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Am I not human?

von

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Nächtliche Gespräche

Itachi beobachtet mit ruhigem Ausdruck in den Augen den Zählappell am Abend. Dieser dauerte für gewöhnlich immer etwas länger wie am Morgen, da die Häftlinge nicht alle gleichzeitig auf dem Platz erscheinen konnten.

Der Rapportführer und drei weitere SS-Männer begannen schließlich mit dem durchzählen der Häftlinge, während Itachi selber einfach nur dastand und das Geschehen beobachtete, darauf achtete das niemand seine Position missbrauchen würde und das alles gesittet ablief.
 

Sofern man in einem Konzentrationslager von gesittet reden konnte.
 

Seine Gedanken drifteten jedoch an das Geschehen von vorhin ab, als sie gemeinsam in der Kammer standen und dem Todeskampf der Häftlinge beistanden. Er konnte noch immer hören wie die Häftlinge schrien. Kalt lief es ihm den Rücken runter und er schlang den schweren Stoff des Mantels enger um sich, als wolle er sich selber Trost und Wärme spenden.
 

Nach all den Jahren, seiner Stationierung in Auschwitz und den zwei Jahren die er hier arbeitete, kam ihm all das hier immer noch so unwirklich vor.

Wie ein Albtraum aus dem er jeden Moment erwachen könnte, er erwachte zwar jeden Morgen aufs neue, doch nicht aus diesem Albtraum.

Jeden Tag musste er sich den bösen Geistern stellen. Den Gräueltaten die hier stattfanden. Musste zusehen, wie Menschen starben und er konnte nichts dagegen unternehmen.
 

Er schloss für einen kurzen Moment seine Augen, atmete ruhig und tief ein und dann wieder aus.

Beruhigte sich selbst. Versuchte seinen Herzschlag zu kontrollieren, als die Angst versuchte erneut von ihm Besitz zu ergreifen.

Er wehrte sich dagegen.

Nicht hier und nicht jetzt.

Itachi fühlte sich eingeengt. Eingeengt auf dem großen Platz, in diesem Lager.
 

Er musste es unterdrücken.

Er konnte nicht jetzt an dieses süße Gift denken, welches ihm die Sinne benebelte und ihm die Schmerzen nahm.
 

Wie gerne würde er die Nadel in seiner kühlen blassen Haut spüren, die Flüssigkeit die sich durch seine Venen schlängelte und sich in ihm ausbreitete.
 

Und anschließend würde er Sasori spüren können.
 

Sein zweites berauschendes Gift, das ihn in eine andere Realität beförderte.

Der rothaarige Lagerarzt.
 

Itachi spürte wie ihm eine leichte röte in die Wangen schoss, er weitete seine Augen, schüttelte den Kopf und stellte sich gerade hin.
 

Er durfte jetzt nicht daran denken.
 

„Herr Uchiha, der Appell ist abgeschlossen. Es gab keinerlei Auffälligkeiten und auch keine Zwischenfälle. Die Häftlinge sind in ihre Bunker zurück gegangen und legen sich dann schlafen“, berichtete ihm der Rapportführer Endres und Itachi nickte seinen Bericht nur ab, ehe er kurz angebunden meinte: „Gut, dann können Sie auch weg treten. Bis morgen.“
 

Endres nickte und verschwand dann in der Dunkelheit.

Itachi sah dem jungen Mann nach und begab sich dann ebenso zurück auf den Weg zu dem SS-Gelände, auf welchem sich seine Wohnung befand.
 

In der Wohnung angekommen legte er seine Schirmmütze auf dem kleinen Tisch im Eingangsbereich ab, er schnallte die Gurte auf und entledigte sich seiner schwarzen Uniformjacke. Erschöpft von dem heutigen Tag ging er ins Wohnzimmer und ließ sich auf seinem Sofa nieder, er rutschte tiefer in die Polster rein und starrte die Decke an.

Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig und er dachte für einen kurzen Moment, er würde es heute ohne Morphium schaffen.
 

Doch kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, überkam ihn ein wahrlicher Panikschub.

Sein Herz klopfte wie wild und seine Hände begannen zu zittern. Unruhig huschten seine Augen hin und her, versuchten einen festen Punkt zu fixieren und er hatte einen.

Die hölzerne Schatulle die Sasori ihm mitgab.

Er hievte sich nach oben und ging auf das Regal zu, in welches er die Schatulle gelegt hatte. Zittrig streckte er seine Hand danach aus und nahm sie dann schließlich an sich, er ging zurück zum Sofa und ließ sich erneut darauf nieder. Er öffnete den Deckel der kleinen Holzschachtel und legte sie dann geöffnet auf den gläsernen Wohnzimmertisch ab. Prüfend sah er den Inhalt an. Vier Spritzen. Gefüllt mit purem Glück. Er nahm sich eine Spritze raus, krempelte den schwarzen Ärmel seines Hemdes zurück und sah auf seinen Arm. Es waren mehrere Einstichstellen zu sehen, einige bereits schwächer, andere noch etwas frischer.

Er setzte die Nadelspitze schließlich an einer freien Stelle an, wo man die Vene gut sehen konnte, stach in diese ein und drückte den Kolben nach unten.
 

Seine Sinne verflüchtigten sich und er atmete hörbar aus. Sein Herzschlag normalisierte sich und seine Hände hörten auf zu zittern. Als sich der Glashohlraum geleert hatte, zog er die Spitze aus der Haut und ließ die Spritze fallen. Er stützte seinen linken Arm auf seinem Knie ab und vergrub sein Gesicht in seiner linken Hand.

Er verweilte einige Zeit schweigend in dieser Position und ihm war, als würden all seine Lasten von ihm fallen.

Die schweren Ketten die sich jedes Mal um ihn legten, fielen nach jedem Konsum des Rauschgiftes von ihm.
 

Und genau das war es, was es so schwer machte damit aufzuhören.
 

„Sagen Sie Obito, kommt sowas oft vor? Sie wissen schon Rampenselektion, Selektion beim Appell und das anschließende Vergasen?“, fragte Deidara neugierig geworden und sah von den Papieren auf, an denen er soeben noch gesessen hatte und die Worte die Obito ihm diktierte nieder schrieb. Der Ältere sah ihn überrascht über die Frage an und schüttelte den Kopf, dann erklärte er: „Eigentlich nicht so häufig. Mindestens ein Mal die Woche kommt ein Güterzug an mit neuen Häftlingen, aber da derzeit einige Lager aufgelöst werden, werden auch einige dieser Häftlinge mit hierher geschickt, weswegen wir hier ebenso Selektieren müssen um etwas mehr Platz zu schaffen.“
 

So wie Obito das sagte, klang das ganz schön grausam in Deidaras Ohren.
 

„Ah, gut zu wissen“, meinte dann Deidara und widmete sich wieder den Papieren, die er noch einmal überflog, ehe er sie zusammenfaltete und in einen Umschlag steckte.
 

„Bist du fertig?“

Deidara nickte zur Antwort.

„Gut, dann lass uns gehen. Morgen wirst du Itachi beim Zählappell zur Verfügung stehen, er soll dir alles Wichtige dazu erklären“, sagte Obito und ging dann voraus. Deidara lief dem Älteren nach, schloss die Tür hinter sich ab und folgte ihm dann nach draußen auf das Gelände.

Es war mittlerweile dunkel geworden, die Laternen an den Seiten erhellten die Wege zum Teil und die Fernlichter der Wachtürme taten ihr übriges.
 

Auf dem Weg zur Wohnung fing Obito ein Gespräch an: „Deidara?“

„Hm?“

„Für den ersten richtigen Tag heute, hast du dich ganz schön gut durchgeschlagen.“

„Danke.“

„Ich verstehe, wenn dir einige Dinge noch nahe gehen, aber lass mir dir sagen, dass du das schnell ablegen musst. Du darfst mit ihnen kein Mitgefühl haben, du musst gnadenlos mit denen umgehen, sonst geht man genauso mit dir um, verstehst du das? Ich kannte mal einen Lagerkommandanten eines KZs der sehr human mit den Häftlingen umging, er wurde seines Amtes entledigt.“
 

Deidara blinzelte ihn ungläubig an.

Des Amtes entledigt, weil er einen humanen Umgang an den Tag gelegt hatte?

Das kam selbst Deidara ziemlich hart und gleichzeitig unwirklich vor.
 

„Ich will dir gar nichts Böses mit diesen Anweisungen, ich möchte nur, dass du dich wie alle anderen auch, an die Regeln hältst. Und nachdem du mein Adjutant bist“, auf Obitos Lippen zeichnete sich ein undefinierbares Lächeln ab: „Solltet du dich besser daran halten. Spiel nach meinen Regeln und du wirst belohnt werden.“
 

Obito sprach die letzten Worte so gefährlich süß aus, dass es Deidara einen kalten Schauer über den Rücken jagte, dann sagte er: „Habe verstanden.“
 

Sasori schaltete das Licht in seinem Labor aus, er hatte den Bericht der heutigen Kampfgas Beobachtung fertig aufgezeichnet und weggelegt. Wie immer war er einer der letzten die das Sanitätswesen verließen. Er durchquerte die Eingangshalle der Baracke und trat dann nach draußen, ging den Feldweg entlang zu dem SS-Gelände, wo sich die Wohnungen befanden, doch statt zu seiner eigenen zu gehen, klopfte er bei Itachi.
 

Es gefiel ihm zwar nicht, das zugeben zu müssen, aber der Jüngere hatte auf ihn einen Eindruck gemacht, der ihn einfach nicht mehr losließ.

So kalkweiß und geschockt hatte er Itachi noch nie bei einer Vergasung erlebt und der Arzt konnte sich nicht wirklich erklären woran es lag.
 

Oder aber es war ihm noch nie davor so wirklich aufgefallen, wie sich der Uchiha bei dem Todeskampf verhielt.
 

Die Tür öffnete sich und Itachi sah ihm geschafft entgegen, Sasori schob sich an ihm vorbei in die Wohnung, entledigte sich seinem Arztkittel und seinen Stiefel, ehe er selbstverständlich ins Wohnzimmer ging. Er sah auf den gläsernen Tisch vor dem Sofa und schmunzelte leicht.

„Du hast also wieder zum Morphium gegriffen.“

„Ja, schlimm?“, kam es mürrisch von Itachi welcher sich erneut auf das Sofa zurücksetzte, noch immer geschwächt von dem Rauschgift und dem Tag.

„Nein, dafür hab ich es dir ja gegeben.“
 

Der Lagerarzt setzte sich schließlich auf den Sessel neben dem Sofa und überschlug seine Beine, er stützte seine Ellbogen auf den Armlehnen ab und verschränkte die Finger ineinander. Eindringlich sah er den Uchiha aus braunen Augen an. Prüfend wanderte sein Blick über Itachi, welcher leichenblass vor ihm saß, die dunklen Augen wirkten fahl und Schatten hatten sich unter ihnen gebildet.
 

„Wie geht es dir?“, fragte der Arzt geradewegs heraus, doch in seiner Stimme schwang nicht ein Hauch an Emotion mit, die irgendwie aufweisen würden dass sich Sasori um Itachi sorgte, stattdessen bedachte er ihn immer noch mit dem selben prüfenden Blick.

Itachi regte sich und meinte: „Geht schon. Das Morphium hat es besser gemacht, das heute war wieder viel zu viel für mich. Es lässt mich einfach nicht los, egal wie sehr ich mich bemühe es zu verdrängen, es wird mich immer verfolgen.“
 

Nachdenklich richtete der Uchiha seinen Blick an Sasori vorbei und dieser dachte über die Worte von eben diesem nach.
 

Da war was dran, es würde ihn nie los lassen, egal wie sehr er es sich auch wünschte.

Und das machte es unfassbar schwer für Itachi.

Sasori hatte schon vor zwei Jahren festgestellt das der junge Uchiha ein sensibler empathischer Mensch war, der sich eher im Hintergrund aufhielt und eigentlich so gar nicht für die Position des Schutzhaftlagerführers geeignet war.
 

Doch er kannte Obito gut genug, um zu wissen, dass er wohl damals seine Finger mit im Spiel hatte, als es darum ging, welche Position Obito hier bekleiden sollte. Nachdenklich seufzte Sasori auf.

Er wusste wie er Itachi auf andere Gedanken bringen konnte. Wie er den Jüngeren für einen Moment woanders hinbringen konnte, wo er dafür wie ansetzen musste und viel wichtiger noch; Er selber verspürte, dass er die Art der Entspannung dringend nötig hatte. Auch wenn man es ihm nicht unbedingt zutrauen würde aber der heutige Tag hatte auch an seinen Nerven gezerrt, wenn auch auf nicht ganz so Emotionaler Ebene wie bei Itachi.
 

Sasori erhob sich von dem Sessel, kam auf Itachi zu und stellte sich vor ihn, er sah ihn von oben herab mit einem undefinierbaren Blick an, legte seine kühle Hand an die kalte Wange von Itachi, strich mit seinem Daumen über den Wangenknochen und dieser lehnte sich gegen die Hand des Älteren, welcher bei der Gestik schmunzeln musste. Er griff um den Nacken des Mannes auf dem Sofa und zog ihn sanft nach hinten in die Lehne, während er sich auf den Hüften von eben diesen nieder ließ. Er sah ihm tief in die dunklen Augen und suchte nach diesem verlangenden Funkeln, welches immer aufblitzte, sobald es soweit war.
 

Es gehörte schließlich auch zu dem damaligen Angebot dazu, welches Sasori Itachi gemacht hatte damit dieser weiterhin das Morphium bekam.
 

Vertraut sahen sie sich an, dann lehnte sich Sasori zu Itachi hinunter und legte seine Lippen ganz sanft auf die seines Gegenübers, welcher den Kuss mit Druck erwiderte, was Sasori süffisant lächeln ließ.

Der Ältere bewegte sich gegen die Hüften von Itachi und wurde dafür mit einem süßen Keuchen belohnt, Sasori nutzte die Gelegenheit und glitt mit seiner Zunge in die Mundhöhle des Anderen.
 

Er hatte Itachi nun wieder soweit, wie er ihn haben wollte.

Nun könnten sie beide ihren Tag auf angenehme Art verarbeiten.
 

So wie sie es immer taten.



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