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Lamiak

von

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Schocktherapie

Die Landschaft war wunderschön, beinahe mystisch. Dieses Baskenland, wie sie von ihren zwei neuen Freunden erfuhr, war echt eigenartig und doch faszinierte es Alexis bereits. Nael erklärte ihnen, sie müssen sich zuerst beim Direktor des Internats anmelden und würden dann einen Zimmerschlüssel und eine Einführung bekommen. Am Internatsgebäude angekommen betraten die drei die Eingangshalle. Lexi begutachtet alles ganz genau und schweifte mit ihren Blicken bis an die hohen Decken des alten Gemäuers. Ein unerwarteter Zusammenprall reißt sie aus ihrer Träumerei.

„Au, pass doch auf!“ klagte sie und rieb sich den rechten Arm.

„Tut mir leid, ich bin gestolpert!“ entschuldigte sich ein blonder, junger Mann. Alexis und er schauen sich kurz in ihre blauen Augen.

„Ach, schon okay…“ lächelt sie nun und verlor sich bald wieder in ihren Träumen. Der blonde zwinkerte ihr zu und wendete sich an Nael.

„Du bist Nael?“

„Genau, du bist sicher Colin, nicht wahr?“ Er reichte ihm die Hand. „Tut mir Leid für die kleine Verspätung, ich habe meine Schwester Arantxa noch vom Bahnhof abgeholt.“ Nael griff in seine linke Hosentasche und gab Colin einen Schlüssel.

„Unser Zimmer ist die Nummer 4, im rechten Gang des 1. Stocks. Ich zeig’s dir!“ er wandte sich nun an seine Schwester. „Ihr macht euch besser auf den Weg zum Direktor jetzt. Wir sehen uns später!“ Nael winkte ihnen zu und verschwand mit dem blonden Colin im Gebäude.

„Noch ein neuer, hm? Ich glaube das ist Naels neuer Mitbewohner, sie hatten schon mal telefoniert, weiß ich.“ erkannte Ara.

„Denke dein Bruder behält recht… er ist süß.“ meinte die Amerikanerin verträumt, schüttelte dann diesen Gedanken ab und ermahnte ihre neue Freundin zum Weitergehen. Schließlich wartete der Direktor. Sie nahm Arantxa bei der Hand und zog sie die große Treppe der Eingangshalle hinauf. Sie bekamen eine große Ansprache, die Hausordnung, Zimmerschlüssel, Stundenpläne, Lageplan für die Gebäude und eine lange Belehrung über das Verhalten im Internat und außerhalb.

Das historische Gebäude besaß einen gewissen Charme. Es war nicht zu protzig, auch wenn es gewaltig erschien. Die Architektur war besonders und dennoch klassisch. Alexis und Arantxa gefiel es sofort. In der Eingangshalle teilte eine massive und geschwungene Treppe das Haus in drei Hauptteile. Zwei davon folgten langen, breiten Fluren nach links in die Mädchenzimmer, nach rechts die der Jungen. Der dritte Gang führte zu einem separaten Gebäude mit den Unterrichtsräumen. Wenn man nicht die Treppe hinaufstieg, gelangte man auf der linken Seite in den Speisesaal. Auf der rechten befand sich eine uralte Bibliothek, die Lexi direkt ins Auge gefasst hatte. Sie war ein Bücherwurm. Hinter der Bibliothek schlossen sich Aufenthalts- und Lernräume an. Der Gang hinter der Treppe führte geradezu zu den Sportstätten und einem großen Garten. Auf ihrem Zimmer angekommen, ließen sich die Mädchen erschöpft auf ihre Betten sinken.

„Hey…“ sagte Arantxa „Colin war eben eine echte Schocktherapie für dich, eh?!“ Alexis ignorierte sie bewusst und wechselte grinsend gekonnt das Thema.

„Ich will mir nachher noch die Bibliothek anschauen.“

„Na gut, ich bin später bei Nael in Zimmer 4. Wir sehen uns dann später!“ gab die Baskin geschlagen aber lächelnd von sich.

Die hübsche Südländerin hämmerte etwas später an die Zimmertür ihres Bruders.

„Nael, hemen zaude? (Bist du da?) Mach auf, oder ich komme rein!“ drohte sie grinsend. Es kam keine Antwort, also öffnete sie einfach die Tür. Statt ihrem Bruder jedoch fand sie einen großen schlanken Mann mit einem kurzen dunklen Lockenkopf vor sich.

„Was tust du hier?!“ brüllte sie ihn halb an. Er erschrak sichtlich, drehte sich zu ihr um und verlor das Gleichgewicht und stolperte vor Schreck über seine eigenen Füße. Daraufhin landete er auf seinem Bauch und zu Arantxa’s Füßen.

„Oh…hi.“ Er schaute verlegen zu ihr auf. „Ich bin Nael’s anderer Mitbewohner.“ Arantxa schaute ihn irritiert an, drehte sich um und verschwand genervt, ohne einen Ton aus dem Zimmer. Der junge Mann rappelte sich nun schnell auf und steckte die Hände in die Taschen seiner schwarzen, engen Hose.

„Idiota…“ murmelte er zu sich selbst. Er legt sich eine Hand an die Stirn und schüttelt den Kopf. „Du bist so ein Idiot…“ Im selbigen Moment betrat Nael die Türschwelle.

„Wer ist ein Idiot?“

Der Lockenkopf entgegnete: „Deine Schwester war gerade hier und hat dich gesucht.“

„Seit wann kennst du Arantxa persönlich?“

„Ich… naja ich kenne sie von deinen Familienfotos auf deinem Schreibtisch und euren Telefonaten.“ Er blickte zu den Rahmen hinüber.

„Und der erste Kontakt ging also in die Hose, eh? Kopf hoch, Arriola, vielleicht bekommst du nochmal eine Chance bei ihr!“ er lachte und klopfte seinem leidenden Mitbewohner auf die Schulter. Der Lockenkopf schaute ihn nur mit einem Dackelblick an und erzählte was zuvor passiert war. Nael konnte sich vor Lachen kaum halten.

„Die hat dich wohl ganz schön aus den Socken gehauen, amigo! Mach dir keinen Kopf, sie ist etwas arrogant.“

Zur selben Zeit streifte Lexi durch die Gänge der atemberaubenden Bibliothek. Es roch nach altem Pergament und leicht staubig. Die dunklen Regale stauten sich bis unter die hohe Decke. An manchen lehnten Leitern die die Bibliothekarin manchmal benutzen um an die höher gelegenen Exemplare zu gelangen. Ihre Arme vollgepackt mit Büchern die sich bereits reservieren lassen wollte. Verträumt schaute sie die gewaltigen Regale hinauf und stieß erneut mit jemandem zusammen. Die sorgfältig gestapelten Bücher verteilen sich lautstark auf dem Boden.

„Oh Verzeihung!“ Es war Colin. Schonwieder. Lexi lächelte ihn an und strich sich das Haar hinter die Ohren.

„Schon okay, mach dir nichts draus. Ich habe geträumt, es ist meine Schuld. Du scheinst es echt auf mich abgesehen zu haben heute!“ scherzte sie. Colin half ihr die Bücher wieder aufzuheben.

„Gut, dass Bücher keine Schmerzen empfinden, das würde sonst ganz schön wehtun.“ Sie war verlegen. Colin zeigte ihr ein Lächeln und verabschiedete sich dann höflich.

„Oh mein Gott, Alexis Leah Pitt, du bist so bescheuert… <gut, dass Bücher keine Schmerzen empfinden>“ äffte sie sich selbst nach. Sie ließ sich die Bücher reservieren und ging zurück auf ihr Zimmer, wo Arantxa bereits auf ihrem Bett lag und an die Decke starrte. Sie hob den Kopf als Alexis das Zimmer betrat.

„Da bist du ja endlich, lass uns zum Essen gehen, ich verhungere bald!“ Lexi nickt und beide spazieren durch den Gang zum Essenssaal. An der unteren Treppe trafen sie auf Nael.

„Ey, wo warst du vorhin?!“ motze ihn seine Schwester direkt an.

„Warum, was ist los?“

„Statt dir fand ich Señor ´ich kann nicht laufen` in deinem Zimmer.“ Sie war etwas frustriert.

„Wen hast du denn erwartet, Ara? Du weißt doch dass ich schon ewig einen Mitbewohner habe.“ er lachte herzhaft als er sich an die Geschichte zurückerinnerte.

„Wenigstens einen der schon laufen kann.“ schnaubte sie arrogant.

„Ach komm, gib Arriola eine Chance.“ Er zwinkerte ihr zu. Alexis begann sich interessiert einzumischen.

„Wer ist Arriola, hab ich was verpasst?“

„Nael, das letzte Mal hat er dreimal innerhalb von fünf Minuten angerufen und jedes Mal „perdón número equivocado“ gesagt und aufgelegt, wenn ich abgenommen habe.“ Sie verzog das Gesicht.

„Arantxa, er ist schon eine ganze Weile mein Mitbewohner. Sei nicht so hart zu ihm. Er ist nur etwas… ungeschickt, wenn es um dich geht.“ Nael begann laut zu lachen und legte den Arm um seine genervte Schwester.

„Ach so schlimm kann er doch nicht sein, Ara.“ beruhigte ihre Freundin sie. Die temperamentvolle Baskin rollte mit den Augen und versuchte das Thema zu ignorieren.

Dann stiefelte das hübsche Mädchen mit dem langen Rock in Richtung der Speisehalle. Die anderen zwei grinsten sich an und trotteten vergnügt hinterher und setzten sich gemeinsam an einen der großen runden Tische. Nach einer Weile kam Luken Jaso Arriola mit einem beladenen Tablett auf Nael‘s Tisch zu. Dieser rief ihm freudig entgegen.

„Aqui Arriola!“ er winkte ihn zu sich heran. Luken erkannte das hübsche Mädchen an der Seite seines Freundes und wurde vor Freude regelrecht nervös. Sein linker Mundwinkelverzog sich zu einem Schmunzeln. Er übersah auf seiner Zielgeraden jedoch ein herausstehendes Stuhlbein und blieb mit seinem linken Fuß kurz daran hängen. Lange genug um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und sein Tablett, samt Abendessen, auf den Boden fiel. Er akzeptierte beschämt seine Tollpatschigkeit, verzog die Mundwinkel, gab ein geschlagenes „Hi “ von sich.

„Hallo.“ Gab Alexis nett von sich und winkte ihm zu. Arantxa wandte ihr Gesicht ab und ignorierte seinen Auftritt.



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