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Voiceless

The words I have to tell you
von

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Bittere Erkenntnisse

Die Tage vergehen, ohne ein Lebenszeichen von ihm. Ich kann es ihm nicht verübeln. Nach der Abfuhr, die ich ihm erteilt habe. Er hat versucht es zu verbergen, aber seine Maske war nicht ganz wasserfest. Es soll nicht überheblich klingen…ich bin sicher, dass es ihn ins Herz getroffen hat, genau wie auch mich. Ich weiß, ich bin ein mieser Feigling, aber ich fühle mich hilflos. Ich habe Angst, das ich ihn nie wieder sehe, obwohl ich es mir selbst eingebrockt habe.

Das ist wirklich ein ganz schöner Schlamassel in den ich mich da rein manövriert habe.

Nach der Schule schlendere ich Gedanken verloren durch die Straßen. Es ist wieder einer dieser Tage an denen Lara, die mittlerweile wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist, mit ihrer „Lerngruppe“ die Wohnung unsicher macht. Kat hat zwar vorher sicher gestellt, das dieser Brian, die Wohnung nicht mehr betritt, aber wohl fühle ich mich trotzdem nicht. Schon der Gedanke, das er vielleicht doch noch auftaucht lässt es mir eiskalt den Rücken runterlaufen. Hätte Cole mich nicht gerettet, hätte er sicher wer weiß was mit mir angestellt.

Ich beschließe mich auf eine Bank im Park zu setzten und auf den See zu starren auf dem einige Schwäne schwimmen, die jedes Jahr hier ausgesetzt werden.

Eigentlich sollte ich jetzt Hausaufgaben machen, aber ich sehe keinen Sinn darin. Wenn Kat nicht weiter so hartnäckig wäre, würde ich schwänzen.

Wenn ich doch endlich 18 wäre, wäre alles so viel einfacher. Und ich fürchte, das werde ich noch viele weitere Male wiederholen. Bestimmt nervt dieser Satz schon gewaltig oder? Na immerhin habe ich jetzt etwas über einen Monat geschafft.

Wenn es erst soweit sein wird, werde ich es bestimmt nicht glauben und mich erstmal an die Volljährigkeit gewöhnen müssen. Wie man es auch macht, man macht es verkehrt.

Ich stoße einen tiefen Seufzer aus und im nächsten Moment höre ich eine Vertraute Stimme hinter mir, die mein Herz höher schlagen lässt.

„Das ehrt mich, dass sie das so sehen, aber ich kann das wirklich nicht annehmen.“, sagt diese Stimme.

Zwischen mir und ihm ist ein Buschgestrüpp, so dass die Person, die ich gerade höre mich nicht sehen kann. Das ist wohl auch besser so für uns Beide. Ich reiße mich zusammen, um nicht plötzlich auf zustehen und los zu stürmen. Das würde ihn in seinem Job nur stören. Mir bleibt nichts anderes übrig, als dem Gespräch zu lauschen, oder aber mir die Ohren zu, zu halten.

„Cole, bist du sicher, dass du‘s dir nicht doch noch überlegen willst? Du würdest wirklich gut verdienen und könntest ein sorgenfreies Leben haben.“, höre ich die andere Stimme, die ich auch schon mal gehört habe. Der alte Kerl von neulich.

„Ich kann nur dankend ablehnen, ohne sie beleidigen zu wollen.“, erwidert er höflich wie immer.

„Hm, bist du sicher? Es muss doch schrecklich anstrengend sein sich ständig anderen Männern und Frauen hingeben zu müssen. Wenn du bei mir arbeitest, müsstest du das nie wieder tun. Du wärst einzig und allein nur noch für mich zuständig. Du gefällst mir wirklich gut.“

Dieser schmierige alte Sack!

Cole lacht charmant, als sei er geschmeichelt. Das muss er wohl tun, um seine Kunden nicht zu verärgern.

„Es schmeichelt mir, dass ich ihnen so sehr gefalle und das sie so sehr an mich denken…das ist wirklich sehr freundlich und ich weiß das zu schätzen. Trotzdem, lehne ich in aller Höflichkeit ab.“, erläutert er nochmal in aller Höflichkeit, ohne weiter in die Tiefe zu gehen.

„Haha, du bist wirklich geschickt darin, die richtigen Worte zu finden. Ich kann schon verstehen, dass du so begehrt bist. Schöne Männer wie dich, die gut im Bett und dazu noch so repräsentativ und Wortgewandt sind, sind sehr selten. Ich verstehe schon, unsere Verbindung wird sich wohl auch weiterhin auf diese Treffen durch die Agentur beschränken. Das ist wirklich zu schade.“, erläutert der Herr. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Das Alles wollte ich nie hören. Spätestens als er gesagt hat, das Cole gut im Bett ist, wäre ich am liebsten davon gelaufen, oder wahlweise im Erdboden versunken. Das tut wirklich weh. Und warum suchen sie sich ausgerechnet diesen Park aus, wenn ich hier gerade vor mich hin sinniere? Mag sein, das das so etwas wie eine vorherbestimmte, schicksalhafte Folter ist, die mir sagen soll, das ich die falsche Entscheidung getroffen habe… trotzdem ist das echt gemein!

„Vielen Dank für ihr Verständnis.“, bedankt Cole sich.

„Ich habe zu Danken. Du warst gestern Abend wieder eine perfekte Begleitung und die Nacht mit dir war wieder ein sehr angenehmer Bonus.“, erzählt der Herr begeistert.

Meine Hände balle ich zu Fäusten und ich unterdrücke meine Tränen. Mir wird schlecht. Was ich noch weniger wissen wollte war, wie oft Cole mit anderen das Bett teilt! Außerdem wird mir klar, wie wenig ich im Grunde von diesem Mann, der vor kurzem noch mit mir zusammen sein wollte, weiß. Alles was er mir hinterlassen hat ist ein Kuss, der durch einen Anruf von seinem Chef unterbrochen wurde.

Trotzdem bleibe ich brav auf meiner Bank sitzen und halte still. Ich darf mich nicht beschweren, habe kein Recht jetzt zu weinen. Schließlich habe ich ihn doch abgelehnt.

„Okay, dann verabschiede ich mich mal. Ich habe in einer halben Stunde ein Meeting. Bis zum nächsten Mal Cole.“, verabschiedet sich der Mann, der sicher gleich wieder in dieses schicke Auto steigt.

„Ja, auf Wiedersehen.“, erwidert Cole.

Keine Ahnung wie lange ich hier ausharren muss, da ich ihn nicht sehen kann. Deshalb bleibe ich einfach noch eine Weile hier sitzen. Etwa eine halbe Stunde, dann bin ich sicher, das Cole weit genug entfernt sein könnte. Möglichst leise erhebe ich mich und schaue mich die Umgebung prüfend um. Er ist nicht zu sehen. Da habe ich wohl noch mal Glück gehabt. Immerhin hätte es sein können, das sie auf die Idee kämen sich hier auf diese Bank zu setzen, oder Cole hätte sich entschieden noch kurz ein Päuschen hier einzulegen. Tja, man muss ja auch mal Glück haben.

Als ich auf die Uhr meines Handy schaue ist es bereits spät. Schon so um die 18:30. So langsam sollte ich mal den Heimweg antreten. Auch wenn mich bei Kat nur diese blöde Kuh von Lara und ihre idiotischen Kumpels erwarten. Aber ich sollte nicht meckern. Immerhin hat Kat mich aufgenommen. Wer weiß wie lange das noch gut geht. Soweit ich weiß, darf auch Besuch nicht ewig in einer angemieteten Wohnung kampieren, ohne dass der Vermieter etwas davon weiß. Aus diesem Grund sollte ich mich schon mal Abflugbereit machen. Da sehe ich's schon kommen. Am Ende werde ich noch als Obdachloser enden.

Cole hat ja was ähnliches durchgemacht. Ha, da fällt mir ein, ich weiß ja doch etwas über ihn. Nur das seine Geschichte noch um einiges traumatischer ist.
 

Vor dem Haus in dem Kat wohnt bleibe ich erst einmal stehen und starre an die Haustür. Ich bin unentschlossen, ob ich überhaupt reingehen soll. Es könnte tatsächlich sein, das Laras Besuch immer noch da ist. Darauf habe ich so gar keine Lust. Die nerven einfach nur. Vielleicht gehe ich ja noch eine Runde auf den Spielplatz oder so und warte, bis Kat nach Feierabend nach Hause kommt. Das mit Lara ist nämlich echt kein Spaß. Ein stummes Seufzen verlässt meine Lippen. Meine Lippen pressen sich fest auf einander.
 

Gerade, als ich kehrt mache sehe ich einen Mann mit einem Handy am Ohr, den ich kenne und erstarre. Mein Stiefvater. Um Himmels Willen, was hat der hier nur zu suchen? In dieser Gegend habe ich ihn noch nie gesehen.

Genau das Gleiche scheint dieser Mann auch von mir zu denken, als meine Bescheidene Wenigkeit in seinem Blickfeld auftaucht. Sofort schaltet er sein Handy aus und geht in schnellen Schritten auf mich zu. Verdammt! Ich sollte mich so schnell es geht aus dem Staub machen, doch soweit komme ich gar nicht erst.

„Joe! Verdammt, da bist du ja!“, grölt er mir entgegen. Oh man, der ist ja im wahrsten Sinne des Wortes auf 180. Sein unentspanntes Gesicht bringt mir nichts als Verachtung entgegen. Nicht das, das was Neues wäre… „Du verdammtes Balg! Wegen dir ist deine Mutter völlig durchgedreht!“, brüllt er weiter und packt mich mit seiner riesigen Hand am Kragen. Mit der anderen flachen Hand schlägt er mir direkt ins Gesicht. Aua, das tat weh. Arsch!-Schreie ich ihm stumm entgegen. Das blaue Auge war doch gerade verheilt! Da ist es, sein wahres ich, dass er nur mir zeigt, wärend er meiner Mutter den perfekten Mann vorheuchelt.

Ich versuche mich vergebens zu wehren. Er ist viel zu stark für mich dürres Bürschchen. Mit meinen Händen kann ich gar nichts bewirken.

„Du kommst jetzt mit nach Hause, du kleine Mistkröte!“, befahl er. Dieser Mistkerl! Ich hasse ihn! Er macht mich so wütend!

Mit meinem Bein hole ich aus und stoße ihm mein Knie mit voller Wucht gegen seinen Schritt. Der Mistkerl, stößt einen schmerzerfüllten Schrei aus, lässt mich schlagartig los und krümmt sich zusammen. „Du verdammter …!“, knurrt er mir hinterher, als ich loslaufe, um mich aus dem Staub zu machen.

Innerlich verfluche ich mich selbst, das ich nicht gleich nach Hause gegangen bin. Dann wäre das hier nicht passiert und dann hätte ich auch dieses Gespräch zwischen Cole und diesem Typen nie gehört. Jetzt fühle ich mich noch mehr hin und her gerissen, als vorher.

Oh man, oh man, was mache ich jetzt nur? Ich kann doch nirgends hin, außer zu Kat, meine Insel der Hoffnung und der Flucht. Aber wenn ich jetzt dort auftauche, schöpft er doch sofort Verdacht. Bisher konnte ich es immer gut verbergen und mich ungesehen aus dem Staub machen, ohne das Mama und dieser Irre mitgekriegt haben wo ich bin. Aber jetzt, wird es echt brenzlich für mich. Meine Möglichkeiten sind noch mehr geschrumpft. So ist das eben, wenn man keine Freunde hat, oder Verwandte wo man untertauchen könnte. Oder eben einen Peter Pan, der einen einfach ins Nimmerland entführt.

Wärend ich wohl den Sprint meines Lebens absolviere, merke ich gar nicht, wie kopflos ich eigentlich bin. Irgendwann komme ich einfach irgendwo an. Ich sehe mich um. Sehr weit bin ich nicht gekommen. Nur ein paar wenige Straßen weiter, an einer Birkenallee, die eine Straße mit vielen Einfamilienhäusern säumt, bleibe ich stehen. Am Ende ist da eine Sackgasse mit einem kleinen Seitenweg, der zu einer Wiese mit einem Spielplatz führt. Recht versteckt mit den ganzen Hecken und Grashügeln. Hier wird der Idiot sicher nicht suchen. Ob er sich überhaupt die Mühe macht weiter zu suchen? Hoffentlich nicht.

Ich lasse meinen Rucksack in den Sand fallen und lasse mich auf einer Schaukel nieder. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll und fühle mich rastlos. Mir bleibt nur mein Handy zu zücken und Kat eine Nachricht zu schreiben, da sie sich sonst sorgen macht.

Hey Kat, mein Stiefvater ist plötzlich vor deinem Wohnhaus aufgetaucht und wollte mich gewaltsam mitnehmen. Ich bin abgehauen, darum kann ich jetzt nicht nach Hause kommen., schreibe ich ihr und prompt kommt eine Nachricht zurück.

Oh Gott, ist alles okay mit dir? Soll ich zu dir kommen? Wo bist du?, bombardiert sie mich mit Fragen. Typisch Kat. Jetzt macht sie sich wieder sorgen. Ich schreibe ihr, wo ich mich befinde und sie macht sich sofort auf den Weg. Es dauert nicht lange, bis sie mir völlig hysterisch mit einem, „Gott sei Dank, du lebst!“, in die Arme fällt und mich an sich drückt. Wie sie es oft tut in etwa so, das mir die Luft wegbleibt, aber das macht gar nichts. Erleichtert lege ich meine Arme um sie und seufze. Erst als sie sich wieder von mir lösen kann schaut sie mir geschockt ins Gesicht.

„Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?“, fragend sehe ich sie an, ehe mir wieder einfällt, das ich ja eine Ohrfeige kassiert habe. So wie es aussieht nicht ohne Folgen, denn Kat erklärt mir, das meine Lippe etwas lädiert ist. Das war mir noch gar nicht aufgefallen. Ich erkläre ihr die ganze Geschichte und wie es dazu kam, „Oh Joe, ich bin mir sicher, das Cole, das sicher nie wollte, dass du so ein Gespräch mit anhören musst, oder ihn mit einem anderen siehst. Das muss ein Schock gewesen sein. Ich weiß gar nicht was mich mehr beunruhigen oder aufregen soll. Leider kann man an der Sache mit Cole nicht viel ändern…Ich weiß nur, das dein Stiefvater eine Tracht Prügel verdient hat!“, erklärt sie mir und sie hat ja recht. Kat seufzt schwer. „Nun gut, kann man jetzt eh nicht mehr ändern. Das Beste wird sein, wenn wir erstmal eine Weile warten bis die Luft rein ist.“, meint sie. Kat ist wirklich wunderbar…sie ist wohl die Einzige, die mich wirklich leiden kann. Die Einzige, die mit mir befreundet sein möchte und mich nie im Stich lassen würde. Sie ist sogar bereit das hier mit mir aus zu sitzen.

Manchmal frage ich mich, ob es egoistisch ist, sich zu wünschen, dass sie für immer meine beste Freundin bleibt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sei512
2019-07-18T07:16:49+00:00 18.07.2019 09:16
Geile Geschichte, wunderschön geschrieben. Die Gefühle die einzelnen Personen hast du gut ausgearbeitet. Damit hast du mich als Fan gewonnen. Ich hoffe du veröffentlichst es weiter und ich muss nicht so lange warten auf die Kapitel. ♥ Ich muss doch wissen ob sich beide noch einen Schubs geben oder nicht? Und wie es mit seinen Eltern weiter geht...
Den Stiefvater hätte ich schon 180 tief begraben... Nur zu zuschlagen weil er nichts sagen kann. *verdreht die Augen * man könnte ihn auch nominieren für den schlechtesten Vater aller Zeiten? Kat würde mir wahrscheinlich recht geben ;)
Jetzt aber mal zu den schönen Sachen.

Aber Cole ist schon ein schnuckelchen... *räusper hust *
Kate muss man einfach nur lieb haben.
Naja und Lara? Was soll man dazu sagen. Die kann sich mit Joes Vater die Hand geben.

So nun :) warte ich ganz brav auf ein neues Kapitel und kann es kaum erwarten
Liebe Grüße Sei
Antwort von:  Midnight
31.12.2020 13:37
Vielen Dank für deine Rückmeldung, darüber habe ich mich sehr gefreut. Auch mal mehr als einen Satz zu lesen. :3
Ja also Bösewichte muss es immer geben, sonst ist es ja langweilig. :D
Ich hoffe sehr, dass die nächsten Kapitel auch so gut bei dir ankommen.
Schreib es mir gern in die Kommentare, auch, wenn es dir nicht gefällt. :)
Manchmal mache ich nämlich auch Fehler, die ich gar nicht bemerke manchmal gibt es Verbesserungsvorschläge. Ich freue mich über alles.
Ganz lieben Dank <3


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