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Gebieter des Feuers und der Unsterblichkeit

von

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5.
 

Ihr Körper fühlte sich an, als würde er gleich von innen heraus verbrennen und Emmanline konnte nichts dagegen tun, um dieses Feuer in sich zu löschen. Es fühlte sich an, als würde heiße Lava durch ihren Körper strömen. Sie wusste, woher dieses Brennen in sich kam, aber konnte dagegen nichts unternehmen, seit sie diesen Rubin der Drachen in sich aufgenommen hatte. Die Hitze war unerträglich für sie und es raubte ihr schier den Atem.

Emmanline wusste auch, sie war in einen anderweitigen Zustand und trotzdem versuchte ihr Instinkt, den sie zum Überleben brauchte, gegen all das zu wehren. Gegen diese Hitze und das Feuer in ihr. Doch sie durfte nicht aufgeben, da sie ein Versprechen gegeben hatte. Sie musste es schaffen und ertragen. Egal wie sehr sie darunter leiden würde.

Ihr inneres Wesen, das Einhorn in ihr, versuchte Emmanline immer wieder zum Bewusstsein zurufen. Sie konnte ihr Wesen direkt unter ihrer Haut spüren und wie es wild um sich kämpfte. Trotzdem durfte sie dem nicht klein beigeben und musste vollkommen mit dem eins werden, was sie in sich aufgenommen hatte.

In sich zusammengekauert, erlag Emmanline der großen Macht dieses Rubins. Ohne jegliche Wehr ergab sie sich all dieser Energie und erkannte jetzt erst, wie groß das Herzblut dieses Rubins der Drachen war. Es war nicht wunderlich, da all das ursprüngliche Leben in ihnen wohnte. All die Seelen, die sich darin verbargen und kommen sollten.

Völlig erschöpft und all ihrer Kräfte beraubt, lag Emmanline noch immer in einen zusammengerollten Zustand, den sie nicht so schnell verlassen konnte. Daher beschloss sie für eine Weile in dieser Form zu bleiben, bis sie wieder etwas Kraft geschöpft hatte. Es könnte sich durchaus als schwierig erweisen, aber sie hatte in diesem Augenblick keine Reserven, um sich überhaupt zu bewegen oder irgendetwas zu tun. Sie war einfach nur ausgelaugt.

Hin und wieder versuchte, Emmanline ihre Augen zu öffnen, aber sie registrierte nur das Dunkle um sich, als würde sie es nicht schaffen ihre Lider heben zu können. Sie spürte nichts und manchmal erdrückte es sie beinahe, wenn nicht die Hoffnung in ihr tief verankert wäre, eines Tages wieder zu Lucien zurückzukehren und zu denen, die sie zu lieben gelernt hatte. Sie wollte alle wieder sehen, mit ihnen reden und alles um sich spüren. All nach dem sehnte sie sich und hielt ihren Willen fest darauf konzentriert, nicht aufzugeben.

Jedes Mal wenn die Verzweiflung Emmanline am Rang des Wahnsinns brachte und den Mut verlor, erinnerte Emmanline sich daran, welch schöne Erinnerungen sie erlebt hatte und noch auf sie zukommen könnten, beruhigte sich ihr inneres Wesen wieder. Doch sie wusste nicht, wie lange sie noch durchhalten würde, denn ihre größte Befürchtung war, dass es am Ende keinen Weg mehr zurückgeben würde.

Irgendwann, Emmanline wusste nicht, wie viel Zeit mittlerweile verflossen war, aber sie spürte etwas Warmes auf ihrer Haut. Als würden Sonnenstrahlen sie erwärmen und es fühlte sich unglaublich gut an. Ihre Energie kehrte mit einem Mal immer mehr zurück und sie konnte nicht den innerlichen wohligen Seufzer unterdrücken. Sie genoss es einfach und dachte nicht darüber nach, weil sie diesen Moment der Wohltat genoss und zu schätzen wusste.

Emmanline öffnete erst dann schlagartig ihre Augen, als sie eine leichte Berührung auf ihrem Oberarm spürte und eine warme weibliche Stimme ihr riet, sie könne ihre Augen öffnen.

„Du bist in Sicherheit“, erklang diese weibliche und warme Stimme erneut.

Das Erste, was Emmanline wahrnahm, als sie ihre Augen geöffnet hatte, war, sie lag auf einer weiten saftigen grünen Wiese und der strahlend blaue Himmel erstreckte sich über sie in weite Ferne. Noch immer lag sie seitwärts und doch konnte sie das weite grüne Land erkennen, das sich vor ihr ausdehnte. Alles wurde durch ein stetig warmes Sonnenlicht erleuchtet, welches sie wie weicher Samt auf ihrer Haut spürte.

Ihr Herz schlug von jeder Sekunde immer schneller und in ihr verspürte sie einen nichtsahnenden Drang aufzuspringen und sofort loszurennen. Nicht vor Angst und Furcht, vielmehr um das Weite und Freie zu genießen, was vor ihr lag. Emmanline wollte ihrem Wesen und dem Einhorn in sich die Freiheit lassen. Sich frei zu entfalten und das genießen, was vor ihr lag.

Dieses sonnige und grüne Land, indem sie sich gerade befand, dort verspürte sie etwas verbundenes und eine gewisse Zugehörigkeit. Sie fühlte sich fast, ... als wäre sie Zuhause.

Emmanline ignorierte fürs erste ihr großes Bedürfnis zu rennen und wandte sich der weiblichen Stimme zu, die hinter erklungen war. Mit einer einzigen Bewegung wandte sie sich um und erstarrte in ihrer Bewegung, als sie in das Gesicht dieser Frau blickte, die sie warmherzig und lächelnd anschaute. Es war nicht die Person, worüber sie so schockiert war, sondern vielmehr ihr Erscheinen.

Ihr Haar war schneeweiß, milchige Haut und ihre Augen in reines Silber getaucht. Ihre Statur war schlank und grazil. Als würde Emmanline sich glatt selbst erblicken. Doch, dies konnte unmöglich sein.

„Ich freue mich, dich endlich kennenzulernen, Emmanline. Mein Name ist Neria“, lächelte sie Emmanline warmherzig an und doch fühlte sie sich leicht damit überfordert.

Ruckartig sprang Emmanline auf ihre Füße und trat ein paar Schritte zurück. Unmengen von Gefühlen stürmten auf sie ein und sie blickte sich um, damit sie sicher sein konnte nicht noch mehr unvorbereitete Überraschungen zu bekommen.

„Ich kann dich verstehen, wie überraschend das jetzt für dich alles kommen mag, aber …“

„Nichts weißt du“, wehrte Emmanline die Worte der Frau ab, die ihr zwar zum verwechseln ähnlich sah, aber keineswegs kannte. „Was hat das alles zu bedeuten? Wo bin ich hier?“

Die ganze Zeit über blieb das Lächeln in dem Gesicht dieser Frau bestehen und sie schien eine unendliche Geduld aufbringen zu können. „Du bist hier auf einer Ebene, die sich Sunora nennt.“

„Von dieser Ebene habe ich noch nie etwas gehört“, obwohl Emmanline schon eine Menge gelernt hatte, um einen mindesten Anteil zu wissen, was irgendwo existierte.

Leise lachte die Frau. „Du kannst von ihr nie gehört haben, weil diese Welt praktisch nicht existiert. Nicht in der normalen Welt und auch in keiner anderen. Sunora existiert nur für uns und nicht für andere Lebewesen, da wir sie selbst erschaffen haben. Du bist ein Teil von ihr und hast somit zutritt zu ihr.“

Verwirrt schaute Emmanline sie an, je mehr sie ihr zuhörte. „Bedeutet es, es gibt noch mehr, die so sind wie ich?“

„Oh ja, Einhörner sind hier ein Bestandteil dieser Ebene. Dies ist unser Zuhause.“

Darum fühlte sie einen gewissen Teil einer Zugehörigkeit. Langsam schien Emmanline zu begreifen.

„Doch dazu später mehr. Wenn ich dich nicht hierher gerufen hätte, wärst du innerlich beinahe ausgebrannt. Ich konnte dein Einhorn rufen hören. Darum habe ich dich hierher geholt. Es war in großer Not gewesen“, kam Neria einige Schritte auf sie zu.

Von ihr ging keine Bedrohung aus, aber sie fühlte sich trotzdem nicht ganz wohl in ihrer Nähe. „Warum jetzt? Warum bin ich jetzt hier, wenn mein Wesen stets in einer Gefahr geschwebt hatte?“, konnte Emmanline diese Fragen nicht unterdrücken, da sie immer gedacht hatte, sie wäre die Einzige Überlebende ihrer Art.

Zumal hatte Emmanline gewusst, in welcher Not sie sich befunden hatte, aber sie wollte es durchstehen. Egal was es sie gekostet hätte. Doch wenn sie nur daran dachte, all die Zeit, in der sie Schmerz und Angst erleiden musste, waren sie nicht gekommen, um sie zu holen. Warum nicht? Oder bei ihrer Mutter? Sie war selbst ein Teil dieser Wesen. Noch mehr als sie selbst es je gewesen war.

Der Blick der Frau veränderte sich ein wenig und sie wirkte leicht bedrückt. „Wir konnten es nicht und was mit deiner Mutter geschehen ist …“, schien unendlicher Schmerz sich in den Augen von ihr widerzuspiegeln. „So hätte das niemals geschehen dürfen.“

„Dürfen?“, klang Emmanlines Stimme leicht entsetzt. „Was soll das? Ist das eine Art Vorherbestimmung?“

Neria schüttelte leicht ihren Kopf und in dem Augenblick wirkte sie unglaublich alt. „Dieses Leben hatte sich deine Mutter selbst ausgesucht und wir konnten da nicht eingreifen. Wir durften es nicht.“

„Welche Verbindung hast du zu meiner Mutter?“, wollte Emmanline unbedingt wissen. Sie musste es wissen.

Leicht verbittert blickte die Frau Emmanline an, als versuchte sie dieser Frage aus dem Weg gehen zu wollen. „Adriana war meine Tochter gewesen.“

Emmanline Herz blieb mit einem Mal stehen und sie schaute diese Frau schockiert an. „Oh mein Gott“, wurde ihr auf einmal schlecht und sie musste noch ein paar Schritte zurückweichen. Als wenn ihr das nicht schon zu viel gewesen war, dass sich ihr Vater, der Elfenkönig, zu erkennen gegeben hatte, kam nun das?

Vor ihr sollte ihre Großmutter stehen?

Ihr wurde wirklich übel und ihre Gedanken überschlugen sich in einem Chaos, den sie nicht zu beherrschen vermochte. War das eine Art Scherz und Bestrafung für sie, dass plötzlich sich ihre Familien zu erkennen gaben, wovon sie ihr ganzes Leben keine Ahnung gehabt hatte? Wenn ja, war es ein grausamer Scherz und nicht lustig.

Das waren zu viele Dinge auf einmal und Emmanline befürchtete, keine klaren Entscheidungen mehr treffen zu können, wenn alles auf einmal kam. Selbst ihre Worte.

„Warum ausgerechnet jetzt?“, erstickte Emmanline beinahe an ihren Worten, denn sie konnte es nicht akzeptieren, dass sie ihre Mutter und sie einfach im Stich gelassen hatten, obwohl sie die Fähigkeiten besaßen, ihnen zu helfen. Das machte für sie keinen logischen Grund, denn sie war es, die all die Jahre und ihr Leben darunter gelitten hatte.

Seufzend wandte Neria ihren Blick Richtung blauen Himmel. Anscheinend war es selbst für sie keine angenehme Situation. „Ich würde dir gerne die ganze Geschichte erzählen, aber nicht hier. Was damals geschehen war und aus welchem Grund wir nicht helfen konnten.“

Emmanline schüttelte mit ihrem Kopf. „Ich kann nicht“, machte sie noch mehrere Schritte zurück. „Gerade brauche ich kurz ein wenig Freiraum. Bitte“, wehrte sie die Frau ab, die näher treten wollte und Emmanline rannte einfach davon.
 

Neria schaute Emmanline hinterher und sie konnte verstehen, wie groß der Schock in ihr sein musste. Egal wie schmerzhaft die Wahrheit war, aber es war die richtige Entscheidung. Darum gab sie ihr den Augenblick der Freiheit, den sie forderte und sie konnte ohnehin nirgendwohin.

„Meinst du, es ist gut, wenn du sie einfach gehen lässt?“, hörte Neria eine männliche Stimme hinter sich, die sie ihr ganzes Leben schon kannte.

Seufzend drehte sie sich zu ihm um und blickte ebenso in silberne Augen und sein Haar war genauso schneeweiß wie ihres. Dies waren die äußeren Merkmale der Einhörner, wenn sie in menschlicher Gestalt waren. Genauso wie ihre helle Haut.

„Sie kann nirgendwohin, Nolan. Ich glaube, wir geben ihr erst einmal die Zeit um sich zu ordnen“, schaute sie ihren Mann und Gefährten an. „Sie war ihr ganzes Leben lang alleine und wenn sie genug hat, wird sie zurückkommen. Ihre Neugier wird sie wiederkehren lassen.“

„Ich befinde das noch immer nicht als eine gute Idee, dass du sie hierher geholt hast, Neria. Wir haben nicht umsonst diese Ebene für uns geschaffen. Nicht einmal, um Flüchtlinge aufzunehmen“, missbilligte Nolan ihre Entscheidung.

Etwas finster schaute sie ihren Gefährten an. „Du hast mir damals schon verwehrt meiner Tochter zu helfen, als sie in der Not war und sie hat es mit ihrem Leben bezahlt. Ich werde nicht noch einmal den Fehler machen und es bei ihrer Tochter tun, wenn sie es am dringendsten braucht. Gerade weil Adriana alles für sie geopfert hatte“, klang große Wehmut in ihrer Stimme und es zerriss ihr fast das Herz, wenn sie an den Tod ihrer Tochter zurückdachte. „Du kannst nicht von mir verlangen, all das noch einmal erneut durchzumachen.“

„Du warst damals der gleichen Meinung gewesen und es hatte nun einmal Opfer erfordert“, widersprach Nolan ihr. „Auch mein Herz hatte geblutet, Neria, aber wir alle wussten, welche Konsequenzen es mit sich bringt und Adriana hatte sich damals für einen anderen Weg entschieden, als den wir gegangen waren. Das mussten wir akzeptieren, sowie sie jetzt nicht mehr am Leben ist.“

„Trotzdem werde ich nicht noch einmal zusehen.“

Seufzend schüttelte Nolan mit seinem Kopf und schien aufzugeben. „Ich hoffe nur, du tust nichts Verkehrtes, meine Liebe. Wir können uns keine Verfehlungen leisten. Wir haben zu viel aufgegeben und geopfert, als das in einer kleinen Sachen alles kaputt zu machen. Ein ganzes Volk hängt davon ab.“

Traurig schaute Neria in die Richtung, wo ihre erst neugewonnene Enkelin verschwunden war. Sicher nagten große Zweifel in ihr, aber sie konnte nicht anders, als dem Hilferuf von ihr zu folgen. Ihr Einhorn drängte sie permanent dazu, dass es sie beinahe krank gemacht hatte.

Schon damals, als Adriana dem Tode geweiht war, durfte und konnte sie nichts tun. Egal wie sehr es sie zerrissen hätte und beinahe wäre sie an dem Tod ihrer Tochter zerbrochen. Jedes Leid was Adriana verspürte, hatte selbst sie gefühlt. Es war furchtbar und grausam gewesen.

Sooft hatte Neria qualvolle Tränen vergossen, bis es endgültig vorbei war und nur noch die Leere in ihrem Herzen zurückblieb. Ab da an war sie sich sicher gewesen, sie hatte ihre Tochter für immer verloren.
 

Emmanline wusste nicht wie lange sie über die große und weite grüne Wiese rannte. Doch sie verspürte den Drang einfach nur zu laufen. Einfach immer weiter und sie wusste nicht mehr, woher sie all diese Kraft hernahm, aber sie empfand keine Erschöpfung in sich. Sie fühlte sich sogar wunderbar dabei.

Erst einige Zeit später nahm Emmanline von ihrer Umgebung immer mehr wahr und prägte sich alles ein, was sie nur konnte. Das Erstaunlichste für sie war, alles wirkte recht normal und machte keinen besonderen Eindruck auf sie, würden nicht drei Sonnen am Himmel stehen, die alles in eine wohlige Wärme tauchten. Es war keineswegs heiß, sondern angenehm sommerlich, dass ihre Haut davon leicht prickelte. Sie mochte es und ihr inneres Wesen schien es zu lieben.

Seufzend blieb sie stehen und reckte ihr Gesicht mit geschlossenen Augen gegen das Sonnenlicht. Ein leichter Windzug kam auf und wehte ihr über Haut und durch ihr Haar, was sie regelrecht entzückte.

Zwar konnte Emmanline noch immer nicht glauben, wo sie sich befand und das sie eben erst die Mutter ihrer Mutter kennengelernt hatte, aber immerhin konnte sie ihre Gedanken etwas ordnen. Selbst einen klaren Gedanken fassen.

Ihr ganzes Leben hatte sie wirklich stets gedacht, sie wäre immer alleine und von ihrer Familie lebte niemand mehr. Jetzt wusste sie, wie sehr sie sich geirrt hatte. Sowohl ihr Vater lebte und ein Teil von ihrer Mutters Seite existierte ebenso. Sicher verwirrte es sie und machte sie zum Teil auch etwas wütend, wenn sie ehrlich war, aber niemand konnte noch etwas daran ändern, wie es jetzt war. Oder etwa nicht?

Langsam öffnete Emmanline wieder ihre Augen und senkte ihren Blick, als sie eine Herde Einhörner vor sich vorbeirennen sah. Es mussten an die dreißig sein und doch schockierte dieser Anblick sie.

So viele?

Stets hatte Emmanline gedacht, sie wäre das einzige Wesen ihrer Art und doch sah sie jetzt eine ganze Herde. Dies musste ein Traum sein und doch wurde der Gedanke wieder zunichtegemacht, als einer dieser Einhörner stehen blieb und sie anblickte. Einige Sekunden lang, bis es den anderen Einhörnern wieder hinterher stürmte.

Verwirrt schaute sie den Wesen nach und verspürte selbst einen leichten Drang, ihnen zu folgen und mit ihnen zu rennen. Einfach so und doch blieb Emmanline wie angewurzelt stehen. Etwas in ihr hinderte sie daran und es fühlte sich zum Teil doch falsch an. Richtig falsch, als wäre dieser Ort nicht der Richtige für sie.

Erst bei diesen Gedanken fühlte Emmanline eine hauchzarte Berührung auf ihrer Wange, als würde der Wind darüber hinwegstreichen, aber es ging in diesem Augenblick kein Wind. Leicht berührte sie diese Stelle an ihrer Wange. Ab da an wusste sie es und ihr Herz blieb fast vor Sehnsucht stehen.

Lucien, war es ihr einziger Gedanke und plötzlich verspürte sie ein entsetzliches Sehnen nach ihm, dass es sie schier zerreißt. Sie konnte ihn fühlen, sowie seinen unendlichen Kummer, der in plagte. Um sie und es bekümmerte sie. Lucien litt Qualen um sie, als wären es ihre eigenen.

Schmerzhaft legte Emmanline eine Hand auf ihr Herz und sie verspürte die Verbundenheit mit ihm. Trotz dieser Entfernung konnte sie seine Berührungen und Gefühle spüren. So intensiv und tief, dass sie sich vor Sehnsucht nach ihm sich verzerrte. Sie wollte wieder zu ihm zurück und das jetzt noch ehrgeiziger als zuvor.

Fragend und sich umschauend, fragte Emmanline sich, wie sie es schaffen könnte, von diesen besonderen Ort fortzukommen. Es war nichts weiter als grünes Land, soweit das Auge reichte. Da sie diese Welt nicht kannte, musste sie wieder zurückkehren. Zu ihrer Sogenannten ... Großmutter.

Der Rückweg dauerte länger, als Emmanline geahnt hätte. Es war nicht so, dass sie nicht den Weg zurück kannte, aber diesmal nahm sie sich eindeutig mehr Zeit. Nicht um die Landschaft und Schönheit zu betrachten, sondern viel mehr, wie sie einen Rückweg zu denen fand, die sie liebte. Ihre Gedanken kreisten nur darum, eine Lösung zu finden. Emmanline konnte es sich nicht so leicht vorstellen, wie sie eigentlich hierher gekommen war. Dieser Ort war etwas besonderes und einzigartiges, als das ein Entkommen so leicht wäre. Nicht umsonst existierte diese Welt im Verborgenen, ohne das jemand davon wusste.

Doch sie wäre, wie Neria es andeutete, nicht ein Teil davon, wenn sie keinen Weg finden würde. Immerhin war Emmanline fest entschlossen. So fest, dass sie nichts anderes akzeptieren würde. Wie schön diese Welt auch mit ihren vielen Besonderheiten und Vorteilen hatte, aber sie gehörte einfach nicht hierher. Dies war nicht ihr Ort und auch nicht ihr Leben, wo sie es verbringen wollte.

„Du bist wieder zurückgekehrt“, war es keine Frage von ihrer Großmutter, die ihr nun wieder gegenüber stand, als hätte sie auf sie gewartet und Emmanline schreckte aus ihren Gedanken auf.

„Du wusstest, das ich zurückkehren würde. Mir würde keine andere Wahl übrig bleiben, wenn ich wieder nach Hause zurückwill“, blickte Emmanline Neria mit festen Blick an.

Überrascht schaute die Frau sie an. „Du willst wieder zurück?“

„Natürlich. Ich möchte wieder dorthin, wo ich hingehöre“, atmete Emmanline tief ein und aus. „Dies ist ein schöner Ort, aber ich gehöre nicht hierher. Wie sehr ich mich bemühe oder versuchen würde, aber ich könnte es niemals als mein Zuhause betrachten.“

Gerade wollte Neria etwas darauf erwidern, aber jemand kam ihr zuvor.

„Niemand kann von Sunora weg.“

Überrascht schaute Emmanline über ihre Schulter und sah einen hochgewachsenen jungen Mann, der eine schmale Statur hatte. Silberne Augen und schneeweißes kurzes Haar. In seinem Blick erkannte sie, er war nicht jung vom Alter her, sondern nur vom äußeren Schein her. Seine Augen verrieten etwas ganz anderes.

„Inwiefern nicht weg?“, fragte Emmanline bedacht.

„Ganz einfach“, kam er näher und ging um sie herum, damit er sich neben Neria stellen konnte. „Dies ist ein Ort, einmal hier, gibt es kein Zurück mehr. Normalerweise nehmen wir keine Außenstehenden auf und doch ließ sich meine Gefährtin dazu erweichen, dich hierher zu holen, obwohl es strengstens verboten ist. Niemand darf das“, sagte der Mann es in einem gleichgültigen Ton, dass Emmanline sofort verstand.

„Nolan, bitte“, bat Neria ihn wehmütig.

„Nein, Neria, sie muss von Anfang an verstehen, was sie hier erwartet und wie ihre Aussichten sind. Es wird kein Ausweg von Sunora geben. Du hast sie hierher geholt und nun müssen wir damit umgehen und Verantwortung dafür tragen. Trotz des Verstoßes.“

Emmanline hörte einen Augenblick des Wortwechsels zwischen den beiden zu, solange, bis sie genug davon hatte. „Ich habe nie verlangt, dass ihr mich hierher holt. Ich habe nicht einmal gewusst, das aus meinem Volk noch irgendjemand existiert. Sowohl aus dem Volk der Einhörner, noch der Elfen. Alle sprechen davon, sie seien ausgelöscht worden oder verschwanden spurlos von der Welt“, schaute sie die beiden unbewegt an. „Meine Mutter lehrte mich vieles und doch sollte ich es verbergen. Wer ich wirklich bin und das habe ich stets getan. Mein zweites Ich tief in mir verborgen. Mein ganzes Leben lang habe ich mich versteckt und ich dachte, es würde für immer so sein. Jetzt wo ich weiß, es gibt einen anderen Weg, werde ich nicht eher aufgeben, bis ich diesen Weg gefunden habe. Egal wie lange ich dafür brauchen werde. Oder wie oft sich mir einer in den Weg stellt, ich werde von hier fortgehen.“

Lange blickten Neria und Nolan sie an und hielt auch ihre Blicke stand. Nolan war der Erste, der sein Gesicht von ihr abwandte und schweigend davon ging. Bis dann auch Neria ging.
 

Viele Tage vergingen. Vielleicht auch Monate. Emmanline wusste es nicht genau, da sie keine Berechnungen anstellen konnte. Die drei Sonnen gingen nie unter und es war stets hell erleuchtet. Es fühlte sich fast so an, als würde es keine Zeit geben. Für sie war es ungewöhnlich und oft starrte sie einfach nur in den Himmel, als wartete sie auf etwas. Das womöglich kommen würde. Oder auch nicht ...

„Gibst du die Hoffnung auf?“, war es Nolan, der seit dieser ganzen Zeit als Erstes zu ihr kam. „Du sitzt die ganze Zeit nur hier an einer Stelle.“

„Stört es, dass ich das tue?“, antwortete Emmanline stattdessen und blickte weiter in den strahlend blauen Himmel.

Es stimmte, was Nolan sagte. Seit er und Neria gegangen waren, war Emmanline kein Schritt mehr gegangen. Sie hatte sich einfach auf die Wiese gesetzt und darüber nachgedacht, wie sie von diesen Ort fortkam. Vielleicht hatte sie es sich einfacher vorgestellt, dennoch würde sie nicht die Hoffnung aufgeben, nach einer Lösung zu finden.

Nolan stieß hinter ihr ein schwaches Seufzen aus. „Du bist genau wie deine Mutter.“

Überrascht blickte Emmanline diesen Mann an, der mit ihr blutsverwandt zu sein schien, dennoch für sie fremd war.

„Schaue mich nicht so überrascht an. Ich habe meine Tochter geliebt, aber sie hatte ihren eigenen Kopf gehabt und dennoch konnte ich am Tag ihres Todes nichts für sie tun. Adriana hatte ihren Weg gewählt und sie hatte gewusst, welches Schicksal sie erwartet, wenn sie sich für deinen Vater entscheidet. Und doch ging sie, nur um ihr eigenes Glück zu erfahren“, erzählte Nolan ihr und dieses Mal wirkte er nicht abweisend und kühl.

Emmanline konnte auch sehen, wie sehr er auch seine Tochter geliebt hatte, bevor sie gegangen war. Seine Augen sprach in diesem Augenblick viel.

„Sie ist den Weg für die Liebe gegangen“, sagte Emmanline leise und blickte in die Ferne. Noch immer bewunderte sie die herrliche grüne Weite und Aussicht, sowohl den Himmel mit den drei Sonnen. Aber sie hatte stets das starke Gefühl, etwas fehlte ihr. Tief im Inneren vermisste sie etwas.

„Alarion, dein Vater, war ihr wahrer Seelengefährte und trotz der damaligen Umstände und Gefahren, die unserem Volk drohte, blieb sie bei ihm. Sie wäre niemals mit gekommen, egal wie sehr wir versucht hätten, sie umzustimmen. Doch du kannst hierbleiben, in Sicherheit und unter deinesgleichen.“

War Emmanline das wirklich? Unter ihresgleichen? Immerhin war sie zur Hälfte eine Elfe. War es dann so leicht, von allen akzeptiert zu werden?

Seufzend stand Emmanline auf und drehte sich zu Nolan um. „Wie wunderschön und einzigartig das hier alles ist, aber ich kann hier nicht bleiben. Jemand wartet auf mich und ich will zurück.“

„Auch wenn du weißt, was du dort für Schmerz und Leid erfahren hast?“

„Selbst dann“, gab sie ohne zögern zu. Lucien war ein Teil von ihr und sie konnte ohne ihn nicht mehr leben. Das wusste Emmanline schon längst, aber hatte es sich noch nie wirklich eingestanden, als wie es jetzt der Fall war. Sie vermisste ihn, sodass ihr Herz vor Sehnsucht wehtat. Sogar fast blutete.

Nolan blickte sie eindringlich an. „Du hast deinen Seelengefährten gefunden, nicht wahr? Es steht in deinen Augen, welche Sehnsucht dich vorantreibt.“

„Ja, ich habe ihn gefunden und doch ist es mehr als das. Ich will mich nicht verstecken. Wenn man mich vorher gefragt hätte, dann wäre ich ohne zu zögern geblieben, aber etwas hat mich verändert und ich muss dorthin zurück, wo ich Zuhause bin“, lächelte Emmanline fast schmerzhaft und doch liebevoll.

„Nolan, wir müssen es einsehen, wir werden sie hier nicht halten können“, kam Neria hinzu und stellte sich neben ihren Gefährten, wobei sie erfahren hatte, das er ihr Großvater war. Noch immer begriff Emmanline nicht, diese beiden waren ihre Großeltern und ein Teil ihrer Familie. „Wir müssen sie gehen lassen.“

Leicht horchte Emmanline auf und war es so einfach, dass sie hier fortkam? Immerhin hatten sie am Anfang ja beteuert, sie käme nicht mehr von diesem Ort fort. Und anscheinend bemerkten die Beiden ihren fragenden Gesichtsausdruck und kamen ihr zuvor.

Neria kam auf Emmanline zu und legte eine Hand sanft an ihre Wange, während sie sie liebevoll anblickte. „Eine Möglichkeit besteht, dass du wieder zurückkehren kannst, meine Liebe“, zog sich auch ein trauriger Zug über ihr Gesicht. „Eigentlich bist du nicht ganz hier. Nicht wirklich anwesend.“

Etwas verwirrt schaute Emmanline die Frau vor ihr an, die lieb und sanft war. Sie ließ alle ihre Berührungen zu, die sie ihr gab, wobei sie ihr aufmerksam zuhörte.

„Irgendwas musste bei dir passiert sein, bevor ich dich spüren konnte. Denn du bist nicht ganz anwesend hier auf Sunora. Nur dein Geist ist es. Irgendwo in einer anderen Welt befindet sich dein Körper. Wir hätten ihn herholen können, wenn du es gewollt hättest, aber deine Sehnsucht liegt wo ganz anders. Wir können dich hier nicht halten“, entstand ein trauriges Lächeln, auf dem Gesicht von Neria. „Du bist meiner Adriana so ähnlich, aber dennoch unterscheidet dich etwas. Nicht, weil in dir noch ein anderes Wesen innewohnt, sondern du hast dich zu etwas entwickelt, was dich unglaublich stark macht. Deine Mutter besaß auch eine solche Stärke, aber sie war anders. Vielleicht können wir eines Tages davon profitieren, wenn wir es dürfen.“

Emmanline war etwas sprachlos über die Worte ihrer Großmutter, aber lächelte dann und umarmte sie. „Natürlich“, konnte Emmanline es ohne bedenken sagen und blickte zu Nolan, der etwas abseits stand. War auch er damit einverstanden und ließ sie so einfach gehen? Genau in diesem Augenblick kreuzten sich ihre Blicke und sie konnte keine Missbilligungen in ihnen erkennen. Vielleicht hatte Emmanline in dieser Zeit hier, ihre Urteile zu schnell gepfählt. Vielleicht hatte sie einfach überreagiert und ihren Frust Luft gemacht. Eigentlich war das nicht ihre Art. All das, wo sie sich befand. In dieser schönen Welt und wo die Einhörner nun lebten. Dies war ihr neues Leben, ihre Zuflucht, wo sie sich vor allen Gefahren schützten. Dabei wusste Emmanline es besser. Sie wusste, wie gefährlich es war und welches Geheimnis sie in sich bargen und versuchten es zu schützen. Sie durfte es nicht einfach so abtun, denn irgendwo war sie ein Teil davon.

Dankend lächelte Emmanline ihren Großvater an, der nun etwas überrascht wirkte. „Danke, dass ihr mich gehen lässt“, rückte sie von Neria etwas ab. „Selbst wenn diese Welt verborgen und unerreichbar liegt, hoffe ich doch, dass wir uns eines Tages wiedersehen. Ich würde euch dann gerne etwas zeigen und euch einigen vorstellen. Ich würde euch auch gerne zeigen, dass sich etwas geändert hat“, hob sie leicht ihre Schultern, da sie wusste, wie unglaubwürdig es klingen mag. Dennoch waren Jahrtausende über Jahrtausende eine lange Zeit, indem sich Veränderungen bewegten.

Darum verabschiedete Emmanline sich mit keinem Lebwohl von ihnen, weil sie hoffte, ihre Großeltern wirklich irgendwann wiederzusehen. Und sie glaubte nicht, wie einfach es jetzt war. Einfach so verschwand die Welt vor ihr und kehrte in die Dunkelheit zurück. Doch sie währte nicht ewig, als sie mit mühe ihre Augen öffnete und die weinenden Gesichter, derer sah, die sie so sehr liebte.
 

„Bei den Göttern“, schaute Lucien Emmanline an und schien immer noch das zu verarbeiten, was sie ihm da gerade erzählt hatte. „Ich habe mir wirklich schon vieles überlegt, aber das übersteigt doch meine Grenzen“, hatte er sich zurückgelehnt und wirkte noch erstaunt darüber.

Emmanline lächelte ihn an. „Das war selbst ich und dachte, es wäre vielleicht nur ein Traum gewesen, aber tief in mir drinnen, weiß ich, es war real. Dabei dachte ich immer, ich wäre komplett alleine“, lachte sie kurz auf, als sie seinen trüben Gesichtsausdruck bemerkte. „Nicht einsam, Lucien. Ich meine alleine, von meiner Art. In dieser Welt waren so viele Einhörner und anfangs hatte ich wirklich das Bedürfnis gehabt, mit ihnen laufen zu wollen. Mich zu verwandeln und zu rennen.“

Sanft strich Lucien über ihre weiche Wange. „Ich verstehe dich schon, meine Liebste. Es ist wie bei uns. Wir Drachen mögen es zwar mal alleine zu sein, aber wir lieben das gemeinsame Fliegen miteinander. Ich verstehe deinen Drang darin und es tut mir lei...“, unterbrach Emmanline ihn, als sie einen Finger auf seine Lippen legte.

„Entschuldige dich nicht dafür. Ja, ich hatte ein starkes Bedürfnis danach, aber meine Sehnsucht wieder dorthin zu kommen, wo du und unsere Kinder waren, war noch größer als alles andere. Dies ist mein Zuhause. An deiner Seite, Lucien, und dahin würde ich gerne immer wieder zurückkehren, egal was es sein mag“, umarmte sie ihn so fest, dass Lucien beinahe die Luft wegblieb. Selbst sein Herz ging bei ihren Worten auf und machte ungeahnte Sprünge.

„Auch du bist mein Zuhause, Emmanline. Von daher würde ich mir immer wünschen, dass du nach Hause zurückkommst“, umarmte Lucien sie auch fest, aber Bedachte sie nicht zu erdrücken. Genau das hatte er schrecklich vermisst. Ihre Nähe, ihre Stimme und ihren Duft.
 

Am nächsten Morgen war Emmanline schon zeitig auf den Beinen, zumal sie überhaupt nicht mehr schlafen konnte. Sie war so lange weg gewesen und in ihr war das Bedürfnis sich nur zu bewegen. Einfach laufen, selbst wenn es nur auf dem Gelände war. Doch bevor sie das Zimmer verließ, schaute sie auf Lucien hinab, der noch immer im Bett schlief. Er war furchtbar müde gewesen, dass es ihr schon unheimlich leidgetan hatte, denn sie wusste, in all der Zeit, wo sie geschlafen hatte, hatte er kaum ein Auge zu getan. Das alles musste ihn entkräftet haben. Darum konnte sie das Zimmer noch immer nicht verlassen, denn wenn sie das tat, würde Lucien sofort wach werden und sich unheimliche Sorgen machen. Sie konnte es fühlen und spüren, wie stark sie miteinander verbunden waren.

Selbst das entlockte Emmanline ein zartes Lächeln, welches sie weicher werden ließ. Vor allem wie sich die Zwillinge an ihrem Vater schmiegten und ebenfalls friedlich dalagen. Es rührte sie beinahe zu Tränen und sie hatte zuvor nicht daran geglaubt, dass sie das jemals zu Gesicht bekommen würde. Doch sie war wieder Zuhause und an dem Ort, wo sie sein wollte. Davon hatte sie nicht einmal zu träumen gewagt, oder sogar sich eine Familie vorgestellt. Dennoch besaß sie jetzt genau das ... eine Familie.

Während Emmanline auf ihre schlafenden Liebsten schaute, erkannte sie sofort, wie sich Luciens Mundwinkel leicht nach oben bewegten.

„Du bist wach?“, wunderte sie sich etwas.

Jetzt erst öffnete Lucien seine Augen und schaute zu ihr vom Kopfende runter, aber blieb genauso liegen, damit er die Kinder nicht weckte. „Ich bin schon seit dem Zeitpunkt wach, als du aus diesem Bett gestiegen bist, meine Liebste.“

Irgendwie hätte Emmanline es sich denken können, aber hoffte, dass Lucien einmal durchschlafen würde, weil er es nötig hatte. Leicht lächelte sie ihn an und es fühlte sich großartig an. „Du bist unmöglich und doch habe ich genau das vermisst.“

„Wenn ich könnte, würde ich dich sofort in den Arm nehmen“, glaubte sie ihm seine Worte sofort und war ihm unsagbar dankbar, denn er vermittelte ihr stets das Gefühl, niemals alleine zu sein.

„Das musst du wohl verschieben“, lachte Emmanline leise.

„Sieht ganz danach aus“, als Lucien sich durch seine Kinder nicht rühren konnte.

Lucien und Emmanline hatten sich noch eine Weile leise unterhalten, als ihre Kinder nacheinander die Augen geöffnet hatte und Lucien sich endlich rühren konnte. Steif war er aufgestanden und nach seinem Stöhnen zu urteilen, schmerzhaft. Ein sanftes Lächeln stahl sich auf ihrem Gesicht, weil Lucien es ohne Beklagen hinnahm. Er war fürsorglich und aufmerksam. Dieses eigenartige Gefühl, was sich jetzt in ihrer Brust ausbreitete, war eindeutig Liebe.

Sie liebte ihn.

Emmanline liebte diesen großartigen Mann mit all seinen Facetten und Eigenschaften. All seiner Güte und Leidenschaft, die er in alles steckte, wenn er es in seine Hände nahm. Alles tat Lucien mit einer Aufmerksamkeit, die sie berührten und aus diesem Grund, wollte sie nicht mehr weg von diesem Mann. Sie wollte für immer bei ihm bleiben, egal was es selbst für sie kosten würde. Er hatte so viel für sie riskiert und getan, dass er nun ihre Seele besaß. Das sogar für alle Zeiten.

Lucien schien zu spüren, wie sie ihn die ganze Zeit angestarrt hatte, als sich nun sein Blick hob, während er zuvor seine Aufmerksamkeit seinen Kindern geschenkt hatte. Sie konnte in seinem Gesicht Besorgnis erkennen, aber darauf lächelte Emmanline mit solch einer Zärtlichkeit, was ihn veranlasste, das er auf sie zukam und sie fest in seine Arme schloss.

„Ich hatte dir doch gesagt, ich werde das tun“, flüsterte Lucien ihr leise ins Ohr, weil es nur für sie bestimmt war.

Leise lachte sie erstickt. „Ja, das hast du und ich finde das äußerst bezaubernd“, erwiderte Emmanline seine Umarmung.

„Bezaubernd?“, lachte Lucien leise darauf, als er sich von ihr trennte und sie anschaute. „Eine interessante Wortwahl, worüber wir noch einmal sprechen müssen, wenn wir alleine sind. Unter vier Augen natürlich“, blitzte etwas lustvolles in seinen Augen auf, das Emmanline wohl bekannt war. Wie unanständig das auch war, aber sie freute sich darüber, wenn dieser Zeitpunkt eintraf. Sehr sogar.
 

Gemeinsam verließen sie das Zimmer und es kam Emmanline wirklich eigenartig vor. Lucien hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt, während Adriana und Raziz vor ihnen her liefen. Es war wie eine ... richtige Familie.

Seufzend lehnte Emmanline sich an Lucien an und sie genoss dieses Gefühl und das Bild, welches sich ihr bot und vor allem sich dieser Vorstellung hinzugeben, das im Augenblick alles perfekt war. Wirklich perfekt und sie war mehr als glücklich.

Unten in der Halle angekommen, stürmten die Zwillinge sofort zu ihren Tanten und Onkel, die sie herzlich begrüßten. Sowohl auch Emmanline musste einige Begrüßungen in Kauf nehmen, wobei sie jemanden vermisste. Sie konnte nirgendwo Darius erblicken. Luciens Onkel war sonst immer präsent und sie war fest entschlossen, ihren Gefährten nachher zu fragen, wo er steckte.

Ihren Gefährten, lächelte Emmanline in sich hinein. Dies war er wirklich und es erzeugte in ihr ein wohliges Gefühl der Zufriedenheit.

„Emmanline, bitte“, jammerte Charia sie flehend an, was sie vor Entsetzen staunen ließ. Diese Frau und Drachin war eine der mutigsten und stärksten, die sie kannte. Sie jammerte nicht und vor allem nicht flehend.

„Bitte?“, fragte Emmanline irritiert.

„Mache endlich da draußen etwas, sonst verzweifeln wir hier alle“, sprach Charia weiter und deutete deprimiert auf den Ausgang, der zum Hof führte. „Sie alle treiben mich bald in den Wahnsinn.“

Emmanline erinnerte sich daran, dass Luciens Geschwister gestern etwas ähnliches angedeutet haben und als sie später aus dem Fenster geschaut hatte, war diese Gegend gefühlt von unzähligen Drachen gewesen.

„Nicht nur dich, Schwester“, legte Ysera erschöpft ihren Kopf auf eines der Esstische, die mitten in der Halle standen. „Sie wollen einfach nicht verschwindään ...“, jammerte selbst diese starke Frau vor Verzweiflung, indem sie das letzte Wort unnatürlich in die Länge zog.

„Also mich hatte es bisher nicht gestört“, wandte Lucien ein.

Sofort richteten sich viele tödliche Blicke auf Lucien.

„DU musstest dich ja nicht mit ihnen rumschlagen“, wandte Ysera und Charia gleichzeitig ein,

„Oder musstest sie versorgen und dich darum kümmern, wie sie versorgt werden“, meinte Lya.

„Oder darum kümmern, sie irgendwo unterzubringen“, war es Raiden, der brummig reagierte.

„Oder ...“

„Ja, ist ja gut, ich habe es verstanden“, knurrte Lucien mit erhoben Händen, als er es eingestand.

Wie versteinert stand Emmanline da und beobachtete das Geschehen von Luciens Geschwistern, die fast alle versammelt zu sein schienen. Jetzt wo Emmanline jeden Einzelnen beobachtete, bemerkte sie, wie angespannt jeder war. Jeder auf ihre eigene Art und Weise. Viele gereizt oder genervt. Wo andere erschöpft und müde wirkten.

„Lucien“, berührte Emmanline den Arm von ihm, damit sie seine Aufmerksamkeit bekam und somit die Diskussion unterbrach. „Dann lass mich raus gehen“, was auch immer sie dort erwartete.

Luciens Gesicht spannte sich etwas an und blickte ihr tief in die Augen, als er dann anfing zu nicken, aber sandte jeden seiner Geschwister noch einen finsteren Blick zu, bevor er Emmanlines Hand ergriff und sie langsam nach draußen führte.

„Egal was passiert, meine Liebe, ich bin bei dir“, knurrte er ihr flüsternd zu.

Leise kicherte Emmanline. „Oh, das weiß ich doch“, stimmte sie ihm bei. „Doch anscheinend muss das wirklich an den Nerven zerren und ich will versuchen etwas dagegen zu unternehmen. Zumal ich ja anscheinend Schuld daran bin, dass überhaupt alle hier sind und nicht wieder gehen wollen“, lächelte sie leicht schief, denn vor so vielen Drachen zu treten, bereitete doch ein mulmiges Gefühl in ihrer Magengegend aus. Selbst wenn Lucien behauptete, kein Drache könnte ihr je wieder einen Schaden zufügen.

Immer näher schritten sie beide den Ausgang zu, während Emmanline im Augenwinkel beobachtete, wie eine Drachenskulptur eine nach der anderen an ihr vorbei zog, die den langen Gang der Seite säumte. Welche die Aufgabe hatte, die Decke zu stützen. Ihr Herz schlug mit jedem Augenblick schneller und sie rüstete sich auf alles, was kommen sollte.

Erst mit Luciens sanften Händedruck lenkte Emmanline ihre Nervosität ab und blickte zu ihm rauf, der mit einem liebevollen Blick zu ihr herab sah. Nur gemächlich beruhigte sich ihr Herz etwas, denn sie spürte, Lucien war ihr Ruhepol, der immer für sie da war. Der an ihrer Seite stand und es immer sein würde. Leicht erwiderte Emmanline sein Lächeln und baute sich mit gestreckten Schultern auf, als sie nun durch den Torbogen schritten. Erst blendete die Sonne sie, woran sie sich erst an das grelle Licht gewöhnen musste. Aber sobald sie oben am Ansatz der Treppe aufgetaucht war, konnte sie ihren Blick nach unten auf den Hof richten und etwas weiter hinaus. Jeder Drache, der sich bewegt hatte, verharrte in ihrer Bewegung und wandte ihre ganze Aufmerksamkeit ihr zu. Emmanline, die nicht einmal zu ihrer Art gehörte.

Zittern holte Emmanline Luft, als sie diese auch wieder so ausstieß, aber es verging keine weitere Sekunde, nachdem eine Totenstille geherrschte hatte, nun ein Gebrüll der Begeisterung herrschte. Ihre Augen weiteten sich bei diesem Schauspiel und sie schnappte vor Begeisterung nach Luft. Emmanline wirkte sprachlos, wie nun dieser Sturm der Freude auf sie einstürmte, indem jeder Drache auf ihre Weise ihr Hochgefühl zeigte. Egal ob durch Flugkünste, Feuerspeien oder wie Eis und andere Naturgewalten.

„Ich schwöre dir, ich bin dermaßen eifersüchtig auf dich“, hörte Emmanline an ihrem Ohr ein Flüstern, als sie sich blinzeln umdrehte und in die schalkhaften Augen von Lucien blickte.

„Wie bitte?“, blinzelte sie mehrere Male ihre Benommenheit ab, während sie noch immer zu verstehen versuchte, was hier gerade passierte.

Lucien gluckste leise. „Ich bin der König der Drachen und sie haben mir sicherlich nicht in solch einem Ausmaß der Begeisterung gezeigt. Zumal sie sich hier alle versammelt haben, um mir ihre Anerkennung zu zollen“, erklärte er ihr.

Da dämmerte es langsam in ihrem vernebelten Kopf, was Lucien damit meinte. „Warum tun sie das?“

„Oh, mein Liebste, vermutlich liegt es daran, dass sie dich vergöttern, sowie ich es auch tue“, runzelte sich kurz Luciens Stirn dabei. „Nein, warte“, flüsterte Lucien ihr weiter ins Ohr, wobei seine Stimme rauer und sinnlicher wurde. „Während andere dich vielleicht vergöttern, liebe ich dich abgöttisch und nur mir ist das Recht vorbehalten, noch ganz andere Dinge mit dir zu tun.“

Entsetzt und mit hochrotem Kopf, schnappte Emmanline nach Luft und zuckte zurück. „Unterstehe dich“, krächzte sie beinahe, als er dann kehlig anfing zu lachen. Emmanline wusste, warum er das tat, damit sie sich abgelenkt und sich nicht mehr so steif fühlte. Dies hatte er wahrhaftig geschafft.

„Emmanline ...“, kam ihr Name schreiend aus der Menge und als sie sich umblickte, erkannte sie diese Person sofort.

„Mariah ...“, lief sie die Treppe sofort nach unten. Bei ihr angekommen, umarmte sie diese kräftige Frau, mit ihrem hellbraunen Haar, stürmisch.

„Bei den Göttern, als Segan mir alles erzählt hatte, habe ich mir fürchterliche Sorgen um dich gemacht“, seufzte Mariah bedrückt und zog sie in eine festere Umarmung, wobei Emmanline aufkeuchen musste.

„Wenn du meine Gefährtin weiterhin so fest drückst, muss ich mir über ganz andere Sachen Sorgen machen“, erklang Luciens belustigende Stimme hinter ihr auf.

Entsetzt löste Mariah ihre Umarmung und entschuldigte sich aufrichtig dafür. Aber Emmanline störte es keinesfalls, weil sie hatte diese Frau wirklich ins Herz geschlossen. Sie könnte ihr niemals böse sein, da ihr Herz genau am richtigen Fleck saß.

„Wir haben so viel zu reden“, meinte Emmanline.

„Oh aye, das haben wir“, stimmte Mariah ihr begkräftigend zu.

„Wie geht es deinen Kindern und vor allem ...“, blickte Emmaline an ihrer Freundin hinab, als sie bemerkte, sie hatte ihre Schwangerschaft gut überstanden.

„Es ist ein Mädchen“, wusste Mariah sofort, worauf Emmanline angesprochen hatte. „Sie heißt Alicia und ist schon im sechsten Lebensalter. So aufgeweckt und stürmisch wie ihre Mutter, während sie ihren Vater in den Wahnsinn treibt“, lachte sie leise auf und zwinkerte ihr zu, worauf Emmanline lachen musste.

„Ich würde sie gerne einmal kennenlernen. Eure Alicia“, meinte Emmanline aufrichtig.

Freudestrahlend blickte Mariah sie an und nickte, doch nun bemerkte sie, wie sie von anderen umringt wurde. Viele schauten sie mit Staunen und Begeisterung an. Diese Bewunderung erdrückte sie beinahe, was sie unbehaglich fühlen ließ.

„Aus dem Weg“, knurrte eine tiefe männliche Stimme, als sich jemand durch die Menge drängelte. „Stehe nicht so dumm da.“

Verwundert schaute Emmanline auf und blickte in die Richtung der Stimme. Irgendwoher hatte sie diese Stimme schon einmal gehört, aber wusste erst, zu wem die Stimme gehörte, als sie in das Gesicht dieser Person schaute.

Alastar ...

„Mache den Mund wieder zu“, knurrte Alastar missmutig, während er vor ihr stehen geblieben war und mit wütenden Blick auf sie herabschaute. Dabei bemerkte Emmanline wirklich, wie ihr Mund offen stand, und schloss ihn sofort bei seiner Bemerkung. Bedrohlich und tödlich wirkte dieser Mann noch immer, aber etwas hatte sich verändert. „Nicht zu fassen, wenn ich bedenke, wo ich dich das erste Mal gesehen habe und was sich ereignete. Ich gebe offen und ehrlich zu, ich mochte dich nicht. Eigentlich gar nicht“, runzelte Alastar bei seinen eigenen Worten seine Stirn. „Doch jetzt“, seufzte er resigniert auf, bückte sich und nahm sie in seine Arme und hob sie hoch.

Wie erstarrt verharrte Emmanline in dieser Umarmung, weil sie befürchtete, Alastar würde seine Meinung ändern und seine ganze Stärke einsetzten, um sie zu zerquetschen. Doch sein Flüstern an ihrem Ohr ließ sie entspannen.

„Danke“, hatte er ihr ins Ohr geflüstert.

Selbst wenn Emmanline darauf eine Antwort gehabt hätte, könnte sie nicht antworten, denn sofort ließ er sie los und ging vor ihr auf die Knie.

„Wenn niemand den Anfang macht, dann werde ich das tun“, blickte Alastar zu ihr rauf und zog seinen Dolch aus einem Halfter an seiner Seite und hielt ihn vor seine Brust. Den Griff nach oben gerichtet. „Ich Alastar De la Cruise schwöre hiermit, euch, meiner Königin, dem König, all die ich liebe und meinem Volk zu beschützen und jedes Unheil abzuwenden, das jene droht. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, die zu beschützen, die uns angehören. Ich werde mein Leben dafür geben. Sollte ich je meinen Schwur brechen, sollte mich das gleiche Todesurteil ereilen und diese Klinge zu Diensten sein. Alle Götter sollen Zeuge meiner Worte sein. Vor allem meine ewige Treue.“

Erneut sprachlos starrte Emmanline Alastar einfach nur an und wusste überhaupt nicht, wie sie reagieren sollte. Um sie herum war es erneut still geworden. Niemand sprach. Kein Rascheln der Kleider oder sonst eine Art Geräusche unterbrach diesen Augenblick.

„Sprich mir einfach nach“, hörte Emmanline Luciens Stimme in ihrem Kopf.

„Erhebe dich, Alastar De la Cruise, Beschützer aller Wehrlosen und Unschuldigen“, vernahm Emmanline die Worte von ihrem Gefährten, während sie diese Worte laut aussprach. „Dein Schwur soll tief in mir verankert sein und niemand wird deine Ehre infrage stellen. Die Götter waren deiner Worte Zeuge und sollte dein Schwur je gebrochen werden, erwartet dich deine angemessene Strafe. Besiegle den Schwur mit deinem und meinem Blut“, gab sie diese Verse nach Lucien einfach wieder und selbst sie spürte darin das Heilige. Das hatte sie schon einmal vernommen und je mehr Emmanline diese Worte wahrnahm, umso stärker wurden sie.

Gerade wollte Alastar sich mit seinem Dolch in die Hand ritzen, als Lucien seinen Bruder aufhielt. „Das ist nicht nötig, Bruder“, murmelte er zu ihm. „Wir alle sind auf eine gewisse Art mit Emmanline verbunden und müssen es nicht mit Blut bekräftigen“, beteuerte Lucien und wenn Emmanline nun bedachte, drängten sich nun andere Drachen hinter Alastar, selbst diesen heiligen Schwur abzulegen. Wenn sie jedes Mal sich in ihre Hand stechen müsste, nur um all das zu besiegeln, würde sie nie fertig werden. Zumal wurde ihr mulmig dabei. Sie war selbst jetzt noch überfordert, dass sie kaum zur Besinnung kam.

Was geschah hier gerade?
 

Emmanline konnte nicht mehr sagen, seit wie vielen Stunden sie jetzt schon hier auf dem Platz stand und immer wieder den gleichen Schwur hörte und diesen zu bekräftigen. Sie kannte diese Worte wirklich schon wie im Schlaf und wenn sie über die Gegend blickte, befürchtete sie, es wurde überhaupt nicht weniger. Innerlich seufzte sie zwar ermüdend auf, aber um nicht respektlos zu erscheinen, hielt sie es durch. Lucien stand stets an ihrer Seite und war ihr eine Stütze.

Du meine Güte, dachte Emmanline sich. Wenn jeder diesen Schwur ablegt, dann bräuchte ich Tage dafür, bis es ein Ende nimmt.

„Ich glaube, wir werden eine Pause machen, meine Liebe“, sagte schließlich Lucien zu ihr. „Du stehst schon fast sechs Stunden hier.“

Sechs Stunden?

Überrascht was für eine Ausdauer sie hier hingelegt hatte, nahm sie doch langsam eine Schwere in ihrem Körper wahr. Am Anfang empfand sie es noch als angemessen und es hatte ihr wirklich keine Probleme bereitet, aber jetzt wurde es anstrengender auf ihren Beinen zu stehen. Lucien schien das bemerkt zu haben, als er nun einen Arm um ihre Hüfte legte. Für viele mag es aussehen, dass er sie nur umarmen wollte, aber für sie war er im Augenblick eine unheimliche Stütze.

Selbst wenn Emmanline das erst einmal unterbrechen musste, um wieder zu Kräften zu kommen, so hatte sie eine Menge außergewöhnliche Drachen kennengelernt. Mit einigen hatte sie immer mal ein paar Gespräche geführt und Emmanline war überrascht darüber. Alle waren ihr gegenüber wohlgesonnen und es schien niemanden etwas auszumachen, diesen Schwur auszusprechen. Ohne jeglichen Zweifel und immer wieder hatte sie vernommen, wie stark sie für Emmanline, ihrer Königin, gekämpft haben, um sie aus Culebras Fängen zu befreien.

Diese Freundlichkeit und Zuneigung ihr gegenüber, brachte sie immer mehr an den Rand ihrer Tränen. Alle waren sehr herzlich und aufmerksam.

„Geht es dir gut?“, fragte Lucien sie besorgt, als er sie nach drinnen geführt hatte.

Mit einem verschleierten Blick schaute Emmanline zu ihm rauf und erst da schlang sie ihre Arme um seinen Hals, während sie ihren Kopf in seiner Halsbeuge legte. „Ja“, schluchzte sie einmal. „All das ist sehr überwältigend für mich. Ich habe damit einfach nicht gerechnet“, gestand sie.

Luciens Arme umfassten ihren Körper. „Ich, unsere Kinder und meine Geschwister, sowie gehört nun das ganze Volk zu dir. Wir sind nun deine Familie.“

„Ganz schön groß“, gestand sie, aber wollte Lucien noch nicht loslassen, so gut fühlte er sich an. „Vor nicht langer Zeit hatte ich nur meine Mutter, bevor ich sie verloren habe und jetzt ist es so viel, dass es mich beinahe überschlägt. So viel hat sich verändert und ...“, rückte Emmanline von ihm ab, damit sie anschauen konnte. „...ich bin ... völlig überwältig. Ich habe eine ... gigantische Familie.“
 

Lucien stockte der Atem, als er nun in Emmanlines Augen blickte. Erst hatte er gedacht, sie würde sich durch all den Druck zurückziehen, aber nun entdeckte er in ihr ein Glitzern und Funkeln, was selbst ihn sprachlos machte. Sicher hatte sie sich bis jetzt tapfer gehalten, um nicht unter allem zusammenzubrechen, aber jetzt sah Lucien eine unglaubliche Stärke in ihnen.

Darum wirkte Lucien nun über ihre Reaktion überrascht, wie begeistert sie damit umzugehen schien. Seine Gefährtin küsste ihn jetzt inständig, welchen er ohne frage erwiderte. Er könnte ihr niemals widerstehen. Von daher wunderte es ihn nur, wie schnell sie von ihm abließ und sich aus seiner Umarmung löste. Sie ging um ihn herum und ging sofort wieder hinaus. Irritierend schaute er Emmanline nach und verstand nicht recht, als er ihr nachging. Während Lucien oben auf der Treppe ankam, war sie schon bereits unten an der Treppe angekommen und begrüßte sein Volk erneut, wobei sie verdeutlichte, dass es weiter gehen könnte.

Ihr Volk, musste Lucien sich korrigieren.

Mit einem Lächeln und Kopfschütteln beobachtete Lucien seine Gefährtin, die so viel Biss und Kampfgeist zeigte, der alles übersteigt. Er vergötterte sie wirklich.

Bis eben hatte Emmanline erschöpft ausgesehen, doch jetzt strotzte sie vor Energie, als würde sie der Welt sagen wollen, sie nehme es mit jedem auf. Er war ein verdammter Glückspilz diese Frau als seine Gefährtin zu bezeichnen. Sogar mit der er seelengebunden war. Vor Stolz quoll seine Brust über, während er sie einfach nur beobachtete. Diesmal wirkte sie ungezwungener und voller Heiterkeit, indem sie jeden begrüßte und freudig entgegenkam.

Selbst bei ihm hatte sich einiges geändert. Zuvor war bei ihm alles trostlos gewesen und jetzt wirkte seine Welt und sein Leben viel bunter und strahlender. Wer hätte gedacht, dass sein Leben solch eine Wendung nehmen konnte. Genau das war es, wie Lucien es beschreiben konnte, eine Wendung, die alles zu einem Guten gewendet hatte. Genau mit diesen Gedanken bewegte Lucien sich auf seine Gefährtin zu, damit er ihr stets zur Seite stehen konnte.

Wenn sie das schon überstehen musste, dann gemeinsam, dachte Lucien sich amüsiert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  luxmilla
2019-07-02T18:18:24+00:00 02.07.2019 20:18
Dieses Kapitel hat mich echt zu tränen gerührt... Die Stelle mit Alastar und Emma fand ich echt toll, da er sie nicht ausstehen konnte. Das Kapitel hört sich an als wäre es bald zu Ende mit der Geschichte =( Aber ich möchte dich noch gerne fragen ob es noch eine Fortsetzung gibt mit den Kinden von Emma und lucan ? *.*
Antwort von:  PaiSakuraKurai
02.07.2019 20:25
Also ein wenig kommt noch von der Story her. ^^
Nun, hin und wieder wird es was von den Kindern von den beiden geben, da ich noch Bücher geplant habe, wo die andere Charaktere drinnen vor kommen. Wie von Lucien die Geschwister. Oder noch wer anderes, aber wenn ich das sage, verrate ich schon was, was im nächsten Kapitel kommt. ;)


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