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-Eine andere Welt-

--Kushkepet--
von

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Nach der erholsamen Nacht begleitet uns Tomoe noch ein wenig, bevor er eine andere Richtung einschlagen muss und in einer Gasse verschwindet. Ich sehe ihm hinterher. Irgendetwas an ihm bewundere ich yetzt schon. Und ich bin gespannt, ob wir diesen kleinen Kerl irgendwann wieder sehen werden.

„Heute gehts zu einem besonderen Kunden.“

„Inwiefern besonders?“

„Verbindungen zum organisierten Verbrechen, wenn dir was weiter hilft?“

„Ein Yakuza?“

Mein Herz setzt einen Moment aus. Die Yakuza sind gefährlich! Egal ob wir in Kushkepet sind oder nicht! Damit ist nicht zu spaßen! Doch Sakito winkt nur unbeeindruckt ab.

„Ya ya. Yakuza. Shogun sein Name, den hab ich in deiner Gegenwart schon öfter fallen gelassen.“

„Was willst du den von ihm?“

„Hab ich doch gesagt, er ist mein Kunde. Außerdem passt er auf mich auf.“

Ich nicke und folge ihm schweigend. Aufpassen? Bisher hatte ich nicht den Eindruck, das man auf Saki aufpassen müsste, aber wer weiß. Wir gehen weiter durch die engen Gassen und gelangen schließlich an ein großes Haus, welches moderner aussieht als die anderen. Auch die Straße hat weniger Schlaglöcher, man könnte diesen Ort fast mit einer normalen Straße in Tokyo verwechseln! Aber nur fast, der ölige Gestank und die Dunkelheit sind weiterhin ständige Begleiter von uns.

Sakito geht zur Tür und klopft, sofort öffnet ein dunkel gekleiderter Mann die Tür. Er sieht zuerst Sakito, dann mich an und bittet uns herein.

„Shogun erwartet dich schon Sakito.“

Mein Begleiter nickt und geht die Treppe nach oben. Das Haus ist riesig, komplett neu renoviert und modern eingerichtet. Dunkles Holz an den Wänden, rote Teppiche. Dieser Kunde scheint zu den Reichen Kushkepets zu gehören. Bisher war mir nicht mal bewusst, das es hier soetwas wie eine Oberschicht gibt, aber es ist offensichtlich, dieses Haus ist ganz anders als die anderen. Die Türen, an denen wir vorbeigehen, sind alle geschlossen. In der oberen Etage geht Saki zielsicher durch die Gänge, bis er schließlich zu einem Raum kommt und klopft. Wir werden herein gebeten und der kleinere von uns öffnet die Tür.

Dort sitzt er. Shogun Sel, offenbar Yakuza. Seine Arme sind voll von Tattoos, die sogar bis zu seinem Hals gehen. Er trägt einen schwarzen Anzug, seine Haare sind blond gefärbt und im Gesicht erkennt man die Löcher von Piercings. Unweigerlich fasse ich an mein eigenes. Mein eigenes Piercing. Daran werde ich mich erst noch gewöhnen müssen.

„Sakito. Ich habe bereits auf dich gewartet!“

„Schön dich zu sehen, Shogun. Wie gehts es dir?“

„Man beschwert sich nicht.“

Neben dem Shogun sitzt eine offensichtlich yüngere Frau auf dem Sofa, mit einem viel zu kurzen Kleid. Welchem Beruf diese Dame nachgeht ist kaum zu übersehen. Er gibt ihr einen kurzen Wink und sie steht auf und stöckelt wortlos an uns vorbei.

„Meine Zwillinge haben mir bereits gesagt, das du wieder in Begleitung reist. Willkommen in meinem Anwesen Lima, ich bin Shogun Sel. Fühl dich wie zuhause!“

Ich verbeuge mich höflich.

„Danke sehr.“

Seine Zwillinge? Etwa die beiden aus dem Reisebüro? Das sollen seine Kinder sein? Schwer vorstellbar, aber wen könnte er sonst meinen?

„Bitte Lima, nimm Platz. Sakito, ich möchte das du den Rücken heute beendest.“

„Lass mal sehen, dann sag ich dir ob ichs heute schaffe.“

Ziemlich lapidar, wie Sakito mit dem Yakuza redet. Ich setzte mich auf ein anderes Sofa und beobachte, wie Shogun sein Jacket und Hemd ablegt und Sakito den Rücken zeigt. Eine riesige Gottheit ziert diesen. Ich bin begeistert, wie immer wenn ich die Arbeit meines Begleiters sehe.

„Ich denke, wenn du die Zähne zusammenbeißt wird es machbar sein. Ich werde da heute über viel Knochen stechen müssen.“

„Sakito, ich bin kein Mann der wegen Schmerzen zurückschreckt.“

„Welchen Fuß hatten sie dir nochmal abgehackt? Den Rechten?“

„Links“

Sakito kichert und baut seine Maschine auf, zieht die Handschuhe an. Der linke Fuß ist also unecht? Bei genauerem hinsehen fällt es mir auf, tatsächlich. Eine Prothese. Eben wirklich ein Yakuza. Ich verhalte mich lieber ruhig und beobachte Sakito bei seiner Arbeit. Shogun und er unterhalten sich zunächst über das Geschäft. Natürlich verrät der Yakuza nichts genaues, aber allein an den wenigen Details, die er Preis gibt, kann man ablesen wie sehr seine Geschäfte stinken. Aber Sakito redet nur munter weiter mit ihm, erzählt ihm von Tomoe und von meinem Piercing und dem Hut, den ich aufhabe. Im Grunde erzählt er ihm die ganze Reise, ab dem Moment ab dem wir uns begegnet sind. Doch das Detail mit diesem schmierigen Drecksack, der Saki zu einem Intimpiercing genötigt hatte, verschweigt er. Ich gehe davon aus, dass er dies absichtlich tut und hacke nicht weiter nach. Allerdings tut Shogun das schon selbst.

„Und gestern?“

„Was soll gestern gewesen sein? Da hab ich Tomoe getroffen..“

„Das meine ich nicht. Ich weiß, wer gestern dein Kunde war Saki. Ich habe meine Kontakte.“

„Und? Nur ein gewöhnlicher Kunde.“

„Wenn er dir etwas angetan hat oder dich berührt hat, wo du es nicht wolltest...“

Er schweigt, aber yede Erklärung wäre ohnehin unnötig. Am Tonfall erkennt man schon worauf er hinaus will. Shogun würde diesen Kerl töten, wenn er sich noch einmal an Sakito vergreift.

„Es ist nichts passiert Shogun, mach dir nicht ins Hemd.“

„Das hoffe ich für ihn.“

„Ich kann gut auf mich selbst aufpassen!“

„Du weißt, das ich deiner Mutter versprochen habe ein Auge auf dich zu werfen?“

Sakito rollt nur mit den Augen und arbeitet weiter, lässt die Frage unbeantwortet. Schließlich ergreift Shogun wieder das Wort.

„Deine Mutter hat mir übrigens eine Nachricht zukommen lassen. Du sollst dich bitte mal bei ihr melden. Sie hätte schon länger nichts mehr von dir gehört.“

„Ich war eben unterwegs.“

„Sie macht sich nur Sorgen um dich.“

„Ich bin kein Kind mehr Shogun. Du lässt deine Kinder auch das Reisebüro leiten. Und der Yob ist gefährlicher als das was ich hier tue.“

„Glaubst du ernsthaft, es würde yemand wagen sich an meinen Zwillingen zu vergreifen? Ich dachte, mein Ruf eilt mir mittlerweile vorraus!“

„Oh ya, du gnadenloser Yakuza, du!“

Die beiden lachen und ich bin erstaunt, woher dieses gute Verhältnis wohl kommen mag. Sakito scheint sich einiges erlauben zu dürfen. Ob Shogun ihn auch finanziell unterstützt?

Die Tür wird geöffnet und eine Frau betritt den Raum, ungefähr Shoguns Alter.

„Shogun, ich wusste nicht, das du Besuch hast. Hallo Sakito.“

Ihre Stimme ist nicht kühl, wirkt aber enttäuscht.

„Hallo Madame.“

„Sakito macht nur das Motiv auf meinem Rücken fertig. Kein Grund zur Besorgnis.“

„Und bleibt er über Nacht?“

„Davon gehe ich aus.“

Beide sehen Sakito an und der sieht zu mir. Ich nicke nur leicht und er nimmt das Angebot an.

„Wir würden sehr gern über Nacht hier bleiben, wenn wir dürfen Madame!“

„Natürlich dürft ihr das. Du kannst nichts dafür, dass deine Mutter es verbockt hat.“

Sakito wendet den Blick ab, offenbar sauer. Seine Mutter scheint für ihn wirklich ein schwieriges Thema zu sein. Shogun mischt sich ein.

„Madame, im Grunde hat seine Mutter es nicht verbockt. Du weißt das sie nur ihrem Yob nachgegangen ist.“

„So wie diese Dame, die eben an mir vorbei kam? Hat die ihren Yob auch gut gemacht? Yetzt, wo deine alte Dame nicht mehr so hübsch ist, musst du dir immer yüngere Hasen suchen!“

Shogun seufzt.

„Du weißt das ich dich liebe.“

„Das diskutieren wir nicht vor den Gästen aus.“

Sie dreht sich um und verlässt ruhig den Raum, schließt die Tür bedacht ruhig. Ich komme nicht umhin und frage nach.

„Wer war das?“

„Meine Frau. Sie kann Sakitos Mutter nicht leiden, aus Gründen.“

„Weil du deine Frau ständig betrügst Shogun, das kannst du nicht schön reden.“

Sakito ergänzt diese Tatsache völlig trocken. Shogun muss lächeln.

„Es ist nicht so, als ob sie keine Liebhaber hätte. Wenn man solange verheiratet ist, gestattet man sich irgendwann, das Ehebett zu verlassen.“

„Können wir das Thema wechseln? Nichts für Ungut Shogun, aber du bist wie ein Vater für mich. Das möchte ich nun echt nicht wissen!“

„Bei deiner Vergangeheit solltest du bei sowas doch abgehärtet sein oder nicht?“

„Ok gut, dann erzähle ich dir yetzt in aller Ausführlichkeit, wie es dein geliebter Sohnemann im Bett mag.“

Shogun seufzt nur und dreht ihm wieder den Rücken zu, bedeutet ihm einfach weiter zu machen. Genau das tut Sakito und eine Weile hört man nichts, außer das Geräusch seiner Maschine.

Ich denke über die Tatsache nach, dass es auch in Kushkepet soetwas wie Reichtum zu geben scheint. Ob man den Reichtum hier nur durch kriminelle Geschäfte erreichen kann? Es muss gefährlich sein, so luxuriös zu wohnen, da ist ein krimineller Ruf sicher hilfreich, um nicht ausgeraubt zu werden. Ein wenig freue ich mich, in dem Yakuzahaus zu übernachten. Es sieht gemütlich aus und sicher bekommen wir später noch etwas zu essen. Praktisch, so langsam meldet sich mein Magen. Irgendwann bricht Shogun dann doch wieder das Schweigen.

„Ich bin übrigens froh zu sehen, das du den Scarabeus trägst, den ich dir geschenkt habe.“

„Warum auch nicht? Der ist toll. Danke nochmal dafür!“

„Er hat mich auch ein kleines Vermögen gekostet.“

„Yetzt komme ich mir wie eine deiner Damen vor...“

Sie lachen wieder und auch ich muss lächeln. Die beiden sind wirklich vertraut miteinander. So vertraut, das ich mittlerweile all meine Scheu verloren habe, was den Yakuza vor mir betrifft. Es sieht zwar total böse aus, aber in seinem Innern ist er ein ganz normaler Mann.
 

Am Abend sitzen Saki und Ich auf unserem großen Doppelbett und essen. Es gibt traditionelle japanische Küche. Wir müssen in unserem Zimmer essen, da die Madame nicht mit Sakito an einem Tisch sitzen möchte. Ich fühle mich wie ein ungezogenes Kind. Saki hat darauf bestanden, sich mit mir ein Zimmer zu teilen.

„Ich will dich nicht alleine hier lassen. Ich bin in Sicherheit, aber was mach ich wenn du angegriffen wirst? Dann sind wir am Arsch, verstehst du? Du bist gerade meine Geldanlage!“

„Hey! Ich dachte, ich sei dir mittlerweile wichtiger als bloß dein Gönner zu sein!“

„Ach Großer, du warst von Anfang an wichtiger als ein Geldgeber. Ich mochte dich schon immer.“

Ich sehe Sakito schief an, doch der isst einfach fröhlich weiter. So ein komischer Kerl. Sagt einfach solche Sachen und kann dann einfach so tun, als sei nichts gewesen! Schließlich sind wir fertig, stellen unsere Teller nach draußen, damit ein Dienstmädchen diese abholen kann. Dienstmädchen! Shogun ist wirklich verdammt reich.

Nachdem Ich geduscht habe und nun in mein Tagebuch eintrage, duscht Sakito. Ich kann sein Duschgel riechen, es riecht unverschämt gut. Ich sollte ihn mal fragen, welches er benutzt. Eigentlich will ich mein Buch nun schließen und für heute ein wenig schlafen. Ich habe einen netten, aber gruseligen Yakuza und dessen eifersüchtige Frau kennen gelernt, das sollte reichen für einen Tag! Allerdings höre ich eben genau diese beiden bei ihrem Liebesspiel, direkt nebenan. Gut zu wissen, die Wände in Kushkepet sind genauso dünnes Papier wie in ganz Japan.

Sakito kommt aus dem Bad, nur in Boxershorts und trocknet seine Haare, die plötzlich wesentlich kräftiger rot strahlen.

„Hast du dir gerade die Haare gefärbt?“

„Glaubst du denn, meine Haare werden von allein so rot?“

Ich lächle.

„Bei mir kommt schon wieder der dunkle Ansatz durch. Ich sollte auch nochmal ran.“

„Können wir ya morgen machen, yetzt bin ich erstmal müde!“

Er streift sich sein Bandshirt über und krabbelt zu mir ins Bett. Dann schließt er einfach die Augen.

„Bei dem Krach kannst du schlafen?“

Er öffnet seine dunklen Augen wieder, gähnt und greift in die Nachttischschublade.

„Hier, Oropax. Das sollte dir helfen. Und wehe du kuschelst dich heute Nacht an mich! Ich stell dir das in Rechnung!“

Wir lachen beide leise und ich stecke mir die Oropax ein. Dann verstaue ich mein Tagebuch sorgfältig und lege mich schlafen. Gute Nacht Kleiner, gute Nacht Kushkepet!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Futuhiro
2017-10-31T17:30:45+00:00 31.10.2017 18:30
> Ich bin in Sicherheit, aber was mach ich wenn du angegriffen wirst? Dann sind wir am Arsch, verstehst du? Du bist gerade meine Geldanlage!“

--> Hmmmmm ... diese Aussage klingt wesentlich tiefgründiger und bedeutungsschwerer als sie hier dargestellt wird. Ich wette von dieser Front kommt nochmal was.

Das Kapitel war toll. Es verwirrt mich zwar etwas, daß Sakito mit einem Yakuza-Boss dermaßen dicke ist, aber zumindest erahnt man schonmal sehr gut, was in der Oberschicht so vor sich geht (und daß es eine gibt!)
Der letzte Satz mit dem "das stell ich dir in Rechnung" war übrigens auch einen Lacher wert. :D
Antwort von:  PInku
31.10.2017 18:38
Ich hab das Gefühl, du machst dir mehr Gedanken als ich es tue xD

Freut mich :D
Ya, der ist mit meinem Lieblingsyakuza sehr dicke, aber ich denke der wird auch nicht das letzte mal vorgekommen sein. Ich muss gleich noch den Chara reinstellen... hab ich voll vergessen xD
Kennst du das nicht, küssen kostet halt extra xDDDDD


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