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Hundstage

Kein Hund wie jeder andere
von

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Gefolgsleute

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Der Herr der Hunde ahnte eigentlich nichts Böses, als sich Kiyoshi bei ihm melden ließ. Dieser war ja immerhin der Finanzchef seiner Holding und besuchte ihn ab und an in seinem Büro. Überdies hatte der sich ja um die Finanzen kümmern sollen. Hatten Ryuukossusei oder Naraku noch etwas ausgeheckt? Misstrauisch wurde er erst, als er entdecken musste, dass sich neben dem Daiyoukai der Fuchsdämonen ein weiterer eingefunden hatte. Nanami war eine Pantherdämonin, eine der wenigen weiblichen Daiyoukai – und sie wurde eigentlich immer von den ranghohen Herren vorgeschickt, wenn es um die Macht über alle Youkai ging, in der doch etwas naiven Hoffnung er selbst würde bei einer Frau zögern sie zu töten. Das gab Ärger.

Aber er blieb äußerlich ruhig, hielt auch sein Youki verborgen, und deutete nur höflich vor sich. Natürlich hatten die Nachrichten auch die Youkai erreicht und vermutlich wollten sie nur wissen, was da geschehen war. „Kiyoshi, meine liebe Nanami, bitte, nehmen Sie Platz. - Ich war neulich bei Ihren Töchtern und Ihrem Sohn zu Gast, Nanami. Das Lokal läuft anscheinend recht gut. Shuran ist ein ausgezeichneter Koch.“

„Danke, ja“ Die Dame im Kimono ließ sich mit Jahrhunderte geübter und durchaus katzenartiger Eleganz nieder.

Kiyoshi sah zu dem Inu no Taishou. „Sie könne sich denken, warum wir hier sind.“

Der Hausherr nickte. „Ich vermute, dass die Nachricht über diesen törichten Angriff Ryuutsubasas auch Sie erreichte, ja. Wie kann ich Ihnen helfen?“

Nanami blickte zu dem Herrn der Füchse und so übernahm Kiyoshi das Reden. „Ich, wir, sehen mit großer Freude, dass der Kampf Ihnen nicht sonderlich geschadet hat, oyakata-sama. Natürlich war davon auszugehen, dass Sie gewinnen.“

„Aber?“ Da kam noch etwas, dachte der erfahrene Heerführer nur. Die Zwei waren kaum für Schmeicheleien hier.

„Uns wunderte, dass Ihre menschliche Gemahlin … nun, sagen wir, erkrankte.“ Weder Kiyoshi noch Nanami waren entzückt, als die Rechte des Taishou mit nachtwandlerischer Sicherheit zu seiner Schulter zuckte und sich gleichzeitig seine Energie sprunghaft erhöhte. Sie wussten alle zwei, welcher Schwertgriff dort so manches Mal geruht hatte. Das Höllenschwert in Aktion zu sehen und das zu überleben war ihnen vergönnt gewesen. Kein Grund, das Schicksal, oder eher die Nachsicht des Taishou, nochmals herauszufordern. Es war eine Sache einen schwach gewordenen Fürsten zu beseitigen – eine andere, den wirklich wütend zu machen, ohne Ahnung, WIE schwach der genau sei. So hob der Kitsune eilig die Hand. „Verzeihen Sie, oyakata-sama, ich habe mich wohl unglückselig ausgedrückt. Selbstverständlich waren Sie in der Lage Ihre Gemahlin vor einem törichten Drachen zu beschützen. Wäre es dennoch zuviel verlangt, wenn Izayoi-sama uns empfangen würde?“

Izayoi. Sie war verletzt, verbrannt, und niemand sollte davon wissen. Aber anscheinend machten bereits Gerüchte die Runde. „Wie Sie sich unschwer vorstellen können, hat sie einen gewissen Schrecken erhalten. Ryuutsubasa traf sie mit dem Schwanz am Kopf und den Rippen, so dass sie bewusstlos wurde und Prellungen davon trug.“ Das würde schon an ihrem Gesicht jeder sehen können, dem sie gegenübertrat. „Darum hat ihr Hotaru, Sie kennen sie, Schonung anempfohlen. Darüber hinaus ist es für eine Menschenfrau auch kein Vergnügen einem Drachen in seiner wahren Gestalt zu begegnen.“ Aber, ließ er diese zwei Botschafter der ranghöchsten Dämonen, denn was anderes waren sie in dem Moment nicht, nicht zu ihr, würde seine eigene Macht bröckeln, er als Versager dastehen. Schweigen war in diesem Fall die schlechteste Lösung. Hoffentlich verstand sie ihn, hoffentlich … „Sie können überdies sicher sein, dass ich, wenn, nennen wir es, Schwerwiegendes, passiert wäre, auch durchgegriffen hätte.“

„Ja, natürlich.“ Nanami neigte den Kopf. Sie wusste nur zu gut um männliches Ehrgefühl, was sie persönlich gern als Besitzanspruch auslegte. Und sie war alles andere als zornig gewesen, dass der Herr der Hunde einst ihren Ehemann versiegelt hatte. „Aber, wir müssen eben sicher gehen, Sie verstehen, oyakata-sama?“

Sie hatten ihn mit dem Rücken zur Wand. Ließ er sie nicht zu Izayoi, konnte er nach Aufständen schon mal Ausschau halten, denn alle Daiyoukai und deren Gefolgsleute würden ihn für schwach halten. Aber Izayoi war verletzt und brauchte Schonung. Überdies, ja, sie war klug, aber wie weit würde sie begreifen, was da von ihr erwartet wurde? Sie kannte Youkai und ihre Gesellschaft ja kaum zwei Monate. „Ich beabsichtigte in einer Stunde in mein Schloss zu fahren. Wenn Sie mich begleiten würden?“ Er zog sein Mobilphon aus dem Jackett. Er musste aufpassen, was er sagte. Aber nur bei einem Telefonat in Gegenwart der beiden Daiyoukai würde man ihm glauben, dass er nichts mit seiner Ehefrau abgesprochen hatte, ihr keine Befehle für Lügen erteilt hatte. Hoffentlich würde sie ihn verstehen. Es wurde abgehoben. „Izayoi, meine Liebe, ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass ich in gut einer Stunde mit zwei hochgeschätzten Besuchern im Schloss eintreffe. Ich weiß, dass der Zwischenfall im Park Sie beunruhigt hat, aber die Daiyoukai wünschen Ihnen unbedingt ihr Mitgefühl auszusprechen.“ Reichte das? Er durfte nicht allzuviel ausplaudern. Und immerhin wusste sie um die Notwendigkeit der Geheimhaltung.

 

Izayoi war irritiert. Sie fühlte sich alles andere als gut, hatte Schmerzen, aber das wusste er doch. Und wieso redete er so seltsam? Überdies: Mitgefühl von Daiyoukai? Weil besagte Daiyoukai neben ihm waren, begriff sie dann. Und es war anscheinend zwingend notwendig, dass sie gesund wirkte. Ach du je. Da ging es sicher wieder um Ehre oder seine Macht oder – ja, um den Frieden. Sie musste ihm helfen. „Ja, natürlich, oyakata-sama, wie Sie wünschen. Hier in meinem bescheidenen Pavillon oder im Schloss?“

„Oh, ich denke, der Kranichsalon wäre passend. Ich danke Ihnen.“ Er legte auf, durchaus erleichtert, dass sie so rasch verstanden hatte. Hoffentlich auch richtig.

Izayoi tat das gleiche, ehe sie zu der Katzenheilerin neben sich sah. „Hotaru, ich benötige gute Schmerzmittel. Und Misako. In einer Stunde kommt wichtiger Besuch, den ich im offiziellen Kimono empfangen muss.“ Und das würde verflixt weh tun, vor allem im Brustbereich.

 

Als Taro mit seinem Herrn und den beiden Gästen auf dem Schlossplatz vorfuhr, sah der Taishou durchaus erleichtert seine Ehefrau bereits mit ihren beiden Dienerinnen vor dem Schloss warten. Natürlich. Hinknien wäre für sie mit den Verbrennungen an den Beinen sicher noch zu schmerzhaft gewesen. Das lange, schwarze Haar über dem mehrlagigen, bestickten Kimono war glänzend gebürstet, sie war geschminkt – niemand würde etwas vermuten können, zumal ihre Witterung eindeutig nach Lotus und weder nach Fieber noch nach Arznei duftete. Sie musste von Hotaru entsprechende Tipps bekommen haben. Die beiden Daiyoukai hinter ihm prüften prompt die Luft.

„Meine Liebe, Kiyoshi, den Herrn der Kitsune, kennen Sie ja bereits. Dies ist Nanami.“

Izayoi verneigte sich nochmals höflich. Wenn sie sich nicht allzusehr täuschte war der Taishou zufrieden sie so zu sehen. Es musste wirklich wichtig sein. So sollte sie aufpassen was sie sagte oder tat. „Ich darf die Gäste meines Herrn in seinem Schloss begrüßen. - Möchten Sie ein wenig im Garten spazieren gehen?“ Das wäre ihr deutlich lieber. „Allerdings – nach dem … dem Zwischenfall ist im hinteren Park ein guter Teil zerstört.“

„Das kann ich mir vorstellen,“ sagte Nanami, die die Prellung am Kiefer der Menschenfrau musterte. „Sie sind ja wohl dabei verletzt worden. Ein überaus törichter Drache.“

Izayoi wurde etwas rot, hob aber die Hand zu ihrem Gesicht. Ja, es ging um den Zwischenfall. Was sollte sie sagen? Offenkundig konnte ihr der Taishou keine Hinweise geben, nicht, ohne zu viel zu erzählen. Nun ja, das war wohl offensichtlich und sie sollte bestimmt bei der Wahrheit bleiben – zumindest soweit. „Der Drache schlug mich bewusstlos. Hier und auch am Oberkörper habe ich dadurch Prellungen. Zum Glück war nichts gebrochen.“

„Ja, gehen wir ein wenig,“ schlug Kiyoshi vor. „Wir sind alle zu oft in Räumen. - Wenn ich Ihnen noch eine Frage stellen darf, Izayoi-sama … Sie sagen, der Drache schlug Sie bewusstlos. Ja, waren Sie allein?“

Das also war der springende Punkt, dachte sie hektisch und spürte, wie sie rot wurde. Was sollte sie darauf sagen, ohne, dass es eine Lüge wurde? „Ich war tatsächlich für einige Minuten allein, Kiyoshi-sama.“ Sie richtete sich unwillkürlich etwas auf. „Es gibt, aber das wissen Sie sicher, menschliche Dinge, die man lieber allein ... regelt.“ Dazu gehörten eben auch Dinge mit dem Halbbruder – aber, sollten sich die Daiyoukai doch etwas ausdenken.

Danke, dachte der Herr der Hunde inbrünstig. Sie sagte die Wahrheit, das konnte jeder wittern – Menschen konnten keinen Daiyoukai anlügen. Und sie sagte es so, dass die Sprachregelung, die sie ja kannte, gewahrt blieb. Ja, sie war klug. Und diskret. Und selbst in der Ungewissheit der Lage und den Schmerzen eine Schönheit. Aber er hielt sich formell hinter Kiyoshi und seiner Ehefrau, Nanami neben sich.

Izayoi sah geradeaus, als sie fortfuhr: „Und ich kann Ihnen versichern, ich war noch nie in meinem Leben so froh oyakata-sama zu sehen wie nach dem Zusammentreffen mit dem Drachen.“ Sie sollte bestimmt besser nicht erwähnen, dass er erst nach einer halben Stunde gekommen war.

„Das kann ich mir vorstellen,“ sagte die Pantheryoukai in gewisser weiblicher Solidarität. „Ich gebe zu, auch ich würde mich ungern allein mit Ryuukossusei wiederfinden – und ich bin eine Daiyoukai. Auch, wenn das ja sein kleiner Bruder war.“

„Ja.“ Der Taishou hatte nachgedacht. „Gestatten Sie mir nur die Frage, wer so freundlich war auf diesen Punkt hinzuweisen, dass meine Gemahlin tatsächlich für wenige Minuten von mir getrennt war?“

„Ich wusste,“ erklärte Kiyoshi: „Dass Sie in Yokohama sind. Ich wusste freilich nicht, dass Sie vorzeitig zurückkehren würden. Nun, das geht mich auch nichts an. - Und Miki hatte ein Gespräch mit Ryuukossusei, der sich noch immer fragt, wieso Sie seinen Bruder umbrachten. Was natürlich, in Anbetracht der Verletzungen Izayoi-samas gerechtfertigt war.“

Für einen Moment schienen sich die blitzförmigen Wangenstreifen des Herrn der Hunde verbreitern zu wollen, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. „Ich empfand es als fellsträubende Dreistigkeit meine Gemahlin auf meinem eigenen Grund und Boden zu attackieren, ja. Aber er suchte zusätzlich den Kampf mit mir. Ich hätte ihn nicht getötet, wäre es nicht notwendig gewesen, dass sollten Sie wissen.“

Die beiden Daiyoukai wussten, dass der Hundefürst darauf anspielte, dass auch sie nicht mehr unter den Lebenden weilen würden, hätten sie sich nicht ergeben – und der Taishou Nachsicht geübt. So lächelte die Pantherin ihr Lächeln, von dem alle anderen Daiyoukai überzeugt waren, dass es den Herrn besänftigen konnte. „Das wissen wir, oyakata-sama. Aber Sie wissen natürlich ebenso gut wie wir, dass es … Regeln gibt. Wir haben Sie als unseren Fürsten anerkannt. Damit haben Sie auch Pflichten, die Sie natürlich jederzeit erfüllt haben. Aber es bleibt unser Interesse.“

Izayoi begriff und blieb stehen. Sie richtete sich empört auf, den jähen Schmerz an der Brust ignorierend, und sah von einem Daiyoukai zum anderen. „Falls Sie damit ungeschickterweise andeuten wollten, dass mein Herr und Gebieter nicht in der Lage gewesen wäre mich zu beschützen … Nun, ich kann Ihnen versichern, dass ich in solch einem Fall ganz sicher nicht lebend vor Ihnen stehen würde. Und es auch nur wollte.“

Der Taishou hätte fast gelächelt, aber das wäre natürlich alles andere als diplomatisch. Solch eine Tonlage in einer weiblichen Stimme hatte er das letzte Mal vernommen als seine erste Ehefrau einen ungeschickten Wachposten buchstäblich verteilt zu Boden schickte, da der damals Sesshoumaru als kaum sechsmonatigen Welpen über den Haufen gerannt hatte, und das die nächsten hundert Jahre während seiner Heilung bereuen durfte. „Tot sein tut nicht weh,“ hatte sie erklärt. Beschützerinstinkt bei Frauen. Da war auch die Videoaufzeichnung auf dem Mobilphon ….Izayoi versuchte wahrlich alles, um ihn zu beschützen. Wann war ihm das je passiert? Und, wie konnte er das ihr je zurückbezahlen? War das Liebe bei Menschen? Den Anderen beschirmen zu wollen, gleich wie die Lage aussah, egal, wie deutlich das Machtgefälle war? Und das, obwohl er doch als ihr Beschützer ja wohl ziemlich gründlich versagt hatte? Er sollte ihr jetzt wenigstens helfen. „Da kann ich meiner Ehefrau allerdings zustimmen. Kiyoshi, vielleicht überlassen wir die Damen einander und gehen ein wenig? Haben Sie etwas über die Finanzen unseres Drachenfreundes herausgebracht?“ Er trat vor und sein Finanzchef schloss sich ihm mit einer Verneigung an, wieder den höflichen Schritt zurück.

„Nichts außergewöhnliches, oyakata-sama,“ beteuerte er sofort.

 

Izayoi fiel auf, dass der Kitsune sekundenschnell von fast gleichrangig wieder zum Gefolgsmann wurde. War das bei Youkai üblich? Auch der Taishou wechselte zwischen Geschäftsmann und Fürst, ja, sogar zwischen Hund und Mann. Das war vermutlich eine Youkaisache. Aber sie musste hier noch weiter bestehen, denn diese Katzendame, nein Panther, wohl, sah sie an. So lächelte sie. Zum Glück wirkte das Zeug noch, dass ihr Hotaru hastig zusammengestellt hatte. Die Heilerin hatte sie allerdings vorgewarnt, es würde kaum eine Stunde lang anhalten. „Darf ich Sie etwas fragen, Nanami-sama?“

Die Pantherin erwartete eine Frage zu ihrer Macht oder zu Ehen unter Dämonen. „Natürlich.“

„Haben Sie Welpen – nun, Kinder?“

„Ja, vier. Drei Töchter und einen Sohn.“ Die Daiyoukai war etwas überrascht, vermutete jedoch, dass sich Menschenfrauen auf solche Art näher kennen lernten. Unter Youkai galt es als verpönt nach Kindern zu fragen. Das geschah einfach zu selten und sie selbst hatte wahrlich Glück gehabt. Vermutlich wollte dieser Mensch nur höflich sein.

„Oh, meinen Glückwunsch.“ Was war harmlos, dachte Izayoi hektisch, was konnte sie zur Unterhaltung beitragen? Und, was würde ihren Ehemann nicht bloß stellen? „Wie … nun ja, wenn sie ganz klein waren, wie haben Sie die transportiert?“

Nanami hätte fast zu tief eingeatmet. Das konnte doch nur heißen … Und das würde alle Daiyoukai sehr interessieren. Damit wäre alles erklärt, auch die Zurückgezogenheit der Menschenfrau. Nicht der Drache, sondern die durchaus logische, mehr als verständliche, Besorgnis des Herrn der Hunde um seinen nächsten wertvollen Nachwuchs war schuld. „Oh, kleine Welpen, so sagt man bei Inuyoukai ja wohl, wurden damals in Seidentücher gehüllt und auch so aufgehängt um sie zu schaukeln. Sie konnte man so antippen und sie wurden in den Schlaf gewiegt. Aber ich sah bei Menschen durchaus diese praktischen kleinen Wägen ...“

„Ja,“ bestätigte Izayoi, die froh war, etwas Beweisbares liefern zu können. Sie hatte keine Ahnung, um was es bei den Daiyoukai eigentlich ging, aber sie wollte den Taishou unterstützen. Und im Zweifel würden die nachforschen, da war sie sicher. „Meine Zofe brachte mir jede Menge Prospekte, da findet sich sicher was … Was machen denn Ihre Kinder momentan?“

„Sie betreiben ein Lokal.“

„Ach, ich glaube, da war ich schon mit … mit oyakata-sama. - So sind sie schon erwachsen.“

„Ja. Sie werden sicher feststellen, dass Kinder recht schnell erwachsen werden, aus der Sicht der Mutter.“ Nanami bemerkte das etwas verträumte Lächeln. Ja, da lief etwas, ganz sicher. Nur, würde dieser Hanyou geboren werden können? Niemand kannte doch einen Hanyou mit einem Menschen und einem Daiyoukai als Eltern? Jedenfalls war der Herr der Hunde potent, neben der Kampfkraft wichtigster Schlüssel für die Position eines Fürsten.

Izayoi hatte gerade daran gedacht, dass Bokuseno ihr erklärt hatte Inuyoukai wären bei der Geburt einen Meter groß und hatte sich ihren Stiefsohn so vorgestellt. Sesshoumaru in Hundeform mit diesen knuddeligen Ohren und in den Arm passend. Wie süß. Aber, das würde sie nie jemandem sagen dürfen. Jetzt sah sie auf. „Oh, verzeihen Sie. Ich war gerade mit den Gedanken woanders. Darf ich Ihnen die Kampfplätze zeigen?“ Das würde doch eine Daiyoukai bestimmt interessieren.

„Ja, gern.“ Nanami war mit der Sensation, die sie hier unerwartet erhalten hatte, sehr zufrieden. Dass die Krieger, wie sie rasch feststellte ein Straftraining absolvieren mussten, war nur logisch. Aber, diese Neuigkeit erklärte auch den jähen Rückzug des Taishou aus Yokohama. Samt des eigenartigen abendlichen Spaziergangs zu zweit. Seine zweite Frau hatte ihn angerufen um ihm eine delikate Mitteilung zu machen. Und, das erklärte … ja, eigentlich alles. Nein, der war nicht schwach geworden, im Gegenteil. Sie würde ihre Kollegen davon in Kenntnis setzen. Und immerhin – wenn der Taishou fiel, bekamen sie alle es mit Ryuukosssusei zu tun, der im Moment mehr als wütend über den Tod seines Bruders war. Gemeinsam konnten sie ihn natürlich schlagen, aber dann würden die Kämpfe erneut losgehen. Und es stand kaum zu erwarten, dass sich Sesshoumaru nicht einmischen würde – und der erhielt als Erbe doch sicher das Höllenschwert. Auch so eine Sache. Sie bemerkte, dass die Menschenfrau sie anblickte und lächelte etwas. „Sehr schöne Kampfplätze. Man bemerkt immer noch den Heerführer.“

„Ich denke, man bekommt die eigene Vergangenheit nie los, Nanami-sama.“

 

Izayoi war heilfroh, als ihr Ehemann auch Nanami abholte um etwas zu besprechen und sie allein in den Pavillon förmlich fliehen konnte. Ihre Dienerinnen erwarteten sie bereits. „Weg mit dem Kimono,“ befahl sie nur.

„Oh du je.“ Misako begann den Obi zu lösen. „Haben Sie Schmerzen?“

„Ja. Es ging gerade noch gut.“

Akiko eilte weg, um mit einem Glas wiederzukehren. „Hier, trinken Sie, Izayoi-sama. Hotaru ließ es da. Diese Besprechung war wohl sehr wichtig ...“ Der Herr neigte doch sonst nicht zum Sadismus.

„Sehr.“ Izayoi trank hastig das Schmerzmittel. Die letzten Minuten hatte sie kaum gewusst, wie sie die Verbrennungen noch verbergen sollte. Nanami hatte ihr mit einem so seltsamen Lächeln versichert, sie wünsche ihr alles Gute. Wusste die Pantherin doch, dass der Drache sie verbrannt hatte? Was würde das für ihren Ehemann bedeuten? Er hatte sie auch einige Male so besorgt angesehen. Nun, sie war sicher, dass er dieses Treffen lieber vermieden hätte. „Sehr wichtig. Ich ziehe nur einen Yukata über, sonst nichts, dann könnt ihr gehen.“

Ihre Zofe musterte sie. „Soll ich Ihnen nicht beim Umkleiden helfen?“

Vom Yukata in ein Nachthemd? „Nein, danke, Misako, das schaffe ich allein. Wecke mich morgen um acht.“ Hoffentlich wirkte das Mittel bald.

So fand sich die junge Fürstengemahlin allein in ihren Räumen. Sollte sie sich schon hinlegen? Schlafen wäre erst möglich wenn das Medikament wirkte. Hoffentlich bald. Sie fuhr erschrocken herum, als sie hörte, dass die Tür zu ihrem Wohnzimmer beiseite geschoben wurde, erkannte dann erleichtert ihren Ehemann und verbeugte sich eilig.

„Verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Der Herr der Hunde neigte mehr als höflich den Kopf. „Haben Sie arge Schmerzen?“

„Es geht.“

„Sie lügen mich an?“ Er hob die Brauen.

„Ich habe von Hotaru wieder einen Trank bekommen.“ Natürlich merkte er es. „Ich hoffe, ich konnte Ihnen behilflich sein.“

„Behilflich?“ Er ließ sich vor ihr auf die Knie nieder. „Oh, nein, bleiben Sie nur stehen. Es würde Ihnen sonst erneut weh tun. Ich möchte Ihnen nur gern Ihre Hände und Füße küssen. Ich sagte zu Ihnen einmal, dass ich nicht nur das schönste, sondern auch das klügste, Mitglied Ihrer Familie geheiratet habe, und Sie haben mir heute wahrlich bewiesen, warum ich dieser Meinung bin.“

Sie spürte fasziniert, wie er seinen Worten Taten folgen ließ. „Es … es freut mich ...“ brachte sie irgendwie hervor.

Er stand so geschmeidig auf, wie es nur ein Youkai konnte, und sah ihr in die Augen. „Falls Sie nicht wissen, was Sie getan haben: Sie haben den Frieden unter den Youkai bewahrt und damit auch den mit den Menschen. Mein Werk seit einem Jahrtausend. Und das, Izayoi, werde ich Ihnen nie vergessen.“
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer solche Gefolgsleute hat, benötigt eigentlich kaum noch Feinde ... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Miyu-Moon
2018-11-02T20:00:26+00:00 02.11.2018 21:00
Ein höheres Kompliment hätte Izayoi wohl nicht erhalten können.
Von:  WolfsDream
2018-10-27T23:21:51+00:00 28.10.2018 01:21
Ich freue mich immer wieder wie ein Schneekönig, wenn ich sehe, dass wieder ein Hotep- Original seinen Anfang nimmt!^^°
Ich habe mittlerweile alle deine InuYasha-Geschichten auf meinem treuen Tolino. Sie begleiten mich also in den Urlaub und zu Arztbesuchen und vor allen Dingen mit in mein Bett um vor dem Einschlafen noch etwas Schönes zu lesen.
Vor Allem deine AU-Storys gehören zu meinen Favoriten, da ich deine Darstellung des Taisho sehr liebe, aber auch die Brüdergeschichten und die Yokaikrimis sind klasse.
Wie ein einzelner Mensch so viele tolle Ideen haben kann ist unfassbar und ich hoffe wirklich inständig, dass sie dir auch in Jahren nicht ausgehen, noch die Lust am Schreiben vergeht!
Auch diese Geschichte wird sobald sie fertig gestellt ist sofort ihren Weg auf meinen Ebook-Reader finden. Es tut mir leid, dass ich deine tollen Stories so selten kommentiere, aber für das wöchentliche Hochladen bin ich einfach zu ungeduldig - ich lese sie meist erst, wenn sie vollständig hochgeladen sind. Sonst würde ich mir wahrscheinlich in der Wartezeit die Haare aus raufen und die Fingernägel herunter knabbern. O.o
So, genug geschleimt...^^°
Liebe Grüße,
WolfsDream

Antwort von:  Hotepneith
28.10.2018 09:17
Danke schön. Es freut einen doch zu sehen oder zu lesen, dass es "irgendwo da draußen" Leute gibt, die mitlesen.
Hundstage ist ja bald vorbei, aber ab MIttwoch wird ein neuer MItratekrimi kommen und mal sehen, was aus meiner Idee für eine Brüdergeschichte wird . Der Krimi hat jedenfalls 8 Kapitel und ist praktisch fertig.


hotep
Von:  SUCy
2018-10-21T09:18:03+00:00 21.10.2018 11:18
Das ging ja gerade noch mal gut. Da tut er richtig damit ihr die Füße zu küssen.
Was ein Glück das sie so schnell geschalten hat. Das hätte echt unschön enden können.
Die machen sich sorgen um den Drachen.... ein pubertierender Sesshoumaru mit dem Höllenschwer würde mir viel mehr Sorgen bereiten xDD

Aber hab ich das richtig verstanden? Der Taishou weis noch nicht das sie Schwanger ist oder?
Antwort von:  Hotepneith
21.10.2018 11:23
Danke für den Kommentar. Und nein, sie ist noch nicht schwanger...^^" Momentan hofft er auf eine Tauschung seiner Gefolgsleute und des mysteriösen Unbekannten, Izayoi spielt mit.


Ach, ich suche eine anderes Ende...^^


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