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Verhängnis

von

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Ich nehme einen kräftigen Schluck direkt aus der Flasche, obwohl sich eine Schale zum einschenken direkt neben mir befindet. Jetzt ist es mir aber egal. Der Krieg ist vorbei und ich bin beim Angriff von Vurai auf die Stadt zusammengebrochen.

Das Feuer, das Gemetzel von Unschuldigen und die Schreie der Opfer haben mich zu sehr an früher erinnert, als meine Heimatstadt zerstört wurde.

Ich setze zu einem weiteren Schluck an, aber es kommt nichts mehr heraus. Sie ist leer. Mit einem Schulter zucken nehme ich mir die Nächste zur Hand, schließlich habe ja genug vorrätig. So verbringe ich nun die Nacht in diesem wunderschönen Mondenschein, alleine, „Naja, prost!“
 

Nach einer ganzen Weile höre ich Schritte, die sich auf mich zu bewegen, „Ach, hier ist der restliche Sake hin gewandert. Hätte ich mir eigentlich direkt denken können, dass du ihn dir genommen hast.“

„Ach … wenn das nicht mein Lieblings - Bartträger ist, der eigentlich keinen hat!“, rufe ich fröhlich.

„Du lallst ja schon, wie viel hast du getrunken?!“

Ich werfe einen Blick hinter mich. „Ich würde mal sagen … ein paar Fläschchen.“

Er schaut nun auch hinter mich und fängt an, die Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln zu verziehen. Verwundert blicke ich ihn an, aber verliere dabei mein Gleichgewicht und falle dem Boden entgegen. Bevor ich damit aber Bekanntschaft mache, fängt er mich auf und hält mich in seinen Armen. “Ich glaube du hast für heute Nacht genug getrunken“, meint er.
 

Wortlos lass ich mich von ihm weg tragen, die Treppen hoch und in mein Zimmer, wo er mich auf meinem Bett vorsichtig ablegt. Bevor er sich aber von mir voll und ganz gelöst hat, kralle ich mich in seine Kleidung. „Bitte … bitte bleib bei mir“, flehe ich schon fast.

Reglos kniet er da und ich schmiege mich an ihn an. Behutsam setzt er sich zu mir und ich mache es mir bequem in seinen Armen. Sein wohliger Geruch steigt mir in die Nase, wodurch ich mich noch mehr verliere. Auch wenn ich mit meinem Suffkopf schon nicht mehr ganz klar denken kann, weiß ich, dass ich nur möchte, dass er bei mir bleibt. „Es tut mir leid ...“, murmele ich.

Ich spüre eine leichte Regung von ihm. „Was denn?“

„Dass ich trotz deines Befehls mit Haku und den anderen in den Krieg gezogen bin. Ich habe es nur nicht mehr länger in Yamato ausgehalten. Ich musste mal wieder was anderes sehen, und außerdem …“, ich wende mein Gesicht zu ihm hoch, „habe ich mir Sorgen um dich gemacht. Ich weiß, du bist stark, aber ich meine, es ist ja Krieg und da kann auch einem starken Menschen etwas passieren. Ich könnte es aber nicht ertragen wenn du stirbst.“

Er lacht. Dieser Arsch. Ich schütte ihm mein Herz aus und er lacht.

„Es ist OK, aber du brauchst dir echt keine Sorgen zu machen. So leicht werde ich schon nicht sterben.“

„Versprich es mir!“, dränge ich.

„OK … ich verspreche es.“

„Wehe, wenn du stirbst!“ Ich richte mich auf und komme ihm sehr nahe, falle aber durch den einsetzenden Schwindel sofort wieder zurück. Ein weiteres mal erklingt ein kurzes Lachen, was mich nur zum Schmollen bringt.

Wieder Schweigen, was mir aber nach kurzer Zeit schon zu unangenehm wird, „Du, Ukon?“

„Ja?“, fragt er.

„Wie ist es eigentlich, ein festen Platz zu haben in der Welt?“

Eine ganze Weile des Schweigens vergeht, bis ich meine Antwort bekomme. „Wie meinst du das? Du bist doch auch ein Teil dieser Welt.“

„Aber ich habe keinen festen Platz, an dem ich Lebe, keine Leute, die mich wirklich aufsuchen weil sie mich brauchen, sich Sorgen um mich machen oder einfach mal so zu mir kommen. Kein Haus wo ich weiß, ich bin daheim. Ich war bisher in meinen Leben immer unterwegs und hätte auch nichts dagegen sesshaft zu werden und nur noch ab und zu frei zu reisen, aber ich schaffe es einfach nicht. Ich werde von sehr vielen Menschen gejagt, und wenn sie zu viele Infos über mich bekommen, bin ich tot. Sie finden mich schnell, auch hier in Yamato zu sein ist sehr riskant, aber im Notfall hab ich dich.“, spreche ich mit gesenktem Blick.

„Du lässt mal wieder deine schwache Seite durchscheinen.“

„Lass mich! Ich darf das gerade“, maule ich zurück.

„Ich finde es schön, dass du dich mir anvertraust. Es ist aber nun mal so, dass du Leute hier hast, denen du wichtig bist, die dich aufsuchen, wenn die Sehnsucht nach dir haben oder einfach was von dir wollen. Daher bist du doch schon daheim.“

„Aber nur zeitweilig. Wenn das Abkommen vorbei ist, werde ich wieder reisen und Yamato auch dann in Zukunft meiden.“

„Wieso?“, fragt Ukon.

„Weil ich hier eine Person getroffen habe, für die ich sehr starke Gefühle aufgebaut habe und es mich seine Anwesenheit total schwach macht. Ich denke viel an ihn und will einfach bei ihm sein, aber auch gleichzeitig nicht. Ich mache mir Gedanken, was er grade macht, ob er an mich denkt oder ob er mit einer anderen Frau zusammen sitzt. Ich mag es einfach nicht. Es macht mich schwach und damit verletzlich, vor allem weiß ich, dass es kein Sinn hat, ihm es auch zu erzählen. Es würde nichts bringen, sondern einfach alles noch komplizierter machen als es schon ist“, sage ich und gucke traurig zu ihm auf. Ich bin längst nicht mehr Herrin meiner Selbst. Ich hasse diese Seite an mir und vor allem hasse ich es, sie ihm zu zeigen.

Ukon lächelt mich mit einem ernsten Blick in seinen Augen an. „Versuche zumindest, ihm das so zu sagen, wie du es grade bei mir getan hast.“

Ich schweige ihn eine Weile an, aber ich antworte, bevor meine Zweifel überhand gewinnen und mich von meinem Vorhaben abbringen. „Das habe ich doch grade.“

Eine lange Zeit ist keine Reaktion zu beobachten, aber nach weiteren Minuten des Wartens blickt er mich mit großen Augen an. Beschämt wende ich den Blick ab und sehe mich dann in meinem Zimmer um, damit ich nicht in seine Richtung sehen muss.

Er fängt an sich zu bewegen und ein wenig von mir zu lösen. Ich schaue wieder auf und sehe, dass er die Nachricht von eben immer noch nicht ganz verarbeitet hat. Natürlich hätte er es schon längst merken können, schließlich hatten wir schon miteinander geschlafen oder haben auch andere Sachen gemacht, die nicht ganz... normal unter guten Freunden sind.

Ein Seufzen ertönt, gefolgt von einem ernsten Blick. „Suri, du hast zu viel getrunken. Wir reden darüber, wenn du wieder nüchtern bist.“

„Damit du dem Gespräch wieder ausweichen kannst?! Vergiss es“. Krampfartig halte ich ihn am Kragen fest, wodurch sich sein Kimono ein wenig verschiebt und ich ein Stück seiner Brust sehen kann. Dieser Anblick lässt mich kurz scharf die Luft einziehen, aber ich schaffe es, mich irgendwie wieder auf sein Gesicht zu konzentrieren.

Unsere Blicke liegen starr aufeinander. In seinen Augen ist etwas zu erkennen, was ich vorher noch nie bei ihm gesehen habe.

Leider ist der Augenblick vorbei, ehe ich es schaffe, den Ausdruck zu deuten. Er wendet die Augen von mir ab und packt mich so stark an den Handgelenken, das es wehtut. Ich stöhne kurz auf vor Schmerzen, doch er ignoriert es und geht aus dem Raum.



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