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Zerrissen zwischen den Welten

von

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Trotz des Windes, der in meinen Ohren rauschte und den schwungvollen Flügelschlägen der Greifen, Wyvern und diversen anderen Flugtieren um mich herum, konnte ich das begeisterte Brüllen und Klatschen der Massen, welche sich auf dem Landeplatz von Dalaran versammelt hatten schon von weitem hören. Die sonst gelblich schimmernde Plattform war nun von einer bunten, wogenden Masse bedeckt. Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Wir hatten Gul'dan getötet, das Auge von Aman'thul in unseren Besitz gebracht und Illidans Geist seinen Körper zurück gegeben. Nun, ob uns der letzte Punkt wirklich zum Vorteil gereicht würde sich noch zeigen, aber der Triumpf war enorm. Die Säulen der Schöpfung waren vollständig. Und die Vernichtung der Legion würde nun nur noch eine Frage der Zeit sein.

"So zufrieden habe ich Euch lange nicht mehr gesehen", erklang plötzlich eine vertraute Stimme links neben mir. Ich blickte zur Seite, wohin Khadgar unbemerkt auf seinem Greif geglitten war. Sein Gesicht zeigte das gleiche zufriedene Lächeln wie meines.

"Ich denke wir haben auch allen Grund dazu Khadgar." Ich richtete mich in meinem Sattel auf und sofort glitt mein großer Wyvern sanfter durch die Luft. Khadgar nickte bestätigend.

"Und offenbar weiß bereits ganz Dalaran von Euren Heldentaten." Er wieß mit einer Hand auf die immer lauter brüllende Menge. Ich zog eine Augenbraue hoch.

"Woher weiß Dalaran überhaupt schon was passiert ist?" Khadgar zuckte mit gespielter unschuldiger Miene die Schultern.

"Womöglich war das plötzliche Auftauchen des Auge von Aman'thul ein Hinweis. Und der Rabe den ich mit einer Nachricht voraus geschickt habe", fügte er so leise hinzu, dass ich es fast nicht verstanden hätte und trieb dann mit einem Grinsen seinen Greifen wieder an. Ich verdrehte die Augen und kauerte mich wieder tiefer in den harten Sattel. Mein Wyvern schlug kräftiger mit den Flügeln und gewann an Höhe.

Die ersten schwebenden Inseln vor Dalaran rauschten an mir vorbei. Vorsichtig landete mein Wyvern zwischen den begeisterten Bewohnern und unzähligen Besuchern und brachte das Kunststück fertig keinen von ihnen mit einem Flügelschlag wegzufegen. Ich glitt von seinem Rücken und tätschelte ihn sanft, was er mit einem leisen Brummen quittierte. Ich sah über die Köpfe der Leute hinweg wie auch Khadgars Greif und die anderen Helden landeten. Plötzlich erhellte Feuerwerk den Himmel. Eindeutig magisch, denn es formte nacheinander die Namen aller Helden, welche Gul'dan bezwungen hatten. Gerade als mein Name golden aufleuchtete, legte sich eine Hand auf meine Schulter.

"Ihr habt wirklich mutig gekämpft heute", sagte Khadgar und blickte ebenfalls hinauf zu meinem Namen, welcher langsam verblasste.

"Nur heute?", lachte ich. Er stimmte mit ein.

"Morgen Abend findet im Gasthaus 'Zum gefeierten Helden' ein Fest zu euer aller Ehren statt. Ich hoffe doch den Hochlord auch dort begrüßen zu dürfen?" Und er zwinkerte mir zu. Ich errötete leicht und hoffte er bemerkte es durch die Farben des Feuerwerks nicht.

"Ein Fest? Ist das nicht etwas übertrieben? Und soweit ich weiß sind Mitglieder der Horde dort nicht gern gesehen."

"Der einzige Feind ist die Legion und es wird Zeit, dass dies jedem klar wird", wischte Khadgar meine Bedenken beiseite. "Und ein Fest ist wohl kaum übertrieben, wenn man bedenkt wie lange wir nun schon Gul'dan hinterher gejagt sind."

"Das mag sein, aber ist dort unbedingt meine Anwesendheit nötig?"

"Die Anführerin der silbernen Hand sollte nicht so panisch klingen, wenn eine gesellschaftliche Verpflichtung ruft", lachte Khadgar.

"So lang hab ich den Job ja noch nicht", murmelte ich leise. Khadgar ergriff meine Hand und drückte sie so fest, dass ich es selbst durch meine Plattenhandschuhe fühlte. Ich blickte zu ihm auf und wie immer fingen seine blauen Augen meinen Blick ein.

"Ich bitte Euch Hochlord; Orava; Freundin. Es würde mir eine unendlich große Freude machen, wenn Ihr dort erscheint." Als ich fühlte wie meine Wangen heiß wurden, schaffte ich es endlich den Blick abzuwenden. Ich nickte langsam. Khadgar hob meine Hand an seine Lippen und hauchte einen Kuss auf das zerschrammte Metall. Dann verschwand er mit einem Lächeln in der lauten Menge. Verwirrt blickte ich ihm hinterher, bis er außer Sicht war, schnellte dann herum und sprang in den Sattel meines immer noch geduldig wartenden Wyvern. Er spürte meine Aufregung und ohne, dass ich ihn antreiben musste, sprang er mit seinen kräftigen Beinen in die Luft und entfaltete seine Flügel. Die überraschten Rufe ignorierend lenkte ich ihn haarscharf über die Dächer der Stadt und auf dem kürzesten Weg zum Portal, welches direkt in das Sanktum des Lichts führte, die Ordenshalle der silbernen Hand und aller Paladine.

Ich stürmte hindurch und erschrak die Ehrenwachen auf der anderen Seite, als ich keuchend an ihnen vorbei stürzte. Überrascht sahen mir die paar Anwärter hinterher, welche an der großen Tafel Bücher wälzten.

"Delas! Delas!", rief ich, den Mittelgang entlang eilend und das leicht verunsicherte Salutieren der Wachen ignorierend.

"Was ist denn los?", kam eine Stimme von hinten und ließ mich herum fahren. Eine für ihr Volk zierliche Nachtelfe war aus einem Seitengang getreten und polierte geistesabwesend einen Dolch, während sie fragend ihre langen Augenbrauen hob.

"Delas! Ich brauch deine Hilfe!", rief ich und stolperte auf sie zu. Ihr Blick wurde wachsam und ihre Hand schloss sich fester um den Griff des Dolches.

"Was ist geschehen Hochlord? Wir haben erfahren, dass Gul'dan gefallen ist, aber-"

"Jaja, ist er", fiel ich ihr ins Wort und packte ihre Arme. "Khadgar will, dass ich auf die Siegesfeier morgen Abend gehe! Was soll ich da anziehen?!", presste ich hervor. Delas leuchtende Augen verengten sich zu Schlitzen.

"Oh", war alles was sie sagte, bevor sie mich in einen anderen Seitengang schob.
 

Unruhig zupfte ich am Saum eines Wandteppichs herum, während Delas einen großen Spiegel zurecht rückte.

"Wie man sich wegen des Tragen eines Kleides so anstellen kann...", hörte ich sie halblaut schimpfen und gab es auf den Wandteppich zu malträtieren.

"Es ist ja nicht nur wegen dem Kleid...", murmelte ich, als ich mir das erste grün schimmernde Stück Stoff in die Hände drückte. Ihr Blick wurde kurz weich und sie berührte mitfühlend meinen Arm, bevor sie mich ohne Gnade hinter einen Wandschirm schob. Der Stoff war so leicht, dass ich mich fühlte, als hätte ich gar nichts am Körper. Ich sehnte mich nach meiner Rüstung. Seufzend stellte ich mich vor den Spiegel und betrachtete das ungewohnte Bild. Selbstverständlich trug ich meine Rüstung nicht permanent, aber eben auch nie elde Stoffe besetzt mit kratzenden, goldenen Borten.

"Hm, ich hatte gedacht das Grün würde deine Augen mehr zur Geltung bringen, aber nein...", murmelte Dela und schob mich erneut hinter den Wandschirm. "Welche Farbe würdest du nehmen?", fragte sie und hielt mir 2 Kleider entgegen. Ich würdigte sie kaum eines Blickes und schielte nach meiner Rüstung, welche verwaist auf dem Boden lag. Delas räusperte sich ungeduldig. "Umso schneller wir das geklärt haben, umso schneller kannst du da wieder rein, also? Rot oder blau?" Mich meinem Schicksal fügend betrachtete ich die Kleider. Mein Blick wanderte sofort zu dem Roten. Welche Farbe repräsentierte schon sonst mein Volk und meine Fraktion besser? Dann jedoch sah ich das Blau und bei seinem Anblick kam mir sofort ein Gesicht in den Sinn, dessen Augen die selbe klare Farbe hatten.

"Das Blaue!", plazte ich heraus. Delas betrachtete es und sah dann verwundert zu mir.

"Wirklich?" Ich nickte heftig und schulterzuckend half sie mir es anzuziehen. Es kratzte nicht. Delas zupfte vor dem Spiegel ein wenig an mir herum und legte dann den Kopf schräg.

"Es steht dir besser als erwartet. Also dann blau." Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich mir vorstellte was Khadgar wohl sagen würde, wenn er mich morgen darin sehen würde. Ich streifte mir meine Rüstung wieder an und nahm mein Schild, den Wahrheitshüter und mein Schwert, den Eidsucher wieder auf. Ich nickte Delas zu und gemeinsam gingen wir zurück in die Haupthalle und bis zum Altar der uralten Könige. Es hatten sich bereits viele Paladine versammelt und das Getuschel was vermutlich seit meiner überstürzten Ankunft gerherrscht hatte verstärkte sich noch mehr als ich an den Bänken vorbei schritt. Vor dem Altar angekommen kniete ich kurz und gedachte Fordring. Ich hatte seine Entscheidung mich im Angesicht seines Todes zum Hochlord zu ernennen nie gewagt in Frage zu stellen, aber ich verstand auch nicht ganz was ihn zu diesem Schritt bewogen hatte. Seufzend erhob ich mich wieder und drehte mich um. Ich schlug den Eidsucher an den Wahrheitshüter und das Gemurmel erstarb.

"Paladine!", erhob ich meine Stimme. "Heute gelang uns ein großer Schlag gegen die Legion! Gul'dan ist tot! Endgültig vernichtet." Wie ein Mann erhob jeder seine Waffe und ein Schrei des Triumpfs drang aus ihren Kehlen. Das Sanktum erbebte förmlich.

"Zwar ist die Legion noch lange nicht besiegt, aber wir sind diesem Sieg näher als je zuvor. Und ich danke jedem von euch, der sein Leben dafür riskiert hat und wir gedenken jenen, die ihr Leben dafür gegeben haben." Ich senkte den Kopf und schloss die Augen. Auch wenn ich es nicht sah, so wusste ich doch, dass jeder im Raum es mir gleichtat. Vom Knappen bis zu den Meistern, jeder gedachte den Gefallenen und sandte ein Gebet zum Licht. Ich gedachte der Schrecken die noch vor uns lagen und wie viele Leben es noch fordern würde. Dann schüttelte ich den Kopf. Solche Bitterkeit konnte ich getrost Todesrittern oder Jägern überlassen. Paladine standen für die Hoffnung und ganz besonders ich. Ohne meine Anhänger in ihren Andachten zu stören verließ ich den Altarraum und zog mich auf mein Zimmer zurück, um endlich zu schlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Cheker89
2018-07-27T08:43:20+00:00 27.07.2018 10:43
Hallo Pureya, habe soeben deine FF gefunden und muss sagen das sich dass erst Kapitel gut runter lesen lässt. Dein Schreibstil passt ;-)
LG Stephan


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