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Wiedersehen im Frühling

FW 2018 für _Natsumi_Ann_
von

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Wiedersehen im Frühling

Kapitel o2
 

Hey, Lady!«, hörte sie einen der jungen Männer rufen, und der Drang, schnellstmöglich auf die andere Straßenseite zu gelangen, pumpte ihr das Blut durch die Adern.

»Hey!«, vernahm Kate abermals, versuchte sich, trotz des Schocks der Zurufe und dem aufsteigenden unangenehmen Gefühl, zu vergewissern, dass sie ihre Tasche, mit Portemonnaie, Handy und Wohnungsschlüssel darin, noch immer bei sich trug.

»Ma'am?«

Sie zog es vor, nicht darauf zu reagieren, doch etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Ihre Beine versagten ihr den Dienst und wollten nicht mehr weiter.

»Hey, Lady!«

»Mach keinen Quatsch, Nicky, der erwischt euch noch beide!« War das Letzte, was sie hörte, ehe Kate realisierte, dass sich die Absätze ihrer Schuhe in einem der Gullys verfangen hatten. Ihr war es gelungen, die breite Avenue zu überqueren und dann geschah so etwas!

»Ziehen Sie die Schuhe aus!« Dass man sie anbrüllte, holte Kate aus dem Wirrwarr kurzzeitig zurück.

»Was soll ich?!«, rief sie dem Kerl entgegen, der auf sie zueilte. »Die waren teuer! Du spinnst wohl?!«

»Machen Sie schon!«, drängte er und spurtete geradewegs auf sie zu.

Das laute, dröhnende, Warnsignal des Lastkraftwagens bemerkte Kate zu spät, doch der Schwung, der sie mit sich riss und hart auf den Boden aufschlagen ließ, fuhr ihr durch Mark und Bein. Sie hatte den Halt verloren, doch etwas umklammerte sie fest. Das Herz hämmerte ihr wild in der Kehle, der Puls flatterte aufgeregt und in ihrem Kopf drehte sich alles.

»Dämliches Arschloch!«

Aus Reflex zuckte sie zusammen, das Knurren galt jedoch offensichtlich dem unachtsamen Fahrer, der es nicht für nötig befand, anzuhalten und sich nach möglichen Verletzten zu erkundigen.

»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?« Wieder gelangte die Stimme des Fremden an ihre Ohren. Kate musste sich erst einmal orientieren und alles in Einklang bringen, was geschehen war. Schwer ging ihr Atem und der ihres Retters ebenso.

»Das mit Ihren Schuhen tut mir leid.«

»Meinen … meinen Schuhen?« Irritiert blinzelte sie, entdeckte ihre Pumps zwei Meter weiter, plattgewalzt von einem Vierzigtonner. Zittrig rang Kate nach Atem.

»Kommen Sie, ich helfe Ihnen!« Die Stimme des Helden hatte, trotz aller Aufregung, etwas sehr beruhigendes an sich. Sie war weder übermäßig derb noch schroff oder rau, sondern für einen Mann eher weich, fast melodisch aber dennoch Manns genug, um ihr ein Gefühl von Sicherheit zu geben.

Umständlich half er ihr wieder auf die Füße. Ihr knappes, schmerzerfülltes Murren ließ ihn inne halten.

»Wirklich alles okay?«, hakte er nach und ließ den Blick über die Frau wandern, deren Blässe gut mit dem Schnee harmonierte.

»Ich, ähm ...«, haspelte sie und verspürte ein Brennen, das sich vom Knie abwärts bewegte. »Sicherlich nur ein Kratzer ...«

Sein Blick wurde misstrauisch. Die dunkle Strumpfhose gab nicht viel preis, da Straßendreck, Matsch und Nässe diese getränkt hatten.

»Nick, hey, alles okay bei euch?« Erst jetzt bemerkte Kate, dass die anderen vier Männer auf sie zu kamen und irgendwie schafften sie es, die junge Frau von der Straße zu holen.

»Alles in Ordnung, Miss?!« So viele Gesichter erhoben sich über ihr, dass Kate diese den Stimmen im ersten Augenblick gar nicht zuordnen konnte.

Dennoch blinzelte sie irritiert. »Ja, ich ...« Kate versuchte ihrem Gehirn zu befehlen, Worte an ihre Lippen weiterzuleiten, doch stattdessen hallte ihr Lachen über die Straße hinweg. Der Anfall von Hysterie ließ sich nicht länger zurückhalten.

»Vielleicht eine Gehirnerschütterung?« Kates Lachen verebbte abrupt, dann sah sie zu dem Kerl auf, dessen tiefer Bariton ihr schier in den Knochen nachhallte. Und das musste sie, denn er war groß, ziemlich groß sogar. Football-Spieler, definitiv!

»Vielleicht der Schock, Ben? Daran schon mal gedacht?!«, gab der Kleinste von dem Trupp zum Besten und verschränkte die Arme.

»Kann ja nicht jeder Medizin studieren, Michael«, gab der Große, den sie Ben nannten, zurück, und schien den Kleineren damit aufziehen zu wollen, dessen Namen übertrieben gedehnt in die Länge zu ziehen.

Verdutzt und irritiert blinzelte sie gegen den verbalen Schlagabtausch an, dann entfloh ihr ein schnaubender Laut, als Kate von einem zum anderen blickte, jedoch meldetet sich der zweite Schock sofort: »Oh nein!«

»Was?«, sorgenvoll runzelte ihr Retter die Stirn.

»Meine Schuhe, meine Klamotten ...«, hastig versuchte sie im Wechselspiel aus Licht und Schatten ihre Robe und Habe zu sortieren.

»Vielleicht wäre ein Besuch im Krankenhaus doch angebracht«, warf der Dritte von ihnen ein. »Oh, verzeihen Sie, James Elfort, angehender Student der Rechtswissenschaften«

»Du bist so ein Arsch, Jimmy!«, fluchte Ben und nahm den etwas schnöselig wirkenden James in den Schwitzkasten.

»Aha? Seid ihr etwa alle Studenten?«, keuchte Kate, noch etwas benommen, aber ruhiger, als zuvor.

»Alle, bis auf Nick ...«, gab der letzte der Fünf, der sich als Tom vorstellte, zurück. Schlicht und einfach. Kein Tommy, kein Thomas, nur Tom.

»Jetzt verwirrt sie doch nicht!« Kate wandte den Kopf in Richtung des jungen Mannes, der übriggeblieben war und sie, zur Stabilisierung, noch immer in den Armen hielt. »Können Sie laufen?«

»Stehen scheint zu funktionieren, du müsstest sie nur loslassen«, fügte der angehende Rechtanwalt, mit leichtem Grinsen, an. Nicks Augen schienen Funken zu sprühen, doch kam er dem Ratschlag seines Freundes nach und ließ von ihr ab. Kate wankte leicht. Ihr mangelte es eindeutig an männlicher Bestärkung.

»Sie sollten wirklich einen Arzt aufsuchen«, empfahl ihr Michael, dessen Blick keinen Widerspruch duldete.

Widerwillig eiste sie ihr Interesse von Nick los und bejahte mit schwacher Stimme.

»Aber zuerst … bringen wir Sie nach Hause!«, sagte Nick. »Also, wo wohnen Sie?«

»Drei - drei Blocks weiter«, nuschelte Kate und verspürte eine Eiseskälte in sich aufziehen.

»Das kriegst du doch allein hin, oder Nicky?«, fragte Ben und versuchte, ein Lachen zu unterdrücken.

»Ja, Nick, wir … gehen schon mal vor. Kannst ja nachkommen, wenn, na ja ...«, verkündete Tom und war versucht, die anderen in die entgegengesetzte Richtung zu treiben.

»Hat mich gefreut, Ma'am«, gab James zurück und haschte nach den klammen Fingern Kates zum Abschied.

»Ma'am?«, quietschte Kate fassungslos, jedoch leise genug, damit sie sich noch mehr blamierte.

»Sie wollen nur höflich sein«, erklärte Nick, dessen Nachnamen sie noch immer nicht vernommen hatte, aber für den Kate plötzlich eine tiefe Dankbarkeit empfand. »Kommen Sie, ich bringe Sie nach Hause.«
 

Schweigend gruben sich ihre Zähne in die Unterlippe. Kate war sichtlich bemüht darum, die Nervosität und das Zittern zu unterdrücken, die sie ereilten. Ihr schwirrte der Kopf.

»Geht es Ihnen wirklich gut?«, fragte Nick um vierten Mal innerhalb der letzten fünf Minuten. Und wie auch die anderen drei Male zuvor, versicherter Kate, dass es ihr, bis auf leichte Schmerzen im Bein, gut gehe.

»Allerdings … frieren mir die Zehen ab«, gab sie kleinlaut zu.

Nick stoppte und sah an ihr herab. »Ich Blödmann!«, fluchte er ungehalten und langte nach ihrer Taille. »Halten Sie sich gut fest!«, riet er ihr noch, ehe er kurz in die Hocke ging, um Kate dann, ohne Vorwarnung, über seine Schulter zu bugsieren und weiter zu laufen. »Es tut mir leid. Ich … Gott, Ihre Schuhe sind ja völlig hinüber und …«

Kurz keuchte sie auf, dann erlaubte sie sich ein amüsiertes Schnauben, dem ein leises Lachen folgte.

»Was ist so witzig?« Kate merkte ihm an, dass ihm die Situation merklich unangenehmen erschien.

»Nichts, bis auf die Tatsache, dass es offenbar nur noch sehr wenige Gentleman gibt, und hier, in New York, scheinst du schon fast so etwas wie eine Rarität zu sein!«, sagte sie mit dem Anflug eines warmen Lächelns.

»Warum haben Sie nicht schon eher etwas gesagt?!«, verlangte er zu wissen, klang fassungslos, denn wütend.

»Kate ...«, gab sie zurück und bemerkte, dass er hielt. Da sie Mühe hatte, nicht nur ihrer Tasche Herrin zu bleiben, sondern auch den Halt an seiner Jacke nicht zu verlieren, war es ihr ein wenig umständlich, seinen Blick einzufangen.

»Kate?«, hakte er nach und sie bejahte. »Sehr angenehm. Ich bin ...«

»Nick.« Kate lachte auf. »Ja, diesen Namen habe ich heute schon des Öfteren gehört.«

Leise schnaubend schüttelte Nick den Kopf und Kate kam nicht umhin zu bemerken, dass sein Haar selbst im Schein der Laternen rabenschwarz blieb.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2018-07-01T21:24:53+00:00 01.07.2018 23:24
Sehr süße Rettungsaktion ♡♡♡
Sie ist wohl so benebelt, dass sie erst mal gar nicht drüber nachdenkt wie jung der Kerl ist XD
Aber verständlich ^^

Das Kate Angst haben muss in der Stadt ist irgendwie heut zu Tage ja normal. wobei man sich erst denkt in welcher Hood ist sie den gelandet, dass sie Angst vor weißen Männern hat XD

Gott sei dank war es aber nur eine Warnung ♡♡♡♡


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