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The daily life in the League of Villains

Shigaraki/Dabi
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Kapitel ist eine überarbeitete Version meiner beiden One Shots "When I see you again" und "Little Talks" da sich ja einige neue Sachen in Bezug auf Touya (Dabi) ergeben haben.
Das Kapitel "Falling Inside the Black" wird später noch einmal überarbeitet. Komplett anzeigen

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Little Talks

Little Talks
 

Dabi schlenderte gerade durch die vermeintlich trostlosen Nebengassen Shizuokas. Er war auf der Suche nach neuen Rekruten für die League, allerdings war er nur auf wertloses Gesindel gestoßen.
 

Er fummelte in seiner Jackentasche herum und fischte eine Packung Zigaretten hervor. Er nahm einen der Glimmstängel und zündete ihn mittels seines Feuers an. Gegen eine schmutzige Wand lehnend inhalierte er den Rauch, ehe er ihn in Ringen wieder ausstieß.
 

Seine Gedanken wanderten in verschiedene Richtungen, es waren schon einige Tage vergangen, seit Sensei gefangen genommen worden war. Die League hatte sich daraufhin zerstreut, damit sie nicht so leicht gefasst wurde.
 

Er war auch nach Shizuoka gegangen, weil er nach jemandem Ausschau halten wollte. Eigentlich hatte er sich fest versprochen, nicht nach ihr zu sehen, doch hin und wieder konnte er nicht anders. Sie war immerhin seine Schwester und er wollte wissen, ob es ihr gut ging. Er fluchte leicht über sich selbst. Er wusste, dass er das eigentlich nicht durfte.
 

Dabi war sich zwar sicher, dass sie ihn mit dem neuen Aussehen nicht erkennen würde, aber dennoch könnte seine Anwesenheit sie in Gefahr bringen. Das wollte er auf keinen Fall. Er begab sich in Richtung der Hauptstraße. Es war früher Abend und für gewöhnlich kam sie hier immer lang, auf dem Weg zum Bahnhof. Er würde nur kurz nachschauen, ob sie okay war. Danach würde er sich wieder anderen Dingen widmen.
 

Er erreichte das Ende der Gasse und hielt Ausschau nach Fuyumi. Es dauerte einige Minuten doch letztendlich entdeckte er sie. Sie lief auf der anderen Seite der Straße, sie beendete allem Anschein nach gerade ein Telefonat. Sie nahm das Telefon vom Ohr und blieb dann stehen.
 

Sie hob den Kopf an und sah sich nach etwas um. Sie sah den Weg zurück, den sie gekommen war. Dabis Atem stockte, als ihr Blick auf seinen traf. Er hoffte, sie würde ihn nicht weiter beachten und in eine andere Richtung schauen, aber das tat sie nicht. Ihr Blick fixierte sich auf ihn.
 

Wie versteinert blieb Dabi an Ort und Stelle stehen. Er wusste, dass er eigentlich verschwinden sollte, doch er konnte sich nicht rühren. Seine Augen weiten sich leicht, als Fuyumi dazu ansetzte, die Straße zu überqueren.
 

Mit zügigen Schritten überquerte sie die Straße und steuerte direkt auf ihn zu. Ganz plötzlich löste sich Dabis Starre und er machte schnell kehrt, nein, auf keinen Fall wollte er sich mit ihr unterhalten. Er lief den Weg zurück, den er ursprünglich gekommen war und hoffte, schnell genug verschwinden zu können.
 

„Warte!“, hörte er seine Schwester rufen. „Warten Sie endlich!“ Ihre Schritte näherten sich ihm zügig. Dabi legte noch einen Zahn zu, er wollte dieses Treffen vermeiden. Er hätte definitiv nicht hierher kommen sollen. Warum war sie auf ihn zugegangen? Hatte sie ihn erkannt? Unmöglich, das konnte nicht sein. Er hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit seinem früheren Ich. Sie konnte ihn nie im Leben erkannt haben.
 

Dabi hasste es, seine Konstitution war nie sonderlich gut gewesen, Fuyumi war schon immer schneller als er gewesen. So war es auch nicht verwunderlich, dass sie ihn in kürzester Zeit eingeholt hatte. „Jetzt warten Sie doch endlich! Warum beobachten Sie mich die ganze Zeit?“
 

Frustriert die Luft ausstoßend blieb Dabi schließlich stehen. Er keuchte leicht, so hatte er sich das nicht vorgestellt. „Wie kommst du darauf, dass ich dich beobachte?“, fragte er. „Und überhaupt, meinst du es ist so schlau, einem potentiellen Stalker hinterher zu laufen?“
 

Fuyumi blieb ihrerseits stehen und starrte den Mann an. Sie wusste ja, dass es nicht sonderlich schlau gewesen war, ihm hinterher zu laufen, aber dennoch. Sie hatte seine Blicke immer wieder auf sich gespürt. Er war nicht jeden Tag da, aber doch regelmäßig genug, damit sie zu dem Schluss kam, dass er sie beobachtete.
 

Sie konnte auch nicht leugnen, dass sie es ziemlich unheimlich fand. Sein Aussehen war wahrlich erschreckend, all die Narben … wäre sie ihm im Dunkeln begegnet, hätte sie sicherlich noch mehr Angst gehabt.
 

„Ich bin nicht blind, Sie sind so gut wie immer da, wenn ich nach Hause gehe. Und ja, ich bin mir bewusst, dass das hier nicht sonderlich schlau ist. Aber ich habe meinen Vater schon angerufen. Er weiß bescheid wo ich bin und wenn mir irgendwas passieren sollte, dann wird er sofort wissen wo ich bin“, teilte sie dem Mann mit, noch immer stand er mit dem Rücken zu ihr.
 

Dabi spannte sich bei der Erwähnung seines Vaters an. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. – „Also, warum verfolgen Sie mich die ganze Zeit? Was wollen Sie von mir?“ – Dabi blieb still er hatte die Zähne zusammen gebissen, er versuchte seine Wut irgendwie im Zaum zu halten. Er wollte nicht vor seiner Schwester in Flammen ausrasten.
 

Fuyumis Schritte waren wieder zu hören. Sie ging an Dabi vorbei, damit sie ihn von vorne sehen konnte. Dabi zischte auf und drehte sich halb, damit sie keinen guten Blick auf ihn bekam.
 

Er starrte die Wand an, der er zugewandt war. Sie war ziemlich schmutzig, er wollte lieber nicht wissen, mit was sie alles beschmiert war. Die Gasse war so oder so schmutzig. Überall lagen Bierdosen und Zigarettenstummel. Wer würde hier auch schon nachgucken? Die normalen Leute trieben sich hier nicht herum.
 

„Was wollen Sie von mir?“, fragte Fuyumi noch einmal, mit etwas mehr Druck in der Stimme. – Dabi schnaubte. „Gar nichts, du hast dir das alles nur eingebildet. Warum sollte ich jemanden wie dich beobachten?“, schnaubte er.
 

„Das weiß ich ja eben nicht. Sagen Sie es mir“, murmelte sie. – Dabi zischte warum konnte sie es nicht einfach lassen? Er biss frustriert die Zähne zusammen. „Und warum können Sie mich jetzt nicht mehr angucken?“, wollte sie wissen.
 

Dabi verdrehte die Augen und wandte schließlich doch seinen Blick in ihre Richtung. „Wer sagt, dass ich das nicht könnte. Ich will nur nicht“, brummte er. „Jetzt geh mir aus dem Weg. Jemand wie du hat in so einer Gasse nichts verloren. Viele gefährliche Typen treiben hier ihr Unwesen“, meinte er schulterzuckend.
 

„Sind Sie einer davon?“, hakte sie nach. – „Ja, bin ich.“ – „Also sind Sie ein Schurke?“ – „Sieht man das nicht?“
 

Fuyumi betrachtete ihn jetzt genauer. Sie hatte es auf die Entfernungen immer nicht ganz einschätzen können, doch jetzt sah sie, wie schmal der Mann vor ihr gebaut war. Er besaß unglaublich türkisblaue Augen. Sie betrachtete auch seine Narben, das musste alles ungeheuer schmerzhaft gewesen sein. „Ich versuche nicht, nach dem Äußerlichen zu urteilen“, murmelte sie vor sich hin. Ihr Blick lag auf seinem rechten Arm, der ebenfalls mehr aus Narben bestand als alles andere. Diese Narben erinnerten sie an etwas …
 

Beide sahen auf, als sich ihnen Schritte näherten. Fuyumi war sofort alarmiert, leichte Panik fuhr durch ihren Körper. Wer würde jetzt wohl kommen? Sie spannte sich merklich an. – Auch Dabi entging es nicht, dass sich seine Schwester versteifte. Er biss die Zähne zusammen und starrte auf die Typen, die sich ihnen näherten.
 

„Na, sieh mal einer an, wenn das nicht das Arschloch ist, das rumrennt und andere abfackelt“, kam es von einem ziemlich großen Muskelberg, er hatte ähnliche Proportionen wie Muscular. „Was fällt dir ein, einfach meine Leute abzufackeln?“
 

„Hmpf, wenn du deine Leute ein wenig besser trainiert hättest, hätte ich das nicht machen müssen. Aber Abschaum wie ihr, kann die League nun mal nicht gebrauchen“, meinte Dabi, er hatte ein provozierendes Lächeln im Gesicht.
 

Der Typ und seine beiden Handlanger, die hinter ihm noch aufgetaucht waren wirkten gar nicht zufrieden mit der Antwort. „Ganz schön frech, willst wohl vor deiner Freundin ein wenig angeben, was?“, entgegnete einer der beiden. Dabi grollte leicht etwas vor sich hin.
 

„Ich seh schon, ihr seid auch nicht viel besser, als eure Kumpels. Für euch habe ich keine Verwendung“, er hob den Arm an und schoss eine gewaltige Flammensalve auf die Gruppe zu. Er erwischte die beiden Handlanger ohne Probleme, doch der Boss hatte ein Sprungfeder-Quirk, weshalb er dem Feuer ganz leicht ausweichen konnte.
 

„Das wirst du bereuen“, schrie er und schoss auf Dabi zu. Dieser zischte und sprang aus dem Weg. Er rollte sich über den Boden ab und kam wieder zum Stehen, der Typ hopste mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Gasse.
 

Fuyumi kreischte auf, als er ganz nah neben ihr einschlug. Er lachte auf. „Wie unvorsichtig von dir, deine Freundin gehört nun mir“, er packte Fuyumi am Arm und zog sie an sich ran. Er hielt sie auf seiner rechten Seite.
 

Dabis Hand war wieder aufgeflammt, allerdings zögerte er, sein Feuer einzusetzen. Er würde damit auch Fuyumi treffen. Dieser standen Tränen in den Augen. Sie sah verängstigt in seine Richtung. „Und ich hab dir noch gesagt, dass das hier kein Ort für jemanden wie dich ist“, murmelte Dabi zu ihr.
 

„Gib lieber auf oder ich dreh ihr den Hals um“, er packte sie fester am Hals. Fuyumi röchelte, als ihr die Luft abgeschnürt wurde. Ihr Blick lag weiterhin auf Dabi. Sie war mehr als nur ein wenig panisch.
 

Dabi ballte die Hände zu Fäusten, er biss die Zähne zusammen, in Sekunden überlegte er, ob Fuyumi in der Lage war, ihr Eis einzusetzen. Würde sie schnell genug sein? Würde es sie retten? Dabi nahm die Hände hoch und gab seine Angriffshaltung auf. Sein Blick war nach wie vor auf den Mann gerichtet, der seine Schwester am Hals gepackt hatte.
 

„Cleveres Bürschchen. Weißt du, ich hatte mich schon gefragt, wer meine ganzen Leute umbringt. Wer hätte schon ahnen können, dass es so eine Pfeife wie du ist?“, er lachte auf, seine Hand schloss sich noch fester um Fuyumis Hals. „Du hast echt keinen Mumm, hat dir niemand gesagt, dass man seine Freundin nicht in so eine Gasse schleift? Das kann ziemlich gefährlich werden“, er lachte abfällig.
 

Leicht grummelnd wandte Dabi die Augen von dem Typ ab, er fixierte Fuyumi. Er hoffte, sie Verstand worauf er hinaus wollte. „Sie ist nicht meine Freundin“, murmelte er. – Der Typ schnaubte noch immer belustigt. „Nicht? Hätte mich auch gewundert, bei deiner hässlichen Visage“, er lachte erneut auf.
 

„Hmpf, sie ist eine Eiskönigin, sie gibt sich nicht mit Typen wie uns ab“, meinte Dabi, er legte dabei besondere Betonung auf das Eis.
 

Fuyumis Augen weiteten sich. Damals als Kinder hatten sie immer Fantasy-Abenteuer gespielt, Touya war meist das böse Monster und Fuyumi war die Prinzessin, die von Prinz Natsuo gerettet werden musste. Hin und wieder spielte sie auch die böse Eiskönigin, die sowohl Prinz als auch Monster besiegte.
 

Tränen sammelten sich in ihren Augen, als sie realisierte, wer dieser Fremde war, der sie die ganze Zeit beobachtet hatte. Sie ballte die Hände zu Fäusten und konzentrierte sich. Solange der Typ abgelenkt war, hatte sie eine Chance.
 

Sie war nicht sonderlich trainiert mit ihrem Quirk. Ihr Vater hatte ihr nie hartes Training auferlegt. Sie war ein Fehlschlag, weshalb sie kaum von ihm beachtet wurde. Sie hoffte es würde funktionieren.
 

Um sie herum wurde es schlagartig kälter und sie fokussierte sich auf ihr Eis. Sie stieß es aus ihrem Körper aus und fror sich damit komplett selbst ein. Auch wenn sie Kälte mochte, das war doch ganz schön heftig.
 

In dem Moment, in dem sie von dem Eis eingeschlossen war, schoss ein blauer Flammenschwall auf den überraschten Typen zu. Er schrie auf, als er von dem Feuer komplett eingeschlossen wurde und innerhalb von Sekunden verbrannte.
 

Dabi ging auf die noch immer halb eingefrorene Fuyumi zu, er legte eine Hand auf das Eis und aktivierte erneut sein Feuer, das Eis schmolz in Sekunden. Fuyumi kam keuchend wieder zum Vorschein. „Hilfe, das war gruselig“, keuchte sie zitternd auf. Tränen liefen über ihre Wangen. Sie umklammerte sich selbst.
 

Nach einigen Sekunden sah sie in Dabis Richtung. „Touya? Bist du das wirklich?“, wollte sie wissen. – Dabi sah leicht gequält auf seine Schwester hinab. Er nickte langsam. „Ja, ich bin’s.“
 

Weitere Tränen sammelten sich in Fuyumis Augen. Ihr Atem beschleunigte sich rasant und sie begann zu schluchzen. „Verdammter Idiot!“, sie schlang ihre Arme um ihn. „Wo hast du die ganze Zeit gesteckt? Ich dachte du seiest …“, ihre Stimme brach und sie barg ihr Gesicht an seiner Brust.
 

Etwas unsicher legte Dabi seine Hände an ihren Rücken. „Schon gut, mir geht’s gut soweit“, murmelte er. „Aber ich musste einfach weg …“, murmelte Dabi. – Fuyumi lehnte sich zurück und sah zu ihrem Bruder auf. „Du bist größer geworden, Touya, aber nicht wirklich kräftiger“, meinte sie.
 

Dabi schnaubte. „Ja, stimmt wohl … Uh, wir sollten vielleicht aus der Gasse verschwinden“, lenkte Dabi ein, er wollte nicht, dass Fuyumi die verkohlte Leiche zu genau sah. Er schob sie in Richtung Hauptstraße zurück.
 

„Du … du hast ihn getötet“, realisierte Fuyumi erst jetzt. „Und die anderen beiden auch. Oh Gott, du bist ein Schurke“, erst jetzt fiel ihr wieder ein, was er ersten gesagt hatte. Sie raufte sich die Haare. „Oh Gott“, wiederholte sie noch einmal.
 

„Hey, beruhige dich, es ist jetzt vorbei“, versuchte Dabi sie zu beruhigen. – „Touya, nichts ist vorbei! Du hast Leute getötet!“, Fuyumis Finger gruben sich in den Stoff seines T-Shirts. Ihre Augen waren weit aufgerissen.
 

Dabi hatte den Blick abgewandt und die Zähne aufeinander gebissen. „Ich weiß, das ist der Weg, den ich gewählt habe … Hey, hast du wirklich dieses Arschloch angerufen oder war das nur ein Bluff?“
 

Etwas verwirrt blinzelte Fuyumi. „Uh, nein, ich hab nicht mit ihm telefoniert. Das war ein Kollege“, meinte sie. Dabi atmete erleichtert aus. Das war gut, denn noch war es nicht an der Zeit, diesen Bastard zu treffen.
 

„Du musst jetzt wirklich gehen. Wir hätten uns heute eigentlich überhaupt nicht treffen sollen. Wenn man die Überreste findet und dich daneben, werden sie nur unnötige Fragen stellen“, er versuchte nun, sie so schnell wie möglich abzuwimmeln. Er wollte nicht noch weitere Fragen beantworten, überhaupt war es schon sehr kritisch, dass er mit ihr sprach.
 

„Warte Touya, was wirst du jetzt machen?“, wollte sie wissen. – „Das geht dich nichts an. Ich verfolge meinen eigenen Plan.“ Er schubste sie zum Ausgang der Gasse. „Sie dürfen uns nicht weiter zusammen sehen, wenn die falschen Personen mitkriegen, dass wir uns getroffen haben, wird das noch böse enden“, sagte er mit Nachdruck.
 

„Jetzt warte doch verdammt noch mal! Ich will doch nur mit dir reden! Weißt du, Mom geht’s langsam wieder besser!“, setzte Fuyumi aus dem Zusammenhang gerissen an. Sie wusste, dass er wissen wollen würde, wie es ihrer Mutter ging. – Dabi stoppte für einen Moment. Er hatte den Mund leicht geöffnet. „Wirklich?“
 

„Ja! Sie lächelt wieder. Shoto hat sie endlich besucht und es geht langsam aber sicher wieder bergauf!“, ein Lächeln zierte Fuyumis Gesicht.
 

Dabi sah sie einige Zeit gedankenverloren an. Er schluckte. „Das ist schön … das ist wirklich gut …“, er verfluchte seine Schwester, sie kannte ihn nur zu gut. Er würde seine Mutter liebend gerne wieder sehen, aber so konnte er ihr auf keinen Fall unter die Augen treten. Nicht mit dieser Visage …
 

Er schüttelte schnell den Kopf. „Hör zu, du darfst niemandem etwas von diesem Treffen erzählen, okay? Weder Shoto, noch Natsuo und erst recht nicht Enji. Niemandem! Ich bin ein Krimineller. Das würde nur übel für dich enden, also halt den Mund, kapiert?“, trichterte er ihr ein.
 

„Aber Touya!“, setzte sie an. „Nichts ‚aber Touya‘, versprich mir, dass du nichts sagst!“ – Er packte sie an den Schultern und sah ihr eindringlich in die Augen. Fuyumi erwiderte seinen Blick eine Zeit lang, ehe sie schließlich seufzte. „Okay … ich verspreche es …“
 

Dabi stieß die Luft aus. „Keine Sorge, wenn die Zeit gekommen ist, wirst du alles verstehen. Aber fürs erste musst du gehen!“ Dabi trat hinter sie und schob sie an den Schultern aus der Gasse hinaus.
 

„Warte! Wann werden wir uns wieder sehen?“, wollte sie noch wissen. – „Ich weiß nicht … Ich glaube nicht mal, dass wir uns je wieder sehen sollten …“, murmelte Dabi. „Jetzt geh! Und denk dran, kein Wort, du hast es versprochen!“
 

„A-Aber, Touya!“, Fuyumi stand wieder auf der Hauptstraße. Sie sah Dabi nach, wie er wieder in der Gasse verschwand. Sie wusste nicht, was sie von diesem Treffen halten sollte. Sie war vollkommen verwirrt. Ihr Bruder war immer noch da draußen. Ihm ging es soweit gut, aber er hatte einen Weg eingeschlagen, der ihr definitiv nicht gefiel. „Können wir nicht einfach eine ganz normale Familie sein?“, murmelte sie, noch immer weinend. Sie hob ihre Brille an und fuhr sich über die Augen.
 

Sie wusste nicht so recht, ob sie ihr Versprechen, nichts zu sagen, tatsächlich einhalten konnte. Sie wollte es eigentlich direkt Natsuo und Shoto erzählen, aber sie wusste, dass sie es nicht konnte. „Verdammt, warum nur muss diese Familie so kompliziert sein?“, sie umschlang sich selbst, während sie sich mit gesenktem Kopf auf den Heimweg machte. „Dummer Bruder … in was hast du dich da geritten?“
 

Dabi lief zügig durch die Gassen Shizuokas. So hatte er sich seinen Tag definitiv nicht vorgestellt. Er würde sich jetzt von ihr fernhalten müssen. Zum Glück hatte er sie aber doch relativ schnell abwimmeln können. Etwas ziellos lief er umher. Er wusste nicht wirklich, wo er sonst noch hin sollte.
 


 

Es war irgendwann gegen Mitternacht, als er an einem kleinen Apartmentgebäude ankam. Dabi schnaubte und er fragte sich, wie er gerade hier gelandet war. Ein humorloses, trockenes Lachen entfuhr ihm. „Der ist eigentlich der letzte, den ich sehen will“, murmelte er zu sich selbst.
 

Allerdings betrat er das Gebäude und steuerte auf den Fahrstuhl zu. Er fuhr hoch in den vierten Stock und stieg dort wieder aus. Das ganze Gebäude war heruntergekommen und nur wenige Leute wohnten hier. Er steuerte auf die Wohnung Nummer acht zu – jeder Stock hatte nur zwei Wohnungen. Er klopfte an die Tür.
 

Es dauerte einige Zeit, ehe sich in der Wohnung etwas tat. Er konnte dumpfe Schritte hören und wenige Sekunden später wurde die Tür geöffnet. „Was willst du denn hier?“, kam es überrascht und genervt von Shigaraki.
 

„Hey, uh … ich war zufällig in der Gegend“, murmelte er. „Kann ich bei dir pennen, deine Wohnung war näher als meine“, wollte er wissen.
 

Tomura sah aus, als sei er zu Tode genervt davon, allerdings öffnete er dennoch die Tür weiter und ließ ihn eintreten. Dabi trat in Tomuras dunkle Wohnung und sah sich um. Er war erst einmal hier gewesen, kurz nachdem Sensei geschnappt worden war.
 

Shigaraki schloss die Tür und ging wieder an Dabi vorbei und in Richtung Wohnzimmer. Ohne den Neuankömmling weiter zu beachten setzte er sich auf die Couch und nahm seinen Controller wieder auf.
 

Dabi schmunzelte leicht, Tomura trug ein T-Shirt mit einer Menge verschiedener Controller von verschiedenen Konsolen darauf, darunter stand in großen Buchstaben ‚Control Freak‘. Dabi hatte nicht gewusst, dass sein Boss T-Shirts mit solchen Aufdrucken hatte. Aber eigentlich hätte er es sich denken können.
 

Er setzte sich neben Tomura auf die Couch und sah ihm eine Weile beim Spielen zu. Das ganze Umherwandern war ziemlich anstrengend gewesen, weshalb er etwas erschöpft war. Während er Tomuras Spielfigur beobachtete, wie er sich durch die mit Monstern verseuchte Welt schnetzelte, musste er zugeben, dass sein Boss ziemlich gut darin war. „Welche Schwierigkeitsstufe ist das?“
 

„Hölle und Hölle, der schwierigste Grad im ganzen Spiel“, kommentierte Tomura. „Mann muss zuerst alle anderen Schwierigkeitsgrade abschließen um den hier zu bekommen. Gegner haben volle Gesundheit, man selbst stirbt aber nach einem Treffer“, erklärte er.
 

Dabi nickte. „Nicht schlecht“, er verfolgte das Spiel weiter. Beide saßen schweigend auf der Couch, Tomura war zu konzentriert um zu reden und Dabi wusste auch nicht über was er hätte reden können.
 

Nach einer ganzen Weile fielen Dabi immer häufiger die Augen zu. Irgendwann schlief er schließlich ein.
 

Er fühlte unglaublichen Schmerz in seinen Armen, die Hitze des Feuers erfüllte den ganzen Raum. Seine Arme zitterten und ein zischendes Geräusch war zu hören. Seine Haut warf schon Blasen.
 

„Ich kann nicht mehr, Dad!“, stieß er schmerzverzerrt aus. – „Stell dich nicht so an! Weiter!“, grummelte sein Vater. Er sah mit einem zornigen Blick auf ihn herab. Touya versuchte sich aufzurichten, aber es ging beim besten Willen nicht mehr. Weinend blieb er auf dem Boden liegen. Sein Vater wollte ihm eine extrem starke Technik beibringen, aber jedes Mal schlug es fehl und verbrannte ihn nur noch weiter.
 

„Hättest du bloß nicht die schwache Konstitution deiner Mutter geerbt … dann wäre es perfekt gewesen“, knurrte Enji vor sich hin, danach verließ er den Raum und ließ Touya alleine zurück. Dieser schluchzte auf und einmal mehr fragte er sich, warum er durch all das durch musste.
 

Es dauerte einige Zeit, ehe Fuyumi kam, um ihm aufzuhelfen. Sie wirkte unheimlich traurig. „Alles in Ordnung, großer Bruder?“, fragte sie.
 

Touya stöhnte einmal auf, er drehte das Gesicht zu ihr und zwang sich ein Lächeln aufs Gesicht. „Alles gut, Fuyumi. Das wird schon wieder …“ Er wusste, dass es eine Lüge war.
 

Er lag auf seinem Futon, und ertrug still die Schmerzen, er wusste, dass es nichts bringen würde, zu jammern. Die Haut an seinen Armen war mittlerweile sehr übel zugerichtet. Er hatte sich allerdings schon damit abgefunden, dass die Narben nie wieder verheilen würden.
 

Wie sehr wünschte er sich, dass dieser Mistkerl von einem Vater elendig verrecken würde. Touya merkte, wie seine Gedanken immer häufiger in solche Richtungen glitten. Enji konnte sich das alles nur erlauben, weil er ein Held war. Niemand wollte sich mit ihm anlegen, weil er die Nummer 2 war – die ewige Nummer 2!
 

Touya hasste seinen Vater. Er hasste ihn so sehr. Er wollte, dass es endlich aufhörte. Was konnte er denn dafür, dass er so einen schwachen, mickrigen Körper hatte? Er hatte es sich doch nicht ausgesucht! Er hasste es doch selbst! Sein jüngerer Bruder Natsuo war sogar größer als er, allerdings besaß Natsuo nicht das richtige Quirk, weshalb er von Enji überhaupt nicht beachtet wurde. Er hatte es gut … und Fuyumi auch. Wie ihn das alles nervte.
 

Er wünschte sich so sehr, dass er etwas dagegen tun könnte. Sein Feuer war heißer als das seines Vaters, doch sein Körper war viel zu schwach, um damit umgehen zu können. Er würde niemals gegen Enji ankommen. Er würde vorher zuerst bei lebendigem Leibe verbrennen.
 

Seine Gedanken wurden durch ein zaghaftes Klopfen unterbrochen. Die Tür wurde aufgeschoben und seine Mutter sah hinein. Touya war verwundert, dass sie ihn überhaupt noch sehen wollte …
 

Er merkte, wie sie immer instabiler wurde. Sie litt ebenfalls unter Enji. Sie war ständig nervös in Touyas Gegenwart, er erinnerte sie wohl an ihren gewalttätigen Ehemann. Touya hatte es am Schlimmsten erwischt. Er sah genauso aus wie Enji, rotes Haar, türkisblaue Augen, die gleichen Gesichtszüge. Kein Wunder, dass sie ihn kaum noch anschauen konnte. Verletzend war es trotzdem.
 

Touya wünschte sich nichts weiter, als dass seine Mutter ihn wieder so umarmte wie früher und ihm sagte, das alles gut werden würde, was offensichtlich eine Lüge war, aber das interessierte ihn nicht.
 

Rei betrat den Raum und ging auf den Futon zu. „Wie geht es dir?“, wollte sie wissen. Ihre Stimme zitterte leicht und Touya konnte in ihren Augen sehen, dass sie tierische Angst hatte. Sie wirkte erschöpft und hatte tiefe Augenringe.
 

„Wie immer“, murmelte Touya nur, er hob seinen linken Arm an und betrachtete den Verband. – Rei nahm neben ihm platz. „Es tut mir so leid. Wieder einmal konnte ich nichts dagegen ausrichten …“, machte sie sich selbst Vorwürfe.
 

„Schon gut, Mom“, nuschelte Touya. Er schloss die Augen, als sich ihre Hand an seinen Kopf legte. Sie strich ihm einige Male durch die Haare. Er konnte sie leicht schluchzen hören.
 

Touya war voller Angst, als er die Schreie hörte. Seine Mutter schrie – laut und schrill. Shoto schrie ebenfalls, gefolgt von lautem Weinen. Er hastete in die Küche und blieb wie erstarrt im Türrahmen stehen. Shotos Geräusche waren erstickt und er lag regungslos auf dem Boden. Seine Mutter kniete daneben. Noch immer den Teekessel in der Hand. Sie weinte bitterlich.
 

Es dauerte einige Sekunden, ehe er sich wieder rühren konnte. Er stolperte in den Raum und kniete sich neben Shoto. Er betrachtete mit Schock die große Verbrennung auf der linken Seite seines Bruders. Rei schluchzte unaufhörlich.
 

„Was ist passiert, Mom? Antworte!“, Touya beugte sich vor und berührte seine Mutter an der Schulter. Diese schreckte auf und sah ihn mit einem wilden, panischen Blick an. So viel Angst lag darin. – „Ich kann nicht mehr, Enji, ich kann das nicht länger ertragen!“, weinte sie. Sie hob die Hände an und schlug nach Touya, sie kratze ihn mit ihren Fingernägeln an der Wange.
 

„Mom, hör auf! Ich bins doch, Touya! Dein Sohn!“, versuchte er sie zu beruhigen. Aber es half alles nichts. – „Ich kann nicht! Ich kann nicht! Hör auf, Enji!“, wimmerte sie, sie barg ihr Gesicht in den Händen.
 

Touya biss die Zähne zusammen. Er stand auf und ging um sie herum, um das Telefon aufzuheben, er wählte die Nummer des Notarztes.
 


 

Touya starrte in den Spiegel. Das feurige Rot seiner Haare war verschwunden und nichts als Schwärze war mehr übrig. Seit seine Mutter in die Anstalt eingewiesen worden war, war alles den Bach runter gegangen.
 

Sein Vater beachtete ihn schon lange nicht mehr, seit er Shoto – sein Meisterwerk – endlich trainieren konnte, war Touya nur noch Luft für ihn. Ein weiterer Fehlschlag eben … Jeden Tag hörte er Shotos Weinen und irgendwann war es einfach zu viel geworden.
 

Die Narben an seinen Armen hatten sich nur noch weiter ausgebreitet. Mit jedem Mal, wenn er sein Feuer einsetze, wurden sie mehr. Selbst im Gesicht hatte es angefangen. Trotz der schwarzen Haare war immer noch zu viel von Enji in ihm. Er wollte das alles nicht mehr. Er wollte nicht mehr seine Visage im Spiegel sehen …
 

Seine Finger flammten auf und er führte seine Hände zum Gesicht …
 


 

Dabi schreckte aus dem Schlaf auf. Er saß kerzengerade auf der Couch und atmete schwer ein und aus. Seine Brust hob und senkte sich hektisch. Ein Zittern glitt durch seinen Körper. Es wunderte ihn nicht, dass er nach so einem Tag wieder einmal davon träumte. Auch wenn er es nach wie vor hasste.
 

Durch seine ruckartige Bewegung schreckte auch Shigaraki zusammen. „Verdammte Scheiße!“, fluchte er, als er von einem Gegner getroffen wurde und er damit das Spiel verloren hatte. Ein Treffer und man ging K.O.
 

Er pausierte sein Spiel und sah in Dabis Richtung. „Was zur Hölle? Mann, wegen dir hab ich verloren!“, beschwerte er sich. Ihm war überhaupt nicht aufgefallen, das Dabi eingeschlafen gewesen war.
 

„Sorry …“, murmelte er nur vor sich hin. – Shigaraki hob die Augenbrauen an. Hatte er gerade richtig gehört? Dabi hatte sich entschuldigt? Er betrachtete seinen Kameraden genauer. Er bemerkte das Zittern und dass Dabi ziemlich aus der Fassung zu sein schien.
 

„Oi, Aschenbecher, da läuft Blut aus“, merkte er an. Ein wenig Blut quoll aus Dabis Narbe hervor, da wo verbrannte und normale Haut aufeinander trafen. Sofort schnellte Dabis Hand an die Wunde, er wischte über das Blut und sah seine Finger an. – „Shit …“, damit sprang er auf und verschwand in Richtung Badezimmer.
 

Noch immer Stirn runzelnd sah Tomura ihm nach. Normalerweise würde es ihn überhaupt nicht interessieren, was für Probleme andere Leute hatten. Aber Dabi benahm sich hier definitiv seltsam. Schon allein die Tatsache, dass er bei ihm aufgetaucht war, soweit Tomura wusste, befand sich Dabis Wohnung in Tokyo, nicht in Shizuoka. Er war also nicht mal eben nur ‚zufällig‘ hier.
 

Auch dass er so aufgelöst war, war seltsam. Irgendwie interessierte es Tomura schon, was los war. Vielleicht bekam er ja was raus. Er stand auf und ging rüber zu seinem Kühlschrank. Er holte ein Six-Pack Bier hervor, damit ging er zur Couch zurück.
 

Dabi stand im Bad vor dem Spiegel, er hatte das Wasser aufgedreht und versuchte das Blut abzuwaschen. Es blutete nicht einfach nur so. Damals, als er die Narben bekam, zerstörte er auch halb seine Tränendrüsen. Jedes Mal wenn er jetzt weinte, war es eine sehr blutige Angelegenheit. Die Tränen quollen an der Naht hervor. Es war sehr eklig, und er hasste es. Er hatte nicht mal gemerkt, dass ihm die Tränen gekommen waren.
 

„Na toll, Shigaraki muss sonst was denken …“, schnaubte er. Seine Hände zitterten noch immer ganz leicht. Er ballte sie zu Fäusten um es zu stoppen. Er betrachtete seine Hände eine ganze Zeit lang, ehe er den Kopfschüttelte und sich vom Spiegel abwandte. Er hatte sich wieder gefangen, weshalb er zurück ins Wohnzimmer ging.
 

Shigaraki hatte nicht wieder angefangen zu spielen, stattdessen sah er sich die Nachrichten an. Er sagte erst einmal nichts, als Dabi sich wieder neben ihn setzte. Erst nachdem die Meldungen über weitere Morde in Shizuoka vorbei waren, wandte er sich an seinen Kameraden.
 

„’Nen Bier?“, er hielt ihm eine Dose hin. „Gehen die auf deine Kappe?“, fragte er. – Dabi nahm die Dose entgegen und öffnete sie. „Ja.“
 

„Warum bist du wirklich hier in Shizuoka? Nur um ein paar Morde zu begehen bestimmt nicht“, meinte Shigaraki. – Dabi seufzte und nahm einen Schluck. Er zögerte noch einige Momente, doch er wusste, dass Shigaraki wohl nicht locker lassen würde. Irgendwo hatte er ja auch ein Recht, seine Aktionen zu hinterfragen. Immerhin war es äußerst ungewöhnlich, dass Dabi einfach so bei ihm auftauchte. Sie verstanden sich zwar besser als noch am Anfang, aber sie waren keine wirklichen Freunde. Dabi tauchte nicht einfach so bei Shigaraki auf. Das war das erste Mal, abgesehen von dem einen Mal, als Sensei sie hier her gebracht hatte.
 

„Ja … ich war nicht nur hier, um Leute zu töten“, setzte Dabi an, ehe er noch einen Schluck nahm. „Ich hab nach meiner Schwester Ausschau gehalten. Hin und wieder mache ich das, obwohl ich weiß, dass es dumm ist.“
 

Shigaraki sah ihn mit erhobenen Augenbrauen an. „Du hast eine Schwester?“, fragte er ungläubig. – Dabi schnaubte. „Ja, eine Schwester und zwei jüngere Brüder … Was ist los?“
 

Dabi beobachte seinen Boss, dieser schien irgendetwas zu überlegen. Shigaraki runzelte die Stirn und schüttelte leicht den Kopf. „Ah, nichts … ich hab mir nur gerade versucht vorzustellen, wie Verwandte von dir aussehen“ – Dabi stieß die Luft aus.
 

„Wie sollen die schon aussehen? Ganz normal eben. Glaubst du etwa, ich sei so zur Welt gekommen?“ Dabi deutete auf sich. – Tomura betrachtete ihn skeptisch. „Es fällt mir irgendwie schwer, mir vorzustellen wie du ohne Narben ausschaust.“
 

„Hm, ich kann mich selbst kaum noch daran erinnern, wie ich ohne Narben aussehe … allerdings ist das gut so …“ – Shigaraki musterte Dabi noch eine Weile. Er fragte sich nun noch mehr, wie Dabi zu den ganzen Narben kam. Er hatte bisher nie wirklich nachgefragt, auch wenn es ihn interessiert hatte. Dabi hatte am Anfang schon recht deutlich klar gemacht, dass er über seine Vergangenheit nicht reden wollte. Jetzt zu erfahren, dass er Geschwister hatte, die normal aussahen, war schon mal ein großer Fortschritt.
 

„Was ist mit dir? Hast du Geschwister?“, fragte Dabi nachdem sie einige Zeit still nebeneinander gesessen hatten. – Tomura schüttelte den Kopf. „Nein, hab ich nicht“, er schob die Lippen vor und sah auf seine Hände, die in seinem Schoß lagen.
 

„‚Sensei‘ ist nicht dein Vater, oder?“, fuhr Dabi fort. Auch er wollte etwas mehr über seinen Boss erfahren. – Shigaraki schnaubte leicht. „Nein, ist er nicht. Aber er hat mich damals aufgenommen.“
 

Dabi musterte Shigaraki etwas genauer, es war dunkel im Raum und nur das Flimmern des Fernsehers spendete etwas Licht. Shigarakis Silhouette hatte im Licht des Fernsehens etwas ziemlich unwirkliches. Tomura starrte auf den Bildschirm, sich anscheinend wieder auf das Geschen konzentrierend.
 

Seine Haare hingen ihm wie gewohnt zerzaust ins Gesicht, sie waren ungekämmt und im Nacken waren sie sogar noch mehr durcheinander, da er eine ganze Zeit lang gegen die Couch gelehnt gezockt hatte.
 

In dem diffusen Licht wirkte seine Haut unheimlich blass, seine Lippen waren wie immer aufgeplatzt, auch momentan kaute er darauf herum. Aber auch unter seinen Augen befanden sich stark ausgeprägte Augenringe, so als hätte er die letzten Tage kaum geschlafen – vielleicht stimmte das auch.
 

Sein Blick glitt weiter zu Tomuras Hals. Dabi wusste, dass sein Boss öfter mal den Impuls hatte, sich heftig am Hals zu kratzen. Die erste Zeit, war sein Hals sehr häufig ziemlich aufgekratzt und ständig rot.
 

Auch jetzt konnte er feine Linien, von den älteren Narben, aber auch frische Wunden erkennen. Er kratzte sich also immer noch selbst auf.
 

Dabi schob die Lippen vor, Tomuras Blick war vollkommen auf den Bildschirm fixiert. Dabei lief dort nur Werbung. Wollte er damit weitere Fragen vermeiden? Dabi war sich sicher, dass Shigaraki mindestens genauso daran interessiert war, mehr über ihn heraus zu finden, wie Dabi selbst daran interessiert war, mehr über seinen Boss zu erfahren.
 

„Die Hand, die du als ‚Vater‘ betitelst, was hat es damit auf sich?“, setzte er schließlich wieder an. – Shigarakis Atem stoppte für zwei Sekunden, er starrte nach wie vor auf den Bildschirm. Sein Blick wandte sich allerdings langsam zu Dabi um. „Das ist die Hand meines Vaters … Deswegen nenne ich sie so“, antwortete er.
 

Dabi hob die Augenbrauen an, das kam jetzt doch überraschend. Er hatte nicht gewusst, dass das eine echte Hand war. „Uh … wirklich? Das ist irgendwie widerlich. Ich meine, dass du echte, abgetrennte Hände mit rumschleppst.“
 

Shigaraki schnaubte leicht. „Das bekomm ich öfter zu hören. Auch wenn die Leute nicht wissen, dass es echte Hände sind“, er hatte einen etwas genervten Unterton. „Man sollte meinen, in einer Welt, in der es solche ‚Freaks‘ wie dich gibt, seien ein paar abgetrennte Hände am Körper nichts Ungewöhnliches.“
 

„Autsch, das verletzt meine Gefühle“, meinte Dabi scherzhaft. – „Du hast Gefühle?“, Shigaraki sah ihn ungläubig an, ehe er seine Bierdose wieder ansetzte und einen Schluck trank. – „Ja, kann ja nicht jeder so ein psychopathischer Klotz sein wie du“, fuhr Dabi fort.
 

„Ich bin doch kein Psychopath, wie kommst du denn darauf?“ – „Na ja, wer sonst würde Kinder töten, nur um das Symbol des Friedens zu provozieren?“
 

„Hmm … ja, okay, das ist ein Punkt, aber ich bin sicherlich nicht der einzige, der das machen würde“, Shigaraki hob die Schultern an. – „Vielleicht nicht, aber du bist der einzige, der dumm genug war, um es zu versuchen. Und das sogar mehrere Male.“
 

Tomura schnaubte leicht. Er musste zugeben, dass seine ersten Versuche, All Might zu töten, wirklich dämlich gewesen waren. Aber immerhin hatten diese Taten das Vertrauen in die Heldengesellschaft ziemlich erschüttert.
 

„Hm, da kann ich wohl kaum was gegen sagen“, meinte er deshalb und nahm einen weiteren Schluck Bier. – Dabi tat es ihm gleich. „Aber es hat auch was Gutes, durch deine und Stains Taten bin ich auf die League aufmerksam geworden. Hier habe ich vielleicht endlich die Chance, mein Ziel zu verwirklichen“, Dabi starrte auf den Fernseher, wo zu seinem Leidwesen gerade ein Bericht über Endeavor lief.
 

Zu seinem Glück schien die Gesellschaft relativ gespalten in Bezug auf Endeavor. Viele mochten ihn nicht, da er so unheimlich war und generell nicht viel Heroisches mit sich brachte. Er war stark und erledigte viele Schurken, ja, das schon, aber er war kein wirklicher Held, nicht so wie All Might.
 

Shigaraki entging diese Reaktion von Dabi nicht, seine Miene hatte sich bei dem Erblicken Endeavors auf dem Bildschirm sofort verdunkelt. „Du willst Endeavor töten?“, fragte er daraufhin sofort.
 

Dabi sah überrascht zu seinem Boss. „Ja, er ist kein Held, er passt nicht in Stains Ideologie“, versuchte er es zu überdecken. Er wollte trotz allem nicht, dass die Leute von seiner Verbindung zu Endeavor erfuhren.
 

Tomuras Blick lag noch lange auf Dabi, er musterte ihn abschätzig, er schien das mit Stains Ideologie nicht so ganz zu glauben. „Klar … Stains Ideologie“, nuschelte Tomura. – Dabi leerte seine Bierdose mit einem weiteren Schluck, er hoffte, Tomura würde das Thema jetzt fallen lassen, mehr wollte er sicherlich nicht über Endeavor reden.
 

„Noch mal zu dem Spiel von ersten … Ich will das auch mal versuchen“, versuchte er Tomura auf ein anderes Thema zu lenken. – Shigaraki hob die Augenbrauen an. „Hast du dieses Spiel überhaupt schon mal gespielt?“
 

„Nein, das noch nicht“, antwortete Dabi. – Tomura schnaubte. „Dann solltest du vielleicht erst mal auf dem Anfänger-Grad spielen. Du wirst sonst untergehen“, er hatte ein provozierendes Grinsen im Gesicht.
 

„Pah, wenn jemand wie du das schafft, kann’s ja nicht so schwer sein“, entgegnete Dabi. – Tomura lachte leicht. „Na, wenn du das meinst, fang aber bloß nicht an zu heulen, wenn du verlieren solltest.“
 

„Als ob ich wegen einem verlorenen Spiel heulen würde!“, Dabi schnaubte entrüstet. „Jetzt mach die Konsole schon an, ich werde dir zeigen, wie man das spielt!“
 

Tomura hatte ein breites, fies wirkendes Grinsen im Gesicht, während er das Spiel erneut startete. „Ich kann’s kaum erwarten“, murmelte er und reichte Dabi den Controller. – „Pah, du wirst schon sehen!“, entschlossen startete Dabi das Spiel.
 


 

Das Ende vom Lied war, dass Dabi mehr als einmal haushoch verlor, meistens erwischten ihn bereits die ersten Gegner, womit das Spiel vorbei war. Tomura beobachtete lachend, wie Dabi immer frustrierter wurde.
 

Erst als Tomura den Schwierigkeitsgrad etwas runter schraubte, hatte Dabi überhaupt eine Chance. Eine Tatsache, die ihn über alle maßen ärgerte. Aber zumindest waren so alle anderen Gespräche, die eventuell etwas über ihn verraten könnten, beendet.
 

Dabi und Tomura zockten noch den ganzen Rest der Nacht durch, erst gegen Mittag hörten sie auf. Tomura verzog sich in sein Zimmer und Dabi pennte auf der Couch ein. Er würde sich auf den Heimweg machen, wenn er wieder aufwachte.



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