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Knicks vs. Celtics

Boston Boys 2
von

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Run and Gun

„So, wir sind zu Hause. Bist du jetzt langsam fertig mit Zicken?“, zischte ich, während ich mir die Schuhe von den Füßen streifte.

„Ich zicke nicht“, gab Roger beleidigt zurück und zog seine Schuhe ebenfalls aus. Statt sie an den Rand zu räumen, wie er es sonst tat, ließ er sie einfach liegen und ging nach oben.

Mit wütender Miene stellte ich seine Sachen weg und ging ihm dann hinterher. „Ach nein? Warum lässt du mich dann einfach stehen?“

„Ich hab dich nicht einfach stehenlassen. Ich hab dir gesagt, dass ich nach Hause gehe.“ Als wir in unserem Zimmer ankamen, wühlte Roger sofort im Schrank und holte ein paar Klamotten hervor. „Und jetzt geh ich duschen!“

„Ich würde aber lieber mit dir darüber reden!“ Demonstrativ verstellte ich ihm den Weg zur Tür.

„Da gibt es nichts zu reden. Und jetzt hör auf, mir beweisen zu wollen, dass du der dominantere von uns beiden bist. Geh mir aus dem Weg!“ Er drängte mich zur Seite.

Hätte ich nicht nachgegeben, wäre ihm das niemals möglich gewesen, doch wenn ich es nicht getan hätte, hätte er sich noch mehr im Recht gefühlt. „Dann reden wir eben nach dem Duschen.“

Roger schnaubte nur verächtlich und verließ das Zimmer. Während ich auf ihn wartete, ließ ich mich aufs Bett fallen.

Es war wohl doch ein Fehler gewesen, gemeinsam in den Club zu gehen. Am Anfang war noch alles gut gewesen, wir hatten tatsächlich Fred getroffen und alle drei unseren Spaß gehabt. Zumindest hatte ich das geglaubt, bis wir aus dem Darkroom kamen und ich Roger fragte, ob wir noch etwas trinken wollten. Er hatte mich nur verächtlich angesehen und war dann direkt nach Hause gelaufen. Da ich noch meine Sachen von Kilian holen musste, hatte ich Roger erst kurz vor der Bahn eingeholt. Doch beachtet hatte er mich nicht. Und auch auf die Frage, was denn los sei, reagierte er nicht. Ich hatte gehofft, hier mit ihm reden zu können, doch scheinbar war er nicht gewillt. Ich wollte jedoch auch nicht einsehen, dass das Versprechen, über solche Dinge zu reden, nicht einmal einen Tag halten sollte.

Als Roger aus der Dusche kam, hatte er bereits seinen Schlafanzug an. Es war zu offensichtlich, dass ihn etwas gewaltig störte, immerhin hatten wir immer mehr oder weniger nackt geschlafen, wenn nicht unsere Freunde da waren. Eisig verkündete er: „Das Bad ist frei.“

Sein Blick machte deutlich, dass er noch immer nicht reden wollte, daher ging ich dann doch ins Bad. Vielleicht ließ es sich auch leichter reden, wenn wir nicht mehr beide nach Party und Sex rochen.

Ich ließ mir extra etwas mehr Zeit, damit er sich beruhigen konnte und ich selbst ein wenig runter kam. Doch stattdessen machte mich die Situation mit jeder Minute, die ich weiter darüber nachdachte, nur wütender. Ich verstand einfach nicht, wo sein Problem war. Er hatte es doch selbst vorgeschlagen und genauso seinen Spaß dabei gehabt.
 

Nach dem Duschen rubbelte ich mir die Haare trocken und putzte mir die Zähne. Nur mit Unterhose bekleidet ging ich ins Zimmer zurück. Roger hatte das Licht gelöscht und lag im Bett. Wütend machte ich es wieder an. Doch statt wirklich darauf zu reagieren, zog er sich einfach die Decke über den Kopf.

Ich riss sie herunter. „Hey, wir wollten reden!“

„Du wolltest reden! Aber es gibt nichts zu reden.“ Er versuchte die Decke zurückzuziehen, doch ich hielt sie fest.

„Und warum zickst du dann rum?“

„Ich zicke nicht rum! Ich will einfach nur schlafen!“

„Ach nein? Dann gute Nacht.“ Ich beugte mich zu ihm herunter und wollte ihm einen Kuss geben, doch er zuckte weg. Ich warf die Decke über seinen Kopf. „Dann mach doch was du willst!“

Er murmelte etwas, das nach „Mach ich auch“ klang, und drehte mir den Rücken zu. Wütend wühlte ich in der Schreibtischschublade und zog eine Packung Zigaretten hervor. Eine davon zündete ich mir an, während ich das Fenster öffnete. Die wenigen Male, die ich geraucht hatte, seitdem Roger hier wohnte, war ich immer nach draußen vor die Tür gegangen. Doch gerade war es mir egal, dass es ihn störte.

Nein, das stimmte nicht. Ich wollte, dass es ihn störte! Doch er gab keinen Mucks von sich.

Ich saß auf dem Schreibtischstuhl und beobachtete ihn die ganze Zeit. Ich konnte genau sehen, dass er nicht schlief, aber dennoch alles versuchte, um so zu wirken.

Nachdem ich die Zigarette und das Licht gelöscht hatte, legte ich mich in mein Bett. Sofort drehte er mir wieder den Rücken zu.
 

Eine ganze Weile versuchte ich zu schlafen, doch es gelang mir einfach nicht. Doch auch Roger war offensichtlich wach. Irgendwann murrte ich: „Wenn du das rückgängig machen willst, wegen den anderen Männern, dann sag es.“

„Nein!“, kam sofort die Antwort. Langsam drehte er sich um und zog dabei die Decke von seinem Gesicht. „Wie kommst du darauf?“

„Weil du mich seitdem die ganze Zeit anzickst! Jetzt sag nicht wieder, dass es nicht stimmt! Du willst mich weder küssen, noch mit mir reden oder kuscheln. Wo ist dein Problem?“, fragte ich ihn drängend. Scheiße, das konnte doch nicht sein, dass wir uns jetzt deswegen stritten. Es war immerhin Rogers Vorschlag gewesen.

„Ich hasse es einfach, wenn du dich so aufspielst!“

„Was?“, fragte ich völlig ahnungslos. Was meinte er denn jetzt schon wieder?

„Ich weiß, dass du mir überlegen bist, du musst es mir nicht auch noch ständig unter die Nase reiben!“

„Was hab ich denn gemacht? Ich hab doch gar nicht... Wann hab ich das getan?“ Ich versuchte möglichst ruhig zu bleiben. Es brachte ja nichts, ihn jetzt auch noch anzuschreien. Scheinbar hatte er wirklich ein Problem und das nicht mit einem anderen Mann.

„Als wir aus dem Darkroom hoch kamen? Und schon währenddessen“, murrte er.

„Ja, aber ich dachte, ich sollte? Deswegen waren wir doch dort, oder nicht? Ich meine, du hättest doch etwas sagen können, wenn das zu viel war.“ Ich verstand nicht, was ich falsch gemacht hatte. War es nicht das gewesen, was er gewollt hatte? Er wusste doch mittlerweile, worauf Fred stand. „Du hast doch gesagt, ich sollte mich mal wieder austoben. Tut mir leid, ich versteh einfach nicht, wie du es dir anders vorgestellt hast.“

Ich hörte es rascheln. Vermutlich zuckte er mit den Schultern. Leise antwortete er: „Ich weiß es nicht. Es war auch dabei nicht schlimm. Ich fand es gut. Nur im Nachhinein wurde es mir zu viel. Als wir fertig waren, hätte ich ihn am liebsten aus deinen Armen gezerrt und dich nach Hause geschleppt. Aber deine ganze Art hat gesagt, dass du bestimmst, wann Schluss ist. Und dann hast du mir auch noch wieder unter die Nase gerieben, dass du mehr Geld hast.“

Ich seufzte. Seitdem er hier wohnte, war Geld für ihn ein empfindliches Thema, da nicht mehr viel übrig blieb, nachdem er seine Miete bezahlt hatte. „Hab ich gar nicht. Ich hab dich nur gefragt, ob du noch etwas trinken willst. Es war nie die Rede davon, dass ich bezahle. Ich wollte mich nur hinsetzen und etwas mit dir – und vielleicht auch Kilian – reden, das war alles.“

Lange kam nichts mehr. Dann flüsterte Roger: „Ich hab überreagiert, oder?“

Ich streckte die Hand nach ihm aus und wuschelte durch seine Haare. „Ist okay. Tut mir auch leid, wenn ich dir das Gefühl gegeben hab, über dir stehen zu wollen. Das will ich nicht. Ich mag es, dass ich es nicht tue, sondern mit dir auf Augenhöhe bin. Kommst du her?“

Kurz überlegte er, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, ich... Ich will noch ein bisschen über heute Abend nachdenken, okay?“

„Ist gut.“ Ich strich sanft über seine Wange, dann nahm ich meine Hand zurück. „Bekomm ich trotzdem noch einen Kuss zum Einschlafen?“

„Na gut.“ Das sanfte Lächeln war deutlich aus seiner Stimme zu hören. Er beugte sich zu mir und gab mir einen zärtlichen Kuss. Danach strich er mir kurz über die Wange, bevor er sich zurücklegte. „Keine Sorge, ich komm damit schon klar.“

„Sagst du mir dann, was ich für dich tun kann, damit es besser wird?“, fragte ich ihn. Ich wollte ihn damit nicht allein lassen. Außerdem waren wir beide dafür verantwortlich.

„Natürlich.“ Er wühlte sich mit seiner Hand unter meine Decke und griff nach meiner. Leicht drückte er zu. „Und jetzt sollten wir erst mal schlafen. Lass uns morgen vernünftig reden.“

„Ist gut. Dann schlaf gut und zerbrich dir nicht mehr so viel den Kopf darüber. Ich mag dich, wie du bist. Ich will nicht, dass du dich von mir unterdrückt fühlst.“ Ich schloss die Augen und drückte ebenfalls seine Hand.

Es war merkwürdig, lediglich seine Hand bei mir zu haben. In den letzten Wochen hatte es keine Nacht gegeben, in der wir nicht Haut an Haut geschlafen hatten. Und nun musste ich mich mit diesem kleinen Teil von ihm zufriedengeben. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie schlimm es werden würde, wenn Roger nicht mehr da war. Vermutlich würde ich die ersten Nächte gar nicht schlafen können.

Eigentlich hatte ich schon befürchtet, dass mir dieses Schicksal auch an diesem Abend blühen würde, doch irgendwann musste ich dennoch eingeschlafen sein.
 

Am nächsten Morgen schlug ich erst kurz vor Mittag die Augen auf. Wir waren erst recht spät nach Hause gekommen und dann war ich die Nacht noch zweimal aufgewacht. Das erste Mal hatte Roger seine Hand aus meiner befreit. Ich hatte gerade dagegen protestieren wollen, da war er schon zügig unter meine Decke geschlüpft. Sofort hatte ich meine Arme um ihn geschlossen und ihn auch bis zum endgültigen Aufwachen nicht mehr losgelassen. Das zweite Mal war ich aufgewacht, als meine Mum wegen des Frühstücks geklopft hatte. Ich hatte einfach nicht geantwortet, was ihr schon sagte, dass wir nicht runterkommen würden. Mittlerweile sollte meine Familie das Haus verlassen haben.

Auch Roger schlug langsam die Augen auf. Vorsichtig ließ ich meine Hand unter sein Oberteil wandern und drückte ihn fester an mich. „Guten Morgen.“

„Hey.“ Zärtlich lächelte er mich an, dann vergrub er den Kopf an meiner Schulter. Liebevoll strich ich über seinen Nacken. Ganz leise flüsterte er gegen meine Haut: „Das wegen gestern... Tut mir leid, dass ich dich so angeblafft hab. Ich hab überreagiert.“

Ich küsste sein Haupt. „Schon gut. Aber du wolltest mir noch sagen, was ich anders machen kann, damit das nicht noch mal passiert.“

Ganz leicht zuckte er mit den Schultern. Erst nach einer Weile hob er den Kopf und sah mich an. „Ich hatte nur auf einmal das Gefühl, dass er etwas von dir bekommt, dass ich nicht haben kann.“

„Ich geb dir alles von mir, was du willst.“ Mit einem ehrlichen Lächeln erwiderte ich den Blick in seine sturmgrauen Augen.

Eine gefühlte Ewigkeit blickte er einfach nur zurück und streichelte über meinen Arm. Obwohl wir schwiegen, war es unglaublich angenehm. Ich hätte auch für immer so liegen bleiben können.

Umso mehr verwirrte es mich, als er plötzlich zu sprechen begann. „Ich will es versuchen. Ich will wissen, was ich verpasse.“

Zuerst lachte ich, doch dann wurde mir bewusst, dass er es vollkommen ernst meinte. Sofort sah ich ihn wieder an, streichelte über seine Wange. „Bist du sicher? Du musst das nicht tun.“

„Ich will aber. Mit wem sonst, wenn nicht mit dir? Ich will wissen, ob ich das wirklich mit anderen teilen möchte. Vielleicht gefällt es mir ja doch? Außerdem hast du das mit dem Fesseln auch versucht“, fügte er noch leiser hinzu.

Langsam drehte ich ihn herum, bis ich auf ihm lag. „Ja, aber das war ein Geburtstagsgeschenk. Ich will nur, dass du dir sicher bist, dass du das wirklich willst.“

„Dann sieh es als vorzeitiges Geschenk.“ Ich konnte in seinen Augen sehen, dass er unsicher war, aber gleichzeitig sprach seine ganze Haltung von dem Vertrauen, es versuchen zu wollen. „Ich kann immerhin zu deinem Geburtstag nicht hier sein. Bitte, Toby.“

Langsam nickte ich und senkte meinen Kopf, um ihn küssen zu können. Nach einem langen, innigen Kuss flüsterte ich gegen seinen Hals: „Versuch dich zu entspannen. Wenn dich etwas stört, dann musst du es sagen. Ich hör dann sofort auf.“

Roger nickte, während ich ihm das Oberteil auszog und mich langsam seinen Körper hinab arbeitete. Mittlerweile vertraute er mir dabei, ließ mir die Freiheit, ihn zu verwöhnen, die er anderen nicht gewährte. Er wusste, dass ein Wort, eine Geste genügte, damit ich ihm die Kontrolle übergab, dass er sie dadurch nie ganz verlor.

Erst als ich mir sicher war, dass Roger sich so weit es ging fallen gelassen hatte, griff ich nach dem Gleitgel. Fragend hielt ich es vor sein Gesicht, während ich mit der anderen Hand seinen mittlerweile nackten Körper streichelte. „Willst du das selbst machen?“

Vehement schüttelte er den Kopf. „Nein, mach du. Dann kann ich mich daran gewöhnen, jemanden anderen da dran zu haben.“

„Ist gut. Keine Angst, das tut nicht weh. Bleib einfach ruhig und verkrampf dich nicht. Wenn es unangenehm ist, dann...“

Weiter kam ich nicht, denn Roger zog mein Gesicht lachend zu sich und küsste mich drängend. Dann strich er mit den Daumen über meine Stirn, glättete damit die Sorgenfalten. Dabei lächelte er mich offen an. „Keine Sorge, ich weiß, worauf ich mich einlasse und dass du aufpasst. Darum lass ich dich das machen.“

Von ihm angesteckt lächelte ich zurück und schüttelte leicht den Kopf. Er war schon unmöglich. Dann holte ich noch ein Kondom hervor und begab mich nach einem Kuss wieder nach unten. Zwischen seinen Beinen angekommen, drückte ich sie sanft auseinander. „Na dann mach mal ein wenig Platz, damit ich rankomme.“
 

„Na, wie war ich?“, fragte ich feixend. Wir lagen schon seit ein paar Minuten still nebeneinander und ich hatte das Gefühl, einer von uns musste das Gespräch anfangen. Immerhin konnte ich überhaupt nicht einschätzen, wie es für ihn gewesen war.

Roger lachte und drehte uns dann herum, sodass er auf mir zu liegen kam. Er lächelte mich an und küsste mich drängend. „So gut wie du hat es mir noch keiner besorgt!“

„Idiot!“ Kurz kitzelte ich ihn an den Flanken, dann ließ ich meine Hände sanft seinen Rücken massieren. „Nein, ernsthaft, ist alles gut?“

Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und nickte. „Ja, alles gut. Ich war wohl nur etwas zu nervös. Danke, dass du so geduldig warst.“

„Ist doch in Ordnung.“ Beruhigend massierte ich seinen Nacken. „Ich hab dir doch schon mal gesagt, dass wir es nur dann versuchen, wenn wir auch die Zeit dafür haben.“

Noch immer war ich überglücklich. Wir hatten es wirklich getan! Es hatte zwar zwei Anläufe gebraucht, aber das war egal. Wir hatten dann einfach eine kurze Pause eingelegt, ein wenig gekuschelt und gewartet, bis Roger sich wieder entspannt hatte. Ich wäre auch nicht böse gewesen, hätte er den zweiten Versuch auf ein anderes Mal verlegen wollen. Aber Roger hatte es unbedingt durchziehen wollen und mich sehr schnell wieder in Stimmung gebracht. Beim zweiten Mal hatte ich dann noch länger gewartet und war noch vorsichtiger gewesen. Ihm war es irgendwann zu langsam gewesen, sodass er sich mir einfach entgegen gedrängt hatte.

Doch nun wollte ich endlich wissen, was er wirklich darüber dachte. „Wie war es nun für dich? Ich hab dir nicht wehgetan, oder?“

Er lächelte mich an und schüttelte den Kopf. „Nein, hast du nicht. Mach dir doch nicht so viele Gedanken. Du bist der rücksichtsvollste Mann, den ich kenne. Jetzt weiß ich wenigstens, warum so viele sich dir freiwillig ausliefern.“

Geschmeichelt sah ich kurz zur Seite, dann packte ich ihn und drehte ihn auf den Rücken. Er lachte auf. „Dafür bist du der fröhlichste Mann, den ich kenne. Auch wenn ich mir manchmal wünschte, du würdest mir mehr zeigen, was du denkst. Also was ist nun, wie war es für dich?“

„Naja, besser als so ein Spielzeug bist du auf jeden Fall“, feixte er, wofür ich ihn sanft in den Hals biss. Dann wurde er ernst. „Aber so wirklich... Ich glaub nicht, dass es an dir liegt. Ich fand es schön, dich so nah zu spüren. Es ist etwas anderes, als wenn ich das mache, weil ich dir vertrauen muss. Ich glaub, ich kann jetzt verstehen, wie es für dich beim Fesseln war.“

„Also wird es zumindest irgendwann eine Wiederholung geben?“, fragte ich grinsend. Ich hatte gar nicht erwartet, dass es ihm so gut gefiel, dass er es immer wieder wollte. Das wäre einfach nicht er gewesen.

Roger lachte und küsste mich dann fordernd. „Ich dachte, ich bin der hoffnungslose Optimist von uns beiden und du der Rationale.“

„Das ist nur der Romantiker in mir. Aber du hast eben nicht gesagt, dass du das nicht willst. Du hast es schön gefunden, auch wenn es nicht so ganz deins ist.“ Zärtlich küsste ich seinen Hals.

„Ja, hab ich“, hauchte er sanft in mein Ohr. „Außer dir will ich da trotzdem niemanden ranlassen. So nah will ich nur dir sein. Und ich glaub, dass reicht mir auch erst mal für die nächste Zeit.“

Verständnisvoll lächelte ich ihn an. Meine Hände wanderten derweil über seinen Oberkörper. „Sag einfach Bescheid. Willst du eigentlich duschen oder lieber noch etwas weiter machen und den freien Tag nutzen?“

„Hmm... Beides. Lass uns zusammen duschen und danach frühstücken wir. Vielleicht übermannt mich ja der Hunger schon in der Dusche und ich brauch dringend ein Stück Fleisch“, scherzte er und zwinkerte mir zu.

Lachend erhob ich mich. „Du bist ein Spinner!“
 

~~~
 

„Hey, aufwachen“, sanft rüttelte ich an Rogers Schulter, doch er schüttelte nur den Kopf und verkroch sich unter der Decke. Lachend zog ich sie weg. „Komm schon. So wird es auch nicht besser.“

„Doch. Die Bahn fährt dann ohne mich“, gab er bockig von sich, drehte sich jedoch zumindest auf den Rücken.

Ich kuschelte mich an ihn. „Ja, aber das bringt doch auch nichts. Dann gibt’s nur Ärger mit deinen Eltern und du musst eine teurere Verbindung nehmen. Oder du musst fliegen!“

Bei der Drohung verzog er das Gesicht. Ich wusste mittlerweile, dass er höllische Flugangst hatte. Daher nahm er lieber die Bahn, die auch deutlich günstiger war. Ich selbst hatte bisher nie darüber nachgedacht, dass das auch eine Alternative war und war immer geflogen.

Er vergrub seinen Kopf an meiner Schulter und nuschelte dagegen: „Dennoch würd ich gern bis Donnerstag hier bleiben.“

„Ich würde mich auch darüber freuen. Immerhin wüsste ich gern, wie du bist, wenn du getrunken hast.“ Es war wirklich schade, dass Roger nicht bis zu meinem Geburtstag bleiben konnte, aber er musste noch einiges in Boston erledigen, bevor am Montag das Semester anfing. Wir hatten es schon so lange es ging hinausgezögert, aber leider reichte das nicht. Ich musste meinen Einundzwanzigsten daher ohne ihn feiern. „Na komm schon. Ich muss doch auch zur Arbeit.“

Seufzend stand Roger nun doch auf und ging ins Bad. Ich bereitete in der Zeit schon einmal den Frühstückstisch für uns vor. Roger löste mich ab, während ich mich fertig machte.

Meine Familie war bereits aus dem Haus, wir hatten sie gebeten, uns heute schlafen zu lassen, damit wir den letzten gemeinsamen Morgen genießen konnten. Sie hatten sich gern dazu bereiterklärt und sich bereits am Abend von Roger verabschiedet.
 

Bereits zwei Stunden später standen wir eng umschlungen am Bahnsteig. Noch immer mochte Roger es nicht unbedingt, wenn wir uns so in der Öffentlichkeit zeigten, was ich auch akzeptierte und nicht schlimm fand, doch im Moment war uns beiden einfach danach und wir brauchten es auch. Dass die Leute uns zum Teil anstarrten, konnte ich ganz gut ausblenden, Roger vergrub einfach seinen Kopf an meinem Hals, damit er es nicht mitbekam.

Als sein Zug angekündigt wurde, spürte ich, wie seine Finger an meinem Rücken sich fester in meinem Shirt verkrallten. Ich drückte ihn noch einmal fest an mich, dann schob ich ihn an den Schultern sanft von mir weg. Etwas unwillig ließ er mich los.

„Nicht weinen, okay?“ Ich strich ihm die einzelne Träne von der Wange, die sich langsam ihren Weg nach unten bahnte. „Wir sehen uns in zwei Wochen doch schon wieder.“

Leise seufzte er. „Ich weiß. Aber das kommt mir so lang vor. Außerdem seh ich dich dann noch nicht mal richtig.“

„Ich weiß.“ Wieder zog ich ihn in meine Arme.

Ich verstand ihn nur zu gut. Da seine Eltern ihm in Boston keine Wohnung bezahlten, musste er wieder bei ihnen einziehen. Daher hatten wir auch keine Möglichkeit, dass ich bei ihm schlafen konnte. Ich nutzte es deshalb, dass Peter in zwei Wochen ebenfalls seinen einundzwanzigsten Geburtstag feierte, und würde mich dann für ein paar Stunden mit Roger treffen, bevor ich wieder fuhr.

Ich gab ihm einen sanften Kuss auf den Kopf. „Tut mir leid. Für das nächste Mal lass ich mir etwas einfallen.“

„Ich versuch auch nochmal mit meinen Eltern zu reden. Vielleicht verstehen sie ja doch noch, dass sie nichts daran ändern können.“

„Ich wünsch dir viel Erfolg. Und jetzt schenk mir noch mal ein Lächeln. Ich will dich nicht die nächsten zwei Wochen mit so einem traurigen Gesicht vor Augen haben.“ Er nickte kurz und lächelte mich dann an.

Ich lächelte zurück und während der Zug einfuhr, gab ich ihm einen zärtlichen Kuss. Die anderen Fahrgäste achteten schon gar nicht mehr auf uns, da sie sich bereits zu den Türen drängten oder sich selbst noch von ihren Liebsten verabschiedeten.

„Ruf an, wenn du zu Hause bist, damit ich weiß, dass du gut angekommen bist.“

„Mach ich. Denkst du an das Bett? Ich mag nicht ewig im Wohnzimmer schlafen“, erinnerte er mich schon zum zehnten Mal heute.

Ich lächelte milde. Er war einfach nur genauso nervös wie ich. „Ja, ich bring es direkt nach der Arbeit zur Spedition, spätestens übermorgen ist es bei dir. Und jetzt beeil dich, sonst fährt der Zug wirklich ohne dich.“

„Danke.“ Schnell küsste er mich noch einmal, bevor er sich seinen Koffer schnappte und zum Zug sprintete. Den Rest seiner Sachen würde ich zusammen mit dem Bett verschicken.

Als er einen Platz gefunden hatte, winkte er mir lächelnd zu, bis der Zug abfuhr. Sobald er sich in Bewegung gesetzt hatte, wandte ich mich ab, damit Roger nicht vielleicht doch sah, wie meine ruhige und gelassene Fassade bröckelte. Wie konnte ich ihn nach nur ein paar Sekunden schon vermissen? Das war doch nicht normal!

Langsam schlenderte ich zur Arbeit. Eigentlich hatte ich mir den heutigen Tag freinehmen wollen, doch jetzt bemerkte ich, dass meine Mutter recht gehabt hatte, sie würde mich davon ablenken, dass mein Freund auf dem Weg in sein altes Leben war. Ein Leben, in dem ich vorerst keinen Platz hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wuhu! Es ist (fast) geschafft ^^
Das hier ist das letzte Kapitel. Nächste Woche folgt dann noch der etwas längere Epilog, dann müssen wir uns leider von den beiden verabschieden.
Ich bedanke mich dennoch schon einmal bei allen fürs Lesen und hoffe, ihr hattet Spaß mit den beiden :)

Liebe Grüße,
Vampyrsoul Komplett anzeigen

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