Fear
Trick or Tweek?
Die Schulglocke schrillte durch die gut gefüllten Gänge der South Park Elementary School über die schnatternden Köpfe der Schüler hinweig, worauf ein Stöhnen manche Lippen verließ. Heute war Halloween und kein anderer Schüler auf dieser Schule hasste diesen Tag so sehr wie eben jener der gerade noch rechtzeitig den Klassenraum betrat, um nicht zu spät zum Unterricht zu erscheinen. Was fanden alle nur so toll an diesem furchtbaren Fest, das viel zu laut, gruselig und nervenaufreibend war? Okay gut immerhin konnte man sich ein echt cooles Kostüm anziehen und auf Süßigkeitenjagd gehen, die man sich dann am Abend noch in sich hineinstopfen konnte bis einem schlecht wurde, aber sonst? Tweek Tweak hatte an diesem Festtag immer das Bedürfnis gehabt sich ganz tief unten im Keller zu verkriechen, zusammen mit einer Tasse Kaffee und einem guten Buch, wo ihm niemand Angst einjagen oder ihm aber einen Streich spielen konnte. Allgemein war er schon immer sehr ängstlich und leicht zu erschrecken gewesen, was die anderen Kinder aus seiner Klasse ständig ausnutzten, besonders jetzt an diesem einen speziellen Tag, wo sie sich sowieso nicht um das Wohl anderer scherten, mal abgesehen davon das sie dies sowieso nie taten. Zitternd marschierte er zu seinem gewohnten Platz und versuchte die spitzen Bemerkungen seines absoluten Lieblinsklassenkameraden Eric Cartman zu ignorieren, der allerdings dazu überging ihn mit feuchtnassen Papierkugeln aus einem Strohhalm zu bespucken, als Tweek ihn ignorierte. Oh Herr im Himmel konnte er nicht einmal, einen Tag in seinem Leben ruhe vor den Schikanen haben die er täglich erleiden musste? Immerhin hatte er heute zum Frühstück nur eine Tasse Kaffee gehabt was ihn jetzt nur noch mehr zittern, und schreckhafter werden ließ, da sein kleiner schmächtiger Körper nach Koffein verlangte. Gerade sollte der langweilige, uninteressante und ermüdende Unterricht beginnen da flog die Tür auf und Craig Tucker stolzierte, wie immer missmutig und schlecht gelaunt ins Klassenzimmer, gekleidet in ein echt gruseliges Vampirkostüm, das ihm aber verdammt gut stand. Dem blonden, zuckenden Nervenbündel war gar nicht aufgefallen das er als Einziger mal wieder kein Kostüm trug und jetzt ärgerte er sich ein kleinwenig darüber das er sich heute Morgen nicht doch sein Kürbiskostüm übergeworfen hatte, welches seine Mutter ihm ermutigend überreicht hatte. Doch er hatte standhaft abgelehnt da er nach der Schule sowieso gleich nach Hause gehen und sich nicht noch weiter und länger den Streichen der Anderen aussetzen wollte, da er das Gefühl hatte ihnen nur dort aus dem Weg gehen zu können. „Craig Tucker! Du bist schon wieder zu spät! Das ist jetzt das achte Mal diesen Monat! Wenn das so weiter geht muss ich mal ein ernstes Wörtchen mit deinen Eltern reden!“ Doch der Schwarzhaarige winkte nur genervt ab, murmelte ein angepisstes ‘ja,ja’ vor sich hin und ließ sich missmutig auf seinen Stuhl fallen, wo er sofort genervt begann mit diesem zu kippeln. Tweek bemerkte gar nicht das er den rebellischsten Jungen aus der Klasse die ganze Zeit angestarrt hatte, denn auf einmal sah eben jener Angestarrter ihn an, grinste und zwinkerte ihm zu. Sofort wurde er rot um die Nasenspitze, wandte sich ruckartig wieder der Tafel zu und zuckte dabei nervös. Seine Gedanken kreisten wie verrückt und schienen nicht mehr zur Ruhe zu kommen. Was war das denn gewesen? Hatte der Andere ihm gerade wirklich zugezwinkert, oder hatte er sich dies einmal wieder eingebildet wie die Unterhosenwichtel die ihn jede Nacht heimsuchten und seine Unterwäsche stahlen, die aber nur er zu sehen schien. Nervös zuckend drehte er sich noch einmal zu dem Anderen worauf dieser aber erneut grinste und ihm wieder zuzwinkerte. Oh gott! Tweek beschloss nun seinen Blick auf die Tafel gerichtet zu lassen und wenigstens so zu tun als würde er dem Unterricht folgen, was selbst in einem unabgelenkten Moment schwierig für ihn war und jetzt unmöglich erschien. Als ob Craig Tucker, der Rebell der gesamten Klasse ihm jemals Beachtung schenken würde, hah! Das er nicht lachte. Einbildung war schließlich auch eine Bildung, dachte er sich und beschloss kurzerhand später in der Pause unbedingt den Kaffeeautomaten aufzusuchen um seinen Körper mit frischem Koffein zu versorgen, damit er weniger solcher gruseligen Wahnvorstellungen hatte!
Erst als die Pausenglocke leutete und der völlig entnervte, zitternde Zehnjährige sich auf den Weg zum Kaffeeautomaten machte, bemerkte er das die ganze Schule schaurig, gruselig geschmückt war, passend zu Halloween. Doch das trug keines falls dazu bei das seine Laune sich besserte im Gegenteil, denn all die fake Plastikskelette, Spinnenweben, Geister und Monster die herum hingen reizten ihn nur noch mehr. Sich wünschend das der Tag schnell ein Ende fand maschierte er nach Kaffe dürstend zum Automaten und wartete darauf, nachdem er einige Münzen hinein geworfen hatte, dass der langersehnte Becher mit dem kochend heißen, braunen Lebenssaft heraus kam. Plötzlich jedoch hörte er ein leises Wimmern, wie von einem verletzten Tier das dringend Hilfe benötigte, oder aber war dies vielleicht doch eine ganz wehleidig klingende, menschliche Stimme die er da vernahm? Von Angst erfüllt klammerte er sich an seinen Becher mit Kaffee und ging zögernd in die Richtung aus der das Geräusch kam, denn auch wenn er ein verdammter Angsthase war, so war sein Drang anderen zu helfen dann doch ein wenig stärker. Doch zunächst einmal sollte er herausfinden was genau dort vor sich ging ehe er eine Rettungsaktion starten konnte, sollte eine nötig sein. Bevor er jedoch die Stelle erreichte, erfüllte ein markerschütternder Schrei den Gang, Tweek blieb wie vereist stehen und ließ vor Schreck seinen Kaffeebecher fallen. Das war eindeutig Stans Schrei gewesen, einer aus seiner Klasse! Gelähmt vor Angst konnte er sich nicht rühren und so reagierte er auch mechanisch als Lehrer und Schüler angerannt kamen, einer der Lehrer ihn packte und fragte ob der Blonde etwas gesehen habe, woraufhin dieser nur den Kopf schüttelte, aber in die Richtung deutete aus der der Schrei gekommen war. Sofort rannte man los und hielt die neugierigen Schüler zurück die sich dazu drängten und versuchten jeder einen Blick auf die Szenerie zu werfen, während das Gefühl in Tweeks Beine zurückkehrte und er nach hinten stolperte, da sein Verstand einfach nur noch weg wollte. Keuchend, außer atmen und völlig verstört erreichte er das Klassenzimmer in dem nur ein einziger Mitschüler saß, da die anderen wie der Blonde vermutete, alle nach draußen gerannt waren um sich den Tumult im Gang anzusehen.
„Wasn da los?“, Fragte der Schwarzhaarige wie immer mega genervt, jedoch mit einem kleinen schwung Neugierde darin.
„Weiß nicht.....irgendjemand hat geschrien....ich glaube es war Stan.....“, antwortete er total neben der Spur, während sein ganzer Körper zitterte und sein Auge nervös zuckte. Voller Schuldgefühle packte er sich in die Haare und begann wild vor sich hinzubrabbeln.
„Was wenn es wirklich Stan war? Was wenn ihm etwas zugestoßen ist? Was wenn er jetzt irgendwo da liegt und verletzt ist und ich ihm nicht geholfen habe? Was wenn-“, doch weiter kam der Blonde nicht, denn jemand packte seine Hände und sah ihm tief in die Augen, woraufhin er leicht errötete, aber sein Körper sich angenehm entspannte und er ruhiger wurde, denn selbst das Zittern ließ ein wenig nach. Craig war aufgestanden, hatte seine Hände gepackt und sie fest gedrückt während er ihn eindringlich ansah.
„Beruhige dich Tweek Tweak! Ich bin sicher es ist alles in Ordnung.“ Zögerlich nickte der Kleinere und brachte kein Wort mehr über seine Lippen, denn viel zu stark war die Präsenz des Anderen, der ihn so unheimlich faszinierte. Erst jetzt konnte Tweek erkennen das Craig sich sogar unechte Vampirzähne angeklebt hatte, was dem ganzen Erscheinungsbild des anderen noch mehr Charme verlieh und er den Blick diesmal nicht von ihm abwenden konnte. Ihre Gesichter waren sich jetzt so nah das sie sich fast berührten, dass der Blonde den warmen und kitzelnden Atem des Anderen auf seiner Haut spürte und ein Schauer deswegen seinen Körper durchzuckte, der eine angenehme Wärme in seinem Inneren entflammte. Plötzlich flog die Klassenzimmertür mit einem lauten Krachen auf und Craig löste sich von Tweek, ehe die ersten Schüler wieder zurück auf ihre Plätze stiefelten, angeführt von Cartman der lauthals höhnte ‘War bestimmt nur ein völlig behinderter Streich von diesem Wichser Stan’. Rasch stolperte auch der Blonde wieder auf seinen Platz zurück, sodass er nicht sehen konnte wie Craig überlegen grinste und ebenfalls zu seinem Platz zurück kehrte, jedoch elegant und geschmeidig, fast schon wie ein echter Vampir.
Zu Tweeks Erleichterung ging der Unterricht nicht weiter, denn der Schuldirektor hatte veranlasst, dass sie sich alle wegs der jüngsten Ereignisse in der Sporthalle zu versammeln hatten, was der nervöse Blonde nur begrüßen konnte, denn seine Nerven lagen ja mal sowas von blank! Doch ehe er sich aufmachen konnte den Anderen zu folgen, steckte ihm jemand unauffällig und flink einen Zettel zu, sodass er nicht mitbekam wer dies getan hatte. Verwirrt entfaltete er das Papier und stutzte. ‘Lass uns abhauen und selbst herausfinden was da passiert ist. Der Direx kriegt doch eh nichts geschissen. - gezeichnet Craig-’ Sofort brodelte die pure Angst in dem Kleinen empor, sodass sein Körper wieder heftig zu zittern und und sein Auge zu zucken begann, doch die Schuldgefühle Stan im Stich gelassen und seine Starre nicht überwunden zu haben zerrten an ihm wie Wettkämpfer bei einem Tauziehen. Kurz schluckte er, schüttelte den Kopf und löste sich unbemerkt aus der Menge, was unbemerkt blieb, da auf den Gang auch die Schüler aus den anderen Klassen strömten. Kurze Zeit später entdeckte er Craig in einer Nische, wo einst einer der alten Spinte gestanden hatte, die man aber vor kurzem entfernt hatte, da sich Ratten, Mäuse und anderer Unrat darin gesammelt hatten und man solche Nester ausrotten wollte.
„C-Craig!“, Dieser grinste und nahm ihn bei der Hand. Sofort durchströmte den Kleineren eine Energie die er so zuvor noch nie verspürt hatte. Vermutlich waren seine Wangen erneut rosig angelaufen denn sein Gegenüber grinste bei dessen Anblick nur noch breiter.
„Zeig mir die Stelle wo du den Schrei gehört hast.“ Und so liefen sie Hand in Hand los um dem Ganzen auf die Spur zu gehen.
Tweek stockte er Atem als sie vor einer Treppe standen die ins dunkle Unbekannte führte, denn er war sich ziemlich sicher das diese Treppe noch nie zuvor dort gewesen war. Normal hatten auch hier Spinte gestanden und es wäre wohl aufgefallen wenn dort eine Treppe ins Nichts geführt hätte. Doch weiter darüber nachzudenken hatte er keine Zeit, denn Craig hatte ihn schon hinter sich her gezogen genau in eben jene Richtung des Verderbens.
„W-warte Craig! Meinst du da...das ist so eine gute Idee? Gnnhah! Ich meine sollten wir nicht lieber einem der L-Lehrer Bescheid sagen gnnn!“
Doch der Schwarzhaarige lachte nur. „Die kriegen doch nie was geschissen. Bis die hier auftauchen ist der Angreifer doch bestimmt schon über alle Berge und macht sich nen schönen Lebensabend auf Mallorca!“
„A.....Angreifer?! Gnah!“
Doch bevor er noch irgend etwas sagen konnte, zog der Andere ihn hinter sich her ins Dunkle, sodass er fast die Treppen hinunter gestolpert und auf Craig gefallen wäre, hätte dieser ihn nicht fest im Griff. Immer tiefer ging es hinunter und Tweek hatte das Gefühl das sie bereits tief unter der Schule in irgendwelchen geheimen Katakomben zu sein schienen, denn sein Atem verwandelte sich in kleine Nebelschwaden die vor seiner Nase aufstiegen. Endlich hatten sie den Fuß der Treppe erreicht doch was sich hier an der Wand entlang auftat ließ ihn die Luft anhalten. Unzählige Käfige mit eisenvergitterten Türen reihten sich der Wand entlang auf, besetzt mit kleinen Körpern die schmächtig schwach in der Mitte zu hocken schienen. Der Blonde hatte die Hand des Anderen los gelassen und war nun zitternd auf einen der Käfige zu gegangen während er mit gebrochener Stimme fragte:
„Wa-Was zum Teufel ist das?“. Doch dann entglitt ihm ein heller Schrei als die Gestalt in der Mitte sich an die Gitterstäbe warf, schwach, blass und ausgezehrt und ihm zuhauchte:
„Renn um dein Leben.....“ , damit glitt die Gestalt an den Gitterstäben herunter und lag kraftlos da, während ein sanfter Schimmer nun auf das Gesicht dessen fiel. Es war Stan der dort, leichenblass und fast leblos im Käfig hockte und ihn warnte. Doch bevor Tweek auch nur die Anstalt machen konnte um seine Beine in die Hand zu nehmen, packte ihn jemand von hinten und zog ihn mit sich, woraufhin er plötzlich die kalte, glitschig, feuchte Steinwand in seinem Rücken spürte. Craig drückte ihn mit einer teuflischen Kraft dagegen, sodass ihm das Atmen schwer viel und ihm erst jetzt auffiel das dessen Augen merkwürdig rot leuchteten im Halbdunklen.
„Hätte nich gedacht das du so dumm sein würdest und darauf hereinfallen würdest Tweek Tweak~“, säuselte er ihm ins Ohr, das ihm einen Schauer auf die Haut trieb und die nackte Angst in ihm hoch sprudelte. Er wollte schreien, er wollte kämpfen, er wollte fliehen, doch das alles konnte er nicht, denn irgendetwas an den Augen des Anderen, die so teuflisch aufblitzten, fesselten ihn an Ort und Stelle. Schwer atmend sah der Blonde seinen Angreifer an und bekam keinen Ton heraus, sodass dieser weiter sprach, mit einem aufgesetzten, diabolischen Grinsen.
„Kriegst wohl keinen Piep mehr raus was? Um keine dummen Fragen von vorn herein zu beantworten: Ich habe diesen Lackaffen Stan entführt, ich habe auch noch ein paar andere Blutbeutel in die Käfige gesteckt und ja ich bin ein echter Vampir.“ Weiter grinsend beugte er sich nun vor und flüsterte dem Kleineren ins Ohr:
„Na haste jetzt Schiss?“ Zitternd nickte der Blonde heftig mit dem Kopf und wimmerte leise, als der Andere immer näher kam. Doch zu seiner Überraschung folgte nichts schmerzhaftes oder tödliches, im Gegenteil, er spürte eine warme feuchte Zunge die über seine Lippen glitt und ihn erschaudern ließ. Craigs Hand hatte sich um seinen Hand gelegt, drückte ihn noch immer gegen die Wand wie einen Schraubstock und doch fühlte der Kleinere keinen Schmerz dabei. Eine Weile sahen sie sich in die Augen, ihre Atem kitzelten sie sanft, bis der Schwarzhaarige es nicht mehr aushielt und vorstürmte, Lippen aufeinander trafen und ihre Körper sich aneinander drängten. Der Widerstand schien nun endgültig aus Tweeks Körper zu schwinden denn seine Arme glitten nun zum Rücken des Größeren wo er sich in den Stoff seines Oberteils krallte und sich noch immer zitternd wagte seine Lippen, zögerlich sanft zu bewegen. Craig reagierte sofort auf diese Gestik. Wild presste er seinen Mund auf den des Blonden, ließ seinen Hals los, vergrub seine Hand in dessen Haare, während seine Zunge harsch und bestimmt einen Weg in Tweeks Mund fand. Ein Keuchen entglitt dem Kleineren, während seine Wangen und sein Innerstes immer mehr glühten und er es nicht bestreiten konnte, das ihm das Ganze trotz seiner ungebändigten Angst unheimlich gefiel. Einige weitere Minuten in denen sich ihre Körper immer enger aneinander drängten, ihre Zungen ein mehr oder minder ausgiebiges Gefecht austrugen, verblieben sie so ehe Craig spielerisch an Tweeks Lippe saugte und dann abließ. Er leckte sich über die Lippen und sah sein Gegenüber gierig an, während er dessen Kopf an den Haaren zur Seite zog.
„Ab heute wirst du mir allein gehören!“, Zischte er und bevor der Blonde etwas darauf antworten konnte, spürte er einen heißen, durchdringenden Schmerz an seinem Hals der ihn aufschreien ließ. ‘Wäre ich heute doch nur im Bett geblieben’, waren seine Gedanken und konnte spüren wie das Blut seinen Körper verließ, wie Craig mit einem saugenden Geräusch ihm die Lebenskraft entzog und wie langsam, ganz langsam die Welt um ihn herum verschwamm bis sie schließlich in einem tiefen dunklen Nichts endete.......
