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Wo die Liebe hinfällt

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 Viel Spaß beim Lesen!

 

 

 

Wo die Liebe hinfällt

 

 

„Käpt‘n…“

 

„…“

 

„Bruder?“

 

„…“

 

„HEY!!!“

 

„Äh was?!“, schreckte Mū aus seinen Tagträumen auf.

 

Wo war er noch mal und worüber hatten sie gerade gesprochen? Verwirrt starrte er zunächst auf das volle Glas vor sich auf dem Tisch und dann durch den Raum, in dem sie sich gerade befanden. Nichts als gähnende Leere in seinem Kopf. Erst nach kurzer Zeit fiel ihm wieder ein wo sie sich befanden: Im Besprechungszimmer des Palastes. Wie viel Zeit war überhaupt vergangen, seit er mit den Gedanken abgedriftet war?

 

„…total abwesend..“

 

„…Liebeskummer?“

 

„…schlimm… zu nichts mehr zu gebrauchen…“

 

„HEY! HÖRT AUF MIT DEM GETUSCHEL!!!!“, schrie er seine Schwester und einen seiner Untergebenen verärgert an. Beide zuckten erschrocken zusammen. Er schnappte zwar nur Wortfetzen auf, aber im Grunde hatten sie ja Recht. In letzter Zeit war er wirklich nicht mehr er selbst. Ständig hing er mit den Gedanken woanders… oder genauer gesagt: Bei jemand anders. Ja, er hatte Kummer, Liebeskummer um es auf den Punkt zu bringen.

 

Zwei Jahre lang schon verdrehte ihm ein gewisser Junge mit blonden Haaren den Kopf und er würde alles, wirklich alles für ihn tun. Nur konnte er ihm das schlecht sagen, ohne sich zu blamieren. Außerdem schwirrten immerzu dieses Mädchen und der andere Junge um ihn herum, Tag und Nacht. Wie Motten um das Licht! Wie hieß sie doch gleich noch? Irgendwas mit „M…“. Motte, war doch das passende Wort!

 

- KRACH, KNARZ, KLIRR –

 

Mū schreckte erneut kurz auf und starrte geistesabwesend auf seine blutüberströmte Hand und seine Schwester, die in Panik um ihn herumrannte und versuchte ebendiese zu verarzten, während sie ihn gleichzeitig schimpfte, weil er so ein Vollidiot war.

Ups, er hatte gar nicht bemerkt, dass er sein Glas zerdrückt hatte. Nicht mal den Schmerz hatte er gespürt. Scheiße, war er eifersüchtig auf die beiden! Und dafür hasste er sich noch mehr als ohnehin schon für diesen ganzen Liebeskram.

 

Nachdem seine Schwester es endlich geschafft hatte, seine Wunde zu versorgen stand er wortlos auf, verließ erst den Raum, dann den Palast. Es machte doch keinen Sinn mehr ihr Gespräch noch künstlich in die Länge zu ziehen, er konnte eh nicht zuhören.

Also schlenderte er gedankenverloren die Straßen durch die Stadt hinab zu seinem Haus. Das bunte Treiben an den Marktständen, die Schreie der Verkäufer, die um jeden Preis versuchten ihre Ware loszuwerden oder die lauten Kämpfe im Kolosseum bekam er nur am Rande mit.

Am Anfang noch glaubte er, er würde in dem Jungen Scheherazade sehen und ihn deshalb so sehr verehren, aber nach und nach realisierte er, dass es der Junge selbst war, der ihm den Kopf verdrehte. Und in den er sich hoffnungslos verliebt hatte. Seine Art, sein Verhalten, seine Stimme, sein Körper, alles war anders als bei Scheherazade. Lediglich die Haare glichen ihr ein wenig. Titus war gewachsen, wenn auch nicht viel und hatte sich prächtig entwickelt. Nun sah aus wie ein sechzehnjähriger, junger Mann, der viel trainiert hatte und nicht mehr wie ein kleines Kind.

Jedes Mal, wenn Titus ihn in den Palast bestellte, hüpfte er vor Freude in die Luft wie ein Narr, so dass ihm sein Verhalten selbst schon peinlich war. Zum Glück bekam es nie jemand mit. Titus lächelte außerdem immer so süß…
 

„Ach verdammte Scheiße!“, schlug Mū wütend mitten auf dem Weg gegen eine Wand. Die gaffende Menge um ihn herum war ihm momentan egal. „Es hat doch alles keinen Zweck… es ist hoffnungslos.“, murmelte er vor sich hin. Plötzlich spürte er, wie ihm Tränen in die Augen schießen wollten und er sie nur mühselig unterdrücken konnte. Er würde jetzt ganz sicher nicht weinen! Wo kämen wir denn da hin?! Seit wann war er überhaupt so… so… verweichlicht???!

 

Liebe machte scheinbar echt blöd!

 

Nach ein paar Minuten fing er sich wieder, wischte hastig mit dem Arm über die Augen, schüttelte seinen Kopf um ihn wieder klar zu bekommen und stolzierte den restlichen Weg erhobenen Hauptes nach Hause. Die Menschen um ihn herum gingen wieder ihrem Treiben hinterher und schauten ihn respektvoll an. So war es richtig. Er war mittlerweile der Befehlshaber der gesamten Armee von Leam und die rechte Hand ihres Magis, ihrer Majestät und darauf konnte er stolz sein. Auch wenn es zeitweise eine Bürde sein konnte, ständig in der Nähe seines Geliebten sein zu müssen, ohne dass dieser davon wusste. Mū versuchte dies so gut wie nur möglich zu verbergen, indem er möglichst viel Abstand zwischen sich und Titus brachte, um keine unvorhergesehenen Dummheiten anzustellen. So viel wie ihm abseits seiner Pflichten eben möglich war. Obwohl er in letzter Zeit sehr häufig zum Palast beordert wurde, aber darauf brauchte er sich nichts einzubilden, schließlich gab es auch genügend Arbeit.

Wenn Titus seine rosa Rukh sehen würde – und das könnte er in der Tat – wäre alles verloren und er würde sich zum Gespött des ganzen Königreichs machen. Deshalb ließ er solche Gefühle in Gegenwart von Titus erst gar nicht zum Vorschein kommen… zumindest hoffte er das.

 

~*~

 

Einige Tage später orderte Titus ihn wieder zum Palast, teilte ihm Aufgaben zu, die er bedingungslos erledigte. Lächelte ihn hinreißend an, so dass er sich mächtig beherrschen musste, um nicht auf der Stelle über Titus herzufallen und es schien alles wie immer, außer mit seinen Gefühlen, die ihn noch verrückter machten als bisher.

Nachdem er all seine Pflichten erfüllte hatte, wollte er kurz ihrer Majestät bescheid geben. Im Thronsaal allerdings fand er nur gähnende Leere vor. Titus und die anderen schienen schon fort zu sein, schließlich war es schon später Abend und auch Mū war erschöpft. Kam es ihm nur so vor oder war er heute länger im Palast als gewöhnlich?

 

Gerade als er durch den Hauptflur den Palast verlassen wollte, vernahm er an einer der vielen Türen ein herzzerreißendes Schluchzen, welches ihm durch Mark und Blut ging und den Atem stocken lies. Die Tür stand einen Spalt weit offen. Vorsichtig lugte er hinein und auch wenn er nicht verstand, was Titus da von sich gab, so sah er doch deutlich ihn und Sphintus eng umschlungen auf dem Bett sitzen. Titus weinte.

Was hatte dieser komische Möchtegern-Magier ihm angetan? Warum war er überhaupt bei ihm? Warum musste sein Geliebter weinen?

Gleichermaßen stiegen Wut, Eifersucht und Trauer in ihm auf, als das Spektakel im Raum seinen Höhepunkt nahm. Das war genug, jetzt reichte es endgültig! Das Fass war übergelaufen!

 

Mū sah nur noch Rot. Feuerrot.

 

„Was soll ich denn noch machen?“, weinte Titus verzweifelt. „Er versteht es einfach nicht… oder er fühlt nicht das Gleiche wie ich.“, brach er erneut in Tränen aus.

 

Sphintus nahm seinen Freund tröstend in den Arm. Er tat ihm so unendlich leid, da er wusste wie sehr Titus litt und wie sehr er sich nach Mū sehnte. Dieser aber verhielt sich ihm gegenüber immer sehr distanziert, was Titus schlicht und ergreifend wahnsinnig machte, verunsicherte und an seinen Fähigkeiten als Magi zweifeln lies. Er hatte sich diese rosafarbenen Rukh doch nicht etwa nur eingebildet, als Mū ihn vor dem Hinfallen bewahrte, da er einmal so nervös in Gegenwart des Fanalis war, dass er wie ein dummer Tollpatsch über seine Robe gestolpert war.

Dabei fiel hier wirklich jedem im Palast, außer scheinbar den beiden Beteiligten, auf, dass die Luft zwischen ihnen gewaltig knisterte. Warum sonst würde Titus Mū wohl sooft in den Palast bestellen und ihm blödsinnige Arbeiten auftischen, nur um einen Vorwand zu finden ihn endlich wieder sehen zu können? Oder warum behandelte Mū Titus wie ein zerbrechliches Wesen, das man mit Samthandschuhen anfassen musste und starrte ihn und Marga an, als wolle er sie am liebsten in der Luft zerreißen?

 

Liebe machte wirklich blind!

 

Als Titus sich nach gefühlt einer halben Stunde immer noch nicht beruhigen wollte, entschloss Sphintus kurzerhand, dem ganzen hier und jetzt ein Ende zu setzen. Er küsste Titus geradewegs auf den Mund, welcher ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.

 

„Geht doch!“, grinste Sphintus selbstzufrieden, nachdem sein Gegenüber aufgehört hatte zu weinen und er von ihm abließ.

 

Im selben Moment krachte die Tür mit einem lauten Knall aus den Angeln und Sphintus hatte keine Zeit mehr zu reagieren. Mū packte ihn ohne nachzudenken am Kragen, schleuderte ihn wutentbrannt vom Bett und drücke ihn anschließend mit voller Kraft gegen eine Säule an der Wand des Zimmers.

Er war rasend vor Wut! Wie konnte es dieser Abschaum nur wagen!!!

 

Die Hand um Sphintus Hals verengte sich und nur mit großer Mühe gelang es ihm noch nach Luft zu schnappen. Er versuchte sich zu wehren, aber kräftemäßig war er keine Herausforderung für Mū, allerhöchstens mit Magie könnte er ihn bezwingen, aber dann würde er ihn ernsthaft verletzen müssen, da es schon einen stärkeren Zauber brauchte um ihm etwas anhaben zu können. Leider würde das aber bedeuten, dass Titus wahrscheinlich wieder in Tränen ausbrechen würde. Verdammt. Lange aber würde er das hier nicht mehr durchhalten. Was war bloß in diesen Kerl gefahren?!

 

Mū drückte noch fester zu und schüttelte ihn wie von Sinnen, bis Sphintus Arme leblos hinab hingen und er kaum noch bei Bewusstsein war. Erst da merkte er, was er eigentlich tat. Geschockt über sich selbst ließ er von ihm ab, fiel auf die Knie, starrte auf seine Hände und hörte noch, wie der Körper des Anderen zu Boden sackte. Als er in Titus tränenüberströmte Augen sah, hätte er sich am liebsten dafür selbst umgebracht.

Was hatte er getan?

Hoffentlich lebte der Junge noch. Vor seinem inneren Auge sah er immer wieder die gleiche Szene, in der Sphintus Titus küsste. Auf den Mund. Vor seinen Augen. Sein Gehirn schaltete ab. Er handelte nur noch instinktiv und das war fatal gewesen.

 

„Sphintus, alles in Ordnung mit dir?“, hörte er jemanden verzweifelt rufen. Als er sich umdrehte, sah er, wie Titus neben ihm kniete und ihn im Arm hielt.

 

„Jaaa… hust… alles halb so schlimm, auch wenn mich dieser Wilde fast umgebracht hätte!“, funkelte Sphintus Mū vorwurfsvoll an.

 

Ein Wilder… unberechenbar und gnadenlos. Ohne Verstand. Eine Bestie. Das war er scheinbar wirklich, auch wenn seine Wut mittlerweile verflogen war. Beschämt und in Gedanken wand er seinen Blick wieder ab.

 

Sphintus heilte sich mit seiner Magie notdürftig, stieg auf und ging hinüber zu dem am Boden hockenden Fanalis, der ihn im ersten Moment gar nicht zu registrieren schien.

 

„Wir sind nur gute Freunde, Mū.“, erklärte er einfach drauf los. „Das was du gesehen hast… Titus…“, bei der Erwähnung dieses Namens schaute Mū auf. „… er hat sich vorhin nur ausgeheult, wie sooft in letzter Zeit, weil er nicht mehr weiter weiß mit seinem Kummer und ich hab ihn nur getröstet.“ Sphintus machte eine kurze Pause, holte tief Luft und sprach die nächsten Worte ehrlich und aufrichtig direkt in Mūs Augen blickend: „Da ist nichts zwischen mir und Titus! Er liebt nur dich!“.

 

Nach den letzten drei Worten konnte Mū seine Tränen nicht mehr zurückhalten. All seine Sorgen und Ängste, die Wut und Eifersucht der letzten Jahre fielen ihm wie ein riesiger Stein vom Herzen. Er konnte es nicht glauben. War das wahr? Passierte das hier gerade wirklich? Plötzlich fühlte er zwei Arme, die sich liebevoll um seinen Hals legten und einen sanften Körper, der sich von hinten an ihn schmiegte, die Wangen gegen seine eigenen gelehnt.

 

„Ist das wahr?“, murmelte er leise.

 

„Ja…“, hauchte Titus ihm direkt ins Ohr.

 

Da konnte er sich nicht mehr halten. Halb zog er, halb fiel Titus in seine Arme und er küsste ihn zart und doch leidenschaftlich, so wie er es sich seit Jahren schon gewünscht hatte. Sein Herz schien vor Freude zu tanzen und Mū wusste nicht wohin mit all seinen Gefühlen. Titus erging es nicht anders und er klammerte sich an Mū regelrecht fest, aus Angst dies hier könnte alles nur ein Traum sein, einer der vielen unerfüllten, die er schon erleben musste. Freudig tanzten die rosa Rukh um die beiden Verliebten und ließen sie die Welt um sie herum vergessen.

Nachdem sich die beiden voneinander lösten, hielt Mū Titus Gesicht zwischen seinen Händen fest und streichelte mit den Daumen sanft über dessen Wangen. Lächelnd und glücklich nahm Titus diese Geste an, legte seine Hände auf die Mū’s und liebkoste dessen festen, rauen Handrücken. Schweigend saßen sie einige Minuten auf dem Boden und genossen den Augenblick. Mū drückte seine Stirn gegen Titus Stirn.

 

„Seit langer Zeit habe ich hierauf gewartet, die Hoffnung fast aufgegeben…“, raunte er heiser und holte kurz Luft. „… aber jetzt da es wahr geworden ist, gebe ich dich nicht mehr her! Nie wieder.“

 

Titus kicherte leise, küsste seinen Gegenüber, als dieser ihn unvermittelt in die Luft hob und wie eine Braut davon trug. Dabei löste sich sein Zopf und die blonde Mähne hing wie ein Wasserfall herab.

Mū trug seine ‚Braut‘ nach Hause. Kaum hatten sie die Tür passiert, warf er ihn direkt aufs Bett. Jetzt, nachdem er wieder einigermaßen klar denken konnte, wollte er jeden Augenblick in Titus Nähe auskosten, auch wenn es ihn viel Beherrschung kostete, nicht gleich das restliche bisschen Verstand zu verlieren und dem Jungen die Kleidung vom Leib zu reißen. Da lag er nun vor ihm, seine blonden Haaren wie ein goldenes Tuch unter seinem Körper, wellig wie das raue Meer. Er küsste Titus und streichelte ihn begierig, wo er nur konnte.

Dieser erwiderte seine Gesten soweit ihm sein Körper noch gehorchte. Jede kleinste Bewegung machte ihn wahnsinnig und er wusste nicht, wohin mit seinen Gefühlen. Ihm war gleichermaßen warm, kalt und schwindelig. Er wusste nicht, ob nun Angst, Freude, Lust oder alles gleichzeitig in ihm tobten. So verliebt war er noch nie und so gut hatte er sich auch noch nie gefühlt.

In jener Nacht fanden sie nicht viel Schlaf, zu groß war das Begehren, das sie all die Zeit verborgen gehalten hatten.

 

Am nächsten Morgen erwachte Mū noch schläfrig. In seinen Armen eine friedlich schlummernde Schönheit. Bedächtig strich er Titus eine verlorene Strähne aus dem Gesicht und er konnte es immer noch nicht fassen, das dies die Realität sein sollte. Titus schien noch erschöpft von ihrem gestrigen Liebesspiel und er ließ ihn schlafen. Der Junge war so von seinen Gefühlen überwältigt gewesen, dass sogar ein Blinder die vielen Rukh gesehen hätte.

 

Liebe machte schon verrückte Sachen mit Lebewesen.

 

Mū gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn, schloss seine Arme fest um ihn und schlief danach auch wieder ein. Nie wieder würde er ihn hergeben, seinen Schatz.

 

 

ENDE


Nachwort zu diesem Kapitel:
Über Kommis/Kritik freu ich mich natürlich wie immer sehr und hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen.

Gruß

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