt an der Art, wie die Häuser gebaut wurden und generell, im Grunde ist der Tag hier nur vier Stunden hell. Von morgens acht an.“

„Dieser Ort beeindruckt mich immer mehr.“

Der Rotschopf neben mir streckt sich ordentlich und lässt ein paar Gelenke knacken.

„Ich hab Hunger, wollen wir uns ne Bleibe für die Nacht suchen und dann was futtern? Ich denke, heute gönnen wir uns mal ein Hotel, findest du nicht?“

Ich habe keine Ahnung, stimme aber dennoch zu. Hotel klingt fabelhaft. Also geht der Fußmarsch weiter, vorbei an grellen Beleuchtungen, ominösen Stromkabeln und trügerischen Geschäften. Mir fallen unmittelbar die heruntergekommenen Geishas auf, die auf einmal die Straßen bevölkern. Ich sehe mir diese Damen genauer an und bin ein wenig schockiert, das selbst die Liebesdienerinen heruntergekommen sind.

„Druck, Lima?“

„Was?“

„Ich hab dich gefragt, ob du eine Dame in Anspruch nehmen willst. Kein Problem, ich warte draußen.“

„Ich bin bereits davon ausgegangen, das du mir nicht dabei zusiehst!“

„Soll Leute geben die das mögen. Also willst du?“

„Was? Nein! Um Himmels willen!“

Langsam spüre ich, wie mein altes Ich durchdringt. Aber in diesem Moment ist es mir egal, ich habe nie die Dienste einer Prostituierten beansprucht und werde das wohl auch niemals tun! Zumindest hoffe ich das gerade.

„Reg dich nicht so laut auf bitte, das sind auch nur Menschen.“

„Ich weiß. Entschuldige. Es ist nur... „

„Die Hemmschwelle, schon ok. Ich versteh das.“

„Das auch. Aber ich habe eben noch nie mit einer.. professionellen Dame geschlafen und ehrlich gesagt hoffe ich auch, das niemals nötig zu haben.“

„Stell dich nicht über sie, du bist auch nur ein Mann, so wie ich. Menschen haben Bedürfnisse. Solange du keine von denen schwängerst oder dir was einfängst, ist nichts dabei, glaub mir das ruhig.“

„Nutzt du ihre Dienste etwa?“

Das hat nun wesentlich geschockter geklungen als es sollte. Wir betreten ein Hotel, zumindest behauptet das die Leuchtreklame und Sakito hält mir die Tür auf, während er meine Frage beantwortet.

„Ich brauche das nicht.“

„Wer von uns beiden stellt sich nun über den anderen?“

„Nein Lima, ich meinte... Wie soll ichs ausdrücken? Ich mag keine Geishas.“

„Das ändert nichts an deiner Aussage.“

Wir stehen in einem Lokal, verschiedene Holztische und Stühle stehen herum, die nicht zusammenpassen. An einer langen Holztheke sitzen viele dunkle Gestalten, die nicht weiter erkennbar sind. Mir fällt auf, dass hier in Kushkepet viel Holz verwendet wird! Wir setzten uns an einen Tisch und warten auf eine Bedienung, während wir weiter sprechen.

„Hat man das dir im Reisebüro etwa nicht gesagt?“

„Was denn?“

„Das ich nicht auf Frauen stehe? Ich mag Männer Lima. Ich bin schwul.“

Schockmoment. Krampfhaft denke ich darüber nach, ob ich das hätte wissen müssen. Hatte er mir das gesagt? Oder haben die komischen Zwillinge vielleicht? Scheiße, damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet! Bevor ich in die Verlegenheit komme zu antworten, kommt die Bedienung und wir bestellen unser Essen. Ganz ohne Karte, man sagt einfach was man möchte und die zaubern in der Küche dann was, erklärt Sakito. Ob man am Ende allerdings etwas anständiges bekommt, ist die andere Frage. Die Bedienung verzieht sich wieder und Sakito grinst mich schelmisch an.

„Yetzt denkst du darüber nach, ob du dich schonmal vor mir ausgezogen hast oder so und dann ist dir das peinlich. Mach dir keine Gedanken Großer, du bist absolut nicht mein Typ.“

„Was? Nein! Darum gings mir gerade nicht, es ist nur.. überraschend. Ich habe noch nie mit einem schwulen Mann gesprochen um ehrlich zu sein...“

„Oh mit Sicherheit hast du das, nur geben sie das in Tokio nicht zu!“

Das stimmt allerdings. In Tokio redet man nicht über solche Dinge. Herrgott und ich verhalte mich gerade genauso! Ich atme tief durch und beruhige mich erstmal.

„Versteh mich nicht falsch Sakito. Ich habe nichts dagegen. Es war nur ein kurzer Schock. Du kannst lieben wen du willst. Ich war nur ein wenig überrascht. Und ich mache mir keine Sorgen, das du auf mich stehst. Ich weiß, das dem nicht so ist.“

„Mein Name ist Saki. Und ich bin ganz froh das du so locker bist. Ehrlich. Aber wie gesagt, wenn du mal Bedürfnisse hast, es ist nichts dabei ok? Ich befriedige meine schließlich auch ab und an und dann wirst du deryenige sein, der draußen wartet. Das macht man so, aus Höflichkeit.“

„Darf ich Fragen, was denn dein Typ Mann ist? Wo du mich schon so vehement abgelehnt hast.“

Ich versuche das Gespräch ein wenig aufzulockern und lächle ihn an. Sakito ist ein toller Kerl, ich sollte nicht über ihn urteilen, weil er Männer mag. Er wird leicht rot und sieht auf den Tisch.

„Wenn du es genau wissen willst, ich mag Männer mit Muskeln und so. Richtig starke Kerle eben“

„So wie Kame zum Beispiel?“

„Ohhh ya....“

„Hattest du mal was mit ihm?"

„Großer Gott nein. Kame kam hierher und war meine Reisebegleitung, so wie du. Hab ihn rumgeführt und wir hatten echt ne gute Zeit. Aber er mag keine Männer. Hat es mit mir ausprobiert, fands scheiße. Ich übrigens auch, er ist miserabel im Bett.“

Ich halte mir die Hand vor den Mund und weiß nicht mal genau wieso. Mich beschämt dieses Thema, irgendwie bin ich nicht bereit für irgendwelche Bettgeschichten von Saki. Dieser redet aber unbeeindruckt weiter.

„Ist aber nochmal gut gegangen. Wir sind danach normal umgegangen, er hat sich seinen Traum erfüllt und den Boxring eröffnet und seitdem können wir Kumpels sein.“

Ich nicke und das Essen wird serviert. Zu meiner Verwunderung riecht es wirklich gut. Sakito nickt mir zu.

„Guten Apettit“

„Ebenso!“

Wir beginnen zu essen, schweigend. Im Hintergrund fängt eine Visual Kei Band an zu spielen. Der Sänger greift sich das Mikrofon und die Show beginnt.

„Guten Abend, meine Damen und Herren, werte Zuschauer! Ich bin Debito und das ist meine Band ShitOnMyShoes! Empfehlt uns weiter!“

Während die Musik spielt, wippt Saki mit. Ihm scheint diese Band wirklich zu gefallen und auch ich kann nicht meckern. Auch wenn diese Yungs einen sehr speziellen Bandnamen haben und ich mich schon die ganze Zeit frage, ob das dahinten wirklich ein Mann ist... Ihre Musik ist klasse. Früher hätte ich nicht im Traum daran gedacht, auf Visual Kei zu stehen, aber gerade sagte mir das ganze mehr als nur ein bisschen zu. Schließlich meldet Saki sich zu Wort.

„Ich mag die voll. Hab auch ne CD von denen, wenn du mal hören willst. Und einer der Patches auf meinem Rucksack ist von ihnen.“

„Klingt wirklich gut. Können wir uns gern anhören.“

Sakito grinst mich breit an.

„Dann weiß ich was wir gleich machen. Zimmer beziehen, einmal heiß duschen, Musik hören und dann ab ins Bett. Siehst du, das ist der Vorteil an Hotels. Die haben warmes Wasser und Strom. Und sind beheizt! Fast wie in Tokio.“

„In Tokio würde man das hier als schäbig bezeichnen!“

„Stimmt, aber in Kushkepet ist das purer Luxus!“

Ich lächle. Meine erste Nacht in einem Luxushotel. Ich bin wirklich gespannt darauf.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Eine kleine Anmerkung:
Ya, das war schon hart Sakito-lastig, aber man weiß halt kaum etwas über ihn und er ist mein kleiner Favorit, ich gebe es zu!
Das hier wird nun nicht in einer Boys Love Story mutieren oder ähnliches. Nur ist das eben Sakito, es gehört zu ihm und ich hatte ein wenig sadistischen Spaß daran, Lima damit aus dem Konzept zu bringen :3 Und Sakito ist eben etwas besonderes! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2017-10-05T16:06:05+00:00 05.10.2017 18:06
Ich feiere gerade. XD
„Darf ich Fragen, was denn dein Typ Mann ist? Wo du mich schon so vehement abgelehnt hast.“
Den fand ich echt super, da musste ich herzlich lachen. Auch wie Sakito dann weitererzählt. ^^°

Uuuuund ich spüre den massiven Einfluss von ohayou_fo. Debito und Shit on my Shoes war doch von ihr, oder? :D

Ich fand das Kapitel überhaupt nicht Sakito-lastig. Im Gegenteil war ich sehr begierig drauf, mehr über ihn zu erfahren. Im Gegensatz zu Lima (im Moment) ist er ja auch ein verdammt interessantes Kerlchen.
Mir kommt Kushkepet nur immer noch ziemlich Ghetto-mäßig vor. Mir gefällt zwar die Lebensphilosophie dort, aber die dreckige, zerstörte Kulisse würde mich davon abhalten, dort wohnen zu wollen. Oder die Schere zwischen Arm und Reich ist nur extrem groß und an die reicheren Leute sind die beiden noch nicht rangekommen. Kann ja noch werden.
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:23
ya, das fand ich auch süß :D Lima ist eben neugierig :D

massiv würde ich das nicht nennen, aber das ist richtig. Die Charaktere basieren zum Teil auf realen Personen (was nichts mit den Bildern in den beschreibungen zutun hat). Ich versuche, in die Geschichte Realität einfließen zu lassen, indem ich eben ihre band verwendet habe. Es sind viele Menschen verarbeitet, die ich kenne oder von deren Existenz ich weiß, daher :3

Ich habe es so geplant, Lima auch "langweilig" zu lassen. Er soll nicht im Vordergrund stehen, sondern ein Erzähler sein, den man auf seiner Reise begleitet. Irgendwann entwickelt er sich zwar, aber das soll nicht die Geschichte beeinflussen. Man soll merken, das Lima nur Tagebuch schreibt, und selten beschreibt man sich in seinem Tagebuch selbst oder stellt sich interessant dar. Dafür ist Sakiro zuständig.
Wenn man die Umstände betrachtet, ist es klar das Sakito eigentlich ziemlich arm ist. Ich meine., Lima zahlt im Grunde ziemlich viele Spesen und all das.
Antwort von: Futuhiro
05.10.2017 19:27
Naja, bisher scheint es Sakito ja nicht an zahlender Kundschaft für sein mobiles Tattoo-Studio zu mangeln. Er scheint ja durchaus laufende Einnahmen zu haben. O_o
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:31
Das stimmt (und ich liebe die bezeichnung mobiles tattoostudio), aber allein die tatsache, das er offenbar keinen festen wohnsitz hat und generell sein besitz sich auf den Koffer und den Rucksack beschränkt, sagt einiges aus, denke ich.
Wobei Saki sich wahrscheintlich auch nichts daraus macht, also aus geld (er möchte das man ihn saki nennt xD)
Antwort von: Futuhiro
05.10.2017 19:33
Ah, hat er wirklich keinen festen Wohnsitz? Ich hatte das bisher für eine blauäugige Mutmaßung von Lima gehalten. ^^ (Muss ich nochmal nachlesen, wie es genau geschrieben war.)
Antwort von:  PInku
05.10.2017 19:34
sie haben nie offen darüber gesprochen, aber nein, er hat tatsäclich keinen festen Wohnsitz. Zumindest keinen, der ihm gehört. Aber hier würde ich spoilern und ich weiß noch nicht, wann ich das nächste mal ein kapitel hochlade, indem das angesprochen wird


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