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Luminos

In den Schatten
von

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III


 

Manchmal reicht eine Kleinigkeit, um einen an der empfindlichsten Stelle im Herzen zu treffen.

~Haruki Murakami~
 

„Was hast du, Eliott?" fragte Laura und folgte seinem besorgten Blick. Nanine und ihre Anhängerinnen kamen auf sie zu. Seine Schwester sah wütend aus. Laura weitete die Augen. „Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?“, fragte sie nervös. Eliott schüttelte nur stumm den Kopf, als wolle er sagen: Misch dich bloß nicht ein! Nanine postierte sich vor ihm und starrte ihren jüngeren Bruder gehässig an. Eliott starrte zurück.

„Was willst du, Nanine?“, fragte Eliott. Nanine schnaubte.

„Das weißt du genau, kleiner Schisser!“ Eliott schüttelte den Kopf.

„Ich habe bereits gesagt, was ich davon halte.“ Laura sah verwirrt zwischen Eliott und Nanine hin und her.

„Und du denkst wirklich, ich würde das auf mir sitzen lassen?“, fragte Nanine knurrend.

„Das hatte ich ehrlich gehofft“, erwiderte Eliott im gleichen Tonfall. Nanine schnaubte.

„Dann bist du naiver als ich dachte, petit frére.“ Sie sah ihn abwartend an, aber Eliott reagierte nicht. „Du glaubst, du kannst alles bestimmen, nur weil Dad tot ist?“, fragte sie und Eliott knirschte mit den Zähnen.

„Nun, Schwesterherz. So leid es mir tut, aber das ist meine Aufgabe.“, antwortete Eliott gleichgültig und versuchte sich seine Wut nicht anmerken zu lassen.

„Dann kommt sein Tod dir ja sehr recht!“, fauchte Nanine. Eliott kniff die Augen zusammen.

„Glaubst du das, ja? So denkst du also von mir. Soll mir recht sein! Doch ich habe die Entscheidung bezüglich Führerschein Charles überlassen. Das heißt nicht, dass du alles bestimmst. Und ebenso wenig ich.“ Nanine riss gespielt entsetzt die Augen auf.

„Der Butler ist dir also mehr wert als ich? Er ist nichts als ein dummer Bediensteter. Ich hingegen bin deine Schwester. Was soll so schlimm daran sein?“, rief sie.

„Für dich“, erwiderte Eliott, „ist er nur ein dummer Bediensteter, aber für mich ist Charles ein Freund und ein Teil meiner Familie. Ein Teil unserer Familie! Und du benimmst dich nicht so, wie sich eine Familie benimmt. Sieh es ein!“ Nanine hob die Hand und wollte ihn schlagen, aber Eliott hielt ihr Handgelenk fest. Ganz nah trat er an sie heran.

„Ich sehe es nicht mehr ein!“, zischte er. „Ich sehe es nicht ein, dass du Charles behandelst, wie ein Stück Dreck. Ich sehe es nicht ein, dass du mich behandelst wie ein Stück Dreck. Aber am allerwenigsten sehe ich es ein, dass du Mum behandelst wie ein Stück Dreck!“, fauchte er und wurde mit jedem Wort lauter. Nanine riss erschrocken die Augen auf. Sie wollte widersprechen und ihre Hand aus Eliotts Griff befreien, doch er hielt sie fest und sprach einfach weiter. „Ich bin es leid, mit anzusehen, wie du mit Dads Reichtum angibst. Dad hat sich alles mühsam erarbeitet und du gibst alles aus, gibst an, baust dir eine schöne Zukunft, kaufst dir Freunde. Was sind das für Freunde? Sag es mir. Kannst du ihnen vertrauen? Ohne weiteres und ohne zu überlegen? Stehen sie zu dir, egal was du tust? Sind sie immer für dich da? Denn genau das sind richtige Freunde! Ich bin es leid, das mit anzusehen. Und egal was du sagst, ich werde mich nicht weiter von dir schikanieren lassen. Ich lasse mich nicht-“

Eliott brach hustend ab und ließ Nanines Arm los, als er auf die Knie sank. Nanines Anhängerinnen lachten, vermutlich dachten sie, Nanine hätte ihren Bruder irgendwie erwischt, doch Nanine ging mit erschrockenem Gesicht und ängstlich aufgerissenen Augen neben Eliott in die Hocke

„El?“, fragte sie heiser. Eliott schüttelte den Kopf und keuchte. Nanine fing an in seiner Tasche zu wühlen, vergeblich. Sie fluchte.

„Hast du ihn nicht mit? Du weißt doch, dass du ihn immer mitnehmen sollst.“ Eliott presste sein Gesicht an ihre Schulter. Er zitterte und atmete unregelmäßig. „Gott!“ Nanine zog ihr Handy raus, wählte eine Nummer, legte auf und schmiss das Handy fluchend auf den Asphalt. Dass das Display dabei sprang und der Akku raus rutschte, störte sie nicht. „Kann einer von euch einen Krankenwagen rufen? Ich weiß die Nummer in Deutschland nicht!“, rief sie und hielt ihren Bruder fest umklammert.

„Atmen!“ , flüsterte sie panisch. „Atmen. Ein, Aus. Los, Kleiner.“ Laura wusste zwar nicht, was los war, doch sie wählte mit zitternden Fingern die Nummer vom Notdienst. Aufgeregt erklärte sie dem Mann am Telefon wer sie war, wo sie war und was überhaupt passiert war.

„Sag ihm, dass Eliott Asthmatiker ist.“, rief Nanine ihr zu und Laura gab diese Info schnell weiter. Dann war die Verbindung unterbrochen. Eliott hatte die Augen geschlossen und lehnte an seiner Schwester, seine Hand hatte sich in ihre Jacke gekrallt, als wolle er sich festhalten. Er atmete kaum und sein Gesicht war Schweißnass.

„Er hatte seit drei Jahren keinen Anfall mehr. Ich glaube er hat nicht mehr groß dran gedacht. Und dann der Vortrag eben war wohl etwas zu viel.“, erklärte Nanine unter Tränen. Sie hörten den Krankenwagen schon von weiten und schließlich fuhr er mit Martinshorn und Blaulicht auf den Hof vor der Schule. Sie hoben Eliott sofort auf eine Trage und brachten ihn in den Wagen. Nanine kletterte mit in den Wagen und das Letzte, was Laura sah, bevor der Wagen losfuhr, war der Arzt der Eliott eine Atemmaske aufsetzte und schließlich die Türen hinter sich schloss.



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