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Am I not human?

von

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Macht und Manipulation

Zielstrebig lief Obito den Weg zu den Bunkern entlang. Ihm kam der Tag noch kälter vor wie die Tage davor. Beißend fraß sich die Winterluft durch den Stoff seiner schwarzen Hose. Er schlang den schweren Mantel enger um sich und stieg die Treppen rauf, stieß mit dem Fuß die Tür zu den Bunkern auf und trat ein.

Ein muffiger Geruch trat in seine Nase als er reinkam und eine gespenstische Stille empfing ihn, das einzige was er vernahm, war das Pfeifen des Windes.

Der Uchiha ging gerade aus weiter, bog dann nach links in den langen Flur ein und lief die einzelnen Stehzellen entlang. Seine schweren schnellen Schritte hallten an den Wänden und schließlich kam er zum stehen. Er bückte sich leicht und sah durch das kleine Gitterfenster an der Tür.
 

Der sowjetische Häftling lehnte an der Wand, die dürren Beine zitterten unter der viel zu großen Stoffhose, seine Hände waren verkrampft und er stützte diese an der Wand hinter sich ab um seinen Halt zu bewahren.

Der Blick war stur geradeaus gerichtet, die Augen geweitet und geprägt von dunklen Schatten und roten Äderchen.
 

Ein diabolisches Lächeln legte sich auf die Lippen des Schwarzhaarigen, er erhob sich und schob den Riegel zur Seite um die Tür zu öffnen.
 

„Guten Morgen“, sagte er mit rauer Stimme und der Häftling sah ihn nicht an. Er wusste, dass hier der Mann stand, den er angerempelt hatte und dem er das zu verdanken hatte, es war respektlos seinem Mörder in die Augen zu sehen.
 

Das war es in der Tat.

Und die Häftlinge wussten das.

Die meisten hielten sich auch brav daran.
 

„Ich sehe, du redest nicht mit mir.“ Obito blickte den Mann weiter eingehend an, bis dieser dem Unwohlsein des Beobachtens nachgeben würde und das taten die Häftlinge gewiss auch nach einiger Zeit.
 

Er kannte die Funktionen der menschlichen Psyche gut genug, er wusste ab wann sie nachgaben.

Diese schwachen Menschen.
 

Und es brauchte in der Tat nicht lange, als der Häftling langsam seinen Blick von der Wand abwandte, gesenkt hielt er diesen, jedoch konnte Obito beobachten, wie die Pupillen langsam in seine Richtung wanderten.
 

Seine Mundwinkel zuckten nach oben und die schmalen Lippen verzogen sich zu einem überlegenen Lächeln.
 

„Immerhin siehst du mich nun an“, meinte er geduldig und blickte dem Mann mit einem warmen Blick entgegen.

Er machte einen Schritt nach vorne und der Mann zuckte zusammen, wich einige Zentimeter zurück und bewahrte so den vorigen Abstand zwischen ihnen.
 

Obito erkannte das Spiel, die Häftlinge spielten das Spiel gerne mit ihm und jedes Mal verloren sie es.

Ein spöttisch zischendes Geräusch kam über Obitos Lippen und er schüttelte amüsant lächelnd den Kopf.
 

„Ihr lernt es nicht oder? Ihr lasst euch wie Vieh in die Ecke treiben und wisst genau, dass die Männer in Schwarz wie Gott über euch richten können.“ Er lehnte sich gefährlich nahe zu dem Sowjeten rüber und wisperte an dessen Ohr: „Du weißt wer über dein Leben entscheiden wird, richtig?“
 

Eingeschüchtert nickte der Mann.
 

Obito erhob sich, lächelte auf den Mann hinab und legte eine Hand an dessen Nacken. Er betrachtete das Gesicht von ihm. Faltig und eingefallen, abgemagert traten die scharfen Wangenknochen heraus, die Lippen aufgeplatzt und trocken durch den Flüssigkeitsmangel. Die gebrochene Nase hatte sich entzündet und glänzte feucht in dem Licht, welches von dem kleinen Fenster hineinkam. Glasige Augen blitzten dem Kommandanten entgegen, er konnte den Blick nicht richtig deuten aber er konnte Verachtung und Angst in ihnen ablesen.
 

Er lächelte warm.

Es war krank seine Opfer so anzusehen, doch Obito wusste, dass wenn er dies tat, dann entspannten sich die Häftlinge in seiner Gegenwart, wurden leichtsinniger, begannen ihm ein wenig zu vertrauen, empfanden ihn als sympathisch.
 

Und genau darin lag ihr Fehler.

Der Verhängnisvolle Fehler, der ihnen das Leben kostete.
 

Obitos Lächeln erstarb mit einem Mal. Kühl sah er ihm entgegen, seine Augen verdunkelten sich finster und der Griff um den Nacken des Häftlings verstärkte sich mit einem Mal, dann schlug er den Häftling mit Kraft gegen die steinerne Wand.
 

Ein erschrockenes Keuchen war zu hören, gefolgt von einem knacken.
 

Obito lockerte den Griff und der Häftling ging zu Boden. Jaulend und vor Schmerzen krümmend hob der Mann die Hände über sein zerschmettertes Gesicht.

„Du bist ganz schön zäh“, sagte er unbeeindruckt und entfernte den Schlagstock von seinem Gürtel, er trat mit den Füßen die Hände von dem Häftling weg und ließ den Schlagstock schließlich auf dem Hals des Häftlings nieder, dann stellte er sich auf die eine Seite von dem schwarzen länglichen Gegenstand.
 

Der Häftling keuchte erstickt auf, rang nach Luft und japste auf, wie ein Fisch auf dem Trockenen versuchte er Luft zu bekommen, doch die würde er nicht bekommen. Obito verlagerte sein Gewicht etwas mehr und beobachtete mit gleichgültiger Miene den Todeskampf des sowjetischen Häftlings, als dieser schließlich mit einem letzten erstickten Laut erschlaffte.

Der Uchiha stieg vom Stock runter, nahm diesen an sich und hing ihn wieder im Gürtel ein, stupste den Häftling noch mal mit der Schuhspitze an um wirklich sicher zu gehen, dass dieser tot sei und machte dann auf dem Absatz kehrt. Er verließ die Zelle und schloss die Tür hinter sich.
 

Auf dem Appellplatz war die Arbeit schließlich vollrichtet, die Häftlinge hatten den kalten freien Platz verlassen und waren zu ihrer Arbeit gegangen, während Itachi sich noch mit dem Rapportsführer und den anderen SSlern beriet, wie der heutige Tag ablaufen würde.

Deidara wurde am frühen Morgen von Obito an Itachi weitergegeben, dass dieser die Arbeiten am Morgenappell mitbekam und den Ablauf von eben diesen kennenlernte, sowie die ab und an dazugehörige Selektion, welche dort stattfand.
 

Itachi und Deidara wurden schließlich irgendwann von den anderen Männern alleine gelassen. Der Blonde verschränkte die Arme vor seiner Brust, zog den Mantel enger um sich und sah dann zu Itachi, welcher den Anschein machte überhaupt gar nicht zu frieren. Aufrecht stand der schwarzhaarige Mann da, die Uniform glattgestrichen, die Klemmbretter unterm Arm haltend und die schwarze Schirmmütze in der anderen Hand, als er diese schließlich wieder aufsetzte.
 

„Und nun?“, fragte Deidara vorsichtig nach und sah abwartend aus blauen Augen zu dem Uchiha, welcher langsam den Blick zu ihm wandte, jedoch so wirkte als würde er an ihm vorbeisehen.

„Ich werde die Klemmbretter erst mal in das Büro bringen“, erklärte er ruhig.
 

Deidara nickte verstehend: „Alles klar. Ich begleite dich noch ein Stück, ich wollte einen Abstecher zu den Bunkern machen.“
 

Itachi sagte nichts dazu, er machte auf dem Absatz kehrt und lief den langen Kiesweg zum großen SS-Gebäude entlang. Schweigen breitete sich über die Männer aus. Der Wind pfiff unangenehm über die freie Fläche und die Kälte kroch den dünnen Stoff der schwarzen Uniformhose hoch. Fröstelnd zuckte Deidara zusammen, beobachtete den Uchiha vor sich, welcher nur nachdenklich den Blick geradeaus gerichtet hatte.
 

„Sag mal, es stimmt schon das die eigentlich wahre Herrschaft über Leben und Tod der Häftlinge der Schutzhaftlagerführer hat, richtig?“
 

Itachi stockte, verlangsamte seine Schritte und begann zu zittern.

Mit dieser Unterstellung, mit dieser Wahrheit, hatte er nicht gerechnet.

Er wagte es nicht den Blonden anzusehen, er nickte nur langsam zur Antwort, dachte über diese treffenden Wort nach und meinte betretend: „Das stimmt, im Grunde hat der Mensch mit dieser Position die größte und direkte Macht darüber.“
 

Ein süffisantes Lächeln legte sich auf die Lippen von Deidara: „Du hast die Position inne, wie fühlt sich das an?“
 

Die dunklen Augen des Uchihas richteten sich auf Deidara, kühl sah er ihn an und meinte: „Ich muss jetzt gehen.“

Ehe Deidara noch was darauf erwidern konnte, war der Uchiha auch schon verschwunden. Missmutig schnaubte der Blonde und lief dann zu den Bunkern weiter.
 

Das Spiel der Macht und Manipulation hatte er noch nicht so gut drauf, vielleicht würde er sich erst mal an einem Häftling vergreifen und seine Position so verinnerlichen und ausüben.
 

Er lief um das große Gebäude herum, an dem Eingangstor des Konzentrationslagers vorbei und bog dann in die Sackgassenstraße nach links ein, als er auf halbem Wege Obito traf, der soeben aus den Bunkern herauskam.
 

„Guten Morgen Deidara“, begrüßte dieser ihn freundlich und lächelte ihn warm an. Deidara nickte anerkennend und fragte nach: „Was machen Sie denn hier?“

„Ich wollte nach deinem Häftling von gestern sehen, nun ja, der gute Mann scheint wohl über Nacht verstorben zu sein.“

„Verstorben?“

„Ja.“
 

Deidaras Augen weiteten sich.

Wie konnte das denn passiert sein? Es starb doch keiner, nur weil er eine Nacht über stehen musste? Oder etwa doch?
 

„Der Mann ist wohl vor lauter Erschöpfung zusammengebrochen und hat sich den Kopf so gestoßen, dass er an den Folgen verstarb.“
 

Im Grunde wusste Obito, dass das was er ihm erzählte keinen Sinn machte, waren die Stehbunker doch dafür da, keinen wirklichen Platz zu haben, doch Deidara wirkte auf ihn so verstört, von diesem Gedanken, dass der Mann, der ihm nie was getan hatte, verstorben sei, dass er ihm dies sogar glauben würde.
 

Und er tat es auch.
 

„Ich verstehe, dass ist irgendwie“, er stockte: „Heftig. Was passiert denn nun mit dem Leichnam?“

„Ich habe Sasori bereits Bescheid gegeben, er wird sich diesem annehmen und uns einen Totenschein ausstellen, anschließend verbrennen wir den Leichnam im Krematorium.“
 

Deidara nickte verstehend.

Er wirkte auf Obito durcheinander.

Und dem Uchiha gefiel das. Es gefiel ihm, was für eine Macht er auf den Jüngeren hatte und wie schnell er ihm die Verantwortung für etwas zuschieben konnte.
 

Der Junge war ganz klar, viel zu empfänglich für Empathie.

Und genau diese Eigenschaft würde Obito noch zu gute kommen und sich als nützlich erweisen.
 

Besorgt trat er auf den Jüngeren zu, legte einen Arm um dessen Schulter und zog ihn an sich, drehte sich sachte mit ihm zurück Richtung Gelände und ging los.

„Hör zu, du musst dich nicht schlecht fühlen, dass der Mann gestorben ist. Er wäre so oder so gestorben, wenn nicht in dem Stehbunker, dann bei der Arbeit oder im Schlaf“, sagte er belehrend.

„Das ist mir schon klar aber dennoch, ich mach mir irgendwie Vorwürfe“, erklärte Deidara ihm leise, empfand die plötzliche vertraute Berührung des Anderen als wohltuend.

Obito sah ihn an, schenkte ihm ein warmes Lächeln und meinte: „Hör zu, die Häftlinge verdienen es nicht anders, du warst an der Ostfront, du solltest kein mieses Gewissen ihnen gegenüber haben, du weißt genau wie grausam die Sowjeten sind. Entweder Du oder Sie.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Keine Sorge :D Auch hier wird es bald wieder regelmäßiger weiter gehen :)
Ich hoffe ihr bleibt noch brav dabei und habt weiterhin Interesse am Lesen <3
Die nächsten Kapitel jedoch werden noch etwas brauchen, da ich zur Recherche vorher noch mal in die KZ Gedenkstätte möchte, so wie ich es für dieses Kapitel war :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  -AkatsukiHime
2018-05-01T15:44:25+00:00 01.05.2018 17:44
Stichwort: Psychische Manipulation, denn über die NSler kann man denken, was man möchte, das Spielchen hatten sie alle drauf, die Einen mehr, die Anderen weniger.
Und ich finde diese doch recht perfiden, animalischen Wesenszüge, die dem Menschen, trotz Vernunftslehrer nach wie vor inne wohnen, hast du äußerst gut rüber gebracht.
Wir sind unterm Strich einfach nur Tiere, vielleicht fortschrittlicher, als die restlichen Arten, was nicht zwangsläufig bedeutet, dass wir Klüger sind.
Aber gib dem Wolf ein Gewehr und sag ihm, wie es funktioniert, er würd' es genau so verwenden, wie unser eins es tuen würde, soviel steht fest.

Mir gefällt, wie du die kleinen Details eingebaut hast, die wir bei unserem KZ-Besuch bemerkt haben, die klirrende Kälte, den langen Kiesweg, die Lage der Stehbunker, ja ich hab alles wieder erkannt und es war gruselig lebendig.
Dafür, dass es relativ schwer ist, eine solche Kulisse mit der entsprechenden Atmosphäre ein zu fangen und wieder zugeben, hast du das außerordentlich gut hinbekommen! :)

Freue mich auf mehr.

*Ponpon-Wedeln*

Antwort von:  Jestrum_Cosplay
01.05.2018 17:51
Woah auf das Kommentar war ich nicht vorbereitet :D Vielen vielen lieben Dank! <3 Und freut mich das du einiges wieder erkannt hast von unserem kleinen Ausflug :3

Zu dem ersten Absatz; Ja da geb ich Recht, wir sind im Grunde Tiere - Etwas weiter entwickelt aber im Kernprinzip wie Tiere. :)
Antwort von:  -AkatsukiHime
01.05.2018 17:54
Da kann uns der gute Aristoteles noch so viel von der praktischen Vernunft predigen, wenn's hart auf hart kommt, dann heißt es für uns alle: Back to the roods.

Ja, unser kleiner Ausflug, aber du weißt ja, wo anders ist es schöner, aber da werden wir beide save ja auch irgendwann mal hinfahren.
Aber erstmal Tokio, Schatzi *g*

Ach und einen Kriktpunkt habe ich dennoch: Mir fehlten die Toiletten für die normalen Menschen <_<
Von:  -AkatsukiHime
2018-05-01T15:27:07+00:00 01.05.2018 17:27
Darauf war ich jetzt emotional nicht eingestellt.


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