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Eine Studie in Postreichenbach

Mystrade [BBC]
von

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Jeder trauert auf seine Weise

Als Mycroft am folgenden Tag erfuhr, dass Greg wieder am Grab seines Bruders stand, hatte er sich aus einem Impuls heraus sofort auf den Weg gemacht.

Während er in seinem Wagen saß, fragte er sich, was ihn dazu getrieben hatte, seine anstehenden Termine, die von wesentlich höherer Bedeutung war, zu verschieben, um sofort das Gespräch mit dem Inspector zu suchen.

Er schüttelte über sich selbst den Kopf und spielte bereits mit dem Gedanken, sich wieder zurück in sein Büro fahren zu lassen, doch da dies einem Rückzug gleich kam, schob er den Gedanken fort und stieg aus, als der Wagen am Friedhof hielt.

„Inspector.“, machte er auf sich aufmerksam, noch ehe er den Grauhaarigen erreicht hatte.

Dieser wirbelte herum und verengte die Augen.

„Mr. Holmes. Waren Sie zufällig in der Gegend?“

Der Braunhaarige stellte fest, dass seinem Gegenüber Zynismus nicht stand.

„Was wollen Sie hier? Beschatten Sie mich?“, fuhr er ihn an und Mycroft leckte sich kurz über die trockenen Lippen.

„Ich hatte vor, meinen Bruder zu besuchen. Wissen Sie..“

Er trat einen Schritt auf ihn zu und machte dabei eine bedeutende Pause.

„Jeder geht anders mit Trauer um und nur, weil ich nicht zusammenbreche, heißt das nicht, dass ich nicht traure. Also unterstellen Sie mir nicht, dass es spurlos an mir vorbeigeht. Er war immerhin mein kleiner Bruder und..“

Mycroft wandte nun den Blick ab.

„.. ich habe ihn geliebt.“, ließ er dann wesentlich leiser verlauten.

Es war ihm noch nie schwergefallen, zu schauspielern, um gewisse Reaktionen bei seinen Gesprächspartnern hervorzurufen.

Nicht anders müsste er bei dem DI vorgehen.

Dieser schwieg betreten, ehe er sich leise räsuperte.

„Verzeihung.. Es ist nur.. Bei Ihnen fällt es schwer..“

„Sich vorzustellen, dass ich Gefühle besitze?“, beendete Mycroft seinen Satz und Greg nickte dankbar.

Der Jüngere von ihnen atmete leise aus.

„Ich gebe zu, dass ich selten Grund zur Annahme biete, sich vorzustellen, dass ich welche besitze. Meistens erweist sich dies als vorteilhaft.“

„Warum lassen Sie mich dann in ihre Karten blicken? Das passt nicht zu Ihnen, Mr. Holmes. Es könnte Ihnen egal sein, was ich über Sie denke.“

Sich auf seinen Regenschirm stützend sah Mycroft an ihm vorbei zum Grab seines Bruders.

„Die folgenden Worte fallen mir alles andere als leicht und ich werde sie nicht wiederholen, also tun sie gut darin, mir zuzuhören.“

Auffordernd hob Greg die Braue und sah ihn abwartend, wie auch gespannt an.

Er hätte nicht gedacht, den älteren Holmes je so gesprächig zu erleben.

Zumeist stellte der Politiker Fragen bezüglich Sherlock und erwartete kurze, wenig zeitraubende Antworten.

Nun aber zögerte der Größere beim Sprechen, wich einem direkten Augenkontakt aus und klammerte sich an seinen Schirm, als bräuchte er diesen, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Eine kleine Stimme in seinem Kopf warnte ihn davor, dass hier etwas nicht stimmte und erinnerte ihn daran dass, wenn Mycroft einen in seine Karten blicken ließ, dahinter auch eine direkte Intention stecken musste.

Doch er verdrängte die nur zu wahren Worte in seinem Hinterkopf.

„Ich geriet noch nie in eine solche.. Lage und muss mir eingestehen, doch einige Probleme mit dem Umgang dieser Situation zu haben. Mir erscheint, dass es Ihnen ähnlich ergeht und da dachte ich.. nun..“

Das folgende auszusprechen fiel Mycroft tatsächlich schwer, dafür musste er seine schauspielerischen Künste nicht beanspruchen.

Geräuschvoll ließ er die Luft aus seinen Lungen entweichen.

„Ich dachte, wir könnten uns..“

Sein Gesicht verzog sich bei den letzten Worten pikiert.

„.. gegenseitig unterstützen.“

Noch immer hatte er seinen Blick auf den Grabstein seines Bruders gerichtet, jedoch wandte sich dieser zu dem Polizisten, als dieser kurz auflachte.

„Ehrlich, Mycroft, so viel Menschlichkeit hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.“

Erstaunt schoben sich die Brauen des Braunhaarigen nach oben.

Einerseits der überraschenden, vertrauteren Anrede, andererseits der ehrlichen Aussage.

Leise räusperte er sich, um sich einen Moment mehr einzuräumen, in dem er sich wieder fassen konnte.

„Nun, Gregory..“

„Greg! Bitte, einfach Greg.“

Mycroft verzog wegen der Unterbrechung die Mundwinkel.

Er hasste es, wenn man ihn unterbrach und so sprach der Ältere gegen eine Wand.

„Ich werde mich bei Ihnen melden, Gregory.“, erklang es nonchalant.

Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich ab, wollte er nicht noch einen weiteren Termin verschieben müssen.

Dass er dazu bereit war, es dennoch zu tun, fuchste ihn ungemein, doch er schob es auf die Tatsache, dass er sein Versprechen genauso gut einhalten wollte, wie er es von Sherlock erwartete.

Während er zurück zu seinem Wagen schritt, konnte er den bohrenden Blick von Greg geradezu in seinem Rücken spüren, den er sich dank seiner Sturheit eingehandelt hatte.

Zufrieden stellte er fest, dass ihn wenigstens das nicht weiter kümmerte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sensenmann
2018-05-20T14:02:32+00:00 20.05.2018 16:02
Hallo :D

So, jetzt habe ich wieder Zeit zum Weiterlesen gefunden!

Auch dieses Kapitel hat mir wieder sehr gefallen :) Mycroft frägt sich ja mittlerweile schon selbst, wieso er für Greg alles stehen und liegen lässt ;) Man sieht das ja auch in gewisser Weise daran, dass Mycroft ihn beschatten lässt. Das macht er ja sonst nur bei Leuten, die ihm tatsächlich wichtig sind - oder eine Gefahr darstellen.

Mir gefiel, dass Lestrade gleich diesen Zufall angezweifelt hat, dass Mycroft genau dann am Grab auftaucht, wenn er auch da ist :'D. Der gute ist ja schließlich nicht umsonst D.I. geworden!

Gut schauspielern kann Mycroft tatsächlich! Ich denke das muss man als Politer aber auch können.
Gefallen hat mir auch, dass die beiden sich endlich mit Vornamen ansprechen - für Mycroft ja doch ein ganz großer Schritt :)

Auf das nächste Kapitel bin ich jetzt schon sehr gespannt!

LG


Antwort von:  NightcoreZorro
21.05.2018 09:38
Hallo zurück! :D

Ja, Mycroft entwickelt bereits reges Interesse an Greg, wie unschwer zu erkennen ist. Auch, wenn er es selbst wohl leugnen würde. xD
Und Greg wird wohl noch etwas misstrauisch bleiben, immerhin ist er nicht dumm und weiß, dass jemand wie Mycroft nie etwas "nur so" machen würde.
Wir sich das genau weiterentwickeln wird, wird sich noch zeigen~

Liebe Grüße


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