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Nothing Else

[Detroit: Become Human]
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Und Willkommen zurück zu meiner FanFiction! Das Kapitel war ein auf und ab an Freude. Ich hoffe es gefällt euch genauso wie mir das schreiben! Und vielen dank für eure bisherrige Unterstützung!
Zu Kapitel 1 gibt es bei den Charakteren eine kleine zusammenfassung, die aber nicht sonderlich viel Inhalt bietet um nicht großartig zu spoilern.
Aber ersteinmal iel Spaß mit Kapitel 2! Komplett anzeigen

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KA200 ◊ POLITISCHEREDEN


 

M

it Politik hatte er sich nie wirklich beschäftigt. Auch nicht als er noch bei Carl gelebt hatte. Der alte Mann hatte immer nur abfällig über Politiker gesprochen und somit hatte er keine positive Grundlage für Politik. Viel mehr eine neutrale. Er hätte sich nie erdenken können, dass er so tief in dieser versinken würde, auch nicht als er sich dazu entschloss, für die Rechte seines Volkes einzustehen.

Nun war er hier, aus diesem Gebäude, gemacht aus Stahl und Glas, unzählig viele Stockwerke hoch gen Himmel und wartete in diesem unglaublich kaltem Raum darauf, dass man ihm empfing.

Er konnte nicht anders als diesen Raum, mit einer Ledercouch als Wartebereich, mit Carls Anwesen zu vergleichen. Dieses Glasgefängnis im 13. Stock, wirkte kalt und leer. Die beiden Wachmännern in ihren schwarzen Anzügen und mit den Funkgeräten im Ohr, wirkten nicht besonders freundlich und im allgemeinem blieb die erwähnte „Gastfreundschaft“ in seinen Augen aus. Man hatte ihn als Vertreter und Sprecher seines Volkes auserwählt, ohne ihn zu fragen. Er war sich nicht einmal ob er es wollte. Er war sich nicht im geringsten sicher, ob er hierfür überhaupt geschaffen war. Verhandlungen und politische Reden.

Aber eins wusste er, denn es würde sich niemals ändern: Er würde für die Rechte und die Freiheit seines Volkes kämpfen. Er hatte diesen Weg begonnen und würde ihn nicht mehr aufgeben.

Ein Fernseher hing an einer großen, weißen Wand. Eine Nachrichtensprecherin war zu sehen, der Ton war aus, doch die Buchstaben, die wie auf einem Fließband durch das Bild liefen, verrieten das Thema: Die Androiden.

»Ton an«, sagte der Besucher mit nüchterner Stimme und sogleich fing die blonde Frau an zu sprechen: »-lten die Kämpfe weiterhin an. Es kommt immer wieder Ausschreitungen zwischen Menschen und Androiden und die Polizei muss-«

»Ton aus«, erklang eine Frauenstimme. Er drehte sich herum und entdeckte die Frau in der Fahrstuhltüre. Sie lächelte merkwürdig wehleidig, als täte ihr das alles persönlich weh, oder aber die Situation war ihr einfach nur unangenehm. Sie die Präsidentin der vereinigten Staaten von Amerika und Markus, der im ganzen Land, oder auf der ganzen Welt als Anführer der Abweichler bekannt war. Als Kopf der Androiden Rebellion.

Das sie sich irgendwann mal gegenüber stehen würden um über das weitere zusammenleben von Menschen und Androiden zu sprechen, hätte er sich nie gedacht. Während all seiner Freiheitsbemühungen war das auch nie sein auserkorenes Ziel gewesen. Dabei führte doch kein Weg zur Freiheit und Frieden vorbei an dieser Frau.

»Traurig«, sagte sie. »aber verständlich.«

Markus verstand nicht was diese Frau ihm damit sagen sollte. Meinte sie die Ausschreitungen zwischen Androiden und Menschen, oder etwas ganz anderes? Er konnte nicht erahnen was in dem Kopf dieser Frau vor sich ging.

»Was hast du erwartet, Markus?«, fragte sie dann, als hätte er ihr widersprochen. »Hast du geglaubt du gehst auf die Straße und alle werden euch mit offenen Armen empfangen?«

Er legte den Kopf schief. Das Thirium in seinem Körper fing langsam an zu rasen. »Was meinen sie?«

»Es sind Menschen gestorben. Außerdem lässt sich die Welt nicht einfach so ändern, nur weil jemand, oder gar ein Android es will. Es braucht Zeit.«

So langsam verstand der Android was die Präsidentin von ihm wollte. »Es sind nicht nur Menschen gestorben, sondern auch unschuldige meines Volkes, die nichts anderes als Frieden wollten.«

Sie nickte. »Wir haben alle große Verluste zu betrauern, aber dennoch solltest du wissen, das die Anerkennung der Androiden-Rechte nicht von heute auf Morgen zu realisieren sind. Es kann ein, dass wir zwei, die wir den Grundstein legen werden, das gar nicht mehr erleben werden.«

Markus sagte daraufhin nichts. Es war klar, dass die Präsidentin eines Tages sterben würde, an Altersschwäche, doch bei ihm, war es unklar ob und wann er diese Welt verlassen würde und aus welchem Grund. Ein Attentat, eines ihrer Gegner? Verrat der US Amerikanischen Regierung? Einen natürlichen Tod gab es für Androiden seines Wissens nach nicht. Wie es sich mit Abweichlern verhielt, wusste er hingegen nicht.

»Es wird ein langer Weg, bis alle betroffene Parteien mit dem Ergebnis zufrieden sein werden.«

Der Android analysierte die Worte der Frau und überlegte sich eine Antwort. »Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass sich die Lebensqualität von meinem Volk von heute auf Morgen verbessern wird.«

»Vielleicht bist du ja doch der passendste Sprecher der Androiden.«

Markus reagierte nicht darauf, sondern blickte wieder zum Fernseher. Die Nachrichtensprecherin schien das Thema gewechselt zu haben. In dem kleinen Bild hinter ihr war ein Traktor zu sehen und im unteren Teil des Bildes lief die Nachricht von einem Krankheitsausbruch bei Rindern in der Umgebung Detroits durch. Ein Versuch zurück in den Alltag zu kehren, auch wenn es nicht gerade einfach war mit den letzten Tagen abzuschließen.

»Falls du dich schon darauf vorberietst um vor die Presse zu treten, muss ich dich enttäuschen, denn erst einmal werden wir hinter verschlossenen Türen sprechen. Es ist besser wir bereden erst einmal jeden Punkt, damit wir uns einig vor die Presse stellen können.«

Sicher hatte Markus keine Erfahrung in politischen Dingen, aber gerade jetzt hatte er das Gefühl, dass diese Frau ihre Macht und Überlegenheit demonstrieren. Er war nicht so naiv um sich davon provozieren zu lassen. Nein, er blieb ruhig und wartete ab. Er war hier als Gast der Präsidentin und hier um eine friedliche Lösung zu finden.

»President Warren«, sagte einer der Männer, die sie stets begleiteten. »Wir sollten so langsam beginnen, denken Sie bitte an Ihre Termine.«

Warren sah über die Schulter zu dem hochgewachsenem Mann und dann wieder zu Markus. »Bitte entschuldige unser drängen, aber ich habe heute noch ein paar Verpflichtungen und Termine die ich wahrnehmen muss.«

Markus schüttelte den Kopf. »Gewiss haben Sie einen vollen Terminkalender.«

Sie lächelte. »Dann folge uns bitte, Markus.« Ohne auf ihren Gast zu warten drehte sie sich um und betrat den Fahrstuhl, mit dem sie hier her gekommen war. Markus folgte ihnen mit einem geringen Abstand und als sich die Türen des Fahrstuhls schlossen, standen 5 Personen in ihm. Präsidentin Warren, 3 Angestellte in schwarzen Anzügen – von denen er glaubte, dass sie ihre Bodyguards waren – und Markus selbst. Sie schwiegen alle, es war lediglich eine leise Melodie zu hören, so wie sie in etlichen Fahrstühlen abgespielt wurden.

32 Stockwerke und nur wenige Augenblicke später waren sie im 45. Stockwerk angekommen, die Türen des Aufzuges schoben sich zur Seite, einer der drei schwarz gekleideten Männer stieg als erstes aus und bat die Präsidentin heraus. Die zwei übrigen blieben links und rechts an den Seiten stehen, als würden sie Markus im Auge behalten.

»Komm, folge mir«, sagte Warren. Sie setzte sich in Bewegung und verschwand nach rechts aus Markus‘ Sichtfeld. Die beiden Männer links und rechts von ihm standen regungslos da und schienen ihn nicht zu beachten. Dabei wusste er, dass die zwei jede Regung von ihm registrierten.

Ungeachtet derer Anwesenheit setzte sich Markus in Bewegung und folgte der Präsidentin. Er stand auf einem Flur, der nur durch künstlichem Licht erhellt wurde. Es gab keine Fenster, nur schwere Teppiche und Wandvorhänge. Die Präsidentin stand am Ende des Flures vor einer großen zweitürigen Tür und als Markus fünf Meter vor ihr stehen blieb, drehte sie sich um. Ihr Begleiter öffnete die Türen und zum Vorschein kam ein großer Raum, in dessen Mitte ein langer, großer Tisch mit 30 Sitzplätzen stand. Vor Kopf hing ein großer LCD Bildschirm, der nun schwarz war und drum herum war Glas. Im Gegensatz zu dem Flur war der Raum voller Licht und wirkte so hell und einladend, wie die Malerwerkstatt von Carl.

Ganz plötzlich sah er den alten Mann vor sich, wie er mit dem Rollstuhl vor einer weißen Leinwand stand und grübelte. »Markus«, hörte er ihn sagen. »Die Zukunft ist wie eine leere Staffelei. Der erste Pinselstrich entscheidet was es wird. Du bist der Künstler deiner Zukunft, vergesse das nicht.«

»Setz dich doch Markus.«

Der Android schreckte aus seiner Erinnerung auf und realisierte nach mehrmaligem Blinzeln das er nicht in der Tür zu der Malerwerkstatt stand, sondern zu diesem Raum in diesem Hochhaus. Er betrat das Zimmer und sah sich noch einmal um. Man konnte links und Rechts auf das eingeschneite Detroit schauen.

Die Präsidentin hatte vor Kopf unter dem Bildschirm platz genommen und ihr Begleiter stand auf der rechten Seite hinter einem Stuhl. Mit einer kurzen und stummen Geste forderte er Markus auf Platz zu nehmen und der Android folgte dieser Aufforderung gerne.

Er ging zu dem Platz und nahm auf dem bequemen Stuhl platz.

»Dieser Raum wird für die Unterschiedlichsten, politischen Besprechungen genutzt. Er ist vollkommen Abhörsicher und geschützt. Wir können hier in Ruhe reden.«

Markus nickte.

»Ich habe dein Handeln von Washington aus beobachtet und analysieren lassen. Dein Verhalten hat Amerika – oder auch der ganzen Welt – erhebliche Probleme bereitet«, die bisher ruhige und freundliche Frau schlug plötzlich einen scharfen und strengen Ton an. »Wie hast du dir das vorgestellt? Einfach auf die Straße zu gehen und dann wird alles so wie du es dir vorgestellt hast passieren? Nein, mein Lieber.«

Markus schloss kurz die Augen. Hatte er wirklich erwartet, dass sie sich hier in Frieden über das Wohl der Androiden und ihrer Zukunft einigen werden? Nein, diese Frau war es, die die Vorgänge angeordnet hatte und das Leben unzähliger Androiden gefährdet und auf den Gewissen hatte. Als wenn diese Frau nun einfach so all den Forderungen der Androiden stattgab.

»Detroit ist gezeichnet von den dramatischen Ereignissen, der Angst vor den Ausschreitungen der Androiden und der Zerstörungen.«

»Ausschreitungen der Androiden«, wiederholte Markus mit ruhiger Stimme, jedoch einem merkwürdigen Unterton. Es klang fast schon spöttisch. »Die Androiden haben nur protestiert, friedlich

»Friedlich«, spottete Warren. »Kennst du die Zahlen der Opfer von Androidengewalt? Weißt du wie viele unschuldige Menschen allein in Detroit von deinem Volk verletzt worden sind?«

Markus biss sich auf die Unterlippe. Ein Streit würde sie nicht weiter bringen, aber jetzt schon einzuknicken, würde die Präsidentin lediglich in eine für sie Vorteilhafte Position befördern. Auch wenn es ihm egal war, was für Zahlen auf den jeweiligen Seiten zu verzeichnen waren, denn jedes Leben war kostbar, musste er für sein Volk Stärke zeigen. »Mein Volk wurde in Lager gepfercht und ermordet. Außerhalb von Detroit liegen die Massengräber. Ich war da. Ich habe sie gesehen«, konterte Markus. Er wählte einen Weg, der ihn nicht wie einen gefühlskalten Anführer darstellte: »Es ist egal, wie viele, es ist wichtig wie es weiter geht.«

Die Präsidentin gab sich keine Blöße, sie lehnte sich zurück und legte ihre rechte Hand an ihr Kinn. »Du scheinst deine Worte gewissenhaft zu wählen, Markus.«

»Ich will keinen Krieg, zwischen den Menschen und den Androiden, ich will eine friedliche Lösung. Mein Volk ist genauso erschöpft und verängstigt wie die Menschen dieser Stadt. Aber sie alle wollen nur in Frieden Leben.«

Die Präsidentin ließ ihre Hand sinken und drehte sich zu dem Bildschirm. Während Markus sich fragte was dies werden sollte, gab sie einen knappen Befehl: »Abspielen.« Wenige Sekunden später färbte sich der Monitor und man konnte eine Aufnahme einer Vogelperspektive von einem der Androiden-Lagern sehen. Die Androiden waren natürlich schon lange befreit, aber ihr Leben war noch nicht besser.

»All diese Androiden und noch viel mehr verlangen nach Unterbringung. Platz, den wir nicht einfach aufbringen können, außerdem ist das Vertrauen der Menschheit betrübt.«

Statt in Lagern befanden sich die Androiden Detroits nun in Lagerhallen, die sie nicht verlassen durften und von bewaffneten Soldaten bewacht wurden. Es gab zwar keine Ausschreitungen mehr gegen die Androiden, aber die Angst ließ nicht von ihnen ab. Sie wurden mit Thirium versorgt und Cyberlife kümmerte sich um all ihre Verletzungen und besorgte passende Ersatzteile, die benötigt wurden. Aber es war kein Leben, was sie führen wollten. Es war keine Freiheit.

»Hinzu kommt der Mangel an Arbeitsplätzen. Ihr wollt bezahlt werden, Detroit hat mit einer hohen Arbeitslosenquote zu kämpfen, so wie alle anderen Städte auch. Du musst einsehen, dass eure Gleichberechtigung genauso viele Gegen- wie Fürsprecher hat.«

Der Weg zu ihrem Ziel würde schwer werden. So viel war Markus klar. »Wir müssen einen Weg finden um meinem Volk die Freiheit zu schenken.«

»Da ist die Frage wohin. Ihr wollt Arbeiten, das bedeutet, dass ihr Arbeit braucht«, sagte sie streng. »Wir haben nun einmal nicht für alle Platz.«

»Nach den Vergangenen Ereignissen, wollen sicherlich nur die wenigsten in Detroit bleiben.«

»Markus, deine Naivität erschreckt mich. Glaubst du ehrlich, dass Detroit die einzige Stadt mit Androiden ist?«

»Nein.«

Schweigen trat ein. Es dauerte ein paar Augenblicke bis die Präsidentin die Stille durch ein »Abschalten« unterbrach und der Bildschirm sich wieder schwarz färbte. Es war wieder still in dem riesigen Raum und Markus schaute aus dem Fenster ihm gegenüber hinaus. Es hatte angefangen zu schneien. Dicke, weiße Flocken trieben an der Scheibe vorbei.

»Ich habe mich über dich informiert, Markus«, sagte die Frau und deutete ihren drei Begleitern, dass sie das Zimmer verlassen konnten. Wenige Augenblicke später waren sie alleine und Markus verstand nicht warum. »Als Sonderanfertigung von Elijah Kamski als Geschenk an Carl Manfred übergeben. Du sollst dich um seine Gesundheit gekümmert haben.«

Markus sagte nichts, sondern ließ sie weitersprechen. Bisher wusste er nicht, was sie damit bezweckte und wirklich provokant, waren ihre Worte nicht.

»Ich bin mir sicher, du hast ihn zu seinen Ausstellungen begleitet, oder?«

»Ja«, antwortete der Android knapp.

»Ich habe wohl nie auf dich geachtet, oder aber du hast dich mehr im Hintergrund gehalten, deswegen habe ich dich nie bewusst gesehen. Aber dann sind wir uns sicherlich schon einmal begegnet.«

Er selber war sich nicht bewusst der Präsidentin schon einmal begegnet zu sein. Dabei hatte er sich immer jedes Gesicht gemerkt um Carl unter die Arme zu greifen, der sich einfach nicht die Namen seiner Gäste merken konnte. Für Markus war es hingegen eine Leichtigkeit und das ganz ohne emotionaler Bindung. Er kannte sie auch jetzt noch und würde sie auf der Straße erkennen. Name, Beruf, Adresse, Familienstand und die Verbindung zu Carl. Sie war nicht dabei. »Ich habe mich eher zurückgehalten. Nicht jeder Mensch fühlte sich wohl, wenn ich in der Nähe war.«

»Es gibt etliche Menschen, die einen Androiden als Schatten eines Menschen ablehnen.«

Markus nickte. Carl war da anders gewesen. »Ich brauch dich an meiner Seite Markus«, hatte er immer gesagt. »Ohne dich werde ich noch ganz verrückt. Du weißt wie ich solche Termine hasse. All die Leute, die einem Mitgefühl und ihr Interesse vor heucheln. Ich weiß noch nicht einmal wer diese Personen sind. Und Menschen, die mir nahe stehen, vergesse ich nie. Das sind Fremde, die etwas von meinem Erfolg abhaben wollen und sich durch meine Bekanntschaft etwas versprechen. Aber ich kenne keinen dieser Leute.«

Deswegen hatte er nie Carls Seite verlassen und war immer bei ihm gewesen. Nur musste er ihr das nicht sagen.

»Carl soll einen Sohn gehabt haben.«

Erneut nickte er. »Leo Manfred.«

»Man hat ihn nie bei Carls Ausstellungen gesehen.«

»Nein, sie hatten ein etwas schwieriges Verhältnis.« Warum sollte er lügen? Er musste ja nicht zu tief ins Detail gehen. Vielleicht reichte es ihr aus, wenn er diskrete Inforationen herausgab.

»Er war dabei, als Carl starb, oder?«

Markus verspürte einen Stich in der Brust. Die Menschen würden „Einen Stich ins Herz“ sagen. Dieses Thema war für ihn immer noch schwer, es lastete auf ihm und die Bilder verfolgten ihn auch heute noch. »Ja«, antwortete der Android knapp, biss sich auf die Unterlippe und sah zum Fenster hinaus.

»Es muss schrecklich gewesen sein«, sagte Warren. »Seinen Vater sterben zu sehen.«

Markus ballte unter dem Tisch seine Hände zu Fäusten, sein ganzer Körper spannte sich an und er sah Carl vor sich. Wie er seinen Kopf hielt, während Carl damit rang, seine letzten Worte aussprechen zu können: »Denk daran Markus … Lass die von niemandem sagen … Wer du zu sein hast.« All die Verzweiflung und die Angst kamen wieder in ihm hoch. Er fühlte sie, als wäre es gerade eben geschehen und niemand gestattete ihm so zu fühlen. Niemand gestand ihm seine Trauer zu. Warum sollte es ausgerechnet bei Präsidentin Warren anders sein?

»Mit anzusehen, wie der Android, der seinen Vater pflegen und versorgen sollte, in den Herzinfarkt trieb.«

Er wusste nicht was passiert war. Irgendetwas setzte aus und er dachte nicht mehr nach. Mit einem kräftigen Schwung stand Markus auf. Der Stuhl wurde nach hinten gedrückt und fiel zu Boden, der Tisch wurde geräuschvoll nach vorne geschoben und er stand da, mit den geballten Fäusten am Körper und von Wut und Schmerz verzehrtem Gesichtsausdruck. Wut vernebelte seine Gedankengänge und als er realisierte was passiert war, bemerkte er, dass es wieder die Erinnerung an Carl gewesen war, die ihn zur Ruhe gebracht hatte.

Er realisierte sein Umfeld. Die Begleiter von Warren waren in den Raum gestürzt und zielten mit ihren Waffen auf sie. Es war wie in dieser Nacht. Würden sie keine Fragen stellen, sondern gleich schießen, weil er ein Android war?

»Ihr könnt uns wieder alleine lassen«, sagte Warren und die Männer hielten sich zögerlich an ihr Wort. Sie ließen ihre Waffen sinken und verließen wieder den Raum.

Erst als die Tür zu war, sah Markus zu ihr. Ihre Mimik war unverändert, aber ihre Sitzhaltung hatte sich verändert: Sie atmete schwerer und ihre Gelassenheit war verschwunden. Hatte sie Angst? Hatte Markus ihr Angst eingejagt?

»Es war ein Unfall«, flüsterte Markus. Die Stille in dem Raum war für ihn unerträglich und da war es besser zu sprechen. Auch wenn er nicht in der Lage war Einfluss darauf zu nehmen. »Leo war in das Haus eingebrochen um ein paar von Carls Bildern zu stehlen. Carl bat mich ihn aus dem Haus zu bringen und es kam zum Streit, wie des öfteren. Carl hat es nicht ertragen und es wurde zu viel für sein Herz.«

Er schwieg wieder und stellte den Tisch wieder an seinen Platz, dann kümmerte er sich um seinen Stuhl und setzte sich wieder ordentlich hin.

»Die Polizei ist dazu gekommen«, sagte Warren und klang merkwürdig nüchtern. Anscheinend hatte ihr der Gefühlsausbruch des Androiden wirklich zugesetzt.

»Ich habe in Carls Auftrag die Polizei wegen eines unbekannten Einbrechers gerufen.«

»Ihr wusstet also nicht, wer es war?«

»Nein, wir haben Licht in der Werkstatt gesehen, mehr nicht.«

»Die Polizei kam und Leo Manfred machte die Aussage, der Android wäre es gewesen. Du sollst Carl Manfred in dieser Nacht ermordet haben. Das berichteten auch die Medien.«

Markus schüttelte den Kopf, sagte aber zunächst nichts. Es dauerte etwas bis er weitersprechen konnte: »Carl verlangte von mir, dass ich mich nicht wehre und das habe ich getan. Ich habe es ausgehalten, all die Beschimpfungen und Übergriffe.«

»Ist das nicht unfair?«

Fast schon geschockt sah Markus zu der Präsidentin hinüber.

»Ich meine, du darfst dich nicht wehren, obwohl du es sicherlich gerne getan hättest und-«

»Niemals«, brach es aus Markus heraus. »Ich hätte ihn niemals verletzt.«

»Würdest du mir bitte nicht ins Wort fallen, Markus?«

Schweigen trat ein.

»Du wirst des Mordes an Carl Manfred beschuldigt, ohne das ermittelt wird und man wirft dich weg. Im Glauben dich zerstört zu haben und nun sitzt du hier.«

Fragend sah der Android zu der Frau.

»Egal, genug davon. Ich bin nicht hier um ein Urteil über dich zu fällen, ich will auch nicht diesen Fall aufrollen. Ich will einen Weg aus unserer Situation finden mehr nicht.«

»Warum haben Sie dann damit angefangen?«

Die Präsidentin lehnte sich zurück. Sie hatte ihre Fassung wiedergefunden und strahlte erneut ihre Gelassenheit und Überlegenheit aus. »Es ist besser, wenn ich über meine Verhandlungspartner beschied weiß, Markus. Woher sie kommen und was ihr Antrieb ist.«

Markus schwieg.

»Danke, dass du mir einen Einblick in dich gewährt hast, Markus.«
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich mag Markus und Carl. Ich würde mir auch wünschen, dass er noch lebt. Ich weiß, dass es einen Weg gibt, wo er den Streit zwischen Leo und Markus übersteht (zumindest meine ich es), aber da ich mich an Gronkhs Lets Play halte, habe ich leider diese Grundlage. Dementsprechend konnte Warren ein wenig emotional bohren. Und nein, ich meine das nicht als Ship. Ihre Bindung ist einfach so eng geknüpft, dass es Markus nahe geht.
Leider muss ich gestehen, dass ich keinen Plan von Politik habe. Ich hoffe, dass ich alles halbwegs realistisch, oder zumindest in sich stimmig, beschrieben habe. Aber es hat unglaublich viel Spaß gemacht und ich bin ehrlich gespannt darauf, wie es weiter gehen wird. Auch mit Kara und Alice. Ein paar Ideen habe ich, aber ich weiß nicht ob ich sie finaly umsetzen werde, so wie ich es mir ausdenke.
Jetzt plane ich erst einmal Kapitel drei und hoffe, dass ich schnell eine Idee bekomme, damit in 14 tagen auch das neue Kapitel erscheinen kann. Rein Theoretisch, sollte ja auch mal Connor auftauchen, aber was ist mit Luther? Lebt er noch? Welche Frage brennt mehr und wie leben die Androiden?
Es ist schwer sich für einen Weg zu entcheiden.


Liebe Grüße,
Rizumu


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