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Kizuna II

Verdammung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Sooo nach dem kleinen Seitenhieb kommt jetzt die Fortsetzung.
Viel Spaß wünsche ich euch ;) Komplett anzeigen

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Drohung

 

Als erstes durchbricht ein lautes Lachen die Stille und nur am Rande nehme ich wahr, dass es sich hierbei um den ungewollten Sohn handelt, der den Schock seines Vaters offensichtlich genießt. Doch lasse ich mich dadurch nicht beirren und blicke weiterhin den  Daiyoukai der südlichen Ländereien möglichst selbstbewusst entgegen, versuche zugleich die Reaktion von diesem mit all meinen Sinnen zu deuten. Seine Frau schießt nach vorne, doch der Lord hält sie mit einer Hand zurück, sein Blick immer noch ununterbrochen auf mich, anerkennend und herausfordernd zugleich. Ein Ausdruck, der mich stolz und ängstlich in gleichem Maße stimmt.  

 

„Haha, was für ein Wunder, was Vater? Jemand spricht die Sprache, die sonst für jeden ach so geheim ist.”, lacht der junge Vogel und wirkt plötzlich alles andere, als ästhetisch und elegant. 

 

“Kagome-san, woher habt Ihr dieses Wissen?“ 

 

Ich wende nur widerwillig meine Augen von dem Dämon ab, verärgert, mir nicht bereits eine passende Antwort dazu überlegt zu haben. 

 

Mist. 

Das darauf hätte ich vorbereitet sein müssen... 

 

Ich richte ich meine Seelenspiegel gedankenverloren auf meinen Rest Sake, schwenke das Gebräu in dem Schälchen kreisförmig, schinde damit Zeit. Es fällt mir auf Anhieb schwer, eine Antwort auf seine Frage zu finden, die nicht zu viel verrät. Denn auch, wenn meine eigene Epoche noch gute 500 Jahre entfernt liegt, bin ich mir doch sicher, dass sie mit diesem Wissen mich und meine Familie dennoch durchaus in Gefahr bringen können. Schließlich ist diese Zeitspanne für einen Daiyoukai nicht schwer zu überwinden... 

 

„Dort wo ich herkomme”, spreche ich ohne aufzusehen und dennoch spüre ich die Augen aller Anwesenden auf mir.  

“Wird Wert darauf gelegt, diese Sprache sprechen zu können.“ 

 

„Und wo kommt Ihr her, Kagome-sama?“, spricht zu meiner Verwunderung nun auch Lord Tadashi mit seiner dunklen Stimme. 

 

“Kommt ihr sogar aus dem Land, wo meine holde Gattin entstammt?”, schließt sich der Lord der Kraniche sofort mit gezügelter Neugier an.  

 

„Nein, dem bin ich mir Gewiss.”, lächle ich, um meine aufkommende Trauer zu kaschieren. 

“Es ist jedoch ebenfalls ein Land weit weg von hier. Ihr werdet nicht in der Lage sein, es zu erreichen. Ebenso wenig, wie ich. “ 

 

Ich nehme den letzten Schluck und hoffe das Thema damit fallen lassen zu können. Unter dem Einfluss des Alkohols brennen die Gedanken mehr als sonst in meiner Seele.  

 

 

Ich werde meine Familie nie wieder sehen... 

 

 

 

 

Aus dem Augenwinkel sehe ich die Hundeohren des Hanyous betroffen sinken. Zum Teil kann er sich sicher vorstellen, wie sehr ich meine Familie vermisse. Zum anderen Teil glaube ich, dass er sich insgeheim sogar selbst dafür die Schuld gibt. Schließlich habe ich mein Heim für ihn und dieses Leben aufgegeben. Und wie er einmal angedeutet hat, hat das zuvor noch nie jemand für ihn gemacht. 

Ich lächle ihm aufmunternd zu, rücke damit wieder meine Maske zurecht, die ich mir unter den Blicken der Daiyoukais hart antrainieren musste. 

 

„Sehr geheimnisvoll, eure Miko, Sesshoumaru-sama.“ 

 

Ich hasse es, wenn sie sprechen, als sei ich nicht hier. Wie nicht anders zu erwarten, kam dieser Kommentar von dem Lord des Ostens höchstpersönlich.  

 

„Jeder hat seine Geheimnisse.“ 

 

Der Blick des Hundedämons fällt vielsagend auf den Vogel und jeder weiß, was damit gemeint ist. 

 

„Wie wahr...“ 

 

Die Gespräche verlaufen glücklicherweise auseinander, während ich mich sicherheitshalber raushalte. Allein ab und an gebe ich Antwort, wenn ich gefragt werde. Meine Stimmung ist gekippt. Von der anfänglichen Euphorie über meinen kurzzeitigen Sieg ist nichts mehr übrig. Allein die Sehnsucht nach meiner Familie gestärkt durch den Sake hat mich nun fest im Griff. 

 

Die Blicke der Anderen richten sich immer häufiger auf mich, was mich befürchten lässt, dass ich nicht länger diese ungetrübte Fassade in meinen Zügen aufrechterhalten kann. Ein letztes Mal mahne ich mich in Gedanken Haltung zu bewahren, ehe ich den Blick durch die Runde werfe und mit Anheben meines Glases die Aufmerksamkeit auf mich lenken. 

 

“Ich fürchte, euer Sake, Lord Fukutsu, zwingt mich nun doch in die Knie. Ich denke, ich werde mich für heute zurückziehen, bevor Ihr mich noch aus der Quelle fischen dürft.”  

 

Ich lächle und habe gleichzeitig das Gefühl, mich übergeben zu müssen.  

Kami, ich will hier raus.  

Ich ertrage dieses Theater nicht länger.   

 

Die Lords verabschieden sich höflich, doch nicht ohne einige Kommentare mit deutlichem Seitenhieb auf meine schwache, menschliche Gattung, welche dem Sake nicht gewachsen scheint. Inu Yashas fragenden Blick ignoriere ich, während ich in der felsigen Quelle versuche Fuß zu fassen, um schnellstmöglich die Flucht zu ergreifen. Doch mein schwacher Kreislauf versagt mir auf einmal den Dienst und wäre mir nicht bereits speiübel, so wäre es mir spätestens jetzt. Als ich dann noch drohe zur Seite zu kippen, hätte ich fast laut geflucht. Doch glücklicherweise spüre ich knapp unter der Wasseroberfläche eine stützende Klaue an meiner Hüfte, während der Hanyou vorbildlich meine hilfesuchende Hand erfasst hat und mir auch hier zusätzlichen Halt gibt. Beide Hunde so bemüht um mich zu wissen, lässt mein Rot auf den Wangen nur noch dunkler werden. Ich schmunzle und nicke dem Hanyou danken zu, während ich mein Reiki sanft dem Daiyoukai zuwende und ihn damit umschmeichle. Noch bis zu den Hallen der Waschräume begleitet mich Sesshoumarus schützender Film, welcher mich vor dem schwingenden Youki der anderen zu bewahren versucht. Diese sagen zwar zu dem Vorfall nichts, dennoch spüre ich ihre piesackenden Blicke auf mir.  

Ich hoffe Kizuna schickt dem Lord der Hunde all meine Dankbarkeit, die ich nur empfinden kann. Wäre er nicht gewesen, wäre diese ganze Tortur der reinste Albtraum geworden... 

 

 

 

Die Ruhe in dem Umkleideraum ist wohltuender, als es die Quellen heute hätten sein können. Einen kurzen Augenblick gönne ich mir, entspanne meine Gesichtszüge und reibe mir meine schmerzenden Schläfen, ehe ich lautlos seufze.  

 

Himmel, wann hat dieser ganze Zirkus endlich ein Ende? 

 

Azumis Kopf streckt sich durch die Schiebetür, doch ich winke ab und signalisiere ihr damit, dass ich gerne alleine wäre. Die Stille um mich ist unglaublich wohltuend und noch während ich mir meine müden Glieder trockenreibe und in einen schlichten Yukata schlüpfe höre ich bereits meinen Futon nach mir rufen. 

Als sich die Schiebetür abermals öffnet und ich einen sehr süßen Geruch wahrnehme verdrehe ich kurz genervt die Augen und drehe mich dann, mit aufgesetzter Maske um. 

 

„Masami-san, have you already finished...“, doch noch ehe ich den Satz beenden konnte war der Vogelyoukai mit einem Schlag vor mir und penetriert mich mit ihrem viel zu intensiven Odeur.  

 

„Es kommt nicht häufig vor, dass man mich überrascht!“, spricht sie und ich bin um ehrlich zu sein nicht verwundert, dass sie sehr wohl unsere Sprache spricht, waren ihre Reaktionen zu einzelnen Gesprächen doch zu auffällig.  

 

Ihr giftiger Blick wird eine Spur dunkler, während sie mir so nahe ist, dass ich sie um ihre absolut reine, helle Haut beneiden kann. Warnend tippt sie mit ihrem spitzen Nagel gegen meine Nase.  

 

„Ich muss zugeben, ich habe dich, Mensch, unterschätzt.“  

 

Sie schnalzt missbilligend mit der Zunge, während sie den Blick über mich wandern lässt, als müsste sie sich selbst nochmal bestätigen, wie sehr sie die menschliche Rasse verabscheut. Ihr allzu englischer Akzent kommt bei diesem geringen Körperabstand erst wirklich zu Geltung. Dabei wundere ich mich schon die ganze Zeit, wie eine wahrscheinlich australische oder amerikanische Youkai nach Japan gelangen konnte.  

 

„Und dennoch“, holt sie mich aus meiner Überlegung, „wird dir dein, woher auch immer, gewonnenes Wissen über meine Muttersprache nichts nützen.“ 

 

Ich hole vorsichtig Luft, während ich ihren drohenden Worten lausche, wobei sich meine Lungen plötzlich anfühlen, als würden sie in Flammen stehen. Ihr Youki würde mir alleine nicht anhaben können, doch anhand ihres Grinsens nehme ich an, dass mehr dahintersteckt. Abermals nehme ich diesen mittlerweile abartigen Geruch wahr, welcher sich nun wie ein Pelz auf meine Zunge leg und in meinen Körper eindringt, als wenn sie ihn bewusst durch meine Organe lenken würde. Ihr obszönes Belächeln verstärkt sich nochmals, als ich meine Anstrengung kaum noch vermag zu verbergen. Zum Gnadenstoß schick sie mir eine weitere Welle entgegen.  

 

„Hng“ 

 

Ich schaff es nicht länger, wende mich ab, fange an zu husten und krümme mich unter diesem „Gift“, welches meine Kehle schier aus meinen Hals bersten lassen möchte.  

 

Weg.  

 

Ein Gedanke, doch mein Körper gehorcht automatisch. Taumelnd richte ich mich zur Tür, mache einen Schritt nach dem anderen, während mich der Hustenkrampf immer noch fest im Griff hat.  

 

“Schwach bleibt eben immer schwach.“ 

 

„Du“, doch der Start meiner Rebellion endet je, noch bevor ich anfangen konnte. Ich habe das Gefühl zu ersticken, als mir bereits Tränen in die Augen steigen. Der leichte Nebel der Trunkenheit wird mir jetzt zu einem unerwarteten Hindernis. Nur mit der allergrößten Konzentration schaffe ich es, meine Atmung zu beruhigen. 

 

„Du kannst mir nichts anhaben.“ 

 

Ich hoffe man sieht mir meine Freude, über die zurück gewonnen Kontrolle nicht an, als ich es doch tatsächlich schaffe einen ganzen Satz am Stück zu sprechen.  

Ihr Blick verfinstert sich.  

 

„Sollte mir etwas passieren, wird das Konsequenzen mit sich ziehen. Schließlich bin ich Sesshoumarus Gefährtin.“ 

 

Kurz hebt sie in voller Arroganz eine ihrer zarten Augenbraue in die Höhe, als scheine sie darauf zu warten, dass ich den Fehler selber finde. Doch, als ich nur weiterhin ihre geschminkten Augen anstarre, kehrt ihr widerliches Grinsen in ihr sonst so schönes Gesicht zurück.  

 

„Wer hat denn hier von dir gesprochen?“  

 

Abermals nur einen Wimpernschlag und sie steht so dich vor mir, wie gerade schon. Instinktiv halte ich die Luft an.  

 

„Es gibt so viele Dörfer,“ ihre Wörter zieht sie theatralisch in die Länge, während sich bei mir die Nackenhaare aufstellen.  

 

„So viele schwache Kreaturen.“ 

 

Ihr Blick richtet sich abschätzend auf ihre Fingernägel. Gleichzeitig fängt sie an mich zu umkreisen. Ihre zierlichen Schritte hallen auf dem Steinboden bei jedem Schritt. 

 

„Da braucht es nicht viel.“ Ihre Stimme verdunkelt sich auf ein Maß, welches mich unheilvoll erzittern lässt.  

 

„Vielleicht eine schlechte Ernte, oder eine Krankheit, ja sogar im Schlaf zu sterben gehört zu ihrem Leben dazu.“ 

 

Mir wird heiß und kalt zugleich, als sie ihre Runde beendet hat und mir nun direkt in die Augen blickt. Hilfesuchend mache ich zwei Schritte zurück und lehne mich gegen die Tür um meine zitternden Knie zu verbergen, während das Rattern in meinem Kopf immer lauter wird. 

 

„Selbst sie zu töten geht manchmal so schnell.“ 

 

Die Tür hinter mir schießt beiseite, noch ehe ich reagieren kann. Der Halt meines Rückens wird so abrupt genommen, dass ich mit einem entsetzten Laut nach hinten kippe. Das Gefühl einer harten Brust kann ich augenblicklich identifizieren, noch während eine Hand meine Schulter umschließt.  

 

„Oh, da habe ich mich doch glatt in der Tür geirrt.“ 

 

Das starke Prickeln unserer Energien verrät ihn noch vor seiner samtig weichen und unschuldig klingenden Stimme.  

 

„Hier gibt es doch keine Probleme, oder?“, spricht er plötzlich in einer Stimmlage, die sowohl  

mich, als auch die Vogelyoukai unmerklich zusammenzucken lässt. Doch die Schwänin fasst sich schnell wieder und plustert ihr üppiges Dekolleté, welches nur von einem Handtuch bedeckt ist, vor ihm auf. Sie wollte schon den Mund öffnen, als ihr bewusst wird, dass sie eine Tarnung zu tragen hat. Also schließt sie ihre vollen Lippen wieder, doch man sieht ihr ihren Ärger nur zu deutlich an. Bisher hat ihr holder Gatte alles übersetzt, was sie gesagt hat. 

 

„Tse“, ist somit alles, was ihre Lippen verlässt. 

 

Während sich die Beiden giftige Blicke zusenden löse ich mich von dem Vampir und richte meinen verrutschten Kimono ich einer Geste der Unsicherheit. Mir ist momentan nicht klar, ob die Anwesenheit des östlichen Kriegsführers meine Situation erleichtert oder verschlimmert. Deswegen bin ich umso glücklicher, Inu Yasha im selben Augenblick um die Ecke treten zu sehen. Seine Mine verfinstert sich, als er den Tumult um mich herum entdeckt und zusammen mit den leicht rötlichen Wangen, die ihm sicher der Sake beschert hat, wirkt er mehr, als nur wütend.  

 

„Ah, du bist leider etwas spät dran, wie es aussieht.“, begrüßt ihn der Vampir, unklar, ob er es als Vorwurf meint oder nicht.  

 

„Naja, was soll, Misami-san wollte uns sowieso gerade verlassen.“, spricht er Vampir laut und deutlicht und weißt mit der Hand den Gang entlang. Etwas an seiner Betonung gibt mir Anlass zu denken, dass er genau weiß, dass die Frau des Vogeldaiyoukais unsere Sprache versteht. 

 

Kurz entsteht eine tiefe, bedrückende Stille, in der sich alle Augen auf die halbnackte Youkai richten, dich sich in voller Abscheu an uns vorbei drängt und hinter der nächsten Ecke verschwindet. Dabei habe ich das Gefühl, dass allein ich ihr fieses Grinsen, welches sie gezielt in meine Richtung wirft bemerke. Genau in dem Moment, in dem sie an mir vorbei tritt.  

Und abermals überzieht meine Rücken eine Gänsehaut des Grauens…. 

 

 

 

----------------------- 

 

 

 

 

Sie spricht kein Wort, während ich ihr stumm zu ihrem Schlafgemach folge und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass es besser wäre diesen Zustand nicht von mir aus zu ändern. Wenn sie müde ist, ist sie nie sehr gesprächig, doch heute spüre ich genau, dass ihre Verschwiegenheit andere Gründe hat.  

Als wir den Steg zu ihrem Abschnitt des Schlosses betreten stoppt sie so willkürlich, dass ich leicht zusammenzucke. Dann, als wenn sie es nicht länger ertragen könnte, bricht es aus ihr heraus: 

 

„Du musst zurück ins Dorf.“ 

 

„Was?“  

 

Mein Mund spricht schon den deutlichen Widerwillen gegen ihre Aussage aus, noch bevor ich überhaupt begreifen konnte, worauf sie genau hinauswill.  

 

„Wieso?“ 

 

„Sie hat mir gedroht.“, die Sorge hinter ihrer bebenden Stimme klingt nur zu deutlich hervor und noch ehe ich Ihre Tränen sehen kann, rieche ich sie bereits. Dies ist nur ein Grund für meine stark, aufsteigende Wut die mich so schnell packt, wie eine Schlange die auf ihre Beute zurast. Doch noch viel mehr schurrt das Feuer in mir ihr verzweifelter, zutiefst besorgter Blick, der sich, je länger sie vor mir steht und sich Gedanken macht zu einer leidenden Mimik wandelt.  

 

„Was hat sie getan?“ 

 

„Sie hat über unsere Freunde gesprochen, nicht direkt, aber sie weiß von Kaedes Dorf.“  

 

Ich weiß was sie denkt, ich weiß was sie von mir verlangt, aber die Vorstellung, sie hier mit diesen Biestern alleine zu lassen ist… unerträglich.  

 

„Sango und Miroku sind stark…“ 

 

Ihr entsetzter Blick bohrt sich in meinen, als sie begreift, wohin meine Worte abzielen. Doch auch nach weiteren, vergangenen Sekunden halte ich den Mund und bete innerlich, dass sie nachgibt. Ich weiß wie egoistisch und riskant mein Verhalten ist. Aber, bei Kami, ich werde sie hier nicht zurücklassen! 

 

„Du kannst doch nicht ernsthaft…“ 

 

„Kagome, das ist eine Falle.“ 

 

„Natürlich ist es das. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie mir hier etwas anhaben kann, an Sesshoumarus Seite, ist wesentlich geringer, als dass sie unseren Freunden schaden könnte.“ 

  

Frustriert lasse ich den Kopf zur Seite fahren, entwische so ihrem flehenden Blick. Fieberhaft suche ich ein Argument sie umzustimmen. Doch ich könnte wohl eher ein zweites Mal Naraku zur Strecke bringen, als dass ich die Meinung dieser Frau ändern könnte. Bereits jetzt weiß ich, dass ich verloren habe. Es ist zum Haare ausreißen. Was bleibt mir schon übrig? Und dennoch… Ich kann sie doch nicht hierlassen!  

Was, wenn… 

Ein Gewicht drängt sich an meine Brust, lässt mich sofort in meinen Gedanken innehalten, während ich fast automatisch genießerisch ihren Duft einatme.  

Ihre Arme legen sich um meinen Brustkorb und vertiefen so die Enge in meiner Lunge, als mir mit ihrer Geste bewusst wird, wie wichtig ihre Bitte an mich ist.  

 

„Inu Yasha, ich kenne deine Gefühle und cih kann dich verstehen, ich fühle genauso, aber hier geht es um mehr, als nur uns Beide.“ 

 

Ihr Gesicht, welches vorher noch tief an meine Brust gedrückt war richtet sich nun mit einer Langsamkeit dem meinen zu, die mich unsicher schlucken lässt. Doch ihr Blick, klar und entschlossen, vernichten jeden Zweifel.  

Fast als wären wir ferngesteuert, kommen wir uns näher. Das Denken setzt völlig aus, als ich ihre Lippen auf meinen schmecke. Es ist so lange her und ich habe fast das Gefühl in ihr zu versinken. Es benötigt meine gesamte Konzentration, meine ganze Beherrschung sie nicht grob zu packen, sie an mich zu pressen, um letzten Endes jeden Millimeter ihres Körpers zu spüren. Meine Krallen fahren durch ihre Mähne und legen sich in ihren Nacken. Sanft fahre ich mit meinen Schneidezähnen über ihre weiche Unterlippe, zupfe, spiele mit ihr. Es ist anders, als bei unserem letzten Kuss. Sie ist entspannter, lässt uns Zeit und wenn ich mich nicht komplett irre, scheint sie es ebenfalls genießen zu können.  

Doch nicht nur das ist es, was sich verändert hat… 

Ihr Geschmack, sowie ihr Geruch hat eine herbere Note angenommen. Ihr Wesen ist gepaart mit einer Aura, die nicht ihre Eigene ist. Es ist fast unverkennbar, dass Sesshoumaru nun ein Teil von ihr ist. Bereits bei meiner Ankunft konnte ich das Mal auf ihrem schmalen Hals entdecken und ihr Geruch schrie mich an, dass sie nun wem anders gehört. Die Vorstellung, wie genau es dazu kam vermag ich mir lieber nicht vorstellen. Allein das Wissen, sie in dem Armen meines Bruders zu wissen, sich vorzustellen, was er bereits gehabt hat und ich nicht, treibt meinen Blutdruck in gefährliche Höhe. Aber trotz all dem erkenne ich immer noch meine Kagome. Leicht verändert, aber nach wie vor anziehend und mit einer Ausstrahlung gesegnet, wie nur sie es haben kann. Ich liebe sie noch genauso sehr, wie an dem Tag, an dem es mir bewusst geworden ist.  

Wenn nicht sogar mehr… 

 

Kaum merklich lösen wir uns voneinander. Unser Atem geht gleichmäßig, aber beschleunigt. Sie blickt mir mit ihren rehbraunen Augen fest in die meinen.  

 

„Geh jetzt.“ 

 

Lang lasse ich die Luft, wie bei einem lautlosen Stöhnen aus meinen Lungen gleiten, während ich, nervlich am Ende, meine Augen schließe und meine Stirn an ihre lege. Noch einmal nehme ich mir die Zeit ihren, immer noch wunderbaren Geruch zu inhalieren, wohl wissend, dass es vorerst das letzte Mal sein wird.  

 

„Zögere nicht, mich zu rufen, wenn du mich brauchst.“ 

 

An meiner Stirn kann ich spüren, wie sie nickt, wie sie kein Wort über die Lippen bekommt, da sie scheinbar mit den Tränen kämpft. 

Als ich meine Augen öffne sehe ich ihren glasigen Blick und ihre Zähne, die mit ihrer Unterlippe einen stummen Kampf ausrichten. Aus Reflex streiche ich der jungen Miko einmal beruhigend über die Wange. Im nächsten Moment wende ich mich ab und sprinte zu den Toren.  

Eine Sekunde länger an ihrer Seite und ich hätte meine Meinung geändert… 

 

 

 

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„Kagome-sama, es ist Zeit auf zu stehen.“ 

 

Die Stimme holt mich schleichend aus meinem traumlosen Schlaf und noch ehe ich es richtig bereifen kann, weiß ich, dass irgendetwas auf jeden Fall anders ist, als sonst. Verschlafen reibe ich mir die Augen und stütze mich auf meinen Unterarm ab.  

 

„Azumi?“ 

 

„Nein, Kagome-sama, Azumi-sama ist noch nicht erschienen.“ 

 

Zwei junge Youkai, beides Kizune, schieben die Tür beiseite und verbeugen sich, soweit ich es zu erkennen vermag. Die Sonnenstrahlen blenden meine noch empfindlichen Augen. 

Sie beginnen mit ihrer Arbeit ohne ein Wort zu verlieren, doch nachdem sie meinen Körper, sowie mein Haar gewaschen und mich angekleidet haben, bemerke ich den Unterschied. Nicht nur, dass allein die Tatsache, einer plötzlich anderen Gesellschaft, als Azumis Verwunderung genug sei, nein, noch viel mehr bringt mich die Art der Behandlung der Beiden aus dem Konzept. Plötzlich sind da Blicke, die nicht nur mit Missfallen und Desinteresse gefüllt sind. Keine routinemäßigen Handgriffe, die allein von einer schnelle und „sich hinter sich bringenden“ Arbeitsweise zeugen. Viel mehr sind heute auffällig konzentrierte und aufmerksame Augen, die mich zusammen mit einem gewissen Maß an …Respekt mustern. Zudem ist da plötzlich viel mehr Zeit. Zeit, sich wohl ausgiebig mit mir zu befassen, nicht nur eine Aufgabe auszuführen, wie es einem Roboter gleichkommen mag. Noch ehe ich über die Situation skeptisch die Augenbraue zusammenziehen mag, höre ich Jakens Stimme vor meiner Tür:  

 

„Kagome-sama, Sesshoumaru-sama lässt euch rufen.“ 

 

„Ich komme.“, ist alles was meine verwirrten Gedanken an mein Sprechorgan weiterleiten können… 

 

 

„Kagome-sama?”, spreche ich skeptisch, nachdem wir einige Zeit stumm zu den Gemächern des Daiyoukais schlendern. 

 

„Nun, das ganze Schloss hat schließlich davon gehört.“ 

 

„Wovon?“ 

 

„Von eurem Auftritt in den heißen Quellen.“ 

  

Als ich stumm bleibe, da ich über seine Worte nachdenke, räuspert er sich kurz. 

 

„Niemand hat es für möglich gehalten, dass es einem Menschen gelingen könnte, den großen Daiyoukais zu trotzen. Sowohl bei dem Sake, als auch in Bezug auf Lord Fukutsus Sprache.“ 

 

Er bleibt kurz stehen, dreht sich um und schenkt mir einen Blick, der ungewöhnlich viel von Anerkennung und Verwunderung beinhaltet.  

 

„Ihr habt euch damit, sowohl bei den Lords, als auch bei der Dienerschaft einen Namen gemacht.“ 

 

Sein Blick durchdringt mich mit Ehrfurcht und zum ersten Mal glaube ich, dass er meine Person wirklich wahrnimmt. Eine Tatsache, die mich auf gewisse Weise überfordert. Deutlich errötet wende ich meinen Blick ab und führe unseren Gang zu dem Lord fort. Jaken tappelt schnell weiter vorwärts, geleitet mich möglichst höflich zu den Gemächern im hinteren Teil des Schlosses. Noch während dieses kleinen Spazierganges spüre ich bereits das deutliche Flackern anderer Auren. Mein Kiefer spannt sich an, wappnet sich auf die nächste Tortur, die mir unweigerlich bevorstehen mag. Allein die Anwesenheit dieser Dämonen rüttelt so stark an meinem Nervenkostüm, dass ich nichtmehr weit von einem Herzinfarkt entfernt bin.  

Und das schon am frühen Morgen… 

 

Als wir, zu meiner Überraschung vor den Ratsräumen halten, schiebt Jaken sogleich die Tür beiseite und lässt mich eintreten. Im Inneren erblicke ich nicht nur den Daiyoukai, sondern sämtliche Lords des Landes. Ich schlucke nervös, als sich alle Blicke auf mich richten. Im nächsten Moment erinnere ich mich jedoch an Jakens Worte und straffe daraufhin die Schultern, versuche mir mein Unwohlsein nicht anmerken zu lassen. Doch die Augen der Anwesenden zeigen eine Ernsthaftigkeit und Kälte, die mein Blut schlagartig auf den Nullpunkt gefrieren lässt.  

 

Ich verbeuge mich tief und hefte danach meinen Blick auf den Hundedaiyoukai, versuche so viele Informationen über diese bizarre Situation herauszufiltern, wie ich in dem kurzen Moment nur kann. Sein Blick ist kühl, aber das ist er zu 99% der Zeit eh. Doch seine Aura und seine Haltung sprechen von einer derartigen Dominanz, dass ich unwillkürlich meine nichtvorhandenen Ohren an den Kopf presse. Meine Zunge scheint Feuer zu fangen, als hätte ich eine ganze Hand voll Peperoni auf einmal gegessen, während mich sein Blick weiterhin durchbohrt.  

Keine Frage: Er ist wütend! 

Als er zwei Schritte auf mich zutritt muss ich den Drang unterdrücken nach hinten aus zu weichen.  

 

„Dir wird ein Verrat vorgeworfen.“, spricht er ruhig. Zu ruhig.  

 

„Und ich kann es bereits an dir riechen.“ 

 

Noch ehe ich darauf antworten kann stößt mich sein Youki mir all seiner plötzlich ausschlagenden Kraft gegen die Wand hinter mich und quetscht mir die Luftröhre zusammen. Reflexartig greifen meine Hände an meinen Hals, können jedoch gegen die unsichtbare Kraft nichts ausrichten, packen nur hilflos in mein eigenes Fleisch. Ich röchle, spüre, wie mir die Tränen in die Augen schießen und sehe bereits kleine Sterne vor mir wild aufleuchten. Dann mit einem Mal lässt der Druck nach und ich schlage laut husten auf dem Boden auf. Mein Stolz ist dahin, mein gerade erst gewonnener Respekt zerbröckelt und ich könnte in diesem Moment explodieren, wenn mich nicht bereits sein nächster Satz von der einen Gefühlswelt in die Nächste schleudert.  

 

„Du wirst Inu Yasha nie wiedersehen.“ 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Naaa das sind jetzt doch viele Sachen (für meine Verhältnisse) die da in dem Kapitel passiert sind.
Was sagt ihr?
Wird der Angriff aufs Dorf kommen oder nicht ?
Freue mich auf eure Vermutungen.
Bis zum nächsten Mal
LG Salada Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
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Von:  bella-swan1
2019-08-04T13:32:34+00:00 04.08.2019 15:32
Schönes Kapi.
Bin schon gespannt wie es weiter geht.
Lg.
Von:  LeilanaSirana
2019-07-24T08:19:37+00:00 24.07.2019 10:19
Ohje....
nach diesem Kapitel bin ich mir irgendwie unsicher, ob die ganze Sache mit dem Daisho so glimpflich enden wird.
Ich kann Kagome verstehen, dass Sie sich in dem Moment Inu Yasha gegenüber so benommen hat (man darf nicht vergessen sie war betrunken und hatte vorher noch Zoff mit der Kranich-Tussi).
ABER sie hätte auch wissen müssen, dass sowas GERADE unter einer Horde hochrangiger Dämonen nicht unentdeckt bleibt... und plus dazu kommt auch noch das Kizuna...
Ohje ich hoffe, dass wirft jetzt nicht alles bisher geschaffte zurück.

Ein wirklich ereignisreiches Kapitel ich bin mal sehr gespannt wie es weitergeht.

LG LeilanaSirana

Von:  XxGirlyxX
2019-07-02T10:32:19+00:00 02.07.2019 12:32
Ohwe ohwe, da ist echt einiges passiert :(
Kaum hat sie etwas ansehen passiert das, wobei es klar war, immerhin hätte er es eigentlich über kizuna spüren müssen bzw spätestens hätte er es gerochen. Bin auch der Meinung, dass da nur eine Umarmung vermutlich besser gewesen wäre 😖 das wird sie sicher wieder an den Anfang zurück drängen wenn nicht sogar komplett von einander entfernen ... schließlich ist er sesshoumaru und lässt sich das nicht gefallen 😥
Bin schon ganz gespannt wie es weiter geht
Lg XxGirlyxX
Von:  KagomeKizu
2019-07-01T13:35:19+00:00 01.07.2019 15:35
Das war mal wieder spitze!
Es ist echt viel passiert in diesem Kapitel.
Aber der Schluss wird Kagome und Sess wieder von einander entfernen...
Ich finde da ist Kagome zu weit gegangen, eine Umarmung hätte es meiner Meinung nach auch getan. >.<
Aber lassen wir uns mal überraschen wie es weitergeht, hat ja alles seinen Grund.

Glg Kagome
Von:  Mitsuki-chan
2019-06-27T15:19:58+00:00 27.06.2019 17:19
Arme Kagome.
Hmmm warum Kizuna wohl nichts unternommen hat? Hat es vielleicht was mit dem letzten Kapitel zu tun, indem Kagome zu Sesshomaru sagte "ich muss mit dir sprechen"? Hängen diese Ereignisse vielleicht zusammen und Kagome hat einen "Plan" den der Daiyokai nicht kennt?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie Sesshomaru wegen eines Kusses so wütend machen würde. Also so ganz ohne Grund. Ich denke es steckt mehr dahinter.
Aber vielleicht bewerte ich ja auch alles über und sie hatte lediglich Sehnsucht nach Inuyasha.

Ob es Azumi gut geht?
Freue mich aufs nächste Kapitel. Bis dann :)
Von:  SUCy
2019-06-27T14:12:29+00:00 27.06.2019 16:12
Oh man sie kann ein echt leid tun. Aber an den Letzten ist sie selber schuld. <.< das war doch klar das Sess das riecht.
Ich frag mich auch wieso Kizuna das zugelassen hat?
Schade das wirft die beiden sicherlich wieder arg zurück.


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