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Dead Memories

von

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The Awakening

Das leise Klacken der Absätze einer jungen Frau, verbannte jegliche Stille aus dem leeren Raum. Nervös wanderte sie durch die nahezu alles verzehrende Dunkelheit und schien dabei ungeduldig auf Jemanden zu warten. "Wo bleibt er denn nur?" Die Grünhaarige presste goldene Ohrringe mit beiden Händen fest an ihre Brust. "Er hat es doch versprochen…", flüsterte sie leise, als plötzlich das letzte Fünkchen Licht im Raum erstarb...
 

Eine Frauenstimme so kalt wie ein eisiger Wintermorgen durchbrach die erdrückende Stille. "Ist es nicht deine eigene Schuld? Hast du es nicht verdient?", säuselte sie bedrohlich in das Ohr des Mädchens, welche sich daraufhin erschrocken umsah, jedoch keine Menschenseele entdeckte. "H-Hallo? ...Wer ist da?" Keine Antwort.
 

Ein kalter Schauer durchzuckte das Mädchen augenblicklich wie ein Blitz. Ihre Atmung beschleunigte sich, während ihr das Blut kochend heiß durch die Adern pulste. "M-Meine Schuld?", wisperte sie unsicher in die Dunkelheit hinein. Hatte sie jemals einen Fehler begangen? Der einzige Herzenswunsch den sie hegte war es doch Glücklich zu sein... Wieso legte man ihr so viele Steine in den Weg? Sie hätte es sich niemals ausgesucht, das Kind dieses Mannes zu sein. Hätte man sie gefragt, hätte sie sich eine glücklichere Familie ausgesucht.
 

"Doch dich hat keiner gefragt.", säuselte die gefühlskalte Stimme ihr diesmal beinahe fürsorglich ins Ohr.
 

Jegliche Emotionen schienen aus den sanftgebräunten Gesichtszügen des Mädchens zu schwinden. Beinahe ausdruckslos hatten sie die einer emotionslosen, eiskalten Porzellanpuppe angenommen. Der Geruch frischen Blutes kroch ihr in die Nase; bittersüß verdrehte es der Schülerin die Sinne. "Wer bist du?" Die Stimme der Grünhaarigen verlor an Kraft, sie klang genauso Atemlos wie sie sich in diesem Moment fühlte.
 

Das Mädchen wartete erneut auf eine Antwort. Vergeblich.
 

Sie war schon immer alleine gewesen... Jetzt, wo ihre Mutter fort war, was blieb ihr da noch? Selbst ihr geliebter Bruder ließ sie im Stich.
 

Ein amüsiertes Kichern kroch aus der Tiefe der Finsternis. Schadenfreude.
 

Die Grünhaarige verlor den Boden unter den Füßen und sackte hilflos in sich zusammen. Sie zog den Kopf ein und schlang ihre Arme eng um sich selbst. Die Ohrringe die sie keine einzige Sekunde aus ihren Händen gelegt hatte, bohrten sich geradezu in ihr weiches Fleisch. Es wurde kalt...
 

Bildete sie sich diese Stimme ein? War sie dem Wahnsinn tatsächlich schon so nah?
 

Ihr Vater hatte nie etwas von ihr und ihrem Bruder wissen wollen. Damit hatte sie sich doch eigentlich bereits abgefunden. Nie hatte sie unmögliches verlangt. Wieso also? Wieso passierte das alles? Und wieso ließ ihr Bruder sie gerade jetzt im Stich?
 

Erneut stieß die kalte Stimme ein grausames lachen hervor. Die Dunkelheit schien sich enger um die einsame Schülerin zu schließen. Sie raubte ihr die Luft zum atmen. Das Mädchen ließ den Kopf hängen... Der Geruch des frischen Blutes wurde intensiver; raubte ihr das letzte Fünkchen Verstand. Sie schien ihre Umgebung nicht mehr wahrzunehmen, sodass sie den Ohrringen - welche die Dunkelheit für den Bruchteil einer Sekunde in gleißendes Licht tränkten - keine Beachtung schenkte.
 

Würde es überhaupt Jemanden stören, wenn Sie einfach verschwinden würde? Der Blick des Mädchens wurde leer. Ihre blauen Augen fielen zu, während die Finsternis ihren Körper nun wie eine zweite Haut vollkommen umhüllte.
 

"Ich könnte wieder bei Mutter sein, … ja… ich will… ich will zu ihr…", wimmerte die Grünhaarige, als hätte man sie danach gefragt.
 

"Ich kann dich zu ihr bringen, Kaya.", durchbrach die merkwürdig vertraute Stimme erneut die Stille. Die Dunkelheit verzog sich plötzlich zu einer weiblichen Silhouette, während die Ohrringe aus den Fingern des jungen Mädchens zu Boden glitten. Beinahe zärtlich zog der düstere Schatten das Mädchen in seine Arme; umschloss sie, als wären sie schon immer Eins gewesen.
 

"Du kannst es? Ja, bitte… nimm mich mit."
 

Strahlendes, verfüherisches Licht begann den verlassenen Raum in eine andere Welt zu reißen. Die Ohrringe erstrahlten in voller Pracht, während der Schatten das Mädchen völlig verzehrte. Sie fiel erschöpft zu Boden. Das Licht erlosch...
 

"Schwester?" Ein Mann - der Bewusstlosen, wie aus dem Gesicht geschnitten - betrat den Raum. Seine linke Hand führte eine Zigarette zu seinen Lippen, während sich eine seiner geschwungenen Augenbrauen skeptisch erhob. Eiskalter Rauch stieß aus seinem Mund hervor, als er schließlich nachdenklich die Stirn runzelte.
 

Die Augen des Mädchens öffneten sich schlagartig. Das sanftmütige Blau war aus ihren gläsernen Irden gewichen... Sie erstrahlten nun in einem unheilverheißenden, giftigen Gelb. Langsam richtete sie sich auf, steckte sich die aufwendig, verzierten Ohrringe in ihre Ohrlöcher ein und klopfte sich im Anschluss den Staub von ihrer blauen Schuluniform.
 

"Willkommen, Schwesterherz…" Die Blicke der Zwillinge trafen sich. "Neuigkeiten?" Ein verschwörerisches grinsen legte sich auf die Lippen des Mädchens. "Später.", erwiderte der Größere der Beiden ruhig. "Du hast dir ganz schön Zeit gelassen, Kayo.", "Und du willst gar nicht wissen was ich durchmachen musste, um an deine Ohrringe zu kommen.", "Du bist mein großer Bruder.", spöttisch klappste Kaya die Wange des Rauchers. "Es ist selbstverständlich dass du dich um das Wohlergehen deiner geliebten, kleinen Schwester kümmerst.", "Ein einfaches Danke hätte auch gereicht."
 

Voller Neugierde erfasste das Augenpaar der Kleineren mittlerweile die Umgebung. Frisch geschlüpft wie ein Neugeborenes betrachtete sie alles um sich herum... Die Erde hatte sich ganz schön verändert. Ihr Bruder jedoch, war bis auf die seltsame Kleidung, immer noch der Gleiche.
 

"Alles ziemlich ungewöhnlich, oder?", entglitt es dem Grünhaarigen als er die teils verächtlichen, teils verwunderten Blicke seiner Schwester bemerkte, die nur vor sich hin nickte, als sie die großen Plattenbauten der Umgebung und die Schule in der sie sich befanden registrierte. Kaya kannte diese Welt, doch es fühlte sich anders an sie durch ihre eigenen Augen zu sehen... Nahezu regungslos verweilte sie andächtig einen Moment am Fenster, während sich Kayo lässig eine neue Zigarette ansteckte...



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