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Afterworld

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich habe ich es geschafft, und des handgeschriebene Kapitel abgetippt. Es gab in den letzten Monaten viel zu tun, deswegen habe ich diese Arbeit immer wider verschoben. Aber nun ist das Warten vorbei. Viel Spaß beim lesen, und ich würde mich freuen, wenn es euch gefällt.

LG Komplett anzeigen

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Kapitel 4

Orphe war es leid, immer wieder die selben Anfragen zu lesen, sowie die selben Antworten zu versenden. Die Anweisung war doch klar und deutlich. Und es war ja nicht so, dass diese von ihm aus ging.

Die Order kam direkt von Jupiter. Er leitete sie lediglich weiter. Also gab es kein Spiel für die Möglichkeit des Einspruchs oder der Erteilung von einer Sondererlaubnis. Jegliche Diskussion war Sinn- und Zwecklos. Und dennoch versuchten sie es immer wieder.

Niemand, außer Raoul Am, durfte sich ab 12 Uhr Mittags bis etwa 17 Uhr sowohl in Eos, als auch in Tanagura frei bewegen. Jeder hatte an dem Ort zu bleiben, an dem er sich grade befand.

Die Anweisung ging bei Orphe um 9 Uhr morgens ein. Nur 5 Minuten später war diese an alle Haushalte, Abteilungen und Büros in Eos weiter geleitet worden. Und schon eine Minute später hatte er die ersten Einsprüche und Anträge auf Sondererlaubnis in seinen Nachrichtenspeicher. Er beantwortete alle Anfragen mit der selben Nachricht. Ein Verweis auf Jupiters Anordnung.

Mittlerweile war es 10.45 Uhr, und er war noch immer in seinem Verwaltungsbüro in Parthea. Er musste los, wenn er selbst der Order nicht zu Wieder handeln wollte.

'Aisha würde wohl auch solche Anfragen bearbeiten müssen.' Als Herr von Tanagura hatte er ebenso dafür zu sorgen, dass sich jeder Elite, jedes Pet, jeder Mensch und jedes Furniture an diese Anweisung hielt.

Denn Jupiter hatte allen Grund, vorerst jeglichen Kontakt zwischen Jason und den anderen Eliten zu vermeiden. Wurden doch die Ereignisse rund um Dana-Burn, und die Rolle von Jason und seinem Pet dabei, unter strengstem Verschluss gehalten.

Nur vier Blondy und zwei Furniture kannten die ganze Wahrheit.

Orphe verzog in Missfallen sein schönes Gesicht. Er schloss alle Dateien und beendete sämtliche laufenden Prozesse.

„Hast du dich also endlich dazu entschlossen, sie zu ignorieren?“

Orphe sah auf, und seine bernsteinfarbenen Augen trafen auf zwei strahlende Amethyste, die das makellose Gesicht von Aisha Rosen als Augen zierten.

Aisha sah auf ihn hinab, und sein Gesicht war unbewegt wie immer. Sich selbst in seinem Stuhl zurück lehnend, fragte Orphe: „Hast du die Anfragen nicht beantwortet?“

„Exakt!“

„Pardon?“

„Warum sollte ich mir als Blondy die Mühe machen, eine Anweisung von Jupiter zu bestätigen?“

„Natürlich! Warum solltest du das tun.“

Es war nur natürlich für Aisha, so zu reagieren. Ohne jegliche Empathie den Bedürfnissen und Gefühlen anderer gegenüber, galt Aisha Rosen als der unnachgiebige Elite. Also würde er sich niemals um andere kümmern, wenn es nicht ausschließlich mit seinen Pflichten als Blondy zu tun hätte. Und dann auch nur bis diese Pflicht erfüllt war. Um alles weitere, konnten sich nach Aishas Ansicht andere kümmern.

Aber an und für sich hatte Aisha mit seiner Aussage betreffend der Anweisung recht. Jupiter war die höchst Autorität auf Amoi, und schuldete niemanden Rechenschaft. Und sie, die Blondy, waren dessen Stimme in der Öffentlichkeit.

Orphe seufzte. In der letzten Zeit kümmerte er sich viel zu sehr darum, was andere wollte, und versuchte es jedem recht zu machen. Er musste damit aufhören.

„Wir sollten los. Also beeil dich.“

Aisha stand bereits in der Tür.

„Ich komme.“ Orphe folgte dem anderen Blondy, während dieser schweigend voraus ging.

„Warum bist du eigentlich hier? Du hattest doch einen Termin in Sasan.“

Sasan, Area 8 von Midas, lag an der südöstlichen Grenze von Tanagura. Parthea hingegen befand sich im Nordwesten von Tanagura. Das heißt, dass Aisha an Eos vorbei fahren musste. Er hätte also schon längst in seinem Quartier sein können. Jetzt lief er Gefahr, sich zu verspäten. Risiken einzugehen war so gar nicht seine Art.

„Stimmt. Aber ich dachte ich sollte nach dir sehen.“ Orphe fragte nicht weiter, da er wusste, dass Aisha sich nicht weiter erklären würde.

Und so stiegen sie gemeinsam in Aishas Aircar, und machten sich auf ihren Rückweg zum Eos Tower.Es war 11:15 Uhr als das Auto in der Tiefgarage zum Stillstand kam. Sie hatten also noch 45 Minuten, um sich frei zu bewegen. Als sie ausstiegen und zu den Aufzügen gehen wollten, bemerkten sie aufgeregte Stimmen aus einer anderen Ecke.

Sie begaben sich zu der Quelle des Tumults und fanden dort Gideon vor, der in einer Diskussion mit Gilbert Domina und Markus Jayd verstrickt war.

„Ich sagte doch, ich habe keine Ahnung, warum für Tanagura und Eos eine Ausgangssperre verhängt wurde.“

Gideon hatte seine Hand in die Seite gestemmt und sein Gesicht verriet seinen Mangel an Geduld.

„Du bist ständig mit Aisha und Orphe zusammen. Du musst doch etwas wissen.“ Gilbert tat einen Schritt auf Gideon zu.

„Ich weiß nur, dass die Beiden lediglich eine Order von Jupiter weiter geleitet haben. Das heißt, dass wir alle davon betroffen sind.“ Gideon beugte sein Gesicht zu Gilbert. Soweit, dass sie nur noch einen Zentimeter voneinander entfernt waren.

„Und wenn wir uns nicht alle bewegen, um vor Beginn der Ausgangssperre an unser Ziel zu gelangen, dann wird Jupiter uns alle sanktionieren.“ Augenblicklich drehten sich drei Augenpaare zu Aisha um.

„Dann sage du uns,was hier vor sich geht. Hat das etwas mit Iason zu tun?“ Markus graue Augen sahen ihn direkt an. Aisha hielt diesem Blick standt.

„Wenn du wissen willst, warum Jupiter diese Order erlassen hat, schlage ich vor, dass du ihn selbst fragst.“ Die Worte, die Aisha sprach, liesen keinen Raum für weitere Diskussionen.

„Gideon!“ Aisha ergriff den Arm des Blondy und zog ihn zu den Aufzügen. Orphe nickte den zurückbleibenden Blondys kurz zu und folgte dann seinen Gefährten.

Gideon lehnte sich gegen die Rückwand und stieß einen Seufzer aus.Orphe warf einen Seitenblick auf ihn.

„Alles in Ordnung?“

„Ja, sicher. Alles ist in bester Ordnung. Wir lieben und achten uns gegenseitig und leben in perfekter Harmonie.“

Orphe hob eine seiner elegant geschwungenen Augenbrauen, und warf Aisha einen fragenden Blick zu.

„Mit der perfekten Ordnung und Harmonie war es bereits vor 5 Jahren aus und vorbei. Das solltest du eigentlich selbst wissen.“

Aisha sprach, ohne das sich sein Ton änderte. Es war die immer gleiche, monochrome Stimmlage, die ihn den Ruf als emotionsloses Wesen einbrachte. Unfähig zu irgendeiner Art von Gefühl gegenüber dem Rest der Welt.

„Oh! Tatsächlich? Wie ist das passiert?“ Gideons Sarkasmus war unüberhörbar.

„Indem Iason Riki nach Eos brachte, und diesen Mongrel als sein Pet registrieren ließ. Das verstieß gegen die herrschenden Normen und Sitten.“

„Ach so war das. Und ich habe mich schon gewundert, warum sich alle so aufgeregt haben.“

„Das ist keine neue Erkenntnis, Gideon.“

„Im ernst! Ist das alles was du dazu zu sagen hast?“ Gideon schlug mit seiner Faust gegen die Wand. „Dich kann wirklich nichts erschüttern.“ Er wandte sein Gesicht verbittert ab.

„Gideon?“

„Lass gut sein sein Orphe. Ich habe keine Lust auf weitere Unterhaltungen.“

Orphe sah erneut zu Aisha, der unentwegt auf die Tür starte. Sollte ihr Freund wirklich zu all den Ereignissen nichts weiter zu sagen haben? Sollte er wirklich nichts darüber empfinden, und ihn das alles egal sein? Orphe starrt Aisha an und versuchte eine Antwort auf diese Fragen zu finden. Aber da war nichts, was diese Behauptung wieder legen könnte.

Doch dann warf Aisha ihm einen kurzen Blick zu. Und für den Bruchteil einer Sekunde dachte er, dass er etwas Bewegung in diesen stoischen Augen gesehen hätte. Aber so plötzlich wie es erschienen war, war es auch wieder verschwunden. Und für Orphe war es nicht mehr als eine Einbildung oder ein Lichtspiel.

Als sich endlich die Türen des Aufzuges öffneten, wurden sie von Katze in Empfang genommen. Er führte sie in den Wohnbereich, wo Cal bereits Tee, Kaffee und kleine Snacks aufbaute. Die drei Blondys ließen sich auf der Sofalandschaft nieder, und jeder nahm die ihm angebotene Tasse entgegen.

Cal und Katze achteten dabei darauf, dass jedem Elite sein Getränk zeitgleich mit dem Anderen angeboten wurde. Die beiden ergänzten sich hervorragend, und verstanden sich ohne Worte. Es wurden lediglich hin und wieder Blicke ausgetauscht.

Orphe sah zu, wie Katze an Aisha heran trat, und leise mit ihm sprach. Als sich Katze dann verbeugte und sich zurück zog, wandte sich Aisha Orphe zu.

„Wie es scheint, gibt es Komplikationen mit den Furniture von Eos.“

„Was meinst du? Mir ist nichts bekannt.“

„Thoma ist an Katze heran getreten und hat ihn um Rat gefragt. Die Furniture machen sich Sorgen um die aktuellen Gegebenheiten und sind unsicher im Umgang mit den veränderten Verhalten der Elite von Eos.“

„Ist das so, Katze?“

„Lord Zavi, die Ausbildung eines Furniture beinhaltet die Führung des Haushaltes und die Pflege der Pets. Nicht aber was zu tun ist, wenn einem Elite etwas zu stöst. Es gibt keine Richtlinien, die einem Furniture zur Verfügung stehen, um die Pets richtig zu führen oder entsprechend sinnvolle Vorbereitungen für den Haushalt zu treffen.“

„Warum sollte das ein Problem sein? Die Anderen haben nichts mit Iason zu tun. Und Cal kommt wunderbar zurecht, wie mir scheint.“ Gideon sagte dies mehr zu sich selbst, als zu jemand anderen.

„Das Schwierige ist vor allem, die veränderten Verhaltensweisen richtig zu deuten und entsprechen zu reagieren. Besonders die Jüngeren sind davon betroffen, da sie noch nicht genügend Erfahrung im Dienst ihrer Elite gesammelt haben. Und mit Verlaub, Lord Lagat. Aber indirekt hat jeder mit Lord Iason Mink zu tun. Sogar die Mongrels von Ceres.“

Mehr brauchte Katze nicht zu sagen. Denn sie wussten genau, welche Macht Iason im Untergrund als Leiter des Syndikats von Amoi ausübte.

Und das besonders in Ceres.

Seit der Unabhängigkeitsbewegung vor fast zwei Jahrhundert, wurden über einen Mittelsmann Kinder aus dem einstigen Internat und Kinderheim nach Eos verkauft. Die damalige Leitung hatte zu erst aus der Not heraus gehandelt. Denn nach und nach ging das Kapital in Ceres zur neige. Da kam der Vorschlag, Jungen als Furniture zum Dienst in die Elitehaushalte zu verkaufen grade Recht. Aber es blieb nicht dabei. Die Gier übernahm das Denken und Handeln der Leitung vom Guardian. Und Iason antwortete darauf, indem er immer neue Wege bot.

Die versiegelten, unterirdischen Labore wurden nach und nach geöffnet und in Betrieb genommen. Dort gefundenes, altes genetisches Material wurde zur Zucht eingesetzt, nach dem die geschlechtsreifen Jungen und Mädchen voneinander getrennt wurden. Es folgte eine strikte Geburtenkontrolle und und eine Geschlechterquote. Die Kinder wurden auf Bestellung geboren. Entweder um ihre Organe zu ernten, oder um sie in Experimenten zu nutzen. Ob der gesamte Organismus oder einzelne Systeme war dabei egal. Was das Guardian verkaufen konnte, verkaufte es. Egel welche Schrecken es für die Kinder bedeutete.

Iason hatte die ungezügelte Gier zu seinem Vorteil genutzt, und so sorgte er dafür, dass Amoi mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fähigkeiten aufwarten konnte. Und da Amoi nicht zum Commonwelth gehörte und unabhängig operierte, fragte niemand danach, wie diese Ergebnisse erzielt wurden.

Abgesehen davon, dass die Ressource Mensch in Ceres wie ein Lappen verwendet wurde - benutzt so oft es geht und dann einfach weggeworfen -

floss auf diese Art und Weise auch Geld nach Ceres, das den Mongrels wenigsten ein Leben ermöglichte. Auch wenn es ein armes Leben in der Gefangenschaft des Guardian war.

Und das wussten vor allem die Furniture. Einst bekamen sie die Wahl. Entweder ein freies, aber unsicheres Leben auf den Straßen von Ceres, ohne die Gewissheit, ob sie am nächsten Morgen noch leben würden.

Oder aber ein Leben in Knechtschaft, ohne Rechte, aber dafür mit der Sicherheit, nicht zu verhunger oder zu erfrieren.

Das in dieser Wahl aber ebenso ein schneller Tot erwartet werden kann, wurde den einstigen Kindern erst bewusst, als es zu spät war. Kein Fehler, keine Unachtsamkeit, kein Zögern und auch keine Unfähigkeit wurde entschuldigt. Und infolge dieser Erkenntnis, lernten sie schnell, sich in den Schatten zu bewegen, sich gegenseitig zu helfen und das vorhandene Wissen auszubauen, und vor Fehlern zu warnen.

Aber in dieser Situation wusste niemand was falsch oder richtig war. Die Elite von Tanagura reagiert so unterschiedlich und unvorhersehbar wie kleine Kinder. Die feste Struktur und akkurate Ordnung war ins wanken geraten.

Aber warum? Warum war der Verlust eines Elite so gravierend für die anderen? Jupiter war doch in der Lage, jeden einzelnen von ihnen zu rekonstruieren. Aber es schien, als ob mit diesem einen Androiden mehr in Schutt und Asche gelegt wurde, als nur eine alte, verrottende Bunkeranlage, an dessen Erbauung sich nicht einmal die Androiden von Tanagura, die ewig leben, erinnerten.

Über all diese Gedanken ertönte plötzlich ein Rufsignal. Es war das Kommunikationszentrum des Haushaltes. Cal ging, um den Ruf zu beantworten. Als er zurück kehrte, warteten alle darauf, dass er erklären würde, was der Anrufer wollte.

„Sie sind unterwegs.“ Das war alles, was Cal sagte.



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