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Sommer in Hasetsu

von

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Teil 2 - Juni 2016

Hallo Yakov,

warum antwortest du nicht? Es geht mir gut, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich weiß, dass du meine Emails liest, also bitte antworte doch.

Vor zwei Wochen haben wir angefangen, an der Kür zu arbeiten. Es hat etwas gebraucht, bis die Musik und das Thema entschieden waren, aber die Choreographie ging dafür umso schneller.

Trainer zu sein ist noch gewöhnungsbedürftig, aber nur, weil ich kaum die Füße still halten kann und ständig eingreifen möchte. Aber das ist ein gutes Zeichen, oder? Jedenfalls kam es mir immer so vor, wenn wir angefangen haben, ein neues Programm einzustudieren. Du wärst mir auch am Liebsten immer sofort ins Gesicht gesprungen, weil dies nicht und das nicht und überhaupt nicht und am Ende machen wir doch, was ich will, das du willst, was ich will. Weißt du ja ;-)

Ansonsten hat die Regenzeit in Japan angefangen und es ist ziemlich schwül und warm. Aber man kann im Meer baden gehen! In St. Petersburg wird das Wasser selten warm genug, aber hier schon. Man darf zwar nicht überall ins Wasser gehen, dabei ist es gar nicht weit bis zum Meer. Ich bin jeden Morgen mit Makkachin dort. Sobald der Regen vorbei ist und es an die 30 Grad geben soll, werden wir wieder öfter zum Badestrand fahren.

Wenn ich die Möwen höre, muss ich immer an St. Petersburg denken, aber ich kann das Gefühl nicht benennen. Es ist kein Heimweh, auch wenn es mich nachdenklich stimmt. Wenn ich mich frage, wonach ich Heimweh hätte, dann fallen mir nur du und Jelena ein. Gut, und Brot. Das Essen hier ist zwar unglaublich lecker, aber jeden Tag Reis zu essen ist sehr ungewohnt und im Supermarkt gibt es nur Toastbrot zu kaufen. Einfach nur ein schönes Butterbrot. Das wär's.

Ansonsten ist Hasetsu wirklich eine schöne Stadt. Ich habe schon eine ganze Menge Fotos auf meinem Instagram :-)

Viktor
 

Unser Ausflug an den Strand bleibt erst einmal eine einmalige Angelegenheit, weil der Monsun eingesetzt hat und alle Aktivitäten im Freien erst einmal nicht machbar sind. Die einzige Ausnahme ist, mit Makkachin Gassi zu gehen, aber da wechseln wir uns alle mittlerweile ab, denn eine unfreiwillige Dusche am Tag reicht jedem von uns und es ist auch nicht wenig Arbeit, den Hund immer wieder trocken zu bekommen. Makkachin ist schließlich kein Zwergpudel so wie Vicchan.

Womit wir uns an den Abenden seit dem Strandausflug gerne beschäftigen, ist Makkachin weitere Dinge beizubringen, die ich Vicchan beigebracht hatte. High-Five geben, klatschen oder eine Rolle machen. Da Makkachin jedoch nicht mehr der Jüngste ist, tut er sich etwas schwer, aber es macht ihm Spaß und uns Spaß, selbst wenn die Erfolgsquote zu wünschen übrig lässt. Außerdem haben wir bemerkt, dass Makkachin verrückt nach allem ist, was Bohnenpaste enthält, aber das darf er natürlich nicht fressen. Von dem hohen Zuckergehalt abgesehen, kleben die meisten dieser Süßigkeiten so sehr, dass er leicht ersticken könnte. Also muss immer jemand drauf achten, dass nichts auf den niedrigen Tischen liegen bleibt, sonst ist es schneller weg, als man schauen kann.

Damit es aber nicht zu eintönig wird, versuche ich andere Möglichkeiten zu finden, etwas mit Viktor zusammen unternehmen zu können. Um nicht zu viele Fragen stellen zu müssen, bin ich erst einmal das komplette Touristenprogramm von Hasetsu durchgegangen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, ihn mit Museumsbesuchen begeistern zu können. Das Schloss war eine Idee gewesen, aber japanische Schlösser sind im Gegensatz zu europäischen Schlössern von außen spektakulärer als von innen und ein kurzer Blick auf die Liste der Sehenswürdigkeiten in St. Petersburg ließ mich die Idee schnell verwerfen, denn die Stadt besteht wie ich finde nur aus prunkvollen Gebäuden. Der Winterpalast hat Ausmaße, die dem Louvre in Paris gleichkommen; von den ganzen anderen, baulichen Zeugen der Zarenherrschaft einmal abgesehen. Da würde ich wohl noch etwas improvisieren müssen, denn die typischen Beschäftigungen an Regentagen wie zum Beispiel ein Kinobesuch oder Karaoke setzen unweigerlich Japanischkenntnisse voraus, die Viktor aber nicht hat.

Karaoke wollen wir dann doch zusammen mit der ganzen Familie an einem Wochenende versuchen. Und wir stellen fest, dass es viel mehr englischsprachige Lieder gibt als wir dachten, sodass Viktor tatsächlich, wenn auch mit eingeschränkter Liedauswahl, mitmachen kann, ohne ständig aussetzen zu müssen. Aber irgendwie hört er lieber zu, statt selbst zu singen. Nicht, weil er es nicht könnte, aber die japanischen Lieder sind einfach spannender anzuhören, sagt er. Nach einer Weile kommt uns aber die Idee, dass er ja internationale Lieder aus Filmen auch auf Russisch singen könnte. Das macht es für uns wiederum spannender, ihm zuzuhören. Die Karaokemaschine ist von dem anderen Text aber durchaus verwirrt, sodass Viktor am Ende kaum Punkte bekommt, obwohl er die Lieder einwandfrei gesungen hat.

Andererseits hat Viktor sich selbst auch ein paar neue, ich nenne es mal „Hobbys“, zugelegt, die meiner Ansicht nach den Namen zwar nicht verdient haben, aber er hat Spaß dran, also...: Kitkat.

Ja. Kitkat. Die Schokolade. In Russland, beziehungsweise Europa, gibt es das offenbar nur mit Vollmilchschokolade, also die Standardsorte. Hier in Japan aber nicht und Viktor ist völlig fasziniert. Er sammelt jetzt. Immer in doppelter Ausführung, einmal für sich und einmal für jemanden in Russland. Viktor möchte sich noch bedanken, dass man ihm seine ganzen Kostüme geschickt hat und die Idee, das auf diese Art zu tun, finden alle niedlich (diesmal also nicht nur ich...!), eben weil es das in Russland nicht gibt. Es machen auch alle mit, um so viele Sorten wie möglich zusammen zu tragen und das mit Erfolg: Wahrscheinlich haben wir bereits mehr Auswahl als der Kitkat-Store in Fukuoka.

Und ich frage mich langsam, warum ich mir solche Sorgen gemacht habe, ihn nicht beschäftigen zu können. Diese ganz normalen Dinge reichen scheinbar vollkommen aus.
 

An einem anderen Tag mit weniger Regen fahren wir zusammen mit der Bahn nach Fukuoka. Zum Einen, weil es dort etwas mehr zu sehen gibt und zum Anderen, weil Viktor einige Dinge einkaufen möchte. Kleidung ist ein Punkt auf seiner Liste, denn er hat so gut wie keine kurzen Sachen dabei. Wahrscheinlich weil man das in Russland nicht so oft braucht, aber bevor er ständig nur in Unterhosen auf unserer Etage herumläuft, müssen ein paar Hosen und Shirts jetzt einfach sein. So gedankenverloren wie er manchmal ist, würde er derart leicht bekleidet womöglich noch vom oberen in den unteren Stock laufen und meine Familie oder unsere Gäste müssen das nun wirklich nicht sehen. Er besitzt in dieser Hinsicht ja auch nicht einen Hauch Schamgefühl, der ihn davon abhalten würde...

Hätte ich aber geahnt, wie einkaufen mit ihm abläuft, hätte ich mich mental anders vorbereitet. Oder sagen wir, mir war der Umstand, dass Viktor einfach viel mehr Geld hat als meine ganze Familie zusammen, irgendwie nicht so wirklich bewusst. Da ich in Gedanken ständig am Rätseln bin, wie viel ich ihm für die Trainingsstunden bezahlen muss, denke ich ununterbrochen im Sparmodus, aber auch sonst kann ich bisher nicht behaupten, in die Verlegenheit gekommen zu sein, nicht auf mein Geld achten zu müssen. Offenbar hat Viktor diese finanzielle Grenze überschritten. Dabei hätte ich es mir auch denken können, dass er wahrscheinlich nicht bei UniQlo einkaufen will, wenn die Strandtasche von Valentino, die Sonnenbrille von Gucci und der Kulturbeutel von Louis Vuitton ist.

Ich warte also vor den Geschäften auf ihn. Es gibt so viele Gründe, die mich davon abhalten, die Läden mit ihm zu betreten. Zuerst einmal, weil es einfach nicht meine Preisklasse ist und dann, weil ich mir schon wieder wie ein Schnüffler vorkäme, wenn ich mir vorstelle, dabei zu sein, wenn Viktor Kleidung auswählt und, noch viel schlimmer, am Schluss die Summe auf dem Display der Kasse zu sehen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was er für einen Kontostand hat.

Als er wieder zu mir zurück kommt, bin ich aber überrascht zu sehen, dass er nur zwei kleine Tüten bei sich hat.

„Hast du nichts finden können?“, frage ich verwundert, auch wenn mich das eigentlich nichts angeht.

„Ich lasse es schicken“, erklärt er, als wäre es das Normalste auf der Welt. „Keine Lust, das den ganzen Tag mit mir herumzutragen. Zugegeben, die Kassiererin war etwas verwirrt. Vielleicht war aber ihr Englisch auch nicht so gut. In Russland gehört das dazu, oder sagen wir, viele bieten das an. Ist das in Japan anders?“

„Das weiß ich nicht...“, weiche ich aus. Als ob ich jemals in meinem Leben bei Hugo Boss oder Armani eingekauft hätte, um das wissen zu können. Bis vor einem halben Jahr war ich Student, da saß der Geldbeutel wo ganz anders.

„Kannst du schauen, ob ich die Adresse richtig geschrieben habe?“, fragt Viktor, und zieht einen Zettel aus der Hosentasche, den er mir vor die Nase hält. Der Kassenzettel. Ich sehe zu viele Nullen am Ende. Immerhin sind das Yen und keine Dollar, denn sonst würde ich vermutlich rückwärts umfallen. Er hat einen Anzug gekauft, wenn ich das richtig sehe... für was braucht er den denn? Aber gut, das erklärt die Endsumme...

„Die Adresse stimmt“, sage ich und schiebe seine Hand mit dem Zettel zurück. Drei Shirts für 21.000 Yen... Das ist der Betrag, den ich meinen Eltern im Monat für Essen und Unterhalt bezahlen muss.

„Danke“, sagt er und sieht sichtlich erleichtert aus. „Eure Adressen sind komisch, ich würde niemals was finden, wenn ich nur die Adresse hätte.“

„Das passiert mir auch“, antworte ich beiläufig. Jeans für 33.000 Yen...

„Sag' mal, Yuuri,“ beginnt Viktor und ich merke schon an seinem Ton, dass er spontan das Thema gewechselt hat, „in den Geschäften höre ich schon seit heute morgen immer wieder das ein und selbe Lied. Bisher habe ich auf die Musik im Radio nicht so geachtet, weil ich kein Japanisch verstehe, aber dieses ist Englisch.“

„Kann sein, dass das gerade in den Charts ist“, antworte ich, auch wenn ich mich wundere, denn ein englisches Lied in den japanischen Charts ist eher selten. „Gefällt dir das?“

„Ich weiß noch nicht, dazu müsste ich es mal ganz in Ruhe hören.“

„Ich achte mal drauf. Wenn ich weiß, wie es heißt und von wem es ist, sag' ich es dir.“

„Yay! <3“, freut er sich und streckt die Arme in die Luft. Niedlich, denke ich und muss schmunzeln. Moment, was? Nein, nicht schon wieder...

„Yuuri~, lass' uns was essen gehen. Und was trinken, ich hab' Durst.“

„Da vorne sind Getränkeautomaten“, sage ich und deute zur Straßenecke, um mich schnell wieder von meinen Gedanken abzulenken. Zusammen gehen wir zu den Automaten; ich ziehe eine Flasche Pocari, Viktor einen Apfeltee. Das Einzige, was er lesen kann und das nicht eklig klingt, sagt er, während er mein Getränk mit suspektem Blick betrachtet.

„Nein, da ist kein Schweiß drin, Viktor“, entgegne ich. Pocari Sweat. Ich weiß schon, warum er denkt, dass das eklig ist. Aber Tea's Tea Apple Tea klingt auch nach einem sehr einfallsreichen Namen für Tee.

„Wie schmeckt das?“, will er wissen. „Kann ich probieren?“

„Was, äh, ok?“

„Willst du von meinem? Komm', wir probieren gegenseitig.“

„Na gut...“ Gott sei Dank hat er noch nicht von seinem getrunken, sonst würde ich das wahrscheinlich ablehnen. Wir tauschen die Flaschen, jeder nimmt einen kleinen Schluck vom anderen und:

„甘すぎ!“ D:

„Тьфу!“ DX

Sofort hat wieder jeder seine Flasche und trinkt einen größeren Schluck.

„Yuuri! Pfui Teufel, das schmeckt wirklich nach Schweiß, wie kannst du das trinken?!“

„Du hast gut reden, Viktor! Deins ist viel zu süß, das ist wie Wasser mit Zucker!“

Wir schauen uns noch einen Moment lang völlig entsetzt an, dann müssen wir lachen und sagen gleichzeitig: „Solange es dir schmeckt.“ - Und lachen gleich nochmal mehr, weil wir das Gleiche gedacht und gesagt haben.

„Essen?“, fragt er schließlich.

„Ja. Mosburger?“

„Okay <3“
 

Ein paar Tage nach unserer Shoppingtour hat uns Minako-sensei vorgeschlagen, zusammen in ihr Ballettstudio zu kommen und nicht immer nur ich alleine. Viktor schien erst etwas skeptisch, aber mit ein bisschen gut zureden ist er dann doch mitgekommen und hat die Ballettschläppchen angezogen. Es wunderte mich, dass er sich so geziert hat, denn Dehnübungen und Spagat macht er ständig im Onsen (diese Bilder in meinem Kopf...), also dachte ich eigentlich, dass das kein Problem für ihn sei, mit ins Ballettstudio zu kommen. Offenbar ist Ballett aber etwas, was ihm so gar nicht gefällt. Denn statt der üblichen, kindlich enthusiastischen Zustimmung, die ich sonst bekomme, blieb Viktor still und schaute mich so an, als wisse er nicht, wie er mir gerade erklären soll, dass er keine Lust drauf hat. Irritiert davon war ich schon fast beleidigt, denn Minako-sensei hat ihm nichts getan und ich noch viel weniger, aber auf Nachfragen hin erfuhr ich, dass er als Teenager zwar auch Ballett gemacht hat, aber mit seiner Lehrerin ständig im Zwist lag, weil er nicht wollte, wie sie wollte und sie nicht wollte, wie er wollte, sodass man es für das Beste erachtet hatte, es einfach bleiben zu lassen und Viktor alternativ anderes Training in Anspruch genommen hat. Es hat also nichts mit Minako-sensei oder mir zu tun, aber es erstaunte mich zu hören, dass Viktor aufgrund dieser Differenzen seit zehn Jahren keinen Fuß mehr in ein Ballettstudio gesetzt hat. Andererseits belustigte mich die Vorstellung dieses jungen, rebellischen Viktors gleichermaßen und schon wieder war es passiert, dass ich ihn niedlich fand. A-also, ja, jedenfalls kommt Viktor jetzt doch mit zum Training bei Minako-sensei.

Den ersten Tag hat er nur zugeschaut. Den zweiten Tag hat er ein paar Dehnübungen an der Ballettstange mitgemacht, die dem ähneln, was ich mir jedes Mal unfreiwillig im Onsen ansehen muss. Minako-sensei meinte bald, dass sie es gerne mal sehen würde, wenn Viktor nicht einfach nur Dehnübungen machen, sondern einmal richtig tanzen würde. Sie mutmaßte, dass er zwar behauptet hätte, zehn Jahre kein Ballett gemacht zu haben, aber das, was sie aus seinen Bewegungen ablesen könnte, eine ganz andere Sprache spräche.

Und bei unserem dritten Besuch ist es jetzt soweit, dass Viktor tatsächlich ein bisschen tanzen wird. Es war ein hartes Stück Arbeit ihn dazu zu bewegen, aber unter der Bedingung, dass ich mitmache, versuchen wir heute unter der Anleitung von Minako-sensei eine kurze Passage aus Tschaikowskys Nussknacker, den „Tanz der Zuckerfee“. Allerdings ohne die richtigen Ballettschuhe, aber wir trainieren ja nicht, Balletttänzer zu werden.

Zuerst muss ich ran. Wie immer, aber es klappt ganz gut. Viele Pirouetten, schnelle Schritte, das kann ich. Etwas, von dem ich selbst weiß, dass ich es gut kann. Und dann ist Viktor dran.

„Kann ich es zuerst einfach so versuchen?“, fragt er Minako-sensei. Sie schaut irritiert zu ihm.

„Ja, natürlich.“

„Auch wenn ich nicht das mache, was Yuuri gerade gemacht hat?“

Minako-sensei legt den Kopf auf die Seite. „Mach‘ was du willst. Wer wär‘ ich denn, einem fünffachen Weltmeister vorzuschreiben, was er machen soll?“

„Okay.“

Wenn Minako-sensei gewusst hätte, was kommt, hätte sie vielleicht nicht so gedankenlos zugestimmt, denn Viktor tanzt uns nicht nur eine Passage, sondern den kompletten Tanz der Zuckerfee und zwar auf einem Niveau, dass selbst ihr der Mund offen steht.

„Yuuri, das ist der Wahnsinn...!“, jammert sie ungläubig. „Zehn Jahre kein Ballett, aber er tanzt, als hätte er nie etwas anderes gemacht...!“

„Ja...“, Auch ich bin schwer beeindruckt.

Minako-sensei wendet sich entschlossen an Viktor: „Viktor, deine Lehrerin, wer war sie und wo hat sie getanzt?“

„Baranovskaya. Bolshoi.” kommt die Antwort zwischen zwei Pirouetten.

Minako-sensei entfährt ein stummer Schrei. Ich komm' da eben nicht mit, aber Minako-sensei dreht sich direkt zu mir und fasst mir an die Schultern: „Yuuri...! Lilia Baranovskaya! Die Primadonna des Bolshoi-Balletts, einem der Besten der ganzen Welt! Sie war eine Koryphäe! Jedes Mädchen, das in meinem Alter Ballett angefangen hat, wollte so sein wie sie!“

„Ah. Aber Viktor scheint sie ja nicht zu mögen.“

„Ich hätte damals alles gegeben, um sie einmal treffen zu können...!“

Minako-sensei hört mir gar nicht mehr zu. Sie sieht aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen, bei dem Versuch damit klarzukommen, dass ihr größtes Idol meinem größten Idol Unterricht gegeben hat. Aber trotzdem stimmt es mich nachdenklich. Obwohl Viktor scheinbar eine so gute Lehrerin gehabt hat, waren er und sie überhaupt nicht miteinander ausgekommen, sodass er das Ballett aufgegeben hat und mir wird schlagartig klar, wie viel Glück ich eigentlich habe, dass Minako-sensei mich schon seit Jahren unterstützt und mich zu jeder Tages- und Nachtzeit bei sich trainieren lässt. Und Viktor...

„Bist du einsam, Viktor?“

„Jetzt nicht mehr. Jetzt bist du da, Yuuri.“

Ich kann es nicht unterdrücken. Mein Herz schlägt schneller, ich will ihn umarmen. Minako-sensei schlurft aus dem Zimmer, wahrscheinlich um auf den Schock etwas zu trinken. Meine Augen haften an ihr, bis sie den Raum verlassen hat, dann wandern sie zu Viktor, der gerade die Fußgelenke nach dem beendeten Tanz lockert. Soll ich wirklich...? Würde er es zulassen...? Bei Onsen on Ice hat er auch nichts dagegen gehabt... Argh, diese Gedanken!, ermahne ich mich und raufe mir durch die Haare.

„Yuuri? Hast du Kopfschmerzen?“, fragt er und kommt zu mir gelaufen.

„Was, äh, nein...!“

Dann steht er vor mir. Wie kurz vor dem Wettkampf... Ich zögere.

Ach verdammt...!

„Wow, was soll das denn?“, fragt er etwas amüsiert.

„Sag nichts.“

Ich will nicht über das nachdenken, was ich gerade tue. Oder generell nachdenken.

Gerade will ich ihn einfach nur halten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Liebe Leser,
Dank diesem Kapitel habe ich eine virtuelle Shoppingtour durch Fukuoka hinter mir!
Der Stadtteil in dem sich Yuuri und Viktor aufhalten heißt Tenjin und hat gleich mehrere Shopping Malls und ein gigantisches Angebot an Restaurants. Bei der Wahl des Restaurants musste ich mich mehr an Yuuris Geldbeutel orientieren, daher der Besuch bei Mosburger, auch wenn ich mal einwerfen muss, dass es nur zwei Straßen weiter zu Hugo Boss tatsächlich ein russisches Restaurant gibt! XD Und der Kitkat Store ist übrigens auch in diesem Stadtteil.
Flokati

UniQlo = Bekleidungskette, die viel zweckmäßige, aber auch sportliche Kleidung verkauft. Das Preisniveau ist in etwa mit H&M bei uns vergleichbar.
Mosburger = Japanische Variante von Burger King.
Pocari Sweat = Erfrischungsgetränk, dass vorrangig Männer trinken und damit beworben wird, gut nach dem Sport zu sein (und ja, es schmeckt leider wirklich nach Schweiß...).
Tea's Tea Apple Tea = Ist das geilste Gesöff überhaupt <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  --lina--
2018-01-04T16:56:59+00:00 04.01.2018 17:56
Kyaaaaa >\\\\\<
Ich bin so fett am Grinsen, dass kannst du dir nicht vorstellen! Ich bin diesmal auch so matsche in der Birne, dass ich keine Ahnung habe was ich dir überhaupt schreiben soll! Das Kapitel ist einfach nur niedlich, alleine weil Yuuri Viktor niedlich findet :D
Kann das Update kaum erwarten ❤️
Antwort von:  Flokati
04.01.2018 20:13
Das freut mich <3
Sei gespannt, ich freu mich auch schon auf's nächste Kappi. Nur so viel: Es ist das Längste in dieser FF ;)


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