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Hunting Magic

von

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Verlorene Heimat

Das Fahrzeug rollte durch die abendlichen Straßen Japans. Umso näher sie dem Wohnhaus kamen, umso angespannter wurde der weibliche Fahrgast. Sie wollte nicht hier sein. Lieber wäre sie in London geblieben. Ihrer Heimat. Zwar mögen sie und ihr Bruder hier geboren sein, aber England war ihr zu Hause geworden.

Von Heute auf Morgen hatte sie all ihre Freunde, die Schule und ihre Pläne verlassen müssen. Alles nur, wegen ihres Vaters. Sie hasste ihn dafür. Mit 17 Jahren, zwar schon aus der nervigen Pubertät hinaus gewachsen, war es dennoch ein normales Gefühl für eine junge Frau, dem Vater die Schuld in die Schuhe zu schieben und all die Abneigung einer Stadt gegenüber auf jenen abzuwälzen.

„Zieh´ nicht so ein Gesicht, Yuri.“, der Bruder schenkte ihr ein Lächeln. „Es wird dir hier gefallen.“

Die Schwester rollte mit den Augen, sah wieder hinaus in die beleuchtete Stadt: „Du hast leicht reden. Du kennst hier wenigstens schon ein paar Leute.“

Saguru beugte sich zu ihr: „Freunde zu finden, das war doch noch nie dein Problem.“

In dem Fall hatte ihr Bruder recht. Die Zwillinge waren beide aufgeschlossene Persönlichkeiten und sie standen beide gern im Mittelpunkt. Saguru eher mit seiner Tätigkeit als Oberschülerdetektiv, Yuri für ihre Blog Einträge über das das Leben in London. Sie seufzte, als ihr klar wurde, dass dieser Blog gestorben war.

Hallo `Das Leben in Japan`.

Yuri nippte an ihrem Kaffee Becher und warf Saguru einen mahnenden Blick zu, als sie die leichte Brise in ihren langen, blonden Haaren spürte.

„Kannst du den Falken nicht in einen Käfig sperren?“

Saguru streichelte dem Federvieh über den Kopf: „Er hat einen Namen.“

„Weiß ich. Interessiert mich nur nicht.“

„Mir gefällt es nicht, wenn du so bist.“

Sie zuckte mit den Schultern: „Lass mich sauer sein, wenn ich es sein will, Saguru.“

Er legte seine auf ihre freie Hand: „Versuch nicht mich zu täuschen, Schwesterherz. Du bist keineswegs sauer. Du bist traurig.“

Yuri wand nicht den Blick von den Straßen mit den bunten Reklametafeln, aber sie sah das Spiegelbild ihres Bruders in der Scheibe, als er hinzufügte: „Vater meinte, es sei für uns beide besser, wenn wir nach Japan kommen. Aber du hattest dabei mehr zu verlieren, mehr aufzugeben, als ich.“

Er verstand ihren Schmerz, das wusste sie. Doch es machte nichts von all dem besser.

Der Fahrer wurde langsamer, als sie durch ein Viertel fuhren, in dem die schicken Häuser hinter hohen, undurchsichtigen Mauern geschützt waren.

„Wie lange warst du nicht hier?“, fragte Saguru.

„Sicher vier Jahre. Und wenn, war ich nie lange hier.“

„Ich weiß.“, er versuchte es erneut, sie mit einem Lächeln aufzuheitern. „Was ich schade fand, denn nicht nur London hat einiges zu bieten.“

„Ich freue mich auf Baaya.“, sagte Yuri leise.

Saguru lächelte noch immer: „Das ist doch schon mal was.“

Ein Stück weiter die Straße entlang, beinahe an ihrem Ende angekommen, kam der Wagen zum Stehen.

Saguru öffnete das Fahrzeugdach und hielt seine Hand nach oben, auf der sein Falke Watson saß.

„Unglaublich, dass er immer wieder kommt.“, merkte Yuri an, als sie dabei zu sah, wie ihr Bruder den Arm ein wenig anhob und der Falke im Nachthimmel Japans verschwand.

„Er ist ein treuer Gefährte, Schwesterherz.“

Yuri löste den Gurt, sah bereits Baaya, die aufgeregt auf den Wagen zu kam. Den Körper gehüllt in bunten Stoffen, klatschte sie in die Hände, als sie Saguru sah, der ausgestiegen war.

„Mein Lieber.“, die Kinderfrau drückte ihn an sich. „Gut siehst du aus. Hattet ihr einen angenehmen Flug?“

„Danke, ja.“, er öffnete den Kofferraum, doch der Fahrer unterbrach ihn, als er nach den Koffern greifen wollte.

„Das werde ich machen, junger Herr.“

Die zweite Tür des Wagens öffnete sich und Yuri stieg heraus.

Baaya hielt sich die Hand vor den Mund, trat um das Fahrzeug herum und musterte sie: „Yuri..du bist eine bezaubernde junge Frau geworden!“

Sie lächelte die Kinderfrau an und ließ sich in den Arm nehmen. Eine feste und innige Umarmung, die Yuri im Herzen sehr genoss, Lange hatte sie Baaya nicht gesehen und in diesem Moment, wurde ihr klar, dass sie, mit ihrer Entscheidung Japan all die Jahre fern zu bleiben, andere Menschen mehr getroffen hatte, als sie dachte.

„Lass dich ansehen, Kind!“, Baaya musterte sie erneut. „Wunderschönes Kind.“

„Hey!“, schmollte Saguru gespielt.

„Beides wunderschöne Kinder.“, Baaya wartete, bis der Bruder Richtung Haus lief, bevor sie flüsternd hinzufügte: „Aber das Mädchen ist immer hübscher.“

Yuri kicherte und folgte der Kinderfrau ins Haus.

„Wie war der Flug?“, erkundigte sie sich auch bei der Schwester.

„Sehr lang.“, sie sah sich im Flur des großen Hauses um. „Sei mir nicht böse, Baaya, aber ich würde mich gerne schlafen legen. Morgen ist bereits der erste Schultag für mich.“

„Sicher, Kind. Soll ich dich nach oben bringen, oder weißt du noch, wo dein Zimmer ist?“, Baaya senkte leicht den Blick. „Du warst lange nicht hier.“

Yuri gab ihr einen Kuss auf die Stirn: „Ich weiß es noch. Gute Nacht, Baaya.“

„Deine Koffer werde ich nach oben bringen lassen. Gute Nacht, mein Kind:“

Yuri ging die Stufen nach oben, drehte sich zu Saguru: „Lass mich morgen bloß nicht allein.“

Er sah ihr nach, bis sie aus seinem Sichtfeld verschwunden war.

Baaya brach die Stille: „Wie verkraftet sie es?“

„Sie wird sich daran gewöhnen.“

Das Kindermädchen schüttelte den Kopf: „Das meine ich nicht.“

Hörbar atmete er aus, sein Blick noch immer auf den Stufen, die Yuri hinter sich gebracht hatte gerichtet: „Sie wird sich daran gewöhnen.“

Baaya schüttelte, kaum merklich den Kopf: „An ein gebrochenes Herz wird man sich niemals gewöhnen, Saguru. Niemals.“
 

Aoko stand vor dem Spind ihrer Schule und rätselte über das Ziel des Schulausfluges, der in zwei Wochen anstand.

„Vielleicht Tropical Land!“, sagte sie begeistert

Um sie herum standen zwei ihrer Freundinnen, die jedoch den Blick und auch das Gehör nicht bei Aoko hatten. Jene bemerkte dies zunächst nicht und sprach munter weiter.

„Oder vielleicht wieder nur so was langweiliges, wie ein Museum. Die Lehrer scheinen nicht sonderlich kreativ zu sein, was die Ausflüge angeht.“

Aoko schlug die Tür ihres Spindes zu, als sie bemerkte, dass sie eigentlich Selbstgespräche führte.

„Hallo? Ich rede mit euch!“, merkte sie genervt an. „Nie hört mir jemand zu!“

Sie drängte die beiden Freundinnen zur Seite: „Was gibt es denn so aufregendes zu sehen?“

Eines der Mädchen sagte verträumt: „Saguru Hakuba ist wieder hier.“

„Und wer ist das blonde Mädchen bei ihm?“, fragte Aoko neugierig. „Sie ist hübsch.“

„Bestimmt seine Freundin.“, merkte die andere Freundin an.

„Hätte mich auch gewundert, wenn so ein Kerl lange allein bleibt.“, sagte Akako, die sich plötzlich zur Mädchenrunde gesellt hatte.

„Sie ist wirklich schön….“, murmelte Akako und verzog das Gesicht. Noch ein hübsches Mädchen an der Schule würde ihren Plan, die Weltherrschaft an sich zu reißen, in dem sie alle Männer willenlos und sklavenähnlich an sich band, gefährden.

Die Schulglocke ließ die Mädels Runde auflösen und sie begaben sich in das Klassenzimmer, das bereits gut gefüllt mit den restlichen Schülern war.

„Kaito!“, brüllte Aoko so laut, dass dieser fast von seinem Stuhl fiel.

„Was soll denn das?“, fragte Kaito und hielt sich, mit schmerzverzerrtem Gesicht die Ohren zu.

„Wo warst du heute morgen?“, fragte Aoko wütend. „Ich habe extra Frühstück für uns gemacht und du bist nicht aufgetaucht!“

„Ich...“, er grinste. „Habe geschlafen!“, er deutete auf ihr Gesicht. „Würde dir auch mal gut tun, so ein wenig Schönheitsschlaf!“

Bevor Aoko kontern konnte, unterbrach die Lehrerin die Neckereien: „Kinder! Ich bitte jetzt mal um Ruhe! Wir haben zwei neue Schüler. Einen davon kennt ihr bereits, aber ich bitte trotzdem beide nach vorn.“

Kaum merklich rollte Yuri mit den Augen. Sie konnte Kennenlern - Spiele und Vorstellrunden nicht ausstehen.

„So.“, sagte die Lehrerin lächelnd. „Saguru Hakuba kennt ihr ja bereits. Sein Vater hat ihn nun endgültig nach Japan geholt und er wird den Rest der Schulzeit hier bei uns verbringen.“

Akako musterte die Blondine, die neben Saguru vor der Tafel stand.

„Und das hier..“, sagte die Lehrerin und deutete auf Yuri. „Das ist seine Zwillingsschwester Yuri Hakuba.“

Jene hob kurz die Hand und warf ein kurzes „Hi“ in die Runde.

„Sie sind beide aus London her gezogen, also bitte seid nett und macht ihnen die Eingewöhnungsphase einfacher.“

Die Lehrerin wand sich an Yuri: „Möchtest du uns ein bisschen was über dich erzählen?“

Sie kam sich vor wie auf der Schlachtbank, alle Augen waren auf sie gerichtet und sie konnte sich denken, dass die meisten angenommen hatten, dass Saguru und sie ein Paar seien.

Sie wand sich an die Klasse: „Eigentlich ist alles gesagt. Ich bin aus London her gezogen, ich bin die Schwester der Nervensäge hier und ich zeichne gerne.“

Während alle noch über den Witz über den Bruder kicherte, hob Kaito das erste Mal den Kopf und sah zur Tafel. Wenn man es wusste, sahen sich Saguru und Yuri ähnlich. Doch anders, als das Strahlen in den braunen Augen des Bruders, lag in ihren eine Traurigkeit, die Kaito fesselte.

„Du starrst sie an..“, hörte er die Stimme von Akako in seinem Kopf.

Er schüttelte die Hexe aus seinen Gedanken und konzentrierte sich wieder auf das Smartphone vor sich, auf dessen Internetseite die Tageszeitung aufgerufen wurde.

Ein neuer Diamant, eine neue Chance für Kaito Kid, um an Pandora zu kommen.



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