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Ein Spiel- um Liebe und Vergangenheit

von

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Erwachen

Kapitel 11 Erwachen
 

Mit einem tiefen, zufriedenen Seufzen erwacht Alisa am nächsten Morgen kurz vor sieben Uhr aus einem erholsamen und entspannten Schlaf. Nur langsam realisierte sie es. Nur langsam wurde ihr bewusst, dass er tatsächlich noch immer neben ihr lag, dass er sie in seinen Armen hielt und sie diese beruhigende Wärme, die eindeutig von Lucius ausging, heute Morgen noch immer spüren dürfte.

Vorsichtig richtete sich die junge Sucherin auf und beobachtete den noch schlafenden blonden Zauberer.

Sanft strich sie eine seiner langen Haarsträhnen aus seinem Gesicht und völlig unbewusst legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Dabei schien es Alisa, als würden die Geschehnisse vom gestrigen Nachmittag wie ein völlig surrealer Film in ihrem Kopf noch einmal wiedergegeben werden…
 

Flashback
 

Mit ungutem Gefühl folgte Alisa Lucius zum Stadion. Noch immer klopfte ihr Herz in einem schnelleren Rhythmus als sonst und die junge Sucherin wusste gerade nicht, ob dieser Zustand der Tatsache geschuldet war, dass sie sich erneut – völlig unüberlegt - auf Lucius eingelassen hatte oder ob ihre deutlich bemerkbare Aufregung ihrem Teamkollegen – allen voran ihrem Trainer Draco - gegenüberzutreten, diesen schnelleren Pulsschlag verursachte.

Doch der blonde Zauberer hatte darauf bestanden die Sache sofort mit allen Snakes noch einmal zu besprechen, um eine klare Vorgehensweise für die nächsten Tage festzulegen. Auch wenn Alisa unglaubliche Angst hatte, dass die Jungs ob wahr oder nicht, ihr wegen dem unschönen Zeitungsartikel ernsthaft böse sein würden, sehr groß war, wusste die junge Hexe ganz genau, dass Lucius Entscheidung die Richtige sein würde. Mit einem Blick auf die Uhr stellte die einundzwanzig Jährige Hexe fest, dass die Jungs das heutige Training schon beendet haben müssten.
 

Lucius schien dies ebenso bewusst zu sein, da dieser zielstrebig zu den Umkleiden der Mannschaft ging.

„Hey, warte…n…Sie…ich kann doch nicht…es ist besser, wenn ich im Teamraum warte!“, entkam es Alisa gerade noch als der Teammanager die Tür zur Umkleide öffnen wollte. Stirnrunzelnd dreht er sich zu der jungen Hexe um und fing ihren Blick fragend ein, ehe er ihren Einwand verstand.

„Ja, natürlich…geh…en Sie schon einmal vor, Miss Roy. Ich unterrichte die Mannschaft, dass sie sich schnellstmöglich im Teamraum einzufinden hat“, erklärte der blonde Zauberer, während er sich wohl unbeabsichtigt zu einem flüchtigen Lächeln hinreißen ließ.
 

Bei Merlin, was hatte diese junge Hexe nur an sich, dass er vor wenigen Augenblicken tatsächlich wieder schwach geworden war? Das er ihr jetzt sogar zulächelte, obwohl ihm dieses kindische, verzögernde Verhalten doch normalerweise tierisch nerven müsste.

Doch der Blick, den Alisa ihm gerade zugeworfen hatte, hatte Lucius aus irgendeinem Grund unglaublich amüsiert. Ja er hatte sich durch die ihm völlig neue Verlegenheit in Alisas Gesichtsausdruck fast dazu hinreißen lassen laut loszulachen.
 

Der verstohlene, peinlich berührte Blick, die leicht geröteten Wangen, welche er bisher nur aus deutlich heikleren Situationen kannte und die Tatsache, dass sie - diese sonst so taffe Hexe - wie ein unsicheres Schulmädchen vor Verlegenheit auf ihrer Unterlippe herumknabberte, hatten so neu und so erfrischend natürlich auf den sonst vollkommen unnahbaren Zauberer gewirkt, dass es Lucius am Ende alle Selbstbeherrschung gekostet hatte, eben nur leicht zu Lächeln, ehe er nun kopfschüttelnd in die Umkleide der Snakes trat und im selben Moment seine Fassung wieder fand.
 

Alisa schlenderte derweil in Gedanken versunken Richtung Teamraum. Hatte sie gerade richtig gesehen oder spielten ihr ihre verwirrten Gedanken gerade einen Streich? Lucius Malfoy hatte ihr zugelächelt. Nein, nein Stopp! Er hatte sich wahrscheinlich über ihre Verlegenheit und ihr sicherlich sehr dümmlich aussehendes Gesicht amüsiert, als die junge Sucherin ihn darauf aufmerksam machen wollte, dass sie ihn nur ungern in die Umkleide ihrer männlichen Teamkollegen folgte. Ja was anderes konnte dieses Lächeln sicherlich nicht hervorgerufen haben.
 

Das passte einfach nicht zu dem mächtigen Zauberer. Minuten später erreichte Alisa – nachdem sie in ihren Gedanken drei Mal daran vorbei gelaufen war - den Teamraum und ließ sich seufzend auf eines der Ledersofas fallen. Verdammt beim Flügel des Schnatzes, was war heut in ihrem Kopf los. Ihre Gedanken streiften immer wieder in eine Richtung, welch die aufgeweckte Quidditchspielerin permanent und mit aller Kraft verhindern wollte.
 

Doch so oft Alisa es auch versuchte, tauchte Lucius Gesicht, seine stahlgrauen klaren Augen, ihr entschlossener Blick und das unverkennbare aufflammen von Verlangen und Hingabe in ihnen vor ihrem Inneren Auge auf. Auch der Augenblick, indem er diesen ungehobelten jungen Zauberer heute Nachmittag mit all seiner Präsenz entgegengetreten war und diesem ohne mit der Wimper zu Zucken seine Grenzen aufgzeigt hatte, war in Alisas Gedanken immer wieder präsent und ließen die junge Hexe immer wieder neu empfinden, was sie in dieser Situation tatsächlich gefühlt hatte.
 

Erleichterung sich nicht mehr behaupten zu müssen. Das befreiende Gefühl sich windender Angst, Sicherheit, Schutz…ja bei Merlin Alisa war in diesem Moment einfach unendlich froh gewesen, als Lucius erschienen war. Innerlich hatte die junge Sucherin bereits nach ihm gerufen und gehofft, dass er ihr aus dieser - für Alisa vollkommen unverständlichen Situation- heraushelfen würde.
 

Die Wärme, das Gefühl von Vertrautheit und unendlicher Geborgenheit, die sich dann in ihr ausgebreitet hatte, waren Gefühle die sie jetzt im Nachhinein nicht mehr leugnen konnte, aber dennoch mit aller macht zu verdrängen versuchte.

Allerdings war es Alisa kaum mehr möglich sich etwas vor zu machen. Sie empfand etwas für Lucius. Etwas was sie jetzt noch nicht einschätzen konnte. Etwas, was sie unbedingt vergessen musste, bevor sie dies nicht mehr konnte und bevor es zu sehr wehtat etwas zu fühlen was sie ihrer Meinung nach niemals fühlen wollte und sicherlich auch nicht sollte.
 

//Warum denkst du überhaupt so viel darüber nach? Für ihn würde es eh nichts bedeuten//, schoss es Alisa durch den Kopf und ein lautes Seufzen entkam der jungen Sucherin.

Verdammt bei Morgana, sie musste unbedingt anfangen sich auf das Wesentliche zu konzentrieren! Auf ihr Ziel die Wahrheit über den Tod ihrer leiblichen Eltern herauszufinden, ihre Aufgabe als Sucherin und darauf ihre Mannschaft in der kommenden Zeit zum Sieg zu führen.
 

Nichts anderes sollte sie interessieren. Nichts sollte sie davon abhalten. Außerdem benahm sie sich absolut kindisch. Alisa wusste doch, dass Lucius Malfoy kein Mann großer Gefühle war, dass das was zwischen ihnen passiert war ausschließlich Gelegenheiten gewesen waren. Gelegenheiten, in denen ihre Emotionen rationales und vernünftiges Denken und Handeln völlig unmöglich gemacht hatten, wodurch das Eine zum anderen geführt hatte und dieses Andere im Nachhinein doch eigentlich nichts zu bedeuten hatte.
 

Wahrscheinlich dachte Lucius nicht ewig über diese Dinge nach, wahrscheinlich war sie sogar eine von vielen mit denen er sich – wenn es irgendwie passte - den ein oder anderen One-Night-Stand gönnte. Und bei Morgana auch die junge Sucherin sollte so denken, sich nicht unnötig damit beschäftigen und es eben einfach als „Gelegenheit“ abtun die, weiß Merlin niemals hätte passieren dürfen.
 

Denn neben all diesen verwirrenden Gefühlen und Gedanken war da diese eine Sache die Alisa ganz bewusst war. Sie hatte Angst, Angst, dass irgendwer erfahren würde wie nahe sich Lucius und sie gekommen waren. Angst, dass ihnen unterstellt werden konnte, Alisa hätte nur dadurch ihre Position erlangt und ihre Einstellung als Sucherin bei den Snakes somit in Frage gestellt werden konnte.

Ganz gleich wie gut sie war, solche Geschichten überschatteten klare Fakten und Offensichtlichkeiten, wie Talent, wurden völlig nebensächlich.
 

Hinzu kam der Gedanke was Ally und Brian wohl davon halten würden. Ja gut, sie war alt genug aber…im Grund eben auch jung genug um Lucius Tochter sein zu können. Auch wenn man ihm das absolut nicht ansehen konnte.

Lucius war ein Mann, der in allem auf Perfektion achtete. Sei es bei seinem Unternehmen, seinen Zielen, bei den Menschen die für ihn arbeiteten oder eben was sein eigenes Erscheinungsbild betraf.
 

Und genau diese Klarheit in seinen Ansichten, in seinem Auftreten und der stolz mit dem er dafür arbeitete waren Eigenschaften, welche der jungen Amerikanerin am Ende mehr imponiert hatten, als sie es zugeben wollte.

Nein, sie war nicht immer seiner Meinung. Im Gegenteil. Täglich gerieten sie aneinander, täglich gab es Momente in denen sie einfach nur dachte „arroganter reicher Pfau“ aber so wie sie sich, trotz ihrer Schwächen und Eigenarten, nicht verbiegen ließ, so klar definierte eben auch Lucius seine Prinzipien, obwohl er diese für Alisa erstaunlicherweise schon mehr als einmal umgangen hatte.
 

„Du bist schon hier?“, riss eine unfreundliche Stimme die Sucherin aus ihren Gedanken.

„Ja!“, entgegnete Alisa knapp. Natürlich wusste sie, weshalb Draco derart ungehalten ihr gegenüber war. Oder besser sich noch ablehnender ihr gegenüber zeigte als sonst.

Merkwürdigerweise verhielt sie sich dem jüngeren Malfoy gegenüber anders, als Lucius gegenüber. Seine Ablehnung irritierte sie, ließ ihr Selbstbewusstsein schwinden und jedes mal überkam sie ein schlechtes Gewissen. Warum konnte die junge Hexe nicht wirklich nachvollziehen, denn obwohl Lucius, das Oberhaupt der Familie Malfoy durchaus gerne mit ihr diskutierte und nicht selten ihr Verhalten tadelte, hatte sie vom ersten Tag an keine Scheu gehabt ihm zu widersprechen.
 

Außerdem wusste Alisa, dass Lucius trotz alledem vollkommen hinter ihr, als Sucherin im Team, stand. Dies spürte die junge Hexe besonders dann, wenn sein Sohn sich immer wieder über sie beschwerte und Lucius bisher auf keines seiner Argumente eingegangen war. Draco war es dabei jedes Mal völlig egal ob er alleine mit ihr war oder ob sein Vater oder gar die ganze Mannschaft anwesend war. Für den jüngeren Malfoy schien Alisa ein Dorn im Auge zu bleiben.
 

Was sie ihm genau getan hatte wusste die Quidditchspielerin nicht wirklich. Aber irgendwie wollte Alisa einfach nicht glauben, dass seine ablehnende Haltung nur durch den Umstand, nun doch eine Hexe im Team zu haben entstanden war.

„Ich hielt es für wenig angemessen, ihren Vater mit in die Umkleiden zu begleiten, während sich dort die Jungs umziehen“, erklärte sie Draco sachlich, während sie ihren Blick hob und dessen stahlgraue Augen fixierte.
 

Ein Aufblitzen darin deutete ihr jedoch, dass dem jungen Malfoy etwas an dieser Aussage ganz und gar nicht gefiel. Meist lag eine unerbittliche Kälte in seinen Augen, wenn er mit Alisa sprach. Im Training waren klare Anweisungen, die einzigen Worte, die er üblicherweise an die Sucherin richtete.

Doch nun war es eindeutig Ärger – wenn nicht sogar Wut - welche ihm in den Augen anzusehen war.
 

„Ich finde es allgemein äußerst unangemessen, dass du dich überhaupt noch hier blicken lässt, Roy!“, blaffte Draco sie – kaum hatten sich ihre Blicke getroffen - an.

„Einen dummen Fehler nach dem anderen und dennoch lässt er dich im Team! Die Pressekonferenz, der Unfall beim Freundschaftsspiel, dieser Artikel und nicht zu vergessen dein Zustand nach der Eröffnungsfeier! Unser Team ist bisher immer das stärkste und angesehenste Team im Land gewesen und seid du da bist gibt es nichts als Ärger. Weiß Merlin, was du mit meinem Vater angestellt hast, damit er dir das alles durchgehen lässt. Jeder andere wäre schon nach dieser Pressekonferenz geflogen. Aber nein! Jeder andere, der schon zu spät zum Probetraining gekommen wäre, hätte gar nicht erst die Chance bekommen noch daran teilzunehmen, egal ob irgendwelche Sponsorinnen auf einer Chance für Quidditchspielerinnen bestanden hätten oder nicht. Mein Vater hat sich bisher nur von einem etwas sagen lassen und am Ende wusste er, dass das der größte Fehler seines Lebens gewesen war. Doch er hat alles wieder gerade gebogen. Den stolzen Namen Malfoy wieder rein gewaschen und dann kommst du aus Amerika und schleimst dich wie auch immer bei ihm ein, wickelst ihn wohl irgendwie mit deinen schönen Augen um den Finger und kannst dabei tun was du willst, ohne wirkliche Konsequenzen. Mich wirst du damit nicht täuschen. Dein ganzes Getue von wegen es tut mir Leid, dass dir das Team so wichtig und der Ruf unseres Namens über alles geht, nehme ich dir nicht ab! Aber eines sage ich dir Roy! Irgendwann wirst du einen Fehler machen. Einen großen Fehler und dann wird es dir nicht mehr helfen meinem Vater schöne Augen zu machen oder ihm mit deinem losen Mundwerk kontra zu geben. Nicht viele haben es lange unbeschadet überstanden, wenn sie Lucius Malfoy zu sehr provoziert haben. Manche haben dafür in vergangener Zeit mit…!“
 

„Draco!“, donnerte plötzlich Lucius Stimme durch den Raum und der Jüngere verstummte.

Trotzdem lag sein wütender Blick immer noch auf Alisa. Natürlich war dem ehemaligen Slytherinprinzen vollkommen bewusst, wie unprofessionell er sich gerade verhielt. ER hatte sich gehen lassen. Hatte Gedanken und Gefühle offen dargelegt und dass war einem Malfoy nicht würdig. Nicht auf diese ungezügelte und offene Weise.
 

Genau dies würde ihm sein Vater nun wohl noch einmal in einem vor Sachlichkeit überlagerten Gespräch unter vier Augen – in seinem Büro - ganz klar und deutlich zu verstehen geben, ganz so wie es unter Geschäftsleuten üblich war. Ja verdammt bei Salazar Alisa war eine herausragende Sucherin aber sie war ebenso Vorlaut, nahm sich Dinge ihm und vor allem seinem Vater gegenüber heraus, die sich Draco – bis heute - im Traum nicht wagen durfte herauszunehmen.

Und verdammt bei Salazar, er war sein Sohn.
 

Was also brachte Lucius Malfoy, der immer und in allen Punkten auf Gehorsam, Etikette und Perfektion achtete dazu, jemandem wie Alisa alles, absolut alles – zwar niemals Kommentarlos - aber stets ohne spürbare Konsequenz durchgehen zu lassen.

„Vater“, entkam es ihm so beherrscht wie möglich, während Draco nur langsam seine Fassung wieder erlangte.
 

Die Blicke, die Vater und Sohn in diesem Moment einander zuwarfen wirkten nur im ersten Moment eiskalt und ohne jegliche Emotion. Doch Alisa, die beiden Malfoys in diesem Moment direkt in die Augen sehen konnte erkannte es. Sie erkannte das Funkeln von Wut, Verständnislosigkeit, Enttäuschung und…Schmerz?

„Setz dich…wir reden später, Draco!, entkam es Lucius tonlos , während seine eisgrauen Iriden nun die türkisfarbenen Seelenspiegel von Alisa suchten und fixierten.

„Komm!“, sprach er nun zu ihr und dieses Mal lag eindeutig wärme und ein Anflug von bedauern in seiner Stimme.
 

Wortlos erhob Alisa sich und trat an den Tisch. Ohne Umschweife deutete Lucius auf den Platz links von ihm während Draco schon an seiner Rechten platz genommen hatte. Wenige Minuten später traten auch die restlichen Mannschaftsmitglieder den Raum und nahmen heftig miteinander diskutierend am großen Tisch in der Mitte des Raumes platz.
 

„Diese Kimmkorn am liebsten würde ich sie…“, entkam es Adrian halblaut, währen der sich auf einen der teuren Lederstühle fallen ließ und seine Füße fast im selben Moment krachend auf dem teuren Mooreichentisch landeten.

„Pucey!“, donnerte Lucius Stimme verärgert durch den Raum. Wie oft sollte er diesem Zauberer, dem angemessene Manieren und Verhaltensweisen wohl ein Fremdwort waren, deutlich machen, dass er ein solches Verhalten in seinem Stadion einfach nicht duldete? Dennoch schien diese kurze Ermahnung sofort angekommen zu sein, denn kaum einen Augenblick später waren Adrians Füße vom Tisch verschwunden.
 

Nahtlos begann Lucius nun damit den Snakes klare Anweisungen zu geben, welches Verhalten er von ihnen im Bezug auf die Presse erwartete. Im Grunde waren diese mit nur zwei Worten zusammengefasst. „Kein Kommentar“

Das Thema Kimmkorn tat er ebenso mit wenigen Infos ab, welche mit „Anwälte“, als Schlagwort genügend Aussagekraft hatten, um allen klar zu machen, dass Lucius die penetrante Reporterin nicht einfach so davon kommen lassen würde.
 

Am Ende schildert der Teammanager den Anwesenden völlig sachlich die unschöne Situation, in welche Alisa am Nachmittag auf dem Vorplatz des Stadions geraten war. Diese Erzählung endete mit einer weiteren Anweisung, welche von Lucius jedoch so scharf und kompromisslos formuliert und ausgesprochen wurde, dass alle Mannschaftsmitglieder sofort bewusst war, wie ernst es dem Geschäftsmann damit war.
 

Ja es wirkte sogar so als sei ihm diese Anweisung wichtiger als alle anderen Verhaltensregeln die er vor wenigen Minuten aufgestellt hatte. Im Grunde war es keine Anweisung, sondern ein Befehl. Dieser Befehl lautete ganz klar: „ Miss Roy wird nicht mehr alleine gelassen. Jeder von euch trägt mit die Verantwortung, sie nach dem Training, nach jedem Spiel oder anderem Termin nach Hause zu bringen. Ich traue manchen wahnsinnigen Fans alles zu! Ich habe keine Lust vor der Meisterschaft noch weitere solche Unannehmlichkeiten zu erleben, welche Miss Roys sportliche Form beeinträchtigen könnten!“
 

Nachdem Lucius dies weitergegeben hatte deutete er, dass die Besprechung für den Großteil des Teams zu Ende war und schickte sie ohne umschweife und weitere Diskussion nach Hause.

„Draco! 10 Minuten! Mein Büro! Miss Roy kommen Sie ebenfalls mit mir dorthin. Ich habe noch etwas mit ihnen und meinem Sohn zu klären!“, erklärte er in völlig unterschiedlicher Weise den beiden Übriggebliebenen, nachdem Theo, Adrian und die anderen verschwunden waren.
 

***
 

Stunden, die letzten zwanzig Minuten waren Alisa wie mehrere lange quälende Stunden vorgekommen in denen sie im Vorraum von Lucius Büro wartete, während darin wohl eine im Grunde sehr heikle Auseinandersetzung zwischen Lucius und Draco stattfand. Kein Wort war nach außen gedrungen. Was entweder bedeutete, dass die beiden Malfoys einen Zauber gesprochen hatten oder die Selbstbeherrschung, der beiden Männer war so ausgeprägt, dass sie es trotz der unverkennbaren Wut, welche jeder, der sie ein wenig kannte, sofort in ihren Augen erkennen konnte, schafften ihre Gefühle, während ihres Gespräches, im Zaum zu halten.
 

Eine andere Frage, die ihr nicht aus dem Kopf ging war die, nach dem Grund aus dem sie selbst noch hier warten sollte. Wenn es darum ging, dass sie nicht alleine nach Hause sollte, so hätte sie sicherlich einer der Jungs oder jemand von Lucius Personal nach Hause bringen können. Auch wenn für Alisa in diesem Punkt sicherlich noch nicht das letzte Wort gesprochen war. Schließlich war sie kein kleines Kind mehr.
 

Während Alisa wartete, gingen ihr tausende Szenarien durch den Kopf, was Lucius ihr wohl sagen würde, von der fixen Idee, dass Draco seinen Vater von seinem eigenen Standpunkt überzeugt hatte und sie nun doch gehen musste, bis hin zu der Vermutung, dass er ihr noch einmal klar machen würde, dass die Grenzen zwischen ihnen unbedingt neu gesteckt werden mussten. Wobei sie letzteres eher annahm und ebenso sehen würde wie Lucius, schon allein um sich selbst und ihr Seelenheil zu schützen.
 

Endlich sprang Lucius Bürotür auf, knallte gegen die Wandvertäfelung an der Seitenwand und noch ehe die Tür vom Aufprall wieder zuschlagen konnte stürmte Draco mit eingefrorener Miene hinaus. Sein Blick war starr wich keine Sekunde nach links oder rechts, ehe er im magischen Aufzug verschwand.

„Alisa“, drang nun Lucius Stimme an ihr Ohr. Als sie daraufhin ihren Blick von der sich schließenden Aufzugtür zu ihm wand, stand dieser in der offen stehenden Tür zu seinem Büro. Sein Blick war eine Mischung aus Anspannung und Anstrengung seine Gefühle die ihn gerade ohne Zweifel Beherrschten, zu verbergen, was ihm aber dieses Mal nicht gelang.

Alisa sah Wut, Überforderung durch die Situation und…Schmerz.
 

„Mr. Malfoy?“, entkam es der jungen Sucherin, während ihre Stimme bei Lucius Blick, welcher er ihr nun zuwarf, fast gänzlich versagte.

Wie von selbst erhob sich die Quidditchspielerin und ging vorsichtig auf den blonden Zauberer zu. Ihre Blicke trafen einander und nun erkannte Alisa eindeutig den tiefen Schmerz und die Traurigkeit darin, sodass sie fast selbst so empfand. Diese Gefühle in Lucius Augen machten der jungen Hexe erst wirklich bewusst, dass auch der so stolze, stets beherrschte und unnahbare Lucius Malfoy nicht unfehlbar war. Das es Dinge gab die ihm nahe gingen, die ihn verletzten und nicht spurlos an ihm vorbei gingen.
 

„Lucius?“, flüsterte sie sanft und griff nach seiner Hand. Kaum hatte die junge Sucherin seine Hand berührt zog Lucius Alisa zu sich, ließ sich einige Schritte zurückfallen, ehe die Tür seines Büros wenige Sekunden später in ihre Angeln fiel. Nun standen sie in seinem Büro, welches nur wenig beleuchtet war. Sein freier Arm hatte sich um Alisas Hüften gelegt, seine Stirn lag an ihrer und er deutlich hörbar die Luft ein. Seine Hand löste sich von Alisas, wanderte zu ihrer Wange und kurz darauf spürte die Sucherin die seine Wärme, als er ihr sanft mit den Fingern über die Wange strich.
 

„Geht es dir gut, erkundigte sich Lucius mit kratziger Stimme, ehe der Schmerz in seinen Augen wich und Alisa Sorge, Wärme und eine Spur von Schuld in seinen klaren grauen Augen wahrnehmen konnte.

„Ja…ja mir geht es gut…ich bin es doch gewohnt, dass er so mit mir spricht…“, entgegnete sie und ein flüchtiges Lächeln, welches Lucius’ Sorge mindern sollte, legte sich auf ihre Lippen.
 

Deshalb? Hatte er tatsächlich deshalb darauf bestanden, dass Alisa auf ihn wartete? Nur um sie zu fragen, wie es ihr nach Dracos Wutausbruch ging?

„Was hat er zu dir gesagt?“ hakte der Teammanger weiter nach. Er hatte nicht alles mitbekommen und war Salazar sei Dank rechtzeitig gekommen um zu verhindern, dass Alisa mehr über seine, ihre Vergangenheit erfuhr. Wie vielen Menschen hatte er schon mit viel Geld das Maul gestopft, um seine Weste wieder rein zu waschen. Und dennoch klebten immer noch Blutreste an seinen Händen. Er hatte in SEINEM Namen gefoltert und getötet.
 

Nur wenn es nicht zu vermeiden gewesen war, aber er hatte es nun mal getan und dies konnte er auch mit all seinem Vermögen nicht ungeschehen machen. Vielleicht war es ihm deshalb so wichtig, dass Alisa nichts davon erfuhr. Vielleicht war es die Tatsache, dass Alisa ihm – im Gegensatz zu den Meisten anderen - ohne Furcht, ohne Vorurteil und ohne die Gewissheit, dass er viel Grausames geduldet und getan hatte, entgegentrat, die ihn dazu brachte Alisas Gegenwart, ihre Nähe und ihre Berührungen immer mehr zu genießen.
 

Nein, gerade jetzt in diesem Moment brauchte er ihre Nähe, ihre Wärme. Einen Menschen, den er in seinen Armen halten konnte um so den innerlichen Schmerz, welche die derzeit angespannte Stimmung zwischen ihm und Draco für eine Zeit zu vergessen. Zu vergessen, dass er zwar immer versucht hatte alles zu tun, damit es seinem Sohn gut ging und am Ende in vielen Punkten und viele Male kläglich versagt hatte.
 

„Das übliche…nichts von Bedeutung…und nichts was er mich nicht jeden Tag hören und spüren lässt…“, entgegnete Alisa auf seine Frage hin und blieb bei ihrer Antwort bewusst ungenau, während Alisa ihr Gesicht in seine Hand schmiegte und seine Blicke verständnisvoll einfing. Natürlich wusste die junge Sucherin, dass Lucius genau im Bilde war, wie Draco über sie und mit ihr sprach, was er von ihr hielt und woher diese Einstellung kam. Wahrscheinlich konnte er letzteres sogar besser ergründen als sie. Dennoch wusste sie, dass diese ganze Situation für den älteren Malfoy ganz und gar nicht einfach war. Draco war sein Sohn und dieser Unterstellte ihm, Entscheidungen zu Gunsten von Alisa zu treffen, welche er nur aufgrund ihrer „hübschen Augen“, traf. Die Tatsache, dass dieser Eindruck im Nachhinein sogar bestätigt werden könnte – auch wenn das eine wirklich nichts mit dem anderen zu tun hatte- machte die Situation nicht gerade einfacher.
 

„Ich habe ihm gesagt, dass er dir mehr Respekt entgegenbringen soll. Er weiß, dass du gut bist. Er lässt an dir Dinge aus, die eigentlich mich betreffen. Ich habe ihm klar gemacht, dass das nicht die Art ist wie ein Malfoy seine Probleme löst. Ich erwarte von ihm dass er dich in Ruhe lässt und von dir erwarte ich, dass du mir Bescheid sagst, wenn er dir weiter zusetzt. Er ist mein Sohn aber dennoch oder gerade deswegen dulde ich ein solches Verhalten nicht!“, erklärte Lucius nun ernst und seine grauen Augen ließen keinen Zweifel daran, wie ernst es ihm war.
 

„Lucius wenn du so was von ihm verlangst ist es doch selbstverständlich, dass er glaubt…“

„Auch wenn es in der derzeitigen Situation dich betrifft Alisa, geht es allgemein darum wie er sich als professioneller Trainer und Geschäftsmann zu verhalten hat…“, unterbrach Lucius die junge Hexe sofort. Darum ging es doch. Es ging nicht nur um die junge Sucherin vor ihm, in deren türkisfarbenen Iriden er gerade wieder zu versinken drohte. Es ging nicht darum, dass er selbst seinem Sohn gegenüber eifersüchtig wurde, wenn er ihn mit Alisa alleine in einem Raum vorfand, völlig ungeachtet dessen wie Draco sich ihr gegenüber verhielt und ungeachtet dessen, dass er gar nicht eifersüchtig war. Es ging auch nicht darum, dass ihr Bild immer und immer wieder in seinen Gedanken auftauchte, auch wenn er dies immer wieder gezielt zu verhindern versuchte.
 

Nein es ging einzig und allein darum die Professionalität zu wahren und das makellose Image des Unternehmens Malfoy aufrecht zu halten. Es ging nicht um Alisa. Nein verdammt, bei Merlin es sollte nicht um sie gehen.

„Ich sollte gehen…wir sollten ebenso bemüht sein wieder professionell miteinander umzugehen…das was passiert ist…sollte nicht sein…Lu…Mr. Malfoy…es macht uns…dir…ihnen nur ärger und könnte..“, begann Alisa eine unverkennbar einfache Lösung zu präsentieren doch auch dieses Mal wurde sie von Lucius unterbrochen, indem er ohne zu zögern seine Lippen auf die ihren senkte und die redselige junge Hexe zum schweigen brachte. Wenige Sekunden später fand sich Alisa in ihrem kleinen Appartement wieder, ohne das Lucius auch nur für einen Augenblick von ihren Lippen abgelassen hatte…
 

Flashback Ende
 

„Hör auf zu träumen Alisa!“, murmelte sich die Hexe selbst zu, als sie kurz die Augen schloss und sich wieder in die Realität zurückholte. Noch immer wusste Alisa nicht, was das genau war, was zwischen ihr und Lucius immer wieder aufflammte, wie ein unbemerkter Zauber oder Fluch – das konnte Alisa zum jetzigen Zeitpunkt nicht einschätzen - der sie immer wieder zusammenführte und die Nähe des anderes suchen ließ. Zumindest wirkte es so für Alisa und anders konnte sich die Sucherin diese verwirrenden Gefühle, die ihr Innerstes jedes Mal aufs Neue völlig durcheinander brachten, nicht erklären. Es ging ihr gut. In jeden Augenblick, in dem sie Lucius Nähe spürte. Es ging ihr gut, wenn seine Wärme sie umfing und sie wusste, dass sie nicht allein war. Kurzum sie war glücklich.
 

Noch immer und dies würde sich niemals ändern, wollte und konnte Alisa diesen Empfindungen, welche die Sucherin seid einigen Tagen immer wieder verwirrten und ablenkten, keine Berechtigung geben, überhaupt zu existieren. Denn es war absurd, auch nur eine für Sekunde, überhaupt in Erwägung zu ziehen, dass diese zurzeit, Phasenweise, durch die derzeitig etwas emotional aufreibenden Ereignisse und Gegebenheiten enstandenen Gefühle, wirklich existierten.

Es war ein Traum, eine Zeit in der sie anderen Dingen und Hindernissen entrinnen konnte und in diesem Moment sollte sie aufhören darüber zu grübeln, was sie im Augenblick so sehr verwirrte, wodurch sie selbst nicht mehr definieren konnte, wie sie wirklich fühlte und was sie sich einbildete zu fühlen.
 

Sanft strich Alisa dem noch immer seelenruhig schlafenden Zauberer eine seiner blonden langen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Dieses ruhte auf seiner rechten Hand. Sein linker Arm lag halb darüber und die junge Hexe musste sich wirklich zusammenreißen nicht laut zu kichern. In diesem Moment konnte man wirklich nichts von dem mächtigen stolzen Mann erkennen, welcher sich nie schwach oder verletzlich zeigte. Im Gegenteil. Lucius wirkte so, als wären diese Momente die einzigen, in denen alle Last, sämtliche Anspannung und jeder Zweifel von Lucius abfielen.
 

Seine Gesichtszüge waren friedlich, entspannt und beruhigend. Es kam Alisa sogar so vor, als lächelte er im Schlaf und dies veranlasste die junge Quidditchspielerin sich wieder zurück in die Kissen sinken zu lassen, sodass ihr Gesicht nun auf gleicher Höhe mit seinem lag.

Während die Hexe ihren Blick eigentlich auf das nun immer deutlich zu erkennende Lächeln richten wollte, zog eine Tätowierung auf Lucius Unterarm ihre Aufmerksamkeit auf sich. Vorsichtig veränderte Alisa ihre Position, um das Symbol genauer zu betrachten. „Was?...“, entkam es ihr leise, als sie erschrocken das Totenkopfsymbol mit der sich durch dessen Mund windende Schlange erkannte.
 

Weshalb hatte sich Lucius, der in so vielen Dingen auf Perfektion und seriöses Aussehen achtete ein solch finsteres und dunkel wirkendes Symbol auf seinen Arm tätowieren lassen. Ein ungutes, beklemmendes Gefühl vertrieb in diesem Moment alle Ruhe und alle guten Gefühle in ihrem Innern. In ihren Kopf schienen viele vergangene Erinnerungen auf einmal abzulaufen und in einer kurzen Sequenz flackerte dieses unsagbar dunkle Symbol in diesen Erinnerungen auf. Sie kannte es….sie hatte es irgendwann, irgendwo schon einmal gesehen. Alisa wusste nicht mehr wann das gewesen sein sollte. Sie war sich sogar sicher, dass sie diesem Symbol noch nie bewusst begegnet war. Aber dennoch sie wusste, sie war sich sicher, sie hatte es schon einmal in ihrem Leben gesehen und noch etwas wusste sie, diese Erinnerung war keine Erinnerung an ein freudiges Erlebnis in ihrem Leben gewesen.
 

Noch ehe Alisa eine Entscheidung treffen konnte, wie sie reagieren sollte, wie sie mit diesem Gefühl umgehen sollte, welches im völligen Zwiespalt zu dem stand, was sie eigentlich empfand oder besser zu dem was sie vor wenigen Minuten noch empfunden hatte, blickte sie in die stahlgrauen Augen von Lucius. Dieser erkannte schon nach wenigen Sekunden, dass Alisa etwas beschäftigte. Was war los? Hatte sie schlecht geträumt? Langsam richtete er sich ein wenig auf und fixierte Alisas erschrockenen unsicheren Blick. „Was ist los, Liebes“, entkam es ihm mit ruhiger Stimme und wollte eine Hand an ihre Wange legen, als Alisa nach seinem Arm griff und ihn davon abhielt. Mit zitternder Hand drehte sie diesen Arm so, dass sein dunkles Mal deutlich zu sehen war. „Was hat das zu bedeuten…?“, entkam es ihr nun mit gebrochener Stimme und Lucius Blick folgte einer Träne, welche über ihre Wangen rann und nun auf seinen Arm tropfte…tbc.



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