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Voiceless

The words I have to tell you
von

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Peter Pan wäre einfach davongeflogen!

"Ist ja irre, ist deine Mom ein Kontrollfreak, oder so?", ertönt seine Stimme über meine Schulter hinweg. Schon wieder zucke ich zusammen. Ich habe ihn gar nicht kommen hören. Der Mistkerl ist mir tatsächlich nachgerannt!

"Hmm, ist das der Grund, warum du hier draußen rumirrst?", nervt er. Der Kerl ist...so penetrant! Was fällt dem ein mir einfach so über die Schulter zu schauen?!

Ruckartig drehe ich mich um und schubse ihn von mir weg. Der soll mich verdammt noch mal in Ruhe lassen! Und das sage ich ihm auch, in Zeichensprache, versteht sich. Dabei sind meine Zeichen ziemlich schwammig und wild. Es ist schwer sich auszudrücken, wenn man wütend ist und sich für die eigene Unfähigkeit verflucht. Meine Mundwinkel zucken immer wieder vor Wut. Ich fühle mich bedrängt und eingeengt. Kein Wunder in so einer Situation. Ich sitze auf heißen Kohlen. Wenn ich nicht bald zu Hause auftauche bekomme ich mächtig Ärger und es wird nicht nur bei Worten bleiben. Auf der anderen Seite ist da dieser Typ, der mich einfach nicht in Ruhe lässt. Ich will nicht, dass er auch noch weiß wo ich wohne. Nachher stellt er mir dort auch noch nach. Da ist die Katastrophe schon vorprogrammiert. In meiner Wut boxe ich ihm auch noch gegen die Brust, bis er plötzlich meine Handgelenke festhält und ich irritiert zu ihm aufschaue.

"Hey, hey, hey...", grummelt er zunächst leicht belustigt, wird dann aber ernst. "Ich kann zwar deine Zeichensprache nicht wirklich verstehen, aber dein Gesichtsausdruck und dein merkwürdiges Verhalten sagen mir einiges.", eröffnet er mir. Grandios und jetzt?

"Hör mal, mir ist nicht entgangen, dass du mich lieber loswerden möchtest, als mich in deiner Nähe zu haben. So wie du mich abwehrst ist das ja nicht zu übersehen...", Blitzmerker! Da stellt sich mir die Frage, warum du mir dann nachrennst, wenn es doch so offensichtlich ist, "Allerdings entgeht mir auch nicht, dass es da etwas gibt vor dem du Angst hast. Hast du etwa Angst nach Hause zu gehen?"

Oh man...jetzt fängt der auch noch an mich zu analysieren...mein Entsetzten nimmt kein Ende. Tonlos wie ich bin, starre ich nach unten, beiße mir auf die Unterlippe. Wenn ich so weitermache fliegt noch alles auf! Was findet der an mir denn nur so interessant? Die meisten Menschen schauen mich nur einmal schräg von der Seite an und verziehen sich dann wieder, wieso also? Warum verfolgt er mich?

Auf einmal löst sich die Hand von meinem linken Handgelenk und er legt Daumen und Zeigefinger unter mein Kinn um mein Gesicht leicht nach oben zu drücken.

"Hey! Lass das...sonst beißt du sie dir noch blutig.", mahnt er streng.

Als würde mich das interessieren!

Wütend funkle ich ihn an und reiße mich dann endgültig los, schubse ihn von mir und fange dann wieder an zu laufen. Ich höre ihn hinter mir her rufen, aber es interessiert mich nicht. Es interessiert mich einfach nicht! Zumindest will ich mir das einbilden!
 

Warum nur ist Peter Pan jetzt nicht zur Stelle, um mich mittels Feenglanz nach Hause zu fliegen, damit ich so tun kann, als sei ich nie weg gewesen...?!

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"Mensch Joe! Wie siehst du denn aus? Ist das ein Veilchen?", will Kat wissen, die mir etwas zum kühlen gibt. Ich zucke zusammen, als der kühle Umschlag mein blaues Auge berührt.

Ich zucke nur mit den Schultern.

"Jetzt sag schon! Es war dein Stiefvater, oder?", rät sie. Sie kennt mich einfach zu gut. Ich schweige dazu, sehe sie gar nicht erst an.

Sie seufzt wissend.

"Er war es also. So kann das echt nicht weitergehen.", stellt sich nüchtern fest. "Lass mich raten. Weil du es nicht mehr ausgehalten hast, hast du deine Sachen gepackt und bist abgehauen.", sie deutet auf meine gepackte Tasche. Wieder schweige ich, allerdings, weiß sie auch so, dass es stimmt. Es ist Montagabend und ich streune schon seit den frühen Morgenstunden durch die Gegend, da ich es nicht wage mit einem Veilchen zur Schule zu gehen. Ich weiß genau, wann Kat Feierabend hat, deshalb habe ich sie direkt nach der Arbeit abgefangen. Sie war sichtlich erschüttert, als sie mein Auge sah, ganz zu schweigen von Lara, die sich ausnahmsweise mal nicht an mir ausgelassen hat. Sie hat nur kurz den Mund aufgemacht, als sie meine Wenigkeit sah und ihn auch gleich wieder verschlossen, sobald sie mein Auge erblickte, um sofort in ihr Zimmer zurückzukehren. Diese Stille...herrlich...
 

Letztlich ist es wirklich so eingetreten wie ich es erahnt habe. Meine Mutter saß in der Küche, als ich spät nach Hause kam und fing mich vor meinem Zimmer ab. Ich habe sie lange nicht so schnell rennen sehen. Sie hielt mir einen ihrer hysterischen Vorträge, was ich doch für ein schrecklicher Junge sei, ihr solchen Sorgen zu bereiten und ohne Abmeldung weg zu bleiben. Sie hat ja recht, dass es nicht richtig ist einfach so weg zu bleiben, aber was bleibt mir schon übrig, wenn sie mir alles verbieten will? Und dann kam mein Stiefvater an, brüllte mich an wie ein Besessener, hielt mich dabei an den Schultern fest. Seine Fingerspitzen vergruben sich schmerzhaft in meine Haut. Was er mir bot war keine Wut, aus Besorgnis um mich, sondern Hass, blanker Hass... Was ich schon wieder getrieben habe, wollte er wissen.. Ob ich schon wieder mit irgendwelchen Typen rumgemacht habe?!

Da habe ich es gewagt mich zu wehren und schubste ihn von mir. Dafür kassierte ich einen Faustschlag, direkt ins Gesicht. Das war einfach zu viel. Ich wusste ja, dass es eines Tages eskalieren würde. Und meine Mutter hatte keinen Finger gerührt. Nicht selten habe ich daran gezweifelt, das meine Mutter mich tatsächlich liebt...seid ich meine Stimme verloren habe, hat sich meine Mutter ziemlich von mir entfernt. Das klingt verdammt hart und das ist es auch.
 

Scheiß drauf, dass ich noch nicht 18 bin! Scheiß auf dieses knappe halbe Jahr! Dort werde ich sicher nicht bleiben! Auch wenn ich noch nicht weiß, was ich machen soll...alles ist besser als mit einem brutalen Schläger zusammen zu wohnen!

"Oh man Joe, was soll ich nur mit dir machen? Du kannst auf jeden Fall nicht einfach hier bleiben. Du musst zumindest deiner Mutter sagen, dass du hier bist. Sonst ruft sie die Polizei vor lauter Sorge um dich."

Ich blase genervt die Wangen auf. Wieso muss sie nur gerade jetzt die Moralapostel spielen? Und...warum hat sie nur recht? Tatsächlich traue ich meiner hysterischen Mutter so etwas zu. Dabei find ich es ganz nett, dass sie nicht weiß, wo Kat wohnt. So kann sie nicht plötzlich vor ihrer Tür stehen, um mich abzuführen wie einen Verbrecher.

Ich schätze Captain Huck wäre weniger anstrengend...und Peter Pan, wäre einfach davon geflogen...er muss aber auch nicht erwachsen werden, um frei zu sein...der hat es echt verdammt gut...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle zusammen.
Hier ist das 4 Kapitel! Das ist extrem kurz, ich weiß, doch es passt ganz gut vom Inhalt zusammen finde ich. Natürlich wird auch bald schon das 5 folgen, um die Kürze auszugleichen. Denn das 4 ist nur knappe 2 Seiten lang. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. Ich würde mich sehr über eine Rückmeldung freuen. Vielen Dank. <3

LG Middy Komplett anzeigen

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