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Der Festplan

Weihnachten bei Familie Kaiba
von

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23. Dezember

Mit dem 23. Dezember begann Setos erster offizieller Tag "Urlaub". Sein Wecker klingelte trotzdem bereits um 5.00 Uhr in der Früh.

Im letzten Jahr hatte Seto die Zeit von da an bis um 10 Uhr noch dazu genutzt, ein paar Unterlagen durchzugehen. Mokuba wurden nämlich die Gene eines motorischen Langschläfers vererbt und daher beehrte Seto grundsätzlich vor 10 Uhr nicht mit seiner Anwesenheit. Hin und wieder konnte es auch um 11 Uhr werden oder doch erst um 12 Uhr.

Auch heute wachte der CEO sofort auf, spielte zu erst mit dem Gedanken das warme weiche Bett zu verlassen, blieb dann aber doch erst mal liegen. Joey wurde von dem lauten, unnachgiebigen Geräusch ebenfalls wach ... oder zu mindestens ansprechbar.

Unwohl räkelte sich der Blonde nun hin und her. Erst nach wenigen Minuten öffnete er die Augen, sah direkt in Setos blaue Saphire. Leicht errötete er, wenn er an die Aktion von letzter Nacht dachte. Dieses kindische herum Geflenne würde ihm wohl noch ein paar Tage peinlich sein!

»Gute morgen«, begrüßte er seinen Freund leise, traute sich nicht einen Arm um diesen zu schlingen. So eine Nacht hatten die beiden definitiv noch nicht erlebt. Joey hatte noch nie angefangen zu weinen, nur weil etwas nicht so gelaufen war wie sich Seto es vorgestellt hatte.

Der Brünette hatte noch immer keine Ahnung was er zu letzter Nacht sagen sollte, also hielt er lieber den Mund! Er drückte seinem blonden Freund, dessen Tränenspuren sich noch deutlich auf den Wangen abzeichneten, einfach einen Kuss auf die Lippen und erhob sich anschließend doch aus dem Bett. Ohne einen Funken Scham schritt er durch das Zimmer auf den Weg zum Kleiderschrank. Verlegen beobachtete Joey ihn, wurde rot, konnte aber den Blick nicht abwenden. Auch an seinem kleinen Freund ging das nicht spurlos vorbei.

Der Brünette bemerkte die verlangenden Blicke in seinem Rücken, legte daher das herausgenommene Shirt zurück auf den Regalboden und drehte sich um. Erschrocken riss Joey daraufhin die Augen auf und wandte den Blick schlussendlich doch ab. Seto grinste diabolisch, machte mit einer Hand den Schrank wieder zu. Anschließend schritt er langsam und selbstbewusst zum Bett zurück, kuschelte sich wieder unter die Decke und rückte ganz nah an Joey heran. Dieser hatte ihm den Rücken zu gewandt, um sein errötetes Gesicht zu verbergen.

Des Firmenchef Grinsen wurde immer breiter. Langsam, aber mit erheblicher Bestimmtheit drückte er sich an seinen Freund, rieb sich rhythmisch an ihm. Gleichzeitig drückte er seine Lippen an die weiche Haut von Joeys Nacken, küsste und biss ihn liebevoll, saugte an einigen Stellen. Sein blonder Freund stöhnte auf, was Seto dazu brachte noch forscher zu werden. Seine linke Hand wanderte sanft über des Kleineren Hüften bis zu einer ganz bestimmten Stelle. Als der 16-Jährige dies mit einem lauten Keuchen quittierte, packte der Ältere beherzigt zu. Und so liebten sie sich eine Weile, bis beide - des anderen Namen stöhnend - kamen.

Eine Weile blieben sie noch so liegen, nutzen die Zeit Ihre Atmung und ihren Puls wieder unter Kontrolle zu bringen. Doch der Blonde zerstörte die geradezu harmonische Stille nach nicht allzu langer Zeit. Denn er hatte etwas auf dem Herzen, was er unbedingt los werden musste. Und wenn Joey Wheeler etwas los werden musste, ließ sich das auch nicht mehr aufschieben! Der Braunäugige biss sich auf die Unterlippe, drehte sich schließlich zu Seto um und nahm seinen ganzen Mut zusammen. »War das in Ordnung für dich?«, fragte er dann ganz leise, hatte Angst vor der Antwort. Vermutlich hatte sich Seto wieder etwas ganz anderes vorgestellt als er gerade eben angefangen hatte Joey zu verwöhnen. Und obwohl Joey das auch gewollt hatte, hatte er es einfach nicht fertig gebracht sich umzudrehen, um aus dem bisschen Kuschelsex etwas anderes zu machen.

Doch der Firmenchef lächelte nur milde über die Unsicherheit seines Geliebten, drückte seine Lippen auf die seines Gegenübers. »Ich würde sogar kommen ohne das du mich anfassen müsstest. Und selbst das wäre perfekt!«, sagte er und musste sich im Nachhinein eingestehen das es beinahe wie ein "Ich liebe dich" klang. Dabei hatte er die berühmten drei Worte oder etwas, was so ähnlich klang noch nie zu Joey gesagt ... Auch nach fast einem Jahr, in dem sie jetzt zusammen waren, nicht. Diese Worte wollten ihm einfach nicht über die Lippen kommen. Er kannte die Gründe, wollte aber nicht so recht verstehen, warum seine Vergangenheit ihm immer noch Steine in den Weg legte. Irgendwann musste er doch endlich Gras über die Sache wachsen lassen können.

Aber dem Blonden schien diese Antwort zu genügen. Seufzend schloss er die Augen und kuschelte sich an den Größeren. Dieser begann daraufhin seinen Freund zu streicheln. »Ich liebe dich«, seufzte Joey, wohl wissend das er vermutlich niemals eine Erwiderung auf diese Worte bekommen würde. Aber es reichte ihm zu wissen, dass er gerade hier im Bett lag und zwar mit der Person, die sich in den letzten zehn Monaten zum Mittelpunkt seines Lebens entwickelt hatte.
 

◦ ’°’◦ ★ ☆ ★.◦’°’◦
 

Als Mokuba gegen 9.00 Uhr an die Schlafzimmertür von Seto geklopft und anschließend verkündet hatte, er habe Hunger, war es mit der trauten Zweisamkeit der beiden vorbei. Seufzend schwangen sie ihre Beine aus dem Bett. Seto ging zum Kleiderschrank, wollte bereits formelle Kleidung heraus holen, als ihm einfiel das die drei ja ganz alleine in der Villa waren.

Joey hatte das nicht vergessen, weswegen er sich Setos Hemd von gestern gekrallt hatte. Dazu kombinierte er eine lockere kurze Hose. Als der Brünette dies bemerkte und sich im selben Zuge auch eingestehen musste, dass sein blonder Freund wirklich heiß in seinem Hemd aussah, wäre es bereits beinahe um ihn geschehen. Er wünschte Mokuba und seinen verdammten Hunger im Moment auf den Mond, wäre doch jetzt viel lieber noch eine Weile mit Joey alleine. Der 16-Jährige schien davon allerdings nicht viel zu halten. Mit eiligen Schritten ging er auf seinen Freund zu, drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und tänzelte dann aus dem Zimmer. Grinsend beobachtete Seto ihn dabei und musste daran denken, wie er das letzte mal gelaufen war als sie die Nacht zusammen verbracht hatten. Der seltsame Blick seines Bruders und seiner Angestellten war ihm dabei nicht verborgen geblieben. Und somit hatte es auch etwas gutes das er Joey nicht bis auf den Mond gevögelt hatte, denn Mokuba wusste bereits zu viel und war dafür eigentlich noch viel zu jung.
 

Am Frühstückstisch herrschte dann gefräßiges Schweigen. Zu mindestens so lange, bis Seto einfiel das ihn immer noch niemand über die bevorstehenden Tage aufgeklärt hatte. Deshalb warf er diese Frage einfach in die Raum und wartete auf eine Antwort. Mokuba sah Joey an und Joey Mokuba. Anscheinend wussten sie beide nicht wer anfangen sollte die geschmiedeten Pläne vorzutragen. Es dauerte also auch eine ganze Weile, bis sich Joey dazu durchrang mit der Thematik zu beginnen: »Also: Heute schmücken wir das Haus, kaufen einen Tannenbaum und holen die noch fehlenden Lebensmittel. Heiligabend gehört der Familie und übermorgen kommen da-« »Moment!«, unterbrach Seto seinen Freund unwirsch. »Du fährst morgen also zu deinen Eltern?«

Joey blieben die Worte in der Kehle stecken. Nicht nur die harsche Unterbrechung seines Freundes führte zu Verwunderung, sondern auch dessen Tonfall und der Inhalt seines Einwandes.

Mokuba hingegen verschluckte sich beinahe, kannte den Ton, den sein Bruder da anschlug, ganz genau. Joey für seinen Teil blickte den Blauäugigen immer noch fragend an.

Auf eine Antwort wartend zog Seto eine Augenbraue hoch, der Blonde schluckte erneut. »N-Nein ... Ich wollte morgen nicht zu meinen Eltern fahren, die kommen doch a-« »Du hast aber gesagt Heiligabend gehört der Familie oder habe ich dich da falsch verstanden?«, schnitt der Brünette ihm erneut das Wort ab. Der Braunäugige schluckte seine Worte wieder herunter. Er hatte nun verstanden was Seto damit gemeint hatte. »Verstehe«, entgegnete er daraufhin, erhob sich ohne den CEO anzusehen. »Mokuba würdest du deinem Bruder bitte den Rest erzählen, ich muss mal eben auf die Toilette!« Er wartete die Antwort nicht ab, sondern stürmte einfach aus dem Raum. »Du bist so ein Idiot!«, schmiss Mokuba seinem Bruder im nächsten Moment an den Kopf, aß dann einfach seelenruhig weiter. Jetzt hatte er auch keine Lust mehr von den bevorstehenden Festtagen zu erzählen. Denn ohne Joey wären die eh dahin!
 

Weinend packte Joey ein paar Sachen zusammen. Er war zwar noch nicht offiziell bei seinen Eltern ausgezogen, aber in letzter Zeit hatte er immer mehr von seinem Krempel in die Kaiba Villa geschleppt. Und das hieß, er wusste selbst nicht mehr genau was er noch zu Hause hatte. Wenn er also die Festtage dort verbringen musste, musste er auch Klamotten einpacken.

Schluchzend wischte er sich die Tränen von den Wangen, was allerdings nicht viel brachte, denn bereits im nächsten Moment waren sie wieder ganz nass. So konnte man ihm auch den Arsch treten!

Tief ein- und ausatmend schloss er den Reißverschluss seiner Sporttasche, schulterte diese und machte sich auf den Weg. Dabei schlich er ganz leise zur Eingangstür der Villa und konnte schließlich unbemerkt verschwinden. Hätte ihn auch gewundert wenn Seto und Mokuba in der weit entfernten Küche etwas mitbekommen hätten.

Nachdem er auch das Grundstück verlassen hatte, fiel ihm die dunkelblaue Limousine von Setos Firma ins Auge. Der Fahrer - Roland - stand bereits davor und schien nur seinen nächsten Befehl abzuwarten.

»Ah ... Guten Morgen Mister Wheeler, darf ich sie irgendwo hinbringen?«, grüßte der etwas ältere Mann ihn auch sofort. Joey wünschte sich, er hätte ihn nicht gesehen. Da er etwas frische Luft schnappen und ganz sicher nicht verhört werden wollte, verneinte er die Frage mit einem lautlosen Kopf schütteln und schlürfte träge weiter. In diesem Tempo würde er noch Stunden bis zu seinen Eltern brauchen. Allerdings hatte er somit auch genug Zeit die Tränen und ihre Beweisspuren beseitigen zu können. Denn er hatte bestimmt keine Lust auf neugierige Blicke und lange Gespräche.
 

Seto hatte das letzte Mal einen Geschirrspüler eingeräumt, da waren Mokuba und er noch im Kinderheim gewesen. Seit dem hatte er immer jemanden, der das für ihn gemacht hatte.

Mokuba hatte kurz nach Joeys Verschwinden ebenfalls das Weite gesucht und den Firmenchef mit einem Stapel dreckigen Geschirr in der viel zu großen Küche alleine zurück gelassen. »Die drehen doch alle komplett durch«, fauchte der Brünette vor sich hin, knallte einen dreckigen Teller in den Spüler. »Dieser Kindergarten - benehmen sich ja alle wie 3-Jährige!« Eine Weile machte er so weiter, schmiss das Geschirr gerade zu in den Spüler. Das ging auch gut, allerdings nur so lange, bis das erste Glas zerbrach und sich ein Splitter tief in Setos Hand bohrte. Wie gelähmt starrte er die Wunde an, aus der sofort Blut quoll, konnte gar nichts machen. Schockiert sank er auf den Boden, atmete schwer aus. Er hasste Blut und Glassplitter noch viel mehr. Mehr konnte er sich aber auch nicht erlauben, denn ein Kaiba hatte ja für bekanntlich keine Angst!

Zu erst wollte Seto nach einem seiner Angestellten rufen, aber dann fiel ihm ein, dass niemand da war, weil Joey sie ja alle in den Urlaub geschickt hatte. Verdammt!
 

Der Blonde wurde von dem unguten Gefühl, verfolgt zu werden, heimgesucht. Der frische Pulverschnee gab die ganze Zeit ein Echo, welches unweigerlich von Schritten eines Menschen stammte, wieder und seine eigenen waren es ganz sicher nicht.

Immer wenn sich der 16-Jährige dann leicht paranoid umdrehte, war aber weit und breit niemand zu sehen. Auch keine Fußspuren konnte er entdecken. Nicht mal seine eigenen. Das hieß er war Schneeblind ... Na ganz große Klasse! Konnte dieser Tag eigentlich noch grauenvoller werden?

Haare raufend ging er weiter, lief allerdings an dem Haus seiner Eltern vorbei. Sein Vater musste ohnehin noch arbeiten und seine Mutter samt Serenity waren sicherlich auf einem der vielen Weihnachtsmärkte in der Stadt. Also was brachte es ihm dann alleine zu Hause herum zu sitzen und in Selbstmitleid zu versinken? Da konnte er auch genau so gut zu Yugi, Yami und Yugis Großvater gehen. Denn dort gab es immerhin den besten Kakao in der ganzen Stadt. Mit dem konnte nicht mal Setos komische Luxus-Heißgetränke-Maschine mit halten! Und außerdem war Kakao ja für bekanntlich das beste Mittel gegen angeknackste Herzen.
 

Ein kleines Glöckchen kündigte Joeys Besuch an, was dazu führte das ein völlig abgehetzter Yami in den vorderen Teil des Ladens stürmte. Erst noch völlig in der Entschlossenheit jetzt einen Kunden bedienen zu müssen, dann aber erleichtert, als er sah des es nur Joey war. »Na danke auch ... Hättest du dir beim her fahren lassen keine fünf Minuten länger Zeit lassen können?«, knurrte er, klang dabei nicht gerade erfreut. Die unfreundliche Bemerkung ignorierte Joey einfach gekonnt, schloss stattdessen die Ladentür hinter sich. »Geh unter die Dusche Yugi, Joey ist gerade erschienen!« In der nächsten Sekunde polterte etwas die Treppe hinauf, anschließend knallte eine Tür zu. Der Blonde zog eine Augenbraue nach oben. »Ihr beide wolltet in der Küche fi-« »Sein Großvater ist bis morgen nicht da und ich dachte mir, ich könnte die Zeit sinnvoll nutzen ... Ein Küchentisch bringt gewisse Reize mit sich!«, unterbrach Yami ihn schnell, bevor der Blonde seinen Satz zu ende sprechen konnte.

»Warum bist du hier? Und wo ist dein Anhängsel?«, lenkte der Geist des Millenniumspuzzle ab. Der Braunäugige wollte bereits etwas dazu sagen, schloss den Mund dann aber wieder. Er hatte keine Lust über Seto zu reden und auch keinen Nerv dazu, jetzt einen Gedanken an dieses Arschloch zu verschwenden. »Der hat zu tun«, antwortete der Größere daher Schulter zuckend. »Und das anscheinend nicht im Bett oder am Küchentisch«, stichelte Yami, verschränkte die Arme vor der Brust. Der andere Junge im Raum würde auch diese Bemerkung am liebsten einfach an sich vorbei lassen gehen, aber so etwas war Joey Wheeler nicht vergönnt. »Ich habe keine Ahnung was ein Küchentisch so für Reize hat! Wenn wir mal miteinander vögeln, müssen wir entweder darauf aufpassen das sein kleiner Bruder nicht in der Nähe ist oder ich versaue ihm die ganze Tour, weil ich nach drei Monaten Durststrecke von jeder kleinen Berührung komme!«, brauste der Blonde schließlich auf und bemerkte erst zu spät, dass er Sachen raus posaunt hatte, die er eigentlich gar nicht an die Öffentlichkeit tragen wollte - zu mindestens nicht auf diese Art und Weise. »Ach so ist das ... Du brauchst Sextipps!« »Nein, ich brauche keine Sextipps! Ich habe nur keine Lust mehr darauf andauernd nur das nervige Anhängsel zu sein, denn anscheinend gehöre ich nicht mal wirklich zu ihm!« Jetzt wurde Yami hellhörig. Kaiba mag zwar ein kühler und abweisender Mensch sein, aber in Joeys Gegenwart benahm er sich immer ganz anders. So, als würde nur Joey auf diesem Planeten existieren. In solchen Momenten war dann sogar Mokuba unwichtig, der ja sonst immer die erste Geige in Setos Leben spielte. Was also war passiert, dass Joey sein Lieblingsfest nicht bei seinen Liebsten verbrachte?

»Was hat er angestellt?«, verlangte der Bunthaarige Junge nun zu wissen. »Mokuba und ich haben einen sogenannten Festplan ausgearbeitet.« »Ach das Ding, was auch beinhaltet, das wir alle am ersten Weihnachtsfeiertag bei euch auflaufen sollen?«, entgegnete Yami, nur um sicher zu gehen das er auch das meinte, wovon Joey sprach. Der Blonde nickte zustimmend, räusperte sich und fuhr dann fort: »Auf jeden Fall involviert dieses Ding den Heiligabend als Abend für die Familie. Und das hat Mokuba so vorgeschlagen und damit Seto, ihn und mich gemeint. Und als wir Seto heute morgen erzählen sollten, was ihn die nächsten Tage erwartet, ist er sofort davon ausgegangen das ich zu meinen Eltern fahre und er mit Mokuba alleine ist. Er hat mich ja nicht mal ausreden lassen!«

Der Lilaäugige verstand und konnte sogar halbwegs nachvollziehen warum Joey jetzt hier stand und im Moment nichts mit Kaiba zu tun haben wollte. Diese Aussage wäre auch für ihn - Yami - ein harter Schlag in die Magengrube gewesen! Vor allem wenn sein kleiner, süßer, unschuldiger Yugi so etwas gesagt hätte.

Aber Joey war nun mal mit der rationalsten Person auf dem ganzen Planeten zusammen. Und Rationalität beinhaltet meistens auch, dass so etwas wie Empathie nicht vorhanden ist! Bei Seto traf das auch des Öfteren zu, weswegen es in den letzten zehn Monaten bereits öfters dazu gekommen ist, dass Joey weinend im Spielladen von Yugis Großvater aufgetaucht war. Meistens wurde er aber Abends wieder von einem Auto der Kaiba Corp. abgeholt und in seine Hundehütte - So nannte Yami das Haus der Kaibas - zurück gebracht. Aber den eigenen Freund an Weihnachten zu vergraulen, damit war selbst ein Seto Kaiba zu weit gegangen!

Auf der Suche nach den richtigen Worten, blickte sich Yami um, schielte an Joey vorbei und entdeckte etwas, oder besser gesagt jemanden, der seine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. »Du hast ja jemanden mitgebracht!«, grinste er Richtung Joey und nickte dann zur Tür. Stirn runzelnd drehte der Blonde sich um und bekam beinahe einen Herzinfarkt. »Mokuba?«, murmelte er leise vor sich hin, warf seinen Sporttasche auf den Boden und ging hinaus. »Was machst du hier?« »Ich wollte das du wieder nach Hause kommst«, antwortete der Kleine Junge, als sei es das normalste der Welt, dass er in Pyjama mindestens eine Stunde lang durch die Gegend gelaufen war und das bei mindestens -15°C und Schneefall. »Komm erst mal rein, sonst wirst du Weihnachten im Bett verbringen müssen!«, erwiderte Joey, griff nach Mokubas Ärmel und schob ihn in den Spielladen. »Fühlt euch ganz wie zu Hause«, sagte Yami nun und präsentierte den ausgefüllten Verkaufsraum mit einer einladenden Handgeste. Genau in diesem Moment stieß auch Yugi zu Ihnen. Seine Haut glitzerte noch immer vom Wasser der Dusche und auch seine Haare hatte er noch nicht zu recht gemacht. Trotzdem machte Yami den Eindruck, als würde er Joey und Mokuba am liebsten wieder raus werfen, den Laden für heute schließen und dann mit Yugi da weitermachen wo er vorhin aufgehört hatte - besser gesagt wo die beiden gestört wurden. Allerdings würde Yugi das auf keinen Fall zu lassen. Das kleine Unschuldslamm konnte das Wort "Sex" und alles was damit zu tun hatte nicht einmal aussprechen! Das hieß allerdings nicht das er im Bett schüchtern ist ... Oder schlecht ...

»Kommt mit, ich mach euch Kakao!«, lächelte Yugi, verschwand mit diesen Worten in der Küche. Mokuba huschte hinterher. Als Joey ihm gerade folgen wollte, bemerkte er allerdings Yamis wütenden Blick. Er wusste ganz genau was der ehemalige Pharao jetzt dachte und kam nicht drum herum laut los zu lachen. »Keine Sorge, du wirst Yugi noch eine ganze Weile für dich alleine haben. Wir hauen bald wieder ab, Mokuba muss immerhin nach Hause. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Seto Bescheid gesagt hat als er abgehauen ist!«, grinste der Blonde und klopfte dem Bunthaarigen auf die Schulter. »Und jetzt komm mit nach hinten. Auch wenn Yugi so verdammt verklemmt ist, lieben tut er dich trotzdem und er möchte dich bestimmt keine Sekunde mehr missen!«

Diese Worte schienen den Kleineren zu beruhigen, denn er legte einen Arm um Joeys Schulter - zu mindestens versuchte er es -, nickte ihm zu und ging anschließend mit ihm zusammen in die Küche.
 

Erste Hilfe mäßig hatte sich Seto - nachdem weder Joey noch Mokuba auf seine Rufe reagiert hatten - ein Geschirrtuch um die Hand gebunden und war nun auf den Weg ins Bad. Er musste diese Scherbe aus seiner Hand bekommen und zwar schnell. Denn der Blutverlust - auch wenn er nur gering war - machten ihm doch schwer zu schaffen.

Er hatte das Gefühl die Schmerzen raubten ihm die Sinne. Kaum hatte er das Bad erreicht, brach er auch schon auf dem Boden zusammen und riss die Hälfte der Shampoos und Aftershaves mit sich. Ihm wurde ganz schwindelig. Aber vermutlich geschah ihm das Recht, denn er hatte Joey vorhin das Herz gebrochen wie ihm jetzt bewusst wurde. Denn erst jetzt verstand er, dass Mokuba und auch er selbst, Joey eigentlich schon längst als Mitglied der Familie betrachteten.
 

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In der Küche von Yugi und Yami wurde gelacht und geredet, unzählige Runden Duell-Monsters gespielt, Kakao getrunken und Plätzchen verspeist. Allen Anwesenden machte dies so viel Spaß, dass sie die Zeit aus dem Auge verloren. Erst als die Kuckucks Uhr das nächste mal schlug, horchten alle hin. »Oh Gott!«, rief Joey schockiert aus. »Schon so spät? Mokuba du musst nach Hause, Seto bringt uns beide um!« Der jüngere Kaiba gähnte bestätigend und streckte sich. »Du hast Recht«, murmelte er schläfrig. »Außerdem müssen wir morgen früh aufstehen, weil wir heute nichts von dem geschafft haben, was wir eigentlich machen wollten.« Joey rollte mit den Augen. Stimmt ja, da war ja noch etwas, woran wohl niemand mehr gedacht hatte.

Die Verabschiedung von Yugi und Yami verlief kurz und schmerzlos. Joey nahm Mokuba Huckepack und dann traten Sie in die eisige Kälte hinaus, hatten gar keine andere Wahl als zu laufen, weil um diese Uhrzeit keine Busse mehr fuhren und Roland bereits Feierabend gemacht hatte.
 

Seto saß immer noch im Badezimmer und die Scherbe steckte nach wie vor in seiner Hand. Nachdem er beinahe zwei Kreislauf Zusammenbrüche erlitten hatte, versuchte er kein drittes mal sie herauszuziehen. Auch Glückspilze sollten ihr Glück nicht zu oft herausfordern. »Mokuba?«, rief er erneut, auch wenn bereits die ersten hundert Versuche keine Frucht getragen hatten. »Joey?« Doch noch immer antwortete ihm niemand. Genrell war es bereits den ganzen Tag über ziemlich still in der Kaiba Villa gewesen. Seto rollte über diese plötzliche Erkenntnis nur mit den Augen. Natürlich: Die beiden Vögelchen waren ausgeflogen. Joey vermutlich weil er verletzt gewesen war und Mokuba, um ihn wieder zurückholen. Denn der Kleine Zwerg hatte sein Herz an den Blonden verschenkt und war jedes mal furchtbar wütend auf Seto, wenn er und Joey sich mal wieder stritten. Dabei war aber nicht immer der Brünette an den Streitereien Schuld. Denn Joey war nicht das Unschuldslamm für das Mokuba ihn hielt. Zu mindestens dachte der CEO es wäre so.
 

»Du musst ihm verzeihen. Manchmal ist Seto einfach nur unglaublich begriffsstutzig«, gähnte Mokuba, während Joey ihn durch die leeren Straßen der Stadt trug. »Das so ein Wort überhaupt in schon in deinem Wortschatz vorkommt«, antwortete der Blonde daraufhin nur. Er hatte keine Lust jetzt über Seto zu sprechen! »Seto sagt das immer, wenn ich nicht verstehen will das er noch arbeiten muss«, erklärt der Schwarzhaarige rasch, klammerte sich gleichzeitig noch etwas mehr an Joeys Hals. Als der Blonde bemerkte das des Kleineren Atemzüge immer ruhiger und flacher wurden, grinste er glücklich vor sich hin. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dein Bruder und ich raufen uns doch immer wieder zusammen oder etwa nicht?«, lächelte der Ältere. »Mhmm, aber irgendwann ist jedermanns Grenze erreicht«, bekam er noch als Antwort, dann war der Jüngere vollends weg gedämmert.
 

Als die beiden etwa eine Stunde später die Kaiba-Villa erreichten, war Joey verwundert das im ganzen Haus nicht ein einziges Licht brannte. Seto konnte doch nicht schon schlafen oder? Nein ganz bestimmt nicht - Ein Seto Kaiba ließ die Zeit niemals ungenutzt verstreichen. Also hatte er sich bestimmt hinter seinen Schreibtisch geklemmt, als er bemerkt hatte das die Villa leer war.

Da weder Mokuba noch er einen Schlüssel mitgenommen hatten, blieb ihm nichts anderes übrig als den Ersatzschlüssel zu suchen. Dafür musste er den Kleineren allerdings von seinem Rücken runter heben und auf die Bank neben der Tür setzen. Dann begab er sich auf die Suche nach dem geformten Stück Metall. Das Seto sich überhaupt traute so etwas zu verstecken, wo er doch sonst immer gerade zu Paranoid war, was seine Privatsphäre anging.

Nach kurzer Suche entdeckte er den Schlüssel schließlich in einem leeren Vogelbad. Für dieses Versteck würde Seto auf jeden Fall zwei Daumen nach oben bekommen. Einen für völlige Dummheit und den anderen für absolute Einfallslosigkeit. Wenn man den Schlüssel an einen Ort packte, wo ihn jeder auf Anhieb sehen konnte, brauchte man den Schlüssel auch gar nicht erst zu verstecken. Man konnte genauso gut auch eine Schleife darum binden und ihn direkt an die Eingangstür hängen. Aber genug jetzt mit diesen sinnlosen Gedanken. Joey wollte nämlich unter keinen Umständen riskieren, dass sich Mokuba eine Blasenentzündung zuzog. Gänge es hier um Seto, dann würde sich der Blonde das vielleicht noch einmal überlegen. Als gut getarnte Rache versteht sich!

Nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte, legte er den Schlüssel wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück und trug anschließend Mokuba ins Innere des Hauses. Mit dem linken Fuß wurde die große Tür zu gestoßen, hinterher machte er sich auf den Weg nach oben. Seto hätte ihn bereits jetzt schon wieder voll gemeckert, weil er sich die Schuhe nicht ausgezogen hatte. Allerdings wollte er den 11-Jährigen jetzt erst mal ins Bett bringen. Denn da gehörte das schlafende Etwas hin.
 

Leise zog Joey die Zimmertür von Mokuba hinter sich zu, begab sich dann in den Flur um sich doch noch seiner Schuhe und der Jacke zu entledigen. Wenn er sich gleich auf die Suche nach Seto machte, musste dieser nicht unbedingt mitbekommen das er hier in voller Outdoor-Bekleidung durchs ganze Haus stiefelte. Denn eine Moralpredigt war nun wirklich das letzte was er gebrauchen konnte, nicht nach diesem Tag. Also machte er sich in Socken auf die Suche, klapperte alle Räume ab wo er den Brünetten zu dieser Uhrzeit vermutete. Allerdings saß dieser weder in seinem Arbeitszimmer, noch vor dem Fernseher. Auch in der Küche oder dem Esszimmer war er nicht anzutreffen. Blieb also nur noch das Schlafzimmer, obwohl sich Joey das nicht wirklich vorstellen konnte. Dafür war es noch zu früh. Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen auch dort nach zu sehen. Aber auch hier fehlte jede Spur von seinem Freund.

Nachdenklich hockte er sich auf die Bettkante, überlegte welche Zimmer er nicht angesteuert hatte. Dann kam er allerdings zu dem Schluss das Seto dort niemals sein könnte.

Bevor er sich allerdings erneut auf die Suche nach seinem Freund machen konnte, schrie erst mal seine Blase und zwar nach schnellster Entleerung. Und das sollte schließlich der richtige Hinweis für ihn gewesen sein, denn als er die Badezimmertür aufstieß entdeckte er Seto. Er schlief, den Oberkörper an den Badewannenrand angelehnt. Joey stoppte seine Schritte, sah seinen Freund verträumt an. So friedlich hatte er lange nicht mehr ausgesehen. Als er sich allerdings vor ihn kniete - eigentlich um ihn aufzuwecken und ins Bett zu bringen, bemerkte er die Scherbe in seiner Hand. Erschrocken atmete er aus, musste dann aber grinsen. Sie steckte nicht tief drin und ließ sich mit Sicherheit ganz leicht aus der Haut ziehen. Allerdings schien Seto Angst davor zu haben, denn Scherben waren schon immer etwas gewesen vor dem der Firmenchef wirklich Respekt hatte. Das hatte selbst der Blonde mitbekommen. Trotz Setos Mauer, die sein Innerstes immer vor allen anderen schützen sollte.

Joey seufzte. Wenn das Riesenbaby sich die Scherbe nicht selbst entfernen konnte, würde er das eben tun. Dafür brauchte er nur noch ein paar wenige Utensilien.
 

Der gleißende Schmerz in seiner Hand weckte Seto schließlich auf. Das erste was seine Augen erfassten, war Joey der die Scherbe in der Hand hielt und ihn anlächelte. Mit dem Blut sah das Stück Glas gleich noch ein ganzes bisschen bedrohlicher aus und Seto drohte wirklich beinahe in Ohnmacht zu fallen. Dann merkte er allerdings des Blonden zarte Hände. Interessiert schaute er nun doch zu seiner eigenen, verletzten Hand - eigentlich wollte er sich den Anblick der Schnittwunde ersparen - und sah, dass Joey diese Verbunden hatte. Und zwar säuberlich und ordentlich. Zwei Adjektive die man auf Joseph Jay Wheeler sonst eigentlich nicht anwenden konnte!

»Danke«, murmelte Seto leise und völlig erschöpft. Sein Rücken und Nacken taten ihm fürchterlich weh, weswegen er sich erst mal aufsetzen musste. »Kein Problem, immer wieder gerne«, antwortete Joey ihm monoton, dann verschwand das liebevolle Lächeln aus seinem Gesicht. Seto war sich klar, dass das was er heute Morgen gesagt hatte noch nicht unter den Teppich gekehrt war. Aber auf ein Gespräch hatte er heute Abend keine Lust mehr. »Ich muss jetzt pinkeln«, kündigte der Blonde dann an und ließ sich davon auch nicht abhalten. Seto, der immer noch am Boden saß, beobachtete seinen Freund dabei, als gäbe es nichts schöneres auf dieser Welt. Aber Joey alleine war bereits der Inbegriff der Schönheit.

Der Blonde spülte, ging sich die Hände waschen. Verwundert sah er dann Seto an. »Ich dachte du bist schon abgehauen«, sagte er überrascht. Der Brünette schloss als Antwort lediglich die Augen. »Von alleine mache ich heute keinen Schritt mehr. Wenn mir niemand ins Bett hilft, werde ich die Nacht wohl auf dem Boden verbringen müssen«, antwortete der Brünette leise, nicht ganz ohne den ein oder anderen Hintergedanken. Der Braunäugige rollte nur mit den Augen, kniete sich erneut hin. »Armer, armer Seto ... Hat dir die kleine Scherbe alles abverlangt was du zu bieten hast?«, zog er seinen Freund auf, legte ihm einen Arm um die Hüfte. Mit dem anderen Griff er nach dessen linker Schulter und versuchte so ihn langsam wieder in die Senkrechte zu bringen. Zum Glück klappte das auch gleich beim ersten Versuch, denn Seto war bestimmt kein Fliegengewicht, was aber nicht zuletzt an seiner Größe und seinen Muskeln lag. Die überwogen den Fettanteil nämlich um Längen!

Zusammen schoben sich die beiden ins Schlafzimmer, fielen dann gleichzeitig und todmüde in das große Bett. Unbehagen drehte sich Joey zu Seto und Seto zu Joey. Ihre Augen begegneten sich schließlich auf der selben Höhe. Und das brachte Seto zu etwas, was so selten vorkam wie ein 6'er im Lotto - den er ja sowieso nicht benötigte. Geld hatte er genug und mit Joey hatte er bereits den Hauptgewinn gezogen. Aber trotzdem, dieses Beispiel war ein guter Vergleich, für das was Seto als nächstes raus haute. »Es tut mir Leid«, murmelte er, zog den Blonden in seine Arme. Damit war die Unterhaltung für Ihn wieder beendet und er hoffte nur, Joey würde jetzt nichts sinnloses darauf erwidern.

Der Blonde lächelte allerdings nur, schloss die Augen und kuschelte sich noch etwas mehr an seinen Freund. »Ich liebe dich, auch wenn du manchmal der aller letzte Arsch bis«, hauchte er noch, dann driftete er ganz langsam ins Reich der schönen Träume ab und nahm Seto gleich mit.



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