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Alles begann mit einem Gefallen

Shikamaru x Sakura | Sai x Ino
von

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Alles begann mit einem Gefallen

Bitte. Du kannst mich nicht einfach so im Stich lassen, Sakura“, flehte Ino und zerrte an ihrem Ärmel, bis sich Sakura sicher sein konnte, dass ihr T-Shirt nie wieder seine gewohnte Form haben würde, auch nicht mit dem besten Waschmittel und Bügeleisen.

Dass Ino normalerweise die modebewusstere von ihnen beiden war, hielt ihr nur vor Augen, wie ernst ihr die Sache war.

„Du weißt, dass ich arbeiten muss“, erwiderte sie mit Nachdruck.

„Kannst du nicht mit Tsunade-sama oder Shizune reden?“, belagerte Ino sie hartnäckig und machte ein Gesicht, als würde die Welt untergehen, wenn Sakura ihre Bitte ausschlug.

Ino“, zischte Sakura, denn langsam ging ihr die penetrante Art ihrer Freundin auf die Nerven. „Wieso fragst du nicht Chouji oder Shikamaru?“

„Chouji ist auf Mission und Shikamaru hat bereits nein gesagt.“ Ino verzog die Mundwinkel nach unten.

„Ah. Und deshalb bist du auf die Idee gekommen, mich zu fragen.“

„Bingo!“, strahlte Ino, die Sakuras Ironie mit Sicherheit mitbekommen, aber entschlossen hatte, sie zu ignorieren.

Ein tiefes Seufzen entwich Sakura. Dass Ino daraufhin kicherte, machte die Situation nicht besser.

„Was ist?“, fragte Sakura scharf.

„Ihr habt beide ähnlich reagiert“, erklärte Ino amüsiert und Sakura kam blinzelnd zu dem Schluss, dass sie wohl über Shikamaru sprach. Der Vergleich war unnötig, aber nicht beleidigend. Es gab schlimmere Shinobi, mit denen man auf die gleiche Stufe gestellt werden konnte.

„Das tut nichts zur Sache“, sagte Sakura unwirsch, denn wenn Ino glaubte, dass sie vom eigentlichen Thema – Sakuras ausdrücklicher Absage – ablenken konnte, dann hatte sie sich gewaltig geschnitten. „Wieso brauchst du eigentlich eine Begleitung, huh?“

Die Frage schien Inos Erheiterung endlich ein Ende zu setzen. Sie stutzte, nur um anschließend verlegen den Blick zu senken.

„Es ist doch ein Date, oder?“, setzte Sakura noch einen drauf und befürchtete schon fast, dass ihre Rollen nun vertauscht und Ino die Empörte von ihnen sein würde, doch statt einer impulsiven Reaktion, erhielt sie eisernes Schweigen.

„Ino?“, hakte sie warnend nach.

„Ich weiß es nicht“, platzte es aus Ino heraus. Frustriert plusterte sie die Wangen auf. „Es wäre mir ganz recht, wenn es eins wäre, so ist es nicht.“

„Aber?“ Sakura hob die Augenbrauen.

„Aber… er hat gefragt, ob die Verabredung das ist, was andere Date nennen, verstehst du?“

Sakura schüttelte den Kopf, ahnte aber bereits, in welche Richtung Inos Erzählung ging.

„Ich… ich habe verneint“, gab Ino nach einer kurzen Pause kleinlaut zu.

Es war genau so, wie Sakura befürchtet hatte. Dass sich ihre Vermutung bestätigte, machte sie allerdings nicht glücklich, denn nun kannte sie den Grund, weshalb Ino sie so verbissen darum bat, ihrem Treffen mit Sai beizuwohnen.

„Wieso hast du verneint?“, erkundigte sie sich und warf dabei einen flüchtigen Blick auf die Akten, die auf ihrem Schreibtisch lagen. Als Ino ins Krankenhaus gestürmt war, von einem Notfall sprechend, hatte Sakura alles stehen und liegen gelassen. Nun, da sie wusste, was dies für ein Notfall war, bereute sie es zutiefst.

„Es ist mir einfach so rausgerutscht“, verteidigte sich Ino, verschränkte die Arme vor der Brust und begann in Sakuras Büro auf und ab zu gehen. „Er hat mich mit seiner Direktheit überrumpelt.“

„An die solltest du dich gewöhnen“, schnaufte Sakura, doch Ino hörte sie nicht. Sie murmelte nämlich unverständliche Dinge vor sich hin, die anscheinend ihr Verhalten rechtfertigen sollten.

Im Grunde spielte es jedoch keine Rolle. Es änderte nichts an der Tatsache, dass Sakura keine Zeit hatte, um Ino dieses Mal aus der Patsche zu helfen.

„Kannst du dich wirklich nicht mit ihm allein treffen?“, startete sie einen letzten Versuch, Ino zur Vernunft zu bringen.

„Nein“, sagte diese sofort. „Dann ist es doch ein Date!“

Inos Logik machte für Sakura an diesem Tag wirklich keinen Sinn. Sie lehnte noch ein paar Mal entschieden ab, bis Ino aufgab und sich enttäuscht zurückzog.

Weshalb Sakura fünf Tage später also trotzdem am Blumenladen stand und auf ihre beste Freundin wartete, um sie bei ihrem Nicht-Date mit Sai zu begleiten, war ihr absolut schleierhaft.

Und sie war – wie sie überrascht feststellte – nicht die Einzige.
 

„Shikamaru?“

Mit den Händen in den Hosentaschen, drehte er sich zu ihr um.

„Sag bloß, Ino hat dich auch überredet?“, sagte er statt einer Begrüßung und Sakura nickte ertappt.

„Sie hat aber gesagt, dass du nicht kommst“, erklärte sie. „Deshalb habe ich beschlossen…“

Sakura schluckte den Rest des Satzes, als sie Shikamarus Blick abfing. In ihm lag Verständnis und so etwas wie… Reue.

„Du auch“, murmelte Sakura feststellend.

Shikamaru zog eine Hand aus der Hosentasche, um sich das Nasenbein zu massieren.

„Wie hat sie das angestellt? Keiner von uns wollte kommen, aber nun sind wir beide hier“, grummelte er, aber auch Sakura wusste keine Antwort auf seine Frage. Sie schenkte ihm ein schmales, aufmunterndes Lächeln.

„Wenn du möchtest, kannst du –“

Ihr Vorschlag ging in einem freudigen Jubeln unter, das der Person gehörte, die für ihrer beider Misere verantwortlich war. Ino, bestens gelaunt, eilte winkend auf sie zu.

„Da seid ihr ja“, sagte sie erfreut und hakte sich bereits bei Sakura ein, um sie mitzuziehen. „Lasst uns gehen.“

Sakura warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob Shikamaru die Flucht ergriff, während er noch in der Lage dazu war, doch zu ihrer großen Überraschung folgte er ihnen – mit grimmigem Gesichtsausdruck und mindestens fünf Meter Abstand, aber er tat es.
 

Sai wartete vor dem von Ino ausgesuchten Restaurant auf sie. Ino winkte ihm bereits aus der Ferne zu, was er mit einem knappen Nicken zur Kenntnis nahm.

„Tut mir leid, dass wir zu spät sind“, entschuldigte sich Ino. „Aber die zwei haben getrödelt.“ Kichernd ließ sie Sakura los, die empört den Mund öffnete, doch bevor sie protestieren konnte, schob Ino Sai bereits durch die Tür.

Zähneknirschend ballte Sakura die Hände zu Fäusten. „Das zahle ich ihr heim“, presste sie hervor, während Shikamaru hinter ihr seufzte.

„Ich wusste, dass es anstrengend werden würde“, war sein einziger Kommentar, als er an Sakura vorbeilief. Kurz schwebte seine Hand über ihrer Schulter, als würde er überlegen, ob sie eine aufmunternde Geste brauchte, doch letzten Endes steckte er sie zurück in die Hosentasche.

Als Sakura das Restaurant betrat und sich an den Tisch setzte, der bereits von Ino und Sai belagert wurde, taxierte sie ihre Freundin mit einem scharfen Blick. Als Sai nicht hinsah, presste Ino die Handflächen vor dem Gesicht zusammen und ihre Lippen formten eine stumme Entschuldigung.

„Was wollt ihr essen?“, erkundigte sich Ino schon im nächsten Moment, wobei ihr Blick lediglich auf Sai lag. Sie ging dazu über, ihm ein paar besonders schmackhafte Gerichte zu empfehlen.

Sakuras Blick wanderte flüchtig zu Shikamaru, der ihn sofort erwiderte, da er ihr gegenüber saß. Resigniert zuckte er mit den Schultern und vergrub die Nase in der Speisekarte.

„Ich hätte Lust auf Ichiraku’s Ramen“, sagte sie gedehnt und laut, sodass alle am Tisch sie hörten. „Vielleicht sollte ich das Lokal wechseln. Was meinst du, Shikamaru?“

Er zuckte zusammen und sah sie entgeistert über den Rand der Speisekarte hinweg an. Sakura tat es leid, dass sie ihn in ihre kleine Racheaktion hineinzog, aber Inos erschrockener Blick war Gold wert.

„R-Red keinen Unsinn, Sakura! Das Essen ist hier wirklich gut“, mischte sie sich sofort ein.

„Hmm“, stieß Sakura nachdenklich aus. „Ich weiß nicht.“

„Shikamaru, du möchtest doch sicher hierbleiben, oder?“, fragte Ino mit Nachdruck und schielte warnend zu ihm hinüber.

Shikamaru sah so aus, als würde er sich am liebsten in Luft auflösen.

„Ich – also – eigentlich…“, stammelte er und räusperte sich.

In diesem Moment erbarmte sich Sakura.

„Fein, ich bleibe. Du hast schließlich angeboten zu zahlen, nicht wahr, Ino?“

Unwillkürlich klappte Ino der Mund auf, doch bevor sie aus der Haut fahren konnte, rettete Sai die Situation.

„Ich kann zahlen“, sagte er und sah verständnislos in die Runde. Er verstand von allen am wenigstens, was eigentlich vor sich ging und maß dem Inhalt seines Geldbeutels anscheinend auch weniger Bedeutung zu als seine Kameraden.

„W-wir zahlen einfach beide“, lenkte Ino hastig ein. „Was hältst du davon?“

Sie klang nervös und Sakura beschloss, dass dies genug war. Sie waren quitt, weshalb sie auch brav nach einer Speise suchte, die sie interessierte und kaum mehr zuhörte, als Sai einwilligte, sich die Rechnung mit Ino zu teilen.

Nachdem sie sich alle auf ein paar Gerichte geeinigt hatten, zog sich Ino auf die Toilette zurück. Kurz überlegte Sakura, ob sie ihrer Freundin folgen sollte, entschied sich aber dagegen. Sie hatte eine bessere Idee.

Verstohlen wanderte ihr Blick zu Sai, auf dessen Gesicht sich kaum bis gar keinen Emotionen widerspiegelten. Wenn man etwas über diese erfahren wollte, dann musste man nachhaken – und genau dies hatte Sakura vor.

„Sai“, sprach sie ihn mit gesenkter Stimme an. „Wärst du gern mit Ino allein?“

Shikamaru verschluckte sich an seinem Wasser, doch Sakura achtete nicht auf ihn, sondern lächelte ihren einstigen Teamkameraden an.

Dieser erwiderte ihren Blick ohne mit der Wimper zu zucken. Nur dezent kräuselte sich seine Stirn, deutete an, das in seinem Kopf Denkprozesse in Gang gesetzt worden waren.

„Dein Lächeln“, sagte er ruhig, „ist kein echtes, nicht wahr?“

Sakura erstarrte. Sie konnte Shikamarus fragenden Blick aus den Augenwinkeln sehen, aber sie spürte nicht das Bedürfnis, Sais – in seinen Ohren bestimmt merkwürdig klingende – Frage zu erläutern.

„Nicht ganz“, gestand Sakura. „Aber es impliziert auch keine bösen Absichten.“

Sai öffnete den Mund, doch sie unterbrach ihn, indem sie abwehrend die Hände hob.

„Ich erkläre es dir ein andermal, in Ordnung? Aber nur unter der Bedingung, dass du meine Frage beantwortest.“

Einen Moment lang ließ er sich dies durch den Kopf gehen, dann nickte er.

„Ich hätte nichts dagegen, mit Ino allein zu sein.“

„Das stellt mich nicht zufrieden“, meinte Sakura und schnalzte ungeduldig mit der Zunge. Ihr blieb nicht viel Zeit, da Ino jeden Augenblick zurückkommen konnte.

„Ich habe nicht gefragt, ob du etwas dagegen hättest. Willst du mit ihr allein sein?“

„Darüber habe ich bisher nicht nachgedacht.“

„Dann streng jetzt dein Köpfchen an.“

Sai legte den Kopf schief, während Sakura mit dem Fuß wippte und unauffällig in Richtung der Toiletten schielte.

„Ja“, sagte er schließlich. Verblüfft glätteten sich Sakuras Gesichtszüge. Sie wusste nicht, mit was für einer Antwort sie gerechnet hatte, aber eine so simple Bestätigung kam überraschend.

„Dann wirst du es ihr sagen, sobald sie zurückkommt“, wies sie hastig an.

„Oi, Sakura“, japste Shikamaru. „Ist das nicht ein bisschen –?“

Er beendete seinen Satz nicht, weil Sakuras Blick weiterhin eindringlich auf Sai lag. Bevor sie ihn jedoch zu einer Erwiderung bringen konnte, kündigen federnde Schritte Inos Rückkehr an.

Sakura warf Sai einen letzten, eindringlichen Blick zu, dann lockerte sie ihre Haltung und wandte sich an Shikamaru, als hätte sie die ganze Zeit über mit ihm gesprochen.

„Wirklich? Das hört sich nach einer Menge Arbeit an“, sagte sie völlig aus dem Kontext gerissen. Verdutzt blinzelte Shikamaru sie an, doch Sakura merkte schnell, dass ihr Schauspiel nicht nötig war. Ino beachtete sie kaum, sondern setzte sich wieder freudig Sai gegenüber.

„Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet“, entschuldigte sie sich. „Das Blumenarrangement im Flur sah jedoch fürchterlich aus und –“

„Ino“, unterbrach Sai sie. Er hatte damit angefangen, sie schamlos anzustarren.

„H-Huh?“ Inos Lächeln gefror, was Sakura ihr nicht verübeln konnte. Taktgefühl war nach wie vor nicht Sais Stärke.

„Ich will mit dir allein sein.“
 

Nur mit Mühe konnte Sakura das Kichern zurückhalten, als sie Inos erschütterten Gesichtsausdruck sah. Man konnte ihre Wangen praktisch dabei beobachten, wie sie an Farbe annahmen. Völlig überfordert schielte Ino in ihre Richtung, als würde sie sich vergewissern wollen, dass sie nicht träumte. Sakura brachte es nicht zustande, überrascht auszusehen, weshalb sie sich für eine andere Strategie entschied: sie nickte Ino entschieden zu. Dies war ihre Chance, die sie ergreifen sollte.

„Weißt du, Shikamaru, ich denke, ich möchte doch lieber Ramen essen“, sagte Sakura bedeutungsschwer, ohne wirklich zu wissen, für wen dieses Schauspiel eigentlich noch gedacht war. Es spielte jedoch keine Rolle, da sie im nächsten Moment bereits aufstand, Shikamaru am Arm packte und ihn vom Tisch hinfort zog.

„H-Hey! Sakura!“, beschwerte er sich, doch sie ließ ihn erst los, als sie das Lokal verließen. Auf dem Weg zum Ausgang konnte Sakura einen Blick in ihrem Nacken spüren und sie hoffte inständig, dass er mit Inos dankbarem Lächeln einherging. Nach diesem Tag schuldete Ino ihr ganz sicher etwas, so viel stand fest.
 

„W-warn mich beim nächsten Mal!“, grummelte Shikamaru, als er sich endlich aus Sakuras Griff entwand. Er warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, der aber innerhalb eines Sekundenbruchteils wieder die übliche Resignation aufwies, als ihm ein tiefes Seufzen entwich. „Das war eine Gradwanderung. Das ist dir hoffentlich bewusst?“

Gespielt unschuldig zuckte Sakura mit den Schultern.

„Aber es hat funktioniert, oder?“

Shikamaru rieb sich angestrengt die Schläfe, erwiderte aber nichts mehr. Stattdessen blieb er an der nächsten Kreuzung stehen und sah Sakura auffordernd an.

„Musst du hier nicht abbiegen, wenn du nach Hause willst?“, fragte er.

„Nach Hause? Ich will aber nicht nach Hause“, antwortete sie perplex und blinzelte Shikamaru an. „Ich bin davon ausgegangen, dass wir tatsächlich etwas essen gehen.“

„Oh“, murmelte Shikamaru und räusperte sich. Er schielte zur Seite, um Sakuras Blick auszuweichen und kratzte sich unbeholfen an der Wange. Dafür, dass er so furchtbar intelligent war, schien er diese Situation völlig missverstanden zu haben.

Belustigt hoben sich Sakuras Mundwinkel. „Komm schon. Wir haben uns zumindest eine Schüssel Ramen verdient, oder?“

Shikamaru zögerte, doch dann setzte er sich mit einem zustimmenden Brummen in Bewegung.
 

„Bist du nicht froh, dass wir Ino helfen konnten?“, fragte Sakura gut gelaunt, nachdem sie sich einige Minuten später auf den Hockern des Ramenstandes niedergelassen hatten und auf ihre Bestellung warteten.

„Bist du dir sicher, dass sie das so sehen wird?“, warf Shikamaru ein und warf ihr einen skeptischen Seitenblick zu.

„Das hängt wohl von Sai ab“, erwiderte Sakura murmelnd, nachdem sie die Ereignisse Revue hatte passieren lassen. Sie stützte die Ellenbogen auf dem Tresen ab und runzelte die Stirn.

„Keine guten Voraussetzungen, aber hoffen wir das Beste.“

Shikamaru schnaufte und schüttelte sachte den Kopf.

„Ihr seid euch ähnlicher als ihr glaubt“, meinte er, woraufhin Sakura zusammenzuckte.

„Was? Ino und ich?“, empörte sie sich fassungslos. „Wir sind uns überhaupt nicht ähnlich!“

Shikamaru grinste nur ein trostloses Grinsen und protestierte nicht, was Sakura aus irgendeinem Grund störte. Es stand praktisch auf seinem Gesicht geschrieben, dass er sich seinen Teil ohnehin dachte.

„Wieso bist du eigentlich mitgekommen? Schuldgefühle?“, wechselte Sakura das Thema.

„Vermutlich aus denselben Gründen wie du“, meinte Shikamaru schulterzuckend. „Um ihr einen Gefallen zu tun.“

Sakura lächelte schief. Es stimmte, aber es war nicht die ganze Wahrheit. Nachdenklich senkte sie den Blick auf ihre Hände, die sie zurück in ihren Schoß gleiten ließ. Ino hätte geschmollt, wäre aber darüber hinweggekommen, wenn ihre beiden Freunde sie nicht begleitet hätten. Es war – zumindest in Sakuras Fall – nicht nur der Druck, den Ino ausüben konnte, der sie dazu bewegt hatte. Und sie ahnte, dass es Shikamaru ähnlich ging.

„Wir sehen uns nicht mehr allzu oft“, gestand sie leise. „Es ist unvermeidbar, da wir alle andere Wege eingeschlagen haben, aber ich denke, ich bin tatsächlich mitgekommen, um ein wenig Zeit mit ihr zu verbringen.“

„Ähm“, machte Shikamaru unsicher und runzelte die Stirn. „Wieso sitzen wir dann hier?“

„Du doch auch, oder?“, hakte Sakura nach, seine Frage komplett ignorierend. Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen. Unter dem eindringlichen Blick spannten sich seine Schultern sichtbar an.

„Ich –“, setzte Shikamaru an, unschlüssig, was er erwidern sollte. „Ich habe nicht so genau darüber nachgedacht.“ Unbeholfen fuhr er sich mit der Hand über den Nacken.

Sakura seufzte enttäuscht.

„Ich dachte, ich hätte in dir einen Verbündeten gefunden“, brummte sie. „Ich meine – dich sieht man auch kaum mehr. Du bist entweder im Hokageturm beschäftigt oder in Sunagakure. Wie lange ist es her, dass du dich mit deinem Team getroffen hast?“

Shikamaru erstarrte und Sakura tat es glatt ein wenig leid, dass sie dieses Thema so unverblümt ansprach.

Bevor er ihr jedoch eine Antwort geben konnte, wurden zwei Schüsseln vor ihren abgestellt. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Shikamaru langsam nach den Stäbchen griff, aber er wirkte nicht, als hätte er großartig Appetit.

„Es tut mir leid, ich wollte nicht –“, begann Sakura mit ihrer Entschuldigung.

„Schon gut“, unterbrach er. „Du hast ja recht. Es ist nicht mehr so wie früher. Aber wir alle wussten, dass es so kommen würde, oder etwa nicht?“ Grimmig starrte er seine Nudeln an.

Sakura zwang ihre Mundwinkel, sich zu einem Lächeln zu verziehen.

„Ja“, sagte sie. „Ja, das wussten wir. Und es ist in Ordnung, dass es so ist. Aber…“ Sie machte eine Pause, um kräftig durchzuatmen. Danach wirkte ihr Lächeln auch nicht mehr so aufgesetzt. „Aber es ist auch in Ordnung, die alten Zeiten manchmal zu vermissen oder zu ihnen zurückzukehren, wenn man die Gelegenheit hat.“

„Hm.“ Shikamaru gab einen Laut von sich, der sich in Sakuras Ohren nach einer belustigten Zustimmung anhörte.

Die Stimmung lockerte sich wieder ein wenig und sie wünschte ihm einen guten Appetit, ehe sie sich über ihre Portion hermachte.

„Mir fällt gerade auf, dass wir das zum ersten Mal tun“, merkte Sakura verblüfft an. „Wir haben noch nie so lange ein Gespräch geführt. Wir haben noch nie zusammen gegessen. Es gibt also auch angenehme neue Dinge, die die Veränderungen mit sich bringen. Findest du nicht auch?“

Heiter schielte sie in Shikamarus Richtung, der fast seine Stäbchen fallen ließ. Er wirkte überfordert oder verlegen – oder beides.

„Wer weiß“, fuhr Sakura schmunzelnd fort, „vielleicht ist das in ein paar Jahren auch etwas, das wir vermissen werden?“

Shikamaru schnaufte. „Meinst du? Dazu müsste es zur Gewohnheit werden.“

„Es ist nicht ausgeschlossen.“ Sakura zuckte mit den Schultern. Wenn sie darüber nachdachte, dann hätte sie nicht einmal etwas dagegen. Sie teilten sich einen Freundeskreis, hatten sich aber nie die Zeit genommen, um einander besser kennenzulernen.

„Ist es nicht“, gab Shikamaru ihr mit Verspätung recht und als Sakura seinen Blick erwiderte, entdeckte sie ein seltenes Lächeln auf seinen Lippen.
 

„Du warst tatsächlich mit Shikamaru essen?“, fragte Ino überrascht, als sie zwei Tage später wieder in Sakuras Büro stand. Dieses Mal war jedoch nicht die Rede von einem Notfall, sondern einer glücklichen Fügung des Schicksals – was auch immer Ino damit meinte. Sakura war zu beschäftigt, um näher darauf einzugehen, vor allem, da ihre Freundin bereits die letzte halbe Stunde in allen Einzelheiten davon erzählt hatte, wie positiv ihr Treffen mit Sai verlaufen war.

„Das hört sich an, als wäre es eine Verabredung gewesen“, beschwerte sich Sakura über Inos Wortwahl. „Wir haben nur Ramen gegessen.“

Inos verschmitztes Lächeln hätte Sakura ihr am liebsten aus dem Gesicht gewischt.

„Ino!“, warnte sie streng.

„Ich hab doch nichts gesagt“, verteidigte diese sich gespielt unschuldig. „Ich freue mich nur, dass euer Abend genauso nett war wie meiner.“

Demonstrativ vergrub Sakura ihre Nase wieder in den Patientenakten, die sie auszufüllen hatte. „Ich habe keine Zeit, Ino.“

„Komm schon, Sakura. Ich bin nur hier, weil ich mich bei dir bedanken wollte.“ Der triezende Unterton aus Inos Stimme verschwand, woran Sakura erkannte, dass sie ihre Worte ernst meinte.

„Du schuldest mir einen Gefallen“, forderte sie nachdrücklich.

„Alles“, versprach Ino und breitete Arme in einer einladenden Geste aus. „Was soll ich für dich tun?“

Ein angespanntes Schweigen legte sich nach dieser Frage über den Raum. Sakura überlegte angestrengt und aus irgendeinem Grund spürte sie, dass sie nervös wurde. Es gab so viele Dinge, die sie von Ino verlangen könnte, aber ihre Gedanken kehrten immer wieder zu ihrem Gespräch mit Shikamaru zurück. Es war irrsinnig, dass ihr Interesse an einer Bekanntschaft mit jemandem, den sie schon länger kannte, so plötzlich entflammt war. Es machte keinen Sinn – und doch richtete Sakura ihren Blick zögernd auf Inos Gesicht, auf dem sich Verwirrung widerspiegelte.

„Ihr kennt euch schon Ewigkeiten, nicht wahr? Erzähl mir etwas über ihn“, murmelte Sakura kaum hörbar.

„Über Shikamaru?“

„Ja“, presste Sakura hervor und Schamesröte brachte ihre Gesichtshaut zum Glühen. „Und hör auf zu lachen, Ino!



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  SarahSunshine
2018-09-18T20:32:45+00:00 18.09.2018 22:32
Liebe Swanlady,
vielen lieben Dank für die Einsendung bei meinem Wettbewerb.

„Alles begann mit einem Gefallen“ klang für mich den ersten Blick bereits sehr spannend, weil es einfach unheimlich vielfältig umsetzbar ist.

Du beginnst direkt mit einem Dialog zwischen Sakura und Ino und als Leser habe ich mich unmittelbar in dieser Szenerie wiedergefunden. Deine Geschichte setzt auch insgesamt sehr stark auf Dialoge und weniger auf Gedanken, aber das war einerseits erfrischend und andererseits wurde alles wichtige auch so ausgesprochen und das fand ich sehr faszinierend, weil ich es eher kenne viel Wert auf die Beschreibung von Gedanken und Gefühlen zu legen.

Die ausgewählten Figuren hast du hier wirklich gut getroffen und mich hast du sehr oft zum Schmunzeln und zum Lachen gebracht – dabei halte ich Humor immer für ein schwieriges Thema. Ich konnte mir jegliche Szenen und Reaktionen einfach bildlich vorstellen.

Den Bezug zum Titel habe ich sehr schön zwischen den Zeilen am Ende herauslesen können. Und ich finde es gut, dass es sich hierbei vorwiegend um eine Bekanntschaft handelt, die näher thematisiert und nur hauchfein als Pairing angedeutet wird.

Hier und da habe ich zwei oder drei Tippfehler gefunden, aber sonst kann ich an der Rechtschreibung oder dem Satzbau nicht meckern. Du hast mich mit deinem Stil sofort eingefangen.

Dein Cover bildet meiner Meinung nach perfekt den Moment ab, in dem Sakura und Shikamaru feststellen, wie sie sich von Ino um den Finger haben wickeln lassen. Die Kurzbeschreibung ist knackig und weckt den Wunsch nach mehr.

Das Gesamtpaket deiner Geschichte hat mich wirklich überzeugt und damit gebührt dir der erste Platz in meinem Wettbewerb.

Liebe Grüße
Sarah
Von:  Kunoichi
2018-04-01T14:59:28+00:00 01.04.2018 16:59
Hey!
Ein wirklich wundervoller Oneshot und ein verdientes YUAL! *__*
Ich liebe das Pairing SaixIno und bei Shikamaru und Sakura war ich froh, dass es nur angedeutet war, weil ich es auch unrealistisch gefunden hätte, wenn sie gleich Hals über Kopf ineinander verliebt wären, nachdem sie das erste Mal richtig miteinander gesprochen haben.
Alle Charaktere waren herrlich IC - besonders Shikamarus genervte Art und Sais Unverständnis für Emotionen. Hat mir wirklich viel Freude beim Lesen bereitet! :D Danke dafür!
Lg,
Kunoichi
Von:  Kerstin-san
2018-04-01T08:50:49+00:00 01.04.2018 10:50
Hallo,
 
uh, Shikamaru und Skaura sind wirklich eine ungewöhnliche Kombi, aber die Umsetzung hat mir überraschend gut gefallen. Was mir auch sehr gut gefiel, war wie vertraut Ino und Sakura wirken. So stell ich mir eine typische Freundschaft vor. Da wird alles stehen und liegen gelassen, nur um der besten Freundin zu helfen und eigentlich kann man im Nachhinein nicht mal genau sagen, wie es dazu kam.
 
Ich fands ziemlich witzig, dass Sakura und Shikamaru im Endeffekt beide nachgegeben haben, obwohl sie ursprünglich nicht wollten. Shikamaru Genervtheit fand ich übrigens herrlich IC, wie er so schlecht gelaunt und wider Willen mitgeht und dann so panisch reagiert, als Sakura Ino auflaufen lässt und ihn mit reinzieht. Das ist ja auch alles so anstrengend! xD
 
Sais totales Unverständnis gegenüber menschlichcen Emotionen fand ich gut dargestellt, da muss Sakura ja wirklich sehr genau nachhaken, bis sie ne befriedigende Antwort hat und als Sai Ino dann so direkt sagt, dass er gerne mit ihr alleine wäre, hat mich ihre Sprachlosigkeit echt zum schmunzeln gebracht. Damit es Ino mal die Worte verschlägt, muss schon ziemlich viel passieren.
 
Die Erklärung, dass Sakura gerne mehr Zeit mit Ino verbringen wollte und sich deshalb hat überreden lassen, fand ich zuckersüß, aber auch ein bisschen bedrückend. Es ist immer schade, wenn man das Gefühl hat, dass Freundschaften im Laufe der Zeit etwas auseinanderdriften und man tut viel zu selten was dagegen...
 
Das Ende fand ich dann wirklich herzerwärmend, wie Sakura so verlegen wegen ihrem aufkeimenden Interesse an Shikamaru ist und Ino einen Heidenspaß dabei hat.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  kikotoshiyama
2018-03-07T19:34:43+00:00 07.03.2018 20:34
Super OS!
Ich mag auch das Pair Shikamaru&Sakura.
Nur leider gibt es davon nicht viele Storys.
Vielleicht schreibst du ja eine Fortsetzung?
Lg Kiko
Von:  DoD
2018-03-06T20:20:44+00:00 06.03.2018 21:20
Oh! Tolle Geschichte und ein sehr interessantes Pairing. Aber tatsächlich haben die beide doch die ein oder andere Gemeinsamkeit, ihre Loyalität und ihr inniges Verhältnis zu ihren Senseis, beide sind vielleicht nicht die Stärksten, aber sehr intelligent und diplomatisch. I dig it. Und ich würde sofort eine Fortsetzung lesen.
GG, DoD
Von:  sadness
2018-03-06T19:22:35+00:00 06.03.2018 20:22
Niedlich ^.^
Von:  SenseiSasuNaru
2018-03-05T11:52:35+00:00 05.03.2018 12:52
Super klasse. Ein Pairing das man so auch nicht oft sieht. Klasse geschrieben gefällt mir super. Lg


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