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Gefährliche Sonnenblume

Verlieb dich nicht in das Sonnenblümchen!!!
von

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Kapitel 1

Schnaufend hielt ich vor der großen Stadtbibliothek an und sah auf den kleinen Zettel welcher auf der Eingangstür mit Tesafilm festgeklebt wurde. Glück gehabt. Die Bibliothek hatte auch am Sonntag auf. Mit vor Kälte zitternden Beinen trat ich in den großen Eingangsbereich der Bücherei ein und seufzte erstmals wohlig auf, als mich die angenehme Wärme umfing.
 

Mein Name ist Rose. Ich bin eine sechzehn Jährige, verträumte und ziemlich faule, zumindest was die Schule betrifft, Schülerin. Dieses Jahr kam ich in die zehnte Klasse eines, meiner Meinung nach viel zu großen Gymnasiums. Was dies bedeutet lag einem wohl schon auf der Hand… Lernen, lernen und lernen. Und dies war auch der Grund weswegen ich mich nun hier in der Bibliothek befand. Nächste Woche musste ich nämlich in Kunst einen Vortrag über Vincent Willem van Gogh halten, was mich selbst sehr positiv stimmte da ich seine Werke sehr bewunderte. Ich hatte das große Glück gehabt das Los mit seinem Namen gezogen zu haben, denn sonnst müsste ich noch ein Referat über einen Künstler halten den ich nicht kannte. Bis jetzt waren Van Goghs Bilder die einzigen die ich mir je angesehen, oder für die ich mich je interessiert habe.
 

Langsam begab ich mich in die eigentliche Bücherei und verließ somit den Eingangsbereich. Es stimmte mich wirklich fröhlich endlich in einer so schön ruhigen Umgebung zu sein. Draußen war es immer so laut und unangenehm grell, es stank nach Abgasen der Fahrzeuge und nicht zu vergessen war es um diese Jahreszeit immer kalt draußen. Was ich selber echt nicht ab konnte. Langsamen Schrittes steuerte ich zu den Regalen die die Bücher zum Thema Kunst & Kultur beinhalteten und sah mich suchend um. Letztens hab ich im Internet ein sehr gutes Buch gefunden welches man hier wohl ausleihen konnte. Es hieß „Vincent Van Goghs Briefe an seinen Bruder Theo“. Schnaufend durchsuchte ich jedes einzelne Regal und hoffte darauf fündig zu werden, aber Nein ich musste hier wohl noch etwas länger bleiben und das Buch suchen.
 

Circa dreißig Minutenspäter hatte ich es doch noch gefunden. Zwei Regale weiter entdeckte ich das Buch neben einer etwas dickeren Biographie von Vincent Van Gogh. Doch die brauchte ich eigentlich nicht. Über das Leben des Malers hab ich mich schon im Internet informiert und zwar nicht auf Wikipedia. Nein! Dafür hab ich mir etwas seriöserer Seiten rausgesucht. Erleichtert darüber, dass ich das gesuchte Buch endlich gefunden habe zog ich es aus dem großen, mindestens drei oder vier Meter hohen Bücherregal und schmunzelte. Endlich. Schnaufend klemmte ich das Buch zwischen meinem Oberarm und Brustkorb ein und suchte noch weiter nach nützlichen Büchern. Vielleicht ein Buch in dem all seine Werke aufgezählt und beschrieben wurden, oder so etwas in der Art. Mein Blick streifte über die Bücherrücken, wobei ich in sekundenschnelle die Titel der Bücher las. Doch dann blieb mein Blick auf der anderen Seite des Bücherregals haften. Durch die Lücke, aus der ich das Buch gezogen hatte, hindurch schauend erblickte jemanden vor dem Regal stehen. Er schien in sein Buch vertieft zu sein.
 

Stirn runzelnd versuchte ich den Titel des Buches zu lesen als die fremde Person auf einmal aufsah und durch dieselbe Lücke im Regal hindurch sah. Erschrocken zuckte ich auf, stieß dabei mit meinen Arm gegen das Regal und stolperte ungewollt nach hinten. Mit einem dumpfen Geräusch kam ich unsanft am Teppichboden auf und wurde auch schon gleich darauf von einem Bücherregen überrascht. „Autsch…“, grummelte ich und rieb mir die pochende Schläfe. So eine Bücherei konnte ganz schön gefährlich sein. Schnaufend räumte ich die Bücher von mir runter, als sich auf einmal eine Hand mir entgegen streckte. „Geht’s?“, ertönte eine mir unbekannte Stimme. Ich sah auf.
 

Überrascht weiteten sich meine Augen, dann lief ich rot an und griff beschämt zur Seite schauend nach der mir gebotenen Hand. „Ähm… ja…“, murmelte ich und ließ mir aufhelfen. tatsächlich stand der Junge den ich durch die Lücke im Bucherregal gesehen habe mir gegenüber und schmunzelte dezent belustigt. Ein Grund mehr vor Scham im Boden zu versinken. „Dann ist’s ja gut.“, erwiderte er und fing an die Bücher die zu Boden gefallen waren aufzuheben. Ich hockte mich neben ihn und tat es ihm gleich. Nur… wo war mein Buch geblieben. Ich wollte mir es nicht noch Mal antun hier dreißig Minuten lang nach demselben Buch rumzusuchen. Mit Adleraugen suchte ich den Boden ab und fand es einige Zentimeter von mir entfernt auf dem roten Teppich liegen. Schnell wollte ich danach greifen, als auf einmal meine rechte Hand die Linke des Jungen streifte. Er hatte nämlich auch nach dem Buch gefasst und war ebenso überrascht wie ich es nun war. Wir verharrten eine Weile lang in der Position, wobei wir uns stumm ansahen. Nervös knabberte ich an meiner Lippe herum und murmelte leicht stammelnd: „Ich… Das Buch brauchst du nicht… ähm… wegzuräumen…“
 

Nachdem ich diesen Satz von mir gab und der Junge lächeln seine Hand vom Buch nahm, seufzte ich erleichtert auf. „Ach so. Okay.“, erwiderte er auf meine Aussage und stand schon auf um die Bücher wieder einzuräumen. Ich tat es ihm gleich und klopfte mir danach meine Jeans sauber. „Vielen dank für deine Hilfe.“, bedankte ich mich noch bei ihm, wobei ich danach das noch am Boden liegende Buch nahm und es aufhob. Ich ging noch mal sicher das es auch wirklich das Richtige war, bevor ich es in meine kleine Umhängetasche packte. „Van Gogh? Magst du seine Bilder?“, fragte mich der schwarzhaarige Junge. Ich schätzte ihn so auf achtzehn. Jetzt wo ich ihn mir etwas genauer ansah merkte ich auch, dass er zwei Piersings unterhalb der Unterlippe auf beiden Seiten hatte. Noch dazu trug er eine schlichte Kette mit einem silbernen, runden Anhänger auf dem etwas eingraviert war und schien von asiatischer Herkunft zu sein. „Ja. Van Goghs Werke sind wirklich schön. Er ist wohl der einigste Künstler für den ich mich interessiere.“, entgegnete ich.
 

Amüsiert verschränkte der junge Mann seine Arme vor der Brust. „Und welches Werk von ihm magst du am liebsten?“, stellte er nun eine weitere Frage. Ich weitete meine Augen. Darüber hab ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht. Ich mochte von allen Werken die Sonnenblumen am Liebsten. Nur welche von den sieben Gemälden wusste ich nicht. Die drei Sonnenblumen, die fünf Sonnenblumen als auch die zwölf Sonnenblumen, die fünfzehn und deren Kopien mochte ich wirklich sehr. Nachdenklich sah ich zu Boden. „Ich glaube die fünf Sonnenblumen mag ich am liebsten.“, nuschelte ich noch etwas in meine Gedanken vertieft zum Größeren. Dieser hob seine Augenbrauen belustig an und erwiderte: „Du glaubst? Hört sich nicht gerade überzeugend an.“
 

Bei den Worten des schwarzhaarigen jungen Mannes sah ich überrascht auf. Ich musterte ihn nochmals und zog eine Augenbraue in die Höhe. Was sollte das denn jetzt. Bei all den vielen schönen Werken von Van Gogh war es doch kein Wunder das ich mich nicht richtig entscheiden konnte. „Ach ja. Und du? Scheinst ja richtig Ahnung davon zu haben. Welches Werk magst du denn?“, konterte ich leicht aufgebracht. Ein vergnügtes Lächelt zeichnete sich auf den wohlgeformten Lippen des Schwarzhaarigen ab, wobei er seine Hände in die Hosentaschen seiner dunkelgrünen Twisted Outdoor Jeans vergrub. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass der sich für Kunst interessierte. Stirn runzelnd wartete ich auf seine Antwort auf meine Frage ab.
 

„Ist doch klar! Ich mag die fünf Sonnenblumen.“, fing er an und grinste. Als er in mein verdutztes Gesicht sah schloss er amüsiert seine Augen und fuhr fort: „Die anderen drei Gemälde von der Sonnenblumenreihe und deren Kopien sind ja auch schön, nur find ich die fünf Sonnenblumen viel einzigartiger. Der dunkle Hintergrund betont die orangegelben Blütenblätter. Es erinnert mich an einen wunderschönen Sternenhimmel. Findest du nicht auch? Nur zu schade das das Gemälde zerstört wurde.“ Schnaufend öffnete er wieder seine Augen. Ich war baff. Er hatte mir doch tatsächlich aus der Seele gesprochen. Das was ich nicht hinbekommen habe zu erklären schaffe er mit links. Er wusste sogar, dass das Gemälde zerstört wurde. Misstrauisch verengte ich meine Augen. Wie hat er das hinbekommen. Nie im leben wusste er das schon vorher. Mit kritischem Blick fragte ich ihn: „Aus welchem Buch hast du es abgelesen? Wo hast du es versteckt?“
 

Der Angesprochene hob seine Arme und beteuerte belustigt: „Ich hab weder ein Buch zum ablesen benutzt, noch hab ich einen kleinen Elf im Ohr der mir alles vorsagt. Ist alles hier oben drin gespeichert.“ Lächelnd tippte er auf seine Stirn. Grummelnd beäugte ich mein gegenüber und murmelte: „Wo wurde es zerstört?“ Sekunden später folgte auch schon die Antwort: „In Japan. Um genauer zu sein in Ahsiya.“ Stur beschloss ich ihn noch weiter auszufragen.
 

„Wann?“

„Im zweiten Weltkrieg.“

„…Wodurch?“

„Durch ein Feuer.“

„……Wann wurde es gemalt?“

„Im August des Jahres 1888.“
 

Es verschlug mir die Sprache. Alles war richtig. So langsam geriet ich sogar ins Schwitzten. „Ach ja. Ist dir aufgefallen das keins der Gemälde in Frankreich geblieben ist? Zwei der Sonnenblumen sind in den USA, eins, wenn man das fünfte nicht mitzählt, ist in Japan, eins bei uns in Deutschland und die zwei anderen sind in Amsterdam und London.“, erzählte der Schwarzhaarige und gestierte etwas mit seinen Armen. Langsam aber sicher wurde ich verrückt. Wie konnte der so viel wissen. Das hätte ich ihm ganz und gar nicht zugetraut. Kopflos schrie ich schon beinahe: „Was weist du denn eigentlich nicht?!“ Für einen kurzen Moment verstummten wir beide. Ich sah peinlich berührt zu Boden und kratzte mir die Schläfe. Mein Gegenüber konnte sich das Lachen nicht verkneifen und prustete los. „Deinen Namen. Denn kenne ich noch nicht.“, gestand er, nachdem sich sein Gemüt etwas vom Lachen beruhigt hat.
 

Mir blieb der Mund offen. War das jetzt etwa eine Anmache? „Tja. Deinen kenne ich auch nicht, aber egal.“, grummelte ich mit dezent rosigen Wangen und wandte mich ab. Vielleicht sollte ich jetzt einfach gehen. Eine Ausrede finden. „Kai!“, kam es nun wieder vom Schwarzhaarigen. Überrascht drehte ich mich wieder zu ihm und zog meine Augenbraue in die Höhe. Als er dies merkte drückte er sich mit einer weiteren Aussage genauer aus: „Mein Name. Mein Name ist Kai.“ Ich weitete meine Augen. Nuschelte dann aber nervös wegschauend: „Ich bin Rose.“
 


 


 

Fortsetzung folgt...



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