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Kapitel 24 - Teamarbeit mal anders

Sie war bereits von der Fülle an Büchern in Flourish & Blotts begeistert gewesen, doch was sie nun vor sich sah, stellte alles in den Schatten. Ein einziger, lang gezogener Raum erstreckte sich vor ihr, in dessen Mitte dutzende Tische als Leseraum dienten, der bereits von einigen genutzt wurde, und von dem links und rechts hohe Regale abzweigten, deren Ende nicht in Sicht war. Überdacht wurde sie von einem hohen Holzgewölbe, unter dem sogar eine Galerie mit offenem Säulengang zu erkennen war, in dem sich dunkle Gestalten bewegten, die Evelyn jedoch nicht näher identifizieren konnte. Holz war das dominierende Material, was dem Raum – der Bibliothek – eine gemütliche Atmosphäre gab.
 

Vor jedem Gang befand sich eine Büste aus weißem Stein, der verdächtig an Marmor erinnerte, und zeigte Büsten verschiedenster Gestalten: sowohl menschliche, als auch tierische, Kobolde und andere Mischwesen.
 

Aus allen Richtungen schwebten Bücher über sie hinweg und verschwanden in den unzähligen Regalgängen.
 

Staunend machte sie kaum drei Schritte hinein in dieses hölzernere Wunder gefüllt mit tausenden und abertausenden an Büchern. Im Raum herrschte angenehme Stille und nur das dumpfe Geräusch eines aufschlagenden Buches oder einer umgedrehten Seite drang ab und zu an ihr Ohr. Sie liebte es auf Anhieb.
 

"Brauchen Sie Hilfe?"
 

Eine hohe Stimme zwang sie ihren Blick von den Regalen zu reißen und stattdessen in das Gesicht einer Frau mit spitzer Nase und viel zu dunklem Lippenstift zu schauen. Sie saß hinter einem Tresen nur unweit von Evelyn und schien sie seit ihrem Eintreten beobachtet zu haben.
 

"I-Ich ... ehm ...", sie suchte nach den richtigen Worten, während die Frau die überschminkten Lippen ungeduldig zusammenpresste. Auf ihrem Kopf trug sie einen üppigen Federhut, der sich farblich an ihrer dunklen Robe orientierte. Mit dem starken Make-Up schien sie die ersten Zeichen von Falten in ihrem vom Leben gezeichneten Gesicht verbergen zu wollen.
 

Evelyns Blick fiel erneut auf die Reihen voll Bücher, in denen sie auf sich gestellt vermutlich ähnlich wie in einem Labyrinth jede Orientierung verlieren würde. "Ja, ehm, ja ich fürchte, ich brauche Hilfe."
 

Die Frau faltete ihre Hände vor sich und legte unbeeindruckt den Kopf schief. "Was suchen Sie? Welche Kategorie? Sachbuch oder Literatur?" Ihr Ton wirkte routiniert.
 

"Ich suche ein Exemplar von Geschichte Hogwarts', Ma'am." Kurz hatte sie überlegt die Frau mit Namen anzusprechen, hatte sich dann doch für die neutrale Version entschieden.
 

"Geschichte Hogwarts' von Bathilda Bagshot", rezitierte sie. "Ich nehme nicht an, Sie wollen das handgeschriebene Manuskript?"
 

Evelyn runzelte die Stirn. "Nein, nur eine normale ... Ausgabe. Bitte." So sehr ihr der Gedanke gefiel ein handgeschriebenes Exemplar betrachten zu dürfen, so würde sie sich auch mit Auflage 73 zufrieden geben, Hauptsache, sie könnte es endlich lesen.
 

Ohne weiteren Kommentar nahm die Frau, bei der es sich mit Sicherheit um Madam Pince handelte, einen kleinen blau gefärbten Zettel Pergament zur Hand und schrieb einige geschwungene Worte darauf, von denen Evelyn jedoch keine entziffern konnte. Kaum, dass sie ihre Feder zurück in den Ständer gesetzt hatte, faltete sich das Pergament selbstständig und flog wie ein Schmetterling davon.
 

"Ist dies Ihre erste Ausleihe?"
 

Diese Frage erschien Evelyn überflüssig wenn man bedachte, dass das Schuljahr gerade vier Stunden alt war, dennoch antwortete sie diese Frage mit einem knappen "Ja".
 

"Buchrückgabe ist, falls nicht anders gefordert, spätestens nach zwei Wochen zu vollziehen. Ich wünsche keine Ecken, Risse, fehlenden Seiten, Flecken, Notizen, Fingerabdrücke, Bissspuren oder Zettel außer dem von mir hinzugefügten Namensverweis in meinen Büchern", zählte sie mit strenger Stimme auf, wobei sie bereits ein weiteres Pergament, diesmal in Farbe Gelb, beschrieb. "Beschädigungen der von mir aufgezählten und nicht aufgezählten Art werden streng bestraft und geahndet."
 

Eingeschüchtert nickte sie, als Madam Pince eine Reaktion forderte, wobei Evelyn gedanklich eher daran dachte, wie Madam Pince wohl reagieren würde wenn sie wüsste, dass Hermine es wagen würde nicht nur eine Seite zu beschreiben, sondern auch aus einem ihrer Bücher auszureißen!
 

"Name?"
 

"Evelyn Harris", antwortete sie.
 

Ein flatterndes Geräusch über ihr ließ sich hochblicken. Ein großes, in leder Gebundenes Exemplar kam ohne weiteres Zutun auf sie zugeflogen, ehe es in langsamen Sinkflug auf dem Tresen vor Madam Pince landete. Der blaue Zettel lugte oben zwischen den dünnen Seiten hervor. Mit geschickten Fingern schob Madam Pince den gelben Zettel dazwischen, den sie zuvor mit einem roten Stempel versehen hatte. Nun erst durfte Evelyn das Exemplar entgegen nehmen. Das Buch, auf dessen Titelbild die groben Umrisse von Hogwarts imprägniert waren, bedeckte beinahe Evelyns kompletten Oberkörper.
 

"Danke", murmelte sich hinter dem Buch hervor.
 

"War es das?"
 

Da Evelyns sowieso schon keinen Platz mehr in ihrer Tasche hatte und Geschichte Hogwarts' den restlichen Tag über vor sich tragen müsste, verlangte sie nach keinem weiteren Buch, auch wenn die Versuchung groß war und ihre Neugier beinahe ein Loch in ihren Magen brannte. Doch die Gewissheit noch genug Zeit zu haben nach Herzenslust zu stöbern, vor allem, wenn sie mehr als nur eine Mittagsstunde Zeit hatte, gaben ihr ein gutes Gefühl.
 

Die Zeit drängte, der nächste Unterricht wartete und daher watschelte sie unter dem neuen Gewicht des Buches vor ihr mit einem letzten Blick über die Schulter hinaus. Sie achtete kaum, wo sie ihre Füße aufsetzte, da sie den ledernen Wälzer bereits aufgeschlagen hatte und im Verzeichnis nach einer Auflistung der Klassenzimmer und einer detaillierten Karte gesucht hatte und auf ein Abbild des Schlosses schaute.
 

"Khihihi, alles Gute kommt von OBEN!"
 

Ein plötzlicher Schlag traf Evelyn am Kopf, gefolgt von dem ekligen Gefühl zähen Teers, der ihren Rücken hinunter floss. Erstarrt vor Schreck konnte sie kaum reagieren.
 

"Neue Schüler, dumme Schüler! Khihihi!" Die hohle Stimme kreiste um sie herum, bis ein rundes Gesicht mit breitem Grinsen glänzender Zähne in ihrem Sichtfeld erschien.
 

"Peeves?", rief sie aufgebracht, wobei sich ihre Wut schnell in Angst verwandelte als sie sah, dass das schwarze Zeug nicht nur ihren Kopf und Rücken getroffen hatte, sondern bereits in die Seiten von Geschichte Hogwarts' einsickerte. Hilflos sah sie zu, wie die Flüssigkeit an die Ränder floss und tropfend die Lache zu ihren Füßen vergrößerte.
 

"Peeves!", brüllte sie erneut das schwebende Geschöpf im bunten Pyjama an, der mit seinen langen Fingern nach seiner Mütze griff und freudig mit ihr wedelte.
 

"PEEVES!", ahmte er sie nach und hüpfte in der Luft, stolz darauf gerade literweise Tinte auf Evelyn geworfen zu haben.
 

Auf ihren Kleidern fiel die schwarze Tinte kaum auf, doch ihr Gesicht und ihre Haare waren völlig beschmiert, ganz zu schweigen von dem Buch, das sie nun weit von sich hob.
 

Sie hörte den Poltergeist gehässig lachen, ehe er sie so wie sie war einfach stehen ließ und sich scheinbar in Luft auflöste. In diesem Moment gab es vieles, was sie dem Poltergeist am liebsten auf den Weg gegeben hätte, doch letztendlich war klar, dass der tausend Jahre alte Peeves sich kaum um ihre Meinung scheren würde. Sie schluckte ihre Wut und ihren Schrecken herunter und besah sich noch einmal des Schadens.
 

Die Tinte würde sie nie mehr aus den Seiten bekommen, deren hübsche Abbildungen und reichlich verzierten Passagen für immer ruiniert sein würden. So viel zum Thema Bibliothek. Madam Pince würde sie nie mehr auch nur eines der Bücher anfassen lassen, wenn sie das Buch in diesem Zustand zurück brachte.
 

Die presste ihre Hände um den Einband. "Du ARSCH!", schrie sie ihren Ärger nun doch hinaus, verkniff sich aber jedes weitere Kommentar, das durchaus noch auf ihrer Zunge lag. In diesem Moment verließen einige Gryffindor die Bibliothek und sahen sie in der Lache voll Tinte stehen. Einer der Jungs deutete auf sie und Grinste seinen Nachbarn an.
 

"Peeves hat wohl bereits die Erstklässler begrüßt." Das Gelächter der Gruppe, die ohne zu zögern im Gang verschwanden, hing Evelyn in den Ohren.
 

Danke für die Hilfe.
 

Sie wollte nicht darüber nachdenken wie sich die Gryffindors verhalten hätten, wenn sie Lavender Brown, Parvati oder eine andere Schülerin von Gryffindor gewesen wäre. Doch im Moment galt es die Zähne zusammen zu beißen und einfach weiter zu machen, statt über Häuservorurteile zu philosophieren.
 

Mit ihrem Umhang wischte sie das Gröbste aus ihrem Gesicht und den Haaren, wobei Letztere nun eher ihrer natürlichen Haarfarbe ähnelten und kaum mehr das Blond zu sehen war. Bei ihrem kurzen Blick auf die Zeichnung der Innenräume Hogwarts hatte sie einen Verbindungsgang zwischen dem zweiten Stock und dem Nord-Turm, in dem Verteidigung unterrichtet werden würde, entdeckt. Mit erhobenem Kinn und der Intention sich von der Tintendusche nicht beirren zu lassen, ging sie zurück zum Treppenhaus, wobei sie es diesmal unterließ etwas in ihrer Nähe anzufassen, da ihre Finger wohl überall hässliche Spuren hinterlassen würden.
 

Die Mittagsstunde schien sich dem Ende zu neigen, da nun im Treppenhaus reger Trubel herrschte. Die Schüler rannten von oben nach unten, von links nach rechts, Zauberstäbe in der Hand oder Bücher auf dem Rücken. Jeder machte einen weiten Bogen um Evelyn aus Angst unschöne Tinte auf Hab und Gut zu bekommen, was Evelyn nur recht war: sie kam so ziemlich gut durch die Menge. Soweit zu gehen Peeves dafür zu danken, würde sie jedoch nicht.
 

Zu ihrer Verwunderung, und auch ein wenig zu ihrer Enttäuschung, hatte sie niemand aufgehalten oder Hilfe angeboten. Lehrer sah sie keine und so musste sie so, wie sie war die Treppen des Nord-Turms besteigen, bis sie bekannte Gesichter entdeckte.
 

"Wie siehst du denn aus?", fragte Blaise, während er einige Schritte Abstand nahm. Draco rümpfte angewidert die Nase, sodass Evelyn nur verständnislos den Kopf schüttelte.
 

"Das ist nur Tinte", sagte sie und streckte ihren durchtränkten Arm Draco entgegen, der eilig nach hinten ging und gegen Goyle stieß. Auch die Mädchen hielten Abstand.
 

"Du sollst Bücher lesen, nicht in ihnen baden."
 

"Danke, Daphne, für diesen wertvollen Tipp." Evelyn hatte große Lust sich zu schütteln und damit die noch nicht fest getrocknete Tine ein wenig in ihrem Umfeld zu verteilen, der folgende Ärger wäre es jedoch nicht wert gewesen. Stattdessen versuchte sie Hilfe zu bekommen und fragte in versöhnlicherem Ton: "Beherrscht einer schon einen Scourgify, oder sowas?"
 

Stille war die Antwort.
 

Evelyn seufzte resigniert. "Dacht ich mir."
 

Auf der Wendeltreppe, die sich noch weiter hinauf schraubte, warteten noch einige Hufflepuff. Sie entdeckte auch Megan Jones unter ihnen, die ihre blonden Haare wie gestern zu Zöpfen gebunden hatte. Statt dem freundlichen Lächeln, mit dem sie Evelyn im Zug noch versucht hatte ins Gespräch zu integrieren, warf sie ihr nun missbilligende Blicke entgegen. Evelyn machte sich nicht die Mühe ihre Reisebekanntschaft zu grüßen, da sie keine Erwiderung erwartete.
 

Die Zeit verging und Evelyn begann zu frösteln. Wo sie standen, auf einem kleinen Vorsprung in mitten des sonst hohlen Turmes, pfiff die Luft hindurch und obwohl der Wind die Hitze des Tages mit sich trug, fühlte es sich unangenehm auf Evelyn Haut an. Die Tinte war inzwischen zu einem klebrigen Film angetrocknet, den sie nun ungeduldig begann abzukratzen und Strähne für Strähne aus ihren Haaren zu ziehen. Ihre Fingernägel sahen aus, als hätte sie sie in schwarzen Nagellack getunkt.
 

"Wie lange müssen wir denn noch warten?", frage Crabbe, der direkt vor der Tür stand und versuchte durch das gusseiserne Schlüsselloch zu schauen.
 

"Das dauert wirklich lange."
 

"Vielleicht ist Professor Quirrell noch gar nicht da?", warf Millicent ein. Evelyn erwartete nicht, dass der gute Quirinius bereits am ersten Tag versuchte an Fluffy vorbei zu kommen, und doch kam es ihr ebenfalls seltsam vor, dass sie noch immer hier draußen standen.
 

"Der hat sicher Angst vor uns", sagte Goyle und ballte gefährlich die Faust.
 

Na, das glaube ich eher nicht, dachte Evelyn mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
 

Unwillig sich noch länger hier draußen aufzuhalten, schob sie sich an Goyle vorbei und prüfte, ob die Tür auch wirklich abgesperrt war. Sie konnte gar nicht sagen wie oft sie vor unverschlossenen Türen gestanden und gewartet hatte, nur weil der erste vor Ort nicht nachgeschaut und die nachfolgenden Schüler sich wie Schafe dem Warten anschlossen hatten. Die Klinge ließ sich jedoch nicht einmal bewegen, geschweige denn die Tür.
 

"Glaubst du wir sind dumm, Harris?", warf ihr Daphne empört entgegen.
 

Evelyn hob die geschwärzten Hände. "Ich wollte nur sicher gehen. Kein Grund eingeschnappt zu sein, Greengrass", gab sie in freundlichem Ton zurück, blieb Daphnes Frage jedoch eine Antwort schuldig.
 

"Habt ihr geklopft?", rief ein Junge mit wilden Locken und Sommersprossen.
 

Niemand erwiderte etwas, sondern starrte die Gruppe Hufflepuff nur missgelaunt an.
 

Nichts von dieser Zurschaustellung von Antipathie brachte sie einen Schritt weiter, also versuchte sie stattdessen die anderen dazu zu bewegen weiter nachzudenken.
 

"Wenn Professor Quirrell uns die Tür nicht öffnet, dann müssen wir das tun, richtig?" Ihre Frage schien kaum einer für wichtig zu halten, also fuhr sie fort; und zwar so, dass auch die Hufflepuff mithören konnten. "Kommt schon, das ist Hogwarts! Hier ist nichts normal."
 

Der Junge mit den Locken nickte. "Ich habe gehört hier soll es Treppen geben, die ab und zu verschwinden."
 

Eher nur eine Stufe, aber danke für deinen Einsatz, unbekannter Hufflepuff.
 

"Ja, und in manchen Zimmern steht das Wasser bis zur Decke ohne hinauszulaufen."
 

Warum nicht? Gibt's bestimmt irgendwo.
 

"Angeblich soll es eine Fließe geben, die verschwindet, sobald man sie betritt. Man fällt dann für alle Ewigkeiten durch die Finsternis."
 

Woah, nein.
 

Mehrere Augenpaare drehten sich verwundert zu Megan um, die die letzte Vermutung ausgesprochen hatte.
 

"Wirklich?", fragte Millicent, die weiß wie ein Laken wurde.
 

"Nein", sagte Evelyn streng und wiederholte ihre eigenen Gedanken. "Nichts in Hogwarts ist tödlich." Bis auf den dreiköpfigen Hund, der Todesschlinge und dem Troll. Oder dem Wald hinter dem Schloss. Oder bis auf den schlafenden Basilisk im Keller. Oder die Gefahr wilder Zaubersprüche, vor denen uns McGonagall gerade erst gewarnt hat. "Fast nichts."
 

Millicent schluckte schwer und senkte den Blick, was Pansy dazu brachte energisch den Kopf zu schütteln. "Mythen und Legenden. Wir wollen nicht die Kammer des Schreckens öffnen, sondern nur die Tür hier, Merlin nochmal."
 

Die Hufflepuff drehten sich verärgert ab, doch ihre eigene kleine Gruppe gab Pansy stumm nickend recht. Evelyn hingegen starrte Pansy an, als hätte sie soeben Voldemorts Namen persönlich ausgesprochen.
 

Sie hatte erwartet, dass die Kammer des Schreckens ein gut gehütetes Geheimnis war wenn man bedachte, wie wenig die Schüler davon wissen würden. Zu hören, dass einige zumindest eine Ahnung von der Kammer hatten, diese jedoch als Scherz abtaten, war mehr als verblüffend.
 

"Vielleicht sollten wir die Tür kitzeln?"
 

Goyles Vorschlag durchschnitt die kurze Stille und stieß auf wenig Begeisterung.
 

"Tse, klar, mach weiter. Du bringst sie mit deinem Gerede vermutlich gleich auch so zum Lachen", sagte Draco mit verächtlichem Schnauben. Daphne lachte Goyle offen aus und auch die Hufflepuff steckten grinsend die Köpfe zusammen. Draco trieb seinen Spaß jedoch weiter, wendete sich zur Tür.
 

"Wie wäre es stattdessen, wenn die Tür zum Weinen bringen." Aus seinem Ärmel erschien ein schlichter Stab aus rötlichem Holz, den Draco sofort auf die Tür richtete. "Glaubt ihr, eine Tür kann auch Furunkel bekommen?" Mit jedem seiner Worte wurde er von Crabbe klatschend angefeuert.
 

Evelyn konnte nicht anders als ihm augenrollend den Rücken zuzudrehen. Wirklich? Du würdest den Furnunculus auf eine Tür feuern, bevor du es mit dem Alohomora versuchen würdest?
 

Ihre Finger schlossen sich um ihren eigenen Stab, der in einer Innentasche ihres Mantels verborgen war.
 

"Die Idee einer Tür Furunkel zu verpassen ist ja auch so viel besser, als sie zu kitzeln", erwiderte Evelyn leise, doch Millicent hatte sie gehört und begann zu kichern.
 

Erneut verfluchte sie Peeves, dem sie es zu verdanken hatte, dass sie nun mit angespanntem Nervenkostüm und geplagt von juckender Tinte im Nord-Turm der Schule stand. Früher, wenn der Lehrer nach einer viertel Stunde nicht erschienen war, war sie mit dem Rest der Schüler einfach gegangen. Zu gerne hätte sie an diesem Punkt kehrt gemacht, sich in den Gemeinschaftsraum zurück gezogen und das widerliche Zeugs von ihrem Körper geschruppt. Vor allem wenn sie daran dachte, dass sie auf einen Unterricht wartete, der zur Hälfte von Voldemort abgehalten werden würde.
 

"Hör auf, Malfoy", schaltete sich ein kleiner Junge mit karamellfarbender Haut ein, der bisher stumm neben Megan gestanden hatte, nun jedoch vortrat. Crabbe schob sich an ihr vorbei und rümpfe seine Nase in Richtung des Jungen.
 

Auch Draco widmete sich ihm. "Wieso plötzlich so mutig, Rivers? Stell dich lieber wieder hinten an."
 

Rivers? Wer?
 

"Und es dir überlassen uns in den Unterricht zu bringen? Schlechte Idee."
 

Megan und die restlichen Hufflepuff waren verdächtig still, Pansy und die anderen wollten den verbalen Angriff jedoch nicht einfach so stehen lassen.
 

"Ich habe bisher keine Idee von dir gehört, oder?", meinte Pansy, die Hände verschränkt.
 

Der Junge mit Nachnamen Rivers deutete auf Goyle. "Aber die Tür zu kitzeln war gedanklich wertvoll?"
 

Auf seine Worte hin ballte Goyle die Hände zur Faust, sodass Evelyn sogar seine Finger knacken hörte. Millicent trat eilig neben Goyle und legte ihm die Hand auf den Arm, ehe sie sich gänzlich einmischte.
 

"Hört auf, alle. Ich kitzel jetzt diese dämliche Tür, dann können wir uns immer noch etwas überlegen."
 

Sich die Hände reibend ging sie an Goyle vorbei, der sie um mehr als einen Kopf überragte, und stellte sich neben Draco, der nur erwartungsvoll grinste. Er machte eine einladende Geste Richtung Tür und forderte Millicent auf mit ihrer "Kitzel-Attacke" zu beginnen.
 

Millicent zögerte. Unschlüssig, wo sie nun beginnen sollte, hob sie die Hände vor sich und betastete das Material unter ihr.
 

"Du sollst sie kitzeln, nicht streicheln", blaffte sie Draco, sodass sie zusammenzuckte. Schließlich setzte sie am Rahmen an und bewegte ihre Finger von dort aus weiter hinein in die Mitte. Nichts geschah.
 

"So, habt ihr ge-"
 

Kaum, dass Daphne angefangen hatte zu sprechen, erzitterte die Tür unter Millicents Händen. Angespornt durch die Reaktion, fuhr Millicent nun mit mehr Begeisterung fort. Das Holz begann zu rattern, bis es schließlich in dessen Scharnieren auf und ab hüpfte. Millicent hatte sichtlich Spaß daran und hörte nicht auf, selbst als das Rattern zu einem Donnern wurde. Draco trat einen Schritt zurück. In seinem Gesicht spiegelte sich Furcht wider, vermutlich davor, dass die Tür jeden Moment explodieren könnte. Auch die anderen schauten in gebührendem Abstand fasziniert zu.
 

Plötzlich war es vorbei. Millicent versuchte die Reaktion der Tür erneut hervorzurufen, doch dieses Mal, blieb es stumm; die Tür war noch immer verschlossen.
 

"Bei Merlin", rief Draco ehrfürchtig und trat noch ein Stück weiter zurück.
 

Nun sah es auch Evelyn. Die Tür schwebte einige Finger breit über dem Boden, soweit, dass sie aus ihren Scharnieren gehoben wurde. Millicent tippte das schwebende Holz an, sodass die Tür umkippte, bis sie mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden aufschlug wo sie eine Wolke Staub und Flusen aufwirbelte, die ihnen die Sicht nahm.
 

"S-se-sehr gn-g-gut, Erstklässler", sagte eine Stimme im Innern. Als der Staub sich verzog war eine blasse Gestalt mit dick gewickeltem Turban im Türrahmen zu sehen. Die Tür selbst, war verschwunden. Neugierig rückten die Hufflepuff nach vorne und starrten nun wie auch die Gruppe um Draco den schüchternen und überfordert wirkenden Lehrer an. "Willko-ko-willkommen zng-zu Eurer e-ersten Schn-schtu-Stunde Verteidigung."



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