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Beside your bed

Mystrade [BBC]
von

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Schockstarre

Es herrschte reges Treiben im Krankenhaus.

Ärzte eilten durch die Gänge, Kinder wollten nicht auf ihrem Platz sitzen bleiben, einige beklagten sich über die lange Wartezeit, doch für Mycroft Holmes schien alles wie in Zeitlupe zu laufen, kein Geräusch drang bis zu ihm durch.

Seine Finger waren in den Griff seines Regenschirms gekrallt, den er wie immer bei sich zu tragen pflegte, den Blick weniger typisch für ihn starr an die weiße Wand ihm gegenüber gerichtet.

Die Zeit verging schleppend, gefühlte Tage hatte er bereits hier gesessen, obwohl es noch nicht mal eine Stunde war.

Man hatte ihn sofort angerufen, so wie immer.

Mycroft wusste gern über alles und jeden Bescheid, was gerade geschah.

Und er wusste immer, wie er darauf reagieren sollte, welche Schritte er als nächstes einleiten musste.

Immer. Außer dieses Mal.

Detective Inspector Lestrade wurde angeschossen.“

Diese Worte, dieser Satz hatte ihn völlig aus dem Konzept gerissen, das Blut in den Adern gefrieren lassen – zumindest hatte er das Gefühl, das genau dies geschah.

Deshalb zitterten auch seine Hände so.

Detective Inspector Lestrade wurde angeschossen.“

Die Worte hallten wieder und wieder in seinem Kopf nach, übertönten mit dem Rauschen seines Blutes in seinen Ohren alles andere.

Vor seinem inneren Auge spielten sich die verschiedensten Szenen ab, in denen der Unfall hätte ablaufen können.

Deshalb wurde alles andere um ihn herum auch schwarz.

Detective Inspector Lestrade wurde angeschossen.“

Mycroft wurde von einem Arzt angesprochen, regierte jedoch nicht.

Erst, als das Gefühl einer Hand auf seiner Schulter zu ihm durchdrang, zuckte er hoch, den Blick sofort auf den Mann ihm gegenüber richtend.

Der Braunhaarige blinzelte ein, zwei Mal und räusperte sich, ehe sich seine Braue hob, gepaart mit einem Hauch von einem besorgten Gesichtsausdruck.

Er wollte gerade den Mund öffnen, um die entscheidene Frage zu stellen, als er schon unterbrochen wurde.

Normalerweise konnte der Politiker so etwas auf den Tod nicht ausstehen, doch diesmal war er dankbar darum, war er sich doch nicht sicher, ob seine Stimme die nötige Festigkeit gehabt hätte.

„Mister Lestrade hat die Operation überstanden und es geht ihm den Umständen entsprechend. Allerdings ist er aufgrund des hohen Blutverlustes in ein Koma gefallen. Sie können aber gerne zu ihm.“

Erinnerungen

Obwohl Mycroft wusste, dass Greg im Koma lag, klopfte er aus Höflichkeit erst an die Tür, ehe er sie öffnete und eintrat.

Der Anblick war weniger schlimm, als er angenommen hatte, aber die Ärzte hatten immerhin gesagt, dass er so weit stabil war – das bedeutete auch, dass Dinge wie die Atmung nicht maschinell übernommen werden mussten.

Ein leises Seufzen entwich ihm und er zog den Stuhl vom Tisch zu dem Bett des Älteren, um sich neben ihn zu setzen.

Seinen Schirm lehnte er gegen die Wand, ehe er Gregs Hand ergriff und diese sanft drückte.

„Was machst du nur für Sachen. Du lernst wirklich nicht dazu..“, murmelte er und schüttelte schnaufend den Kopf, während sich die Erinnerung an ihr erstes Treffen wieder vor seinem inneren Auge abspielte – denn tatsächlich kannten sie sich schon etwas länger als Sherlock und Greg.

 

Der Regen schlug mir ins Gesicht und ich verfluchte nicht zum ersten Mal den Umstand, dass ich meinen Regenschirm hatte daheim lassen müssen.

Aber ich durfte nichts bei mir tragen, was mich ausmachte.

Selbst auf meinen Anzug hatte ich verzichten müssen.

Wäre es nicht von solcher Wichtigkeit, dann hätte ich mich nie selbst um einen Undercovereinsatz gekümmert.

Himmel, wie sehr ich diese anstrengende Laufarbeit doch hasste.

Genauso wie die heruntergekommene, drittklassige Kleidung, die ich an meinem Körper trug.

Und dann auch noch meine ungekämmten Haare...

Ich schob meine Hand in die Bauchtasche des Pullovers und umfasste das kühle Metall der Pistole, als ich plötzlich einen Blick auf mir spürte.

Augenblicklich versteifte ich mich ein wenig und erwiderte den Blick möglichst unauffällig, um den Mann zu mustern, der nun auch noch auf mich zukam.

Ende dreißig, zwei Tage altes Hemd. Heute Morgen keine Zeit zum Rasieren gehabt, verschlafen. Lange Nacht, offenbar in einem Pub. Früher Freierabend gemacht, trotzdem noch unter dem beruflichen Stress stehend.

Ich schüttelte kaum merklich den Kopf.

Polizist.

Offenbar hatte er mich zu genau betrachtet.

Er wirkte alarmiert, während sein Blick von meinem Gesicht kurz zu meiner Bauchtasche wanderte und wieder zurück.

Verdammt, hatte er erkannt, dass ich eine Pistole bei mir führte?

Entschuldigen Sie!“, sprach er mich an, doch ich räusperte mich leise und setzte mich in Bewegung, an ihm vorbeigehend.

Sagen Sie nichts, sehen Sie mir nicht nach und, Himmel, folgen Sie mir nicht. Es wäre besser für Sie, Detective Inspector.“, hauchte ich ihm zu, ohne groß die Lippen zu bewegen.

Doch natürlich folgte er meiner Anweisung nicht.

Ich konnte sein Stirnrunzeln förmlich spüren, ohne ihn ansehen zu müssen.

Dann griff er auch schon nach meinem Arm und riss mich zurück.

Hey, stehen bleiben!“, forderte er dabei.

Zwar lehnte ich mich mit meinem ganzen Gewicht gegen ihn, jedoch kam ich gegen diese Stärke nicht an.

Ein leiser Fluch verließ meinen Mund.

Runter!“, warnte ich vor und ging in Deckung, als auch schon der erste Schuss ertönte.

 

Leise seufzte der Braunhaarige und strich mit dem Daumen über seinen Handrücken, dem gleichmäßigen Piepen der Geräte lauschend.

Mit der anderen Hand rieb er sich über die Augen, ehe leise auflachte.

„Weißt du noch, wie schief du mich angesehen hast, als ich das erste Mal in deinem Büro stand? Was würde ich jetzt für deinen verwirrten Blick geben..“, murmelte er nachdenklich.

 

Ich klopfte der Höflichkeit halber an der Tür an, wartete aber keine Antwort ab und trat ein.

Guten Tag, Detective Inspector. Wie ich sehe, haben Sie gerade nichts Wichtiges zu tun. Wie erfreulich. Ich wollte Sie nämlich freundlichst dazu bitten, Ihr Vorhaben, nach mir fahnden zu lassen, zu stoppen. Das käme mir sehr gelegen.“

Mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen beobachtete, ich, wie die Braue des Älteren in die Höhe schoss und er mich eingehend musterte.

Offenbar brauchte er wegen meinem veränderten Aussehen einen Moment – so wie jeder langsame Goldfisch diesen brauchte.

.. Sie..!“

Offenkundig.“

Mein Lächeln wurde etwas breiter und einen kurzen Moment lang kam mir der Gedanke in den Sinn, dass ich heute Abend sicher Muskelkater in den Wangen haben würde.

Sie.. was..“

Er sprang von seinem Stuhl auf.

Was erlauben Sie sich eigentlich, einfach hier aufzutauchen und so etwas zu verlangen?! Ihnen ist schon klar, dass ich Sie hier und jetzt in Gewahrsam nehmen werde?!“

Mein Gegenüber, Greg Lestrade, griff nach seinen Handschellen und schien tatsächlich vorzuhaben, mir diese anlegen zu wollen.

Das würde ich an Ihrer Stelle lassen.“, gab ich ungerührt von mir und schob meine Hand in meine innere Manteltasche, um meinen Ausweis hervorzuholen.

Nur missverstand der gute Inspector dies wohl und zückte seine Waffe, mich ins Visier nehmend.

Mir fiel nichts anderes ein, als schwer auszuatmen und mit den Augen zu leiern.

Oh, ich bitte Sie. Es wäre doch ziemlich geschmacklos, wenn ich jetzt auf Sie schießen wollen würde – und das auch noch in Ihrem Büro. Nein. Diese Arbeit würde ich jemand anderem überlassen, anstatt mir die Hände schmutzig zu machen.“

Ich fuhr damit fort, meine Hand in meine Tasche zu schieben und fischte meinen Ausweis heraus, um ihm diesen gefließend zu überreichen, während ich dabei zusehen konnte, wie der Inspector zuerst blass wurde, ehe sich eine feine Schamesröte über seine Wangen zog und er mir den Ausweis zurück gab.

„Ich.. entschuldigen Sie, Mr. Holmes.. Ich wusste nicht, dass..“, nuschelte er und kratzte sich verlegen über den Nacken, die Handschellen und die Pistole hatte er auf seinen Akten abgelegt.

Meine Mundwinkel zuckten nach oben.

Wissen Sie, Inspector, Sie haben mich wirklich in eine gefährliche Lage gebracht. Fast wäre meine Tarnung aufgeflogen und das wäre äußerst ungünstig gewesen, nicht nur für mich. Sie schulden mir einen Gefallen.“

Die Braue des Polizisten wanderte wieder etwas höher.

Worum geht es?“

„Um meinen kleinen Bruder. Wissen Sie, ich mache mir Sorgen um ihn und er könnte eine Beschäftigung gut gebrauchen. Binden Sie ihn in ihren nächsten Fall ein, den Sie in zehn Minuten erhalten werden – Sie werden es auch nicht bereuen.“

Bitte? Ich.. was?“

„Und halten Sie mich auf dem Laufenden.“

Ich musste ein leises Lachen unterdrücken und prägte mir den verdutzten Gesichtsausdruck des Älteren genau ein.

Warum genau ich das tat, wusste ich allerdings nicht.

Ohne noch auf eine weitere Frage zu antworten, verließ ich das Büro mit erhobenen Hauptes.

 

Noch immer strich er mit dem Daumen gedankenverloren über seinen Handrücken und seufzte.

„Ich habe ja nichts dagegen, dass du dich nach der Sache ausruhst.. aber strapazier meine Geduld nicht..“

Alltag

Mycroft entwich ein leises Seufzen, während sein Blick über sein Spiegelbild glitt.

Er sah blasser aus als er es ohnehin bereits tat, leichte Augenringe zeichneten sich unter seinen blauen Augen ab und die Haare standen noch zu allen Seiten ab, war er doch gerade erst aufgestanden.

Er senkte den Blick auf das Waschbecken und drehte das Wasser auf, um sich etwas davon ins Gesicht zu spritzen, ehe er die Schultern raffte und sich rascher als gewöhnlich fertig machte.

Sonst nahm er sich immer etwas mehr Zeit als er es nötig hatte im Bad.

Ebenso war der Braunhaarige früher aufgestanden als gewöhnlich, um vor seinem ersten Termin ins Krankenhaus fahren zu können.

Zwar nahmen ihn die Geschehnisse mehr mit, als es dem Politiker lieb war, aber deshalb durfte und vor allem konnte er sich noch lange nicht von seinen Verpflichtungen befreien.

Erschöpft rieb Mycroft über seine geschlossenen Augenlider, nachdem er sich auf den Rücksitz seines Wagens fallen gelassen und die Beine überschlagen hatte.

Anders als sonst üblich, bemerkte der Braunhaarige nicht, wie sie losfuhren und zuckte auch erst aus seinen Gedanken hoch, als der Wagen vor dem Krankenhaus hielt und ihn sein Fahrer darauf hinwies.

Mycroft nickte seinem Angestellten zu und ließ sich die Tür öffnen, bevor er die Beine aus dem Auto schwang und, auf seinen Schirm gestützt, ausstieg.

„Warten Sie hier.“, wies er seinen Fahrer noch an, raffte ein letztes Mal die Schultern und betrat dann das Krankenhaus.

Gezielt ging er zu dem Zimmer, in welchem Greg untergebracht war und klopfte wieder anstandshalber an, ehe er die Tür öffnete.

Wie bereits am Vortag zog sich Mycroft den Stuhl ans Bett und setzte sich, seinen Blick dabei über den Älteren schweifen lassend und einen Moment lang schweigend.

Dann atmete er leise aus und drehte den Regenschirm angespannt zwischen seinen Fingern.

„Ich hasse Krankenhäuser.“

Seine Stimme war belegt und etwas kratzig, was ihn dazu veranlasste, sich zu räuspern.

„Sieh es als Privileg an, dass ich dich hier besuchen komme und lass mich nicht zu lange warten. Das ist äußerst unhöflich, Greg.“

Mycroft legte seine eine Hand auf die des Grauhaarigen und umschloss sie sanft.

„Stell meine Geduld nicht auf die Probe. Wie du weißt kann auch ich unsagbar ausfallend werden.“

Leicht presste er die Lippen zusammen, da er keine Antwort, keine Regung bekam.

Natürlich nicht.

Mycroft wusste selbst, dass es absoluter Nonsense war, so etwas zu erwarten, doch er tat es trotzdem.

Ein trockenes Lachen entwich ihm.

„Ich verstehe nicht, warum ich überhaupt das Verlangen danach habe, mit dir zu reden. Schließlich kannst du mich weder hören, noch gar antworten. Ich habe mir noch nie jemals so sehr gewünscht, du könntest es..“, murmelte er immer leiser werdend, während seine Mundwinkel verräterisch zuckten, aber er rang um Contenance.

Er hatte sie nicht verloren, als unsicher war, ob Greg die operation überleben würde.

Warum also sollte er sie jetzt, wo sein Freund doch stabil war, verlieren?

Der Politiker schloss die Augen und strich mit seinem Daumen über den Handrücken des Älteren, während er es vorzog, wieder zu schweigen.

Lange hielt er diese Stille allerdings nicht aus.

Und dabei zog der Braunhaarige die Stille meist einer Konversation vor, strapazierte ihn dahingehend seine Arbeit doch bereits genug.

Nicht umsonst hatte er damals den Diogenes Club gegründet.

„Die Ärzte haben mich gestern Abend noch angerufen. Es hieß, es sei weder sicher, wann du aufwachen wirst... noch, ob du es überhaupt tust. Ich wurde darüber in Kenntnis gesetzt, dass du dafür unterschrieben hast, dass du, wenn du drei Wochen im Koma lagst...“

Mycroft merkte, wie seine Stimme zu zittern begann und presste die Lippen einen Moment lang fest aufeinander, während er durch die Nase tief Luft holte.

„Aber so lange wirst du sicher nicht brauchen...“, versuchte er sich selbst etwas Mut zuzusprechen.

Funktionieren tat es allerdings nicht.

Als er bemerkte, dass ihn seine Gefühle fast übermannten, erhob er sich, drehte sich um und ging.

Bevor er allerdings wieder in seinen Wagen stieg, um sich seiner Arbeit zu widmen, zündete er sich vor dem Gebäude eine Zigarette an, pustete den Rauch aus und verfolgte diesen mit den Augen, bis er sich auflöste.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Meni
2018-02-18T17:56:30+00:00 18.02.2018 18:56
Shame on me, dass ich es erst jetzt geschafft habe zu lesen.. D:
Aber damn, das ist so gut! *-* :D
Antwort von:  NightcoreZorro
18.02.2018 19:37
Danke. xD :3


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