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Reminiszenz

von

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Vertrauen

Er kommt gerade nach Hause, als er bereits die Gestalt vor seiner Wohnungstür sieht. Für einen kurzen Augenblick ist er alarmiert, aber seine Züge entspannen sich wieder, als er sieht, dass es nur Mamoru ist.

„Warum bist du nicht reingegangen?“, fragt er, als er vor dem anderen stehenbleibt, der auf dem Boden vor der Tür hockt. Es sieht ein wenig lächerlich aus, wenn ein Mann in einem Anzug so herumsitzt. Ganz zu schweigen davon, dass es unnötige Aufmerksamkeit erregen könnte.

„Ich habe den Schlüssel vergessen“, antwortet Mamoru und sieht ihn von unten herauf an. Unter seinen Augen liegen tiefe Schatten.

Nagi sagt nichts darauf. Er öffnet die Tür und lässt Mamoru herein. Der andere entledigt sich seiner Schuhe und tritt in das kleine Wohnzimmer. Er bleibt mitten im Raum stehen und atmet hörbar aus.

„Wir hätten beinahe schon wieder ein Mitglied von Weiß verloren“, sagt er plötzlich. „Sena wurde von zwei Mitgliedern der Z-Klasse angegriffen. Wenn Aya nicht gewesen wäre...“

Nagi schnaubt amüsiert, während er seine Einkäufe in die Schränke sortiert. „Dann ist doch alles in Ordnung. Der weiße Ritter in schimmernder Rüstung hat die Jungfrau in Nöten gerettet. Alles läuft genau nach Plan. Hat er etwas herausgefunden?“

 

Mamoru nickt, schweigt aber weiterhin. Nagi schließt die Schranktür und lässt die Plastiktüte mit einem Wink unter der Spüle verschwinden. Leise tritt er hinter Mamoru, sodass er ihn fast berührt. Er hört, wie der Atem des anderen für einen Augenblick schneller wird, spürt die Wärme, die von dem Körper vor ihm ausgeht. Er bräuchte nur die Hand auszustrecken.

 

„Warum bist du hier?“, fragt Mamoru plötzlich. Seinen Ton kann Nagi nicht so recht deuten. Es ist eine Mischung aus Misstrauen und professioneller Neugier, unter der noch etwas anderes liegt.

Hier hier oder hier in Japan?“, fragt Nagi mit ungerührter Miene. „Wenn du die richtigen Informationen willst, musst du die richtigen Fragen stellen.“

„Du weißt, was ich meine.“ Omis Stimme ist jetzt ungeduldig. Leute, die zu wenig geschlafen haben, sind oft reizbar. „Ich...ich weiß einfach nicht, ob ich dir wirklich trauen kann. Ich möchte es, aber dazu muss ich wissen, was deine Motivation ist.“

Nagi seufzt, geht um Mamoru herum und lässt sich auf das Sofa fallen. Er sieht unter dem überlangen Pony zu ihm hinauf. „Crawford hat mich hergeschickt.“

Er lässt nicht erkennen, dass er zunächst selbst nicht wusste, warum. Er hat gelernt, sich nicht zu tief in die Karten gucken zu lassen.

Der andere sieht nicht überrascht aus. „Er kann die Zukunft sehen, nicht wahr? Aber was hat er gesehen? Warum hilfst du mir? Was macht mich wichtig für eure Pläne? Was sind eure Pläne?“

Nagi legt den Kopf schief. „Wir wollen Eszett vernichten,“ antwortet er.

Er sagt nichts von Rosenkreuz, denn diese Verbindung hat Mamoru noch nicht hergestellt. Vielleicht sollte er ihm davon erzählen. Vielleicht sollte er ihm erzählen, welche Gefahr noch unter der Oberfläche lauert. Die genetisch modifizierten Jugendlichen der Z-Klasse sind erst der Anfang.

 

 

 

 

 

Er war müde. So müde. Trotzdem setzte er weiter einen Fuß vor den anderen. Irgendwann musste dieser Berg ein Ende haben. Ebenso wie der davor und der davor. Plötzlich fühlte er eine Hand auf seiner Schulter.

„Alles in Ordnung, Nagi?“

Er hob den Kopf und blickte in Schuldigs Gesicht. Der Telepath sah besorgt aus. Er legte die Stirn in dicke Falten und bellte: „Crawford, wir machen eine Pause. Nagi fällt gleich um.“

Nagi wollte protestieren, aber seine Zunge gehorche ihm nicht. Ebenso wenig wie seine Beine, die in dem Moment, als Schuldig ihm den Rucksack abnahm, unter ihm nachgaben. Gerade noch rechtzeitig fing Schuldig ihn auf, bevor er mit dem Kopf auf dem Schotter landete. Über ihm der klare, blaue Himmel. Es war erstaunlich, wie kalt es trotz des Sonnenscheins war. Er fror ungeachtet seiner dicken Kleidung und der wolligen Mütze auf seinem Kopf.

'Du hast ja interessante Probleme', brummte Schuldig in seinen Gedanken. 'Ich weiß, dass wir es eilig haben, aber wir werden nicht schneller, Kleiner, wenn einer von uns dich tragen muss. Also sag gefälligst Bescheid, bevor du zusammenbrichst.'

Crawfords Gesicht erschien in Nagis Gesichtsfeld. „Du musst Bescheid geben, wenn du nicht mehr kannst, Nagi“, meinte jetzt auch er.

„Das habe ich ihm schon gesagt“, knurrte Schuldig und durchwühlte das Gepäck. Er fand einen der Energieriegel, riss das Papier ab und hielt ihn Nagi unter die Nase.

„Essen. Wenn nicht, zwinge ich dich.“

 

Er wandte sich an Crawford. „Man fragt sich, warum du so etwas nicht voraussehen kannst“, fauchte er. „Anscheinend wirst du alt. Deine Voraussage bezüglich unserer Pläne, Eszett zu stürzen, waren ja auch nicht besonders präzise. Ich meine, das verdammte Gebäude ist eingestürzt! Die dämliche Tussi von Kritiker hat dich angeschossen. Mich hat einer dieser Weiß fast erwürgt. Farfarello hat ein paar hübsche neue Narben. Wieso zum Teufel hast du das nicht vorausgesehen?“

Crawford nahm seine Brille ab und begann sie umständlich zu putzen. Dieses Gespräch hatten sie schon ein paar Mal geführt. „Du weißt, dass es so nicht funktioniert. Die Einmischung durch Weiß hat unerwartete Ausmaße angenommen.“

„Unerwartete Ausmaße? Unerwartete Ausmaße?!“ Schuldig schien kurz davor, Crawford in die nächste Schlucht zu werfen. „Ich sage dir mal, was unerwartete Ausmaße hatte. Nagis Kräfte, die uns allen das Leben gerettet haben. Die hatten unerwartete Ausmaße. Ich weiß immer noch nicht, wie er das geschafft hat. Wir hätten tot sein müssen. Und jetzt lässt du den Jungen hier Klettertouren machen wie Reinhold Messner. Das ist nicht komisch, Crawford. Er gehört in ein Bett mit Kakao und Keksen und Fernsehen bis zum Abwinken.“

„Ich bin fünfzehn, Schuldig, nicht fünf“, warf Nagi kühl ein. Der Riegel hatte seine Energie tatsächlich wieder aufgefüllt und er hatte nicht vor, sich wie ein kleines Kind behandeln zu lassen. Er stemmte sich hoch und schulterte seinen Rucksack. „Ich würde es vorziehen weiterzugehen. Wenn wir das Tempo halten, sind wir gegen Abend an den angestrebten Koordinaten.“

 

Crawford warf Schuldig einen selbstgefälligen Blick zu. „Ich weiß eben, was in Nagi steckt. Und jetzt sei so gut, und hol Farfarello von der Klippe zurück. Ich möchte nicht, dass er ausprobiert, ob er tatsächlich unsterblich ist, nur weil es Gott hier oben besonders gut erkennen kann.“

Schuldig erwiderte etwas Unverständliches und machte sich gehorsam auf den Weg, um Farfarello von einem Abgrund wegzuziehen, in dem es mehrere hundert Meter in die Tiefe ging.

 

„Ich hätte ihn aufgefangen“, bot Nagi an.

„Ich weiß“, antwortete Crawford. „Aber Schuldig braucht schließlich auch eine Aufgabe. Sonst könnte ich auf die Idee kommen, mein Team nur noch auf dich zu reduzieren, Nagi, und das würde sein Ego sicherlich nicht verkraften.“

„Was ist mit Farfarello?“, fragte Nagi, aber Crawford antwortete nicht mehr. Mit einem letzten, tiefen Durchatmen fasste Nagi nach den Schulterriemen seines Rucksacks und machte sich daran, den Rest des Aufstiegs hinter sich zu bringen. Er bemühte sich, sich wegen des Lobs nicht allzu offensichtlich zu freuen. Es kam selten genug vor, das Crawford sich zu so etwas hinreißen ließ, also genoss er es lieber schweigend.

 

„Ich weiß sowieso nicht, warum wir hier durch die dämlichen Anden stolpern müssen“, nölte Schuldig kurz darauf. „Warum haben wir keinen Hubschrauber?“

„Weil das nicht im Budget ist und zu viel Aufmerksamkeit erregt“, antwortete Crawford knapp. „Außerdem weißt du sehr gut, dass wir im Himalaya sind.“

Farfarello kicherte. Schuldig warf ihm einen bösen Blick zu.

„Verletzen schlechte Geographie-Kenntnisse nicht vielleicht Gott?“, fauchte er. „Berg ist Berg, verdammt!“

Der Telepath beschleunigte seine Schritte und setzte sich an die Spitze der Gruppe. Nagi sah ihm nach und schüttelte innerlich den Kopf. Wenn es so weiterging, würde er tatsächlich noch jemanden aus einer Bergspalte herausholen müssen.

 

 

 

Er hatte den Blick auf den felsigen Boden gerichtet, damit er nicht stolperte. So bemerkte er zunächst nicht, dass jemand neben ihm ging. Als er aufsah, blickte er in Farfarellos einzelnes Auge.

„Er erträgt die Stille nicht“, sagte er. Nagi musste einen Augenblick überlegen, wen Farfarello meinte. Als ihm klar wurde, dass es um Schuldig ging, zuckte er mit den Schultern. Was ging ihn der Gemütszustand des Telepathen an?

„Er ist es gewohnt, in einem Umfeld voller Menschen zu leben. Hier oben gibt es nur uns vier. Von Crawfords und meinen Gedanken hält er sich wohlweislich fern“, fuhr Farfarello im Plauderton fort. Nagi runzelte die Stirn. Wollte der andere ihm jetzt erklären, warum sich Schuldig so um ihn kümmerte? Aber er hatte immer gedacht...

„Warum liest er deine Gedanken nicht?“, fragte er, ohne es wirklich zu wollen. Farfarellos Antwort war ein schmales Lächeln.

„Es gibt verschiedene Formen von Wahnsinn. Wenn du zu lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund irgendwann auch in dich hinein.“

„Führst du jetzt philosophische Diskussionen mit Farfarello? Das ist bestimmt interessant!“ Schuldigs Ton triefte vor Sarkasmus. „Dann kann er dir ja mal erklären, wie es sich angefühlt hat, deine kleine Freundin zu töten. Oder hast du vergessen, dass er es war, der ihr die Klinge in die Brust gerammt hat?“

 

Nagi presste die Lippen aufeinander und konzentrierte sich wieder auf den Weg. Er wollte dieses Thema nicht schon wieder aufwärmen. Natürlich war er traurig, dass Tot gestorben war. Aber er gab Farfarello keine Schuld an dem, was passiert war. Für ihn war Tot nur irgendjemand gewesen. Wahrscheinlich nicht einmal ein Jemand. Eine Puppe, die er zerbrochen und weggeworfen hatte, weil sie im Weg gewesen war. Nagi hatte gewusst, dass das passieren konnte. Aus diesem Grund hatte er damals versucht, Tot von dem Kampf mit Weiß fernzuhalten. Sie hatte nicht auf ihn gehört und er hatte darin versagt, sie zu beschützen. Es waren alles Faktoren, die zu ihrem Tod geführt hatten. Farfarello war nicht viel mehr als die Waffe, mit der ihr die tödliche Wunde zugefügt worden war. Eine Waffe hatte keine Gefühle für ihr Opfer.

 

„Der Phantast verleugnet die Wahrheit vor sich, der Lügner nur vor anderen“, sagte Farfarello jetzt.

Schuldig stieß spöttisch die Luft aus. „Das Einzige von Nietzsche, was du je gelesen hast, ist doch mit Sicherheit Der Antichrist.“

Farfarello zuckte nicht einmal. „Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse.“

Schuldig sah ihn einen Augenblick lang wütend an. Im nächsten Moment warf er die Hände in die Luft, drehte sich um und stieg weiter den Berg hinauf. Farfarello sah ihm mit schief gelegtem Kopf nach. Nagi fragte sich, was er hier gerade beobachtet hatte. Farfarello von Liebe sprechen zu hören, war eigenartig. Obwohl sich Nagi fragte, ob es wohl möglich war, dass er irgendwo tief in sich drin doch etwas fühlte. Vielleicht die Leere und Einsamkeit, die auch Nagi manchmal spürte. Er begrub solche Gefühle immer schnell wieder unter einem Berg von wichtigeren Dingen. Aber manchmal, wenn die Stille seines Zimmers anfing, auf seine Ohren zu drücken, stand er auf und ging in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen, und immer war irgendjemand da. Meist Schuldig, der ihn mit irgendeiner dummen Bemerkung daran erinnerte, warum er lieber allein war. Aber es war gut, jemanden zu haben, der einen daran erinnern konnte.

 

 

Als die Sonne sich dem Horizont näherte, kamen sie endlich auf einem kleinen, geröllbedeckten Plateau an, an dessen anderen Ende ein winziges Holzhaus stand. Es war eng an den Berg gedrückt und unterschied sich auf den ersten Blick nicht allzu sehr von der kargen, felsigen Landschaft, durch die sie seit Tagen stolperten. Von einem der anderen Gipfel aus war es vermutlich nahezu unsichtbar.

Nagi war froh, dass sie endlich angekommen waren. Er wusste zwar nicht genau, warum Crawford darauf bestanden hatte, dass sie hierher kamen, aber er war sicher, dass er es früh genug erfahren würde. Schuldig hingegen hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er das alles hier für eine Schnapsidee hielt. Farfarello hatte dazu geschwiegen und mit der messerscharfen Klinge in seinen Händen gespielt. Eine Klinge, die er jetzt vor sich hielt, den Blick aus dem einzelnen Auge starr auf die hölzerne Hütte gerichtet.

„Tod“, sagte er nur und die restlichen Mitglieder von Schwarz blieben wie angewurzelt stehen.

Crawfords Augen wurden schmal. „Was meinst du damit, Farfarello?“

„Ich kann es riechen“, wisperte der mit entblößten Zähnen. „Das Blut. Ich kann es riechen.“

Crawford war sofort in Habachtstellung und zog seine Waffe. „Schuldig, sieh zu, ob du jemanden finden kannst. Nagi, du bleibst bei mir. Farfarello geht vor.“

 

Ohne sich weiter nach ihnen umzusehen, huschte Farfarello mit schnellen, flachen Schritten über die schneebedeckten Felsen zu der Hütte, deren Tür offenstand, wie Nagi beim Näherkommen bemerkte. Sie schwang lose in den Angeln hin und her, als würde sie ihnen zuwinken. Farfarello erreichte die Tür und schlüpfte ins Innere, ohne sie zu berühren.

Schuldig trat an Crawfords Seite. „Ich habe keinen lebendigen Geist finden können“, berichtete er. „Wie es aussieht, ist unser Gastgeber wohl schon vor uns von dieser Welt gegangen. Es fragt sich nur, ob es freiwillig war.“

In diesem Moment trat Farfarello wieder aus dem Haus. An seiner Kleidung klebte kein Blut, wie Nagi zunächst befürchtet hatte. Er winkte den anderen, zu ihm zu kommen.

 

Als sie die Hütte betraten, musste sich Nagi den Ärmel vor das Gesicht halten. Der Gestank im Inneren war wirklich widerwärtig und die Tatsache, dass Farfarello ihn bereits von Weitem gewittert hatte, erschien ihm nicht mehr so unglaublich, wie das vor wenigen Augenblicken noch der Fall gewesen war. Der Besitzer der Hütte war regelrecht aufgeschlitzt worden und seine Überreste hingen an einer der Wände. Sein Kopf fehlte.

„Was für eine Schweinerei“, urteilte Schuldig und sah sich weiter um. „Aber erklärst du uns jetzt, oh großer Anführer, warum wir hier sind?“

Crawford hob nur eine Augenbraue und begann, die Hütte in Augenschein zu nehmen.

Schuldig lehnte sich gegen den Tisch und schlug die Arme übereinander. „Wenn du uns sagen würdest, wonach du suchst, könnten wir vielleicht helfen.“

„Einen Mechanismus, um den Zugang zum Labor zu öffnen. Ich weiß, er muss hier irgendwo sein.“

Noch bevor Nagi fragen konnte, worum es ging, hatte Crawford anscheinend gefunden, wonach er gesucht hatte. Ein Teil des Fußbodens glitt plötzlich zur Seite und gab den Blick auf eine Treppe frei, die vor ihnen in die Tiefe führte. Auf einen Wink hin schwang sich Farfarello in die dumpfe Dunkelheit. Crawford folgte ihn auf dem Fuße.

Schuldig sah zu Nagi hinüber. „Bitte nach Ihnen, Prinzessin“, grinste er und machte eine einladende Geste. Nagi rollte nur mit den Augen und stieg nun ebenfalls die steilen Stufen hinab.

 

Unten angekommen war er überrascht, nicht etwa in einem grob in den Felsen gehauenen Vorratskeller zu stehen. Stattdessen öffnete sich vor seinen staunenden Augen ein vollständig eingerichtetes Labor, dessen Größe die kleine Hütte an der Oberfläche Lügen strafte. Der Raum beherbergte einige Arbeitsplätze mit verschiedenen Laborgeräten, eine Untersuchungsliege und mehrere Apparaturen, deren Sinn und Zweck sich Nagi nicht sofort erschloss. Eine davon sah aus wie eine pervertierte Version eines Zahnarztstuhls mit zu vielen Armen, zu vielen Nadeln und sehr stabil aussehenden Gurten, um jemanden an der Oberfläche zu fixieren. An den Wänden gab es mehrere große Tanks und in einem Nebenraum, dessen gläserne Front zerschlagen worden war, standen einige Kühlschränke, in denen gähnende Leere herrschte. Schließlich gab es noch einen großen Schrank, der wohl Akten beherbergt hatte, jetzt jedoch ebenfalls vollkommen leer war. In der Ecke entdeckte er einen Computer. Er zögerte nicht und schaltete ihn ein. Aber auch hier war jemand gründlich gewesen. Die Festplatte enthielt nicht eine einzige Datei.

 
 

„Was ist das hier?“, wollte Schuldig wissen. Er wandte sich an Crawford.

Der schüttelte nur den Kopf. „Das hätte unsere Chance auf ein längeres Leben werden sollen. Du weißt, worüber wir gesprochen haben.“

„Das Fujimiya Mächen. Natürlich. Du hast gesagt, wir brauchen sie, um sie zu diesem Doktor Patal zu bringen. War das hier sein Labor?“ Er blickte zur Treppe zurück. „Und das da oben war er?“

„Ich nehme es an“, gab Crawford zurück. „Ohne Kopf ist das ein bisschen schwer festzustellen.“

„Es ist alles weg“, ließ sich Nagi jetzt vernehmen. „Woran auch immer dieser Patal gearbeitet hat, derjenige, der ihn getötet hat, hat es gelöscht.“

„Oder mitgenommen“, murmelte Crawford. Er ging zum Aktenschrank und starrte in die leeren Fächer. Dann glitt sein Blick zu den Kühlschränken. „Sie haben alles mitgenommen, diese elenden Schweine.“

Schuldig sah ebenso alarmiert aus, wie Nagi sich fühlte. Selbst Farfarello drehte sich jetzt zu ihnen um. Es war nicht Crawfords Art, sich so auszudrücken. In der Miene ihres Anführers zeigte sich kalte Wut.

„Wer?“, fragte Schuldig nur. „Wer hat alles mitgenommen?“

Crawford knurrte unwillig. „Du weißt wer.“

„Rosenkreuz.“

 

Das Wort schwebte wie ein Damoklesschwert über dem Raum. Als Crawford nickte, fühlte es sich an, als wäre der Faden gerissen und die Klinge hernieder gesaust. Schuldig blinzelte ein paar Mal. Als er weitersprach, war seine Stimme flach und emotionslos.

„Was haben sie alles mitgenommen? Was hast du diesem Patal gegeben, Crawford?“

„Alles. Unsere Daten, Proben unserer DNA, sämtliche Aufzeichnungen. Du weißt, was wir damals bei Nacht und Nebel aus den Archiven geholt haben, damit sie nichts mehr gegen uns in der Hand haben. Nun, jetzt haben sie es wieder. Das und noch viel mehr.“

„Was?“ Schuldig war so überrascht, dass er nicht einmal mehr sprechen konnte. Er klappte den Mund auf und wieder zu, bevor er sich mit einem letzten, wütenden Blick auf Crawford umdrehte und nach draußen stob. Farfarello sah ihm einen Augenblick lang nach, bevor er ihm folgte.

 

Crawford massierte seine Stirn. Er schien nachzudenken. Schließlich seufzte er tief.

„Nagi, sieht zu, ob du die Festplatte noch retten kannst. Wenn du damit fertig bist, zerstör das Labor. Wir sind hier fertig.“

Nagi nickte und wollte schon mit seiner Aufgabe beginnen, aber er hatte ihren Anführer noch nie so besorgt gesehen. Er zögerte kurz, bevor er sich traute zu fragen, was denn passiert war.

Crawfords Gesicht war ausdruckslos. „Wir haben Rosenkreuz vermutlich die Waffe an die Hand geliefert, die Schwarz tatsächlich vernichten könnte. Bei einem Besuch in Rosenkreuz, an den du dich sicherlich erinnerst, hat Schuldig etwas aufgeschnappt. Es gibt Pläne für ein neues Projekt. Die künstliche Erschaffung von menschlichen Wesen geklont aus den potentesten Begabten, denen Rosenkreuz habhaft werden kann. Dabei sollen die Fähigkeiten nicht nur reproduziert, sondern auch potenziert und mit anderen Fähigkeiten vermischt werden. Dazu brauchen sie jedoch genetisches Probenmaterial, um die notwendigen DNA-Stränge zu isolieren und sie den Klonen einzupflanzen. Bisher konnten wir vermeiden, ihnen entsprechendes Material von Schwarz zur Verfügung zu stellen. Wie es aussieht, haben sie jetzt einen Weg gefunden.“

„Warum wir?“, wollte Nagi wissen. „Schuldig hat doch damals gesagt, wir wären alle irgendwie...defekt.“

Defekt im eigentlichen Sinne des Wortes nicht. Aber anders als andere Exemplare unserer Art. Ich frage dich, Nagi: Hast du schon einmal einen anderen Prekognitiven getroffen?“

Nagi schüttelte langsam den Kopf.

„Und was meinst du, woran das liegt? Ich werde es dir sagen. Weil sie meisten einen oder mehrere körperliche Defekte aufweisen. Ihre Gabe ist oft stärker ausgeprägt als meine, aber dafür sind sie ohne ärztliche Hilfe nicht lebensfähig. Sie bedürfen vollzeitige Betreuung und nicht wenige von ihnen sind nicht in der Lage, sich ihrer Umwelt mitzuteilen, weil sie immer zwischen dem Jetzt und den möglichen Zukunftsversionen schweben, die sie sehen. Es fällt schwer, geistig gesund zu bleiben, wenn man in jedem Augenblick mit seinem jetzigen und allen zukünftigen Ichs bis hin zum eigenen Tod gleichzeitig konfrontiert wird. Ganz zu schweigen von allen anderen Personen, die man trifft.“

 

Er setzte sich auf einen der Schreibtische und Nagi fand, dass er müde aussah. „Schuldig kann, wie du weißt, seine Telepathie nur schlecht bis gar nicht gegen seine Umwelt abschirmen. Normalerweise hätte ihn das wahnsinnig werden lassen müssen.“

Nagi schnaubte an dieser Stelle. Crawford lächelte dünn. „Wahnsinniger als er es ist. Aber er hat gelernt, damit umzugehen. Dadurch ist seine Fähigkeit unendlich gesteigert worden. Ich kenne keinen Telepathen, dessen Fähigkeit so weitreichend ist wie seine.“

„Und ich?“, wollte Nagi wissen.

„Du...bist ebenfalls mächtiger, als ich es bisher bei einem Telekineten erlebt habe. Du hast nur noch keinen vollständigen Zugang zu deinem Potenzial gefunden, sondern lediglich in extremen Situationen unkontrollierten Zugriff darauf gehabt. Ich hoffe, dass wir dieses Problem mit der Zeit lösen können.“

Nagi senkte den Kopf. Er und Schuldig hatten schon ein paar Mal versucht, die Barriere vor seinen Fähigkeiten zu brechen, bisher aber ohne Erfolg.

„Du hast viele, außergewöhnliche Talente, Nagi. Talente, die andere nur zu gerne hätten und zwar in einem braven angepassten Soldaten, der macht, was Rosenkreuz ihm befiehlt. Deswegen ist es so überaus unglücklich, dass die Daten jetzt in die falschen Hände geraten sind. Ich war eigentlich hierher gekommen, um sie endgültig zu vernichten.“

Nagi presste die Kiefer zusammen. „Dann werden wir das tun. Wir werden die Daten finden und sie ihnen wieder abnehmen. Ich lasse mich nicht einfach klonen.“

„Richtig, Kleiner“, hörte er Schuldigs Stimme von der Tür her. Er und Farfarello standen Seite an Seite und ihre Gesichter sprachen Bände.

„Diese Arschlöcher haben sich die falschen Blaupausen unter den Nagel gerissen. Wir werden ihnen das Licht ausblasen, einem nach dem anderen. Niemand legte sich ungestraft mit Schwarz an.“

Crawford hob beschwichtigend die Hände. „Immer langsam, Schuldig. Zunächst einmal müssen wir sicherstellen, dass sie uns nicht zuerst erwischen. Und dann werden wir uns Rosenkreuz vornehmen.“

Schuldig sah Crawford einen Augenblick lang an, bevor er ein schmales Lächeln auf sein Gesicht zauberte. Er beugte leicht den Kopf und deutete eine Verbeugung an. „Deswegen bist du der Boss und ich nur dein Handlanger.“

„Schwerlich nur ein Handlanger“, erwiderte Crawford ernst. „Ich würde die Bezeichnung Sekundant vorziehen, wenn du denn einen Titel möchtest. Du weißt, dass ich dich brauche, Schuldig, wenn das hier funktionieren soll. Euch alle.“

Der Telepath seufzte übertrieben laut. „Na gut. Ich werde sehen, ob ich dein kleines Komplott noch in meinen Terminkalender quetschen kann.“ Er wedelte affektiert mit der Hand und ließ sich in einen der Bürostühle fallen.

 

Nagi begann damit, die Daten der Festplatte zu rekonstruieren. Sein Blick fiel auf Farfarello, der die Skalpelle und Nadeln auf einem der Tische neugierig in Augenschein nahem. Die frischen Narben an seinem Hals waren schon vollständig verheilt. Stärker, als es in der kurzen Zeit eigentlich hätte sein dürfen.

„Wenn wir das Mädchen noch gehabt hätten, wären wir dann alle so geworden wie Farfarello?“, fragte er an Crawford gewandt.

„So in der Art. Doktor Patal sollte sicherstellen, dass die Modifikation auf jeden von uns individuell abgestimmt wird. Sie hätte unsere Regenerationsrate enorm erhöht. Wie du sicherlich weißt, leben viele Talentierte nicht besonders lange. Ihre Körper brennen schneller aus als die von normalen Menschen. Farfarello ist diesbezüglich ebenfalls einzigartig, nur ist seine DNA durch seine Gabe kontaminiert. Das Mädchen hätte nur die Regenerationsfähigkeit ohne weiteren Ballast gebracht, der möglicherweise eine Rückkopplung mit unseren anderen Fähigkeiten gehabt hatte. Es ist ein Jammer, dass wir sie verloren haben. Wobei ich nicht böse darum bis, dass wir sie nicht unnötigerweise hier mit rauf geschleppt haben. Ich finde, wir haben uns in letzter Zeit genug mit kleinen Mädchen herumgeschlagen müssen.“

Nagi musste bei dieser Bemerkung grinsen und machte sich wieder an die Arbeit. Während der Computer arbeitete, kam ihm noch ein weiterer Gedanken. Er zögerte zunächst, Crawford danach zu fragen, doch seine Neugier siegte schließlich.

„Weißt du, wann jeder von uns sterben wird?“

Crawford warf ihm einen unergründlichen Blick zu. „Ich kann nichts sehen, was über meinen eigenen Tod hinausgeht“, antwortete er schließlich. „Aber sollte ich einmal eine derartige Gefahr auf dich zukommen sehen, werde ich es dich wissen lassen.“

Nagi schwieg und wandte sich wieder dem Computer zu. Er wusste, dass ihn diese Worte beruhigen sollte, aber sie taten es ganz und gar nicht.

 

 

 

 

 

 

 

„Es geht also lediglich darum, Eszett auszuschalten?“, hakt Mamoru nach. „Das ist alles? Keine Pläne, die Weltherrschaft an sich zu reißen? Keine Dämonen-Beschwörungen oder Massenhysterie oder so etwas in der Art?“

Nagi zuckte mit den Schultern. „Momentan steht Eszett ganz oben auf der Liste.“

Er gibt sich einen Ruck und fügt ein wenig bitter hinzu: „Wir haben alle ein ganz persönliches Interesse daran, mit Eszett abzurechnen.“

 

Mamoru setzt sich neben ihn und greift nach seiner Hand. Nagi widersteht dem Drang, sie ihm zu entziehen. Es soll eine tröstende Geste sein, aber er will keinen Trost. Er ist nicht schwach. Nicht mehr. Der andere seufzt.

„Ich...ich weiß, es geht mich nichts an. Ich kann mir wahrscheinlich nicht ansatzweise ausmalen, wie es ist, mit einer solchen Gabe wie deiner zu leben. Aber ich weiß, dass ich viel hartes Training hinter mich bringen musste, um gut genug für Weiß zu werden.“

Nagi hört die unausgesprochene Frage darin. Mamoru ist nicht dumm. Er hat verstanden, worum es geht. Allerdings war Nagis Telekinese nie ein Thema zwischen ihnen. Etwas, für das Nagi dankbar ist und woran er jetzt auch nichts ändern will. Er hat keine Lust, sich von dem anderen für das, was er ist und was er erlebt hat, bemitleiden oder darüber ausfragen zu lassen. Er sieht auf und weiß, dass seine Augen hart sind.

 

„Bereust du, dass du hergekommen bist?“, fragt Mamoru leise. Das, was vorhin schon in seiner Stimme lag, ist jetzt weiter an die Oberfläche getreten. Es ist etwas wie...Hoffnung vielleicht? Die Hoffnung, nicht allein zu sein mit der Verantwortung, die Welt, die man kennt, aus den Angeln heben zu müssen. Nagi legt ein kleines Lächeln auf sein Gesicht.

„Nein, ich bereue es nicht“, antwortet er fast sanft. „Es ist gut, wieder hier zu sein. Weiß bei der Arbeit zuzusehen, war schon immer amüsant.“

 

Mamoru lacht über seinen Scherz. Die Spannung, die zwischen ihnen bestanden hat, fällt von ihnen ab und wechselt zu etwas, das nichts mit dem zu tun hat, was in irgendeiner Form das Geschick der Welt beeinflusst. Es ist etwas, das nur sie beide angeht.

 

Als Mamoru sich nach vorne lehnt und ihn küsst, lässt Nagi es geschehen. Er hebt seine Hand und legt sie in den Nacken des anderen, zieht ihn näher zu sich und vertieft den Kuss. Seine Zunge gleitet zwischen Mamorus Lippen, die dieser bereitwillig für ihn öffnet. Minutenlang ist nicht mehr zu hören als die Geräusche ihrer Küsse, das heftiger werdende Atmen, das Rascheln von Stoff, als sich eine Hand unter sein Shirt schiebt, das leiste Seufzen, als er die Geste erwidert und mit zielsicherer Genauigkeit eine der Stellen erkundet, die dazu führt, das sich der andere unter seinen Händen windet. Er spürt, wie sein Blut anfängt, schneller durch seinen Körper zu fließen, und sich an Stellen zu sammeln, die heiße Impulse durch seine Nervenbahnen schicken.

 

Er zieht Mamoru den Pullover über den Kopf und fängt an, seinen Hals zu küssen. Langsam lässt er seine Lippen tiefer wandern, rutscht vom Sofa zwischen Mamorus Beine und bedeckt seinen Bauch mit flatternden Küssen. Als er noch tiefer gehen will, hält Mamoru ihn zurück.

„Ich...“ Er verstummt und beißt sich auf die Unterlippe. Unsicherheit flackert in seinem Blick.

Nagi lächelt und stemmt sich nach oben, sodass sie sich in die Augen sehen können.

„Vertraust du mir?“, fragt er mit einem kleinen Lächeln, während seine Hände auf den Oberschenkeln des anderen ruhen.

Der zögerte einen Augenblick, dann nickt er. Nagi bemächtigt sich seiner Lippen für einen langen Kuss, bevor er erneut seinen Mund in tiefere Regionen wandern lässt.

 

Mamoru legt den Kopf zurück und schließt die Augen. Sein Atem wird schneller. Nagi beobachtet ihn unter halb gesenkten Lidern. Katalogisiert die unbewussten Reaktionen, die winzigen Zuckungen und die Röte, die Mamoru ins Gesicht schießt. Fühlt die Hände, die durch seine Haare fahren in dem Versuch, ein wenig der Zärtlichkeiten zu erwidern, die er dem anderen gerade angedeihen lässt. Er hört die wimmernden Laute, die Mamoru von sich gibt, kurz bevor es vorbei ist.

 

Er lässt sich neben den Schweratmenden auf das Sofa gleiten, verschließt dessen bebenden Lippen mit einem Kuss. Mamoru kommt ihm entgegen, lässt seine Finger über Nagis Oberkörper bis zu seiner Hüfte gleiten. Es ist offensichtlich, was er will. Nagi lehnt sich zurück und lässt ihn gewähren. Als die vorsichtig tastenden Finger schließlich ihr Ziel finden, unterdrückt er ein Aufstöhnen. Er fühlt, wie sein Herz für einen Augenblick aus dem Takt gerät, nur um dann mit doppelter Geschwindigkeit weiterzuschlagen. Das Blut rauscht in seinen Ohren und er ist sich sicher, doch irgendeinen Laut von sich gegeben zu haben, als sich seine Hand wenig später in Mamorus Schulter krallt.

 

Während sich sein Puls allmählich wieder beruhigt, liegen sie zusammen auf dem Sofa. Er mag es, wie der andere sich neben ihm anfühlt, weich und warm. Beinahe so anschmiegsam wie eine Katze, denkt er bei sich, und muss bei dem Gedanken ein bisschen lächeln. Eine Bombay.

 

 

Mamoru sieht ihn schuldbewusst an, als er sich kurz darauf wieder anzieht. „Ich muss heute noch zu einer Besprechung“, sagt er und bittet mit seinen Blicken um Vergebung.

Nagi nickt nur. „Was wirst du jetzt wegen Eszett unternehmen?“

Mamoru seufzt. „Ich weiß es nicht genau. Ich bin mir so sicher, dass sich die Z-Klasse und dieser Shimojima, den wir im Verdacht haben, die ganze Sache in Eszetts Namen eingefädelt zu haben, und nicht zuletzt Epitaph irgendwo verstecken. Um sie ausfindig zu machen, müsste ich Weiß wieder offiziell auf die Sache ansetzen, denn es scheint, dass sie sich nicht auf dem Schulgelände aufhalten. Aber damit würde ich mich einem direkten Befehl meines Großvaters widersetzen.“

Er zieht den Pullover über den Kopf und greift nach seinem Mantel.

„Ich will meine Familie nicht verlieren. Aber ich kann auch nicht einfach tatenlos zusehen, wie Eszett damit durchkommt. Sie müssen aufgehalten werden.“

 

In der Tür bleibt er noch einmal stehen und sieht zu Nagi zurück, der immer noch mit nacktem Oberkörper auf dem Sofa liegt. „Ich werde noch einmal versuchen, mit meinem Großvater zu reden. Vielleicht lässt er sich ja anhand der neuen Hinweise dazu überreden, die Untersuchung wieder aufzunehmen.“

Nagi sieht den Ausdruck in seinem Gesicht und ist versucht, ihn auszulachen. Die Naivität hinter der Annahme, dass der alte Mann sich umstimmen lässt, ist beinahe rührend, wenn sie nicht so absurd wäre. Alles, was Mamoru damit erreichen wird, ist, dass er sich eine große, rote Zielscheibe auf die Brust malt. Nagi muss zugeben, dass ihm dieser Gedanke nicht gefällt. Überhaupt nicht. Auch wenn er selbst nicht zögern würde, ihn zu beseitigen, wenn er seinen Plänen im Weg stände. Bisher ist es jedoch ausreichend, wenn er seine Position im Hintergrund hält und wartet. Worauf, weiß er selber nicht so genau, aber er weiß, dass er es erkennen wird, sobald es passiert.

 

Nachdem Mamoru sich verabschiedet hat, geht Nagi ins Schlafzimmer und fährt den Laptop hoch. Er öffnet einen Browser und will gerade eine Webadresse eingeben, als plötzlich ein kleines Symbol am Bildschirmrand aufblinkt. Er hat eine E-Mail bekommen. Wie hypnotisiert schaut er den kleinen Briefumschlag an. Es gibt nur zwei Leute, die seine Mailadresse haben.

Seine Finger zittern ein wenig, als er das Programm öffnet, das die Nachricht vom Server abruft. Sie enthält nur zwei Worte:

 
 

Sie kommen.

 

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Soundtrack:
„Start again“ - One Rebuplic
„Ignite“ - K-391 & Alan Walker


Uff, irgendwie werden die Kapitel immer länger. Aber auseinander reißen wollte ich es dann auch nicht. Ich hoffe, euch gefällt meine Idee, was Schwarz eigentlich noch mit Aya-chan wollte. Ich meine, im Grunde hat das doch gar keinen Sinn gemacht. Sie hatten Sakura, um das Ritual zu sabotieren und mehr hätte es doch eigentlich nicht gebraucht. Noch nicht mal storytechnisch, da Weiß sicherlich auch aufmarschiert wäre, um Sakura zu retten. Aber stattdessen: „Sorry Weiß, ihr könnt sie nicht haben, wir brauchen sie noch.“ Da hat der Canon imo einfach mal ein riesengroßes Loch. (Wo hat WK das nicht?) Aber nun nicht mehr, zumindest nicht in dieser Geschichte. ^_~

Was mir an diesem Kapitel besonders gefällt, ist, dass ich eine Stelle nachträglich gestrichen habe. Ich habe da eine Erinnerungs-Szene, die ich nirgendwo so recht unterbringen konnte, weswegen ich sie hier erst kurz zusammengefasst hatte. Aber: Hey, ich habe einen Platz dafür gefunden. Wooohooo! Allerdings gibt es die erst im übernächsten Kapitel. Bis dahin dürft ihr noch Kakao trinken und Kekse essen (Nagi wollte sie ja nicht) oder auch einen Kommentar hinterlassen. Komplett anzeigen

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