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Remember Your Heartbeat

von

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The scarred Heart and The confused One

„Die Bevölkerung ist in panischer Aufruhr. Ein kaltblütiger Mörder versetzt die Menschen in Angst und Schrecken“, ertönte die aufgeregte Stimme des Nachrichtensprechers durch unseren Fernseher, auf welchen Shachi und ich vom Sofa aus blickten. Mein bester Freund verfolgte die Eilmeldung mit höchstem Interesse, während ich gelangweilt gähnte.

Letztlich riss Shachi die Fernbedienung an sich und malträtierte die Taste für das Erhöhen der Lautstärke, als ob sein Leben davon abhängen würde.

„Der Killer ist ein Enigma. Er hinterlässt keine Hinweise auf seine wahre Identität. Nur einen einzigen Buchstaben: K. ...Die Polizei bittet um Ihre Mithilfe. Sollten Sie eine auffällige Person sehen, rufen Sie den polizeilichen Notruf und bringen Sie sich sofort in Sicherheit.“

 

Alles nur Schwarzmalerei um sinnlos Panik zu verbreiten...

Die Medien lassen sich auch immer wieder was Neues einfallen...

 

Beinahe wäre ich eingeschlafen, hätte Shachi die Lautstärke vor Angespanntheit nicht auf vollstes Volumen gestellt. Wodurch aus den Boxen des TV-Geräts vorwiegend ein verzerrtes Dröhnen drang, direkt in mein Trommelfell hämmernd.

Schläfrig knurrend schnipste ich einen Bierdeckel in Richtung Fernseher, gezielt den Ausschalt-Knopf treffend, sodass der Bildschirm augenblicklich schwarz wurde.

Geschockt drehte Shachi seinen Kopf langsam zu mir, sein Mund war fassungslos geöffnet. Die kurzzeitige Ruhe abgelöst von seiner vorwurfsvollen Stimme, deren Farbe kräftig hell und unüberhörbar schrill klang.

 

Wie konntest du das tun, Peng?!“, fragte er mich aufgebracht, mit der Fernbedienung anklagend auf mich zeigend, was mich dazu brachte, grinsend den Schirm meiner Kappe über meine geschlossenen Augen zu ziehen.

Schulterzuckend antwortete ich ihm in gedämmt dösigem Ton;

„`Wie´...? Mit einem Fingerschnippen und einem Bierdeckel.“

 

Daraufhin zog Shachi beleidigt einen Schmollmund, mir seine Ballonmütze mit wenig Kraft entgegen pfeffernd, mich jedoch um eine Armlänge verfehlend. Im Flug fing ich seine Kopfbedeckung blind mit einer Hand ab und setzte sie ihm leise lachend wieder auf seinen gesenkten Kopf.

 

„Hey, die brauchst du noch“, sagte ich in gespielt tadelndem Stimmton und klopfte ihm locker mit meiner flachen Hand auf seine hellgrüne Mütze, meine Lippen beim Sprechen in ein neckisches Grinsen übergehend.

„Wie willst du sonst deine zerstreute Mähne bändigen?“

 

Shachis vollkommen von sich selbst überzeugtes Lächeln begleitete hörbar seine überflüssige Antwort.

 

„Spucke und Zuckerwasser!“, rief er sein scheiterndes Erfolgsrezept stolz aus, zur Verdeutlichung seiner Aussage an seinem Daumen leckend, und wischte sich dann eine seiner wirren, orangenen Haarsträhnen von seiner Stirn.

Bis heute wusste er nicht, dass ich seine selbst zusammengemischte Gel-Tube – mit einem Mix aus 80% Zucker und 20% Wasser – durch eine geruchsneutrale Haarkur ausgetauscht hatte.

Seine Ballonmütze war wirklich das einzige Mittel, welches seine abstehenden Haare im Zaum halten konnte.

 

Shachi glaubte nur an das, was er glauben wollte. Dennoch trug er seine Mütze stets, seitdem er Law mit der unsymmetrischen Form seiner Frisur fast wahnsinnig gemacht hatte.

An jenem Tag vor vielen Jahren, noch zu unserer Studentenzeit, hielt der Chirurg in Lehre einen wichtigen Vortrag. Wurde jedoch immerzu von Shachis auffälligen Haaren abgelenkt, deren grelle Farbe aus der Schülermasse herausstach. Da ich meine Kappe damals bereits trug, lieh ich sie meinem besten Freund für die Zeit des Referats aus. Sie war ihm zu groß, sodass Shachi eher einer versteckten Schildkröte unter dem dunkelblauen Stoff ähnelte.

Bei der Erinnerung zierte ein resigniertes Schmunzeln meine Lippen. Bis Shachis Stimme mich ins Hier und Jetzt zurückholte.

 

„Schläfst du schon?“, fragte er mich, seinen Redefluss unterbrechend, welchem ich nicht zugehört hatte.

Er pikste mich mit seinem Zeigefinger mehrmals an meiner Schulter an, woraufhin ich ihm mit einem murrenden; „Ja“, antwortete.

 

„Ach so...“, klang er beinahe enttäuscht und erhob sich vom Sofa, leisen Schrittes aus unserem Wohnzimmer gehend, bevor er mir abwinkte, seine helle Stimme einen warmen und freundlichen Klang annehmend.

„Schlaf gut, Peng.“

 

Kurz darauf schloss er vorsichtig die Tür hinter sich, ehe ich ebenso seine Schlafzimmertür ins Schloss fallen hörte.

Zwar war es erst später Nachmittag, aber war die morgendliche Schicht in unserer Klinik sehr kräftezehrend gewesen, sodass mein Körper nach einem kurzen Dämmerschlaf begehrte.

Wenige Augenblicke später war ich eingenickt.

 

 

Doch wachte ich nur 2 Stunden später schweißgebadet auf.

Irritiert schreckte ich hoch, mich an meinen Armen nach oben stützend, bevor ich mich hektisch in unserem Wohnzimmer umsah.

 

Ein Traum...?, fragte ich mich verschlafen und schüttelte meinen Kopf, sodass mir meine locker sitzende Kappe von dem selbigen rutschte.

Nur... wovon genau habe ich geträumt?

 

Keines der Bilder kehrte zurück. Alles, woran ich mich erinnern konnte, waren die Farben Rot – Blutrot – und Violett... Sowie die spürbare Traumkälte.

Mein unterbewusstes Unwohlsein hatte mich schließlich unsanft aufgeweckt.

Bin ich etwa im Traum gestorben...?

 

Ich habe wohl einfach zu viel Kaffee vor dem Schlafen getrunken..., dachte ich mir und stand langsam vom Sofa auf, mein Handy und meine Kappe im Vorbeigehen an mich nehmend.

Ein Spaziergang wird mir gut tun...

 

Warme Herbstluft empfing mich auf der verdunkelten Straße. Nur wenige Menschen waren an diesem Abend unterwegs, sodass mich eine angenehme Ruhe auf meinem unbestimmten Weg begleitete.

An einem geschlossenen Geschäft vorbeigehend, fuhr mir ein einzelnes Auto entgegen, dessen Scheinwerfer mich kurz blendeten. Den Schirm meiner Kappe tiefer über meine Augen ziehend, merkte ich zunächst nicht, dass das Fahrzeug direkt hinter mir am Bürgersteig anhielt.

Erst, als der Fahrer das Autofenster herunterließ und mich ansprach, realisierte ich es.

 

„Die heutige Nacht ist von Bedrohen gezeichnet“, sagte er, seine murmelnde Stimmfarbe ausdruckslos und eintönig klingend.

Als ich mich zu dem Taxi umdrehte, erkannte ich die gelangweilte Mimik des blondhaarigen Mannes, dessen abwesenden Augen eine gezackte Tätowierung trugen und beim Sprechen durch mich hindurch zu sehen schienen.

„Drehe um. Dein Schicksal liegt noch in deinen Händen. Wenn du weitergehst... wird das Schicksal über mehrere Leben bestimmen, mitsamt dem Deinigen“, fuhr er sich mit seiner Hand beim eintönigen Sprechen dramatisch durch seine langen Haare, ehe er eine Taro-Karte zückte, auf die sein leerer Blick starrte.

„Die Wahrscheinlichkeit einer unerfreulichen Begegnung liegt bei achtundsiebzig Prozent, die Chancen einer angenehmen nur bei zweiundzwanzig...“

 

Diese `unerfreuliche Begegnung´, von der er spricht, ist allenfalls der Spinner selbst..., dachte ich mir, meine verdeckten Augen rollend, bevor ich ihm desinteressiert abwinkte.

„Danke für die Warnung, doch glaube ich nicht an Wahrsager-Spinnereien.“

 

Damit ging ich weiter, sein gemurmeltes: „Diesen Ausgang habe ich vorhergesehen“, absichtlich ignorierend.

Daraufhin fuhr der ominöse Taxifahrer weg, womit ich wieder völlig allein auf der unbelebten Straße war.

Und dann lief alles schief, was schief gehen konnte.

 

Das leise Heulen einer Eule verfolgte meine Schritte. Jeden verdammten Tritt hörte ich das durch die Dunkelheit hallende `Huhu, Huhu´. Gleichzeitig spürte ich die fixierenden Augen des Nachtvogels auf mir.

Es machte mich regelrecht paranoid.

 

Meine Beine beschleunigten ihre Bewegung wie von selbst, während meine Muskeln sich anspannten und mein Körper unter alarmiertem Strom stand.

Auf jedes Geräusch und die kleinste Regung in meinem stark eingeschränkten Blickfeld achtend, sah ich mich fieberhaft um, meine Augen in jede dunkle Straßenecke zweimal schauend.

Plötzlich ertönte ein animalischer Schrei, der mich heftig zusammenzucken ließ.

...Bevor eine schwarze Katze aus einer der linken Seitengassen heraussprang.

 

Jetzt wird’s wirklich lächerlich..., seufzte ich genervt, frustriert über meine eigene Schreckhaftigkeit, und verfolgte mit meinem Blick das über die Straße rennende Tier.

Reiß dich zusammen, Penguin!

 

„Der Schwarzseher hat mich verflucht“, knurrte ich zu mir selbst und lief weiter, mich weigernd an Aberglaube zu glauben.

Um mein Glück noch weiter herauszufordern, ging ich direkt unter einer aufgestellten Leiter hindurch.

 

Na also, nichts ist passiert..., redete ich mir in Gedanken neuen Mut zu und lief in Richtung des verdunkelten Parks, den ich aus der Entfernung sehen konnte.

Das alles geschieht nur in meiner Einbildung...

 

Selbstbewusst schritt ich durch den eisernen Torbogen, der zu dem hellen Kiespfad des Park-Geländes führte. Die Kieselsteine knirschten geräuschvoll unter meinen Schritten, das einzige Geräusch der still gewordenen Nacht darstellend, während ich mich näher umsah.

Dabei schob ich den Schirm meiner Kappe mit meinem Zeigefinger nach oben.

 

Ein riesiges Areal erstreckte sich vor mir. Vereinzelte, schwarze Parklaternen beleuchteten den Weg und tauchten ihn in eine dämmerige Orangefärbung, welche einen leichten Kontrast zu der nachtblauen Umgebung erzeugte.

Links und Rechts am Wegrand reihten sich zahllose Herbstbäume auf, ihr dünner Stamm ein dunkles Braun-Schwarz tragend, ihre Äste volle Blätter in intensiven Rottönen zierend. An der angrenzenden Wiese dekorierten einige Rundbeete den makellosen Rasen. Eine Vielzahl an violetten Blumen, die von weißen Dekor-Steinen umrahmt wurden, waren dort zu sehen.

Vor mir, direkt am Kiespfad übergehend, über welchen ich langsam weiterlief, spaltete sich der Weg für einen großen, runden Steinbrunnen aus dunklem Marmor.

 

Fasziniert blieb ich vor ihm stehen, mit meinen Fingern den kalten Stein des Rahmens berührend, ehe ich meinen Blick über das lichtlose Wasser schweifen ließ, an dessen Oberfläche mehrere Seerosen, mitsamt ihren breiten Blättern trieben.

In der Mitte des Brunnens war eine erhöhte Rundplattform eingesetzt, auf der die Skulptur eines chinesischen Drachens stand. Sein langer Körper Richtung Himmel gereckt, zeigte sein Kopf nach unten, zum Brunnenwasser.

Aus seinem geöffneten Mund floss ein dünner Wasserstrahl heraus, womit er ein kaum wahrnehmbares Quell-Geräusch erzeugte.

 

Meine rechte Hand unter den fließenden Strahl haltend, zog ich mit der anderen meine Kappe vom Kopf, bevor ich mir das kühle Wasser in mein Gesicht strich.

Die warme Nachtluft wehte mir um meine kurzen Haare, trocknete die Wasserspritzer auf meinen Wangen und meiner Stirn, über die ich sogleich wieder meine Kopfbedeckung zog.

Ich spürte die innere Ruhe, welche mir dieser Ort gab. Die Andacht und der Friede, die er vermittelte.

 

Mit einem unbeschwerten Grinsen auf meinen Lippen ging ich schließlich weiter.

Nicht wissend, dass die Stille Täuschung barg.

 

Langsam folgte ich dem Kiesweg, der mich zu einem offen-flächigen Bereich für Parkbesucher brachte.

Hier gab es weniger Gewächs und ebenso wenig Licht, dafür mehrere Holz-Parkbänke mit metallisch schwarzem Gestell, neben denen moderne Mülleimer standen.

Mich auf eine von den Bänken setzend, lehnte ich mich zurück in die hölzerne Lehne, meinen Kopf Richtung klarem Himmel gehoben, an welchem sich von meinem Blickpunkt kein Mond, doch zig tausende Sterne abzeichneten.

 

Wann habe ich zuletzt eine solche Ruhe verspürt?, fragte ich mich selbst, die frische Herbstluft tief einatmend und meinen verträumten Blick weiter über die leuchtenden Punkte schweifen lassend.

Im Leben gibt es viel zu wenige Momente, in denen man den Augenblick wahrnimmt...

 

Ich bin ein Träumer...

Allein in meiner eigenen Welt existierend...

 

Eine sorglose Welt, ohne das Leid, dem ich tagtäglich entgegenblicke..., dachte ich an meine Berufung als Arzt und die vielen Verluste, welche dieser Beruf mit sich brachte. An die Gesichter der Familien, denen ich eine erschütternde Nachricht übermitteln musste... An die der Patienten, denen ich eine endgültige Diagnose stellte... Und an meine eigenen Augen, die ich nach solch einem Tag hinter meiner Kappe versteckte.

Trauer, Schuld und Mitgefühl spiegelten sie wider. All die Last, welche ich in mir trug.

In solchen Momenten wünschte ich mir, eine emotionslose Person zu sein. Wünschte mir, dass ich stärker wäre...

Dass ich mein Herz davor verschließen könnte...

 

Selbst das immer währende Lächeln meines besten Freundes barg den Schwermut unserer Lebensaufgabe. Nur Law und ich sahen die Wahrheit hinter Shachis aufgebauten Mauer aus Fröhlichkeit und Unbeschwertheit.

Er lächelte, nicht nur seiner selbst Willen, sondern anderer Menschen wegen.

Ein Lächeln für jeden Abschied... Eines für jeden Leidenden... Und unzählige für uns, der wir zu dritt dem Schatten des Todes gegenüberstanden.

Seite an Seite kämpften wir gemeinsam in dieser aussichtslosen Schlacht.

 

Doch jedes gerettete Leben ist es wert, dafür zu kämpfen..., erinnerte ich mich an unsere Siege und die neue Hoffnung, die wir Menschen gaben. An das stille `Danke´, das die Freudentränen der Angehörigen begleitete, deren Ehepartner, Eltern und Kinder wir retteten.

Wir sind bei weitem nicht fehlerlos, sind keine `besseren´ Menschen, weil wir anderen helfen...

 

Jedoch stärkt es uns in dem, was wir tun...

Es gibt uns die Stärke, die wir für unseren täglichen Kampf brauchen...

 

Mit einem letzten Seufzen auf meinen Lippen, fand ich aus meinem Gedankenkreis heraus, stieß die negativen Emotionen und Erinnerungen von mir und verschloss mein Herz abermals vor ihnen. Ich zwang mich dazu.

Stattdessen versuchte ich den Geräuschen der Nacht zu lauschen und mich auf diese zu konzentrieren. Meinen Blick dabei von dem Sternenhimmel abwendend und meine Augen schließend.

Abermals kehrte die Ruhe in mich ein... die Stille-

 

Was ist das für ein Geräusch?, fragte ich mich, aufmerksamer auf den gedämmten Klang achtend, der dumpf hinter mir erschallte. Dauerhaft, in unregelmäßigen Abständen war er entfernt zu hören.

Ein... Schlag? Ein Aufprall von etwas Metallischem...?

 

Meine Neugier siegte über meine Vernunft.

Weswegen ich dem Geräusch nun lautlos über das Gras schleichend folgte.

 

Zunächst erkannte ich lediglich die dichten Bäume, die das Park-Areal umringten und einen lichtlosen Schatten um den anliegenden Rasen warfen. Unmittelbar ging ich auf die Dunkelheit zu.

Meine Augen gewöhnten sich nur langsam an die neuen Lichtverhältnisse. Meine Schritte verlangsamten sich, während dar dumpfe Ton immer und immer lauter wurde, je näher ich der Geräuschquelle kam.

 

Plötzlich sah ich das Aufblitzen einer geschwungenen Klinge.

Zeitgleich gefror mir das Blut.

 

Mein Körper reagierte schneller, als mein Verstand. Reflexartig setzten meine Beine zum Sprint an, hinter einen der dicken Baumstämme rennend, hinter dem ich mich versteckte.

Meinen Rücken an die harte Rinde gepresst, überschlug sich mein Herzschlag, den ich vergebens zu beruhigen versuchte.

 

Erneut folgte der dröhnende Aufschlag, knappe drei Meter hinter meinem Versteck. Die messerscharfe Klinge sein Ziel treffend, geräuschvoll in einen der robusten Bäume einschlagend.

 

Beruhige dich Penguin, beruhige dich, verdammt!, zwang ich mich zur Ruhe, krampfhaft versuchend, meinen gehetzten Atem so leise, wie möglich zu halten, mich währenddessen weiter an die Rinde hinter mir drückend.

Er hat dich nicht gesehen... Er weiß nicht, dass du hier bist...

 

Oder...?, drängte sich der Zweifel in meinen erstarrten Verstand, sich dort einnistend und wie ein tödlicher Virus rasend schnell ausbreitend.

Wo... ist das Aufprall-Geräusch geblieben?, bemerkte ich die plötzliche Stille, welche mir ganz und gar nicht behagte.Verdammt...

Ich will nicht nachsehen... Ich will... nicht...

 

Und doch tat ich es, bevor mich der Mut dazu verließ.

Einen flüchtigen Blick hinter den dicken Baumstamm werfend, beobachtete ich die schemenhafte Figur mit der Klinge in ihrer Hand, die ich nun als Sichel erkannte.

Mit einem flinken Salto-Sprung rückwärts, eine Geschwindigkeit, für Augen beinahe unkenntlich, entfernte er sich von seinem Ziel. Seine langen, blonden Haare bei seinem Sprung wild durch die Luft wirbelnd, bevor er gekonnt mit seinen Füßen auf dem Boden aufkam. Sich im gleichen Atemzug vom Rasen abstoßend und erneut blitzschnell nach vorne schnellend.

 

Ein lauter Aufschlag... Dann wiederholte er seine Angriffsbewegung.

Einmal... Zweimal...

Bis er plötzlich mitten im Sprint anhielt, seinen Kopf ruckartig in meine Richtung drehend. Wodurch ich das violette Halstuch über seiner unteren Gesichtshälfte erblickte. Die obere wurde von seinem blonden Pony vollkommen überdeckt.

Keine Sekunde später ging er langsam auf mich zu, sich meinem Versteck wie ein lautloser Löwe nähernd.

In dem Moment geriet ich in Panik.

 

Und da segelt mein Selbstbewusstsein dahin... wie das Ahornblatt, das langsam vor mir zu Boden fällt...

 

Ich muss hier weg!, stieß ich mich mit meinen Händen an der Baumrinde ab und rannte los. Rannte, als ob mein Leben davon abhinge – Was ich nicht hoffe...

Verdammt, der Kerl trägt eine tödliche Waffe bei sich!

 

Ist er... dieser Mörder, über den die Medien berichtet haben?

 

Er verfolgt mich nicht..., redete ich mir ein, ohne es wirklich zu wissen, ohne mich umzudrehen.

Mein Körper einzig auf Flucht fixiert, während ich den Park in einem rasenden Tempo durchquerte.

Als ich bereits den Torbogen des Eingangs sah, wollte ich aufatmen, doch merkte ich zeitgleich, wie ein kräftiger Windstoß meine Kappe von meinem Kopf riss.

Wodurch ich augenblicklich bremste.

 

Verdammt!

Ohne meine Kappe werde ich nicht weitergehen...

 

Wie eine Steinstatue stand ich dort, mitten auf dem Rasen, zögernd, mich zu bewegen.

Ich musste mich umdrehen, etwas anderes blieb mir nicht übrig.

Also raufte ich mich zusammen, meinen Körper wie in Zeitlupe drehend, dabei kniff ich meine Augen zusammen.

Als ich sie wieder öffnete, sah ich... niemanden.

 

Ich war allein.

Keine Spur von dem Mann, welcher in der Nacht verschwunden war.

 

Erleichtert seufzend fuhr ich mir mit meiner Hand durch mein kurzes Haar, ehe ich mich zu Boden beugte und meine Kappe aufhob, sie anschließend wieder aufsetzend.

Daraufhin begab ich mich auf direktem Weg zurück nach Hause, meine Schritte schnell bleibend, sowie meine Sinne geschärft und angespannt waren.

Erst, als ich meine Wohnungstür erreichte, ließ ich das Gefühl der Sicherheit zu.

 

In dieser Nacht versuchte ich zu vergessen...

Und fand keine Minute Schlaf.

 

 

--

 

 

Am nächsten Morgen war ich erschöpft, sowohl nervlich, als auch körperlich.

Shachi und ich hatten Frühdienst in der Klinik, wodurch die Nacht ohnehin von kurzer Dauer war.

Nur durch genügend Koffein konnte ich mich wachhalten, sodass ich bereits vor Dienstbeginn mehrere Tassen Espresso getrunken hatte. Den fragenden Blick meines besten Freundes am Frühstückstisch merkte ich sehr wohl. Doch wollte ich ihn nicht beunruhigen, sodass ich meine nächtliche Begegnung für mich behielt.

Auch auf seine permanente Nachfrage bekam er von mir keine deutlichere Antwort.

 

„Hast du einen Albtraum gehabt, Peng? Hast du wieder die ganze Nacht durchgelesen? Oder hast du-?“

 

„Nein“, war meine genervte Antwort, die ich nun bereits zum zehnten Mal wiederholte. Ich konnte und wollte meinen besten Freund nicht anlügen, sodass ich auch keine Ausrede erfand, seine falschen Vermutungen lediglich verneinend.

Den ganzen Weg zum Krankenhaus über löcherte er mich mit Fragen. Umso froher war ich, als wir das schneeweiße Gebäude endlich erreichten.

 

Zu zweit gingen wir durch die gläserne Doppeltür, die beiden Türen sich automatisch vor uns zur Seite schiebend, was bedeutete, dass Law sie bereits für uns aufgeschlossen hatte.

Law war immer als Erster in der Klinik, lange vor Arbeitsbeginn. Oft übernachtete er hier in den Ruheräumen und ging gar nicht erst Nachhause. Sein Ziehvater war sein einziger, engerer Kontakt, neben uns.

Falls ein Notfall eingeliefert wurde, war er stets zur Stelle. Und wenn er uns brauchte, konnte er uns jederzeit rufen. Unsere Wohnung lag in unmittelbarer Nähe von hier.

 

In der Umkleide legten Shachi und ich unsere Freizeitklamotten ab, stattdessen unsere weißen Overalls anziehend, deren linke Brust das Logo unserer Klinik zierte: Ein grinsender Smiley.

Als wir anschließend den Besprechungsraum betraten, saß Law bereits mit einer dampfenden Kaffeetasse und mehreren Dokumenten am Tisch, auf uns wartend.

Mit einem leichten Nicken begrüßte er uns, ich es erwidernd, während Shachi fröhlich sein: „Guten Morgen, Law~!“, heraus posaunte. Was Laws und meine Kopfschmerzen nur verschlimmerte.

Wo Shachi um vier Uhr morgens diese vitale Energie hernahm, blieb uns bis heute ein Rätsel.

 

Seufzend setzte ich mich Law gegenüber an den Tisch, den prüfenden Blick seiner silbernen Augen auf mir spürend, mit welchen er meine aufgelöste Erscheinung akribisch musterte.

Seine optische Untersuchung über mich ergehen lassend, griff ich nach der Kaffeekanne – die eine von seinen starken Mischungen beinhaltete – und goss mir die beinahe schwarze Flüssigkeit in meine Tasse.

 

Law bemerkte meinen erschöpften Zustand augenblicklich, doch ließ er ihn kommentarlos. Er wusste, dass ich von mir aus auf ihn zukommen würde, wenn ich es wollte, und respektierte mein Schweigen.

Shachi neben mir, stapelte zwischenzeitlich mehrere Zuckerwürfel auf dem Tisch übereinander. Kaffee trank er nicht, dafür belebte er seinen Geist mit zuckerhaltigen Süßigkeiten, die er mit seinem Zeigefinger und Daumen zu seinem lächelnden Mund führte.

Schließlich begann Law die morgendliche Besprechung, seine charakterfeste Stimme ruhig und beruflich klingend.

 

„Keine nächtlichen Zwischenfälle, zwei unkomplizierte Eingriffe und keinen Todesfall“, erklärte er uns in einem nüchternen Ton, einen jeden von uns ansehend, ehe seine Stimme eine autoritäre Klangfarbe annahm.

„Shachi, du bist heute für Station 1 und 2 zuständig. Jean Beard befindet sich auf Station 3 und 4. Penguin, deine Aufgabe ist vorerst der Empfang. Bleibe auf Abruf bereit. Ich selbst muss wichtige Vorbereitungen für anstehende Operationen treffen und möchte ausschließlich im äußersten Notfall gestört werden.“

 

Damit beendete er seine Anweisungen, knapp und gründlich.

„Verstanden“, entgegneten Shachi und ich ihm synchron, bevor sich unsere Wege trennten, jeder seinem Aufgabenbereich nachgehend.

Meine Kaffeetasse nahm ich mit, als ich mich zum Empfangsbereich begab.

 

Die große Räumlichkeit war nur spärlich beleuchtet, früh morgens war hier keine Menschenseele.

Vom Empfangstresen aus konnte ich direkt auf die gegenüberliegende Eingangstür sehen, hinter der es noch dunkel war. Vor mir war die Sicherheitsscheibe des Tresens, unter ihr der Schreibtisch, auf dem das Schaltpult für Notrufsignale stand – sowohl für innerhalb, als auch außerhalb der Klinik.

Jeder Anruf wurde sofort zu mir durchgestellt, sowie ich den Überblick über jegliche Rufklingel der Patientenzimmer und der Angestellten hatte. Von hier aus konnte ich alles organisieren und hatte die absolute Kontrolle.

 

Meine Kappe legte ich hinter mir auf dem schmalen Aktenschrank ab, der in der Ecke stand, ehe ich mich mit der Tasse in meiner Hand auf den Drehstuhl vor den Schreibtisch setzte.

Nun hieß es warten, bis-

Doch genau in dem Moment, als mein Gesäß das dunkle Polster berührte, stürmte jemand durch die Eingangstür. Ein Mann, um genau zu sein... mit feuerrotem Haar.

 

Ich ahne Schlimmes...

Dem Typen steht das Wort `Problem´ regelrecht auf seiner Stirn geschrieben...

 

Hart kamen seine Springerstiefel auf dem laminierten Boden auf, über den er geräuschvoll trampelte.

Sein Muskelbepackter Körper war übersät mit Verletzungen aller Formen und Farben, seine markanten Gesichtszüge einen streitsüchtigen Ausdruck von `komm mir bloß nicht zu nahe´ tragend.

Die starke Alkoholfahne, welche an ihm haftete, konnte ich auf die fünf Meter riechen, die mich von ihm trennten.

 

I-Ist das ein Messer in seiner Schulter?!

 

Wie kann der Kerl mit den vielen Wunden überhaupt noch gerade stehen, geschweige denn laufen?

Er müsste vor Schmerzen längst ohnmächtig geworden sein...

 

Wild drehte der Hüne seinen Kopf, seine roten Haarsträhnen bei der hektischen Bewegung leicht wippend, bevor seine leuchtend goldenen Augen auf mich fielen. Und ich schwer schluckte.

 

Warum muss ausgerechnet ich heute am Empfang sitzen?, fragte ich mich leise fluchend, seine näher kommende, breite Figur verfolgend, während seine aufstampfenden Schritte immer lauter wurden.

Hinter der Panzerglasscheibe sollte ich eigentlich sicher sein... oder-?

 

Lautstark donnerte seine Faust gegen die Scheibe, sie dabei stark zum Vibrieren bringend, während frisches Blut seinen Unterarm herablief und von seinem Ellenbogen auf die andere Seite des Tresens tropfte. Der Alkohol verflüssigte es zusätzlich, weswegen seine Schnittverletzungen sich nicht schließen konnten. Auf den ersten Blick sah es so aus, als ob er eine Glasflasche in seiner Pranke zerbrochen hätte.

Ich musste ihn schnellstens verarzten, doch brauchte ich zuerst vorschriftsmäßig seine Personalien.

Mir meine innere Zerstreutheit nicht anmerken lassend, weil er weiterhin wie ein Irrer gegen die Scheibe hämmerte, sprach ich ihn mit neutraler Stimme an.

 

„Name?“, fragte ich ihn, mich innerlich für meinen schwankenden Stimmton verfluchend, bevor seine einschüchternden Augen mich noch wütender fixierten. Seine blutende Faust blieb gehoben, während ich seinen bohrenden Blick mit dem Meinen standhielt.

Genervt wiederholte ich meine Frage, damit sie zu seinem alkoholisierten Verstand durchdrang.

„Ihr Name?“

 

Er gab mir keine Antwort. Stattdessen zischte er ein herablassendes: „Tzz“, bevor er mich ignorierte und wieder abstampfte. Danke für das Gespräch, Arschloch!

Wankend stiefelte der Hüne direkt auf die Tür zu Laws Station zu, die er mit Wucht aufstieß und schwankend durchquerte.

Ich darf ihn nicht zu Law lassen!

 

Sofort sprang ich auf, ihn im Gang abpassend, ehe ich mich ihm mit verschränkten Armen in den Weg stellte.

„Sie müssen mit mir kommen, damit ich Sie behandeln kann“, bohrte ich meinen entschlossenen Blick in den goldenen Seinen.

Der Hüne war um einiges größer als ich, wodurch ich weit zu ihm aufsehen musste.

 

Wenn Blicke töten könnten, hätte er mich längst zweimal unter die Erde geschickt...

 

Wir standen direkt vor Laws Behandlungszimmer, in das er wollte, ich ihn aber nicht gehen ließ.

Wie ein Kampfhund knurrte er mich aus tiefster Brust an, seine roten Lippen wutverzerrt. Es war seine letzte Warnung an mich, der ich kein Gehör schenkte.

Im nächsten Moment stieß er mich grob zur Seite, sein Stoß verdammt hart, wodurch ich unsanft auf dem Flurboden landete, während er durch Laws Tür preschte.

 

Keine Sekunde später hörte ich Laws gereizte Stimme, mitsamt der tiefen des Hünen.

Daraufhin erschien Law vor mir, eins und eins zusammenzählend, ehe er stumm seufzend seinen Nasenrücken massierte.

 

„Ich werde mich um den Choleriker kümmern“, sagte er in bestimmendem Ton und schloss die Tür hinter sich, vor der ich noch immer auf dem Boden saß.

Seufzend fuhr ich mir durch mein kurzes Haar, mein Scheitern mir zeitgleich ein schlechtes Gewissen gebend.

Meine schuldbewussten Augen blickten lange auf den Fußboden... Bis plötzlich eine Hand in meinem Blickfeld auftauchte.

 

Irritiert, weil ich keinerlei Schritte gehört hatte, sah ich verwirrt auf. Folgte der mir angebotenen Hand, über den gepunkteten Ärmel, zu der breiten Schulter und der offenen Bluse... bis zu dem violetten Halstuch und dem blonden Pony seiner langen Haare.

Schlagartig weiteten sich meine Augen, zeitgleich rutschte ich reflexartig nach hinten, mit meinem Rücken gegen die Flurwand stoßend.

Was ihn seinen Kopf fragend schief legen ließ.

 

Verdammt, verdammt, verdammt!, erkannte ich den unheimlichen Kerl augenblicklich wieder, ihn mit rasendem Puls kreidebleich anstarrend.

Wie hat er mich gefunden?!

 

Will er zu Ende bringen, was er nachts nicht getan hat?

Er... wird mich doch nicht hier und jetzt umlegen, oder?

 

Ihn nicht aus den Augen lassend, beobachtete ich jede seiner Bewegungen, mein Herz dabei hektisch gegen die Innenseite meines Brustkorbs hämmernd.

Der Palituchträger kniete noch immer leicht gebeugt vor mir, auf sicherem Abstand, den ich zwischen uns geschaffen hatte. Seine weiterhin ausgestreckte Hand zog er nun unter meinem misstrauischen Blick zurück, sich mit ihr langsam über seinen Nacken streichend.

Dabei erhob er seine leicht gedämmte Stimme, ihr Klang kristallen und rein klingend.

 

„Verzeih...“, begann er ruhig zu sprechen, seine folgenden Worte mich zutiefst überraschend, während ich meine Augenbrauen irritiert zusammenzog.

„Kid ist unberechenbar, wenn er getrunken hat.“

 

`Kid´? Wer ist Kid...?

 

Doch nicht etwa-?, ging mir ein Licht auf, sodass ich mehrmals blinzelte.

Den Blonden vor mir nochmals genauestens betrachtend, bemerkte ich den leichten Geruch nach Rotwein, den ihn umgab. Er war wohl ebenfalls angetrunken, doch noch lange nicht so zugeschüttet, wie sein aufbrausender Kumpel.

Dass er sich im Namen seines Freundes bei mir entschuldigte, rechnete ich ihm hoch an, doch blieb ich äußerst skeptisch ihm gegenüber.

 

Er ist es... definitiv..., dachte ich abermals an die Begegnung mit ihm, gleichzeitig fiel mir etwas Entscheidendes ein:

Er kann mich gar nicht wiedererkennen, weil ich weder meine gestrige Kleidung, noch meine Kappe trage...

 

Für ihn muss ich wie ein vollkommener Idiot aussehen...

Wie ich hier auf dem Boden sitze und vor ihm zurückgeschreckt bin...

 

Verdammt... Jetzt nur nichts anmerken lassen...

 

Ruhig stand ich auf, mir den Staub von meinem weißen Overall klopfend, bevor ich meinen Blick hob, an seinem verdeckten Gesicht vorbeischauend, da ich ihn nicht direkt ansehen konnte.

 

„Schon Okay“, sagte ich leise, mich für meinen festen Stimmklang lobend, ehe ich mich von ihm abwandte und Richtung Wartezimmer ging.

„Ich zeige dir, wo du auf ihn warten kannst.“

 

Seine beherrschten Schritte hinter mir waren lautlos. Den kurzen Weg über schweigen wir, bis wir den angrenzenden Wartebereich erreichten und er erneut seine tief-klare Stimme an mich richtete.

 

„Wie steht es um ihn?“, fragte er mich, ein leicht sorgenvoller Ton seine Worte begleitend, welcher von der Monotonie seiner klaren Stimmfarbe überdeckt wurde.

Mit einem halben Grinsen auf meinen Lippen antwortete ich ihm:

„Solange er toben kann, wird’s nicht allzu schlecht um ihn stehen.“

 

Doch verschwand mein Grinsen augenblicklich, gewandelt in puren Schock, als der Blonde sich erleichtert zu mir nach Vorne sacken ließ und seine Stirn auf meiner linken Schulter ablegte.

Sofort erstarrte mein gesamter Körper, während mein Herzschlag abrupt aussetzte.

 

W-Was?!

 

Sein Wispern, direkt neben meinem linken Ohr, war leise, doch hörte ich es mehr als deutlich. Ein wahrnehmbarer Rotweingeruch es begleitend.

 

Ich bin... so froh...

 

Viel zu nah war er mir, jedoch war ich unfähig dazu, ihn von mir wegzustoßen.

Seine langen Haarsträhnen streiften meine linke Wange, mein Mund weiterhin in Schock geöffnet bleibend.

Zu atmen wagte ich nicht, geschweige denn irgendeinen Muskel zu bewegen, so fassungslos war ich über seine spontane Handlung.

Völlig aufgelöst brachte ich nur ein abgehacktes Stottern über meine Lippen.

 

„I-Ich...“, weigerte sich mein überforderter Verstand einen Satz zu formen, welcher keinerlei Sinn besessen hätte.

Ich fühlte mich wie ein Lamm, dessen Hals die Zähne einer Raubkatze berührten.

Den blonden Palituchträger umgab stets eine spürbare Atmosphäre der Gefahr, die mich schaudern ließ.

 

Er wird mich umbringen... Er wird mich umbringen...

Wenn nicht jetzt... dann irgendwann...

 

Oder... täusche ich mich etwa in ihm...?

 

Die Sekunden verstrichen wie in Zeitlupe, die Welt schien angehalten, bis er seinen Kopf wieder hob.

Das verlorene Gewicht meiner Schulter spürend, sackte sie zeitgleich entspannend herunter, doch hielt meine Erleichterung nicht lange an.

Statt sich von mir zu entfernen, blieb er genau vor mir stehen. Seine versteckten Augen auf den Meinen spürte ich deutlich, sowie ich seinen plötzlichen Stimmungswandel bemerkte.

Seine zuvor monotone Stimme wurde von einem hörbaren Schmunzeln untermalt. Seine geflüsterten Worte ließen es mir kalt den Rücken herunterlaufen.

 

Mache ich dich... nervös?“, wisperte er mir diebisch schmunzelnd zu, sein Gesicht sich dem Meinigen auf einen knappen Zentimeter nähernd, sodass ich beinahe hinter seinen blonden Pony sehen konnte.

Kurz, für einen nicht greifbaren Augenblick, blitzten seine Augen hinter seinen Haarsträhnen auf. Ihre Farbe unkenntlich, doch ein jedes von ihnen einen andere Färbung besitzend.

Zeitgleich wurde sein kristallenes Flüstern einige Intervallen tiefer.

Wenn du mich weiterhin so anblickst... weckst du meinen Killerinstinkt...“

 

Im gleichen Moment, als mein Herz seine Schläge verweigerte, hallte ein lautes Brüllen über den Klinikflur.

 

Killer!

 

...Was meine innere Zerstreutheit zu blankem Horror werden ließ.

 

 

...Sein Name ist `Killer´?!...

 

 

 

 

 

###

 

 

 

 

 

`Killer-Instinkt´... welch amüsierendes Wortspiel..., rühmte ich mich gedanklich selbst, mein verstecktes Schmunzeln einen dünkelhaften Ausdruck annehmend, indessen ich interessiert beobachtete, wie sich die Pupillen in den giftgrünen Augen des jungen Mannes vor mir weiteten.

Seine Mimik war überaus ausdrucksvoll. Jeden seiner Gedanken konnte ich ablesen, wie aus einem offenen Buch.

Und es amüsierte mich gänzlich...

 

Killer!

 

Dies war mein Stichwort.

Doch bevor ich dem Rufen meines besten Freundes folgte, schnellte meine rechte Hand blitzschnell zu der Hosentasche des weißen Overalls meines Gegenübers. Mit einer flinken Fingerbewegung sein Handy unbemerkt an mich nehmend, ehe ich meine Hände in die Taschen meiner gefransten, hellblauen Jeans vergrub, dort das Mobiltelefon verschwinden lassend.

Ohne ein weiteres Wort schlenderte ich lässig an ihm vorbei, den Gang des Krankenhauses ansteuernd, von dem Kids Brüllen erklang.

 

Ich bin ein wahrlich schlimmer Langfinger..., dachte ich mir diebisch schmunzelnd, an meine Jugend zurückdenkend, als Kid und ich zusammen durch die Straßen zogen und ich mir mein räuberisches Geschick aneignete.

Mein bester Freund war die Ablenkung; laut, aufbrausend, schlagfertig. Ich der Dieb, welcher unsere Gegner unbeachtet um ihre Wertsachen erleichterte.

Wir waren eine unschlagbare Ganoven-Kombination.

 

Auf dem Flur traf ich Kid, der eher einer bandagierten Mumie glich.

Sein Oberkörper, einschließlich seiner Arme und Hände waren von weißen Verbänden umwickelt. Über ihnen trug er locker seinen Nieten-verzierten Fellmantel. Von seinen Verletzungen, die er sich in der unfairen Schlägerei mit Scratchmen Apoo und seiner Gefolgschaft zugezogen hatte, war nichts mehr zu sehen.

Kid war als deutlicher Sieger hervorgegangen. Danach stand er vor meiner Wohnungstür. Und ich musste ihn zwingen, ein Krankenhaus aufzusuchen.

Er hasste Krankenhäuser.

 

Dabei begann unser Trinkabend wahrlich harmlos.

Kid, Heat, Wire und meine Wenigkeit trafen uns im Park, um dort ungestört unseren letzten Werkstattauftrag zu feiern, der unserem wachsenden Betrieb zum ersten Mal eine Menge Geld eingebracht hatte.

Heat und Wire waren die Ersten, die sich von uns verabschiedeten, folgend von meinem besten Freund, der noch eine Zeit lang allein um die Häuser und Bars ziehen wollte. Somit blieb ich zurück – Dies war die perfekte Gelegenheit, um meine neue Sichelklinge zu testen und mit ihr zu trainieren.

Sie war meine Trophäe, die ich mir von dem Extra-Lohn geleistet hatte.

 

Doch wurde ich bei meinem Training gestört. Von einem Typen, der eine Kappe mit der Aufschrift `Penguin´ trug. Ihr weißer Hintergrund war das Einzige, was ich in der dunklen Umgebung deutlich erkennen konnte.

Meine Konzentration gänzlich unterbrochen, steuerte ich unmittelbar den Weg zu meiner Wohnung an.

Wo ich meinen verletzten, besten Freund vorfand.

 

Ich hab Scheiße gebaut“, waren Kids Worte, als er wankend vor meiner Tür stand, an die er mit seinem bunt gefärbten Unterarm lehnte. Meine entsetzten Augen blieben an seinem blutüberströmten Körper, an dem das Blut herunter, auf meine Fußmatte tropfte.

Ich hab's den Scheißkerlen gezeigt... Aber... Fuck, ich fühl mich echt beschissen, Kira.“

 

Er nannte mich bei meinem richtigen Namen, was er überaus selten tat.

Es ließ mich sofort panisch werden.

 

Kids raues Lachen klang schwach. Ein Ton, den ich noch nie zuvor von ihm gehört hatte. `Schwach´ war das letzte Wort, das ich mit ihm in Verbindung bringen würde.

Das verblassende Gold seiner Augen rief ein Gefühl von Todesangst in mir aus.

 

Ich wusste, dass ich Kid verlieren konnte... hier und jetzt. Für immer.

 

Vollkommen gegensätzlich zu meiner ruhigen Natur wurde ich laut. Meine klare Stimme nahm einen mir fremden Klang von intensivster Intensität an, keine meiner Emotionen zurückhalten.

 

Fuck! Du wirst sofort in ein fucking Krankenhaus gehen, Kid!“, schrie ich ihm zu, vor Emotionalität am ganzen Körper zitternd. Erstmals meine Stimme gegen ihn erhebend, ihm befehligen.

Mein Puls raste, als meine Gefühle unkontrollierbar wurden.

Ich werde dich dorthin bringen, ob du willst, oder nicht.“

 

Erst, als ich in der Klinik die Nachricht über Kids Wohlergehen erhielt, ließ die unbändige Emotion der Sorge von mir ab. Zu behaupten, ich wäre erleichtert gewesen, war vollends untertrieben.

Hätte mich der Kappenträger nicht bei meinem nächtlichen Training unterbrochen, hätte ich Kid erst viel später gefunden... Wahrscheinlich leblos vor meiner Wohnungstür liegend.

Allein der Gedanke wühlte mich abermals innerlich auf.

 

Ich schulde dem Kappenträger meinen Dank...

Nur... weiß ich nicht, ob ich ihn je wiedersehe-

 

Hey, Killer, red ich hier mit 'ner Wand, oder was?!“, stieß mich Kid schnaufend mit seinem bandagierten Ellenbogen in meine Seite, woraufhin ich meinen Kopf beim Laufen zu ihm drehte.

Momentan liefen wir über den langen Klinikflur zum Eingangsbereich, indessen ich Kid stützte und er pausenlos redete, nur ein einziges Thema kennend: `Trafalgar Law´

Oder mit seinen Worten; `Der verboten gutaussehende Chirurg mit dem fucking sexy Pracht-Arsch´

 

Wer kann es mir verdenken, dass ich dabei gedanklich abschweife...?

 

Leise seufzend schüttelte ich meinen Kopf, ein Schmunzeln auf meinen verdeckten Lippen tragend.

 

„Du bist betrunken, Kid“, entgegnete ich ihm amüsiert, dabei das geraubte Handy aus meiner Hosentasche holend, bevor ich durch die gespeicherten Kontakte scrollte.

Mein eigenes Handy in meiner anderen Hand haltend, speicherte ich die Nummer des Unbekannten unter dem Namen `Wanted´ ein.

Anschließend legte ich das geliehene Telefon auf den Empfangstresen, an dem wir vorbeigingen.

 

Kids raues Lachen begleitete seine Antwort auf meine Aussage.

 

„Hell yeah, ich bin fucking besoffen!“, lachte er und fuhr sich mit seiner Hand durch seine rote Mähne, sein hämisches Grinsen dabei in einen gänzlich obszönen Ausdruck übergehend.

„Und verfickt rattig dazu!“

 

Dies ist eine Information, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte...

 

„Jetzt hab dich nicht so, Killer! Und hör auf, mit deinen Augen zu rollen“, wusste Kid meinen versteckten Gesichtsausdruck zu deuten und klopfte mir dreckig lachend auf meine rechte Schulter.

„Du siehst echt untervögelt aus. Wird mal wieder Zeit, dass du jemanden flachlegst.“

 

Seine unnötige Bemerkung ignorierend, stützte ich ihn weiterhin mit seinem Arm um meiner Schulter und zog es dann vor, den restlichen Heimweg über zu schweigen. Zu meinem Bedauern, war dieser ziemlich lang, und das Thema `Chirurg´ für Kid noch lange nicht beendet.

Wenn er sich einmal etwas in seinen Sturkopf gesetzt hatte, war er nicht mehr davon abzubringen.

 

Warum habe ich nie Ohrenstöpsel dabei, wenn ich sie benötige...?

 

Nun... zumindest ist Kid wieder der Alte...

 

 

--

 

 

Als ich meine Wohnungstür hinter mir schloss, atmete ich erleichtert aus.

Noch ein Wort über Kids neue Obsession und ich hätte mir freiwillig die Klinge gegeben.

Und so, wie ich meinen besten Freund kannte, hatte seine Jagd gerade erst begonnen.

 

Endlich Ruhe... endlich allein..., genoss ich das Gefühl der Einsamkeit in meinem eigenen Reich und betätigte blind den Lichtschalter zu meiner Linken, damit die Räumlichkeit erhellend.

Meine Wohnung umfasste lediglich ein Zimmer, ein Bad und eine Küche, von der Tür aus direkt in letzteren Raum gelangend.

Doch blieb ich abrupt stehen, als meine Pony-verdeckten Augen auf den gegenüberliegenden Kühlschrank fielen.

Er war weit geöffnet. In ihm der Kopf eines unangemeldeten Besuchers steckend.

 

„Jo, Killer!“, schaute Heats Rastalocken-Kopf hinter der Kühlschranktür hervor, in seinem kauenden Mund eine lange Nudel hängend, die er schlurfend in den Untiefen seines Schlundes verschwinden ließ.

Mein gestriges Pasta wäre damit wohl Geschichte. Genauso, wie die kurzweilige Ruhe.

 

Wie ist er hier rein gekommen-?

 

„Deine Tür stand offen, also hab ich's deine Einladung angenommen“, beantwortete er mir meine unausgesprochene Frage, dabei leicht lispelnd, und nahm sich den letzten Teller mit Pasta, ehe er die Kühlschranktür mit seinem Fuß zuschmiss.

„Einer muss ja auf deine Wohnung aufpassen, wenn du nicht da bist.“

 

...Und meinen Kühlschrank ausbeuten..., fügte ich gedanklich hinzu und schüttelte seufzend meinen Kopf, dabei meine Hand an meine Pony-bedeckte Stirn haltend.

Als ich Kid zum Krankenhaus brachte, hatte ich an nichts anderes gedacht, meine Wohnungstür dabei völlig vergessend – Ein fahrlässiger Fehler, der sich nicht wiederholen würde.

 

Seufzend fragte ich Heat;

„Und Wire hat dich um fünf Uhr morgens aus eurer Wohnung geworfen... weil?“

 

„Ich zu laut geschnarcht hab und er irgend so 'nen Seifenoper-Porno gucken wollte... `Fifty Shades of... Gay?´ ...oder sowas in der Art“, nuschelte Heat schmatzend und ließ sich auf meine hellviolette Eckcouch im Schlafzimmer fallen, während ich mich auf mein Bett setzte, über dem meine Sichelklinge hing.

Daraufhin nahm seine Bass-tiefe Stimme einen gar flehenden Ton an, den seine huskyblauen Augen gleichermaßen widerspiegelten.

„Du schmeißt mich doch nicht raus, Kumpel? Kann ich bei dir pennen?“

 

„Gewiss...“, antwortete ich ihm, meine versteckten Lippen ein dunkles Schmunzeln formend, das ihn schwer schlucken ließ.

„Jedoch schuldest du mir dafür einen Gefallen.... den ich zu jeglicher Zeit einfordern kann.“

 

Kurz wägte Heat seine Optionen ab, dabei schnaubend seine Arme vor seiner Brust verschränkend und mit verzogen nachdenklichem Gesicht hin und her schwankend, ehe er unzufrieden brummte.

 

„Geht klar“, murmelte er, sein Nuscheln in ein beinahe unkenntliches Murren übergehend, während er sich eine seiner blauen Rastalocken aus seinem Gesicht pustete.

Scheiß Sadist.

 

Das bin ich..., schmunzelte ich zu mir selbst und legte mich auf mein Bett, dabei mein rechtes Bein anwinkelnd und einen Arm hinter meinem Kopf verschränkend.

Ich hätte ihn ohnehin hier schlafen lassen... doch wo wäre da mein Vergnügen geblieben?

 

Auch Heat machte es sich auf meiner Couch gemütlich, sich laut gähnend ausstreckend, sodass ein hörbares Knacken seiner Glieder durch das stille Schlafzimmer tönte.

Dann klammerte er seine Arme um das schwarze Sofakissen, auf das er seinen Rasta-Kopf legte, seine müde Stimme mit geschlossenen Augen an mich richtend.

 

„Wie geht’s dem Boss?“, fragte Heat mich dösig, bereits halb schlafend, woraufhin ihn meine unverzügliche Antwort abrupt seine Augen wieder aufreißen ließ;

„Kid ist unheilbar krank.“

 

Der perplexe Blick, den Heat mir zuwarf, war es mir wert gewesen.

Doch war ich kein Unmensch, weswegen ich noch beifügte;

„Ihn hat der Virus namens `obsessiver Vernarrtheit´ erwischt. Er ist wieder auf Jagd gegangen.“

 

Erleichtert atmete Heat aus; „Und warum freust'e dich dann nicht für ihn?“

 

Nun... ebendies frage ich mich selbst seit geraumer Zeit...

 

„Liegt's daran, dass du-?“

„Nein.“

 

Nein... Diese Begründung lehne ich vehement ab..., nahmen meine Gesichtszüge einen gekränkten Ausdruck an, der hinter meinem blonden Pony und meinem violetten Halstuch verborgen blieb.

Es ist so lange her... seitdem...

 

Daraufhin schwieg ich, Heat damit deutlich mitteilend, dass ich keinerlei Interesse an einem weiteren Gespräch hatte, was er respektierte.

Selbst nachdem sein Schnarchen erklang, blieb ich noch lange wach, nachdenkend.

Sowie meine Mimik verbittert verzogen und meine Augen ausdrucksleer blieben.

 

 

--

 

 

Den Tag gab Kid uns frei.

Unsere Werkstatt war geschlossen, dennoch ging ich zu ihr, um mich mit Arbeit zu beschäftigen.

Einen aktiven Auftrag besaßen wir derzeit nicht, kein Auto stand dort, dafür hatten sich genügend Dokumente von Kundenanfragen angesammelt, welche ich abarbeitete.

Momentan saß ich an dem Schreibtisch im Hinterzimmer der Garage, ein Telefonhörer in meiner einen Hand haltend, ein schriftlicher Antrag in meiner anderen.

Zwei Verhandlungen verliefen erfolgreich. Ich konnte eine hohe Summe für uns herausschlagen und die beiden Verträge abschließen.

Der dritte Kunde allerdings, war einer der unerfreulichen Sorte.

 

Seine Stimme strotzte vor Arroganz, sein Charakter war maßlos narzisstisch. Auf keine meiner Kompromisse ließ er sich ein. Er wusste alles besser und hatte von allem die meiste Ahnung.

Warum repariert er sein Auto dann nicht selbst?

 

Über fünfzehn Minuten diskutierte ich nun bereits mit dem Kerl, ohne Erfolg.

Ich war ein überaus geduldiger Mensch, die Ruhe in Person. Selbst wenn mein bester Freund explodierte, blieb ich beherrscht. Ich war Kids Ruhepol. Außer dem gestrigen Vorfall, war ich gar nie vernunftwidrig geworden.

Doch es gab Momente, in denen ich mir wünschte, meinen Emotionen Ausdruck verleihen zu können.

Dies konnte ich nicht. Wodurch ich auf andere distanziert und emotionslos wirkte.

 

Auch jetzt blieb meine Stimme gänzlich gefasst, doch verfestigte sich mein Griff um den Telefonhörer merklich.

 

„Hören Sie-“, begann ich langsam sprechend, wurde jedoch zum fünften Mal infolge von meinem Gesprächspartner unterbrochen, der sich mittlerweile in Rage geredet hatte.

 

Weißt du eigentlich, wer ich bin?!“, brüllte er ins Telefon, weswegen ich es von meinem Ohr weghielt.

„Ich bin Leutnant Full Body! Einer der angesehensten Männer des Militärs!“

 

Und wenn du der Kaiser persönlich wärst, würde es mich nicht weniger interessieren..., rollte ich mit meinen Augen, dabei fuhr ich mir mit meiner Hand stumm seufzend durch meinen langen Pony, den ich mir im gleichen Moment hinter mein Ohr strich.

Weil ich nicht reagierte, wie er es sich erhoffte – mit falscher Bewunderung und Unterwürfigkeit – wurde seine laute Stimme verächtlich und prahlerisch.

 

„Ich besitze mehr Geld, als ihr wertlose Unterschicht-Menschen euch je erträumen könnt. Der Ring an meinem Finger ist mehr wert, als eure armselige Schrotthalle.

 

Einmal tief durchatmend schloss ich meine Augen. Ein einziger Satz über meine Lippen kommend, ihn leise, ruhig und deutlich sprechend;

„Wiederhole dies.“

 

Bist du taub?! Ich kann euren heruntergekommenen Laden mit einem Fingerschnippen schließen lassen. Dann wärt ihr erledigt. Ich bin mächtig, ihr seid nichts gegen mich!“, wurde seine arrogante Stimme von einem ebenso hässlichen Grinsen begleitet.

„Aber habe ich Mitleid mit dem finanzschwachen Volk... Bettel um Vergebung und ich werde eure Baracke vielleicht verschonen.“

 

`Baracke´...?

 

Ebendieses Wort legte einen Schalter in meinem Inneren um.

Stille. Stille, in welcher meine Mundwinkel langsam, wie in Zeitlupe nach oben glitten. Ein dämonisches Schmunzeln formend, das meine Augen und meine Stimme gleichermaßen mit Düsternis füllten.

Die ruhige Monotonie in meinen Worten war tückisch und überaus gefährlich.

 

„Welchen Nutzen besitzt dein Geld... wenn du es nicht mehr ausgeben kannst?“, begann ich, meine charakterfeste Stimme niemals schwankend, die beherrschte Kälte sie prägend.

Meine versteckte Botschaft war deutlich.

„`Full Body´ war der Name...? Und der Wohnort ist...“, las ich die Daten langsam von dem Antragsformular ab, mein dunkler Stimmklang geschärft von unerschütterlicher Gefährlichkeit.

„Es wäre doch überaus tragisch... wenn du deine Finger durch einen Unglücksfall verlieren würdest, die dein schmutziges Geld halten... nicht?“

 

„I-Ist das eine Drohung?!“

 

„Gewiss nicht... Es ist eine Möglichkeit von vielen. Empfinde es als ein Versprechen. Halte dich von uns fern, sonst werde ich es wahr machen. Zudem rate ich dir; Sehe dich ab nun zweimal um, bevor du dein Haus verlässt.“

 

Damit trennte ich die Verbindung, das Schlottern seiner Stimme war das Letzte, was ich von ihm hören sollte.

Den Telefonhörer mit einem geräuschvollen Klicken zurück in seine Halterung legend, zerriss ich anschließend den Antrag des Typen, bevor das geteilte Schriftstück im Papierkorb landete.

Für heute hatte ich genug von Kundenverhandlungen. Jede weitere wäre in meinem mental unausgeglichenen Zustand sinnlos.

 

Ich benötigte frische Luft, um wieder zu klarem Verstand zu kommen.

Unterbewusst hörte ich das stetige Trommeln von Tropfen auf dem Werkstattdach über mir.

Es hatte angefangen zu regnen. Für mich das perfekte Wetter, welches mir gedankliche Beruhigung verschaffen konnte.

Einen blau-weiß gestreiften Regenschirm aus der Vorratskammer nehmend, verließ ich die Werkstatt, sie hinter mir abschließend.

 

Draußen spannte ich den großen Schirm auf, meine spitzen Absatzschuhe auf den nassen Bordstein tretend, bevor ich den Weg zum Nudel-Imbiss einige Straßen weiter antrat.

Der nachmittägliche Himmel war wolkenverhangen und grau, die Straßen überfüllt von gehetzten Figuren, die nach Arbeitsende schnellstens Nachhause wollten. Unter ihnen war ich, der geruhsam an ihnen vorbei schritt. Bei meinen ruhigen Schritten wehten meine langen, blonden Haare leicht hinter mir her.

Meine Augen und Ohren waren überall. Stumm lauschte ich dem Leben und der Natur, dadurch inneren Frieden findend. Doch wurde er alsbald gestört, getrübt von dem negativen Schleier farbloser Gesichter.

 

„Ja, ja- ...Tut mir leid, Liebling. Ich weiß, was ich dir versprochen habe... Aber heute ist in der Firma die Hölle los. Ich werde nicht vor heute Nacht zurück sein“, hörte ich den Geschäftsmann neben mir telefonieren. Seinen Arm um die Schultern einer deutlich jüngeren Frau geschlungen.

 

Hinter mir liefen zwei flüsternde Damen, sich ihre Hände vor ihre lasterhaften Münder haltend, während sie sich angeregt über ihre Mitmenschen ausließen.

„Hast du gesehen, wie die sich anzieht? Ihr Minirock verdeckt nichts. Sie sieht so billig aus... wie eine Nutte. Das Knochengerippe ist selbst Schuld, wenn sie dem Falschen über den Weg läuft...“

„Siehst du die Dicke da hinten? Wie kann die sich bloß in die Öffentlichkeit trauen... Pfui, Teufel! Was für eine Beleidigung für meine Augen.“

„Und die alte Schabracke da vorne. Kann die nicht schneller machen? Das Klappergestell stirbt doch beim Laufen... wegen der kommen wir noch zu spät zu unserer Maniküre!“

„Mach dir nichts draus, Babe. Wir sind so oder so wunderschön.“

 

Was ich sehe, ohne euch anschauen zu müssen, ist eure Hässlichkeit...

Den Neid und die Missgunst, die euch charakterlos machen...

 

Ihr ergötzt euch über die Fehler anderer, um euch besser zu fühlen...

Es ist widerwärtig und abstoßend...

 

Dies waren mitnichten die einzigen Begegnungen, welche ich auf meinem Weg hatte. Immer und immer wieder sah ich die Schattenseite der Gesellschaft, die mir abermals vor Augen geführt wurde.

Ich wusste, warum ich den menschlichen Kontakt mied und mich selbst isolierte.

 

Menschen sind falsch...

Sie lügen und betrügen, sind selbstsüchtig und heuchlerisch...

 

Ich blicke hinter sie alle, sehe ihre Täuschung und ihren verfälschten Charakter...

Es macht mich krank...

 

Wer definiert das Wort `Menschlichkeit´...?

Wenn Mensch-Sein bedeutet, so, wie diese Scheinheiligen zu sein...

Will ich weder menschlich, noch emotionsgesteuert werden...

 

Als ich den Imbissstand erreichte, regnete es weiterhin, doch konnte selbst dies meine innere Unausgeglichenheit nicht besänftigen. Zumindest war ich derzeit der einzige Gast hier, was mich minder entspannte.

`Okta´, wie der Imbissbesitzer mit gebleichter Stachelfrisur hieß, erkannte mich sofort und bereitete unverzüglich meine übliche Bestellung zu, die er längst auswendig kannte.

Wenige Augenblicke später hielt ich eine Nudelbox in meiner Hand, sie dankend und schweigend bezahlend.

 

Eigentlich habe ich keinerlei Appetit mehr..., dachte ich mir seufzend und verabschiedete mich lässig winkend von dem Besitzer, bevor ich meinen abgestellten Schirm wieder an mich nahm.

Das leise Trommeln der Regentropfen auf dem wasserfesten Stoff begleitete meine lautlosen Schritte, indessen ich mich erneut in Richtung Stadt begab.

Meine Ohren zwang ich dazu wegzuhören, meine Gedanken sich auf etwas Belangloses zu fokussieren, mein Blick war stur geradeaus gerichtet.

 

Warum sind aufrichtige Menschen so schwer zu finden?

Über die Jahre habe ich lediglich einige wenige von ihnen getroffen...

 

Kid, Heat und Wire...

 

Mein bester Freund ist immer ehrlich und direkt...

Eine der Eigenschaften, die ich an ihm schätze...

 

Denke ich zu viel nach...?

Vielleicht... Doch kenne ich mich nicht anders...

 

Denken, statt fühlen, dies ist mein Charakter...

 

Ich kann nicht aufhören zu sinnieren...

Nicht aufhören Menschen zu analysieren...

 

Nur vor mir selbst fürchte ich mich...

 

Vor dem Dämon, der in mir lauert...

Vor meinem vernarbten Charakter...

 

Und den Narben, mit denen ein Mediziner mein Gesicht einst absichtlich verunstaltet hat-

 

Plötzlich stieß ich mit jemandem zusammen. Mich gleichzeitig aus meinen Gedanken reißend.

Abrupt ließ ich den Griff meines Regenschirms los, sodass er zwischen mir und der Person auf dem nassen Bordsteinpflaster aufkam und dort liegen blieb.

Als ich mich nach unten beugte, um ihn wieder aufzuheben, griffen wir beinahe zeitgleich nach ihm, meine Hand die Seine am hölzernen Schirmgriff treffend.

 

„'Tschuldige!“, zog mein Gegenüber seinen Arm ruckartig zurück, weswegen ich nun zu ihm aufsah.

Vor mir stand der Kappenträger von letzter Nacht. Seine unverkennbare Kappe hatte er tief über seine Augen gezogen. Seine dunkle Lederjacke, mitsamt all seiner Kleidung war zudem vollends durchnässt.

Er war wohl ohne Schirm durch den strömenden Regen gesprintet, seine Umgebung dabei unbeachtet lassend.

 

„Nicht der Rede wert“, nahm ich seine Entschuldigung an. Unbewusst hielt den großen Regenschirm nun über uns beide.

Eine unangenehme Stille folgte meinen Worten, keiner von uns zum Weitergehen ansetzend.

Einzelne Regentropfen rannen den gelben Schirm seiner gesenkten Kappe hinab, geräuschlos zwischen uns fallend, während er mit seinem Daumen und Zeigefinger den Rand seiner Kopfbedeckung verkrampft festhielt. Sie damit so tief, wie nur möglich über sein Gesicht ziehend.

Unwillkürlich schweiften meine verdeckten Augen über ihre Aufschrift.

 

`Penguin´“, sprach ich gedankenlos die Buchstaben in einem Flüsterton aus, was ihn merkbar zusammenzucken ließ. Diese Reaktion verwunderte mich, doch ließ ich sie kommentarlos.

Stattdessen hielt ich ihm nun die unberührte Imbissbox entgegen, dabei ein leichtes Schmunzeln auf meinen Lippen tragend, während er irritiert seinen Kopf hob.

„Nimm sie. Sie ist ein Zeichen meines Dankes.“

 

Dafür, dass du Kid vor Schlimmerem bewahrt hast...

 

Nur zögerlich nahm er sie, den Sinn meiner Dankesschuld nicht verstehend, was er auch nicht brauchte. Es blieb mein Geheimnis. Selbst mein bester Freund wusste nichts davon.

Der Kappenträger murmelte ein leises: `Danke, aber eigentlich bin ich kein Fan von Nudelgerichten...´, ehe er zum Gehen ansetzten wollte.

Doch hielt ich ihn mit meiner einschneidenden Stimme davon ab.

 

„Warte“, fällte ich meine Entscheidung, die ich ihm im gleichen Atemzug mitteilte. „Ich werde dich begleiten.“

 

„W-Warum?“, schwankte seine leise Frage zwischen Unglaube und Fassungslosigkeit. Was mein unkenntliches Schmunzeln nur breiter werden ließ.

„Weil... der Regen sonst die Imbissbox durchweicht.“

 

`Weil ich es möchte´...

Einen anderen Grund brauche ich nicht...

 

Es ist eine willkommene Ablenkung für meinen unruhigen Geist...

 

Ein grollendes Donnern erklang aus der Entfernung, das nahende Unwetter ankündigend, während ich meine linke Hand in meine gefranste Hosentasche schob – mit der Rechten den Schirm haltend – und mich dann in Bewegung setzte.

Ohne Widerwort lief er schweigend neben mir. Das rhythmische Klopfen der Regentropfen über uns unsere Schritte auf nassem Asphalt begleitend. Die Melodie der Natur ließ eine angenehmere Ruhe zwischen uns entstehen. Einzig durch das Niesen des Kappenträgers wurde sie gestört.

Zeitgleich schoss mir ein frevelhafter Gedanke durch den Sinn, den ich in Begleitung eines diebischen Schmunzelns aussprach.

 

„Zu mir oder zu dir?“, fragte ich ihn in einem unmissverständlichen Ton, bei dem meine Stimme einen hörbar tieferen Klang annahm. Meine Augen blieben nach Vorne gerichtet, doch sah ich aus dem Augenwinkel den vollends fassungslosen Blick, den er mir aus dem Schatten seiner Kappe zuwarf.

Worte aus seinem geöffneten Mund zu formen schien ihm unmöglich, sodass ich weitersprach, meine hinter Halstuch versteckten Mundwinkel dabei weiter nach oben gehend.

„Je nachdem, welche Wohnung näher ist... müsstest du dir trockene Kleidung anziehen, wenn du eine Erkältung vermeiden willst.“

 

Ein beleidigtes Knurren, mitsamt einem genuschelten; „Als ob ich das nicht selbst wüsste“, war seine Antwort, während er seine Arme vor seiner dunklen Lederjacke verschränkte.

Seine übervorsichtige Abwehrhaltung mir gegenüber schien minder zu zerbrechen, als er mir eine Information über sich anvertraute.

 

„Ich wohne am anderen Ende der Stadt... Aber es macht mir nichts aus, bis dahin allein zu lauf-“

 

„Also zu mir“, nahm ich ihm die Entscheidung ab, mich kurz über mich selbst wundernd, weil ich ihn ohne Zweitgedanken einlud. Schulterzuckend schlug ich den gewohnten Weg zu meiner Wohnung ein, zu der er mir nach kurzem Zögern folgte.

Beim Laufen aß der Kappenträger stumm die Nudelbox, währenddessen jeder von uns in seinen eigenen Gedanken versank.

 

Das schlimmstmögliche Szenario wäre eine Begegnung mit Kid...

Sein zweideutiges Grinsen, wenn er mich mit jemand Unbekanntem vor meiner Wohnungstür sieht, kann ich mir bildlich vorstellen...

Zusammen mit einem Spruch, den er mir um nichts in der Welt vorenthalten würde...

 

Dabei handele ich nur aus dem Gefühl-

Okay, seit wann lasse ich mich von meinen Emotionen leiten?

Emotionen, die ich nicht einmal zu besitzen geglaubt habe...

 

Kira, irgendetwas stimmt ganz und gar nicht mit dir...

 

Glücklicherweise trafen wir Kid nicht, sodass wir nun allein vor meiner Tür standen, die ich aufschloss.

Doch verkrampfte sich die Körperhaltung des Kappenträgers mit jedem verstrichenen Moment. Er blieb in äußerster Alarmbereitschaft und folgte mir nur zögerlich in meine Wohnung.

 

Rechtzeitig fanden wir Schutz vor dem stürmischen Unwetter.

Der Himmel hatte sich merkbar verfinstert, zeitgleich wurde das Gewitter deutlich lauter, selbst vom Inneren war es unüberhörbar.

Wie angewurzelt stand der Kappenträger in meiner Küche, sich sichtlich unwohl fühlend. Was ich mitunter an dem Herunterziehen seines Kappenschirms erkannte – Ein Zeichen von Nervosität und Unruhe, wie ich feststellte.

Nachdem ich den Regenschirm weggelegt hatte, ging ich zielbewusst in Richtung meines Zimmers.

 

„Warte hier“, sagte ich in ruhigem Ton zu ihm und ließ die Schlafzimmertür einen Spalt offen, bevor ich in meinem Schrank nach einem Hemd und einem Handtuch für ihn suchte.

Ich nahm ein hellblaues Shirt, mit einem Totenkopf und zwei überkreuzten Sicheln, sowie ein schlichtes Handtuch. Beides warf ich ihm locker entgegen, sodass er es mühelos auffing.

 

Das Rascheln von Kleidung folgte.

Als er sich umzog und abtrocknete, ging ich zu meinem Kühlschrank und nahm mir eine gekühlte Getränkedose. Absichtlich länger in den beinahe leeren Fächern suchend, um ihm mehr Zeit zu lassen und ihm mehrere Blicke hinter blonden Haaren zuzuwerfen.

Seine Kappe behielt er stets auf, obwohl sie eines seiner nassesten Kleidungsstücke sein musste. Auf seiner linken Schulter konnte ich eine lange Schnittnarbe erkennen. Sein Körper war durchtrainiert, sichtliche Muskeln sich an seinem Oberkörper abzeichnend. Mitsamt einer langen Tribal-Tätowierung, die von seiner rechten Brust, an seiner Seite herunter, bis zu seinen dunkelblauen Boxershorts verlief. An den geschwungenen Spitzen des Tribals waren einzelne Revolver-Patronen in seine Haut eingraviert.

Kurz darauf wurde seine Körperzeichnung von meinem hellblauen Hemd überdeckt, das ihm viel zu groß war und ihm bis über seine Hüfte reichte, seine Oberschenkel bedeckend.

 

Geräuschvoll öffnete ich die Dose, ehe ich einen Strohhalm in sie steckte und ihn zu meinen schmunzelnden Lippen führte, die hinter meinem violetten Tuch versteckt blieben.

 

„Es steht dir“, sprach ich meinen Gedanken laut aus, seine Erscheinung nun offensichtlich musternd, indessen ich mich lässig gegen die Küchenzeile lehnte.

Er zupfte mehrmals an dem Ende des hellblauen Hemds;

„Tut es nicht“, murrte er unzufrieden, mir einen giftigen Blick hinter seinem Kappenschirm zuwerfend.

Doch verstummten wir beide mit meinem nächsten Kommentar, das mir ohne nachzudenken über meine Lippen kam.

 

„Von mir aus kannst du auch gänzlich nackt herumlaufen.“

 

Das... habe ich nicht wirklich laut ausgesprochen, oder?

Fucking... Warum muss ich gerade jetzt scharf werden...?

 

Bin ich tatsächlich... untervögelt?

 

Ein Schlürf-Geräusch folgte meinen gedankenlosen Worten, sie damit offensichtlich überspielend, sowie ich die unangenehme Atmosphäre abzuschwächen versuchte, die ich erschaffen hatte.

Meine versteckten Augen waren auf die Dose in meiner Hand gerichtet, was er jedoch nicht erkennen konnte, während der Seinige auf seinen Händen blieb, mit denen er weiterhin unruhig an dem hellblauen Stoff herum zupfte.

 

Das lockere Hemd war von seiner rechten Schulter gerutscht, damit mehr Haut zeigend, als es sollte. Schwer schluckte ich das sprudelnde Getränk herunter, als ich an etwas äußerst Verwerfliches dachte.

Um mich von meinen unmoralischen Gedanken abzulenken, holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche, indessen ein unregelmäßiges Donnern von Draußen die angespannte Ruhe untermalte.

Dass der Kappenträger bei jedem Rumpeln kurz zusammenzuckte, merkte ich nicht.

 

Desinteressiert scrollte ich durch das Menü meines Handys, las alte Nachrichten meines besten Freundes und gelangte dann zu meinen Kontakten, die ich ebenso gelangweilt durchging.

Bis ich auf den Namen `Wanted´ stieß und an die Begegnung mit dem jungen Mann im Krankenhaus zurückdachte. Bisher hatte ich ihn nicht wiedergesehen.

 

Kid war heute Morgen allein zur Klinik gegangen, um seiner neuen Beute einen Besuch abzustatten, über den sich der Chirurg mit Gewissheit sehr freute.

Sein Angebot, ihn zu begleiten, hatte ich abgelehnt, doch hinterfragte ich nun meine Entscheidung.

 

Wäre ich mit ihm gegangen, hätte ich jedoch den Kappenträger nicht getroffen...

Dies bereue ich keinesfalls...

Aber vielleicht hätte ich so den richtigen Namen des jungen Manns erfahren können...

Er hat mein Interesse geweckt...

 

 

`Wanted´

 

Mehrere Augenblicke blieb mein Blick auf den Buchstaben...

Bevor mein Finger unbeabsichtigt auf die Anruf-Taste drückte.

 

Der ohrenbetäubende Blitz, der direkt in unserem Wohnhaus einschlug, trug die Schuld...

Die Schuld, an dem starken Impuls meines Herzschlags, der durch meinen gesamten Körper fuhr.

 

...BA-DUMM...

 

Plötzlich fiel das Licht aus.

Die Dunkelheit uns umgebend.

 

Zeitgleich erklang ein Klingelton...

 

Mitsamt dem aufblinkenden Handy-Display,

das der Kappenträger in seinen Händen hielt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Angel_Cas
2019-03-20T19:24:51+00:00 20.03.2019 20:24
Guten Abend Sadako-chan 🌸
Wirklich tolles Kapitel! *^*
Es hat mich echt gepackt, so spannend!
Obwohl... Mich alle deine Werke fesseln!
Und... als das Kapitel zu Ende ging... Waaaaaah! Sooo spannend!
Ich konnte mir alles so gut vorstellen!
Die Sucht hat mal wieder zugeschlagen und habe das zweite Kapitel auch schon gelesen *grins *
Liebe Grüße
Flower_Rain 🌸 ^_^

Antwort von:  blackNunSadako
21.03.2019 20:51
Einen wunderschönen guten Abend, ♥-allerliebste Flower_Rain❣

✿~❀~✿~❀~✿~❀~✿~❀~✿~❀~✿~❀~✿~❀~✿~❀~✿~❀~✿~❀~✿~❀

Passend zu deinem bezaubernden Namen, ein Regen aus den farbenprächtigsten Blumen und Blüten – Doch die edelste aller Blumen bist und bleibst du.♥ ^-^

Du ahnst nicht, wie sehr ich mich über deine lieben Rückmeldungen gefreut habe – gleich zwei an der Zahl; damit hast du mir das doppelte Glück geschenkt. ^‿^
Danke vielmals❣

Wie schön, dass dir der Two-Shot gefällt. Dass du ihn und meine Werke als 'fesselnd' empfindest, ist ein unglaubliches Lob für mich. Mit deinen warmen Worten hast du mein Herz erwärmt. Dank dir bin ich richtig glücklich. ^_^ Dankeschön.♥

Du hast ein sagenhaftes Vorstellungsvermögen. Dass du dir alles so gut vorstellen konntest, beweist dies. Deine Phantasie ist wahrlich atemberaubend❣

Es ehrt mich, dass ich dein Interesse wecken konnte – sogar so sehr, dass du das zweite Kapitel direkt im Anschluss gelesen hast. Ich kann nur immer wieder betonen, wie sehr ich deinen Leseeifer und deine konzentrierte Ausdauer bewundere.
Kostbare Leser wie du sind ein wahrer Goldschatz für jeden Autor.♥ ^-^

Ich danke dir von Herzen für deine lieben Zeilen.
Danke, werte Flower_Rain.🌹

Liebste Grüße,
Sadako (^-^)/
Von:  Wisteria
2018-07-05T21:18:09+00:00 05.07.2018 23:18
Moin,
toll geschrieben, ich mag das Paar Killer und Penguin.
Ich freu ich auf das nächste Kapitel, mal sehn wie die zwei reagieren.
Immerhin hat Peng die Sicheln über dem Bett noch nicht gesehen.
LG
Antwort von:  blackNunSadako
06.07.2018 21:13
Einen wunderschönen Abend wünsche ich dir, liebe Wisteria🌷

Ein ganz großes Dankeschön für dein liebes Kommentar. Danke!♥
Und ganz lieben Dank, dass du dir die Zeit genommen hast um es mir zu schreiben.♡
Ich habe mich unfassbar darüber gefreut, wirklich. ^‿^

Wie schön, dass du das Pairing ebenso sehr magst. Es freut mich immerzu, wenn ich lese, dass es noch mehr Menschen gibt, die Killer und Penguin mögen. ^-^
Ich werde mir viel Mühe geben und hoffe, deinen Erwartungen im nächsten Kapitel gerecht zu werden. ^^

>>Immerhin hat Peng die Sicheln über dem Bett noch nicht gesehen.<<
Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Mit deiner Bemerkung hast du mir wirklich sehr geholfen.
Danke vielmals dafür! ^‿^
Übrigens finde ich es bemerkenswert, dass dir dieses Detail im Gedächtnis geblieben ist. Du besitzt ein sehr gutes Erinnerungsvermögen, das muss ich dir lassen. ^-^

Ich wünsche dir ein wundervolles Wochenende. Auf dass du eine wunderschöne Zeit haben wirst! ^‿^

🌸Mit lieben Grüßen und den besten Wünschen an dich🌸


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