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Freunde mit gewissen Vorzügen

von

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„Yooo-jiii, erzählt es uns nochmal!“

„Oh ja, bitte!“

„Hast du tatsächlich mit zwei Männern gleichzeitig gekämpft?

„Wollten sie wirklich der alten Dame die Handtasche klauen?“

„Hat einer von ihnen dich geschlagen?“

„Oh, der arme Yoji. Seine Schönheit wurde von diesen Monstern geschändet.“

„Wir sollten einen Opferschrein errichten und für seine baldige Besserung beten.“
 

Die Mädchen drängten sich um Yoji, der es sich leise lächelnd auf einem Stuhl bequem gemacht hatte. Jede von ihnen wollte ihre Mitleidsbekundungen, ihre Genesungswünsche, ihre Entrüstung über die schlimme Tat zuerst loswerden. Als es kurz davor war, dass sich drei der Mädchen prügelten, stand Yoji auf und hob schlichtend die Hände.

„Ich bin euch wirklich dankbar, für eure Aufmerksamkeit. Aber wisst ihr, ich muss jetzt wirklich wieder arbeiten.“

„Arbeiten?“ Ein entsetzter Aufschrei ging durch die kleine Traube von Schulmädchen. „Aber Yoji, du kannst doch so nicht arbeiten. Komm, setz dich, die anderen können das doch für dich übernehmen.“

Yoji strich sich bedächtig über das Pflaster, das auf seinem Nasenrücken klebte. Darunter zeichneten sich die Ränder eines Blutergusses ab. Er seufzte und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken.

„Wisst ihr, ihr habt vielleicht Recht. Ich kann es einfach nichts riskieren, die Wiederherstellung meiner Vollkommenheit durch eine unbedachte Bewegung zu gefährden. Womöglich wäre ich dann für mein Leben gezeichnet.“

Wildes Geschnatter antwortete ihm und er bekam einen bösen Blick quer durch den Laden zugeschossen.
 

„Kudo, da wartet noch eine Lieferung auf dich.“

Eines der Mädchen drehte sich zu Aya um und funkelte ihn wütend an. „Wie kannst du nur so etwas sagen? Sieht doch, wie der arme Yoji zugerichtet wurde. Dieser hässliche, brutale Schläger hat ihn total ruiniert.“

Aya schnaubte nur und wendete sich wieder den Blumen zu, die er gerade neu ausrichten wollte. Das Gezwitscher um Yoji herum schwoll wieder an. Ein bösartiger Betrachter hätte vielleicht sagen können, er benutze seine Verletzung als Ausrede dafür, nicht arbeiten zu müssen. Seinen Kollegen war dieser Gedanke auf jeden Fall schon gekommen.
 

Omi lehnte sich über den Kassentresen zu Ken. Er warf einen verschwörerischen Blick auf Aya und Yoji und flüsterte dann: „Erklär es mir nochmal. Ich versteh´s immer noch nicht.“

Ken rollte mit den Augen. „Was ist denn da dran so schwer zu verstehen? Yoji und Aya hatten Streit. Aya hat Yoji eins auf die Nase gegeben. Streit beendet. Männer machen das so.“

Omi runzelte die Stirn. „Ach ja? Das erscheint mir eine dumme Methode zu sein. Sie hätten darüber reden können.“

Ken prustete los. „Aya und Yoji? Vielleicht wenn die Hölle zufriert, aber keinen Tag früher.“
 

Yoji war die schnatternde Herde irgendwann losgeworden und ins Gewächshaus geflüchtet. Grinsend lehnte er sich an die Wand unter dem Oberlicht und steckte sich eine Zigarette an. Er legte den Kopf in den Nacken und blies den Rauch aus. Kurz darauf klappte die Tür; jemand zerrte etwas Schweres über den Boden. Yoji öffnete ein Auge halb und sah Ayas roten Schopf irgendwo in der Nähe des Fußboden herumschwirren. Ein leises Fluchen und mehr Gezerre. Yoji löste sich von der Wand und schlenderte zu Aya hinüber. Interessiert betrachtete er seinen Kollegen dabei, wie der versuchte, den Riss in einem Riesensack Blumenerde zu stopfen. Natürlich ohne Erfolg, denn der Sack hatte nun mal ein Loch und war anscheinend fest entschlossen, seine krümelige, braune Fracht auf dem Fußboden zu entladen.
 

„Du hast da ein Loch“, stellte Yoji fest.

„Ja danke, hab ich auch gemerkt“, knurrte Aya. „An der Türschwelle steht eine Schraube hoch.“

Er ruckelte weiter an dem Sack, bemüht die Stelle mit dem Loch so weit zusammenzufassen, dass er das weitere Herumkrümeln verhindern konnte. Leider war der Sack enorm unkooperativ und kippte schließlich um. Ein Berg Blumenerde ergoss sich bis vor Yojis Füße. Er hob eine Augenbraue.

„Soll ich dir helfen?“

„Nein danke, das schaffe ich allein“, fauchte Aya. „Du bist doch krank.“

„Muss ich dich daran erinnern, wem ich das verdanke?“
 

Ayas Blick hätte in einigen Ländern dieser Erde sicherlich einen Waffenschein erfordert. Yoji seufzte. Dieser Kerl war derart stur. Hatte Yoji etwa erwartet, dass sich daran irgendetwas änderte, nur weil sie ein nettes Frühstück zusammen gehabt hatten? Vermutlich nicht. Nie wäre Aya auf die Idee gekommen, jemanden zu fragen, ob er ihm half, den Sack zu schleppen. Und das Ergebnis ruinierte nun Yojis Schuhe. Irgendwie schien es Karma zu sein.

„Ich gehe einen Besen und Kehrschaufel holen. Du stopfst derweil das Loch und dann tragen wir das schwere Ding gemeinsam nach hinten.“

„Sag mir nicht, was ich tun soll.“

„Ich hab dich auch lieb.“
 

Ups, wo war das denn jetzt hergekommen? Yoji drehte sich schnell um und verschwand rumorend in der Ecke mit dem Putzzeug. Er suchte ziemlich lange nach dem Besen, bis er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte. Er hatte in den letzten Tagen definitiv zu viel von dieser amerikanischen Sitcom gesehen. Die, wo die Frau immer Recht hatte, der Mann ein totaler Sack war und am Ende trotzdem immer bekam, was er wollte. Das schien irgendwie abgefärbt zu haben.

Er „fand“ schließlich das Gesuchte und kehrte zurück zu dem großen Haufen Erde. Aya hatte inzwischen die Ecke mit dem Loch mit einem festen Band umwickelt und so das Loch verschlossen. Schweigend begannen sie, die Erde wieder in den Sack zurückzuschaufeln.
 

Die Tür klappte erneut und Omi betrat das Gewächshaus.

„Hey, ich wollte fragen, ob ich euch was zum Mittagessen mitbringen soll.“ Er sah die Erde und runzelte die Stirn. „Was macht ihr da?“

Yoji setzte ein halbes Lächeln auf. „Wir legen ein Hochbeet an, Omi. Das siehst du doch.“

Das Runzeln wurden tiefer. „Ist das nicht ein bisschen tief unten für ein Hochbeet?“

Yoji sah, dass Omi kurz davor war, sich Ayas Zorn zuzuziehen, obwohl der Kleine nun wirklich nichts dafür konnte. Schnell sprang Yoji ein, bevor Aya Luft holen konnte.

„Wir nehmen gerne was. Das Übliche, du weißt ja. Ach und wollt ihr heute Abend immer noch ins Kino, du und Ken?“

Omis Gesicht hellte sich auf. „Ja, es gibt diesen neuen Actionfilm. Ken hat gemeint, das wäre was für uns.“

„Was dagegen, wenn ich mich anschließe? Mit dem Gesicht kann ich einfach noch nicht unter Leute gehen.“ Yoji wies anklagend auf seine Nase.

„Ja klar, gerne“, nickte Omi. „Halb acht geht’s los.“

„Super, ich bin da.“
 

Yoji schickte noch ein Lächeln hinterher, bevor Omi wieder sie Szenerie verließ. Als Yoji wieder zu Aya sah, konnte nicht umhin, die Veränderung auf dessen Gesicht zu bemerken. Nicht etwas, dass diese groß gewesen wäre, aber Yoji hatte inzwischen ein wenig Übung darin, Aya zu beobachten. Es gab durchaus Abstufungen in den finsteren Blicken und missmutigen Gesichtsausdrücken. Er hatte immer noch schlechte Laune, das war ersichtlich. Aber statt reinem Zorn war da etwas anderes. Yoji konnte nicht den Finger darauf legen, was es war, aber es störte ihn.

„Ist was?“, fragte er gerade heraus, obwohl er sicher war, dass er keine Antwort bekommen würde. So einfach würde Aya es ihm nicht machen. Wenn er eine Antwort wollte, musste er diese schon selber finden.
 

Er schaufelte weiter Erde in den Sack, fegte die Krumen zusammen und reckte sich schließlich, weil ihm von der unbequemen Haltung der Rücken wehtat. Aya band die obere Öffnung des Sacks ebenfalls zu und sah Yoji auffordernd an.

„Bekomme ich ein Bitte?“, neckte Yoji. Ein eisiger Blick antwortete ihm. „Oder ein Danke, wenn wir fertig sind? Du könntest mich zum Essen einladen. Oder ins Kino.“

Er grinste, doch ihm entging nicht, wie die Schattierung des Blicks eine Spur dunkler wurde. War das ein Hinweis? Was hatte er gesagt, dass das ausgelöst hatte? Während er sich endlich dazu bequemte, den Sack mit anzuheben, fiel es ihm auf einmal wie Schuppen von den Augen. Kino. Sie hatten Aya nicht gefragt, ob er auch mitkommen wollte. War es das gewesen? Yoji musterte Ayas Rücken, der ihm zugedreht worden war, kaum dass sie den Sack abgeladen hatten. Vielleicht sollte er...
 

„Hey, Aya, willst du auch mit ins Kino?“

Aya würdigte ihn keines Blickes. Die Stimme war voller Eis. „Ich wüsste nicht, was ich weniger gerne tun würde.“

Ok, das war deutlich gewesen. Mister Fuyimia wollte den Freitagabend also alleine verbringen. Gut, konnte er haben. Yoji würde sich auf jeden Fall amüsieren. Nicht so prächtig wie sonst, aber bestimmt besser als Aya. Sollte der doch bleiben, wo der Pfeffer wächst.
 


 


 

Die Tür fiel krachend ins Schloss, als Omi und Ken lachend das Haus verließen. Aya ließ sich auf dem Bett zurücksinken und blickte an die Decke. Es war herrlich friedlich im Haus. Kein Geräusch, kein Getrampel auf der Treppe, kein wiederholtes Schlagen der Kühlschranktür, kein ständiges Ein und Aus der Flurbeleuchtung, die jedes Mal einen störenden Lichtstreifen unter seiner Tür hindurch sandte. Er schloss für einen Moment die Augen und genoss das seltene Gefühl der Ruhe.
 

Nach einer Weile griff Aya nach seinem Buch und begann zu lesen. Eine halbe Stunde später war er immer noch auf der gleichen Seite. Die Worte schienen durch seine Augen nicht in sein Gehirn vordringen zu wollen. Frustriert legte er das Buch beiseite und starte wieder an die Decke. Die anfangs so angenehme Ruhe, begann auf seine Ohren zu drücken. Er setzte sich auf. Sein Blick glitt durch das Zimmer, aber es bot ihm nur das gewohnte Bild. Er sah den Schreibtisch an, dachte an den Umschlag, den er dort versteckt hatte und an...nein. Nein, an ihn würde er jetzt nicht denken. Aya sprang vom Bett, durchmaß sein Zimmer mit schnellen Schritten und trat auf den Flur hinaus. Er war menschenleer und ruhig. Zu ruhig. Er begann durch die Wohnung zu tigern auf der Suche nach Ablenkung.
 

Omi hatte seine Zimmertür nicht ganz geschlossen. Aya warf einen Blick hinein und konnte ein Augenrollen nicht verhindern. Hier drinnen herrschte fröhliches Chaos. Der Schreibtisch war garniert mit Schulbüchern und -heften, dazwischen eine aufgerissene Kekspackung und ein halbleerer Softdrink, aus dem bestimmt schon seit drei Tagen die Kohlensäure entwichen war. An der Seite lag ein ausgebautes Computerteil, mehrere Disketten und ein kaputter Dart. Auf dem Bett verstreut lagen etliche Fachzeitschriften und ein Manga neben den Sachen, die Omi tagsüber im Laden getragen hatte. Anscheinend hatte er sich schnell noch umgezogen, bevor sie losgegangen waren.

Aya schloss die Tür, nur um sie zehn Sekunden später wieder zu öffnen, die Sachen vom Bett zu schnappen und in Richtung Badezimmer abzutransportieren. Entschieden warf er sie in den Wäschekorb. Der Korb war halb voll. Normalerweise war morgen Waschtag, aber mit einem halbleeren Korb lohnte es nicht, zum Waschsalon zu fahren. Aya überlegte. Er steckte den Kopf aus dem Bad und musterte Kens Tür mit einem misstrauischen Blick. Der hatte bekanntlich ein Talent dafür, seine Sachen immer ewig in seinem Zimmer zu horten, bis ihm dann mitten in der Woche einfiel, dass er nichts mehr zum Anziehen hatte. Inzwischen hatte er dagegen sogar ein System entwickelt, dass die Sachen in verschiedene Kategorien von Dreckigkeit einteilte, sodass er wusste, in welchem Haufen er in diesen Notfällen noch brauchbare Sachen fand. Anstatt sie einfach zu waschen.
 

Aya unterdrückte nur halb ein Schnauben. Mit einem entschiedenen Griff schnappte er sich den Wäschekorb und machte sich auf, um Kens Zimmer zu filzen. Zwanzig Minuten später kehrte er mit reicher Beute zurück. Der Korb ließ sich nicht mehr schließen. Er sah auf die Uhr. Es war kurz nach acht. Noch mindestens anderthalb Stunden Zeit für Ruhe und Entspannung.
 

Aya sah zu seiner angelehnten Zimmertür, drehte sich um und ging in die Küche. Er öffnete den Kühlschrank und starrte hinein. Ein trostloses Bild erwartete ihn. Er hatte kein Licht eingeschaltet und so war die Beleuchtung des Kühlschranks die einzige Lichtquelle. Als er ihn wieder schloss, war es dunkel um ihn herum. Der Bewegungssensor im Flur hatte das Licht dort wieder verlöschen lassen. Aya ließ sich rückwärts gegen die Küchenzeile fallen und blickte aus dem Fenster, durch das ihm die unzähligen Lichter der Stadt entgegen blinkten.
 

Sein Magen fühlte sich eigenartig an. Vielleicht hatte er Hunger. Er nahm einen Apfel aus dem Obstkorb und wog ihn in der Hand. Er atmete tief aus und legte den Apfel wieder zurück. Entschlossen drückte er sich vom Schrank ab, ging schnell durch den Flur und flüchtete in sein Zimmer. Er ließ die Tür ins Schloss schnappen und sank dahinter zu Boden. Neben sich auf dem Teppich sah er einen hellen Streifen unter der Tür hindurch scheinen. Er zählte in Gedanken bis 223. Das Licht im Flur erlosch. Vielleicht sollte er das Intervall des Sensors mal neu einstellen, sodass es länger hell blieb. Ja wirklich, das sollte er tun.
 


 

Ken steckte sich ein Stück Popcorn in den Mund und kaute geräuschvoll. „Also das hat er jetzt nicht gemacht, oder? Mit einem Messer gegen fünf schwer bewaffnete Guerillas? Ist doch totaler Humbug.“

Yoji grinste. „Du weißt doch, die Guten erkennt man immer daran, dass sie mehr Leute umbringen, weil die Bösen einfach nicht zielen können.“

„Ja aber die Szene mit der Explosion war doch total schlecht recherchiert“, moserte Omi. „Mit so wenig Sprengstoff kannst du unmöglich ein ganzes Gebäude in die Luft jagen.“

„Vielleicht hatten die da ihre Benzinvorräte gelagert“, lenkte Ken ein, nahm noch einen Schluck von seiner Cola und ignorierte genau wie seine beiden Freunde die bösen Blicke, die sie von den übrigen Kinozuschauern immer wieder bekamen. Die drei saßen in der hintersten Reihe und nahmen munter weiter den Film auseinander. Yoji hatte seine langen Beine gegen den Vordersitz gestemmt, Ken verschwand fast hinter einem Eimer mit Popcorn und Omi saß im Schneidersitz zwischen den beiden und bediente sich abwechselnd an Kens Popcorn und Yojis Cola.
 

„Oder es war ein geheimes Waffenlager“, frotzelte er gerade. „Aber apropos Waffen. Habt ihr gemerkt, dass der Typ vorhin achtmal geschossen hat, bevor er das Magazin wechseln musste? Ich frage mich, wer da immer nicht aufpasst. Man sollte doch denken, dass bis sechs zählen nicht so schwer ist.“

Yoji stieß Omi in die Seite. „Ruhe jetzt, der Held rettet gerade die vollbusige Blondine. Oh na klar, jetzt muss er sich das Shirt ausziehen, um den kleinen Kratzer an ihrem Bein zu verbinden. Ist euch mal aufgefallen, dass der Typ den halben Film über quasi nur mit freiem Oberkörper rumrennt? Ich meine, wo bleibt denn da die Gleichberechtigung? Ich fordere, dass die Gerettete da jetzt auch blank zieht.“

„Jaaa!“, rief Ken begeistert. „Los, wir wollen auch mal was zu sehen bekommen! Och nö, jetzt schwört sie ihm erst mal stundenlang ihre ewige Liebe. Wer hat denn den Kitsch da reingeschrieben? Das ist ja nicht zum Aushalten.“

„Ich dachte, du stehst auf Kitsch“, stichelte Yoji und fuhr an Omi gewandt fort. „Ken ist nämlich tief in seinem Herzen ein kleiner Romantiker.“

„Ich geb dir gleich mal Romantiker“, knurrte Ken und bewarf Yoji mit einer Hand voll Popcorn.

Yoji grinste ihn breit an. „Ach, und ich hatte das Gefühl, du hast diese süße Kleine heute Morgen doch ein wenig zu lange zur Pflege dieses Spathiphyllums beraten. Ich meine, komm schon. Die Dinger kriegt man quasi nur kaputt, wenn man sie durch einen Fleischwolf jagt.“

„Irgendwer muss die Arbeit ja machen, wenn Euer Hochwohlgeboren sich den ganzen Tag nur hofieren lässt“, murrte Ken und ließ sich tiefer in den Sitz sinken. Er hatte anscheinend nichts mehr zu der Sache zu sagen.
 

Yoji pflückte ein Stück Popcorn von seinem Shirt und warf es zu Ken zurück. „Du solltest die Chance nutzen, Ken, und dich mal ins Nachtleben stürzen. Spätestens in zwei Wochen bin ich wieder hergestellt, dann ist die Damenwelt vor mir nicht mehr sicher. Ich meine, ich würde dich ja mal mitnehmen, aber das wäre nicht fair. Man stellt ja auch nicht ein Gänseblümchen neben eine Orchidee und erwartet, dass es jemand kauft. Hey, Ken, warte!“
 

Ken war aufgesprungen und drängelte sich durch die Reihe der Kinositze nach draußen.

Omi sah Yoji böse an. „Du musst es aber auch immer übertreiben.“

Yoji machte ein schuldbewusstes Gesicht. „Tut mir leid. Ich bin halt nicht ausgelastet. Sollen wir ihm nachgehen?“

Omi nickte. „Der Film ist eh gleich vorbei. Vielleicht holen wir uns noch einen DVD mit einem guten Film. Eventuell hebt das ja Kens Laune.“
 

Yoji folgte Omi und konnte sein schlechtes Gewissen nicht so ganz ignorieren. Ken wartete draußen mit einem finsteren Gesichtsausdruck. Yoji stieß ihn in die Seite und legte den Arm um seine Schultern.

„War nicht so gemeint, ok? Hat halt jeder so seine eigene Methode.“

„Du bist manchmal echt ein Arsch, Yoji.“

„Ja, aber deswegen liebt ihr mich doch so.“ Yoji blinzelte Ken mit klimpernden Wimpern an.

Der machte entsetzt einen Schritt zur Seite. „Ieh, nimm bloß den Arm weg. Sonst kommt noch jemand auf komische Ideen.“

„Also was jetzt? Holen wir uns noch einen Film?“ Omi stand bereits am Ausgang des Kinos.

„Ja und was zu essen“, ergänzte Ken.“ Ich habe einen Bärenhunger.“

„Du hast gerade einen halben Eimer Popcorn in dich reingestopft“, rief Yoji entsetzt. „Wo lässt du das nur alles?“

„Ich mache viel Sport“, grinste Ken. „Solltest du auch mal probieren.“

„Nein danke, ich stehe mehr auf Matratzensport“, winkte Yoji ab. „Aber beim Film wäre ich dabei. Irgendwelche Vorlieben? Ich lade euch ein.“
 

„Wie wäre es mit Kill Bill? Der hat wenigstens eine gescheite Frauenquote“, schlug Omi vor. „Außerdem stehe ich auf den Animeteil.“

„Du meinst, du stehst auf Gogo Yubari“, grinste Yoji und sah sich fragend um. „Wer ist dafür?“

Drei Hände hoben sich.

„Also gut, dann einmal Vorlage für feuchte Träume für Omi und ne Pizza für Ken und was krieg ich?“

„Noch eine aufs Maul, wenn du nicht gleich ruhig bist und in die Hufe kommst“, bot Ken grinsend an. Yoji hob abwehrend die Hände und gab spitze Schreie von sich, als wäre er eine Jungfrau in Nöten. Lachend versteckte er sich hinter Omi, während Ken versuchte, ihn zu erwischen.

Sie alberten auf dem Weg noch herum und Yoji kam nicht umhin zuzugeben, dass so ein Abend mit Freunden durchaus seinen Reiz hatte. Vielleicht sollte er das öfter machen. Ganz kurz dachte er darüber nach, wie es wohl gewesen wäre, wenn Aya dabei gewesen wäre. Ganz sicher weniger lustig, aber vielleicht auf andere Weise reizvoll. Eventuell konnte er ihn ja noch überreden, sich den Film mit ihnen zusammen anzusehen.
 


 

Als sie in der Wohnung ankamen, war nirgendwo Licht zu sehen. Während sich Omi um den Film und Ken um Teller und Getränke kümmerte, ging Yoji zu Ayas Tür. Er hob die Hand, überlegte kurz und klopfte. Von drinnen war nichts zu hören. Er atmete tief durch und drückte die Klinke herunter.

Die Tür ließ sich nur einen Hauch weit öffnen, dann stieß sie auf ein Hindernis. Was war das? Hatte Aya die Tür blockiert? Yoji schob stärker und wurde mit einem grummelnden Laut belohnt. Er quetschte sich durch den schmalen Türspalt und stand im dunklen Zimmer. Auf dem Boden hinter der Tür saß Aya in sich zusammengesunken und schlief. Sein Kopf war auf die Brust gesunken, der Körper in einem unmöglichen Winkel gegen die Wand gelehnt, wo Yoji ihn zur Seite geschoben hatte.
 

Yojis Blick wurde weich. Er beugte sich zu Aya herunter, schlang den Arm unter den Achseln hindurch um seinen Oberkörper und zog ihn auf die Füße. Aya murmelte etwas.

„Komm, mein Freund, ich bringe dich ins Bett“, versprach Yoji.

Er legte Aya auf die Matratze, nestelte die Decke unter ihm hervor und breitete sie über seinen Schultern aus. Er betrachtete das schlafende Gesicht einen Moment lang; die entspannten Gesichtszüge, die schmalen Lippen, die jetzt ein Stück weit offen standen. Yoji machte unwillkürlich eine Faust. Ansonsten, so war er sich sicher, hätte er diese Lippen berühren müssen, durch diese Haare streichen müssen und...uff. Yoji fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Das war jetzt nicht, was er erwartet hatte. Das war Neuland. Unerforschtes Territorium mit einem sehr gefährlichen Bewohner.
 

Yoji hörte Omis Stimme, die nach ihn rief. Er warf noch einen sehnsüchtigen Blick auf das Bett, drehte sich um, schlich aus dem Raum und zog die Tür leise hinter sich zu.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aya tigert zu „Lemon Tree“ von Fools Garden durch die Wohnung. Ansonsten Kill Bill Soundtrack ^_~

Mir gehen grad die Ideen für Szenen im Blumenladen aus. :D Also bitte mal die Hand heben: Wer dafür ist, dass wir zwei Wochen vorspulen und Yoji Aya ins Nachtleben schleifen darf! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  radikaldornroeschen
2018-04-03T09:40:15+00:00 03.04.2018 11:40
Uiiiii, was für ein süßer Kapitelabschluss *___* <3 <3 <3
Auf sowas steh ich ja totel \\^o^//
Antwort von:  Maginisha
03.04.2018 13:25
Hihi, dann freu dich auf das übernächste Kapitel. Da macht Yoji die Tür nochmal zu, allerdings von der anderen Seite. ^_~


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