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Am I not human?

von

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Der Anfang vom Ende

In der Wohnung angekommen stürzte sich Deidara recht schnell in Richtung Badezimmer und ließ sich vor der Kloschüssel nieder. Er würgte und erbrach sich schließlich, in seinem Kopf hatte er weiterhin das Bild des toten Mädchens.
 

Dieses schrecklich kalte Bild der Leiche eines jungen unschuldigen Mädchens, die eigentlich noch ihr gesamtes Leben vor sich hatte.
 

Blödsinn!

Sie hatte ihn als Monster betitelt.
 

Aber das schlechte Gewissen überkam ihn dennoch.

Aber wieso?

Er hatte doch schon mal Menschen getötet und er hatte dabei nie etwas verspürt, wieso sollte es nun anders sein?
 

Andererseits… Hatte dieses zarte zerbrechliche Wesen ihm je was getan?

Eigentlich nicht.

Hatte er einen triftigen Grund sie gewaltsam aus der Reihe zu ziehen und mit sich zu nehmen?

Eigentlich nicht.

Hat sie ihm überhaupt einen Grund gegeben Gewalt gegen sie anzuwenden?

Eigentlich nicht.
 

Und doch war da permanent dieses Wörtchen „eigentlich“ in seinem Kopf – Dieses Unwort, was selbst ein klares Nein wieder nichtig machen würde.
 

Hustend setzte er sich zurück auf seine Fersen und riss etwas von dem Toilettenpapier ab, wischte sich damit über den Mund und hustete hinein. Er warf das Papier in die Toilette und betätigte die Spülung, vorsichtig versuchte er Halt an der Klobrille zu bekommen und er hievte sich wieder nach oben. Deidara ging zu dem Waschbecken rüber und drehte den Wasserhahn auf, spritzte sich etwas von dem kühlen Wasser ins Gesicht und schloss die Augen. Er versuchte zwanghaft das Bild der Toten abzuschütteln, sowie die Schuld seiner Tat.
 

Das was er tat, war komplett gerechtfertigt.

Jedenfalls versuchte er es sich einzureden.

Er versuchte es wirklich.
 

„Deidara? Komm in die Küche, ich hab Tee gemacht“, ertönte die warm klingende Stimme von Obito.

„Danke. Ich komm gleich“, erwiderte Deidara nickend und lehnte die Stirn erschöpft gegen den Spiegel, welcher über dem Waschbecken hing.

Er hörte wie Obito wieder zurück ging und Deidara erneut allein mit sich und seinen Gedanken ließ.
 

Beruhig dich Deidara, das ist schwach was du hier veranstaltest. Du darfst dir solch eine Schwäche nicht erlauben. Menschlichkeit beziehungsweise ein normal funktionierendes Gewissen ist hier absolut fehl am Platz. Vergiss nicht wer und wo du bist, ermahnte sich Deidara stetig selber, versuchte sich erneut so auf die richtige Schiene zu bringen.
 

Er schloss kurz seine Augen und atmete tief ein und aus.

Er setzte sein kühles Lächeln auf.

Seine Maske, die er sich antrainierte und die er versuchte aufrecht zu halten, seit er hier ist.
 

Doch es war auch die Maske die immer wieder mal zerbröckelte. Vor allem mit Konfrontationen seines Gewissens nach solchen Taten.
 

Deidara trat einen Schritt zurück und sah in den Spiegel, so war es eindeutig besser. So war er eindeutig zufriedener mit sich und seinem Erscheinungsbild, dann trat er nach draußen und ging in die Küche wo Obito an der Theke stand und an seinem Tee nippte.
 

Wie er so da stand, wirkte er wie ein ganz normaler durchschnittlicher Mann. Nicht etwa wie ein Kommandant einer Tötungsanstalt, sondern einfach wie ein ganz normaler Mann, der eventuell Frau und Kinder haben könnte und normal arbeiten gehen würde.
 

Aber das war er nicht, dass wusste Deidara nur zu gut.
 

„Geht es dir wieder etwas besser?“, fragte Obito ihn und Deidara nickte zur Antwort, setzte sich schweigend an den Tisch und zog die warme Teetasse zu sich, umklammerte das Keramik mit seinen Händen und inhalierte den guten Duft der dampfenden Flüssigkeit. Es war Kräutertee. Er roch gut. Als würde man zuhause ankommen von einem normalen Arbeitstag, ohne einen tobenden Krieg da draußen der die Nationen spaltete.
 

„Wissen Sie worüber ich vorhin im Bad noch nachgedacht habe?“, fragte Deidara nachdenklich und sah in seine Tasse.

„Nein, worüber denn?“, hakte Obito nach und Deidara hörte wie der Kommandant seine Tasse zurück stellte.

„Ob ich anders gewählt hätte wenn ich eine wirkliche Wahl gehabt hätte. Ich glaube wenn ja, ich wäre nie hier her gekommen“, murmelte der junge Adjutant, was Obito nun skeptisch aufschauen ließ.
 

War ihm der „Mordfall“ etwa doch zu Kopf gestiegen, fragte sich Obito.
 

„Glaub mir Junge, selbst wenn du sie gehabt hättest, du wärst dennoch hier gelandet“, erwiderte Obito sachlich und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

Deidara jedoch schüttelte stur den Kopf. „Niemals.“
 

„Lügner.“

„Bitte?“

„Du hast schon richtig gehört. Lügner.“
 

Der Kommandant stieß sich von der Theke ab, an welcher er bis eben gelehnt hatte und ging zu dem kleinen Esstisch über, stützte sich mit seinen Händen auf der Tischplatte ab und beugte sich zu seinem Adjutanten hinunter.
 

„Weißt du, jetzt würde jeder Mensch mit funktionierendem Gewissen sagen dass er nie so gewählt hätte, doch weißt du was?“, begann Obito ihm geduldig zu erklären. Viel zu geduldig für Deidaras Geschmack. „Früher oder später wärt ihr dennoch auf die Seite des Regimes geflüchtet und weißt du warum? Um euch selbst zu schützen; Denn sollte die Auflehnung gegen das Regime plötzlich doch viel zu gefährlich werden, dann wäre genau diese Sorte Mensch, wie du es glaubst einer zu sein, diejenigen die sofort Verrat ausüben würden um ihren eigenen Arsch zu retten, denn sollte es mal wirklich brenzlig werden ist sich plötzlich jeder selbst am Nächsten“, erklärte er in aller Seelenruhe und tippte dabei mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte vor Deidara.

„Selbst wenn man dir die Wahl gelassen hätte, du wärst dennoch hier gelandet um dich selbst zu schützen. Du bist kein Deut besser wie die, die hier sind und sich fügen, die Leid und Terror unter den Häftlingen verbreiten um sich selbst überlegen zu fühlen. Wir haben genug Leute wie dich hier und sie alle lassen sich früh oder später in eine Richtung formen. Sie alle haben einen bestimmten wunden Punkt und den gilt es zu finden und zu stärken. Du weißt es. Ich weiß es. Die sowjetischen Häftlinge wissen es.“ Obito erhob sich und ging an Deidara vorbei. „Denk darüber nach. Du hast sie wissentlich gewollt getötet, nicht wahr?“ Damit verschwand der Kommandant auf sein Zimmer und ließ einen ziemlich fassungslosen Deidara zurück.
 

Der Blonde saß wie ein getroffener Hund an seinem Platz und starrte geschockt in die Teetasse.

Obito hatte Recht. Obito hatte immer Recht. Mit allem was dieser Mann sagte, traf er ins Schwarze und Deidara konnte sich nicht helfen außer gedanklich zu zustimmen.
 

Verdammt ja, selbst wenn er die Wahl gehabt hätte, wäre er zur Front gegangen. Man hatte in diesem Regime keine Wahl – Sei dafür und du stirbst, oder sei dagegen und du stirbst.

Das einzige worin sich das ganze unterscheidet ist die Dauer des Überlebens.
 

Soldaten hatten eine etwas längere Lebensspanne als Leute die sich sofort gegen das Regime lehnten.
 

Deidara wusste das, denn er hatte es an seinen früheren Freunden gesehen die von der Machtergreifung Hitlers und den Zügen die das Ganze genommen hatte, nicht sonderlich begeistert waren.
 

Frustriert schlug Deidara mit der Faust auf die Tischplatte, brachte den Tee somit zum bewegen und etwas von der Flüssigkeit schwappte über den Tassenrand. Leise fluchend stand er auf und holte einen Lappen um es weg zu wischen, schließlich hob er die Tasse an und nahm sie mit auf sein Zimmer. Er müsse sich nun wirklich beruhigen und versuchen an was anderes zu denken.
 

Warum verletzten ihn die Worte überhaupt?

Etwa weil er wusste das es der Wahrheit entsprach?

Weil Obito ihn so schwach gesehen hatte?
 

Wohl kaum.
 

Vielleicht aber wollte Deidara es jetzt gerade nur nicht einsehen, dass er die obigen Fragen eigentlich mit Ja beantworten könnte, denn das würde ihn nur noch schwächer darstellen als er ohnehin bereits war.
 

Schwach geworden durch einen unüberlegten Mord.

Eine unüberlegte Handlung aus einem Kurzschluss heraus.

Weil sie Sowjetin war.

Weil er jemanden brauchte, der für seine Rachegelüste herhielt.

Weil er dieses Ventil brauchte um sich überlegener zu fühlen.
 

Und verdammt Ja!

Obito hatte gesagt solche Leute wären einfach zu formen und das sind sie, er spürte es selber bei sich, wie er immer weiter Stücke seiner Menschlichkeit verlor.

Wie er immer mehr zum seelenlosen Werkzeug wurde, welches in dieser Anstalt arbeitete und über Leben und Tod richtete.
 

In direkter Position unter dem Kommandanten.
 

Er war es der nun für Leid und Qualen verantwortlich war. Obito hatte es geschafft ihn soweit zu bringen, ihn zu brechen und ihm ins Gewissen zu reden.
 

Und Obito hatte Recht, immer noch.

Denn wenn auch Du die Wahl gehabt hättest und alles davon abhing, wie hättest du dich entschieden?
 

Und mit diesem Gedanken ging ein weiteres Stück von Deidaras Menschlichkeit verloren. Obito hatte ihn gebrochen, denn ab hier ändert sich die gesamte Existenz von Deidara – Dem jungen Adjutanten, dem SS-Kämpfer an der Ostfront.

Der einst noch so menschlich war und immer wieder Stücke dieser Menschlichkeit zurück bekam.
 

Doch es brachte ihm nicht viel, denn gerate an einen Kommandanten wie Obito und man lässt sich viel zu einfach manipulieren.

Der Mann weiß wo er ansetzen muss um einem die Menschlichkeit zu rauben.

Er wusste gut wie er das bei Deidara anstellen musste.
 

Er hatte ihn zu einem Sklaven seiner selbst gemacht und zu einem wichtigen Zahnrad des Konzentrationslager.
 

Die Führungsebene war nun bereit für die dunkelsten Kapitel des Lagers in Dachau…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey Leute :3
Ich wollte mich nur kurz Mal zwischenzeitlich melden - Diese FF hier ist nun ein Jahr alt und wir sind nun am Höhepunkt angelangt. Ich bin schon sehr gespannt darauf die nächsten Kapitel zu schreiben, da sich diese viel mehr auf historische Ereignisse beziehen werden wie die vorigen Kapitel.

Auch wollte ich mich für die unglaublichen Stats im gesamten Bedanken (FF.de, animexx.de und wattpad):
37 Favoriten und 35 Empfehlungen - Auch möchte ich mich für die lieben Kommentare bedanken, es freut mich wenn die Geschichte zum nachdenken anregt. :)
Vielen lieben Dank! Es bedeutet mir wirklich viel, da diese Geschichte eine ziemliche Herzensangelegenheit ist.

Ich hoffe wir lesen uns im nächsten Kapitel wieder! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Uchiha--Itachi91
2019-01-25T21:17:02+00:00 25.01.2019 22:17
Hi. Wollte mal wieder was schreiben.
Also ich finde deinen schreibstiel klasse. Im letzten kapitel Deis verhalten kann man sich irgendwie reinfühlen so wie du schreibst.
Bin swhr gespannt wie es weitergeht.
Antwort von:  Jestrum_Cosplay
25.01.2019 23:28
Hey :3
Vielen Dank für das Kompliment und den Kommentar~ x3
Du darfst gespannt bleiben

LG und bis zum nächsten Kapitel!


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