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One More Light

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one more light

Vorsichtig zündete ich die letzte Kerze an und stellte sie zu den anderen auf den Badewannenrand. Ich griff nach meinem Handy, öffnete eine meiner Lieblings Playlists und schloss entspannt die Augen als die ersten Klänge von Linkin Park’s Song 'Crawling' den Raum durchfluteten, ehe ich mich in das Wasser gleiten ließ und mit den Fingern den Schaum auf dem Wasser durchfuhr. Ich mochte den Song gerne, denn er erzählt von etwas, was ich selbst nur zu gut kenne.

Neben dem Kopfende der Wanne thronte eine pinke Spinne, die ich in Gedenken an den Song 'pink spider' von hide genäht hatte. Ein leichtes Lächeln zierte meine Lippen, als ich sie erblickte.

Das Wasser war angenehm warm, doch war mir trotzdem unsagbar kalt.
 

Kalt, verlassen und leer, so fühlte ich mich, nur die Musik gab mir halt. Doch nun sollte auch diese mir genommen werden. Denn als Kind eines reichen Unternehmens hatte man Pflichten, Pflichten, die über alles andere gestellt wurden. Schon als Kind musste ich lernen, ob ich wollte oder nicht, zählte nicht. Es ging nach dem Willen meiner Eltern, immer. In der Schule war ich Klassenbester, ich habe es gehasst, doch meiner Familie war das noch lange nicht genug.

Das perfekte Kind sollte ich sein, da ich die Firma meiner Eltern erben sollte. Perfekt in der Schule und dem Studium. Perfekt in Höflichkeit, Sittsamkeit und Anstand. Perfekt in allem, um allen zu zeigen, wie toll meine Familie doch war. Doch bin ich alles andere als perfekt.
 

Ich habe mir vor einigen Jahren hide -Gitarrist von X-Japan und Soloküstler-, Kaya -Soloküstler und Sänger- und Meto/Yutaro -den Drummer und Sänger, der das Motto cute but psycho doch recht erst zu nehmen schien- als Vorbilder genommen. Sehr zum missfallen meiner Familie, die bis heute aber nichts dagegen tun konnten. Wenn ich allein zu Hause war, versuchte ich ihr Aussehen zu imitieren, saß Stunden vor dem Spiegel oder hinter meiner Nähmaschine. Freunde hatte ich dank meiner Familie keine, denn wer wollte schon mit einem Streber und Besserwisser befreundet sein?

 

Nach meinem 18ten Geburtstag begann meine Familie mir Töchter anderer reicher und wohlhabender Familien vorzustellen. Viele dieser Frauen versuchten mir schöne Augen zu machen, doch interessierte mich das alles nicht. Sie erregten mich nicht und auch als meine Familie mir Männer vorstellte änderte es nichts daran. Damit war ich für meine Familie in dieser Hinsicht nutzlos, denn ich konnte weder Kinder zeugen, um das Erbe zu sichern, noch sie als moderne und aufgeschlossene Familie dastehen lassen, weil ihr Sohn, der Erbe eines Millionenunternehmens, einen Mann heiratete.
 

Sie wussten nicht, dass ich jemand gefunden hatte, den ich liebte. Sein Name war Sagara Akaya, er war Trans*Man und nebenbei die schönste Person, die ich kannte. Er war vor einigen Jahren aus Deutschland nach Japan gekommen. Akaya war Bassist in unserer Band Deborah. Er kann damals neu in meine Klasse und freundete sich gegen alle Erwartungen mit mir an. Er ist einer der wenigen, die wissen, wer ich wirklich bin und nicht, wer ich sein soll. Akaya ist immer für mich da, genau wie ich immer für ihn da war und es auch weiterhin sein werde, auch wenn er mich nicht sehen kann. Auch wenn er es nicht weiß, ich liebe ihn und das werde ich auch immer. Für ihn werde ich aber immer ein Bruder sein, denn er ist seit längerem mit unserem Sänger Mika zusammen. Ich gönne es ihm auch wirklich, ich habe gesehen wie sehr er davor gelitten hatte, weil Mika ihn wie Dreck behandeltet hat, nur weil dieser einfach nicht damit zurechtgekommen ist, dass er Gefühle für jemanden hat. Mit Akaya habe ich einen Bruder, den ich auch um nichts in der Welt eintauschen will, gewonnen, aber einen Liebsten verloren. Er wird alles bekommen, wenn ich Tod bin, denn meiner Familie will das nicht überlassen. Akaya wird heute im Briefkasten einen Brief finden, den ich ihm geschrieben habe, um alles zu erklären.
 

„Dry your tears with love“ sang ich leise die Zeile des Liedes 'Tears' von X-Japan mit. Ja, Akaya, Liebster, Dry your tears with Love!
 

Ich liebe die Musik, nicht dieses Traditionelle geklimpert, sondern richtige Musik. Musik, die gemacht wird um zu begeistern, nicht um zu langweilen. Mein CD Regal war voll mit CDs von Bands wie the GazettE, Linkin Park, Mejibray oder Moi dix Mois.

Meine pink spider hält zwei Drummsticks fest, meine Drummsticks. Wer einmal ein Solo von Yoshiki gehört hat, vergisst es nie, jedenfalls ist es bei mir so. Mich hat eines seiner Solos so sehr fasziniert, dass ich Schlagzeug spielen lernte. Ohne das Wissen meiner Eltern. Ich bezahlt es von meinem Taschengeld und schwänzte dafür die Nachhilfestunden in Marktwirtschaft, die ich sowieso verabscheute.
 

Sanft fuhr ich über die Klinge meines Dolches. Mein Vater hatte ihn mir zum 16. Geburtstag geschenkt. Er war verantwortlich für viel Narben, die sich über meine Arme und Beine ziehen. Mit einer geübten Handbewegung bewegte ich die Klinge über meinen Arm. Blut tropfte ins Wasser und verfärbte es Tropfen für Tropfen.
 

Ich habe lang überlegt, ob ich diesen Schritt wagen sollte, all diesen Scheiß endlich zurücklassen. Es gibt Tage, da sehne ich mich danach, diesem unendlich Frieden. Ich wollte fliegen, die Flügel spreizen, frei sein und gehen. Über die Wolken gleiten, endlich diesen Scheiß nicht mehr sehen.

Aber ich konnte es nicht, denn irgendetwas hielt mich am Boden. Die Musik hielt mich hier, genau wie Akaya und die Jungs aus der Band.
 

Aber nun hält auch das mich nicht mehr. Ich bin jetzt verlobt. Meine Familie hat mir eine Braut ausgesucht, die ich heute hätten heiraten sollen. Mir sagten sie das gestern beim Essen. Mit dieser Heirat hätte ich das Unternehmen übernehmen müssen, meiner Familie Erben schenken und die Musik, die Band und auch Akaya aufgeben müssen. Doch diese Genugtuung wollte ich ihnen nicht geben, wollte nicht, dass sie das Gefühl hegten, mich endlich gebrochen zu haben.
 

Vorsicht fing ich einige Tropfen mit den Fingern auf und ließ sie über die geflieste Wand wandern, schrieben die Worte, die ich noch sagen wollte, aber nicht konnte. Sorry, I love you guys. Sano In der Farbe von Blut schmierten sie im Kerzenlicht.
 

Langsam ließ ich mich zurück ins Wasser gleiten. Die Dunkelheit hatte bereits begonnen nach mir zu greifen und so ließ ich mich von ihr in eine den Tod bringende Umarmung ziehen.



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