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Seelenkrank

von

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Jojo schlägt zurück

Zwei Tage später skypte Jojo mit ihrem Bruder, obwohl sie noch immer ein wenig enttäuscht von ihm war, doch das ließ sie sich kaum anmerken. Er fehlte ihr und deshalb wollte sie ihn und Juka besuchen. Auch, wenn das Risiko bestand in Tokio auf Naoki zu treffen, sie nahm das in Kauf. Und naja, vielleicht fing sich ihr liebestoller Ex ja doch noch, weil er seine Tochter sehen wollte. Geistesabwesend schüttelte das Mädchen mit dem Kopf und rief ihren Bruder an. Lukas wirkte sehr entspannt und sah wunderschön aus, wie immer eben. Er erwähnte zwar, dass er gerade viel zu tun hatte, sich aber dennoch über ihren Besuch freuen würde.

Jojo war schon sehr mulmig zumute, als sie in Tokio landete, denn nahezu alles hier erinnerte sie an Naoki und schon spürte sie wieder diesen Schmerz, jedoch nicht so extrem, wie sie erwartet hätte. Doch warum sollte sich Naoki für Alice interessieren? Immerhin waren jetzt schon wieder knapp drei Jahre vergangen, in denen er es nicht mal für nötig gehalten hatte sich nach ihr zu erkundigen.

Lukas empfing die beiden Mädels mit offenen Armen, allerdings fuhren sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Haus ihres Bruders. Manchmal fragte sich Jojo wirklich, wie er dieser Stadt so viel abgewinnen konnte. Es war hektisch, voll mit Menschen und unerträglich laut. Dennoch schien auch Alice eine Faszination für die japanische Metropole zu entwickeln, denn während sie sich umschaute spiegelte sich in ihren Augen dieses Leuchten. War Jojo denn tatsächlich die einzige, die Tokio nicht ausstehen konnte? Sie schmollte ein wenig und achtete kaum auf ihre Umgebung. Sie wollte nur, dass die U-Bahn endlich die Haltestelle erreichte und sie aussteigen konnte.

Auch der Mann ihres Bruders empfing Jojo freudestrahlend und auf einmal wurde ihre Laune ein bisschen besser. Lukas wollte noch ins Studio, weil er mit irgendwem einen Song aufnehmen wollte. Zuerst zog es Jojo in Betracht in der Wohnung zu bleiben. Endlich mal Ruhe und ein bisschen Zeit für sich haben, doch ihre Tochter bettelte sie an, was blieb ihr da schon übrig.

Haruto, Naokis Bruder erwartete sie vor dem Studiogebäude, na toll, das hatte ihr gerade noch gefehlt. Jemand, der sie an ihrem charmanten Ex erinnerte. Sie hockte sich lustlos in den Aufnahmeraum. Alice saß bei Juka und ließ sich erklären, welche Knöpfe welche Funktionen hatten. Jojo sah die beiden Jungs durch die Scheibe und fand es ein bisschen verwunderlich, dass ihr Bruder Gitarre spielte, das tat er selten. Haruto setzte die Kopfhörer auf und schloss seine Augen einen Moment, bis er schließlich einstieg. Naja okay, das klang gar nicht so schlecht. Das Lied war harmonisch und sehr langsam zugleich. Das Mädchen trommelte mit ihren Fingern im Takt dazu und Alice drehte sich zu ihr um und lächelte. Dieses erwiderte Jojo und versuchte den Alltag irgendwie zu verdrängen und sich zu entspannen. Vielleicht war es hier doch nicht so beschissen, wie sie geglaubt hatte.

Nach etwa einer Stunde war die Aufnahme fertig und Haruto schlug vor bei Lukas und Juka noch was zu trinken. Die nächsten paar Minuten liefen fast wie in Zeitlupe ab und Jojo wusste nicht, wie ihr geschah. Ihr Bruder öffnete die Tür und stieß fast mit Naoki zusammen, der in den Armen von zwei Mädels ins Studio stolperte. Jojo erschrak, denn der Vater ihres Kindes sah völlig verwahrlost und ziemlich zugedröhnt aus. Wenn die beiden Mädels ihn nicht halten würden, würde er wahrscheinlich umfallen. Jojos Magen zog sich zusammen und sie legte ihre Arme schützend um Alice.

Juka fragte ihn irgendwas auf japanisch und Naoki lachte aus vollem Halse.

„Was für eine Überraschung…hallo meine Hübsche…ich hab nicht gewusst, dass du da bist…“, richtete er seine Worte an Jojo.

„Ich hab es auch nicht für nötig gehalten dich davon in Kenntnis zu setzen. Lukas gehen wir?“

Plötzlich stürzte sich Haruto mit wutverzerrtem Gesicht auf seinen Bruder und zog ihn ein bisschen weg. Jojo verstand nicht alles, da die beiden in ihrer Muttersprache redeten, doch es war nicht zu verkennen, dass Haruto richtig sauer war. Naoki schien das alles noch immer echt witzig zu finden, nahm seine Begleitrinnen wieder in die Arme und warf Jojo noch einen letzten Blick zu.

„Okay, ich glaub ich bin nicht erwünscht…bye bye Herzblatt.“

Er warf ihr noch einen Handkuss zu und das Mädchen merkte, wie ihr die Tränen hochstiegen, dennoch versuchte sie diese zu unterdrücken. Sie war sich auch nicht sicher, ob Alice gerade realisiert hatte, dass das ihr Vater gewesen ist. Juka schnappte die kleine und nahm sie auf seine Schultern. Lukas legte seinen Arm um Jojos Schulter und zog sie mit sich.

Zu Hause brachte sie ihre kleine Tochter ins Bett und legte sich zu ihr.

„Mama, war das Papa eben?“

Diese Worte trafen Jojo wie ein Schlag. Sie biss sich auf die Lippen und nickte. Selbst dabei versuchte sie noch zu lächeln.

„Ja mein Schatz…aber ich glaube ihm ging es heute nicht so gut.“

„Der Lenny hat mal gesagt, dass sein Papa immer sagt, wenn man Alkohol trinkt wird man komisch. Hat mein Papa auch Alkohol getrunken?“

Jojo schluckte. Warum musste Alice gerade sowas aufschnappen und sich dann auch noch daran erinnern? Verflucht.

„Vielleicht. Aber jetzt musst du schlafen.“

Alice schaute sie mit großen Augen an.

„Aber Papa hat bestimmt nicht mehr lieb. Er hat nicht hallo zu mir gesagt.“

Jetzt kamen die Tränen doch und Jojo stürmte aus dem Schlafzimmer und bat ihren Bruder Alice ins Bett zu bringen. Dann brach sie auf dem Boden zusammen. Juka nahm sie in seine Arme und führte sie zum Sofa.

„Süße, es tut mir leid…Naoki hat sich wieder Mal von seiner besten Seite präsentiert.“

„Aber warum Juka?“

„Diese Frage kann ich dir unmöglich beantworten. Anata wa nani o iimasu ka?“, wandte sich Juka an Haruto. Dieser schüttelte nur mit dem Kopf und rollte mit den Augen.

Kare wa bakada!“

Jojo wusste, dass das sowas wie Idiot oder Vollidiot hieß. Immerhin schien Haruto nicht ganz so bescheuert wie sein Bruder zu sein. Aber er schien auch kaum oder kein deutsch zu sprechen. Naja, man konnte nicht alles haben.

„Jojo…he will never change…sometimes I think he is one the best persons I know…but today…he’s an asshole, sorry.“

Jetzt erinnerte sich Jojo, dass sie sich vor längerer Zeit schon mal mit Haruto auf Englisch unterhalten hatte. Das ging ja. Sie schluchzte immer noch und fragte, ob er mit ihr eine rauchen kommen wollte.

„Yes.“

 

Was für ein Abend und es tat mir sehr leid für mein Schwesterchen, das würde Naoki noch bitter bereuen. Sie hockte mit dem Weinglas auf der Heizung in unserer offenen Küche. Sie schaute mich aus tränenverschmierten Augen und wirkte so hilflos. Ich kniete mich vor sie und nahm ihre Hand in meine.

„Alice schläft…kann ich dir was Gutes tun?“

Sie schüttelte mit dem Kopf und trank einen großen Schluck.

„Eigentlich hatte ich tatsächlich noch Hoffnung, aber als ich ihn heut so gesehen habe…Naoki ist wieder dort, wo er sich am wohlsten fühlt und Verantwortung übernehmen muss er ja nicht. Ich glaube ich habe noch nie jemanden so gehasst.“

„Kann ich nachvollziehen…trotzdem geht es irgendwie weiter Jojo.“

Plötzlich verzerrte sich ihr süßes Gesicht und ich sah den Schmerz in ihren Augen.

„Hast du das auch zu Flo gesagt? Nicht alle denken so…Hauptsache du bist glücklich…dir isses doch egal, wie es mir geht!“, fuhr sie mich an und wusste, dass mich ihre Worte trafen.

„Das hab ich tatsächlich, aber Flo war ne ganz andere Baustelle und ja, die konnte ich nich reparieren…ich kann deinen Zorn verstehen, aber du solltest ihn nich an anderen auslassen.“

Meine Schwester lachte traurig, doch ich wusste, dass sie noch nicht fertig war.

„Ja, weil du immer alles verstehen kannst…jetzt, aber ohne Juka bist du dazu auch nicht in der Lage…ohne deinen tollen Freund bist du ein Nichts…genauso abgefuckt wie ich gerade, nein sogar noch schlimmer.“

„Deshalb brauchen wir jemanden an unserer Seite…du dachtest es könnte Naoki sein, aber jetzt wurdest du enttäuscht und hasst alle um dich herum?“

„Ja vielleicht…ja weißt du Lukas es geht weiter…ich schaue meinem tollen Bruder bei seinem glücklichen Leben zu…und ja, vielleicht bin ich neidisch auf dich. Und weißt du auch warum? Weil du trotz deiner Rückschläge das bekommen hast, was du wolltest…ich meine was erwartet man auch sonst von einem charmanten heißen Typen wie dir…du kannst jeden um den Finger wickeln wenn du willst und das weißt du.“

Ich ballte meine Hände zu Fäusten.

„Manchmal würde ich dir wünschen, dass du die Dinge erlebt hast, die mir widerfahren sind, denn dann würdest du nich so arrogant daher reden…und manchmal hätte ich dich vielleicht ins offene Messer laufen lassen sollen, tschuldige, dass ich mich um dich gesorgt habe kleine Schwester. Du beschuldigst mich andere zu manipulieren, weil ich so unglaublich gut aussehe? Das mag oft so rüberkommen, aber die Menschen mögen mich nich Aufgrund meines guten Aussehens Schwesterherz, denn das is nun Mal nich alles.“

„Ach nein? Du suhlst dich in Selbstverliebtheit…und alle, die nicht gut genug für dich sind, lässt du nicht in dein Leben…so war‘s doch mit Naoki!“, schrie sie mich jetzt fast an und zog die Trennwand zu, damit es den Lärm wenigstens ein bisschen abdämpfte.

„Denkst du das ernsthaft? Nachdem, was er dir angetan hat! Schön…weißt du Johanna, einerseits tust du immer so erwachsen und willst alles selbst klären, doch dann bettelst du mich an alles stehen und liegen zu lassen, nur damit du nich allein bist. Du tust immer, als wäre alles okay, doch das isses nich…aber fechte deine Kämpfe allein aus. Such bei mir die Fehler, halte mir vor, was ich bei dir verkackt hab…wenn du mit den Konsequenzen leben kannst.“

Mit diesen Worten ließ ich sie mit ihrem Rotwein allein, denn das musste ich mir nicht auch noch antun. Meine Schwester enttäuschte mich immer mehr und je öfter sie mir beteuerte, wie sehr sie mich doch liebte, desto öfter zerstörte sie diese Vorstellung mit solchen Aktionen wieder. Ich ging geradewegs ins Schlafzimmer und rauchte auf dem kleinen Balkon noch eine Zigarette. Langsam drehte ich mich um, als ich die Hand auf meiner Schulter spürte.

„Sag einfach nichts…es is vorbei. Johanna meint mich hassen zu müssen, dann soll sie das tun.“

„Luki…du kannst sie nicht auch noch fallen lassen. Sie war nicht gerade schmeichelhaft dir gegenüber, aber kannst du ihr das verübeln nach dem Desaster heute Abend?“

Ich nahm einen tiefen Zug und hörte das Knistern der verbrennenden Glut.

„Ich werde nich den ersten Schritt machen. Dauernd zerstört sie das, was mich glücklich macht…kommt mir irgendwie Bekannt vor.“

Er legte seine Hände um meine Hüften und küsste mich auf die Stirn.

„Du weißt, dass du das nicht willst, aber lass uns eine Nacht drüber schlafen.“

Doch ich fand in dieser Nacht wenig Ruhe und stand irgendwann auf, um mir ein Glas Wasser zu holen. Die Wohnung lag in völliger Dunkelheit und doch drangen Geräusche an mein Ohr. Es klang nach einem Schluchzen und jetzt, da sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich meine Schwester an der Terrassentür hocken. Saß sie etwa noch immer da? Nein, weil sie ein Top und ihre Schlafhose trug. Sie tat so, als würde sie mich nicht bemerken. Mit verschränkten Armen stellte ich mich vor sie und schaute zu ihr hinab. Ich zog das Band meines Bademantels ein wenig enger. Jojos Arme waren ein bisschen kühl und ich legte ihr eine Decke über.

„Ich bin vorhin einfach gegangen, aber ich glaub du warst noch nich fertig oder?“

Sie sah mich leicht irritiert an.

„Warum gehst du nicht einfach schlafen und lässt mich in Ruhe.“

„Weil ich keinen Bock auf nen miesen Tag morgen hab…passt grad nich in mein harmonisches Leben.“

„Tut mir leid, was ich gesagt hab…“

„Nein tut es nich…dich kotzt es noch immer an…aber was willst du Jojo? Ich meine du hast in letzter Zeit nichts Besseres zu tun, als mir vorzuhalten, wie perfekt mein Leben is. Als ob ich das nich selbst wüsste. Und ich werde nich so einfach alles hinter mir lassen. Das hab ich lang genug getan…aber es bedeutet nicht, dass du mir nich wichtig bist.“

Sie schluchzte wieder und ich legte vorsichtig meinen Arm um ihre Schulter.

„Ich hab das Gefühl, ich schaff das alles nicht…dauernd mache ich mir Vorwürfe ich könnte keine gute Mutter sein. Neulich saß ich fast die halbe Nacht in unserer Lieblingsbar und hab mit dem Barkeeper geredet…den Tequila gab‘s irgendwann umsonst…Alice war mit Nina zu Hause, nur was soll sie von mir denken, wenn ich sowas tue?“

Ich fing leise an zu lachen.

„Jojo, das ist nichts, wofür du dich schämen solltest…du gehörst vielleicht nich zu den konservativen Mums, aber Vorwürfe machen musst du dir ganz sicher nich. Und Alice wird dich noch die eine oder andere schlaflose Nacht kosten, aber ich weiß, dass du das schaffst.“

„Wirklich? Manchmal kann ich das selbst nicht glauben…und dann seh ich Naoki mit seinen Tussen…das ist einfach ungerecht.“

„Dann lass ihn das wissen…ich meine von einer Hohlnuss wie ihm kannst du nich erwarten, dass er das versteht, aber vielleicht schadet es nich, wenn du ihm das sagst.“

„Ich hab ein  bisschen Angst davor…“

„Mein kleiner Schatz, du hast nichts zu verlieren…aber ich will dich nich zwingen, tue einfach das, was du für richtig hältst. Und jetzt sollten wir wieder schlafen gehen.“

Meine Schwester schlang ihre Arme um meinen Körper und es tat gut zu wissen, dass wir wieder im selben Team spielten.

 

Jojo fühlte sich fast wie damals, als sie Naoki schon einmal besucht hatte, nachdem sie ihn so verärgert hatte, da sie an seiner Treue zu ihr zweifelte. Welch schicksalhafte Ironie, denn seither hatte sich so viel zwischen ihnen geändert. Wenn sie dieses Bild von vor zwei Tagen in ihrem Kopf unwillentlich heraufbeschwor, kam ihr das Kotzen. Naoki. Der Mann, den sie mal geliebt hatte. Und irgendwie auch noch ein bisschen liebte, dennoch musste sie einen Cut machen. Mit schwitzigen zittrigen Händen drückte sie die Klingel. Als niemand antwortete, versuchte sie es ein zweites und auch ein drittes Mal. Endlich erklang das fast schon vertraute Summen und sie fuhr mit dem Fahrstuhl in den zwanzigsten Stock. Oben angekommen, öffneten sich die Fahrstuhltüren und Jojos Blick schwankte sogleich nach rechts, wo Naokis Apartment lag. Lässig lehnte der Casanova in der Tür und beäugte das Mädchen von oben bis unten. Natürlich trug er nur eine Hose und Jojo versuchte sich auf sein Gesicht zu konzentrieren und den Rest seines Körpers zu ignorieren, was ihr sichtlich schwer fiel.

„Welch hoher Besuch…wie komme ich zu dieser Ehre. Sag bloß ich hab dir gefehlt.“

Jojos Lippen verzogen sich zu einem gespielten Lächeln.

„Wohl eher nicht. Kann ich reinkommen oder habe ich dich gerade bei einer deiner Orgien gestört?“

Er lachte kurz auf und zuckte mit den Schultern.

„Um ehrlich zu sein…ja hast du, aber wir können trotzdem reden. Für dich unterbreche ich sogar meine Orgien.“

Das Mädchen verzog angewidert das Gesicht und folgte ihrem charmanten Ex ins Wohnzimmer. Dort hockten auf dem Sofa die beiden Mädels, mit denen Naoki vor zwei Tagen schon angetorkelt kam. Sie trugen nur noch ihre Unterwäsche und Highheels. Außerdem schienen sie sehr berauscht zu sein, mit was wollte Jojo gar nicht wissen. Sie kicherten und tuschelten miteinander, als sie Jojo erblickten. Naoki jedoch schickte die beiden in sein Schlafzimmer und nahm auf dem kleinen schwarzen Hocker platz, um sich eine Line zu ziehen. Wie angewurzelt stand die Mutter seines Kindes neben ihm.

„Willst du dich nicht setzen?“

In ihr kochte es vor Wut und sie musste sich beherrschen, um nicht völlig den Verstand zu verlieren.

„Na schön…immerhin scheinst du nicht jeden Tag eine andere zu haben.“

Er zündete sich eine Zigarette an und etwas nervös bediente sich Jojo selbst und schenkte sich einen Drink ein.

„Sag schon, weshalb bist du hier?“

„Ich wollte dich ein letztes Mal sehen, bevor ich wieder fliege…natürlich hatte ich die Hoffnung, wir könnten normal miteinander reden, aber ich fürchte das hat sich erledigt.“

Naoki sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Bin wohl nicht dazu gemacht, um Vater des Jahre zu werden und es ist mir egal Jojo. Damals wollte ich es versuchen, weil ich dich wirklich geliebt habe…aber irgendwann muss man Prioritäten setzen. Ich kann kein Kind großziehen…eigentlich wollte ich ohnehin nie welche haben. Meine Welt ist hier und ich mag es so.“

Jojo schenkte sich noch einmal nach und ihr Herz wummerte so laut, dass man es eigentlich hätte hören müssen.

„Dann hätten wir das ja geklärt…ich will dich auch nicht länger von deinen sexuellen Aktivitäten abhalten. Nur erwarte bitte niemals, dass ich Alice auch nur in deine Nähe lasse. Du stößt sie von dir? Okay, damit habe ich wohl mehr zu kämpfen als sie, doch ich akzeptiere es.“

Plötzlich lachte er.

„Naja, vielleicht treff ich sie ja irgendwann, wenn sie alt genug ist und feiern gehen kann.“

Das Mädchen konnte nicht sagen, wer überraschter war, sie oder Naoki, als sie ausholte und ihm eine knallte. Doch er brach nur in schallendes Gelächter aus.

„Du bist widerlich. Auf nimmer wiedersehen“, fauchte sie ihn an. Auf einmal wirkte er sehr ernst. Ja fast erwachsen und verantwortungsbewusst. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen und dieser enttäuschte Blick in seinen Augen verriet ihr, dass es ihm vermutlich doch nicht so gut ging, wie er vorgab.

„Tut mir leid…das war daneben. Ich kann dir nicht verübeln, dass du diesen Groll auf mich hast…immerhin gebe ich dir gerade keinen Grund, mich zu mögen. Nur sollst du wissen, dass ich dir alles gegeben hätte, wenn du es zugelassen hättest…nur tut es scheiße weh, immer das dritte Rad am Wagen zu sein…das war ich schon immer.“

Jojo hielt inne und schaute den Mann an, dem sie einst ihr Herz geschenkt hatte. Plötzlich ging er zu der Kommode, holte einen Briefumschlag hervor und reichte ihn dem Mädchen.

„Lies ihn, wenn du bereit dazu bist…“, waren seine letzten Worte. Er beugte sich zu ihr und hauchte einen Kuss auf ihre Lippen. Heiße Tränen brannten in ihren Augen, die sie mit aller Gewalt versuchte zu unterdrücken.

 

Sie erzählte ihrem Bruder nur die Kurzfassung, weil sie so schnell wie möglich zurück nach Deutschland wollte. Weg aus Tokio und so weit wie möglich weg von Naoki. Wobei, da hätte sie wahrscheinlich noch weiter gemusst, doch das musste fürs erste genügen. Juka organisierte den Flieger und die Jungs fuhren Alice und Jojo zum Flugplatz.

„Nur das du es weißt…Weihnachten komm ich sicher nicht. Falls du uns sehen willst, musst du kommen.“

„So schlimm? Lass uns die Tage einfach skypen…meld dich, wenn du angekommen bist und Grüße an Basti, Fabi und so…ich hab dich lieb Jojo.“

Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sie vermisste ihren Bruder schon jetzt furchtbar. Auch Juka nahm sie kurz in die Arme und dann stieg sie ein.



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