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Bloody Eternity 2

von

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Wenn alles so einfach wäre

Ohne eine bewusste Entscheidung dazu getroffen zu haben, war Aiden auf den Beinen und fokussierte den Fremden, der seine Beute auf dem Arm hielt. Er hatte ein längliches Gesicht, über dem sich dunkelblondes Haar wellte, und eine schmale, athletische Statur. Aiden nutzte die Chance, als seine blauen Augen für eine Sekunde zu Jane huschten, und stürzte sich auf den anderen Vampir.

Mit Jane auf dem Arm blieb dem Fremden nichts anderes übrig, als zurückzuweichen. „Bitte. Du willst ihr nichts tun. Du wirst es bereuen, Aiden“, flehte sein Artgenosse, der Sich unter Aidens Schlägen wegduckte – bis er schließlich die Wand im Rücken hatte. Der Dieb saß in der Falle, und er würde sich nehmen, was ihm gehörte.

Aiden machte sich gerade zum Sprung bereit, als er von den Beinen gerissen wurde. In einem Wust aus schwarzem Fell schleuderte er durch den Saal. Zähne schlugen sich in seinen Arm und hinterließen giftig brennende Spuren. Er schlug seine Klauen in warmes, stinkendes Fleisch und wurde mit einem schmerzlichen Fiepen belohnt.

Der Werwolf trabte davon, während Aiden sich aufrappelte. Gabriel baute sich zwischen ihm und dem fremden Vampir auf. Sein Fell sträubte sich, aber sein bedrohliches Knurren brachte Aiden nur zum Lachen.

„Mach dich nicht lächerlich, Welpe.“

Aiden ging auf ihn zu, doch diesmal war es der Fremde, der vortrat. "Ich werde ihn aufhalten! Bring du Jane zu Liz! Schnell!“

Mit diesen Worten stürzte er sich auf Aiden, um ihn so weit wie möglich von seiner Beute fernzuhalten. Gabriel schaltete innerhalb von Sekunden. Zurück in seiner menschlichen Form schnappte er sich Jane und nahm die Beine in die Hand, ohne zurückzublicken. Aiden setzte ihm nach, doch der andere Vampir packte ihn am Kragen und riss ihn zu Boden. Das Gewicht des anderen Mannes drückte ihn runter, doch er riss seine Hand los und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Der jüngere Vampir verlor kurz die Balance, was Aiden nutze, um ihn von sich runter und gegen die nächste Wand zu klatschen. Stöhnend sank er in sich zusammen. Seine Versuche, aufzustehen, erinnerten an eine Puppe, deren Fäden sich verheddert hatten.

Als Aiden aufstand, blickte er ihn aus hellblauen, traurigen Augen an. "Du hast sie beschützt!", keuchte der Fremde außer Atem. Aiden kam langsam näher, bereit, jeder Zeit zuzuschlagen. "Du hast sie beschützt, und jetzt willst du sie töten? Willst du Jane McCollins wirklich tot sehen?"

Wieder blinzelte Aiden, und seine Schritte wurden langsamer. Jane... Das Bild einer lächelnden, wunderschönen jungen Frau, die ihm die Krawatte band schob sich in sein Bewusstsein, gefolgt von einem anderen, viel älteren, in die scheinbar selbe Frau schelmisch lächelnd vor ihm her durch einen dunklen Flur lief und seine Hand hielt. Jane Grey. Jane McCollins. Der Unterschied war wahnsinnig schwer zu greifen, aber er war entscheidend. Er konnte sich nicht noch mehr Schuld aufladen. Es hätte ihn zerbrochen.

Seine Atmung kam stoßweise und er musste sich auf den Tisch stützten, als ihm die Knie schwer wurden. Der Durst war immer noch da, riss an seinem Verstand… Aber der Rausch ebbte langsam ab.

„Es ist nicht deine Schuld“, sagte der Fremde leise und brachte Aiden damit zum ersten Mal zu, ihn anzusehen. Besorgte blaue Augen sahen ihn aus einem von dunkelblonden Locken umrahmten, schmalen Gesicht an. Er war etwa so groß wie Aiden, aber schlanker.

„Verschwinde...", knurrte er angespannt.

Der Fremde runzelte die Stirn. Er wich aber zurück, als Aidens Finger sich um den Stuhl verkrampften und das Holz splitternd nachgab. Ihm war egal, wer diese Person war oder was sie von ihm wollte. Er musste sich so sehr konzentrieren, nicht das Monster zu sein, das er in seiner Brust wüten spürte. Er hatte nicht die Kraft, mit irgendjemandem zu sprechen oder sich zu rechtfertigen.

Unbewusst musste er die Augen geschlossen haben, denn er hörte nur, wie Schritte sich entfernten. Er wusste nicht, wie lange er dort gestanden hatte, als die Beleuchtung wieder eingeschaltet wurde. Vor dem Gebäude waren Sirenen zu hören, und er wusste, dass es Zeit war zu gehen.

Wohin war nur die Frage.

Als die Menschen in den Saal strömten, war Aiden schon verschwunden, um rastlos durch die Nacht zu geistern. Eigentlich wollte er gerade nicht jagen, denn er vertraute sich selbst nicht. Doch seine Natur gewann schließlich die Oberhand. Als das ohnmächtige Mädchen zu seinen Füßen lag und er sie anstarrte, traf ihn die Erkenntnis, dass das Jane hätte sein können, wie ein Hammerschlag.

Er hätte sie getötet, wenn dieser Fremde sie nicht verteidigt hätte, und er wusste noch nicht mal, wer das überhaupt gewesen war. Sie war potentiell immer in Gefahr, wenn sie bei ihm war, aber das jetzt so direkt zu sehen machte ihm Angst. Was, wenn das nächste Mal kein freundlicher Retter in der Nähe war? Er verbrachte viel Zeit mit Jane alleine. Was, wenn sie sich dabei in den Finger schnitt und er sein eigenes Monster nicht mehr im Griff hatte? Er hatte schon seine erste große Liebe auf dem Gewissen, er wollte nicht auch noch für Janes Tod verantwortlich sein.

Und das wäre er, selbst wenn sie bei einem Auftrag unglücklich stürzen und sich den Hals brechen würde, denn er hatte sie überhaupt erst in dieses Leben gedrängt.

Seine Haut kribbelte wie von tausend Ameisen. Es trieb ihn, immer weiter, bis er schließlich in seiner Wohnung strandete. Doch er konnte nicht bleiben.

Noch bevor er wusste, was er tat, hatte er seine Reisetasche unter dem Bett hervorgezerrt. Er stopfte seine Kleidung hinein, angewidert davon, dass er Jane so sehr in Gefahr gebracht hatte.

Minutenlang starrte er gegen ein Stück Wand neben seinem Bett, in Gedanken bei ihrem Gesicht. Jetzt würde es wieder von Abscheu verzerrt sein, wenn sie ihn ansah. Der Gedanke war wie ein Stich in seinem Herzen. Er wollte doch nur... Er wusste selbst nicht, was er von diesem armen Mädchen wollte, dessen Leben er so auf den Kopf gestellt hatte- Sie sollte ihn nur nicht hassen. Das konnte er nicht ertragen.

Als am Samstagmorgen die Sonne kalt über London aufstieg, brachte sie für Aiden nur Gedanken an all das Blut auf Janes Körper. Er konnte nicht mal sicher sein, dass sie überhaupt lebte. Er schämte sich für seine Feigheit, doch wagte er es nicht mal, sich von ihrem Wohlbefinden zu überzeugen. Die Angst fraß sich durch seine Eingeweide, während er sein Gepäck wahllos zusammenräumte. Er musste gehen. Seine Gedanken waren ein Limbo, aus dem er keinen Ausweg fand, wenn er bliebe. Er musste… Musste…

Als sein Telefon klingelte, starrt er es sekundenlang aus rotgeräderten Augen an. Schließlich streckte er die Hand aus, als würde sie einem anderen gehören. Er sah ihren Namen und für eine Sekunde war er überzeugt, sein Herz hätte noch geschlagen und erst in dieser Sekunde aufgehört. Er musste gehen. Er konnte nicht rangehen und sie weiter in Gefahr bringen. Wieso wanderte sein Finger trotzdem zu der grünen Taste? Wieso drückte er sie? Wieso konnte er sie nicht einfach leben lassen, ohne ihn, in Frieden?

"Aiden? Alles in Ordnung?"

"Jane..."

Andächtig schloss er die Augen, als er endlich ihre Stimme hörte. Es war wie Balsam, der durch die Telefonleitung träufelte und seine heiß gelaufenen Nerven beruhigte. Er stand mitten in seinen halb gepackten Habseligkeiten, aber eigentlich wäre er lieber gerannt, wer weiß, wohin.

"Ich... Es tut mir so leid, was passiert ist. Ich konnte nicht... Es war... Bitte, verzeih mir... Wie geht es dir?", beendete er sein sinnloses Gestammel mit einer genauso sinnlosen Frage. Ihre halbe Seite hing in blutigen Fetzen, wie sollte es ihr schon gehen?

"Nun.. ich würde sagen, dass es mir den Umständen entsprechend gut geht. Ich habe mir aber vielmehr Sorgen um dich gemacht, weil du dich bisher nicht gemeldet hast." Sie seufzte leise, und er konnte praktisch sehen, wie sie sich die Haare hinters Ohr strich.

Wäre er nicht so angespannt gewesen, hätte er wahrscheinlich gelacht, so aber entrang sich ihm nur ein leises Schnauben. „Wie kannst du dir Sorgen um mich machen… Nach allem…“

„Was? Aiden, beruhige dich. Was ist denn das Problem? Warum entschuldigst du dich?", wollte Jane irritiert wissen.

"Es ist meine Schuld. Ich hatte mich einfach nicht unter Kontrolle, und ich... Ich will das nicht noch mal riskieren. Wenn dir etwas passiert wäre..." Seine Kehle schnürte sich zu und er konnte nicht weiter sprechen.

"Aber du hast nichts getan! Es ist nichts geschehen und nichts von all dem ist deine Schuld!", entgegnete sie viel zu schnell. Sie musste noch verwirrt sein von den Geschehnissen.

Langsam öffnete Aiden die Augen und starrte die Decke seiner Zimmers an. "Das ist dir jetzt wahrscheinlich egal, aber ich wollte dir nur sagen, dass ich dich nicht sehen kann. Mindestens, bis die Wunden verheilt sind. Aber Liz kümmert sich ja sicher wie immer gut um dich. Also... Gute Besserung, Jane", sagte er rau, dann legte er einfach auf. Er konnte sich nicht das Recht herausnehmen, noch weiter mit ihr zu sprechen. Er war es gewesen, der sie in Gefahr gebracht hatte.

Er warf sein Handy auf den Nachttisch und rieb sich über die Augen, die aufgrund von Schlafmangel ziemlich gerötet waren, dann ließ er sich zurück ins Bett fallen. Vorhin hatte er sich rastlos gefühlt, jetzt war er nur noch taub. Jane hatte nicht geklungen, als würde sie ihn hassen. Entweder, er hatte sich das eingebildet, oder, sie brauchte ihn noch für irgendwas. Beides unschöne Möglichkeiten, denn wenn sie es zuließ, dass er weiter Teil ihres Lebens war, wäre sie nur Gefahr.

Vor lauter Gier hatte er es noch nicht mal geschafft, ihr Gaspard zu bringen. Er war nicht nur eine Gefahr, sondern zudem vollkommen nutzlos. Und jetzt würde sie wahrscheinlich mit dem Welpen alleine losziehen und sich womöglich nochmal verletzen, alles nur, weil er so abgrundtief nutzlos war. Er hätte den Glatzkopf schon bei ihrem Ausflug vor einer Woche fangen können, es aber nicht getan, weil er geglaubt hatte, es besser zu wissen. Dabei war er nur faul, aber nicht nur das, sondern auch noch gefährlich.

Ruckartig setzte Aiden sich auf. Wenn er ihn finden könnte, wäre vielleicht wenigstens ein Teil seiner Schuld getilgt. Aber wie sollte er das anstellen? Er hatte absolut keine Anhaltspunkte, was den Wiederholungstäter betraf. Nur, dass er schon zwei Mal in Janes Nähe aufgetaucht war...

Seine Überlegungen wurden unterbrochen, als es an der Tür klingelte. Träge drehte er den Kopf dorthin. Hätte der ungebetene Besuch nicht sturmgeklingelt, wäre er einfach liegengeblieben. Als er sich der Tür näherte, machte ihm schon der Geruch klar, wer da gerade aufgetaucht war. Er stockte kurz, doch als Gabriel auch noch gegen die Tür hämmerte, öffnete er sie lieber, bevor der Werwolf sie einschlagen konnte. Er war zu überrascht, um Gabriel seinen Gast daran zu hindern, seine Wohnung zu betreten. Mit misstrauisch verschränkten Armen beobachtete Aiden den Werwolf in seinem Zimmer. Wenn er hier war, um ihm zu sagen, dass er sich von Jane fernhalten sollte, hätte er sich den Weg sparen können.

"Jane will dich sehen", begann er ohne Umschweifen und blickte sein Gegenüber mit leicht verengten Augen an.

Der Welpe fungierte also scheinbar als Briefträger für Jane. Nun, dieser Botenjunge steigerte nicht gerade Aidens Lust, ihrem Wunsch nachzukommen.

Er drehte das Gesicht weg, als er antwortete: "Ich sie aber nicht“, sagte er mit kalter Stimme.

"Seit wann spielt es eine Rolle, was du willst, wenn sie eine Bitte oder einen Wunsch äußert?", entgegnete der Werwolf fast schon patzig und mit einer hochgezogener Augenbraue.

„Sie ist verletzt und ich bin schuld daran. Das siehst du doch auch so?“ Er wollte keine Zustimmung hören, wusste aber, dass dem so war. Dumm war Gabriel ja nicht gerade.

„Glaub mir, wenn das direkt deine Schuld wäre, wäre ich der erste, der es dir unter die Nase reiben würde“, erklärte Gabriel unverblümt. „Aber Jane hat Recht. Es ist nicht deine Schuld, sondern die von diesem

Wenn es wirklich haargenau so gewesen und ihre Verletzung unmittelbar direkt dein Verschulden wäre, würde ich dir das mit Freuden unter die Nase reiben. Allerdings muss ich Jane diesmal Recht geben: Es war nicht deine Schuld, dass sie verletzt wurde, sondern die von diesem blutsaugenden Lackaffen mit glänzend polierter Glatze."

Aiden hätte wenigstens von Gabriel Zustimmung erwartet, und sah diesen entsprechend widerwillig an. Warum konnte er ihn nicht blöd anmachen, wenn Aiden das ausnahmsweise wollte und verdient hatte? "Und wessen Schuld war es, dass dieser ‚Lackaffe mit polierter Glatze‘ noch auf freiem Fuß war?", erwiderte er trotzig.

Dass er Jane überhaupt erst dazu gebracht hatte, Jägerin zu werden, konnte er unmöglich sagen, vor allem nicht dem Werwolf. Nicht jetzt, wenn er absolut kein Recht hätte, sich zu verteidigen. Wenn jemand ihn aus Gerechtigkeit tötete, sollte es wenigstens Jane selbst sein.

"Wenn du auf sein Auftauchen in Winter Wonderland ansprichst, dann fällt die Hälfte der Schuld wohl auf mich. Ich habe seine Fährte ja auch in der Menge verloren", entgegnete Gabriel nüchtern und mit verschränkten Armen vor der Brust. "Aber das ist für mich noch kein Grund, im Selbstmitleid – oder was auch immer – zu versinken und mich von Jane fern zu halten, wo sie mich doch eigentlich braucht."

Müde ließ Aiden sich auf den Rand seins Bettes sinken, die Hände im Schoß gefaltet. Schon damals war er absolut nutzlos gewesen – im Gegensatz zu Gabriel. Der Werwolf hatte Jane bei der ersten Jagd auf Gaspard geholfen und jetzt hatte er sie vor Aiden selbst gerettet. Seine eigene Arroganz, mit der er dem Jungen bisher gegenübergetreten war, widerte ihn an.

Erschöpft wandte Aiden sich seinem Gast wieder zu. "Danke, dass du sie weggebracht hast. Ohne dich... Weiß ich nicht, was passiert wäre. Aber ich mache deinen Einsatz jetzt nicht wieder zunichte, indem ich zu ihr gehe."

"Hör zu...", begann der Südländer ruhiger und mit weniger frechem Unterton in seiner Stimme. "Ich weiß nicht, was das ist oder wie ihr eure Beziehung definieren wollt, aber es ist offensichtlich, dass Jane etwas an dir liegt und sie dich jetzt sehen und mit dir reden möchte. Ich meine... sie hat mich darum gebeten, dich zu ihr zu bringen."

"Ich kann nicht", wehrte Aiden ab.

Er hatte jetzt nicht die Kraft, auch noch seine Beziehung zu Jane zu hinterfragen. Er fühlte sich schon zerrissen genug von dem Wunsch, bei ihr zu sein, und der Angst, ihr zu schaden. In dem Moment fiel ihm ein seltsamer Geruch auf, der an Gabriels Kleidung hing, und er runzelte die Stirn.

"Dieser Vampir von der Gala ist bei ihr?", fragte er, ein wenig verwundert, immerhin hasste sie ja seines Wissens nach alle Vampire außer ihn selbst und Eldric.

"Hm? Oh... Ja. Er ist seit dem Vorfall nicht von ihrer Seite gewichen. Er scheint sehr nett zu sein und die beide verstehen sich ziemlich gut", erklärte er schulterzuckend.

Aiden nickte langsam, weniger beunruhigt, als er selbst erwartet hätte. Doch der andere Vampir hatte sie gerettet. Also war es schon in Ordnung, wenn ihr Retter bei der Jägerin verweilte.

"Kommst du nun oder lässt du es sein?"

Gabriel hatte die Wohnungstür geöffnet und sah Aiden abwartend an.

Vermutlich hatte der Werwolf Recht. Wenn sie es sogar auf sich nahm, ihren besten Freund zu schicken, weil sie nicht selbst kommen konnte, konnte sie ihn nicht so sehr hassen. Und wenn sie ihn wirklich sehen wollte – wer war er, ihr diese Möglichkeit zu nehmen? Er hatte sich ihr schon mal entzogen und somit ihr Vertrauen missbraucht. Das konnte er unmöglich noch einmal tun, er wollte es auch gar nicht. Zwar war er nach wie vor der Meinung, ihr Vertrauen nicht mehr zu verdienen, weil er sie hatte töten wollen mit jeder Faser seines Körpers. Aber wenn ihr das egal war, konnte er nicht wenigstens so tun, als wäre alles ok?

„Es sei denn, du hast noch etwas anderes vor“, fügte Gabriel gehässig hinzu, womit er zum ersten Mal das Gepäck zur Kenntnis nahm, das überall im Zimmer stand.

Aiden schluckte und senkte den Blick. Richtig, Jane hatte ihrem besten Freund davon erzählt, wie er vor über einem Jahr einfach aus ihrem Leben verschwunden war. Weil es sie sehr getroffen hatte. Wie hatte er auch nur eine Sekunde darüber nachdenken können, ihr das wieder anzutun? Nach allem, was er ihr versprochen hatte.

Gabriel reichte es jetzt wohl. Er schnaubte etwas nicht sehr freundliches auf Spanisch, drehte auf dem Absatz um und verschwand. Die Tür ließ er hinter sich auf, als wüsste er, dass Aiden ihm folgen würde.

Er zögerte noch kurz, dann stand er langsam auf und verließ wortlos die Wohnung. Sie wären vermutlich beide schneller zu Fuß gewesen, dennoch nahmen sie Gabriels Auto, um zum Anwesen zu fahren.

Obwohl er sich dazu entschieden hatte, hatte Aiden ein unglaublich schlechtes Gefühl, je näher sie dem Haus kamen. Als sie vor der Tür standen, wollte er nichts lieber, als sofort wieder umkehren. Schließlich hatte er jedoch nicht mehr wirklich eine Wahl, und irgendwie fand er sich auf der Treppe zum ersten Stock und in Janes Zimmer wieder. Es war, als habe ein anderer die letzte halbe Stunde seiner Existenz erlebt.

Völlig verunsichert sah er kurz zu Gabriel, dann trat er ein und ihm stockte der Atem, als er sie im Bett liegen sah. Sie war zwar nicht mehr so schwach wie nach dem Unfall, aber er roch immer noch deutlich das Blut und es widerte ihn maßlos an, dass es immer noch so anziehend auf ihn wirkte.

Mit verschränkten Armen blieb er an der Tür stehen und sah zur Seite. "Du wolltest mich sehen", sagte er, was abweisender klang, als er sich fühlte. Viel lieber hätte er ihre Hand geküsst und sich noch weitere tausend Mal entschuldigt.

"Aiden", kam es sofort über die Lippen der Verletzten, ehe sie auf seine Worte hin leicht die Augenbrauen anhob und leise seufzte. Sie schlug die Bettdecke zur Seite, schwang ihre Beine ans seitliche Ende des Bettes und stand vorsichtig auf. Hierbei zuckte sie zusammen, hielt kurz inne und legte ihre Hand an ihre verletzte Seite.

"Bleib liegen", befahl er besorgt und machte ein paar Schritte auf sie zu.

Allerdings ließ sich die junge Frau nicht beirren, sondern atmete einmal tief durch und ging dann auf ihren Hausgast zu. Er war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, sie einfach wieder ins Bett zu heben, und möglichst viel Abstand zwischen sie beide zu bringen. War ihr denn nicht klar, wie gefährlich er für sie war?

Doch dann stand sie bereits vor ihm und ergriff seine Hand. Verwirrt sah er von ihren Fingern auf seinen zu ihrem Gesicht, auf dem nicht die Abscheu stand, die er erwartet hatte.

"Es ist okay", sprach sie leise und blickte ihm direkt in die Augen, in denen sich Schmerz und Schuldbewusstsein spiegelten. "Es war nicht deine Schuld, dass ich mich verletzt habe. Du hast mich auch nicht angegriffen, sondern vor Gaspard und anderen potentiellen Gefahren beschützt. Also hör auf, dir diese falschen und unnötigen Sachen einzureden."

Er nahm ihre Hände von seinem Gesicht und schob sie von sich. "Aber ich wollte dich angreifen, Jane. Und für mich ist das genauso schlimm", sagte er matt und schob sie sanft zurück in Richtung Bett. Als sie saß, ging er vor ihr in die Hocke, umfasste ihre Hand mit seinen beiden und küsste ihre Finger. "Du bedeutest mir so viel, und ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn dir meinetwegen etwas zustoßen sollte."

"Aber du hast es nicht getan", erwiderte sie fest.

In ungläubiger Dankbarkeit sah zu ihr auf und merkte erst etwas verspätet, dass er hier gerade kniete, als würde er ihr die Treue geloben. Rasch ließ er sie los und setzte sich im Schneidersitz hin. Er war ihr noch immer gefährlich nahe, besonders, da er ihren Blutgeruch so deutlich wahrnehmen konnte. Doch langsam gewöhnte er sich etwas daran und konnte ihn ausblenden.

„Aiden, hör mir zu… Ich möchte nicht, dass du dich deswegen quälst. Siehst du, es geht mir gut. Meine Mutter hat mich direkt verarztet, wie immer. Und wir haben sogar einen Neuzugang“, wechselte sie das Thema mit einem sanften Lächeln, das etwas in Aidens Magengegend flattern ließ.

Dennoch runzelte er die Stirn. „Was meinst du?“

"Ich glaube, es wäre besser, wenn er sich dir selbst vorstellt“, erwiderte sie und strich sich die Haare hinters Ohr. Als sie ihren Blick wieder zu Aiden gleiten ließ, glitzerte der Schalk in ihren Augen. „Ich denke nämlich nicht, dass du es mir glauben wirst, wenn ich dir erzähle, wer er genau ist."

Er folgte ihrem Blick zu einem Fotoalbum, welches auf ihrem Nachttisch lag. Ihr Gesichtsausdruck wurde weich und ein sanftes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Ein seltsames Gefühl machte sich in Aidens Magengegend breit, als Aiden Jane so sah. Sie redete vermutlich von dem fremden Vampir – er konnte dessen Fährte im Haus riechen, und Gabriel hatte gesagt, er wäre öfter hier gewesen. Doch er fragte sich schon, was genau dieser Fremde mit ihr angestellt hatte, dass sie bei dem Gedanken an ihn lächelte. Aiden hatte sie in der ersten Zeit ihrer Bekanntschaft regelmäßig zu Filet zu verarbeiten versucht.

Aiden sah auf, als er hörte, wie die Haustür geöffnet wurde. Er erkannte Elizabeths Stimme, verstand aber nicht, was sie sagte. Da das, was die fremde Männerstimme erwiderte, die Hausherrin zum Lachen brachte, ging er jedoch davon aus, dass alles in Ordnung war.

Jane sah ihn kurz fragend an, bevor sie lächelte. „Er ist da, oder?“

Bevor er etwas sagen konnte, hörte er Schritte die Treppe raufkommen und sah zur Tür. Diese öffnete sich kurz darauf schon, und herein blickte der Vampir von der Benefizgala. Er hatte honigblondes Haar und blaue Augen, wie Aiden jetzt erst auffiel. Am letzten Tag war er nicht fähig gewesen, seinen Artgenossen genauer zu begutachten.

„Ihr seht aus, als hättet ihr auf mich gewartet“, grinste er spielerisch.

„Natürlich.“ Jane verdrehte belustigt die Augen und stand auf. „Aiden, das ist Theodore Hunt.“

„Nenn mich Teddy.“ Der andere Vampir lächelte Aiden an, hielt aber Abstand. Ihm war sicherlich nicht entgangen, dass Aiden sich einen halben Schritt zur Seite geschoben hatte, sodass er zwischen dem Fremden und Jane stand. „Schön, dich kennenzulernen, Ur-Großonkelchen.“

Aiden blinzelte und warf Jane einen Blick zu, die seltsamerweise irgendwie bewegt aussah. Dieser Typ war fast so seltsam wie der der Antiquitäten-Vampir. Blieb nur zu hoffen, dass er nicht demnächst seine Parfümsammlung auspackte. Obwohl Gabriel ihn wohl kaum mögen würde, wenn er eine solche Vorliebe gehabt hätte.

"Aiden Hunt", erwiderte er der Höflichkeit halber. Schließlich hatte Theodore geholfen, Jane zu beschützen.

Als er merkte, dass der ältere Vampir ihn nicht mehr anfallen würdet, trat er richtig ins Zimmer. Er ließ sich auf dem Schreibtischstuhl nieder, von dem aus der Aiden musterte.

"Jetzt, wo du nicht gerade im Adrenalinrausch bist und mich nicht als 'potentielle Gefahr' ansiehst, erscheint er dir wohl logisch, wenn ich dir sage, dass ich Jane vor einer Woche beschützen wollte, oder?", erläuterte er seinem Verwandten. "Immerhin kenne ich die Kleine hier, seit sie gehen kann."

Aidens ganze Haltung verkrampfte wieder, als Theodore auf ihre Auseinandersetzung zu sprechen kam. Die ganze Arbeit, die Jane vorhin geleistet hatte, um ihn zu beruhigen, fiel in sich zusammen und der ältere Vampir senkte den Blick, als hätte man ihn getreten. "Es tut mir leid", sagte er leise.

"Ach, ein paar blaue Flecken und Prellungen haben noch nie einen Vampir ins Grab gebracht. Außerdem wolltest du einfach Jane vor jeglicher Gefahr beschützen. Passt also", gab Theodore ziemlich locker von sich, wobei ein breites Grinsen auf seinen Lippen lag, welches seine strahlend weißen Beißer und Fangzähne entblößte.

Doch es war Janes Reaktion, die Aidens Aufmerksamkeit bekam. Hand an und legte diese an seine Wange, um zärtlich mit ihrem Daumen darüber zu streichen - beinahe so, als ob sie ihm ihren Beistand deutlich machen und sagen wollte, dass alles in Ordnung war.

Ein eigenartiges Flattern machte sich in seiner Magengegend breit, als Jane ihre Hand auf seine Wange legte. Am liebsten hätte er ihre Hand noch mal geküsst, auf jeden Fall wollte er aber nicht, dass sie sie wegnahm. Ihr Zuspruch hatte wirklich großen Einfluss auf ihn, und auch, wenn er immer noch nicht glaubte, ihn wert zu sein, sah er Jane dankbar an. Er genoss die Berührung, solange sie anhielt, dann rutschte er näher zu ihren Füßen und lehnte sich an das Bett direkt neben ihren Beinen, sodass er diese leicht mit der Schulter berührte. Auf diese legte Jane ihre Hand, und ein kleines Lächeln erhellte Aidens Züge. Er hatte sie nicht verdient, so viel war sicher. Aber er würde einen Teufel tun und nochmal das Glück zurücklassen, das ihm mit ihrem Vertrauen geschenkt wurde.

„Teddy war ein guter Freund meines Vaters und jahrelang sein Jagdpartner", klärte Jane Aiden auf, um das Thema zu wechseln.

Der ältere Vampir nickte und musterte seinen neuen Artgenossen. Zumindest konnte er jetzt nachvollziehen, woher die beiden sich kannten und wieso sie sich so mochten. Das besänftigte ein wenig seine Beunruhigung, was Janes Zuneigung zu dem anderen Vampir anging. Gleichzeitig warf es in ihm aber nur neue Schuldgefühle auf. Wie viele Personen sollten hier noch auftauchen, denen Aiden irgendeinen wichtigen Menschen genommen hatte? Damit musste er wohl leben, wenn er weiter in Janes Nähe bleiben wollte.

„Warte… Wie heißt du mit Nachnamen?“, hakte Aiden ziemlich spät nach. Sein Blick klebte plötzlich an Theodore, dessen dunkelblonden, leicht gewellten Haaren, dessen hellblauen Augen, der massigen Statur…

„Ah, ich dachte schon, er merkt es gar nicht mehr“, lachte Theodore an Jane gewandt, die ebenfalls schmunzelte.

"Du... Ich... Aber das kann nicht sein", schloss Aiden kategorisch aus, was der andere da implizierte.

"Wieso kann das denn nicht sein?", wollte der deutlich jüngere Blutsauger, ohne dabei seine angehobenen Mundwinkel sinken zu lassen. "Du wirst doch wohl nicht deine eigene Schwester vergessen haben, hm? Ich bin der Ur-ur-ur... - ach, keine Ahnung wie viele da angehängt werden müssen, aber ich bin ein direkter Nachfahre deiner Schwester Lucy."

"Lucy…", flüsterte er leise. Die Frage, ob er seine Schwester vergessen hatte, tat ein bisschen weh, denn er konnte sich tatsächlich nicht mehr wirklich an ihr Gesicht erinnern, aber er wusste noch, dass sie ein gleichzeitig strenges und liebevolles Mädchen gewesen war. "Aber das… Du bist… So", sagte er, noch immer ziemlich überrumpelt.

"Ich bin so was? Jung? Blass? Unsterblich? Bissig? Na ja, das kommt vor", alberte Theodore herum und konnte sich ein breiteres Grinsen nicht verkneifen.

"Frech", erwiderte er auf die Aufzählung seines Neffen hin mit einem müden Lächeln. Er hatte tausend Fragen, aber gerade schien keine sich in ausgesprochene Worte fassen lassen zu wollen.

Theodore lachte unbeschwert, bevor er von seinem Stuhl aufsprang. Er ging auf Aiden zu und vor ihm in die Hocke, um ihn freundlich anzulächeln.

"Jetzt, wo die Verwandtschaftsverhältnisse geklärt sind und du keinen Grund dazu hast, mich als potentielle Gefahr anzusehen, wäre es bestimmt cool wenn wir... hm... Freunde werden?", schlug der Neuzugang offen vor. "Oder soll ich dich doch Onkelchen Aiden nennen? Ich sehe zwar zehn Jahre älter aus als du, aber wenn du darauf bestehst, lässt sich das sicher einrichten.

Aidens Mundwinkel zuckten ein wenig, als der andere das Wort ‚cool‘ in den Mund nahm. Zu größeren Ausbrüchen der Freude war er gerade nicht fähig. "Du hast Jane gerettet. Wir sind also schon Freunde", erwiderte er ziemlich ernst, bevor seine Augen leicht blitzten. "Aber wenn du mich jemals wieder ´Onkelchen` nennst, fürchte ich, dass du dich wieder auf ein paar Prellungen und blaue Flecken einstellen kannst", fügte er hinzu.

"Keine Sorge. Dich auf Dauer 'Onkelchen' zu nennen, wäre für mich auch ziemlich komisch. Ich meine... ich bin streng biologisch genommen älter als du", gluckste Teddy, was eine Frage aus dem Wust von Aidens rotierenden Gedanken brachte.

„Wie alt bist du denn?“

„So um die 100. Hat für beide Kriege gereicht, leider.“

Sein Lächeln wurde in den Mundwinkeln bitter, und Aiden nickte verständnisvoll schweigend. Darüber konnten sie ein andermal reden, wenn sie sich besser kannten. Und Aiden wollte ihn unbedingt kennenlernen, den ersten Verwandten, den er seit Jahrhunderten getroffen hatte.

Sein Blick wanderte zu Jane, und er erwiderte ihr Lächeln überglücklich. „Danke“, war alles, was er leise hervorbrachte. Er hätte nie gedacht, sich jetzt so zu fühlen, nach dem, was ihm heute Morgen noch durch den Kopf gegangen war. Und zu glauben, dass er sie wieder hatte verlassen wollen… Er hatte sie wahrlich nicht verdient.

Teddy hatte die kleine Szene beobachtet und räusperte sich jetzt, während er aufstand. „Ich schätze, wir können uns auch unterhalten, wenn sich alles ein bisschen gesetzt hat. Wir sind ja nicht aus der Welt“, meinte er.

„Wo willst du jetzt hin?“, fragte Aiden ziemlich verdutzt. Er wollte sich mit seinem Neffen unterhalten, alles über ihn erfahren. Besonders neugierig war er, wie er überhaupt herausgefunden hatte, wer Aiden überhaupt war.

„Unsere kleine Prinzessin braucht etwas Ruhe“, erklärte er mit einem Nicken in Janes Richtung. „Falls etwas ist, kannst du ihr sicher besser helfen als ich. Und ich habe mir vorgenommen, mehr über diesen Gaspard herauszufinden“, endete er mit gerunzelter Stirn.

Jane verdrehte die Augen, während Aiden zur Seite sah. Der schwere Blutgeruch, der das Zimmer füllte, sagte mehr als genug darüber, wie sehr er ihr half. Sie hatte sich aus irgendeinem Grund dazu entschieden, ihn an ihrer Seite zu akzeptieren, aber dazu hatte er sie mehr oder weniger genötigt.

„Wir unterhalten uns in den nächsten Tagen ausführlich miteinander, ja?“, versprach Teddy lächelnd, ehe er das Zimmer ebenso plötzlich verließ, wie er es betreten hatte.

Aiden konnte noch immer nicht so richtig fassen, was er gerade gehört hatte. Einen Moment starrte er die geschlossene Tür an, ehe er sich kopfschüttelnd nach Jane umwandte.

"Ein... Seltsamer Vogel", kommentierte er vorsichtig.

Jane zuckte die Schultern. "Nun... er kann wirklich etwas eigen sein, aber ich mag ihn irgendwie."

Da Aiden bereits selbst angefangen hatte, seinen neu entdeckten Verwandten zu mögen, lächelte er über Janes Worte nur. Gut, ihm blieb wohl auch nicht viel übrig, denn wie sagte man so schön? Seine Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen. Aiden hatte aber ziemliches Glück, was das betraf, immerhin hatte er alles andere als einen guten ersten Eindruck gemacht

Apropos schlechter Eindruck: "Habt ihr was über den ´glatzköpfigen Lackaffen` herausgefunden?", bemühte er die hübsche Beschreibung, die Gabriel vorhin gebracht hatte, mit einem kleinen Schmunzeln.

"Nicht wirklich, nein. Allerdings hat Gabe eine interessante Theorie geäußert", teilte sie ihm mit. "Er meinte, dass ich die Jägerin bin, nach der Gaspard sucht. Allerdings kann ich mir das nicht wirklich vorstellen. Ich meine... es gäbe so viele, bessere Orte und Situationen, in denen man mich umlegen könnte und in denen ich alleine wäre. Wieso sollte er also solche Längen gehen?"

Er runzelte die Stirn und fing an, etwas zu erwidern, doch unterbrach sie ihn.

„Ich will eigentlich gerade nicht über den Fall reden“, sagte sie und klopfte auf das Bett neben sich. Als er zögerte, verdrehte sie die Augen, nahm seine Hand und zog ihn zu sich. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, Dummi. Du hättest verletzt sein können.“

Ihre Worte versetzten ihm einen Stich, doch er hatte es verdient. Er hatte versucht, sie zu töten und sie sorgte sich um ihn. „Ich wollte dir nicht das Gefühl geben, dass ich schon wieder abhauen würde“, sagte er leise, obwohl genau das sein erster Impuls gewesen war. Er schämte sich so sehr dafür, dass er sie beinahe erneut verletzt hätte, weil er so feige war.

„Ich will wirklich nicht mehr gehen...“, fuhr er nach einer Pause fort. „Ich hatte das Gefühl, es wäre vielleicht besser für dich, aber das hatte ich auch, als ich vorletztes Jahr gegangen bin, und damit habe ich dir nur wehgetan. Das will ich aber nie wieder tun. Es tut mir leid, dass du dir darüber auch noch Gedanken gemacht hast."

"Ich weiß nicht, ob ich das wirklich geglaubt habe“, erwiderte Jane nachdenklich, doch scheinbar ehrlich. "Aiden...", sprach Jane leise und blickte zu ihm hoch. „Was gut und nicht gut für mich ist, habe noch immer ich selbst zu entscheiden. Du brauchst dir wirklich nicht darüber den Kopf zu zerbrechen. Wenn du nicht gehen willst, dann... bleib einfach."

Er wünschte wirklich, dass es so einfach sein könnte. Aber jetzt hatte er sein Wort gegeben. Selbst wenn er kein Recht auf Janes Nähe hatte, musste er jetzt bleiben, und das hatte… Irgendwie etwas Beruhigendes.

"Danke", sagte er leise und beugte sich vor, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken.

Sie schloss die Arme um ihn und Aiden fragte sich, wie er auch nur hatte erwägen können, sie jemals zurückzulassen.



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