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Screw faith - Und plötzlich bin ich Ninja

von

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Ich nicht wissen, ich nur Putzfrau

Ich weiß nicht, was ich erwartet habe.
 

Was ich mir erhofft habe.
 

Vielleicht habe ich innerlich darauf gehofft, dass es tatsächlich so, wie in diesen Fanfictions abläuft, wo irgend ein overpowerter Own Charakter in die Narutowelt gesetzt wird, alle Bösen und auch die Guten in null-komma-nichts um den Finger wickelt, doch die Wahrheit ist:
 

Ich bin nicht overpowert.
 

Und jemanden um den Finger wickeln tu ich schon gar nicht.
 

Eigentlich sitze ich seit einer halben Stunde nur da, mit apathischer Miene auf den Dielenboden starrend, heiße Tränen fließen über meine Wangen, tropfen auf meinen Schoß, auf meine verkrampften Hände und immer wieder durchzuckt meinen Körper ein Schütteln, wenn ich auf schluchze.
 

So verrückt meine Geschichte auch hat klingen müssen, denn, da ich selber absolut keinen blassen Schimmer habe, was genau hier eigentlich gerade vor sich geht, habe ich mich dazu entschlossen Pein und Obito einfach die Wahrheit zu erzählen.
 

Auch, wenn sie mir nicht zu glauben scheinen, was ich ihnen, beim besten Willen, nicht zu verübeln weiß, von einer Sache konnte ich sie mit Sicherheit überzeugen:
 

Ich stelle absolut keine Bedrohung dar.
 

Nada.
 

Niente.
 

Aber nicht in tausend Jahren.
 

Ein weiteres Mal heute ich auf, was mit einem strengen Blick Obitos beantwortet wird, der offenbar langsam die Nerven verliert.
 

Die Tatsache, dass ich ihnen erzählt habe, ich käme aus einer anderen Welt, schien beide relativ unbeeindruckt zu lassen, aber nun gut, ich rede hier mit Leuten, die aus der Ferne, insgesamt sieben tote Körper kontrollieren können, oder sich von A nach B und anschließen nach Z und Y beamen.
 

Offenbar scheinen „ferne Welten“ das geringste Problem zu sein und auch, dass sie in dieser lediglich als Comic-Figuren auf den Plan treten und bekannt sind, schien sowohl den Uchia, als auch den Rinneganträger verhältnismäßig egal zu sein.
 

Stattdessen fragten sie mich, ob es noch weiter „Universell-Wissende“ wie mich gäbe, wo diese zu finden wären und ob sie auch hier wären.
 

Auf alle Fragen konnte ich jediglich mit einem Schulterzucken reagieren, was bei den Zwein schnell den Verdacht aufkommen ließ, ich würde „meine Leute“ decken wollen.
 

Beinah hätte ich darüber gelacht, wäre die Situation nicht so gruselig und ich nur mit heulen beschäftigt, denn hätte ich die Möglichkeit würde ich Akatsuki nur zu gerne den Leuten aus meiner Klasse auf den Hals hetzen, oder den bescheuerten Jungs aus meinem Handball-Team.
 

„Ich glaube sie lügt.“
 

Immer wieder höre ich solche Satzfetzen aus dem gedämpften Gemurmel Eins und Obito zu mir dringen und jede Mal läuft es mir eiskalt den Rücken runter.
 

Aber was hätte ich denn sagen sollen?
 

Dass ich eine Kunoichi aus dem Dorf Konohagakure bin?
 

In diesem Fall wäre ich tot gewesen, noch bevor ich überhaupt einen Punkt hätte machen können.
 

Oder, dass ich hier bin unter dem Vorwand, mich der Organisation anzuschließen?
 

Selbst wenn das geklappt hätte, hätten sich mich doch zumindest testweise gegen eines ihrer Mitglieder antreten lassen und auch das hätte meinen sicheren Tod bedeutet.
 

Wimmernd beiße ich mir auf die Lippe.
 

Ich kann ehrlich nicht sagen, was mich mehr trifft, die Tatsache, dass ich offenbar verrückt geworden bin, dass mich meine chronische Einsamkeit dazu gebracht hat, dermaßen zu fantasieren, dass ich mich jetzt zwischen meinen liebsten Anime-Charakteren wiederfinde, oder aber, dass Letztere überhaupt nicht so sanftmütig, aufbauend und liebevoll handeln, wie ich es mir immer auszumalen pflegte.
 

Hier ist nichts so, wie in meiner Fantasie, oder in den Doujinis, oder Fanfictions.
 

Diese Männer würden mich ohne mit der Wimper zu zucken töten und sich vermutlich unterm Strich nur darüber Gedanken machen, wer die Sauerrei nun wegzumachen habe.
 

„Du möchtest also nicht reden.“
 

Mit einem Mal wirbelt Pein herum, mustert mich wütend und ich zucke inständig zusammen.
 

„Ich habe euch alles gesagt.“ , antworte ich mit kratziger Stimme, wage es nicht, den Augenkontakt zu unterbrechen, doch letzen Endes knicke ich unter der strengen Miene ein, schaue betretend zu Boden.
 

Ein weiteres Mal schluchzte ich.
 

„Lüg nicht.“
 

„Ich lüge nicht, wirklich, ich…“
 

„Du kannst uns jegliche Details über unsere Organisation nennen und behauptest zudem, es gibt mehr von deiner Sorte?“ , beginnt Pein, macht einen ausladen Schritt auf mich zu.
 

Ich weiche ein Stück nach hinten.
 

„Wo sind sie und für wen arbeitest du?“ , wiederholt er die Frage, die mir seit einer guten halbenStunde bereits in den Ohren klingelt.
 

„Ich arbeite für niemanden, ich bin kein Ninja, ich, … ich…“ Erneut beginne ich unkontrolliert zu weinen und zu zittern, „Ich will doch einfach nur nach Hause, … zu meinen Eltern, zu…“
 

„Schweig!“
 

Abrupt bleibt der Leader vor mir stehen, zieht dann ein Kunai aus seiner Beintasche.
 

„Selbst wenn du die Wahrheit sagst, kann ich dich mit diesem Wissen unmöglich gehen lassen.“
 

Wie erstarrt blicke ich auf das Kunai.
 

Mein Kopf ist wie leer gefegt.
 

„Nein, … nein, bitte!“
 

Ich schreie, weine, flehe, alles zur selben Zeit.
 

Verzweifelt blicke ich zu Obito, welcher mich mit einem Ausdruck in den dunkle Augen mustert, den ich beim besten Willen nicht zu deuten weiß.
 

Er scheint angestrengt nach zu denken.
 

Pein macht einen weiteren Schritt auf mich zu und jaulend, wie ein verletztes Wolfsjunge, rutsche ich über die Matratze zurück, doch noch bevor der Rinneganträger mich packen kann, schreitet Obito dazwischen.
 

„Warte, Nagato.“, beschließt rund augenblicklich lässt Pein von mir ab.
 

Wie versteinert hocke ich da, mir ist schwindelig von dem ganzen Adrenalin, welches non-stop durch meinen Venen gepumpt wird.
 

Mein Herz klopft mir bis zum Hals und bei dem Gedanken an meine Eltern, Oma, Freunde und meinen Hauskater schnürt es mir die Kehle zu.
 

Ich will doch nur nach Hause, …
 

Mehr will ich doch gar nicht.
 

Ich würde niemandem was tun, so bin ich nicht.
 

„Was meinst du?“ Irritiert blickt Pein sich um, doch Obito schreitet kopfschüttelnd zu uns.
 

„Ich meine, wir lassen sie am Leben.“ Er wirft mir einen prüfenden Blick zu, wendet sich dann an Pein, „Vorerst. Wenn das stimmt, was sie sagt, dann stellt diese fremde Welt möglicherweise eine Bedrohung dar und wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob nicht noch mehr ihresgleichen in Unsere gelangt sind und von welchen Allianzen diese aufgegriffen worden sind. Im Moment sehe ich keine andere Möglichkeit, als sie hier zu behalten und als Informationsquelle zu gebrauchen.“
 

„Aber sollte sie noch Verbündete haben, so werden diese sicher nach ihr suchen.“, überlegte Pein laut, worauf Obito allerdings auch zu antworten wusste: „Sollte sie Verbündete haben, die sich mit den, wie sie es nennt, guten Shinobis zusammen getan haben, werden diese ohnehin nach uns Ausschau halten. Ob sie hier ist, oder nicht, wird daran nichts ändern, für uns allerdings macht es einen Unterschied, wenn wir sie erstmal hier behalten.“
 

Pein nickt verstehend, wirft mir einen flüchtigen Blick zu.
 

In mir zieht sich alles zusammen.
 

Und insgeheim wünsche ich mir, dass mich doch vielleicht Naruto und seine Freunde lieber hätten finden sollen, die wären mit Sicherheit was gastfreundlicher gewesen,…
 

„Hier behalten?“ , wiederholt Pein verblüfft, „Du meinst,…“
 

„Hier in Amegakure, ja. Wenn sie uns schon sonst keinerlei Dienste erbringen kann, dann soll sie sich eben so lange um die hier rastenden Mitglieder kümmern und deren Anliegen. Außerdem ist somit immer jemand in Reichweite, der sie im Auge behält, eine andere Möglichkeit sehe ich im Moment nicht, Nagato.“
 

Angesprochener nickt, für ihn scheint das Sinn zu ergeben, nur ich selbst kann mir bislang keinen Reim darauf machen, doch Fragen zu stellen traue ich mich nicht, denn die sind mit Sicherheit nicht erwünscht.
 

Das heißt also, sie lassen mich am Leben, weil ich ihnen möglicherweise ich nützlich sein könnte, … aber was ist, wenn ich das nicht kann?
 

Immerhin habe ich ihnen alles gesagt, was ist, wenn sie das merken.
 

Ist das einfach nur ein aufgeschobenes Todesurteil und was soll das bedeuten, ich habe mich um die Anliegen der Mitglieder zu kümmern?
 

Das erste Mal, seit gefühlten Stunden, wendet sich Obito nun direkt an mich und ich kann absolut nicht einschätzen, was unter dem dunklen Haarschopf vor sich geht.
 

„Du hast es also gehört, wir lassen dich leben, heute ist dein Glückstag.“
 

Ich schlucke.
 

Also, dass ist eine sehr optimistische Formulierung.
 

„Sag mir nur, was kannst du?“
 

Ich muss ausschauen wie ein Auto, wie ein kleiner, alter VW-Käfer, so perplex, wie mich diese Frage werden lässt.
 

Was ich kann?
 

Worauf bezieht sich das?
 

„Ich, äh,…“ , beginne ich, doch prompt fällt mir der Uchiha ins Wort: „Kochen, Wäsche waschen und putzen sollte dich ja kaum überfordern.“ , bestimmt er und zaghaft nicke ich, sowie ich bemerke, dass er auf eine Reaktion von mir wartet.
 

Soll ich, … soll ich etwas ihre Putze werden?
 

Das läuft ja absolut aus dem Ruder, in den Fanfictions würden sie einen jetzt zumindest der Kampfkunst unterweisen, aber danach scheint Akatsuki derweilen offensichtlich nicht der Sinn zu stehen.
 

Stattdessen soll ich sie bekochen und den Haushalt schmeißen, na, hat man sowas schon gehört?
 

„Was ist mit der Heilkunst, bist du vertraut mit allgemeiner Medizin? Kakuzu und auch Sasori können Wunden und Verletzungen behandeln, aber von Zeit zu Zeit kommt es vor, dass ein Mitglied innerlich erkrankt. Vor allem Itachi, aber auch Deidara werden zu dieser Jahreszeit immer wieder von Erkältungen und Grippen heimgesucht. Kannst du damit umgehen?“, möchte er wissen und ich nicke, obwohl ich nicht denke, dass ich eine große Hilfe sein werde.
 

„Ich hab mal einen erste Hilfe-Kurs gemacht.“, sage ich leise.
 

Obito hebt verwirrt eine Braue, hat offensichtlich keinen Schimmer, was ich ihm damit zu sagen versuche und etwas selbstbewusster füge ich an: „ Ich kenne mich ein bisschen aus, aber alles was ich weiß, ist aus dem Bio-Unterricht, oder von youtube, ich denke nicht, dass ich jemanden heilen kann,…“
 

„Aber Tee kochen und Fieber messen kriegst du hin?“, dieses Mal ist es Pein, der spricht und er klingt beinah etwas genervt.
 

Ich nicke schüchtern.
 

„Na, das ist ja immerhin etwas.“, stöhnte Obito auf.
 

Auf die beiden muss ich echt bedeppt wirken und tatsächlich schäme ich mich kurz, dafür, … kein Ninja zu sein.
 

Oder überhaupt irgendwas zu sein, zu können, …
 

„Sag Konan, sie soll ihr das Hauptquartier zeigen und sie kann eines der hinteren Zimmer beziehen.“ , brummte Obito nach einer Weile, während er das vernarbte Gesicht wieder hinter seiner Maske verschwinden lässt.
 

„Sie soll sich so gut es geht nützlich machen und vor allem nicht im Weg rumstehen, Sasori wird deine Missionen übernehmen und du wirst dich um meine Aufgaben kümmern, solange wie ich nach weiteren Informationen schauen werde. In der Zwischenzeit kann sie sich um Deidara kümmern, wenn der Kerl nicht langsam mal wieder auf die Beine kommt, geraten wir vollkommen in Verzug.“
 

Pein nickt.
 

„Wie du wünscht.“
 

Mit einem Kopfrucken bedeutet er mir auf zustehen und auf zitternden Beinen folge ich ihm zur Tür, mir ist so schwindlig, ich wundere mich, wie ich es schaffe gerade aus zu gehen und bete, dass man mir zumindest kurz Zeit gibt, mich aus zu ruhen, doch mir schwant, das darauf absolut keine Rücksicht genommen wird.
 

Zu keiner Zeit.
 

Ein letztes Mal blicke ich über die Schulter zurück, zu Obito, welcher mir nachdenklich hinterher schaut und hastig folge ich Pein, welcher in den Schatten der Korridore beinah komplett verschwunden ist.
 

Die komplette Architektur konnte ich noch nicht erfassen, wohl aber leuchtet es mir ein, das wir uns wohl in einer Art Hochhaus befinden müssen.
 

Draußen regnet es wie in Strömen und ich kann schemenhaft, durch den dickten Neben die Umrisse einer japanischen Stadt erkennen.
 

Vereinzelte Leuchttafeln, Schriftzeichen und Stromleitungen, die über die Häuser gespannt sind.
 

Durch ein schmales Treppenhaus gelangen wir zu den oberen Etagen, ganz unten scheint nur Hinan sein Zimmer zu haben, genau so wie Sasori seine Werkstatt, der Lärm würde die restlichen Mitglieder nur stören, hatte Pein es mir kurz erklärt und damit eigentlich alles gesagt.
 

Ein bisschen entspanne ich mich, sowie wir den oberen Flur erreichen, der um einiges wohnlicher und auch etwas einladender wirkt.
 

Dicke Bambusmatte knirschen unter meinen Füßen und ein paar alte Malereien aus der Edo-Zeit verzieren die niedrigen Wände, die durch fahles Kerzenlicht angeleuchtet werden.
 

„Das da, … „ Pein bleibt stehen, deutet auf die hinterste Tür, die am Ende des langen Flures liegt, „Ist dein Zimmer. Ich werde Conan zu dir schicken, sie wird dir alles zeigen. Morgen wirst du früh aufstehen, für Deidara und sie etwas zu Essen machen. Die restlichen Mitglieder sind auf Mission, Itachi und Bisame werden in drei Tagen zurück sein, wenn alles nach Plan läuft. Du wirst ihren Wünschen und Anforderungen widerstandslos nachkommen, haben wir uns verstanden?“ , knurrt er und ich nicke hastig.
 

„Ja.“ , fiese ich, möchte eigentlich noch so viel mehr sagen, doch ich bringe keinen weiteren Ton heraus.
 

„Dann geh jetzt.“ , entlässt der Leader mich und gehorsam schlurfe ich gen „meines“ Zimmers, um den großen, flachen Tisch, um welchen ein paar Sitzkissen verteilt sind, herum, bis zu meiner Tür.
 

Auf dem Absatz werfe ich einen letzten Blick zurück, in den finsteren Gang.
 

Ich bin alleine.
 

Pein ist verschwunden.
 

Seufzend betrete ich mein Zimmer.
 

Viel ist nicht drin vorhanden, ein, in die Wand eingelassener Schrank mit Schiebetür, davor, ebenfalls auf dicken Bambusteppichen, liegt eine Schlafmatte.
 

Ein kleiner, flacher Tisch in der Mitte des Raumes und ein paar Kleiderbügel an der Garderobe.
 

Unschlüssig lasse ich mich auf eines der Sitzkissen sinken, fahre mit den Fingerkuppen nachdenklich über das weiche, helle Holz des Tisches.
 

Was ist passiert?
 

Auch, wenn ich zuerst noch glaube, ich würde träumen, so muss ich mir inzwischen eingestehen, doch mehr als wach zu sein, zudem scheine ich nicht verrückt geworden sein, … zumindest fühle ich mich so.
 

Obwohl das jeder Verrückte von sich behaupten würde und wer wusste schon, ob ich nicht vielleicht jetzt gerade, in diesem Moment, in einer Zwangsjacke und mit Sabber vor dem Mund, in einer Gummizelle hocken tat und meine Eltern beide verzweifelt, durch ein kleines Fenster, einer dicken Stahltür, zu mir hinein schauten und sich fragten, warum es nur so kommen musste.
 

Aber alles hier fühlte sich so real an, …
 

Der Tisch, der Duft von draußen, das Prasseln des Regens.
 

Vielleicht, aber auch nur vielleicht, passierte das hier gerade wirklich.
 

Kurz muss ich an die Viele-Welten-Theorie denken, aus dem Philosophieunterricht und an das Zitat meines Lehrers, dass vielleicht in irgendeinem Paralleluniversum tatsächlich Superman durch die Lüfte saust, oder Freddy Krüger Jagd auf unschuldige Schlafende macht.
 

Kann es denn sein, dass das hier vielleicht tatsächlich eines dieser Paralleluniversen ist?
 

Aber selbst wenn dem so sein sollte, stellt sich immer noch die Frage wie ich hier hergekommen bin und irgendwie scheint mir all das trotz dessen keine zufrieden stellende Begründung.
 

Lange Zeit darüber zu grübeln bleibt mir jedoch nicht, denn im nächsten Moment wird bereits die Tür geöffnet, eine junge, hübsche Frau, mit goldenen Augen, blasser, reiner Haut und blauen Haaren, die zu einem hübschen Dutt zusammengebunden sind, steht auf der Schwelle.
 

Ich erschaudere kurz, denn Conan wirkt nicht nur damenhaft und anmutig, sondern scheint zudem um einiges entspannter, als die Mitglieder, die ich bereits kennen lernen durfte, schenkt mir sogar ein verhaltenen Lächeln.
 

„Hallo Flora.“, begrüßt sie mich, schließt die Tür dann hinter sich und kommt zu mir, legt einen Stapel geladener Garderobe vor mir, auf der Tischplatte an.
 

„Ich hoffe, die Größe stimmt, ansonsten werde ich mich die Tage darum kümmern für dich passende Anziehsachen zu besorgen.“ , erklärt sie und zaghaft lächelnd ziehe ich die Kleidungsstücke auseinander, erkenne, dass es sich dabei um einen
 

mittellangen Yukata, Untergaderobe und Overknees handelt, dazu Shinobisandalen.
 

Ich schlucke kurz, denn auch wenn es eigentlich nur das kleine Stück Oberschenkel ist, ist dass doch verhältnismäßig viel Haut, die ich damit zeigen werde.
 

Als ob meine Selbstzweifel jetzt gerade meine größte Sorge wären, doch trotz alle dem bedanke ich mich artig bei Konan, immerhin will ich es mir mit ihr nicht auch noch verscherzen.
 

„Passt.“ , druckse ich gequält hervor, lache dann gekünstelt, denn die Schnüren des Yukawa drückt sich in meinen Bauch und erschwert mir das Atmen um einiges.
 

Aber wer braucht schon Sauerstoff?
 

Vielleicht falle ich einfach tot um.
 

In meiner jetzigen Lage vielleicht nicht die unvorteilhafteste Wendung.
 

Aber vermutlich würden sie mich dann durchs Edo Tensei zurück holen, … Murphys Law.
 

Vermutlich nur eine Frage der Zeit.
 

Konan hat sich der weilen auf zur Tür gemacht, wirft mir einen fragenden Blick über die Schulter zu und stumm folge ich ihr, lasse mich von ihr durch den Flur, in eine große, geräumige Küche leiten, welche an den Wohnbereich anknüpft.
 

Einladend und gemütlich ist zwar etwas anderes, dennoch weniger schlimm als zu Beginn noch angenommen.
 

Auch ist es hier etwas wärmer und durch die großen, langen Fenster auf der rechten Seite kann ich die Skyline Amegakures erkennen, kein Zweifel.
 

Ich befinde mich im Dorf, das versteckt im Regen liegt.
 

Ich lasse mir alles zeigen, wo sich die Kochutensielien befinden, das Putzzeug, erklären welches Mitglied welcher Allergie auf welches Essen hat und bin überrascht, dass ich es doch mit relativ schwachen Immunsystemen zu tun zu scheinen habe.
 

Dennoch verliere ich über meine Verwunderung kein Wort, stelle nur dann Fragen, wenn ich glaube, dass es tatsächlich notwendig ist, denn obwohl ich absolut nicht einschätzen kann, was hinter der hübschen, blassen Stirn Konans vor ich geht, so schüchtert mich ihr anmutiger Habitus doch mehr ein, als ich vielleicht zugeben möchte.
 

Eigentlich schüchtert mich alles hier ein und ich muss mich konzentrieren nicht ab Undank abzudriften und mich erneut in Selbstmitleid und Ängsten zu suhlen, immerhin sollte ich mir in der nächsten Zeit erstmal keinen Fehltritt erlauben.
 

Nicht, wenn mir mein Leben lieb ist.
 

Mir wird das Putzzeug gezeigt, die Waschräume und zu guter letzt der Schrank mit den Tränken, Bandagen und sonstiger Medizin.
 

Absolut nichts davon ist mir ein Begriff und ich sehe schon kommen, wie einen von ihnen Ketamin und Xylazin als Hustenmittel versuch unter zu jubeln und so wie ich das mitbekommen habe, wird Deidara mein erstes Opfer sein.
 

Deidara.
 

Ein bisschen nervös werde ich schon bei dem Gedanken in wenigen Minuten diesem explosiven Tunichtgut gegenüber zu treten.
 

Auch wenn ich ihn in der Serie immer gemocht habe, so scheint er mir doch eher zu der Sorte Mensch zu gehören, die für meine eigene Unsicherheit herzlich wenig Verständnis aufbringen können.
 

Ich seufze, lasse mich von Conan zurück in die Küche dirigieren, versinke unter dessen bereits wieder in meinem Mitleidsstrudel.
 

Auf dem Weg nach Atlantik.
 

Ganz, ganz, ganz weit und tief runter geht es da, …
 

Jeden Tag, den ich in der Klasse gesessen habe, mich bemüht die gehässigen Kommentare meiner Mitschüler zu überhören, oder wie ich ganz alleine auf einer Bank, auf dem Schulhof mein Pausenbrot gemümmelt habe, träumte ich mich in diese Welt.
 

Ein Mitglied der Akatsuki zu sein erschien mir als diaultimative Ausflucht aus meinem grauen Alltag.
 

Meine Eltern die stets meckerten, ich solle mal raus gehen, mich endlich wie ein „normaler Teenager“ verhalten und nicht nur vor dem Laptop hängen.
 

Doch wie, wenn ich nie auf Partys eingeladen werde?
 

Wenn alle vom Wochenende schwärmen, wo sie zusammen in diesem und jenem Club feiern waren, auf diesem und jenem Geburtstag getanzt haben, wie, wenn ich einfach nicht dazu gehöre?
 

Gehasst zu werden ist eine Sache.
 

Aber einfach übergangen zu werden und das jeden verdammten Tag, lässt irgendwann zu, dass sich ein schwerer, anhänglicher Dämon auf deinen Schultern niederlässt, der sich Selbstzweifel nennt.
 

Die anderen Mädchen mit ihren langen, blonden Haaren, den engen, hochgeschnittenen Hosen und den lässigen Coop Tops waren immer so selbstbewusst und locker und cool, dass ich neben ihn unterging, jeden Tag sank ich ein kleines Stückchen mehr.
 

Und alles was mir blieb, waren meine Cosplays, meine Fanfictions und meine Doujinis.
 

Meine Welt in die ich mich seit jeher zu flüchten versuchte und nun war ich - durch die unerklärlichsten Zufälle - offenbar tatsächlich hier gelandet und mit einem Mal hatte ich so viel Angst wie noch nie, das mich jemand nicht mögen konnte.
 

Denn dann hätte ich gar niemanden mehr.
 

Dann hätte ih keinen Ort mehr, an dem ich mich wohl fühlen könnte.
 

Ich hätte keinen Fels in der Brandung mehr, ich wäre ganz alleine, in dieser Welt, in der mich alle verachten.
 

Wenn sie mich denn überhaupt bemerken.
 

Inzwischen am ganzen Leibe zitternd, sind wir in die offene Küche zurück gekehrt, Konan hat ihre kurze Einführungsrede beendet, die ich zum Schluss nur noch halb mitbekommen habe und mustert mich nun erwartungsvoll.
 

Unsicher blinzle ich ihr entgegen.
 

„Ja?“ , murmle ich leise, traue mich kaum ihr in die waren Augen zu schauen, bemühe mich deswegen unauffällig an ihr vorbei zu schielen.
 

„Es wäre lieb, wenn du Deidara noch einen Tee bringst, oder was zu trinken. Danach kannst du dann eigentlich auch schlafen gehen.“ , überlegt sie und deutet dann mit dem Kinn in Richtung des Wasserkochers.
 

Ich nicke, hauche ein „In Ordnung.“ und mache mich dann gleich dran Wasser auf zu setzten, während Konan langsam zurück zur Tür geht.
 

„Zweites Zimmer direkt.“ , weißt sie mich noch drauf hin, auch an der richtigen Tür zu klopfen, dann ist sie verschwunden.
 

Mit zitternden Händen gieße ich das dampfende Wasser über das mit Kräutern gefüllte Sieb, lasse den Tee wenige Minuten ziehen und starre mit apathischem Blick in den aufsteigenden Dampf.
 

Leise seufzend stelle ich den heißen Becher schließlich auf einem kleinen Untersetzer ab, schlurfe damit nach draußen, auf den Flur und klopfe zaghaft gegen die hölzerne Tür.
 

Ein paar Sekunden warte ich, doch keine Antwort.
 

Ich klopfe noch einmal.
 

Immer noch keine Reaktion.
 

Unsicher schaue ich mich um, doch weder Conan noch Obito, oder Pein scheinen in Sichtweite und was soll ich jetzt machen?
 

Einfach reingehen?
 

Was, wenn Deidara genau so gastfreundlich wie Hidan ist?
 


 

Nach wie vor unsicher drücke ich die Klinke hinunter.
 

In dem dahinterliegende Raum ist es beinah komplett dunkel, nur das schummrige Licht von draußen, lässt grobe Umrisse erkennen.
 

Das Fenster ist gekippt, der Regen kaum überhörbar.
 

Vorsichtig mache ich ein paar erste Schritte, räuspere mich, doch mehr bringe ich nicht heraus.
 

Nach einer Weile gewöhnen sich meine Augen an die Finsternis, ich kann einen großen Schrank erkennen, der halb geöffnet ist, und dessen Inhalt ausschaut, als wäre er einmal komplett rausgerissen und dann umliebevoll wieder hinein gerpröfft worden, die Hälfte der Klamotten liegt aber ohnehin auf dem Boden verteilt.
 

In der Mitte des Raumes befindet sich, so wie in meinem Zimmer, ein kleiner flacher Tisch, übersät mit Zeichnungen, Stiften, Anspitzresten und vereinzelte kleine Lehmskuplturen stehen zwischen den Blättern.
 

Die Härchen in meinem Nacken stellen sich aus, … das alles lässt keinen Zweifel zu.
 

Auf leisen Sohlen schleiche ich zu dem Tischchen. stelle sanft den Tee, samt Teller auf dem Boden davor ab, um auch bloß nichts versehentlich etwas über die Zeichnungen zu vergießen und fahre dann neugierig mit den Fingerspitzen über die glatte Oberfläche der Lehmvögel und - Spinnen.
 

„Wow.“ , entfährt es mir leise, als mir die kleinen Details, wie feine Maserungen und Federdetails ins Auge springen und kurz vergesse ich alles um mich herum, muss tatsächlich etwas schmunzeln, als ich dann die vielen „Kunstwerke“ der unzähligen Deidara-Cosplayer denke, die nicht im entferntesten an diese Arbeit hier herankommen.
 

Ich merke gar nicht, wie es im Bett, hinter mir, auf einmal kurz raschelt und ein blonder, verstrubbelter Haarschopf sich auf aus den Decken hervor wühlt.
 

Auch das energische Zungenschnalzen ignoriere ich gekonnt, zu fasziniert bin ich nach wie vor von dem kleinen Tonvogel.
 

„Pfoten weg, mh.“, knurrt es auf einmal mit belegter Stimme hinter mir und um ein Haar, hätte ich das kleine Täubchen fallen lassen.
 

Mit klopfendem Herzen stelle ich es zurück, an seinen rechtmäßigen Platz, drehe mich dann langsam um.
 

„Wer bist du, nh?“ , möchte der junge Mann wissen, mustert mich abschätzig mit den hellen, grau-blauen Augen, die selbst aus den Schatten heraus zu strahlen scheinen.
 

Für einen kurzen Moment bin ich sprachlos, starre ihn einfach nur an, der nackte, trainierte Oberkörper, die Nähte des Mundes, auf seiner Brust, die sich unter und über seiner Haut herziehen, das lange, füllige, honigblonde Haar und dieses Gesicht.
 

Es jagt mir einen warmen Schauer über den Rücken.
 

Man erkennt eindeutig, dass es ein Mann ist und dennoch sind seine Züge so weich und hübsch, beinah etwas androgyn.
 

„Ähm ,… Konan hat gesagt, … Konan hat gesagt, ich soll dir Tee bringen.“, sage ich leise und misstrauisch zieht Deidara eine Braue hoch.
 

„Und das du krank bist.“ , füge ich schüchtern an.
 

„Mh.“ , schmollend lässt sich der Künstler zurück in die Kissen sinken und ich erhebe mich vorsichtig, schlurfe dann samt Tee zum Kopfteil seines Bettes und lächle dem Blonden zaghaft entgegen.
 

„Hier, … ähm, …“ Nervös stelle ich den, nun nicht mehr ganz so heißen, Becher, auf dem Nachttisch neben dem Bett ab, möchte mir gerade ein Herz fassen und erklären, wer ich denn bin und warum ich so ungefragt hier hineinspaziert komme, um nicht im nächsten Moment in einem grandiosen Feuerwerk dahin zu gehen,…
 

Wie gesagt, vielleicht nicht das Schlechteste, was mir passieren kann.
 

Doch bevor ich etwas sagen kann, fällt mir Deidara ins Wort: „Was für Tee, nh?“, möchte er wissen und verwirrt schaue ich ihn an.
 

„Was,… ähm,…“, beginne ich, doch er brummt nur etwas unverständliches.
 

„Wenn das Salbei ist, dann will ich ihn nicht.“
 

Mir klappt die Kinnlade runter.
 

„Ich ihm ,… … das ist, das ist kein Salbei.“, erinnere ich mich an die Kamilleblüten, die ich anschließend aus dem Sieb geklopft habe.
 

Deidara wirft mir einen flüchtigen Blick zu, rollt sich dann auf die Seite und streckt mir die Hand entgegen.
 

Kurzfristig bin ich irritiert, bis ich begreife, dass ich ihm wohl den Becher reichen soll.
 

Der sich nur wenige Zentimeter neben ihm befindet.
 

Was für eine Prinzessin.
 

„Vorsichtig, es ist heiß.“ , warne ich, reiche ihm dann den Tee, was er nur mit einem genervten Augenrollen beantwortet.
 

„Ich bin nicht dumm, aber danke.“
 

Ich beherrsche mich, nicht die Brauen zusammen zu ziehen und aus irgendeinem Grund erinnert mich Deidara ein wenig an die Mädchen aus meiner Klasse.
 

Die mit den hochgeschnittenen Hosen und den kurzen Tops, die sich aufführen wie die Könige, aber am Ende verzeiht es ihnen jeder, weil sie im entschiedenen Augenblick auf „niedlich“ umschalten können und irgendwas sagt mir, dass Deidara ganz genau so ein Mensch ist…
 

„Schmeckt?“, frage ich nach einem unangenehmen Moment des Schweigens und langsam nickt der Blonde, ohne mich dabei auch nur eines Blickes zu würdigen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  lula-chan
2018-12-27T17:56:49+00:00 27.12.2018 18:56
Ein tolles Kapitel. Gut geschrieben. Gefällt mir.
Oh Mann. Na das geht ja echt super für Flora weiter. Nicht.
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht, und freue mich auf das nächste Kapitel.

LG


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